Sehr junge Väter im Kontext v. Erziehungshilfen

„UND WER HILFT DEN JUGENDLICHEN
VÄTERN?“
Handlungsbedarfe und Möglichkeiten Sozialer Arbeit an Beratung und
Begleitung sehr junger Väter im Kontext von Erziehungshilfen
FRAGESTELLUNGEN
 Gibt es einen Bedarf jugendliche Väter mit spezifischen Angeboten der
Erziehungshilfe zu berücksichtigen?
 Welche Möglichkeiten bestehen dazu im Kontext Erziehungshilfe um
Zugänge für spezifische Angebote zu erlangen?
 Online- Befragung  inwiefern sind, nach der Beurteilung von Fachkräften,
spezifische Angebote für jugendliche Väter im Zusammenhang mit
gemeinsamen Wohnformen (§19 SGB VIII) vorhanden, die jugendliche Väter
als solche anerkennen, erreichen und fördern. Welche Angebote erachten
Fachkräfte als sinnvoll?
 Welche besonderen Anforderungen sollten bei der Entwicklung von
Angeboten der Erziehungshilfen bezüglich jugendlicher Vaterschaft bedacht
werden?
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VORGEHEN BEIM ERARBEITEN DER
FRAGESTELLUNG
 Klärung „jugendlicher Vater“ / Abgrenzung zum erwachsenen Vater.
 Bewältigungsanforderungen/ Entwicklungsaufgaben j. Väter.
 Vater als wichtige Bindungsperson für das Kind.
 väterliche „Feinfühligkeit“ als Bindungskompetenz.
 Rechtslagen j. V. und Zugänge an erzieherischen Hilfen im Bezug zum KJHG/ SGB
VIII.
 Handlungsansätze zur Beratung und Begleitung j. Väter.
 Befunde aus eine Online- Befragung von Vater/ Mutter-Kind-Einrichtungen in
katholischer Trägerschaft zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten für
jugendliche Väter.
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WAS HEIßT DENN „JUGENDLICHER VATER“?
ABGRENZUNG ZUR VATERSCHAFT IM
ERWACHSENENALTER
Der Jugendbegriff
Vaterschaftsvorstellungen
 Jugend dauert heute länger (bis zu 15
J.) (vgl. Hurrelmann/ Quenzel 2012: 98f.),
 normativ dem Erwachsenenalter
zugeordnet (vgl. Matzner 2007: 223),
 lange Ausbildungszeiten, ökonomische
Abhängigkeit, soziokulturelle
Selbstständigkeit (vgl. Böhnisch 2012: 139),
 kein inhaltskonformer Vaterschaftstypus
 eigenständige Lebensphase (vgl.
Hurrelmann/ Quenzel 2012: o. S.),
(vgl. Ahnert 2010: 72ff.),
 Identität neuer Vaterschaft mütterliche
Gleichheit oder neues Rollenbild mit
männlicher Qualitätsfüllung? (vgl.
Rommelspacher 2005: 26ff.)
 Übergang Jugend/ „Erwachsen sein“
 geprägt von Unsicherheiten,
Ungewissheit, Risiko (vgl. Sander/ Witte 2011:
658f.)
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ENTWICKLUNGSAUFGABEN JUGENDLICHER
VÄTER
Jugend
Vaterschaft
 Individuation/ Autonomiestreben
 Reproduktion/ soziale Integration
 psychosoziale Krisen der Jugend,
Individuation und Integration
 psychosoziale Krisen der
Vaterschaft, Rollendefinierung
 Bildungs-/Ausbildungsphase 
geringeres Einkommen
 finanzielle Sicherheit/ sicherer
Arbeitsplatz
 Konsumübung (Geld/ Freizeit)
 Konsumeinschränkung
 Bindungen erproben; KörperGeschlechtsidentität
 Bindungen verbindlich (vgl. Hurrelman/
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Quenzel 2012 :o. S.)
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DER VATER ALS WICHTIGE
BINDUNGSPERSON FÜR DAS KIND
Väter
 Väter bringen die gleiche
Bindungsfähigkeit und
Kompetenzen mit (außer Stillen)
 Väter gehen mit ihren Kindern
anders um
Feinfühligkeit
 besonders hilfreiche
Bindungskompetenz
 feinf. Väter erachten Bindung und
Beziehung als wichtig und sind
familiär engagierter
 feinf. Väter haben Kinder die
vertrauen
 Ermutigung/ Motivation/
Begebenheiten der Umwelt
 werden meist von Partnerinnen
wertgeschätzt
 Exploration/ Spielpartner
 feinf.können meist selbst auf
positive Vatererfahrungen
zurückgreifen
(vgl. Grossmann/Grossmann 2014: o. S.)
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RECHTSLAGEN JUGENDLICHER VÄTER
BGB (viertes Buch) Abstammung/ Personensorge
 Vaterschaft (§ 1592 BGB) verheiratet o.Vaterschaft anerkannt o.
gerichtlich festgestellt j. Väter selten verheiratet, kennen Rechtslage nicht,
Vaterschaft ungewiss;
 Sorgerecht  wenn nicht verheiratet Mutter (§1626 a (3) BGB);
 Vater Sorgerecht  auf eigenaktiven Antrag (§1626a (2) BGB) o.
gemeinsame Sorgeerklärung;
 Umgangsrecht wenn Vaterschaft anerkannt o. (bei leiblichen, aber nicht
rechtlicher V.) Umgangsrecht wenn zum Wohle des Kindes und Interesse
des Vaters besteht;
 Es verlangt Rechtskenntnisse; Eigenaktivität u. o. Negativprüfung (zum
Wohle des Kindes) der meist nicht verheirateten j. Väter, um Umgangsrecht/
Personensorge zu erlangen/ auszuüben.
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ZUGÄNGE ÜBER DAS SGB VIII
 Allgemeine Vorschriften (§§ 2, 9 SGB VIII);
 Förderung der Erziehung in der Familie (§§ 16-19 SGB VIII) (16 (3) / §1 (4) KKG
Frühe Hilfen);
 Hilfe zur Erziehung (27-31 SGB VIII) (Erziehungsberatung, Soziale Gruppenarbeit,
Erziehungsbeistand, Soz. päd. Fam. Hilfe);
 Andere Aufgaben der Jugendhilfe (52 a SGB VIII);
 § 17- 19 SGB VIII;
Problem  Antragsberechtigt nur der Personensorgeberechtigte bei Hilfe zur
Erziehung des Kindes (Ausnahme §16 SGB VIII);
 o. Eltern des j. Vaters wenn dieser selbst minderjährig ist (als Kind „mit
Kind“)
 o. für sich selbst in seiner Rolle als j. Vater bei Volljährigkeit gem. § 41
SGB VIII
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HANDLUNGSANSÄTZE ZUR BERATUNG UND
BEGLEITUNG J. VÄTER
 traditionelle Geschlechterorientierung u. o. nicht nachvollziehbares Verhalten als
Bewältigungsparadigma ist subjektiv plausibel. Es schützt den jugendlichen Vater
vermeintlich vor Exklusion und Desintegration, schafft Handlungssicherheit,
Anerkennung und Selbstwert  äquivalente Funktionen schaffen Alternativen (vgl.
Böhnisch 2012/ 2013: o. S.);
 formelle und informelle, gendergerechte flexible Angebote könnten dem j. Vater
helfen ihn in der Entwicklung seiner Rolle zu unterstützen; Solche gilt es zu
entwickeln und zu finanzieren
 Methoden müssen für die Zielgruppe passend sein
 j. Väter am „Ist- Stand“ abholen;
 an die Professionellen werden besondere Anforderungen im Umgang mit
jugendlichen Vätern gestellt (Akzeptanz, Distanz, Rückstellung der eigenen
Maßstäbe)
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ONLINE BEFRAGUNG ZU BERATUNGS- UND
UNTERSTÜTZUNGSANGEBOTEN FÜR JUGENDLICHE VÄTER IN MUTTERKIND- EINRICHTUNGEN (VÄTER UNTER 25 JAHRE)
 Erfassung vorhandener Angebotsstrukturen und Handlungsbedarfe aus Sicht der
Fachkräfte, hemmende Faktoren für Angebote
 Standardisierte Antwortvorgaben/ offene Fragen
Themenbereiche:
A. Spezifische Angebote fachlicher Beratung für jugendliche Väter bezüglich ihrer Rolle
als Vater.
B. Spezifische Besuchsmöglichkeiten für jugendliche Väter bezüglich ihres Kindes.
C. Spezifische Angebote von Fachkräften, um mit dem jugendlichen Vater den
Umgang mit seinem Kind zu üben und Bindung zu diesem aufzubauen.
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FAZIT
 Erwartungshaltungen an j. Väter sind komplex, widersprüchlich, nicht eindeutig
erkennbar;
 j. Väter haben aufgrund ihrer Lebenslage und Sozialisation besonderen Hilfebedarf;
 Väter als Bindungsperson sind besonders und wichtig;
 SGB VIII bietet hinreichend Möglichkeiten für Leistungen, jedoch sind Zugänge
schwierig und passende Angebote selten;
 Mutter- Kind – Einrichtungen erreichen über die Mütter jugendliche Väter und haben
auch teilweise schon spezifizierte Angebote;
 es gibt Faktoren, die das Einbeziehen von j. Vätern in solchen Einrichtungen
hemmen;
 es ist unklar in welchen Bereichen der Sozialen Arbeit eine (Re-)- Aktivierung j. Väter
angesiedelt werden kann;
 es besteht ein Handlungs- und Forschungsbedarf.
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LITERATURVERZEICHNIS
Ahnert L. (2010): Wieviel Mutter braucht ein Kind? Heidelberg
Böhnisch, L. (2013): Männliche Sozialisation. Eine Einführung. (2., überarb. Aufl.) Weinheim und Basel
Böhnisch, L. (2012): Sozialpädagogik der Lebensalter. Eine Einführung (6., überarbeitete Aufl.). Weinheim/München
Böhnisch, L./Lenz, K./Schröer, W. (2009): Sozialisation und Bewältigung. Eine Einführung in die Sozialisationstheorie der zweiten
Moderne. Weinheim/München
Grossmann, K./Grossmann, K. E. (2014): Bindungen-das Gefüge psychischer Sicherheit (6. Aufl.). Krugzell
Hurrelmann, K./Quenzel G. (2012): Lebensphase Jugend. Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Jugendforschung (11.,
vollständig überarbeitete Aufl.). Weinheim/München
Matzner, M. (2007): Männer als Väter – ein vernachlässigtes Thema soziologischer
Männerforschung. In: Bereswill M., Meuser M., Scholz S. (Hrsg.). Dimensionen der
Kategorie Geschlecht: Der Fall Männlichkeit. Münster (S. 223-240)
Matzner, M. (2007a): Väter, die vernachlässigte Zielgruppe in der Sozialen Arbeit mit
Familien. In: Hollstein, W./Matzner, M. (Hrsg.): Soziale Arbeit mit Jungen und Männern.
München/Basel (S. 174-189)
Rommelspacher, B. (2005): Gender, Race, Class. In: Sozialextra Heft 6/2005.
Sander, U./Witte, M. D. (2011): Jugend. In: Otto H.-U./Thiersch H. (Hrsg).Handbuch Soziale Arbeit (4., völlig neu bearbeitete Aufl.).
München
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