Presseinformation Der Goalie bin ig von Pedro Lenz Regie Johanna

Presseinformation
Der Goalie bin ig
von Pedro Lenz
Regie
Bühne und Kostüme
Johanna Böckli
Beni Küng
Premiere
Donnerstag | 19. November 2015 | 20.00 Uhr
Kulturhaus Central, Brauereistrasse 2, Uster
Weitere Vorstellungen dort
Freitag | 20. November 2015 | 20.00 Uhr
Nächste Vorstellungen danach
29. (19.00 Uhr) | 30. November (20.00 Uhr )
im Theater Rigiblick Zürich
Abendkasse und Bar
ab 19.00 Uhr
Reservationen
www.centraluster.ch
Stadt- und Regionalbibliothek Uster | [email protected]
Fotos
http://theaterzuerich.ch/tzpix/
Der Goalie
«Agfange häts eigentlich viel früehner. Aber ich
chönnt jetzt au grad so guet behaupte, es hät a dem
einte Abig agfange, es paar Täg nachdem, ich vo
Pöschwies zrugcho bin. Viellicht isch es öppe zähni
gsi, viellicht ä halb Stund spöter. Spielt kei Rolle. Uf
all Fäll häts Bise gha wie d’Sau. Schummertal.
November. Und ich es Herz so schwer, wie en alte,
nasse Bodelumpe.»
Theater Kanton Zürich | Uwe Heinrichs | Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit | Telefon 052 212 14 67 |
Fax 052 212 88 19 | [email protected] | www.theaterkantonzuerich.ch
Besetzung
Der Goalie bin ig
von Pedro Lenz
Der Goalie
Nicolas Batthyany
Regie
Bühnenbild und Kostüme
Licht
Dramaturgie
Johanna Böckli
Beni Küng
Alessandro Gervasi
Uwe Heinrichs
Technische Leitung
Flurin Ott
Stefan Schwarzbach
Stefan Schwarzbach
Patrick Boinet
Janos von Kwiatkowski
Jano Müller
Graziella Galli
Franziska Lehmann
Iris Barmet
Stefanie Keller
Flurin Ott
Patrick Boinet
Alessandro Gervasi
Jamal Hojaij-Huber
Janos von Kwiatkowski
Jano Müller
Stefan Rüdisühli
Patrick Schneider
Bühnenbau
Beleuchtung
Ton
Gewandmeisterinnen
Mitarbeit Kostümatelier
Requisite
Bühnenmeister
Bühnentechnik
Premiere am 19. November 2015 im Kulturhaus Central in Uster.
Dauer der Aufführung: ca. 1 ¼ Stunden. Keine Pause.
Aufführungsrechte beim Verlag Der gesunde Menschenversand, Luzern.
Theater Kanton Zürich | Uwe Heinrichs | Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit | Telefon 052 212 14 67 |
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Das Stück
Der Goalie
«Wieso, dass ich Goalie heisse?
Das isch e langi Gschicht. Viel meinet, ich seg halt
im Goal gschtande, wil sie mer überall Goalie
säget. Aber das isch falsch. Min Name hät nüt mit
minere Position z tue. Im Goal sind denn nume die
gschtande, wo me suscht nöd hät chönne bruche.
Und mich hät me chönne bruche. Ich ha meh Goal
gschosse uf dem holprige Schuttplatz, als all
andere zäme.»
So richtig viel Glück hat er nicht gehabt im Leben, der Goalie. Die ersten 33 Jahre
verbrachte er in einem Nest namens Schummertal. Hier schaute jeder nach dem
anderen – mehr als einem lieb ist – und der Drogenkonsum war hoch und der Arm
des Gesetzes lang. Dabei war der Goalie doch nur ein kleiner Fisch, nicht mal ein
«Grämmlidealer». Ein erster Tiefschlag war dann diese Geschichte mit der Tasche
eines Arabers, oder war es ein Franzose? Jedenfalls leicht verdientes Geld: Für «föif
Ameisenote» hatte er den Araber oder Franzosen für seinen Kumpel Ueli irgendwo
im Jura abgeholt. Dummerweise vergass der gute Mensch in Goalies Kofferraum eine
Tasche voller Stoff, und blöderweise hat der Goalie später dann so getan, als ob er
nicht wüsste, wo die Tasche ist. Ein Jahr später war das alles Schnee von gestern, die
Strafe abgesessen, die Rechnung beglichen, der Goalie wagte einen Neuanfang. Er
fand eine Wohnung und sogar einen Job. Und als die schöne Regula, Bedienung in
seiner Stammbeiz «Maison», um die er ausdauernd, aber bislang vergeblich und
vielleicht auch etwas dämlich geworben hatte, einwilligte, mit ihm nach Spanien in
die Ferien zu fahren, war das Glück fast schon zum Greifen nahe. Aber wie so oft
schlug das Schicksal dem Goalie ein Schnippchen, und wieder einmal wurde er in
Dinge verwickelt, mit denen er weder etwas zu tun hatte noch haben wollte …
Das heldenhaft-schlitzohrige, naiv-geschäftstüchtige Stehaufmännchen Goalie ist
eine der wunderbaren Figuren des Berner Mundartdichters Pedro Lenz, der mit
liebevollem Blick einen gewitzten, grundsympathischen und dennoch gefährdeten
Menschen zeichnet und ihm mit Berndeutscher Poesie humorvoll und melancholisch
zugleich eine markante, wortreiche Stimme verleiht. 2014 wurde das Buch von
Sabine Boss verfilmt und avancierte zu einem der erfolgreichsten Schweizer Filme
des Jahres. Nun erobert der Goalie auch die Theaterbühnen; bei uns auf Wunsch des
Autors in einer Züritüütschen Fassung mit Nicolas Batthyany.
Theater Kanton Zürich | Uwe Heinrichs | Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit | Telefon 052 212 14 67 |
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Der Autor
Pedro Lenz, 1965 in Langenthal geboren, machte seinen Lehrabschluss als Maurer
1984. Nach der Eidgenössischen Matura studierte er einige Semester Spanische
Literatur an der Universität Bern. Seit 2001 arbeitet er vollzeitlich als Schriftsteller.
Lenz lebt in Olten und schreibt als Kolumnist für NZZ, WoZ und Schweiz am
Sonntag. Als Autor ist er Mitglied des Bühnenprojekts «Hohe Stirnen» und
der Spoken-Word-Gruppe «Bern ist überall». Lenz erhielt für «Der Goalie bin ig»
den Schweizer Filmpreis 2014 für das beste Drehbuch (mit Jasmine Hoch und Sabine
Boss), den Preis für Literatur 2014 des Kantons Solothurn, den Schillerpreis für
Literatur der Deutschen Schweiz 2011 sowie den Literaturpreis des Kantons Bern.
«Der Goalie bin ig» ist sein erster Roman.
Die Regisseurin
Johanna Böckli, 1981 in Zürich geboren, absolvierte die kaufmännische Lehre
beim Filmverleihunternehmen Frenetic Films. Der Einstieg in die Theaterwelt kam
2010 mit ihrer ersten Regieassistenz beim Mydriasis-Projekt «36 Stunden» in der
Regie von Magdalena Nadolska. Es folgten weitere Inszenierungen mit Nadolska, der
Kabarettistin Regula Esposito sowie diversen Regisseuren aus der freien Szene. Die
Hospitanz bei der Produktion «Frohe Feste» (Regie: Rüdiger Burbach) führte zu
einer regelmässigen Zusammenarbeit mit dem Theater Kanton Zürich. Seit
der Spielzeit 2014/2015 ist sie fest als Regieassistentin angestellt. «Der Goalie bin ig»
markiert ihr Debüt als Regisseurin.
Der Schauspieler
Nicolas Batthyany ist 1982 in Zürich geboren und in Salzburg und Wien
aufgewachsen. Ein Studium der Politikwissenschaften hat er nach zwei Jahren
abgebrochen, um ab 2006 Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste zu
studieren, wo er im Juni 2011 seinen Masterabschluss erhielt. Während seines
Studiums spielte er in zahlreichen Produktionen am Theater der Künste u.a. in der
Regie von Volker Hesse, Stephan Müller und Joachim Schlömer. Nicolas Batthyany
war Stipendiant der Thyll-Dürr-Stiftung und gastierte bereits an mehreren Schweizer
Theatern, so z.B. am Theater Basel, am Jungen Schauspielhaus Zürich am Luzerner
Theater sowie am Theater Biel Solothurn. Zuletzt war er dort als K in Franz Kafkas
«Das Schloss» zu sehen. Am Theater Kanton Zürich spielt er den Thomas
Buddenbrook in Thomas Manns «Buddenbrooks», den Romeo in «Romeo und Julia»
sowie Stanley Kowalski in Tennessee Williams‘ «Endstation Sehnsucht».
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Zwei Mundartbücher von Pedro Lenz
Vom Goalie, der keiner ist
Nach einem kurzen Zwischentief wegen einer kleinen Drogengeschichte kehrt der,
den sie Goalie nennen, nach Schummertau zurück. In jenes Dorf, in dem unschwer
das oberaargauische Langenthal zu erkennen ist, wo sich während Goalies
einjähriger Abwesenheit bei
Alexandra von Arx ⋅ Nach einem kurzen Zwischentief wegen einer kleinen
Drogengeschichte kehrt der, den sie Goalie nennen, nach Schummertau zurück. In
jenes Dorf, in dem unschwer das oberaargauische Langenthal zu erkennen ist, wo
sich während Goalies einjähriger Abwesenheit bei Vollpension in der Strafanstalt
«Witzwiu» nichts verändert hat. Alle sitzen sie noch immer in den gleichen Kneipen
und erzählen sich Variationen der immer gleichen Geschichten. Der Goalie aber hat
sich verändert. Er ist jetzt ein Ex-Junkie, er will neu anfangen, will eine eigene
Wohnung, einen ordentlichen Job und am Ende des Jahres den Dreizehnten. Er will
Gesellschaft und ein bisschen Wärme und beginnt gar nicht einmal so schlecht, hat
bald schon eine «Loge» und einen «Bügu».
Nur mit dem Zwischenmenschlichen will es ihm nicht so recht gelingen: Die
freundliche Kellnerin Regula, in die sich der Goalie verliebt, ist zwar nicht
desinteressiert, befindet sich aber halt doch in einer festen, wenn auch nicht erfüllten
Beziehung. Und Ueli («Guet, der Ueli isch e Junkie, dasch diskussionslos, aber är isch
äben ou en aute Kolleg, en Art e Fründ, das chamen ou nid eifach verdränge») sowie
der erfolglose «Grämmlidealer» Stofer, Freunde seit Kindertagen, teilen mit ihm
zwar Erinnerungen, nicht aber seine Loyalität. Dieser kleine Unterschied wird dem
Goalie im Verlauf seines Berichts langsam bewusst.
Pedro Lenz, der 45-jährige Autor von «Der Goalie bin ig», ist selber in Langenthal
aufgewachsen. Er kennt das im Roman geschilderte Milieu, kennt die Provinz und die
Beizen mit ihren Stammgästen. Er interessiert sich für die alltäglichen Geschichten
und für die Sprache, in der sie erzählt werden. Seine Texte begnügen sich dabei nicht
mit der simplen Abbildung, sondern suchen nach Sprachklang und -rhythmus. Als
Kolumnist, Radiomorgengeschichtenschreiber, Spoken-Word-Performer und freier
Autor hat Lenz bereits viel Erfahrung darin gesammelt, wie emotionale
Spannungsbögen gezogen werden können und im richtigen Moment eine
überraschende Wendung einzubauen ist.
Das federt die ausladende Erzählweise und kreisenden Gedankengänge des Goalies
etwas ab. Dieser ist halt ein «Lafericheib», zum Glück aber auch ein grosser
Sympathieträger. Der Goalie heisst ja nicht für nichts Goalie, ohne jemals im Tor
gestanden zu haben (denn dort stehen schliesslich nur jene, die sonst nirgends und
zu nichts zu gebrauchen sind), sondern wegen seines ausgeprägten
Gerechtigkeitsgefühls und seiner sozialen Ader: Als die Mannschaftskameraden einst
nach einem verlorenen Match ihren Goalie verhauen wollten, da hat er eingegriffen
und verkündet: «Giele, der Goalie bin ig! Wenn der unbedingt e Goalie weit
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verchlopfe, de nämets mit mir uf, dir Feiglinge.» So kam es, dass aus «Ärnscht» der
«Goalie» geworden ist und der Leser über so manches «Gliir» von ihm grosszügig
hinwegliest.
Dass die «gesprochene Sprache» des Romans das Vorankommen nicht erleichtert,
dass es vielmehr einige Zeit dauert, bis man nur noch vereinzelt über Wörter stolpert,
die mehrmals gelesen werden müssen, bis sich ihr Sinn entschlüsselt, darüber
entschädigt das erwachte Bewusstsein, wie nuancenreich unsere Vokale sind und wie
facettenreich unsere Mundart ist. Da die Erzählung des Goalies von der direkten
Rede und dem Klang lebt, liest sie sich am besten laut. Solches gilt auch für Lenz'
zweites in diesem Jahr herausgekommene Bändchen, «Tanze wi ne Schmätterling».
Es stellt die Textgrundlage dar für das gleichnamige Bühnenprogramm, das Pedro
Lenz zusammen mit dem Musiker Patrick Neuhaus als Duo «Hohe Stirnen»
aufführte. Der lyrische, in kurze songartige Strophen gegliederte Text erzählt die
Geschichte um Muhammad Ali, den legendären Boxweltmeister, der 1971 bei einem
Kampf in Zürich auf den Hauswart Pole und die Coiffeuse Regula trifft und in ihnen
Freunde fürs Leben findet.
Der Goalie hingegen verliert seine vermeintlichen Freunde am Ende. «I verzöue nid
zum Plousch, i verzöue zum nochecho. Wenn i nid chönnt verzöue, de würdi das
himutruurige Läbe sowieso nid tschegge.» Im Verlauf seines Monologs aus
Erinnerungen, Gedankenströmen und erlebter Rede geht ihm ein Licht auf, und aus
einer schwachen Vermutung wird eine bittere Tatsache; aus dem unterhaltsamen
Geplauder wird ein berührendes Lebenszeugnis. Leider bringt die gewonnene
Erkenntnis den Goalie nicht weiter, sondern treibt ihn in die Einsamkeit. Aber wie er
selber sagt: «Es isch mit de Städt wi mit de Gschichte, di truurige si nid gäng di
schlächtischte.» Vielleicht verheisst das für seinen Erfinder Glück. «Der Goalie bin
ig» ist für den Schweizer Buchpreis 2010 nominiert.
© Neue Zürcher Zeitung, 9. November 2010
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