Gnadenhof Luna wieder aufgebaut

hilft!
Gnadenhof Luna
wieder aufgebaut
Nach der verheerenden Schlammlawine im August (ProTier berichtete in der Ausgabe 3/2015) musste
erst einmal der Schock überwunden werden. Doch es blieb nicht viel Zeit, es musste dringend gehandelt werden. Es galt, das zerstörte Zuhause für die 60 Tiere so schnell wie möglich wieder aufzubauen. Die Ausläufe mussten instandgestellt und eine neue Umzäunung errichtet werden. ProTier hat den
Hof Luna besucht, um sich vor Ort selber ein Bild zu machen und Theresia Seyffert die frohe Botschaft
zu überbringen, dass wir dank unseren Spenderinnen und Spendern den Wiederaufbau der Aussenzäune mitfinanzieren können.
Fotos © ProTier
Noch steht hier ein Provisorium,
doch der neue Zaun kann bald gebaut werden.
Von Barbara Kerkmeer
Bei unserem Besuch auf dem Hof
Luna hat die Morgensonne ihn noch
nicht erreicht, und ein kühler Wind
bläst über die Anlage. Theresia Seyffert begrüsst uns herzlich. Wir können kaum glauben, wie weit die Aufräumarbeiten bereits fortgeschritten
sind. Alles Geröll ist weggeräumt,
Holzpfähle wurden eingeschlagen,
Gitter gespannt und Ausläufe befestigt.
Alle Tiere sind zurück auf dem Hof
und geniessen das ganz offensichtlich. Voller Begeisterung erzählt uns
Theresia Seyffert, wie viele freiwillige Helfer, Menschen, die sie vorher
nicht gekannt hat, sich bei den Aufräumarbeiten eingesetzt und tagelang geschuftet haben.
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Gute Nachricht von
ProTier: Spende für den
Aussenzaun
Zwar wurden dank dem grossen
Einsatz vieler Menschen die Ausläufe der Tiere einigermassen, teilweise
noch provisorisch, wieder instandgestellt. Der Aufbau des grossen Aussenzauns, welcher das ganze Hofgelände umschliesst und den Tieren
den Auslauf auf die Weiden ermöglicht, musste aber noch warten. Die
Kosten für den professionellen Wiederaufbau sind sehr hoch. ProTier
wird den Wiederaufbau des Zauns
mit CHF 20'000 unterstützen. Theresia Seyffert freut sich über diese
gute Nachricht. Leider sind mit diesem Beitrag noch nicht alle Kosten
gedeckt, und weitere Spenden für
den Wiederaufbau sind sehr willkommen. Beim Rundgang über den
Hof lernen wir nach und nach alle Bewohner kennen. Die Kühe Bella und
Luna liegen im dick eingestreuten
Stall und käuen wieder. Bei genauem Hinsehen entdecken wir Sophie,
das Schwein, eingekuschelt und tief
schlafend im Stroh. Die blinde Kuh
Linda mit ihrem Sohn Piccolo liegt
ebenfalls entspannt in ihrem Stall.
Theresia Seyffert bietet den beiden
an, nach draussen zu gehen. Linda
streckt die Nase kurz raus, merkt
aber schnell, dass noch keine Sonne
scheint, und zieht sich wieder zurück.
Rundum zufriedene
Tiere und ein neuer
Hahn im Korb
Das Bild der ruhenden, entspannten
Tiere zeigt: Hier leben glückliche Tiere, die nichts produzieren müssen
und um ihrer selbst willen geliebt
werden.
Im nächsten Stallabteil treffen
wir Giovanni, den Hahn, mit seiner
Lebensgefährtin Heidi – die beiden
haben sich gefunden, nachdem
Giovanni zweimal von der grossen
Hühnergruppe arg malträtiert und
schwer verletzt wurde. Der Auslauf
für die grössere Hühnergruppe ist
auch schon fertig, und die Tiere picken fleissig im Boden. Vor kurzem
wurde ein wunderschöner Hahn in
die Gruppe aufgenommen, er sollte
eigentlich geschlachtet werden. Nach
einigem Hin und Her mit dem Leithuhn sind die Zuständigkeiten nun
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Eine Schlammlawine hatte bis
auf das Wohnhaus alles zerstört.
Barbara Kerkmeer von ProTier mit Hund Heaven
und Gnadenhofleiterin Theresia Seyffert.
Während unseres Besuches müssen die sechs Hunde ausnahmsweise in der Küche bleiben. Zwei von
ihnen dürfen uns dann beim Teetrinken doch noch Gesellschaft leisten
und mit ProTier-Hund «Heaven» her­
umtollen.
Tiere als Botschafter
geklärt, und die Tiere leben ein harmonisches Miteinander.
Harmonisches «InnenLeben» und Tierfreundschaften im Haus
Im Haus lebt ein Teil der 22-köpfigen
Katzengruppe. Jedes Tier hat eine
Geschichte – sie wurden ausgesetzt,
sollten eingeschläfert werden oder
irrten allein durch Wohnquartiere. Im
obersten Stock bewohnen elf Vögel
zusammen mit dem blinden Meerschweinchen Müsli ein Zimmer mit
Fenster, in dem sie auch fliegen können. Theresia Seyffert erzählt, dass
die neun Artgenossen des Meerschweinchens einem Räuber zum
Foto © Hof Luna
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Auf dem Gnadenhof Luna
fühlt man sich sauwohl.
Opfer fielen und es bei der Attacke
das Augenlicht verlor. Die Vögel und
das Meerschweinchen haben sich
angefreundet. Es kommt öfter vor,
dass die beiden Sittiche im Häuschen
von Müsli zu Besuch weilen.
Ein herzliches «Muh» von uns an alle
Spenderinnen und Spender von ProTier.
Im Gespräch erfahren wir von Theresia Seyffert, was sie antreibt. Sie
will mit dem Beispiel der friedlich
zusammenlebenden Tierfamilie den
Menschen bewusst machen, wie viel
Verantwortung man auf sich nimmt,
wenn man ein Tier bei sich aufnimmt.
Ein Tierleben dauert viele Jahre, für
diese Zeit geht man als Tierhalter eine Verpflichtung ein, die auch dann
gilt, wenn sich die Lebensumstände ändern. Diesen Umstand sollte
sich jeder bewusst machen, bevor
er sich ein Haustier anschafft. Die sogenannten «Nutz»tiere auf dem Hof
sind zudem Botschafter für ihre Art
und sollen darauf aufmerksam machen, welchen Preis die Tiere in der
Landwirtschaft für die Produktivität
zahlen.
Die Tiere auf dem Hof zeigen,
dass jedes Wesen individuelle Bedürfnisse hat, Respekt und Fürsorge
braucht, und dass ihr eigentlicher
Lebenszweck nicht darin besteht,
dem Menschen als Produktionseinheit für tierische Erzeugnisse zu dienen.
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Mehr Infos zum
Gnadenhof Luna:
www.gnadenhof-luna.ch
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