Jean Bemelmans zu Gast am Schindlhof - die 10 besten Tipps vom Reitmeister Er gehört zu den wohl renommiertesten Trainern der Welt, ist Reitmeister und selbst bis Grand Prix Special international erfolgreich geritten: Jean Bemelmans. Den Dressurreitern sollte der gebürtige Belgier, der vor 40 Jahren nach Deutschland gekommen ist, ein Begriff sein. Derzeit ist er in Krefeld (GER) stationiert, betreibt dort einen eigenen Stall und reitet zu Hause auch selbst. In der Vergangenheit trainierte er die spanische und die französische Dressurequipe – beide Teams haben es unter seiner Aufsicht zu großen internationalen Erfolgen gebracht. Am Donnerstag (8.10.2015) war Bemelmans im Zuge der bekannten Lehrserie „Die Alten Meister“ mit Live-Pferdetraining zu Gast am Schindlhof bei Familie Haim Swarovski in Fritzens (T). Nach einer Idee von Frank Henning wurde der Lehrgang in Fritzens zum Thema „Das Erarbeiten von Problemlösungen bei Dressurpferden“ gestaltet. Die zahlreichen Zuschauer sahen fünf Pferde von der 4-jährigen Remonte bis zum ausgebildeten Grand Prix Pferd. Wir haben für euch die wichtigsten Tipps vom internationalen Dressurausbilder Jean Bemelmans zusammengefasst: 1. „Jedes Pferd kann alles lernen.“ Als Jean Bemelmans seine Bereiterlehre anfing, betonte sein Ausbildner stets, dass jedes Pferd alles lernen könne. Dies motivierte die Lehrlinge, da nicht jeder mit einem Weltpferd gesegnet war. Auch heute hält Bemelmans an diesem Gedanken fest: „Man kann aus einem weniger hübschen und weniger talentierten Pferd ein Grand Prix Pferd machen.“ 2. Lektionen üben die man nicht so gut kann Bemelmans betont, dass man die Dinge am konzentriertesten üben sollte, mit denen der Reiter und/oder das Pferd die meisten Probleme hat. Gut funktionierende Lektionen müssen nur noch verfeinert werden. 3. Zügel (anfangs) nicht zu kurz Speziell bei jungen Pferden sollte man laut Jean Bemelmans darauf achten, die Zügel anfangs und auch während der Arbeit nicht zu kurz zu halten. Damit erlaubt man dem Pferd die nötige Dehnung. Auch bei weiter ausgebildeten Pferden betont der Reitmeister des Öfteren, dass sich das Pferd einem Leichtathlet ähnlich anfangs dehnen und strecken sollte. 4. Das Pferd soll sich alleine „tragen“ Egal ob man das Pferd vorwärts-abwärts oder in Aufrichtung reitet – es solle sich alleine tragen und muss sich von hinten nach vorne an das Gebiss herantreiben lassen. 5. Das Gefühl vom Neu-Angaloppieren bei jedem Galoppsprung Wenn man sein Pferd stets im Bergauf galoppieren möchte, ist neben der richtigen Aufrichtung eine weitere Sache hilfreich: man muss das Gefühl vom NeuAngaloppieren bei jedem Galoppsprung vermitteln. Klingt banal, ist aber tatsächlich eine gute Gedankenstütze. Beim Angaloppieren springt das Pferd regelrecht nach oben – man bleibt aufgerichtet, macht sich groß, spannt seinen Körper an und treibt jeden Galoppsprung nach „oben“ an das Gebiss heran. 6. Junge Pferde vor Aufgaben stellen Junge Pferde müssen oft besser beschäftigt werden als etwas Erfahrene. Deswegen ist es wichtig, junge Pferde vor bewältigbare Aufgaben zu stellen, damit ihnen nicht langweilig wird. Als Beispiel nennt Bemelmans das Reiten einer großen Tour im Galopp, kurz vor der Bande durchparieren und dann die Hand wechseln. 7. Nach der Versammlungsarbeit wieder Schwung holen Versammlungsarbeit ist sehr anstrengend für die Pferde, deswegen ist es wichtig nach und auch während der Versammlungsarbeit wieder Schwung zu holen. Zum Beispiel durch eine Verstärkung an der langen Seite. 8. Ecken nützen Die Ecken sind eine gute Vorbereitung für jede Lektion und stellen eine ViertelVolte dar. Wenn die Ecke schlecht oder gar nicht geritten wird, wird die Lektion auch nicht gut werden. 9. Das Pferd stets geschmeidig halten Um seine Pferde stets geschmeidig zu halten, übt Jean Bemelmans selbst oft folgendes: im Trab reitet er eine Rechtstraversale, dann eine Volte nach links, und dann reitet er wieder eine Traversale nach rechts. 10. Pausen Nach guter oder schwieriger Arbeit ist es wichtig die Pferde kurz entspannen zu lassen. Das kann man durch Schrittpausen am langen Zügel, oder durch kurzes lockeres Traben am längeren Zügel erreichen. Damit entspannen sich die Muskeln und es kann gestärkt in die nächste Lektion gehen. Mit einem schönen und nachdenklichen Zitat hat der Initiator der Lehrserie „Die Alten Meister“ Frank Henning den tollen Lehrgang am Schindlhof beendet: „Ich finde Pferde toll. Wir alle hier lieben Pferde. Und nur weil wir draufsitzen, sind sie nicht weniger toll. Vielleicht können wir es manchmal einfach nur nicht so gut.“
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