Der Kampf um Unterhalt / Thailands mutige Studenten / Stars und Drogen e b e n T ip p s U n i- P ro fi s g e s te rs ta rt fü r d e n S e m 5 / 2015 Tanja Notheiß, IT-Projektleiterin Informationssysteme „Wo Traumwagen entstehen, sind Traumjobs nicht weit.“ www.porsche.de/karriere Porsche bietet Ihnen als ausgezeichneter Arbeitgeber weit mehr als interessante Aufgabengebiete. Informieren Sie sich über unsere flexiblen Arbeitszeitmodelle, die Initiativen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die vielfältigen Einstiegsmöglichkeiten bei Porsche. 918 Spyder: Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) kombiniert 3,1–3,0 · CO2 -Emissionen 72–70 g/km · Stromverbrauch 12,7 kWh/100 km lt Inha S. 12 Geld her, Papa! Warum manche Studenten ihre Eltern verklagen. S. 16 »Wir haben einen hohen Standard« Bildungsministerin Wanka über volle Unis und Bafög-Erhöhungen. S. 22 Titel: Keine Kurse am Freitagmorgen! S. 26 Alleingang zum Abi Deutschlands bekanntester Schulverweigerer will studieren. S. 28 Erst Demo, dann Horrorknast Der riskante Kampf thailändischer Studenten gegen die Junta. S. 42 Ein Leben im Dunkeln Eine Studentin versteckt einen ausreisepflichtigen Afrikaner. S. 48 Stramm auf die Bühne Warum Musiker das Saufen und Schnupfen nicht lassen können. S. 4 S. 6 S. 46 Intro Campus Anonymes Jobprotokoll S. 52 S. 54 S. 58 Eines Nachts Szene Studentin des Monats S. 42 H i l f s b e re i t und unpolitisch Sie würde gerne wieder studieren und hält deutsche Hochschüler für unpolitisch: Warum, erklärte Bildungsministerin Johanna Wanka den Redakteurinnen Miriam Olbrisch und Ann-Katrin Müller (Seite 16). Sein Traum ist ein besseres Leben in Deutschland: Weil das Asylgesetz aber gegen ihn ist, versteckt sich ein junger Afrikaner seit Monaten bei einer Berliner Studentin. Bettina Malter hat die beiden besucht – und eine Geschichte über eine riskante Hilfsbereitschaft geschrieben (Seite 42). S. 16 Außerdem im Heft: S. 28 Thailands Studenten begehren auf (Seite 28) – und Felix Bohr will in Trier feiern, fühlt sich aber in der alten Römerstadt wie im Museum (Seite 52). S. 3 UNI SPIEGEL 5 /2015 So müsste er aussehen: unser Firmenwagen für Einsteiger. www.de.ey.com/karriere #BuildersWanted „EY“ und „wir“ beziehen sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. ED None. TITELBILD: PLAINPICTURE.COM; FOTOS SEITE 3: RUNGROJ YONGRIT / PICTURE ALLIANCE / DPA (U.); CHRISTIAN WERNER/UPPERORANGE/UNISPIEGEL (M.); VERENA BRANDT/UNISPIEGEL (O.) Uni-Profis geben Tipps für den Semesterstart. 6 5 2 o Intr 3 4 FOTOS: UNIVERSITÄT HEIDELBERG (1); DENNIS CLARK / POLARIS / LAIF (2); KHALED EL-FIQI / PICTURE ALLIANCE / DPA (3); PAUL HENNESSY / POLARIS / STUDIO X (4); MANUEL COHEN / AKG (5); SIRIUS DOCUMENTARY (6) 1 Blick ins Jenseits Mumien sind gruselige, manchmal verstörend schöne Zeugen der Vergangenheit. Sie erzählen von Kulturen, die längst ausgestorben sind, oder von Katastrophen, die sich vor langer Zeit ereignet haben. Kein Wunder also, dass sich auch viele Uniforscher für sie und ihre Geschichten interessieren. Was über Hetep-Amun (1) herausgefunden wurde, kann man noch bis zum 25. Oktober im Universitätsmuseum von Heidelberg erfahren – die Ägypterin litt wohl unter Gelenkbeschwerden und ist mit etwa 2700 Jahren ähnlich alt wie eine in New York verwahrte Mumie (2). Auch über die anderen Toten auf dieser Doppelseite fanden Wissenschaftler einiges heraus: Bei der Leiche mit dem langen Haar (3) handelt es sich um die Großmutter des Pharaos Tutanchamun, bei der Mumie mit Rock (4) um den kleinen Ungarn Johannes Orlovits. Die zusammengebundenen Füße sollten verhindern, dass der Junge aus dem Jenseits zurückkehrt. Das »Mädchen mit der Schleife« (5) heißt Rosalia Lombardo, starb Anfang des 20. Jahrhunderts an der Spanischen Grippe und gilt wegen besonders aufwendiger Einbalsamierungstechniken als die schönste Mumie der Welt. Schwer tun sich die Forscher mit der unheimlichen Mumie Ata (6): Das 13 Zentimeter große Wesen wurde 2003 in der chilenischen Atacama-Wüste gefunden und erinnert trotz menschlicher DNA an einen Außerirdischen. Wahrscheinlich handelt es sich aber um einen Fötus, der an vorzeitiger Alterung litt. S. 5 UNI SPIEGEL 5 /2015 pu s Cam Schweiz Die W G d er Z ukunf t Eine Waschmaschine, die E-Mails schickt, wenn sie fertig ist; ein Türöffner, der per App bedient wird; Blumentöpfe, die über LED den Wasserstand anzeigen – und Musik, die nur in dem Raum zu hören ist, in dem man sich gerade befindet: So könnte einmal die Wohngemeinschaft der Zukunft ausgestattet sein. Das glauben jedenfalls die Informatiker Daniel Geppert und Johannes Neumaier sowie der Designer Thomas Petrig. Vor elf Monaten zogen die drei jungen Männer in einen sanierten Altbau in der Schweizer Hauptstadt Bern. Ihre Mission: im Auftrag des Schweizer Telekommunikationsanbieters Swisscom eine WG für das digitale Zeitalter auszurüsten. Nicht mit Flachbildschirmen, Laptops und Spielekonsolen, sondern mit Alltagsgadgets. Ihr Budget: 24 000 Schweizer Franken, gut 22 000 Euro. Ihr Zeitraum: ein Jahr. Inzwischen gibt es in der WG Alltagserleichterer, wohin man schaut (siehe Fotos). Die aufwendigste Erfindung war ein Busfahrplan in Echtzeit. Dafür nutzen sie frei zugängliche Daten der Verkehrsbetriebe und lassen die Abfahrten von der Haltestelle um die Ecke anzeigen – stilecht mit Leuchtdioden. »So muss sich keiner mehr kurz vor der Arbeit durch die App klicken, um zu wissen, wann die nächste Straßenbahn fährt«, sagt Petrig. Trotz aller digitaler Helfer gibt es aber noch reichlich Bedarf – zum Beispiel nach einem Kühlschrank, der automatisch Bier nachbestellt. Stupa-Wahlen 33% den-Württemberg schlug die Partei vor, Räte und Parlamente künftig online wählen zu lassen. Weil das Votum per Mausklick bequemer sei als der Gang zur Urne in einem Hörsaal, so die Hoffnung, könnten künftig wieder mehr angehende Akademiker ihre Vertreter wählen. Doch was Gute Demokraten? Von wegen! für Zuspruch bei RCDS, Jusos und Co. er nst Mü Deutschlands Hochschüler nehmen imsorgen soll, ist nur schwer umzusetzen. U WW mer seltener an den Wahlen zum Studen- Das geht aus einer Antwort des Stuttgartenparlament teil. Bundesweit ist die ter Wissenschaftsministeriums auf eine Beteiligung seit Jahren rückläufig, in Anfrage der CDU hervor. Die OnlineMünster und Berlin lag sie zuletzt sogar wahl berge »rechtliche Risiken« und stelle im einstelligen Prozentbereich (siehe die universitären Gremien vor »techniGrafik). Der Notstand an der Urne rief sche und organisatorische Herausfordeim Sommer die CDU auf den Plan. In Ba- rungen«, schreibt Ministerin Theresia Bauer (Grüne). So bestehe im Vergleich zu einer Wahl auf Papier eine »ungleich höhere Gefahr der Manipulation von au0 8 un 20 tu ßen«. Gerade die jüngsten Spähattacken n pa he - Wa h l z w i sc auf Server des Bundestags bewiesen, »dass der Schutz von Computernetzwerken gegen derartige Eingriffe eine anspruchsvolle Aufgabe ist«. Zur Identifizierung seien darüber hinaus etwa PIN/TAN-Verfahren oder ein elektronischer Personalausweis notwendig. Das öln u K Ministerium hat die bisherigen Erfahrunz t itä vers Uni gen mit Onlinewahlen zusammengetragen, unter anderem die aus Mannheim, Osnabrück, Hannover, Bremerhaven und Jena. Sie sind ernüchternd: »Die Erhöhung der Wahlbeteiligung blieb aus.« Eine Wahl in Österreich, von der dortigen Bundesregierung gefördert, »litt an großen Mängeln und erbrachte aufgrund erheblicher Akzeptanzprobleme die niedrigste Beteiligung aller Hochschüler2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 wahlen«, schreibt das Ministerium. Besser offline Bet eili gu ng be S d 2 01 5 7,5% 10% H U Be 7% rli n 2008 4% ILLUSTRATION: LISA ROST / UNI SPIEGEL; FOTOS: SWISSCOM.CH (L.); RADIO HOPE (3/R.) er i d 17% Studentenradio O n a i r in O stafrika Ehrgeiziges Projekt: Radio-Hope-Mitarbeiter Katumba Badru, Franzi Freihart, Anne Fleischmann (unten) Für Journalisten gibt es einfachere Länder als Uganda. In einer Rangliste zur Pressefreiheit, die der Verein Reporter ohne Grenzen regelmäßig erstellt, steht das Land in Ostafrika aktuell auf Platz 97. Umso ehrgeiziger ist das Projekt Radio Hope, das von ugandischen und deutschen Studenten gemeinsam betrieben wird. Anne Fleischmann und Franzi Freihart, beide 23, studieren eigentlich Journalistik in Bayern und waren im vergangenen Sommer als Gaststudentinnen an der Makerere University in Ugandas Hauptstadt Kampala eingeschrieben. Neben ihren Kursbesuchen an der Uni bauten die beiden Freundinnen die Redaktion mit auf und coachten ihre Kommilitonen. Der Start war schwer, besonders die Suche nach passenden Redaktionsräumen, die nun außerhalb der Stadt liegen. Bisher ist der Sender nur im Web zu hören, erreicht damit aber viele junge Leute (http:/ /www.radiohope.com) . Radio Hope begreift sich als Bildungsradio – und soll kritischen Nachwuchsjournalisten helfen, Erfahrungen zu sammeln. Die Sendungen haben stets ein Hauptthema, zum Beispiel »Armut in den Slums«, und bestehen aus klassischen Radioreportagen, Umfragen und Interviews. Radio Hope soll auch heiße Eisen anfassen, etwa den Umgang mit Lesben und Schwulen. Vergangenes Jahr wollte die ugandische Regierung sogar ein Gesetz erlassen, das die Todesstrafe für wiederholte homosexuelle Handlungen vorsah. »Die Medien in Uganda zensieren sich teil weise selbst«, sagt Anne. Seit einigen Wochen sind zwei neue Gaststudenten der Universität Eichstätt in Kampala, die das Radio weiterentwickeln wollen. Nächstes Ziel: Radio Hope soll ein echter UKW-Sender werden. Die Zahl 42 nt Proze aller Studiengänge in Deutschland sind zum Wintersemester 2015/16 zulassungsbeschränkt. In Hamburg ist der Anteil mit 68,6 Prozent aller Studiengänge am höchsten, in MecklenburgVorpommern mit 20,4 Prozent am niedrigsten. Im Vergleich zum Wintersemester 2013/14 sind nun weniger Studiengänge zulassungsbeschränkt. Das Centrum für Hochschulentwicklung, das die Zahlen zusammentrug, führt das unter anderem darauf zurück, dass »die Hochschulen und die Politik sich auf die steigende Studierneigung eingestellt und entsprechende Kapazitäten geschaffen haben«. EINSTEIGEN BEI HAYS ERFOLG IST EINSTELLUNGSSACHE Du hast es in der Hand. Informieren, bewerben, mit uns durchstarten! Gerne auf hayscareer.net Lisa aus Düsseldorf hayscareer.net Spionage Spitzel auf dem Campus Es war ein Partybesuch, der Simon Brenner enttarnte. Der verdeckte Polizeiermittler hatte monatelang an der Universität Heidelberg spioniert, als er zufällig eine alte Bekannte traf: »Du bist doch der Simon von der Polizei«, sagte sie zu ihm. Neun Monate zuvor hatte sich Brenner in den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) eingeschleust – getarnt als Germanistikstudent. Im Auftrag des Landeskriminalamts sammelte er Informationen über seine Kommilitonen und besetzte mit ihnen sogar Hörsäle. Nach der Enttarnung Brenners klagten sieben Bespitzelte gegen das Land BadenWürttemberg. Vor einigen Wochen urteilte das Verwaltungsgericht Karlsruhe, dass der Einsatz des Spions wohl rechtswidrig war. Undercoverbeamte dürfen demnach nur eingeschleust werden, wenn ein Verdacht auf begangene Straftaten von erheblicher Bedeutung besteht oder es konkrete Indizien für zukünftige Verbrechen gibt. Der Fall Brenner sorgte bundesweit für Aufsehen. Doch ein Blick in die Geschichte zeigt: Neu sind Einsätze von Spitzeln in Studentenkreisen nicht. DE R PROVOKATE U R Der wohl spektakulärste Fall von Spionage im studentischen Milieu begann Anfang 1967, als ein Mann mit Hut und Werkzeugtasche im Büro des Berliner SDS erschien. Sein Name: Peter Urbach. Er sagte, er sei Handwerker. In Wahrheit arbeitete er als Agent für den Verfassungsschutz. Spion Urbach sollte die linke studentische Szene gezielt kriminalisieren. Der Plan ging auf. Der V-Mann versorgte SDS-Mitglieder sogar mit Sprengsätzen und Schusswaffen. Auch die Geschichte der terroristischen Roten Armee Fraktion wäre ohne Urbach anders verlaufen. Er besorgte einem der Gründungsmitglieder eine Waffe – und lieferte 1970 Topterrorist Andreas Bader ans Messer. Danach tauchte der Spitzel unter. Menschen mit Technik im Sinn! Bei der Bundeswehr ist Ihr Expertenwissen gefragt – mit oder ohne Uniform. Wollen Sie mit einzigartiger Technik arbeiten, die es sonst nirgendwo gibt? Wenn Sie einen Bachelor, Master oder ein Diplom (FH oder Uni) in Elektro- und Informationstechnik, Technischer Informatik, Luft- und Raumfahrttechnik oder Maschinenbau haben, dann steht Ihnen als Ingenieurin oder Ingenieur bei uns die Welt offen! Überzeugen Sie sich: bundeswehr-karriere.de oder 0800 9800880 (bundesweit kostenfrei) Bewerbungsanschrift: Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, Assessmentcenter für Führungskräfte, Referat 1- Bewerbungen zivil, Kölner Straße 262, 51149 Köln E-Mail: [email protected] pu s Cam DE R MAN N M IT DE M KOFFE R Im Jahr 1973 ging der Tübinger Staatsschützer Klaus-Dieter Engelbert in die Geschichte ein – als »Mann mit dem Koffer«. Damals protestierten die Studenten der Eberhard-Karls-Universität gegen eine Reform des Landeshochschulgesetzes, die eine politische Entmündigung der Allgemeinen Studierendenausschüsse vorsah. Hörsäle und Seminare wurden bestreikt. Engelbert sollte eine Gruppe von Studenten observieren, denen man vorwarf, Straftaten begangen zu haben. Vom Fenster eines Cafés aus fotografierte der Spion am 27. Juni 1973 eine Demo. Eine Studentin entdeckte ihn, mehrere Kommilitonen stürmten daraufhin die Treppe des Gebäudes hinauf. Sie überwältigten Engelbert und nahmen ihm seinen Koffer ab, darin eine Pistole und eine Fotoausrüstung. Die Affäre sorgte seinerzeit ebenso für Furore wie Jahrzehnte später der Fall Brenner. STASI M ETHODE N Auch der DDR-Geheimdienst hatte unter der Leitung Erich Mielkes etliche Spitzel an den westdeutschen Unis installiert. Sie sollten Kommilitonen für den Sozialismus gewinnen oder Forschungsergebnisse beschaffen, wie es in einem Lehrbuch hieß. Mindestens 25 Hochschulen hatte die Stasi im Visier, darunter die in Köln, München und Münster. Die Spitzel schnüffelten in erster Linie jenen Professoren und Kommilitonen hinterher, die sich kritisch zum DDR-Regime geäußert hatten. Erst nach dem Mauerfall fanden viele ehemalige Studenten heraus, dass sie ausgeforscht worden waren. (SSL *OHUJLU LPULZ :[HY[ \WZ 4P[ 0KLLU KPL ^PY \TZL[a LU Z[H[[ ZPL U\Y H\Za\IY[LU 1L[a[ K\YJOZ[HY[LU \UK TP[ \UZ KLU MOYLUKLU KPNP[HS +H NLO[ UVJO TLOY 4P[ 4LUZJOLU KPL ILY ZPJO \UK NL^OUSPJOL 1VIWYVÄSL OPUH\Z^HJOZLU ^^^H_LSZWYPUNLYKLRHYYPLYL LU =LYSHN NLZ[HS[LU Back-Blog Der bärtige Herr heißt Jeppe Garly und will seinen Studenten beibringen, wie die Wikinger kochten, schmiedeten und kämpften. 1 Ban an e = 2 E ier Jeppe Garly lernen. Der 36jährige Däne ist Experte für die skandinavischen Seefahrer. »Ich beschäftige mich mit den Wikingern, seit ich denken kann«, sagt er. In Dänemark sei er in der sogenannten Reenactment-Szene aktiv gewesen, in der es darum geht, historische Ereignisse möglichst authentisch nach- Wikinger werden ! Ein Wikingerschiff segeln und Werkzeuge schmieden – wie das geht, können Studenten in Norwegen neuerdings ganz praktisch von meine Lehrerin, Werd wenn du Welle machen w illst. r Stellen fü Jetzt freie ndariat das Refere see & Zwischen Ost erden deine w te at pl en Se - vom Job & Träume wahr ir bieten: vom Leben. W treuung in der Be e ich nl • Persö rbeamtung Ausbildung • Ve Moderne • lt ha Ge s • Gute schend fri er Schulen • Ein laubsland. Ur s he lic ng ursprü Lehrer-in-MV.de Willkommen im Land zum Leben. zustellen. Genau deshalb wurde er von der Seljord Folkehøgskole beauftragt, sein Wissen über das Leben der Wikinger auf akademischem Niveau weiterzugeben. Seit August unterrichtet er nun in Seljord, etwa 200 Kilometer von Oslo entfernt, 14 Studenten im Fach »Wikinger«. Auch ausländische Studenten können teilnehmen; es gibt jedoch keinen offiziell anerkannten Abschluss. Zumindest die norwegischen Hochschüler haben aber die Möglichkeit, sich die neun Monate, die sie in Seljord verbringen, an der Uni anrechnen zu lassen. Raubzüge stehen dabei nicht auf dem Plan: »Die Wikinger waren mehr als nur Krieger und Plünderer. Sie waren Bauern, Fischer und Handwerker. Dieses alltägliche Leben fasziniert mich – und das will ich meinen Studenten nahebringen«, sagt Garly. Am wichtigsten ist dem Dozenten die praktische Erfahrung: Seine Schüler sollen zum Beispiel lernen, Löffel oder Schüsseln zu schnitzen, um damit später echte Wikingergerichte zu essen. Pfeil und Bogen kommen bei der dafür nötigen Nahrungsbeschaffung allerdings nicht zum Einsatz. »Wir ›fangen‹ die Tiere im Supermarkt«, sagt Garly. für den heutigen Leser nur schwer zu entziffern. Außerdem werden für fast alle Rezepte Eier, Milch oder andere tierische Produkte benötigt. Für die Studentin kam das nicht infrage, da sie vegan lebt. Doch sie wusste sich zu helfen: »Ich habe die Rezepte zusammen mit meinem Vater übersetzt«, sagt sie. »Und jetzt interpretiere ich sie vegan.« Das sei gar nicht schwierig, da es für fast jede tierische Zutat ein Ersatzprodukt gebe – eine Banane könne zum Beispiel zwei Eier ersetzen. »Unmöglich ist nichts, sogar eine mehrstöckige Sahnetorte bekommt man hin«, sagt Schrader. Damit es auch andere Veganer beim Backen leichter haben, veröffentlicht die Studentin jede Woche eine ihrer Rezeptvarianten auf ihrem Blog »Knust und Kooken« (www.veganer-kuchen.net). S. 10 UNI SPIEGEL 5 /2015 FOTOS: SELJORD FOLKEHØGSKULE (L./4); VANESSA SCHRADER (M./2); JESSICA HILL / AP (R.) Norwegen Franzbrötchen, Friesentorte, Kohlbrot – Vanessa Schrader (Foto) liebt es, norddeutsche Spezialitäten zu backen. Das alte Kochbuch ihrer Großmutter ist deshalb besonders wertvoll für die 29-Jährige, denn es enthält viele traditionelle Rezepte. Leider ist es von Hand in Sütterlin geschrieben und pu s Cam Frauen-Unis Q u ee r -Ver wei s Wann ist eine Frau eine Frau? Mit dieser Frage beschäftigten sich in den vergangenen Monaten nordamerikanische Frauencolleges. Auslöser war der Fall von Calliope Wong (Foto). Die Schülerin aus dem kleinen Örtchen Woodbridge in Connecticut schickte nach ihrem Highschoolabschluss eine Bewerbung an das traditionsreiche Smith College, eine der ältesten und größten Frauenhochschulen der USA. Einen Studienplatz bekam sie nicht, ihre Bewerbung wurde erst gar nicht gelesen. Das lag nicht an ihren Noten, sondern daran, dass sie zwar als Frau lebt, aber als Mann geboren wurde. Wong ist transgender, sie bekam also eine Art Queer-Verweis. Nachdem die Schülerin den Fall auf ihrem Blog öffentlich gemacht hatte (calliowong.tumblr.com), wurde er zu einem Politikum – und auf dem Campus des Smith College kam es zu Protesten. Es könne nicht sein, dass Hochschulen, die Offenheit, Toleranz und Inklusion predigten, nun selbst nicht nach diesen Grundsätzen handelten. Transgender-Studenten solle erlaubt werden, zusätzliche Dokumente von Lehrern oder Eltern einzureichen, um nachzuweisen, dass sie sich als Frauen fühlten. Eine Petition mit 4000 Unterzeich- nern brachte schließlich die Wende: Das Smith College entschied, dass auch Bewerber, die »sich als Frauen identifizieren und als solche leben, gleich mit welchem Geschlecht sie geboren wurden«, für einen Studienplatz in Betracht gezogen werden sollten. Zu diesem Zeitpunkt hatten andere Frauencolleges wie Wellesley und Mount Holyoke ihre Aufnahmeregelungen wegen Wongs Fall bereits geändert. Das bekannte Barnard College in New York war die letzte der großen Frauenhochschulen, die vor wenigen Wochen ihre Türen für Transgender-Studenten öffnete. Barnards Präsidentin Debora L. Spar sprach zuvor von einer Generationenfrage: »Die meisten von uns wurden noch in dem Glauben erzogen, dass Jungs Jungs sind und Mädchen Mädchen.« Mit der Entscheidung erkenne man den Wandel der Geschlechteridentitäten an. Studenten, die zwar als Frauen geboren wurden, nun aber als Männer leben, bleibt der Zugang zu den meisten Frauencolleges aber nach wie vor verwehrt. Calliope Wong hat unterdessen ein Studium begonnen – allerdings nicht am Smith, sondern an einer gemischten Universität. Ihr Verdienst bleibt aber, dass sie die Frauencolleges des Landes zu einer der weitreichendsten Entscheidungen der vergangenen Jahrzehnte zwang. A L L E WARUM NUR EINE TECHNOLOGIE, WENN SIE SPANNEND FINDEN. Anspruchsvolle Aufgaben im Vertrieb – erleben Sie bei FERCHAU. Mit Mitarbeitern wie Ihnen machen wir als erfahrene Experten in der ganzen Welt des Engineerings den feinen Unterschied. 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FERCHAU Engineering GmbH Zentrale Frau Alexa Wigger Steinmüllerallee 2, 51643 Gummersbach Fon +49 2261 3006-120, Fax +49 2261 3006-99 [email protected] FERCHAU.DE WIR ENTWICKELN SIE WEITER s a D ste Stu d e nte n h ab e n e i n R e cht au f G el d von i h re n Mutter o d er Vater notfalls au ch ve rk lagen, um von CHARLOTTE HAUNHORST (Text), MIRIAM MIGLIAZZI und MART KLEIN (Illustration) W enn Felix seinem Vater mailt, klingt es, als würde er einer Behörde schreiben. »Bei Bedarf kann ich das noch genauer darlegen«, hat er zum Beispiel formuliert. Oder: »Die Studienbescheinigung habe ich angefügt.« Je bürokratischer und unemotionaler er mit seinem Vater kommuniziert, desto besser. »Ich will mich nicht angreifbar machen«, sagt er. An einem Spätsommertag sitzt der 26-jährige Jurastudent, der seinen vollen Namen nicht gedruckt sehen will, in einem hellen Leinenanzug vor einem Hamburger Café in der Sonne. Das letzte Mal habe er seinen Vater vor zwei Jahren gesehen, erzählt er. Er traf ihn zufällig in der Innenstadt. »Wir haben uns kurz unterhalten, aber nicht über uns«, sagt Felix. Dabei hätte es Anlass genug gegeben, denn ihre vorherigen Treffen hatten alle vor Gericht stattgefunden und sich um Unterhaltsfragen gedreht. Im Bürgerlichen Gesetzbuch steht, dass Eltern ihren Kindern »eine angemessene Vorbildung zu einem Beruf« bezahlen müssen, wenn es ihnen finanziell möglich ist. Doch was simpel klingt, kann im Ernstfall jahrelange Macht- m i r eht zu ! E lte r n. D o ch s ol lte man es du rchzus etzen? S. 13 UNI SPIEGEL 5 /2015 spiele nach sich ziehen, denn die Formulierung des Gesetzes ist vage: Ist man für den Beruf bereits mit einem Bachelorabschluss gerüstet – oder erst mit dem Master? Schließt die Pflicht auf Unterstützung die Finanzierung von Privatunis mit ein? Wie viel Geld ist angemessen? Klar ist nur eines: Wenn die Eltern nicht kooperieren, landen viele Studenten finanziell in einer Sackgasse – so war es auch bei Felix. Nach der Scheidung seiner Eltern lebte er bei seiner Mutter, die nicht annähernd so viel verdient wie sein Vater. Um Bafög zu bekommen, benötigte er Einkommensnachweise beider Elternteile. Mit diesen Angaben wird meist bemessen, ob man Unterstützung vom Staat bekommt und in welcher Höhe. Felix’ Vater weigerte sich jedoch, sein Einkommen offenzulegen – weil herausgekommen wäre, dass er seinem Sohn sehr viel mehr Unterhalt hätte zahlen müssen, als er es tat. Er war wütend, dass sein Spross nach der Scheidung den Mädchennamen seiner Mutter angenommen hatte, jetzt wollte er ihn dafür bestrafen. Ein Kräftemessen begann, und irgendwann wusste Felix, dass er ohne Anwalt nicht mehr weiterkommen würde. »Ich wollte meinem Vater auch zeigen, dass er seine Verantwortung für mich nicht einfach abgeben kann«, sagt er. Seine Mutter hat ihn in dieser Entscheidung immer unterstützt; sie musste selbst mehrere Unterhaltsverfahren mit ihrem Exmann durchstehen. Auf den Cafétisch hat Felix einen Ordner gelegt, in dem der Schriftverkehr mit seinem Vater abgeheftet ist, die meisten Briefe stammen aus Anwaltsbüros. Das wichtigste Dokument ist der schriftliche Vergleich, mit dem der Gerichtsprozess beendet wurde. Darin steht, dass der Vater seinem Sohn bis zum Studienende 400 Euro monatlich zahlen muss, plus Extrakosten fürs Auslandssemester und 4500 Euro Nachzahlung für die bisher versäumten Monate. »Ich habe nur eingefordert, was mir zusteht«, sagt Felix. Auch Iris hat mit ihren Eltern um Unterhalt gekämpft, aber ihre Geschichte ging nicht ganz so gut aus. »Eigentlich habe ich schon immer alles alleine gemacht«, sagt die 24-Jährige. Sie studiert Sozialpädagogik und wohnt am Stadtrand von Oldenburg auf einem Bauernhof. Ihre Haare sind rot gefärbt, auf dem Knöchel ist ein Peace-Zeichen tätowiert. Sie ist fröhlich und hat ihren Humor nicht verloren – trotz ihrer Biografie. Als sie elf Jahre alt war, kam das Jugendamt und nahm sie mit, weg von ihrer Mutter. Die Nachbarn hatten beobachtet, dass das Mädchen immer weiter verwahrloste. Iris kam in Pflegefamilien, mit 19 zog sie in die erste eigene Wohnung, mit 21 brach sie den Kontakt zu ihrer psychisch kranken Mutter völlig ab. Und ihr Vater? »Bis vor zwei Jahren kannte ich den gar nicht«, sagt die junge Frau. »Jetzt haben wir sporadisch Kontakt, er hat eine neue Familie.« Iris schaffte , was Politiker eine »vorbildliche Bildungsbiografie« nennen würden: guter Realschulabschluss, Ausbildung zur Erzieherin, Fachabitur, dann die Studienzulassung an der Uni Oldenburg. Immer war es auch ein Kampf ums Geld, den sie führen musste. »Als ich Bafög für die Ausbildung zur Erzieherin beantragte, wollten die eine Einkommensauskunft meiner Eltern«, sagt Iris. Sie erklärte ihre Lage, die Mitarbeiterin erwiderte nur pampig: »Na, rufen Sie Ihre Mutter halt an.« Nach längerem Bitten kontaktierte das Amt die Frau schließlich selbst – verhängte Bußgelder, wegen der nicht ausgefüllten Anträge. Ohne Erfolg. Irgendwann sah das Amt ein, dass bei Iris’ Mutter, die nie richtig gearbeitet hatte, nichts zu holen war. Doch bis dahin konnte Iris ihre Miete nicht zahlen. »Zum Glück war die Vermieterin nachsichtig«, sagt Iris. Eigentlich sind Bafög-Ämter verpflichtet, das Geld für die Studenten vorzustrecken, wenn ein Anspruch besteht und die Eltern nicht kooperieren. So soll verhindert werden, dass jemand aufgrund akuter Geldnot keine Ausbildung antreten kann. Im Ernstfall ist sogar ein »Gläubigerwechsel« vorgesehen, das heißt, das Bafög-Amt zahlt den Studenten aus und holt sich den Unterhalt später von den Eltern zurück. Doch viele Studenten wissen nicht, dass sie Anspruch auf Unterhaltsvorschuss vom Staat haben – vielleicht wird das auch nicht offensiv genug kommuniziert. Ansonsten würden nicht so viele Studenten bei Michaela Klose landen. Die Juristin ist auf Familienrecht spezialisiert, ihre Kanzlei liegt in einer Seitenstraße des Berliner Kurfürstendamms. »Ich weise die Mandanten immer darauf hin, dass ihr Verhältnis zu den Eltern durch einen Prozess zerrüttet wird – aber die meisten, die zu mir kommen, sind sich ihrer Sache nach oft zermürbenden Streitigkeiten bereits sicher«, sagt Klose. Zunächst klärt die Juristin die Formalien: Wurde bereits ein Bafög-Antrag gestellt? Haben die Eltern Auskunft über ihr Einkommen gegeben? Weigern sich Mutter oder Vater, Angaben zu machen, kommt es zur Klage. »Selbst wenn alles glattläuft, kann sich ein Unterhaltsverfahren über einen längeren Zeitraum erstrecken«, S. 14 UNI SPIEGEL 5 /2015 »Das Verhältnis zu den Eltern wird durch einen Proz-e ss zer rüt tet. « sagt Klose. Anderthalb Jahre sollte man mindestens einplanen. Die Kosten für den Anwalt und das Verfahren werden bei mittellosen Studenten oft über die sogenannte Prozesskostenhilfe bezahlt. Für die Erstberatung beim Anwalt kann man außerdem beim Amtsgericht am Wohnsitz einen »Beratungshilfeschein« beantragen. Hat das Gericht irgendwann eine Entscheidung gefällt, ist der Streit mit den Eltern aber oft noch nicht ausgestanden. Hochschüler müssen danach stets Auskunft über den Studienverlauf geben – wie Felix es in den E-Mails an seinen Vater tut. »Außerdem darf der Student nur aus wichtigem Grund von der Regelstudienzeit abweichen. Ein Bummelstudium muss von dem Unterhaltsverpflichteten nicht hingenommen werden«, sagt Michaela Klose. Iris hat bisher auf eine Klage verzichtet, dabei braucht sie wirklich dringend Geld. Weil ihre Ausbildung bereits gefördert worden war, hatte sie alle weiteren BafögAnsprüche verwirkt, als sie nach Oldenburg kam. Sie beantragte einen Bildungskredit – aber auch den gibt es erst, wenn die Eltern zuvor ihre Einkünfte offenlegen. Ihr Vater lieferte tatsächlich die entsprechenden Infos. Das Ergebnis war, dass er ihr eigentlich 200 Euro Unterhalt zahlen müsste – und der monatliche Kredit deswegen sofort um diese Summe gekürzt wurde. Iris fasste sich daraufhin ein Herz und fragte ihren Erzeuger nach Geld. »Er hat sich mit seiner Frau beraten – und abgelehnt«, sagt Iris. Dass sie nun rechtliche Schritte einleiten könnte, ist ihr bewusst. »Aber dann wäre mein letzter Angehöriger auch noch weg«, sagt sie und zuckt mit den Schultern. Das will sie nicht riskieren. Iris versucht, die nun monatlich fehlenden 200 Euro wieder reinzubekommen, indem sie möglichst viel neben der Uni arbeitet. Alle sechs Monate bekommt sie einen Brief. Darin steht, wie hoch ihre Kreditschulden sind. »Es sind schon über 13 000 Euro«, sagt Iris. Einen Master wird sie nicht mehr machen. Ohne Eltern kann sie sich das nicht leisten. »W i r UNI SPIEGELGespräch n h e b r au c E I L E T F ÖR DE RUN G« FOTO: HANS CHRISTIAN PLAMBECK / LAIF Frau Wanka, Sie sagen, Sie seien Anfang der Siebzigerjahre an der Uni Leipzig gern Studentin gewesen. Wären Sie das unter den heutigen Bedingungen auch noch? Absolut! Vor allem wenn ich mir anschaue, welche An- Bundesbi ldungsminister in Johanna Wanka (CDU) üb er » A k a d e m i s i e r u ng s wa hn«, unp olitis che Studenten und gutes Z eit management gebote es an den deutschen Hochschulen gibt. Diese Vielfalt hatten wir früher nicht, schon gar nicht in der DDR, wo ich an der Uni war. Ich hatte eine ganz naive Vorstellung vom Studium. Ich dachte, man würde in der Breite lernen und auch fachfremdes Allgemeinwissen dazugewinnen. So war es oft leider nicht. Heute geht das aber, zum Beispiel mit dem »Studium generale«, das es an den meisten Hochschulen als Zusatzangebot gibt. Vielen Studierenden bleibt gar keine Zeit, neben den ganzen Bachelorseminaren auch noch Veranstaltungen zur Verbesserung des Allgemeinwissens zu besuchen. Laut dem Deutschen Studentenwerk arbeiten die Hochschüler etwa 35 Stunden pro Woche für die Uni. Ich denke, wenn man sich gut organisiert, bieten sich noch Freiräume. So viele Chancen, etwas zu lernen, hat man jedenfalls nie wieder im Leben, daher sollten junge Menschen diese auch nutzen. Die Studenten geben sich also nicht genug Mühe? Ich bin der Meinung, dass man mit dem richtigen Zeitmanagement vieles schaffen kann. Das habe ich auch als eine meiner Stärken im Studium entdeckt. Mein Mann und ich haben Mathematik studiert. Es gab das PflichtS. 17 UNI SPIEGEL 5 /2015 UNI SPIEGELGespräch programm und zwölf weitere Vorlesungen, die freiwillig waren. Wir wollten aber alle machen. Das war dann nicht ganz zu realisieren, aber fast. Heute sind die Vorlesungen allerdings auch viel voller, es gibt immer mehr Studenten. Manche Politiker sprechen gar von einem »Akademisierungswahn«. Ich lehne dieses Wort ab. Jeder, der an die Uni möchte und die realistische Chance hat, das Studium erfolgreich abzuschließen, sollte es auch versuchen. Das heißt aber nicht, dass man nach dem Abitur automatisch an die Hochschule muss – die berufliche Ausbildung bietet exzellente Chancen, die oft nicht gesehen werden. Dabei brauchen wir Menschen, die ein Handwerk lernen oder in die Pflege gehen. Die Balance zwischen akademischer und dualer Ausbildung ist im Moment nicht mehr gegeben, so würde ich es formulieren. Der Drang an die Unis hat auch zur Folge, dass es in den Hörsälen immer enger wird und es zu wenig Lehrpersonal gibt. Bund und Länder haben Milliarden in zusätzliche Plätze investiert – mit dem Hochschulpakt. Schwierig ist die unterschiedliche Ausstattung zwischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, das stimmt. Der Bund hat den Ländern aber auch da geholfen. Seit diesem Jahr übernehmen wir die Kosten für das Bafög komplett. Was die Länder dadurch sparen, können sie in die Lehre oder in neue Gebäude stecken. Sie müssen das jetzt aber auch umsetzen. Wir sind skeptisch, ob die Hochschüler im Alltag etwas merken von den frei werdenden Mitteln. Der Bund investiert seit Jahren ja auch lieber viel Geld in die Exzellenzinitiative als in normale Studierende. Wir haben in Deutschland insgesamt einen sehr hohen Stan- dard in der Lehre, anders als etwa in den USA, wo es einzelne Spitzenuniversitäten gibt, aber in der Breite weniger ankommt. Das wollen wir in Deutschland nicht, aber wir brauchen zwingend auch Eliteförderung, um in der Weltliga mitspielen zu können. Dabei hilft uns die Exzellenzinitiative, die zudem Bewegung in die gesamte Hochschullandschaft gebracht hat. Von unserem guten Ruf als exzellenter Wissenschaftsstandort profitieren nicht nur wenige, sondern sehr viele Studierende, davon bin ich überzeugt. Wir lassen gerade wissenschaftlich untersuchen, wie die positive Wirkung der Exzellenzinitiative noch verstärkt werden kann. Auf die Ergebnisse bin ich gespannt. Während die Zahl der Studierenden in den vergangenen Jahren rasant gestiegen ist, wurde der Anteil der Bafög-Empfänger immer kleiner. Das können wir uns nur so erklären, dass die Hürden zur Unterstützung viel zu hoch sind. Pauschale Erklärungen greifen meist zu kurz. Jedenfalls »Uns ere D e mokrat ie lebt von mü ndigen Bürger n – und d i e Me ns che n , d i e studieren, hab en ge s el ls chaf t liche Ver ant wor tung .« haben wir das Bafög entscheidend reformiert. Ab nächstem August erhöhen wir die Bedarfssätze und Freibeträge um sieben Prozent. Dadurch wird die Zahl derer, die antragsberechtigt sind, enorm erhöht: Wir schätzen, dass dann etwa zusätzlich 100 000 junge Leute Anspruch auf Bafög bekommen. Warum sind Sie dagegen, dass die Höhe der Bafög-Sätze regelmäßig an die Lebenshaltungskosten angepasst wird – wie es beispielsweise bei Hartz IV geschieht? Weil man dann nicht flexibel auf die Wünsche und Nöte der Hochschüler reagieren kann. Man muss sich zum Beispiel genau anschauen, wie sich die Wohnraumsituation für Studierende verändert, ein Automatismus würde da nicht gut funktionieren. Ich kann Ihnen aber versichern, dass die Entwicklung der Bedarfssätze von 2000 bis 2012 bis auf ein einziges Jahr immer erheblich über der der Verbraucherpreise lag, sie also nicht zu niedrig berechnet waren. Eigentlich sollten mal acht Prozent der Studierenden mit dem Deutschlandstipendium gefördert werden. Bisher ist es aber nur gut ein Zehntel davon, also nicht einmal ein Prozent. Warum ist das Stipendium so unattraktiv für Studenten? Das ist superattraktiv! Und warum bewerben sich dann so wenige? Das machen doch ganz viele. Aber ich weiß, was Sie meinen. Immer diese Zahl, diese acht Prozent, die einst als Zielmarke im Gesetz festgeschrieben wurde. Ich habe sie nicht genannt und hielt sie für zu ambitioniert. Unabhängig von dieser Zahl ist das Deutschlandstipendium aber ganz eindeutig eine Erfolgsgeschichte: Wenn man sich zum Vergleich die Begabtenförderwerke anguckt, die haben teilweise bis zu 50 Jahre S. 18 UNI SPIEGEL 5 /2015 p gans aus ende sge tion setz n a g r O des § 2 nach s Tr a n plan ta es atum urtsd Geb weben zur Organen/Ge Spende von m Tod eine ine me ch dass na läre ich: des meinem kommt, erkrt Für den Fall, g meines To ion in Frage o r ärztlichen Feststellun hnde Transplantat Wo ch ss werden. Z,na da en , L tte mm P sta tno ge en be JA, ich /Gewebe: e ne und Gewe nder Organe rnam Körper Orga nter snahme folge e, Vo de u dies, mit Au Nam spen n ich gestatte , a JA g r gane/Gewebe: O oder n Or o e f lend folge e och nur füIrnfote Straß tte dies, jed im n. JA, ich gesta ie be oder Gewebe oder en S lt n Organen a . h 40er0 Entnahme vo n er reche 0ein gede 4 rawi rsp 0 F n: ide 9 n he ich / INe, rson entsc nlich r 0800 oder ersöNE folgende Pe 09 e p IN soll dann 4.20 mm Ihre JA oder NE fnuer 15.0 auf od RuÜb t er r n o Telefon ie Antw ührenfre eb , Vorname der g nde d Gewebespe r Organ- un zu g un är kl Er Or e d n spe we i s Name ort PLZ, Wohn Straße nweise Besondere Hi merkungen/ Platz für An UNTERS CHRIFT D AT U M organspende-info.de organpaten.de UNI SPIEGELGespräch Tradition – und fördern alle zusammen rund 26 000 Studenten. Das Deutschlandstipendium gibt es erst seit drei Jahren, und wir unterstützen schon jetzt mehr als 22 000 junge Menschen. Dabei finanzieren wir ja nur die Hälfte der 300 Euro im Monat, die der Stipendiat bekommt. Der Rest kommt von Stiftungen und aus der privaten Wirtschaft, das machte allein 2014 zusammen rund 24 Millionen Euro aus. Mehr als die Hälfte der Nachwuchswissenschaftler an den Hochschulen haben Arbeitsverträge, die nicht mal ein Jahr gelten. Würden Sie einem Studenten ernsthaft raten, eine Karriere an der Uni anzustreben? Auf jeden Fall! Auch Ihren eigenen Kindern? Ja. Es stimmt zwar, dass wir einen hohen Anteil von befristeten Stellen haben. Aber Wissenschaft lebt von jungen Leuten, die temporär dort arbeiten und neue Ideen mitbringen. Wenn man jetzt alle fest anstellen würde, wären die Türen für den Nachwuchs über Jahre geschlossen, das wäre ungerecht für die nächste Generation. Ist es nicht genauso ungerecht, sich von einer Befristung zur nächsten hangeln zu müssen? Ja, das ist es. Deswegen haben wir jetzt das Wissenschaftszeitvertragsgesetz ge- ändert. Mitarbeiter, die Daueraufgaben haben, etwa Labortechnik, dürfen keinen Zeitvertrag mehr bekommen. Und die Befristungszeiten richten sich von nun an nach der Promotionsdauer. Außerdem haben wir im Gesetz geregelt, dass Frauen, die schwanger werden, ihren Vertrag verlängern können, das gibt mehr Sicherheit. In diesem Sommer sind viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Sie haben kürzlich gesagt: »Integration funktioniert am besten durch Bildung.« Warum erleichtern Sie Ihnen nicht den Zugang zu den Unis? Das möchten wir. Der Bund kann den Hochschulen die Hoheit darüber allerdings nicht abnehmen. Die Hochschulen tauschen sich gerade darüber aus, welche Erfahrungen es im Umgang mit fehlenden Zeugnissen gibt und ob sich einheitliche Regeln aufstellen lassen. Als Bund werden wir beispielsweise die Gebühren von UniAssist, über das sich Ausländer für ein Studium in Deutschland bewerben müssen, für alle anerkannten Flüchtlinge übernehmen. Wir prüfen aber auch weitere Maßnahmen. Die allermeisten Studiengänge werden auf Deutsch angeboten. Sollte Englisch nicht besser als verbindliche Unterrichtssprache eingeführt werden, damit ausländische Studierende leichter folgen können? Wir haben ganz viele englische Angebote im Masterbereich. Aber Untersuchungen zeigen, dass Wissenschaftler am kreativsten in ihrer eigenen Sprache denken. Dass wir als deutschsprachiges Land alles auf Englisch umstellen, halte ich deswegen nicht für richtig. Deutschland ist weltweit das drittbeliebteste Land für ausländische Studierende, trotz, aber auch wegen der Sprache. Flüchtlinge sind Bafög-berechtigt – allerdings müssen sie 15 Monate warten, bevor sie das Geld bekommen. Ist das nicht sehr lang? Bis vor Kurzem lag die tisiert, dass die Studenten von heute nicht mehr so politisch sind. Woran machen Sie das fest? Im StudenWanka (Mitte) mit UNI SPIEGEL-Mitarbeiterinnen Miriam Olbrisch und Ann-Katrin Müller tensurvey haben wir die Studenten gefragt, ob sie sich für Politik interessierten. Lediglich 32 Prozent bejahen das. Es ist das niedrigste Ergebnis, das es je gab. Zwei Drittel interessieren sich nicht oder nur wenig, die Beteiligung an Wahlen für die Studienräte sinkt auch. Dieses große Desinteresse ist besorgniserregend. Warum? Weil man nach dem Studium nicht in einen luftleeren Raum geht! Wenn man später ein Unternehmen leitet oder Ingenieur wird, ist nicht nur das Fachwissen gefragt, sondern man muss Dinge auch politisch einschätzen können. Unsere Demokratie lebt von mündigen Bürgern – und die Menschen, die studieren, haben gesellschaftliche Verantwortung! Im Oktober starten wieder Tausende Erstsemesterstudenten an den Unis. Haben Sie einen Ratschlag für sie? Seid gelassen! Für viele ist es ein Schock, wenn sie neu an die Unis kommen, weil sie nur wissen, wie Schule funktioniert. Es braucht Zeit, um sich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen. Kommunizieren hilft, auch mit den Professoren. Und: Verkriecht euch nicht mit euren Sorgen, wenn ihr nicht gleich so gut seid, wie ihr es in der Schule wart. S. 20 UNI SPIEGEL 5 /2015 FOTO: CHRISTIAN WERNER / UPPERORANGE / UNISPIEGEL Wartezeit bei vier Jahren, das haben wir schon deutlich verkürzt. Eine solche Wartezeit halte ich für angemessen. Sie haben kri- Kein Plan! Neue Stadt. Neue Leute. Erst BWL. Und jetzt doch Medizin? Mal sehen. Erst mal mit dem Rucksack nach Kuba. Oder lieber auf den Kilimandscharo? Ich will alles ausprobieren. Und dazu muss ich gesund sein. Zum Glück bietet die TK die Kostenübernahme für Reiseimpfungen an. Gesundheit ist alles. Deshalb die Techniker. www.tk.de/keinplan L un d is t 31 , st ud ie rte BW M ar k Fo rs te r, nach ein be ng w rit er : Ich ha Sä ng er un d So irgendwann d un n he abgebroc paar Semestern Jura n. Beide t und abgeschlosse leg be L doch noch BW hlt und auf Sicherheit gewä Studiengänge waren Interes100 Prozent meinen entsprachen nicht zu emisch ad ak eses Gefühl, mich sen und Talenten. Di mich s da , en seinanderzusetz ich mit einem Thema au de fin s Da t. t, hatte ich nich nsso aufrichtig faszinier An . ist ol co s ube, dass da schade, denn ich gla rty e Pa end der Uni-Zeit jed ten sollte man währ t, könnffs tri i be da du e ute, di mitnehmen. Die Le en. rd slangen Freunde we ten die besten, leben U E N S T AR T ! Protokolle: ANNA REUSS her c e r b b A d n u r e k emi Hier geb en Akad eb en – und ver raten T ip p s f ü r s U n i - Lw a r u m m a n i n d e n e r s t e n u n t e r a n d e r e m , b le i b e n s o ll t e . S e m e s t e r n S i n g le S. 22 UNI SPIEGEL 5 /2015 FOTOS: ROB E RT PI FFE R / ACTION PR ESS (L.); S. 22 V.L.N.R.: WE R N E R SCH Ü R I NG / DE R SPI EG E L; MARTI N Z ITZ LAFF; FE DE R ICO GAM BAR I N I / DPA; FALKE / T&T Harald Welzer, 57, ist Professor für Sozialpsychologie und Mitbegründer der Stiftung Futurzwei: Man sollte sich neben dem Studium einen Job suchen, der neue Perspektiven bringt. Ich selbst habe damals beim Paketdienst, in Forschungseinrichtungen und Hörfunkredaktionen gearbeitet, und der Mehrwert lag weniger im Geld als in der Erfahrung unterschiedlicher Welten. Irina Böck, 23, studiert Wirtschaftsrecht in Hof: Ich würde jedem raten, in den ersten Semestern Single zu bleiben und das Studentenleben ohne Anhang zu genießen. Macht so viel Party, wie es geht, und gebt euer Geld nicht nur für Lehrbücher aus. Die stehen sowieso meistens in der Bibliothek herum, oder jemand aus einem höheren Semester ist froh, wenn er sie für wenig Geld verkaufen kann. Lukas Oberem, 24, studiert Kunstgeschichte und Volkswirtschaftslehre in Stuttgart: Man darf nicht zu verbissen ins erste Semester gehen und zu viele Kurse besuchen. Am besten, man belegt am Anfang nur GrundlagenVorlesungen, aber beschäftigt sich mit diesen dann umso intensiver. Außerdem sollte man viel einführende Literatur lesen, denn später im Studium fehlt einem die Zeit dazu. Klaus Brinkbäumer, 48, studierte Philosophie, Politik und Psychologie und brach sein Studium ab. Er ist seit 1993 beim SPI EG E L und seit Januar 2015 Chefredakteur: Ich würde raten, einige Semester im Ausland zu verbringen. Es war ein Privileg, dass ich dank eines Stipendiums in Santa Barbara, Kalifornien, studieren konnte, das war eine spektakuläre Zeit. Am wichtigsten ist aber: Such dir etwas, das du mit Leidenschaft machst – und dann bleib geduldig und zäh. Frederik Trapp, 22, studiert Politik und Gesellschaft in Bonn: Mein Tipp fürs Studentenleben lautet: bloß keine Kurse am Freitagmorgen belegen! Am Donnerstag ist meist Studententag in den Kneipen, da kann man gut Party machen. Ka rol ine He rfu rth , 31 , wa r bis 20 08 an de r Ern stBu sc h-S ch au sp iel sc hu le: Liebe Studie rende, lasst euch auf die Uni-Welt ein , sperrt Augen und Ohren auf, und lenkt euch nicht zu vie l mit eigenen und andere n Personalien ab. Wenn ich mein Schauspielstudium noch mal machen könnte, würde ich zum Beispiel mehr in klassische Stoffe eintauche n, würde jeden Sprechun terricht bis ins Letzte auskos ten und viiiieeel mehr üben! Und ich würde me inen Dozenten mehr auf die Nerven gehen mit Vorschlägen für Szenenstudien. Am liebsten würde ich noch mal Sprechunterricht bei meiner großartigen Sprachlehrer in Frau Schneider nehme n. Svenja Schulze, 47, studierte Politik und Germanistik in Bochum und ist nordrhein-westfälische Landesministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung: Weil die Uni im Unterschied zur Schule am Anfang sehr unübersichtlich ist, empfehle ich jedem, sich frühzeitig innerhalb der Hochschule Netzwerke zu suchen, zum Beispiel in den Fachschaften. Das ist wichtig, um Gleichgesinnte zu finden. Ich war selbst in der Studierendenvertretung und habe gelernt, wie man Interessen durchsetzt. Das hat mir auch für den späteren Beruf viel gebracht. Studium nicht wohlfühlt, sollte sich nicht dazu zwingen – und es im Zweifelsfall abbrechen. Ich habe während meiner Zeit an der Hochschule hauptsächlich Pixel am Rechner hin und her geschoben, für Kreativität blieb da kaum Platz. Also beendete ich die Sache, fand aber trotzdem einen Job als Designer und betreibe nun nebenbei eine Kampfkunstschule. Jetzt bin ich zufrieden. Patricia Stolz, 25, studiert Literatur und Medien und macht gerade ein Auslandssemester in Sydney: Im Studium sollte man ausgiebig reisen, denn diese Freiheit hat man im Berufsleben meist nicht mehr. Ich war während meines Bachelors in New York, Kopenhagen, Zürich, London, Barcelona und an vielen anderen Orten der Welt. Finanziert habe ich das durch einen Werkstudentenjob. Jetzt verbringe ich ein Semester an der University of Sydney und kann sagen: Es lohnt sich. Michael Tully, 23, studiert Pharmazie in München: Ich habe drei Jahre in einem Wohnheim am Stadtrand gewohnt, und da hat es mir nicht besonders gefallen. Seit einem halben Jahr wohne ich nun in einer WG und bin viel zufriedener. Ich kann daher nur jedem raten, das von Anfang an zu tun, denn das ist der beste Weg, um Leute kennenzulernen. Außerdem bringt es einen persönlich weiter, weil man sich auch manchmal mit Konflikten auseinandersetzen muss. Dieter Nuhr, 54, studierte in Essen Geschichte und Kunst auf Lehramt und ist einer der erfolgreichsten Kabarettisten Deutschlands: Den Ehrgeizigen sage ich: Macht auch mal Party. Und den Partymachern sage ich: Studieren erfordert auch ein bisschen Ehrgeiz. Ansonsten: Am Ende kann man immer noch Komiker werden. Wenn ich noch mal studieren könnte, würde ich das etwas schneller tun. Wir haben damals mangels Perspektive langsam gemacht, in der Zeit würde man heute zwei Studiengänge absolvieren. Habe ich etwas verpasst? Nein. Außer dass ich meine Kommilitonin Claudia nicht angebaggert habe. Alex Siedenbiedel, 39, studierte BWL in Münster, spielt Gitarre bei der Punkrockband Donots und arbeitet nebenbei an seiner Promotion: Zwischen Proberaum, Tonstudio und Tourneen war mir der Hörsaal eine hochwillkommene Abwechslung. Das ging aber auch manchmal schief. Einmal bin ich nachts nach einem Konzert in Stuttgart in den Zug gestiegen, um morgens um acht Uhr in Münster eine Klausur zu schreiben. Ich bin mit Pauken und Trompeten durchgerasselt. Warum ich das erzähle? Weil es zeigt, dass man sich nicht zu viel zumuten und sich bloß nicht von seiner Umgebung irremachen lassen sollte. Auch wenn es so aussieht, als ob alle Kommilitonen schlauer und schneller sind als man selbst – es handelt sich dabei meist nur um eine Täuschung. us ik un d M aSe m es te r M nf fü e rt er ie , st ud s Sc ha us pi el A xe l Pr ah l, 55 l, ar be ite t al ie K in t am is f Le hr TV-Kom m th em at ik au be lie bt es te n t eu ts ch la nd s D zu t an en se e« lä uf hl w zä ch un d st er -Tat or t »S ün f M au s e m st iu ch des Stud sa re n. D er nä e sich vor Antritt be r: Man sollt haben, ob das an zt et es rg am 8. N ov em de an glich damit ausein er doch nur jeden Fall hinlän ne Wunsch ist od ge ei r de h lic ch tatsä sst, prima! stehende Studium lds. Wenn alles pa fe m U len zia so s d de Schande. Auf Um der der Eltern un ln ist auch keine se ch we ei zu g zw an mal ein, Aber den Studieng nnen. Legt auch die Landschaft ke an m udienzeit in St nt e ler di n ßt ge ie we allem: Gen r vo d ieun n ei r te ja noch mal. Stud Auslandssemes eicht studiere ich ell vi , iß e! we iv er kt W pe rs vollen Zügen! interessante Pe ich eine durchaus ren im Alter finde S. 24 UNI SPIEGEL 5 /2015 FOTOS: ULLSTEIN BILD; JETTE VOOD; MARC-STEFFEN UNGER; AGENTUR LUX; XIM.GS / IMAGO; HORST GALUSCHKA / INTERTOPICS Benjamin Sembritzki, 34, studierte Design in Köln – und brach vorzeitig ab: Wer sich im Markus Flohr, 34, studierte Geschichte und ist Journalist und Autor. Sein Roman debüt »Alte Sachen« erscheint im Frühjahr 2016 : Manchmal sollte man im Studium auch Dinge tun, die einen nerven – es lohnt sich nämlich. Gegen Ende des Grundstudiums musste ich ein Seminar zu Kaiser Augustus belegen. Der Termin war unmöglich (Montagabend), die Anforderungen drakonisch (Hausarbeit bis Weihnachten, niemals fehlen, Latein können) und das Thema, nun ja, alt. Wir lasen und übersetzten im Akkord die lateinischen Quellen; unerschrocken erteilte der Dozent Hausaufgaben. Bis zum ersten Advent hatte ich zudem drei Augustus-Biografien gelesen. Ende Dezember gab ich erleichtert meine Arbeit ab; im Januar verteidigte ich sie im Seminar. Als ich im Februar den Schein bekam, hatte ich das Gefühl, tatsächlich etwas gelernt zu haben. Auch über Augustus. Jana Julia Hübler, 32, promovierte Rechtsanwältin, studierte Jura in Köln: Ich kann allen Ev a B ri eg el , 3 6, S än ge ri n de r B an S em es te r la d Ju li, st ud ng un te r an ie rt e ze hn de re m Kun go gi k, G er m st ge sc hi ch an is ti k, P sy te , P äd ach ol og ie , A ch os oz ia le rc hä ol og ie M ed iz in : W un d P sy en n ich no w ürde ich etwas ch mal studiere disziplinierter vo n würde, rgehen und nich ben, wenn was t gleich aufgenicht klappt. V ieles an der Uni man kann zum ist Panikmache Beispiel auch im , dritten Semeste Tritt kommen, r noch in den also nicht gleich exmatrikulieren. ich nicht mehr Ich bereue, dass gefragt habe – Professoren ha »Das muss man ben oft so eine doch wissen«-A ttitüde, aber m dafür schämen an muss sich ni , Wissenslücken cht aufzufüllen. Ich Hauptstudium hab das ganze verpasst, also da s, wo es angeblich wird. Das hole erst interessant ich nach – als Se nioren-Gasthör erin. Corinne Heuer, 26, studierte Kommunikationswissenschaften in Bamberg: Ich würde we- Larissa Zimmermann, 24, studiert Wirtschaftsingenieur wesen in Stuttgart: niger in die Mensa gehen. Die vegetarischen Gerichte, die es bei uns gab, waren oft Mist. Besser zwei Euro drauflegen und in ein Mittagsrestaurant gehen – oder selbst kochen. Unbedingt von zu Hause ausziehen! Wer selbstständig werden will, schafft das nicht bei Mama und Papa, sondern braucht eine eigene Wohnung oder ein WG-Zimmer. Erstsemesterstudenten nur Folgendes mit auf den Weg geben: weniger lernen! Es bringt nichts, sich stundenlang einzuschließen, keinen Sport zu machen und Freunde zu vernachlässigen. Nach mehr als fünf Stunden Lernen am Stück nimmt die Effektivität ohnehin ab. Lencke Steiner, 30, studierte BWL in Vechta. Sie ist Fraktionsvorsitzende der FDP Bremen und arbeitet als Geschäftsführerin in der von ihren Eltern gegründeten Firma W-Pack Kunststoffe: Ich war durch mein duales Studium fest im Unternehmen verankert und hatte die Chance und Herausforderung einer Doppelbelastung. Ein Auslandssemester war mir daher nicht möglich. Heute wünsche ich mir, ich hätte das gemacht, und ich kann nur allen Studenten raten, sich die Zeit dafür zu nehmen. Man sollte nicht nur Fachkompetenz anhäufen, sondern offen sein für Erfahrungen, die nicht direkt etwas mit dem Studium zu tun haben. D e r B ot s chaf te r D euts ch l ands har t näck igster S chu l ve r weigerer hat das Abitur ge s chaf f t. Jetzt mö chte Mor itz Ne ubronner studieren – u nd neb enb ei das Bi ldungssystem veränder n. von JONAS LEPPIN FOTO: FRANZISKA VON DEN DRIESCH / UNISPIEGEL W enn Moritz Neubronner seine Geschichte erzählt, »Das findet man zwei Wochen cool, wohnen will man da aber stellen die Menschen ihm meist die ewig gleichen nicht.« Fragen. »Ist das in Deutschland überhaupt mögNeubronner unterrichtete sich wieder zu Hause, und nach lich?«, zum Beispiel. Oder: »Hast du Freunde?« dem Abschluss zur mittleren Reife entschied er, außerhalb der Die erste Frage lässt sich schnell beantworten, denn NeubronSchule auch noch sein Abi zu machen. Da er keine Leistungsner, 18 Jahre alt, bestand im Mai seine Abiturprüfung – mit kurse vorweisen konnte, musste er vier schriftliche und vier einem Stempel der Schulbehörde und einem Notendurchmündliche Prüfungen ablegen. Hatte er vorher relativ unstrukschnitt von 2,5. »Ich war extrem aufgeregt«, sagt er, »und ich turiert gelernt, musste er sich nun jeden Tag an den Schreibbin froh, dass es vorbei ist.« tisch setzen. Er nutzte dafür fast ausschließlich Bücher aus der Es ist Ende August, der hartnäckigste Schulverweigerer der Stadtbibliothek und Erklärvideos im Internet. Für Spanisch hatRepublik sitzt in einem Lokal in Bremen, vor sich eine Dose te er einige Stunden einen Nachhilfelehrer. »Mit meinen Eltern Red Bull und ein Schnitzel. Es ist eine Art Bilanzgespräch. habe ich dann vorher eine mündliche Prüfungssituation simuDarüber, wie er sich am Ende gegen alle Zweifler durchsetzte – liert und auch geübt, längere Texte am Stück zu schreiben.« und bewies, dass man keine Schule besuchen muss, um Wissen Neubronner spürte Druck: »Oft waren die Erwartungen an anzuhäufen und Freunde zu finden. mich als Homeschooler völlig überzogen. Ich hatte den EinNeubronner war in der zweiten Klasse, als er beschloss, ab druck, ich müsste besser sein als der Rest.« Es sei gut gewesen dem nächsten Tag zu Hause zu bleiben. Ihn störte der Lärm im zu merken, dass man kein Genie sein müsse, um es trotzdem Klassenzimmer und auf dem Pausenhof, er bekam Bauchzu schaffen. Er sagt: »Es reicht, am Tag ein paar Momente zu schmerzen davon. Seine Eltern taten etwas Ungewöhnliches: haben, an denen man konzentriert lernt.« Sie akzeptierten den Wunsch und begannen, Moritz und später Spricht man mit Moritz’ Mutter, dann wirkt diese erleichauch seinen Bruder Thomas daheim zu unterrichten. Für tert: »Ich wusste damals, wenn wir das durchziehen, kommen dieses Recht zogen sie bis vor den Europäischen Gerichtshof. harte Jahre.« Zu Beginn schickten aufgeregte Eltern ihr noch So wurden die Mitglieder der Familie Neubronner zu Symbolwütende Briefe. »In zehn Jahren werden Sie und Ihre Söhne figuren der deutschen Homeschooling-Bewegung. diese Entscheidung bereuen«, stand zum Beispiel darin. Im Gegensatz zu vielen anderen hatten die Neubronners Es ist anders gekommen. »Heute fühlt es sich so an, als habe keine religiösen Motive. Es ging ihnen nie darum, ihre Kinder ich beim Thema Homeschooling den Staffelstab an Moritz von der Evolutionstheorie oder dem Sexualkundeunterricht weitergegeben.« fernzuhalten. Der Vater argumentierte, die »SchulbesuchsTatsächlich ist Neubronner zu einem smarten Botschafter pflicht« müsse überwunden werden, weil sie das Recht auf Frei- der Homeschooling-Bewegung geworden. Auch, weil er es anzügigkeit verletze. Nach einer Niederlage vor dem Gerichtshof scheinend mühelos zum Abitur schaffte. Neubronner ist schlau, und der Androhung von Zwangsgeldern meldete er einen zwei- nicht missionarisch, und er weiß sich gut zu verkaufen. ten Wohnsitz in Frankreich an, wo Homeschooling erlaubt ist. Man kann das auch daran beobachten, wie seine Sprache Die ersten Jahre hätten sie zu Hause noch Schule nachgesich in den vergangenen Jahren verändert hat. Seine Sätze sind spielt, sagt Neubronner. Mit einem Stundenplan, Arbeitsblätklar, fast druckreif geworden. Fragt man ihn nach einem Intertern, Pausen. Aber je länger er zu Hause lernte, desto mehr ent- view, dann antwortet er: »Das macht Sinn. Der UNI SPIEGEL fernte er sich von diesem System. Relativ schnell begann Neuhat eine Zielgruppe, die das interessieren könnte.« Neubronner bronner, sich selbst zu strukturieren: »Ich war viel unterwegs, sagt nicht: Das Konzept des Lernens zu Hause ist das beste. habe etwas mit Freunden unternommen, Kung-Fu gelernt. Und Er sagt: »Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass es eine ich habe oft ausgeschlafen«, sagt er. Trotzdem machte er in super Alternative ist.« Und: »Ich will nicht ständig Argumente Baden-Württemberg einen externen Hauptschulabschluss. suchen, weshalb man nicht zur Schule muss. Man sollte mir Note: 1,4. »Das war ein wichtiger Schritt. Ich konnte nachweibesser einen Grund nennen, warum ich nicht auch zu Hause sen, dass mein Weg nicht vollkommener Unsinn war«, sagt er. wie in der Schule lernen kann.« Mit 16 Jahren sah es kurz so aus, als würde Neubronner Im Frühling will Neubronner erst mal für ein halbes Jahr doch wieder in die Schule gehen. Für ein halbes Jahr besuchte nach Kanada reisen, sein Englisch verbessern und etwas sehen er die 10. Klasse der Oberschule Lesum in Bremen. »Das war von der Welt. Bis dahin werde er jobben und überlegen, weleine Phase, in der ich gezweifelt habe.« Neubronner wollte kein ches Fach er studieren soll. Fragt man ihn, ob er auch schon einmal gescheitert sei, beschräger Vogel werden. Er hatte durch den Sport genügend richtet er von seiner ersten Fahrprüfung: »Da bin ich durchgefalsoziale Kontakte, aber er wollte wissen, ob er auch in einer Klassengemeinschaft funktioniert. »Ich habe dort viele Freunde len.« Es sei neblig gewesen damals, und Menschen, die in dunkler Jacke über die Straße rannten, hätten ihn so verwirrt, gefunden. Aber man lernt in der Schule nicht zwangsS. 27 dass der Fahrlehrer die Prüfung kurz darauf abgebrochen läufig Sozialkompetenz, dafür habe ich viele Beispiele UNI SPIEGEL habe. Später stellte sich heraus: Es waren Kinder, die gesehen«, sagt Neubronner. Insgesamt sei sein Gast5 /2015 ihn abgelenkt hatten. Sie waren unterwegs zur Schule. spiel in der Schule wie ein Urlaub in der Ferne gewesen: Die letzte Opposition Thailands Militärregierung marschiert stramm in Richtung D i k t a t u r . Nu r e i n i g e S t u d e nt e n b e g e h r e n n o c h au f – u n d riskieren damit eine Ha f t im Horrorknast. von FREDERIC SPOHR S. 29 UNI SPIEGEL 5 /2015 Aktivistinnen bei einer Demo gegen die Junta S. 30 UNI SPIEGEL 5 /2015 E s ist schon weit nach Mitternacht, als Chonthicha Jangrew vor dem Militärrichter steht. Sie ist ein zierliches Mädchen, gerade mal 1,60 Meter groß und nur 40 Kilogramm schwer. Die Häftlingsklamotten, die sie wenige Stunden zuvor anziehen sollte, sind ihr viel zu weit: Immer wieder muss sie ihren Rock hochziehen, damit er nicht zu Boden fällt. Chonthicha, eine 22-jährige Studentin mit Piepsstimme, soll das thailändische Volk gegen die Regierung aufgehetzt haben. Nun muss der Richter während einer ersten Anhörung entscheiden, was mit ihr und 13 Freunden, die ebenfalls am Nachmittag festgenommen wurden, passieren wird. »Dieses Verfahren ist nicht rechtmäßig«, ruft Chonthichas Freund Rome in den Saal. Er begründet das 15 Minuten lang, doch es nützt nichts: Die jungen Akademiker werden bis auf Weiteres in Untersuchungshaft geschickt, der Beginn der Hauptverhandlung werde ihnen bald mitgeteilt, heißt es. Thailand war in den vergangenen Jahren vom Kampf zweier Lager geprägt. Auf der einen Seite standen die Anhänger des ehemaligen Premierministers Thaksin Shinawatra, die sogenannten Rothemden – auf der anderen Seite deren Gegner, die Gelbhemden. Im Mai 2014 schaltete sich das Militär ein, jagte die Regierung von Thaksins Schwester Yingluck aus dem Amt und installierte selbst eine Regierung. Erst atmeten viele Thais auf, doch seit der Machtübernahme der Generäle verabschiedet sich der Staat immer weiter von der Demokratie: Versammlungen wurden verboten, die Presse überwacht, versprochene Neuwahlen immer wieder verschoben. Kaum einer traut sich noch, dagegen zu demonstrieren – eine Ausnahme sind Thailands Studenten, die überall im Land gegen die Machthaber aufbegehren. Bevor Chonthichas Gruppe festgenommen wurde, hatte sie vor Polizeiwachen protestiert, Pamphlete veröffentlicht und Flashmobs organisiert, um die Politik der Junta anzuprangern. Mit zwei großen Demonstrationen überspannten sie den Bogen nach Ansicht der Machthaber: Polizisten lösten die Proteste mit Gewalt auf – und nahmen die Studenten kurz darauf fest. In ihrer ersten Nacht im Gefängnis muss Chonthicha auf dem Boden schlafen. Ihr Rücken schmerzt, ein Polizist hatte während einer Demonstration an ihr gezerrt und den Rücken verletzt. Sie wird in ein Militärkrankenhaus verlegt und dort direkt neben hochansteckenden Tuberkulosepatienten behandelt. Den Jungs der Gruppe geht es nicht besser. Mit mehr als 20 weiteren Insassen teilen sie sich die Zelle. Ein Loch im Boden ist das Klo. Wer mal muss, hat immer Zuschauer. Die Mitgefangenen sind Vergewaltiger und Mörder. Was habt ihr denn angestellt, fragen die Schwerverbrecher. »Wir haben nur Plakate gemalt und hochgehalten«, antworten die Studenten. Während die Gruppe um Chonthicha in Haft ist, formiert sich draußen der Widerstand: Die EU nennt die Festnahme der Studenten »beunruhigend«, die Vereinten Nationen schalten sich ein. Immer wieder ziehen Bürger und Hochschüler aus dem ganzen Land vor das Gefängnis und fordern die Freilassung der 14 Aktivisten. Nach knapp zwei Wochen kommen sie tatsächlich aus der Untersuchungshaft frei – und verlassen das Gefängnis als kleine Volkshelden. Doch die Anklage bleibt vorerst bestehen – der Prozess vor dem Militärgericht könne jederzeit beginnen, heißt es. Einige Monate später sitzt Chonthicha in einer kleinen Bar, ganz in der Nähe der Khaosan Road, der weltweit vielleicht berühmtesten Partymeile für Rucksacktouristen. Bisher hat es keinen Prozess gegeben, aber Chonthicha befürchtet, dass er bald anberaumt wird. Infolge der Verletzung durch den Polizisten FOTOS SEITE 28/29: DAMIR SAGOLJ / REUTERS; GETTY IMAGES NEWS (O.) Thailändische Soldaten: »Es geht dem Militär nicht um Demokratie« REWE Group – eine Gruppe mit 1000 Möglichkeiten ANZEIGE Erwartungen erfüllt! Wir sprachen mit Carina Wittig über ihr Traineeprogramm in der Category Buying Nonfood der REWE Group Die 18-monatigen Traineeprogramme der REWE Group bieten Hochschulabsolventen einen interessanten Einstieg ins Berufsleben – mit erstklassigen Karriereaussichten! Carina, mit welchen Erwartungen bist du eingestiegen? Ich hatte sehr hohe Erwartungen an das Traineeprogramm, da die REWE Group zu Deutschlands Top-Arbeitgebern zählt und in der Stellenanzeige sehr viele spannende Aufgaben beschrieben wurden. Und wurden die erfüllt? Ja! Der Schwerpunkt des Traineeprogramms liegt wie versprochen in der Übernahme von Aufgaben im Rahmen von strategischen nationalen und internationalen Projek- ten. Zudem finden regelmäßig Traineeveranstaltungen statt. Mein persönliches Highlight des Programms ist bis jetzt der Auslandseinsatz in Asien. Was macht dir an deiner Tätigkeit besonders Spaß? Besonders gefällt mir die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Einkaufsbereichen und angrenzenden Abteilungen, wie die Qualitätssicherung, Nachhaltigkeit und Kommunikation. Welche Möglichkeiten hast du nach Ende des Traineeprogramms? Bevor das Traineeprogramm endet, werden Gespräche zu möglichen Einsatzgebieten geführt. Grundsätzlich stehen mir als Bereichstrainee alle Türen im Nonfood offen. Carina Wittig (28) hat ihren Master in Marktorientierter Unternehmensführung mit den Schwerpunkten Controlling, Finanzen und Marketing gemacht Weitere Informationen zur Karriere bei der REWE Group finden Sie unter www.rewe-group.com/karriere Gemeinsam nachhaltig zum Erfolg. Denn bei der REWE Group, einem der führenden Handelsund Touristikkonzerne Europas, ist Bewegung drin. Dafür sorgen unsere ca. 330.000 Mitarbeiter Tag für Tag: Sie liefern Tonnen von Waren, schicken Urlauber zu fernen Zielen oder verhandeln die günstigsten Preise. Sie halten die Welt am Laufen. Werden Sie Teil einer großen Gemeinschaft, die Großes bewirkt. Freuen Sie sich auf die Zusammenarbeit mit sympathischen Kollegen auf internationaler Ebene und erleben Sie, was Sie in unserer vielfältigen Marken- und Arbeitswelt bewegen können. Und durch individuelle Förderung bewegt sich auch Ihre Karriere, wohin immer Sie wollen. Was bewegen Sie? www.rewe-group.com/karriere www.facebook.com/ REWEGroupKarriere Du bewegst. 330.000 Mitarbeiter 523 Berufe 1 Zukunft S. 32 UNI SPIEGEL 5 /2015 hinkt sie wie eine alte Frau, die eine neue Hüfte braucht. Regelmäßig geht sie zur Physiotherapie. Ob es das wert war? Chonthicha überlegt nicht lange. »Irgendjemand muss diese Gesellschaft ja wachrütteln«, sagt sie und schimpft über den strengen Gehorsam der Thais gegenüber der Elite und die permanente Entmündigung der Bevölkerung. Das Mädchen, das auf Facebook gern Bilder von knutschenden Pärchen postet, ballt seine Fäuste. Chonthicha sagt, dass sie »niemals« aufgeben werde. Wegen ihres politischen Engagements geriet sie auch mit ihrem Vater aneinander, einem Soldaten, der sogar in der Freizeit Uniform trägt. Schon immer wollte sie sich von ihm abgrenzen: Anstatt Krankenschwester zu werden, wie er es wünschte, studierte sie Geschichte und lernte bei liberalen Dozenten Theorien, von denen er nichts hören will. Mittlerweile ist Chonthicha von zu Hause ausgezogen. »Es würde sonst nur noch Streit geben«, sagt sie. Als sie aus dem Gefängnis kommt, feiert nur ihr Opa mit ihr, ein alter Kommunist. Mit der Studentenbewegung hat Chonthicha eine neue Familie. Es ist eine bunte Truppe, die da gegen die Militärherrschaft kämpft: Engagierte Jurastudenten, verträumte Idealisten und Aussteigertypen haben sich ihr angeschlossen. Auch ihre politischen Überzeugungen sind unterschiedlich: Manche bezeichnen sich als Sozialisten, andere haben nichts gegen den Kapitalismus. Auf eines können sich aber alle einigen: Thailand braucht faire und freie Wahlen. Ein Hauptquartier der Studentenbewegung liegt nicht weit von der Universität Khon Kaen entfernt. Hier, etwa 400 Kilometer nordöstlich von Bangkok, wohnen die »Dao Din«, was so viel heißt wie »Sterne auf der Erde«. Das Grundstück sieht aus wie eine Bauwagensiedlung. Im Garten sind Sitzecken und Bühnen für Diskussionen aufgebaut. Das Terrain der Kommune ist zu einem kleinen Zentrum der politischen Debatte in Thailand geworden. »Die Studenten mögen wenig Macht und kaum politische Verbündete haben«, sagt Janjira Sombutpoonsiri, Politikwissenschaftlerin an der ThammasatUniversität in Bangkok. »Aber sie haben durchaus Einfluss auf die politische Diskussion im Land.« Ihr Mut habe ihnen auch bei konservativen Bürgern große Anerkennung eingebracht. Sogar eine EU-Diplomatin hat die Kommunarden schon auf ihrem Grundstück besucht, um mit ihnen zu diskutieren. An diesem Nachmittag kommen zwei thailändische Journalisten, sie wollen die Meinung der Gruppe zum aktuellen Verfassungsentwurf hören. »Es geht dem Militär nicht um Demokratie, sondern nur darum, seine Macht zu zementieren«, sagt der 24-jährige Jatupat Boonpattararaksa den Redakteuren. So offen sagen derzeit nur wenige ihre Meinung in Thailand. »Die Junta hat gemerkt, dass sie gegen die Studenten nicht gewinnt, indem sie sie wegsperrt«, sagt die »Dao Din«-Anwältin Yaowalak Anupan. »Dann gibt es Proteste, und die jungen Leute werden noch wichtiger.« Trotzdem hat sie Angst, dass einer ihrer Schützlinge eines Tages zu weit geht und die Herrschenden zu sehr provoziert. »Ich muss sie immer wieder warnen. Sie sind zu mutig, das ist gefährlich.« Dass die Militärregierung bereit ist, das Leben junger Leute zu zerstören, hat sie gezeigt. Zwei Aktivisten sind im Frühjahr zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt worden, weil sie mit einer Aufführung den König beleidigt haben sollen – ein schweres Vergehen in Thailand. Chonthicha und ihre Freunde wollen trotzdem nicht aufgeben. »Ich weiß, dass ich vielleicht irgendwann wieder hinter Gitter muss und dass es furchtbar werden würde«, sagt die junge Frau. »Aber ich weiß jetzt, dass ich es aushalten kann.« FOTO: JACK KURTZ / PICTURE ALLIANCE / ZUMAPRESS.COM / DPA Demonstranten mit Bildern von Chonthicha Jangrew (oben links) und Mitstreitern: »Sie sind zu mutig« ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG DIE CHEFS VON MORGEN Absolventen eines Traineeprogramms winken beste Karrierechancen. Warum man die Weichen frühzeitig stellen sollte, was ein gutes Programm auszeichnet und welche Fallstricke Einsteiger umgehen können. T TRAINEE YOUR WA WAY Y INHALT Den Einstieg als Trainee frühzeitig planen Woran Bewerber ein gutes Traineeprogramm erkennen Von Fettnäpfchen, die man meiden sollte ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG Praktikantin: Frühzeitige Kontakte zu Unternehmen verbessern die Chancen auf die Teilnahme an einem Traineeprogramm AUF DIE POLEPOSITION Als Trainee bei einem Unternehmen den ersten Karriereschritt wagen – davon träumen mehrere Tausend Universitätsabsolventen. Doch zuvor gilt es, einige schwierige Hürden zu nehmen. Wie Anwärter sich in eine gute Startposition bringen. einah die Hälfte aller Hochschulabsolventen würde sich eher für ein Traineeprogramm als für den Direkteinstieg ins Berufsleben entscheiden. Das ist ein Ergebnis der „Absolventenstudie 2014/15“ der Unternehmensberatung Kienbaum. Doch die Traineeplätze sind heiß begehrt, schließlich sollen sie auf eine Position im gehobenen Management vorbereiten. Wer allerdings erst etwas ausprobieren oder sich noch nicht festlegen möchte, könnte für ein Traineeprogramm zu spät dran sein. Denn denken Interessierte erst nach dem Bachelor oder Master über die Bewerbung für ein Traineeprogramm nach, laufen sie anderen Absolventen mitunter hinterher. „Geschätzt 80 Prozent aller Traineeplätze werden an den Bewerbungsverfahren vorbei vergeben“, sagt Jürgen Hesse, Gründer des Büros für Berufsstrategie in Berlin. Zusammen mit Co-Autor Christian Schrader hat er rund 200 Bewerbungsratgeber verfasst. B „Die Stellen werden besetzt mit Absolventen, die vor ihrem Abschluss ein Praktikum im Unternehmen absolviert oder dort ihre Bachelorarbeit geschrieben haben“, so Hesse. Wer so die ersten Kontakte knüpft und diese weiter pflegt, hat die besten Chan„Hobbys, die auf konkrete cen auf einen Platz im Traineeprogramm. Persönlichkeitsmerkmale Bernd Schmitz, der bei Bayer die Markeschließen lassen, tingaktivitäten für kommen in Bewerbungen die Personalbeschaffung leitet, kann das besonders gut an.“ nur zum Teil bestätiJürgen Hesse, Bewerbungscoach gen: „Praktische Erfahrungen bewerten wir sehr hoch. Auch wenn jemand diese etwa bei der Konkurrenz gemacht hat. Doch für ein Traineeprogramm ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG müssen sich alle auf dem gleichen Weg bewerben, bei anderen Unternehmen ist das möglicherweise anders.“ (Siehe Interview nächste Seite.) werbungscoach Hesse. Die Mitgliedschaft in einem Sportverein etwa belegt Kontaktfreudigkeit und Teamfähigkeit. Musiker verfügen oft auch über Durchhaltevermögen, Disziplin und vielleicht gute Umgangsformen. ES ZÄHLEN DIE INHALTE Wer bei Studienabschluss noch keinen Traineevertrag in der Tasche hat, braucht deshalb also nicht zu verzagen. Die Chance, auf dem üblichen Weg mit einer schriftlichen Bewerbung an einen Platz zu kommen, besteht weiterhin, wenn man einiges beachtet. „Bei Bewerbungen ändert sich die Mode ungefähr alle zwei Jahre“, sagt Hesse. Vor Kurzem noch galt die online verschickte Bewerbung als das Nonplusultra. „Heute setzen Unternehmen moderne Analyseprogramme ein, bei denen die Kandidaten 20 bis 30 Fragen beantworten müssen.“ So werden schon im Vorwege Bewerber aussortiert, die beispielsweise zu alt sind oder deren Studium zu lange gedauert hat. In die engere Wahl kommen jene Bewerbungen, die möglichst viele Begriffe aus der Stellenbeschreibung enthalten – diese werden dann persönlich gesichtet. „Die Möglichkeit, durch individuelle Gestaltung aufzufallen, haben Bewerber heute immer weniger“, erklärt Hesse, es zählten allein Inhalte. Mit einem sehr guten Abschlusszeugnis allein kann sich niemand mehr hervortun, das wird vorausgesetzt. „Was dagegen immer positiv auffällt, sind Hobbys, die auf besondere Persönlichkeitsmerkmale schließen lassen“, sagt Be- „In meiner HARIBO-Bettwäsche habe ich nicht nur als Kind am liebsten geschlafen. Als ich für mein Trainee-Programm nach Bonn gezogen bin, war eines klar: Die Bettwäsche kommt mit.“ Vanessa Mohr Junior- Controllerin Ehem. Trainee Finanzen SEINE POSITIVEN EIGENSCHAFTEN KENNEN Auf die sogenannten Soft Skills, also soziale Kompetenzen, werden die Bewerber auch in Assessment-Centern getestet. Diese dauern zumeist etwa zwei bis sechs Stunden, allein das Auswärtige Amt braucht mehrere Tage, um zukünftige Diplomaten auf Herz und Nieren zu prüfen. „Es ist wichtig, dass die Kandidaten keine Angst davor haben, sondern sich wirklich vorbereiten“, so der Bewerbungstrainer. Wer nicht gern vor mehreren Leuten spricht, kann dies zum Beispiel im Rollenspiel mit Freunden oder vor einer Kamera üben. Außerdem ist es hilfreich, sein Profil zu kennen und zu wissen, mit welchen positiven Fähigkeiten man sich präsentieren möchte. „Wenn nach einer Übung negatives Feedback gegeben wird, wollen die Personaler vor allem herausfinden, wie man mit Kritik umgeht. Wer dann nicht souverän reagiert, hat schnell verloren“, sagt Hesse. Am Ende komme es weniger auf ein scharfes Profil des Bewerbers an, als vielmehr auf seine Anpassungsfähigkeit. Wenn er gut ins Unternehmen passt, mit seiner Motivation überzeugen kann und die Leistungen bisher stimmten, ist er bei der Auswahl in der Poleposition. AUTHENTISCHE MARKEN BRAUCHEN ECHTE MENSCHEN Die ganze Welt liebt HARIBO. Ob GOLDBÄREN, LAKRITZ SCHNECKEN oder COLOR-RADO – die Leckereien unseres weltweit führenden Familienunternehmens sind in aller Munde: bei Groß und Klein. Damit das so bleibt, bieten wir Ihnen mit unseren internationalen Trainee-Programmen einen perfekten Berufsstart in einem weltweit führenden Familienunternehmen. Bei HARIBO erhalten Sie durch unsere modular aufgebauten kaufmännischen und technischen Einstiegsprogramme Einblicke in alle relevanten Fachbereiche. Ergreifen Sie die Chance und starten Sie Ihre Karriere mit einer internationalen Kultmarke. WERDEN SIE HARIBOianer Bewerben Sie sich jetzt: www.haribo.com/trainee Karrierevideo starten > HARIBO MACHT KINDER FROH UND ERWACHSENE EBENSO ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG INTERVIEW Lieber selbstreflektiert als unauthentisch Bernd Schmitz, Leiter Personalmarketing bei der Bayer AG, über wichtige Soft Skills von Bewerbern – und warum die Bereitschaft zu Veränderung am wichtigsten ist. Herr Schmitz, wie fällt man mit seiner Bewerbung für ein Traineeprogramm bei Bayer positiv auf? Wer sich nach der Devise „keep it short and simple“ auf das Wesentliche beschränkt und schnell zum Punkt kommt, macht vieles richtig. Der Lebenslauf sollte keine Fragen aufwerfen – nachfragen kostet Zeit, und daran fehlt es oft. Zudem erfahren wir gern schon etwas über die Persönlichkeit des Bewerbers. Es kann nicht schaden, im Anschreiben die eigene Motivation für ein Traineeprogramm darzulegen. Wer angibt, bereits ein Praktikum bei uns gemacht zu haben, hat gute Karten. Allerdings müssen sich ehemalige Praktikanten genauso offi ziell bewerben wie alle anderen auch. Im Assessment-Center geht es vor allem um die Persönlichkeit. Welche Eigenschaften sollte man unbedingt mitbringen? Die Bewerber sollten gern mit anderen zusammenarbeiten, auch in einem interkulturellen Team. Wenn sie schon Erfahrungen in anderen Kulturen gemacht haben – umso besser. Unsere Trainees arbeiten mit Kollegen aus aller Welt zusammen. Die interne Geschäftssprache ist Eng- lisch, gute Sprachkenntnisse sind also notwendig. Außerdem sollten die Bewerber ergebnisorientiert, eigenverantwortlich und flexibel arbeiten. Großen Wert legen wir auf die Bereitschaft zu Veränderung. Unsere Mitarbeiter sollen schließlich Ideen für Verbesserungsmöglichkeiten entwickeln. Schön ist, wenn wir das Potenzial sehen, Führungsverantwortung zu übernehmen. Geschieht es häufig, dass Bewerber sich Eigenschaften zuschreiben, die sie eigentlich nicht haben? Es kommt vor, dass Bewerber sich offenbar selbst nicht gut kennen. Auf die Frage „Worin siehst du dein höchstes Verbesserungspotenzial?“ fällt vielen nur wenig ein. Früher war das die Frage nach den persönlichen Schwächen. Es ist legitim, seine Stärken zu betonen. Uns ist aber jemand, der sich selbst reflektiert, viel sympathischer als jemand, der unauthentisch ist. Es geht um das Potenzial, das sich auch mithilfe unseres Entwicklungsprogramms entfalten soll. Sie erwarten von den zukünftigen Trainees also, dass sie sich später noch weiterentwickeln? Auf jeden Fall, kein Mensch ist perfekt. Jeder entwickelt sich weiter, wie das Unternehmen auch. Es geht uns bei der Auswahl der richtigen Leute nicht nur um ein zweijähriges Ausbildungsprogramm. Idealerweise planen die Trainees bei uns ihre weiteren Karriereschritte, und es entsteht daraus ein langfristiges Engagement. Bernd Schmitz: Er leitet die Marketingaktivitäten für die Personalbeschaffung von Bayer So klappts mit der Traineestelle! Die Picht Die Kür Um einen Platz in einem Traineeprogramm zu ergattern, müssen bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Zu den allgemeingültigen Anforderungen, den sogenannten Hard Skills, zählen: Auch besondere Fähigkeiten und Qualifikationen jenseits der fachlichen Expertise stehen bei Unternehmen hoch im Kurs und können bei der Kandidatenauswahl entscheidend sein. Zu einem überzeugenden Set an Soft Skills gehören unter anderem: Bewerber müssen ein Hochschul- oder Fachhochschulstudium absolviert haben. Besonders hilfreich ist es, wenn die Abschlussnote überdurchschnittlich ist. Ob Betriebs-, Geistes- oder Rechtswissenschaften – der inhaltliche Schwerpunkt des Studiums sollte fachlich zum ausgewählten Traineeprogramm passen. Mindestens eine Fremdsprache sollten Bewerber fließend sprechen. Diese Fähigkeit zählt mittlerweile zum Standard, da immer mehr Traineeprogramme für die Ausbildung künftiger Führungskräfte auch Stationen im Ausland vorsehen. Auslandserfahrung, sei es im Rahmen des Studiums oder aber in Form von Praktika, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Damit signalisieren Bewerber interkulturelle Kompetenzen. Mehrere erfolgreich absolvierte Praktika zeigen, dass sich das Hintergrundwissen angehender Trainees über die jeweilige Branche nicht nur auf die Theorie beschränkt. Besonders gute Chancen haben Kandidaten mit Branchenkontakten. Denn manche Traineestellen werden nur unternehmensintern ausgeschrieben. Bewerber, die sich schon während des Studiums exzellent vernetzen, haben hier Vorteile. Wie könnten Sie Ihrer Karriere Flügel verleihen? Wenn Sie sich den großen Herausforderungen der Welt stellen Indem Sie dabei helfen, Satelliten ins All zu schicken In Brainstormings mit Ingenieuren, Mathematikern und Risikomanagern Mit neuen Ideen zur Eindämmung des Ozonlochs Durch alle der genannten Punkte Unsere Stärke liegt im Wissen unserer interdisziplinären Teams. Wissen, mit dem wir komplexe Herausforderungen aus allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft meistern, von Großbauprojekten über den Klimawandel bis hin zur Raumfahrt. So entwickeln wir maßgeschneiderte Lösungen für Risiken, die die Menschheit heute und in Zukunft beschäftigen. Wenn Sie gemeinsam mit 13.000 Kollegen Projekte von globaler Tragweite bewegen wollen, freuen wir uns über Ihre Bewerbung. Was wir im Rahmen unseres Traineeprogramms von Ihnen erwarten und welche Chancen wir Ihnen bieten, erfahren Sie unter munichre.com/karriere ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG DIE RICHTIGE WAHL Traineestellen werden immer beliebter. Doch woran erkennen Bewerber ein qualitativ gutes Programm? Betreuung durch einen Mentor und eine angemessene Bezahlung liefern erste Anhaltspunkte – darüber hinaus sollten Trainees die einzelnen Stationen sinnvoll planen. programm bietet ein solides Fundament aus fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen, im Munich Re International Graduate Trainee Programme gepaart mit vielen internationalen Stationen. Der Trainee lernt in der Praxis ein Unternehmen in einer Breite kennen, die es ihm ermöglicht, die Herausforderungen seiner Branche zu meistern.“ EIN TRAINEE IST KEIN PRAKTIKANT Sorgfältige Suche: Kandidaten für Traineestellen sollten sich ihre Ziele und Wünsche bewusst machen erantwortungsvolle Aufgaben, flache Hierarchien, spannende Herausforderungen – wer wünscht sich das nicht von seinem Traineeprogramm? Doch hinter diesen gängigen Floskeln aus Stellenausschreibungen kann sich vieles verbergen. Einheitliche Standards für Traineeships gibt es nicht. Bewerber sollten sich deshalb nicht von schönen Formulierungen blenden lassen, sondern sich ausführlich über die Inhalte und die Organisation des Programms informieren. V AUF DIE INNEREN WERTE KOMMT ES AN Ein Traineeprogramm schlägt eine Brücke von der Theorie aus dem Studium zur praktischen Tätigkeit im Unternehmen. Dabei durchläuft der Berufseinsteiger verschiedene Stationen, die für seine spätere Position relevant sind. Der Trainee sollte dabei aber nicht auf sich allein gestellt sein, sondern einen Mentor an seiner Seite haben, der ihm regelmäßig Feedback gibt. Für 46 Prozent der Bewerber ist die persönliche Betreuung sogar der ausschlaggebende Faktor bei der Entscheidung für eine Traineestelle. Das hat eine Umfrage der Personalberatung Kienbaum ergeben (siehe rechts). Wichtig sind vielen außerdem die inhaltliche Vielfalt des Programms, gezielte Personalentwicklungsmaßnahmen, Auslandsaufenthalte und die Vermittlung von Fachwissen. Maximilian Schumacher, Consultant Talent Management bei Munich Re, fasst zusammen: „Ein gutes Trainee- So wie es keinen Standard für die Inhalte gibt, so ist auch der Zeitrahmen nicht festgelegt. Die gesetzliche Krankenkasse Barmer bietet ein zwölfmonatiges Programm für den Bereich IT an. Bei den Maltesern dauert ein solches im Non-Profit-Management 18 Monate. Und beim Chemiekonzern Beiersdorf werden Trainees 18 bis 24 Monate im Controlling geschult. Wichtig ist für Berufsanfänger auch die Bezahlung. Ein Trainee verdient weniger als ein Direkteinsteiger, aber wesentlich mehr als ein Praktikant. Wie viel genau, hängt von Branche und Unternehmensgröße ab. Der Gehaltsreport der Vergütungsberatung Personalmarkt zeigt: Einsteiger in kleinen Unternehmen erhalten im Schnitt 32 500 Euro jährlich. Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern zahlen durchschnittlich 43 300 Euro. Von den Branchen schneidet der öffentliche Dienst am schlechtesten ab mit mittleren Jahresgehältern unter 35 000 Euro. Am besten verdienen Trainees bei Banken und Industrie: Dort sind mehr als 45 000 Euro Gehalt drin. Was ist Ihnen bei der Entscheidung für ein Traineeprogramm wichtig? Diese Frage stellte die Personalberatung Kienbaum im November 2014 im Rahmen einer Studie 582 Studierenden. Das Ergebnis: Eine gute Betreuung hat für viele Priorität. 46 % Persönliche Betreuung 38 % Inhaltliche Vielfalt des Programms 36 % Gezielte Personalentwicklungsmaßnahmen 35 % Auslandsaufenthalte 29 % Vermittlung von Fachwissen Quelle: Kienbaum, Absolventenstudie 2014/15 www.volkswagen-karriere.de Schreiben Sie Automobilgeschichte – egal in welcher Sprache. Wenn Sie die Welt von Volkswagen in ihrer Vielfältigkeit erleben wollen, ist unser Traineeprogramm StartUp Cross genau das Richtige. Während Ihres 18-monatigen Programms absolvieren Sie Projekteinsätze in den verschiedenen Bereichen von Volkswagen und lernen das Unternehmen im In- und Ausland kennen. Insgesamt eine einzigartige Möglichkeit, interdisziplinär und global erfolgreich zu lernen sowie nationale und internationale Netzwerke aufzubauen. Beginnen Sie Ihr eigenes Erfolgskapitel und bewerben Sie sich unter: www.volkswagen-karriere.de Mehr Infos zum Arbeitgeber Volkswagen gibt es hier: ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG ABSOLUTE BEGINNER Nach dem erfolgreichen Auswahlverfahren weicht die Freude oft dem Lampenfieber: Was, wenn gleich am Anfang etwas schiefgeht? Der erste Eindruck, den Vorgesetzte und Kollegen vom neuen Mitarbeiter bekommen, ist nicht zu unterschätzen. Fotos: iStock.com (7), PR (1) er Schritt von der Uni ins Berufsleben ist nicht immer einfach. Da Trainees in der Regel verschiedene Abteilungen innerhalb eines Unternehmens durchlaufen, müssen sie sich mit wechselnden neuen Vorgesetzten und Kollegen auseinandersetzen, sich immer wieder in Fachbereiche einarbeiten und am Ende jeder Station mit Feedback umgehen. Viele sind sich jedoch der Bedeutung einer reibungslosen Anfangsphase nicht bewusst. Dabei ist sie entscheidend für einen erfolgreichen Start. Mit diesen Tipps vermeiden Einsteiger Pannen und punkten im neuen Job. D Die Zeit im Blick haben: Zu spät kommen am ersten Arbeitstag ist peinlich. Ein Zeitpuffer für mögliche Staus oder Zugausfälle hat deshalb oberste Priorität. Und: Ist man dennoch nicht pünktlich, sollte unbedingt der Fachbetreuer angerufen werden. Dresscode beachten: Eine dezente Kleidung zu Beginn hinterlässt einen seriösen Eindruck. Auch in Branchen mit eher lockerer Kleiderordnung ist es für Einsteiger ratsam, die Garderobe lieber etwas zu förmlich anstatt zu leger zu wählen. Gut vorbereitet sein: Um im Gedächtnis zu bleiben, empfiehlt es sich für Neueinsteiger, in den Vorstellungsrunden drei Fragen zu beantworten: „Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich?“ Hilfreich ist es außerdem, sich bei Meetings und während der Rundgänge durch die Abteilungen relevante Informationen und Namen der Kollegen zu notieren. Sich selbst einbringen: Am ersten Tag in der neuen Abteilung kann es zu Leerlauf kommen, etwa weil das Passwort für den Computer fehlt oder man noch nicht in Arbeitsabläufe integriert ist. Fühlen sich Trainees allein gelassen, sollten sie aktiv nach Aufgaben fragen. Interessiert, aber zurückhaltend sein: Als Einsteiger sollte man unverfänglich bleiben und sich bei Lästereien und Zickereien neutral zeigen. Besonders in der ersten Zeit ist es wichtig, Arbeitsabläufe und den Umgang der Kollegen untereinander aufmerksam zu beobachten, um sich schnell im Unternehmen zurechtzufinden. Fragen zur Firma zeigen Interesse am Arbeitgeber. Stark im Team: Trainees durchlaufen verschiedene Stationen und haben mit vielen Kollegen zu tun Mit Fingerspitzengefühl: Selbstdarstellung und überhebliches Auftreten zerstören jeden positiven ersten Eindruck. Ein weiteres No-Go zum Start: Kritik an internen Prozessen. Verbesserungsvorschläge sind erst nach der Eingewöhnungsphase angebracht – mit Fingerspitzengefühl. Sonst wird man schnell als Besserwisser abgestempelt. Die richtige Balance finden: Viele Trainees engagieren sich gerade in der Anfangszeit überdurchschnittlich. Stark eingebundene Kollegen zu unterstützen sowie Leistungen unter Zeitdruck zu erledigen, führen schnell zu Überstunden – für viele selbstverständlich. Dennoch ist eine gute Work-Life-Balance wichtig. Neueinsteiger sollten versuchen, ruhigere Zeiten zu nutzen, um Überstunden abzubauen und Energie zu tanken. Fehler zugeben: Alle machen Fehler, besonders unerfahrene Berufseinsteiger. Sie sollten diese nicht vertuschen, sondern Vorgesetzten erklären, was passiert ist – idealerweise gleich mit Lösungsvorschlag. Feedback annehmen: Am Ende jeder Station steht ein Feedback-Gespräch – mit Lob, vielleicht auch mit Kritik. Ganz wichtig sind dabei Offenheit, Sachlichkeit und Authentizität. Trainees sollten Rückmeldung dazu geben, was gut und was weniger gut lief, sowie nach Tipps fragen, um aus schwierigen Situationen lernen zu können. S. 42 UNI SPIEGEL 5 /2015 F l ü c ht l i n g R ay h a n R e z a w i l l u n b e d i n g t in Deutschland bleiben, doch das Gesetz ist gegen ihn. D i e B e r l i n e r Stu d e nt i n L i s a Kü h n ve r s t e c kt d e n A f r i k an e r – und versucht alles, um ihm eine Perspektive zu geben. Von BETTINA MALTER (Text) und VERENA BRANDT (Fotos) Sein Rayhan sitzt am Fußende eines Bettes, im Doppelzimmer am Ende des Gangs. Die letzte Nacht musste Lisa, seine Mitbewohnerin, im Krankenhaus verbringen, mit Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall. Nun bringt er ihr Socken und eine lange Hose, außerdem Wraps mit Lachs, die sie so gerne mag. Er sieht zu, wie sie isst, und scheint froh zu sein, etwas zurückgeben zu können. Seit fast einem Jahr versteckt Lisa Kühn, eine hübsche Frau mit langem Haar, Rayhan Reza in ihrer Berliner Wohnung; sie ist sein einziger Schutz. Die 25-Jährige studiert Politikwissenschaft, er, sechs Jahre älter als sie, arbeitet in einem Restaurant und gibt Sprachunterricht. Vor fast zehn Jahren verließ Rayhan, der fast immer Basecap und kariertes Hemd trägt, aus Angst um sein Leben seine Heimat; ein Land in Afrika, das er nicht nennen mag, weil er fürchtet, dass ihn das verraten könnte. Die Geschichte von Lisa Kühn und Rayhan Reza, die ihre richtigen Namen nicht gedruckt sehen wollen, ist eine Geschichte über Angst, Hilfsbereitschaft und eine Verordnung namens Dublin III. Diese EU-Regelung macht Hunderttausenden Asylbewerbern zu schaffen, die in Europa ein neues Leben beginnen wollen. Denn ihr zufolge müssen Flüchtlinge in jenem EU-Land Asyl beantragen und sich aufhalten, das sie als Erstes betreten haben – in Rayhans Fall war das Italien, doch dorthin will er nie wieder zurück. Rayhan berichtet, dass er aus seiner Heimat in Afrika geflohen sei, nachdem sein älterer Bruder gemeinsam mit anderen sich bei einer Organisation gemeldet, die Männern versucht hätte, den Präsidenten Schlafplätze für Asylbewerber vermittelt, zu stürzen. Weil das nicht gelang und die ohne das den Behörden zu melden. Regierung nach Rache sann, galt er als Kol- »Schickt mir jemanden, der sauber ist«, hatlaborateur. »Du musst schnell das Land verlassen«, sagte sein Bruder am Telefon. Es sei das Letzte gewesen, was er von ihm gehört habe, dann ging er auf die Reise. Der junge Mann lebte zunächst meh- te sie damals am Telefon gesagt. Natürlich rere Jahre lang in Libyen, verdiente Geld war ihr mulmig zumute, ganz allein mit als Übersetzer und floh dann in einem einem unbekannten Mann in ihrer WohSchlepperboot nach Italien, wo er regis- nung. Doch sie hatte schnell das Gefühl, triert wurde. Dort habe er auf der Straße dass ihr von Rayhan keine Gefahr droht. schlafen müssen und keinerlei Aussicht Anfangs saßen beide schweigend auf auf ein würdiges Leben gehabt, erzählt Ray- ihrem Sofa bei Kräutertee. Er konnte ihr han. Deswegen machte er sich wieder auf aus lauter Schüchternheit nicht in die Auden Weg, zunächst nach Dänemark, gen schauen, sie konnte nicht einschätzen, schließlich nach Deutschland, wo er seinen worüber er reden wollte. Zum Glück beAsylantrag stellte und in eine Flüchtlings- herrschen beide Französisch, so gab es zuunterkunft zog. Wegen Dublin III bekam mindest keine sprachliche Barriere. er aber schon bald einen Brief, dass er nach Rayhan schläft in dem Zimmer, das Italien abgeschoben werde. Lisa einst als Büro nutzte. Noch immer steJetzt versucht Rayhan, dem zu ent- hen ihre Bücherregale im Raum, daneben kommen – und mit ihm werden es in den nun ein Lattenrost mit Matratze und eine nächsten Jahren vermutlich Tausende tun, kleine Kommode, die fast leer ist. Nichts die das Land wieder verlassen sollen. Lisa Persönliches hängt an der Wand, nur eine Postkarte mit einem Satz von Meister Yoda aus »Star Wars«, der Rayhan anspornt: »Noch viel lernen du musst.« Mehrmals die Woche geht er zu einem Deutsch- und versucht, zumindest ihm zu helfen – auch Englischkurs, zweimal wöchentlich gibt er wenn das von Anfang an mit einigen Risi- Arabischunterricht für einen pakistaniken verbunden war. schen Studenten und für Lisa Kühn. AuZum ersten Mal sahen sich die beiden ßerdem putzt er in einem Restaurant. im Oktober 2014. Er stand vor ihrer Tür, Gute Deutschkenntnisse und ein eigeim zweiten Stock eines Altbaus. Sie hatte ner Verdienst sind wichtig, um bleiben zu einziger Schutz S. 44 UNI SPIEGEL 5 /2015 20% 4800 75% aller Menschen, die 2014 in Deutschland einen Asylantrag stellten, wurden bereits in einem anderen EUStaat registriert. Wegen der Dublin-III-Regeln gelten diese Flüchtlinge als ausreisepflichtig. Menschen überstellte Deutschland 2014 wegen der Dublin-Regeln in andere EU-Länder, geplant waren aller Flüchtlinge kommen ohne Papiere nach Deutschland. 11000 Abschiebungen. Fast Flüchtling Reza: »Nach Italien zurück? Niemals!« 50 % der Ausreisepflichtigen tauchten unter. können, so viel weiß Lisa Kühn. Sie hilft ihm beim Lernen, hat ihm den Job besorgt. Doch ohne rechtlichen Beistand wird es Rayhan nicht gelingen, irgendwann legal in Deutschland zu leben. An einem Montag im März sitzen Lisa und Rayhan im Wartezimmer einer Anwaltskanzlei für Asylrecht. Ein kleines Zimmer, heller Laminatboden, wenige Stühle. Lisa hält ein Formular in der Hand, das sie ausfüllen müssen: wie sie die Anwaltskanzlei gefunden haben, ob sie zum ersten Mal hier sind und andere Daten. »Wann war noch mal dein Geburtstag?«, fragt sie. Rayhan nennt drei Zahlen – viel mehr sprechen sie nicht. Monate haben sie auf den Termin gewartet, es gibt derzeit viele, die das gleiche Anliegen haben wie Rayhan. Sie hoffen auf Tipps für ihre Strategie, auf mehr Sicherheit und Unterstützung. Dann kommt ein junger Anwalt ins Wartezimmer und fordert sie auf, ihm in sein Büro zu folgen. »Also, Sie waren sieben Monate in Italien, dann in Dänemark«, fasst der Anwalt auf Französisch zusammen. »Ja, korrekt«, antwortet Rayhan, wie so oft leise und fast ohne die Lippen zu öffnen, als könnte er sonst zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. »Hat die Polizei bereits aktiv versucht, Sie abzuschieben?«, fragt der Anwalt weiter. Rayhan weiß es nicht, er lebt ja schon seit einem Jahr nicht mehr in der Flüchtlingsunterkunft, in der die Polizei ihn vermutet. Für den Anwalt gibt es daher zwei mögliche Szenarien. Die würde er aber lieber auf Deutsch erklären, entschuldigt er sich. Damit wird Lisa wieder zur Übersetzerin. Sie mag diese Situationen nicht, weil sie findet, dass Rayhan dadurch unmündig wirkt. Sie wünscht, er könnte selbst für sich sprechen, doch noch reicht sein Deutsch nicht aus. »Wenn die Abschiebung nach Italien wie ein Damoklesschwert über Ihnen schwebt, dann ist es sehr schwierig«, sagt der Anwalt. Und wenn nicht, könne er versuchen, noch einmal einen Asylantrag zu stellen oder zumindest eine Duldung zu beantragen. Das wäre eine Chance zu bleiben. »Das hört sich paradiesisch an, ist aber ein steiniger Weg«, schiebt der Anwalt nach. Erst einmal werde er nun die Akte vom Bundesamt anfordern und schauen, ob die Polizei ihn schon einmal aus der Flüchtlingsunterkunft holen wollte. Lisa zahlt mit ihrem Geburtstagsgeld, während Rayhan vor der Tür wartet. Sie will nicht, dass er es sieht. Fünf Monate wird es dauern, bis sie wieder vom Anwalt hören. Eine Zeit, in der Rayhan die ständige Angst plagt, in die Fänge der Polizei zu geraten. Er meidet Plätze, auf denen viel kontrolliert wird – und geht nicht einmal bei Rot über die Ampel. »Die lesbische Köchin will mich heiraten«, sagt er an einem Sommerabend, als er mit Lisa zu Abend isst. Er spricht inzwischen viel lauter, lacht mehr, vor allem wenn er von Menschen umgeben ist, die er kennt. Hat sie selbst schon an die Option der Scheinehe gedacht? »Na klar«, sagt sie – doch das Risiko sei ihr zu groß. Jemanden illegal zu verstecken werde selten verfolgt. Aber bei einer Scheinehe gehe es um Urkundenfälschung, da mache sie sich strafbar: Das will sie nicht, da sieht sie ihre Grenze. Ende August gibt es Neuigkeiten vom Anwalt. Er habe beim Bundesamt herausgefunden, dass es bisher noch keinen aktiven Abschiebeversuch gegeben habe. Rayhan gelte folglich noch nicht offiziell als untergetaucht, das gebe ihm neue Möglichkeiten. Allerdings dränge die Zeit, denn der Versuch, ihn nach Italien zu schicken, werde garantiert erfolgen, teile die Behörde mit. »Nach Italien zurück? Niemals!«, sagt Rayhan. Also wird er sich vorerst wohl weiter in Lisa Kühns Wohnung verstecken, um der Abschiebung zu entgehen. Er wird warten, was der Anwalt für ihn tun kann – und notfalls für immer illegal in Berlin leben. Es ist Lisa bewusst, dass Rayhan stark von ihr abhängig ist. Manchmal fragt sie sich, ob er sich wirklich wohl bei ihr fühlt, ob sie auch Zeit miteinander verbringen würden, wenn es Dublin III nicht gäbe. Aber selbst wenn nicht: Sie verlangt keine Gegenleistung für ihre Hilfe, nicht einmal Sympathie. »Damit wird meine Welt zwar nicht besser«, sagt sie im Krankenhaus, »seine aber schon.« the world a brighter place Wir sind Covestro. Wir sind neugierig. Wir sind mutig. Wir sind bunt. Unser Startkapital: über sieben Jahrzehnte Know-how und ein Portfolio PLWÙEHUFKHPLVFKHQ3RO\PHU:HUNVWRHQGDUXQWHUPHKUHUH :HOWPDUNWIÙKUHU*HPHLQVDPPLWXQVHUHQ.XQGHQHQWZLFNHOQZLUZDVGHU Markt verlangt und was unsere Gesellschaft weiterbringt sowie Umwelt XQG5HVVRXUFHQVFKRQW'LH=XNXQIWLVWGDVZDVZLUGDUDXV0$&+(1 Besuchen Sie karriere.covestro.de e ny m ano s l a l D toko Pro blick über die Branche – auch weil etliche Praktika Bestandteil der Ausbildung sind. Viele meiner Klassenkameraden waren direkt im Anschluss »feste Freie« oder Pauschalisten. Einige Redaktionen binden junge Journalisten an sich, indem sie Si e w u rd e von a lte n Has e n ge w ar nt ihnen wenig, aber regelmäßig Geld zahlen, ohne jedoch Verpflichtungen einzugehen. Versichern muss sich jeder selbst. un d er ntet auf Par t ys m it l eid ige Das klingt aber schlimmer, als es ist. Freie Journalisten können Blicke : Eine Jour nalist in b e r i chte t in die staatlich subventionierte Künstlersozialkasse eintreten, üb e r i hre n We g in d ie Me d ien die den Anteil des Arbeitgebers übernimmt. Trotzdem war ich damals unsicher, was meine Zukunft angeht. branche – u n d d i e Fre u d e d ar an , Aber ich rief mir immer wieder in Erinnerung, dass ich als g roße G e s ch i chte n z u s ch re i b e n . junger Mensch in Deutschland kaum Risiken eingehe: Falls Te i l 8 d e r S e r i e » D a s anony m e wirklich alles schiefgehen sollte, müsste ich mich irgendwann Jobprotokol l « . arbeitslos melden – aber selbst dann hätte ich keine hohen Schulden und wäre sozial abgesichert. Lange dachte ich, der Journalismus sei ein kleiner Klub Dazu ist es bei mir Gott sei Dank nicht gekommen. Ich habe von sehr klugen Menschen, in den nur die wenigsten Einlass relativ schnell eine Pauschale angeboten bekommen: einmal bekämen. Deshalb fragte ich mich während des Studiums im- pro Woche fest in einer Redaktion. Der Job ist nicht der mer wieder, was gerade mich dazu berechtigt, meine Sicht anspruchsvollste, aber ich kann damit der Dinge in die Welt zu posaunen. Eindeutig kann ich sicher meine Miete zahlen. Außerdas bis heute nicht beantworten, aber ich bin jetzt 30, dem habe ich genügend Zeit, um arbeite seit vier Jahren als freie Journalistin und andere, viel interessantere Aufweiß nun, dass der Klub nicht so exklusiv ist, wie träge anzunehmen und auch ich einmal dachte. mal große Geschichten zu Als ich in meiner Schulzeit zwei Wochen lang schreiben, was mir mehr Spaß bei einer Regionalzeitung war, sagten mir die bereitet als alle andere Jobs, die Redakteure: »Das ist eine Scheißbranche. ich mir vorstellen könnte. Mach was anderes.« Aber trotz anderer Um gut über die Runden zu Praktika, zum Beispiel in einem Kulkommen, muss ich 250 Euro am turamt, zog es mich immer zum JourTag verdienen, in der Regel sind nalismus zurück. Ich habe bei Radioes mittlerweile aber 300. Einen Allsendern hospitiert – und kam immer tag habe ich überhaupt nicht, desmehr auf den Geschmack. Einige halb ist es sehr unterschiedlich, wie Jahre später schrieb ich eine Bewerviel ich im Monat zur Verfügung habe. bungsreportage für eine JournalisManchmal reihen sich die Schreibaufträge tenschule – und wurde tatsächlich aneinander, und ich sitze zwei Wochen am zum Aufnahmetest eingeladen. Schreibtisch. Und dann gibt es Wochen, da bin Um den Wissenstest zu bestehen, ich nur auf Themensuche – und verdiene dabei gar nichts. las ich Tageszeitung, studierte die Die Nachteile meiner Arbeit liegen auf der Hand. Es gibt Jahresrückblicke der großen Zeitwenig Sicherheit, man muss bei Redaktionen mit seinen Ideen schriften und schaute jeden Abend das hausieren gehen und sie ständig mit Nachfragen nerven. Den »heute journal«. Unangenehmer fand ich das Gespräch mit Kontakt zu zuverlässigen Redakteuren muss man aktiv halten. der Aufnahmejury. Die fragte mich unter anderem, ob Angela Wahrscheinlich sollte man sich auch bei Twitter und Facebook Merkel machtversessen sei. Ich antwortete: »Da kommt jetzt vermarkten, aber das ist mir zuwider. die kleine Emanze in mir durch. Bei einem Kanzler würde Klar gibt es ein paar feste Jobs, die ich mit Kusshand nehmen man so eine Frage doch nicht stellen.« Danach hätte ich mir würde. Mein Traum wäre es, ein Magazin von Anfang an mitam liebsten auf die Zunge gebissen, weil mir das viel zu auf- zuentwickeln, seine Identität aufzubauen: Was passt zur Marke, sässig vorkam. Aber der Jury gefiel es. wer ist die Zielgruppe? Trotzdem bin ich gern freie JournaEs ist schwer, an einer der bekannten deutschen Journalisten- listin. Oft werde ich auf Partys etwas mitleidig angesehen, schulen angenommen zu werden, und es ist auch nicht der wenn ich erzähle, was ich mache. Manchmal heißt es dann, einzige Weg in die Branche. Die meisten Kollegen qualifizieren dass die Branche doch keine Zukunft habe, was aus meiner sich über ihren Fleiß und über freie Mitarbeit für ein Volon- Sicht definitiv nicht stimmt. Wenn mich jemand so richtig tariat – das ist oft eine gute Vorbereitung auf den Job und nervt, sage ich ihm: »Wofür du einen Monat arbeiten gehst, führt manchmal zu einem Redakteursposten. Ich war das verdiene ich manchmal in sieben Tagen.« Und S. 46 trotzdem sehr gern an der Journalistenschule, sie bietet wenn es gut läuft, ist meine Work-Life-Balance ein Aufgezeichnet von LAURA BACKES super Kontakte in einige Redaktionen und einen Über- UNI SPIEGEL Traum. 5 /2015 ILLUSTRATION: BENEDIKT RUGAR / UNI SPIEGEL M ei n L eb en a l s f re i e Jou r n al i s t i n ANZEIGE Entspannt für die Zukunft abgesichert Darauf sollten Studierende und Berufseinsteiger achten. E igenes Einkommen, Wohnungswechsel, neues Auto – mit Beginn einer Ausbildung oder eines Jobs ändert sich Vieles. Spätestens nach Ende der Ausbildung oder des Studiums sollte man den eigenen Versicherungsschutz überprüfen und sich selbst absichern. Doch es ist gar nicht so leicht, dabei den Überblick zu behalten und zu entscheiden, was notwendig ist und was nicht. Um eine individuell passende Absicherungslösung zu finden, kann der Rat eines Experten sinnvoll sein. So sind beispielsweise die Vermögensberater der Deutschen Vermögensberatung AG (DVAG) Ansprechpartner in allen finanziellen Fragen – von der Absicherung bis hin zur Vorsorge. Frühzeitig gegen Berufsunfähigkeit absichern Spätestens mit dem Berufsantritt sollte auch eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden. Sie springt ein, wenn man den eigenen Beruf nicht mehr ausüben kann oder überhaupt nicht mehr in einem Beruf arbeiten kann. Das passiert jedem vierten Berufstätigen im Laufe seiner Karriere. „Das ist besonders für Berufsanfänger dramatisch, denn: Die Rentenversicherung zahlt erst, wenn der Betreffende bereits vier Jahre lang eingezahlt hat“, so die Finanzexperten der DVAG. Um auch in der Freizeit geschützt zu sein, sollte für einen Unfall und dessen oft langfristige finanzielle Folgen auch mit einer privaten Unfallversicherung vorgesorgt werden. Staatliche Förderungen nutzen Sind die elementaren Risiken abgedeckt, sollten Berufseinsteiger schon frühzeitig beginnen, Vermögen für ihre Altersvorsorge aufzubauen. Um für die Rente vorzusorgen, eignet sich die sogenannte Riester-Rente. Das große Plus hierbei: Schon mit kleinen eingezahlten Beiträgen erhält man hohe staatliche Zulagen. Denn Förderberechtigte profitieren bei Riester durch Grundzulagen oder steuerliche Vorteile. Berufseinsteiger unter 25 Jahren erhalten dazu noch einen einmaligen Bonus von 200 Euro. Ein Umzug bedeutet Freiheit – aber auch große Verantwortung für sich und sein Eigentum. Basisabsicherung – das A und O Berufseinsteiger sollten sich zunächst gegen elementare Risiken absichern. Unverzichtbar ist dabei die private Haftpflichtversicherung. Sie schützt vor finanziellen Verlusten, die als Folge aus einem unabsichtlich verursachten Schaden resultieren. Mit dem Umzug in eine eigene Wohnung wird zudem eine eigene Hausratversicherung zum Schutz des persönlichen Eigentums notwendig. Sowohl bei der privaten Haftpflichtversicherung als auch bei der Hausratversicherung sollten junge Menschen jedoch prüfen, ob sie während der Ausbildung oder des Studiums noch über ihre Eltern mitversichert sind. Gute Beratung ist entscheidend Mit rund 3.400 Direktionen und Geschäftsstellen betreut die Deutsche Vermögensberatung 6 Millionen Kunden. Die DVAG ist Deutschlands größte eigenständige Finanzberatung. Das Unternehmen wurde 1975 von Dr. Reinfried Pohl (1928-2014) gegründet. Andreas Pohl ist seit 2014 Vorsitzender des Vorstands des Familienunternehmens. Einen Vermögensberater in der Nähe finden Interessierte unter www.vermoegensberatersuche.de. L eb ende L e iche n von ANDRÉ BOSSE MUSIK UND DROGEN – d as g eh ör t z us a m m e n wi e P om m e s und M ayo. A b e r wa rum e i g en t l i c h? H i l f t ei n Tri p d ab e i , g u t e Mus i k z u m ach e n? O d er t r i n ken d i e Po p s t a r s nur aus Langeweile? Winehouse Doherty S. 48 UNI SPIEGEL 5 /2015 S. 49 UNI SPIEGEL 5 /2015 W ie man sich im Rausch lächerlich macht, bewies Sido an einem späten Samstagabend im September. Der Berliner Rapper war zusammen mit Popsänger Andreas Bourani in Stefan Raabs Zweikampfshow »Schlag den Raab« zu Gast. Die Sendung sprengt erfahrungsgemäß den zeitlichen Rahmen, die Uhr zeigte nach Mitternacht, als Sido und Bourani endlich ihren Hit »Astronaut« singen durften. Die Show lief zu dieser Zeit schon vier Stunden, die Wartezeit nutzte Sido, um sich backstage volllaufen zu lassen. Bei seinem Auftritt legte Paul Hartmund Würdig, wie Sido bürgerlich heißt, einen ziemlich unwürdigen Auftritt hin. Er vergaß den Text, torkelte wie eine Boje bei hohem Wellengang und klatschte dazu deutlich ungelenker als das Livepublikum der Volksmusiksendung »Stadlshow«, die am gleichen Abend in der ARD lief. Sein Bühnenkollege Andreas Bourani, ein echter Profi, schaute erst erschrocken, dann belustigt, schließlich peinlich berührt. Sidos Hashtag bei Twitter kurz nach der Show: #IchTrinkNieWieder. Wer’s glaubt. Ob Hip-Hop, Rock oder Pop: Musik und Rausch, das gehört zusammen wie Pommes und Mayo oder Kuchen mit Sahne. In Studios, Backstageräumen und Bandbussen wird noch immer so viel gesoffen, geraucht und geschluckt, dass es unweigerlich zu peinlichen Auftritten, Krankenhausaufenthalten oder gar Todesfällen kommen muss. Drogenopfer gibt es zwar auch in anderen Branchen, bei Bankern und Vertretern, Schauspielern und Schriftstellern. Doch die Sterbefälle aus der Musi- kerszene haben sich besonders ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Amy Winehouse soff sich zu Tode, Kurt Cobain gab sich eine Überdosis Heroin, bevor er sich erschoss. Megastar Whitney Houston ertrank in der Badewanne und hatte Kokain, Alkohol und Medikamente im Blut. Jimi Hendrix und Led-Zeppelin-Schlagzeuger John Bonham erstickten im Rausch an ihrem eigenen Erbrochenen – und Janis Joplin und Jim Morrison, die berühmtesten Drogenopfer der Siebzigerjahre, experimentierten mit allem, was sie bekommen konnten. Eine abschreckende Wirkung hatten all diese Geschichten nicht, das Klischee »Sex, Drugs & Rock’n’Roll« zieht noch immer. Das hat mehrere Gründe, und der erste ist ziemlich banal: Das Leben als Musiker ist langweiliger, als man Hendrix denkt. Im Aufnahmestudio geht die meiste Zeit dabei drauf, die richtige Position der Mikrofone für die Abnahme des Schlagzeugs zu finden. Das ist ungefähr so aufregend, wie im Einwohnermeldeamt darauf zu warten, dass die eigene Nummer aufleuchtet. Auf Tour geht es dann weiter mit der Tristesse: Bevor es auf die Bühne geht, müssen die Bands oft Stunden im Bus, Backstageraum, in Flughafen-Lounges oder Hotelzimmern ausharren. Und was bei Teenagern zu beobachten ist, trifft auch auf Rockmusiker zu: Wer unter Langeweile leidet, kommt auf dumme Gedanken. Doch Musiker erhoffen sich vom Rausch nicht nur schöne Stunden, sondern auch kreative Höhenflüge. Das galt schon Morrison A$AP Rocky Cobain Rapper A$AP Rocky hat in diesem Jahr die Single »L$D« veröffentlicht, eine Ode an den Acid-Konsum, mit einem Video, in dem die Farben und Formen zerlaufen. Auf die Idee, das Zeug zu probieren, brachte ihn der Rapkollege ILoveMakonnen, der in der Szene das Zeug so freizügig verteilt wie CDU-Wahlkämpfer Kugelschreiber und Luftballons. Acid müsse sein, sagt er – ohne den Stoff gebe es keine positive Energie, keine Spiritualität, keinen Frieden mit sich selbst. Kollege A$AP Rocky kann die Liste noch ergänzen: Als er das Halluzinogen zum ersten Mal genommen habe, verriet er kürzlich, habe er dreimal hintereinander Sex mit jeweils drei Frauen gehabt. Das mag für manchen verheißungsvoll klingen, doch dass kräftiger LSD-Konsum ein Tanz am Abgrund ist, zeigt die Geschichte von Beach-Boys-Kopf Brian Wilson: Er nahm Acid, um dem lieben Gott Symphonien zu schreiben, wie er selbst immer sagte. Heute hört er Stimmen im Kopf und wirkt mit seinen 73 Jahren nicht mehr wie ein göttliches Genie, sondern wie ein seniler Greis. Trips ohne Nebenwirkungen – das wär’s. Eine Droge zu entwickeln, die nur hilft – und nichts kaputt macht. Und tatsächlich: Die Forschung arbeitet daran, wie jetzt von Paul Philip Hanske in seinem Buch »Neues von der anderen Seite: Die Wiederentdeckung des Psychedelischen« beschrieben wird. Darin ist auch zu lesen, dass Acid in einigen Silicon-Valley-Firmen bereits als Grundnahrungsmittel für visionäre Köpfe gilt. Aber wenn moderne Halluzinogene in der gesundheitsbewussten Ökovariante eines Tages nicht mehr gefährlich sind, taugen sie dann überhaupt noch für Musiker? Ist das Zeug noch hip, wenn auch Manager, Banker und Studenten es nehmen? Eher nicht. Der Star will anders sein, das Spiel mit dem Feuer gehört dazu. Darum reagierten in den sozialen Netzwerken so viele Leute auf den Sido-Auftritt bei Stefan Raab – oder auf die fragwürdige Leistung eines Mannes, der am selben Septemberabend auf einer Open-Air-Bühne auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin stand: Pete Doherty. Seine Band The Libertines war der Headliner des ersten Lollapalooza-Festivals auf europäischem Boden. Dass Doherty noch lebt, ist eine medizinische Sensation: Der Kerl startete Anfang WE R der Zweitausenderjahre eine dramatische Drogenkarriere. Kokain, Cannabis, Schmerzmittel, N I M MT Schnaps, vor allem aber Heroin und Crack – DoWAS ? herty schmiss sich alles rein, was er kriegen konnSelbstverständlich wird te. Wer im Netz bei der Bildersuche nach »Pete querbeet konsumiert, Doherty« googelt, findet erschreckende Fotos: dennoch lassen So sehen sie aus, die lebenden Leichen. sich bestimmte Stoffe Gesund schaut er auch heute nicht aus, aber bestimmten Musikder bislang letzte Entzug in einer thailändischen Szene aus einem Sido-Video richtungen zuordnen. Spezialklinik verlief offenbar erfolgreich: Die Mediziner hatten Doherty deutlich gemacht, dass sein OrganisBier: Punkrock, Irish Folk, Heavy Metal mus einen weiteren Rückfall kaum mitmachen werde. Seitdem Speed: Avantgarde, Indierock blieb er zwar clean, aber die Nachwirkungen der vielen Drogen LSD: Psychedelic-Rock, Hip-Hop sind unverkennbar. Vor und nach der Show beim Lollapalooza Cannabis: Stoner-Rock, Hip-Hop, Reggae musste die Band Gigs absagen, weil ihr Sänger an Panikattacken Ecstasy: Rave, Techno litt. Zudem benimmt sich der im Grunde intelligente Kerl äußerst Kokain: Pop, Rock, Hip-Hop sonderbar. Die Drogen haben offenbar nicht nur DoherS. 50 Heroin: Britpop, Grunge, Free Jazz tys Organismus beschädigt, sondern auch seinen Geist. UNI SPIEGEL So gut, wie die Libertines mal waren, werden sie wohl Schnaps: Schlager, Volksmusik 5 /2015 Alles: Festivalbesucher nie wieder werden. FOTOS S. 48-50: ANDREA DE SILVA / REUTERS; EAGLE / SEEGERPRESS; ESTATE OF EDMUND TESKE / MICHAEL OCHS ARCHIVES / GETTY IMAGES; ALICE WHEELER / RETNA / PHOTO SELECTION; JOEL AXELRAD / GETTY IMAGES für die Jazzpioniere der Vierziger- und Fünfzigerjahre, die heute als Freigeister und Erneuerer abgefeiert werden, weil sie den Jazz von den Konventionen befreiten. Miles Davis, damals noch sehr jung, sagte: »Die Typen waren hip, weil sie Heroin nahmen.« Aber wurden sie durch die Droge auch zu besseren Musikern? »Wohl kaum«, sagt Rainer Holm-Hadulla, Leiter der Psychosozialen Beratung für Studierende der Universität Heidelberg. Der Forscher glaubt nicht daran, dass Drogen die Kreativität eines Menschen positiv beeinflussten. Eine Gehirnstudie zum Thema Alkohol zeige, dass bei einer milden Intoxikation von 0,7 Promille die Fantasien etwas flüssiger würden – jedoch nur bei Personen, die an diese Wirkung auch glaubten. Will heißen: Der kreative Rausch ist ein Placeboeffekt. »Man kann die gleiche Wirkung auch mit grünem Tee erzielen«, bilanziert Holm-Hadulla. Der Rausch eliminiere zwar störende Gedanken und Gefühle – die Scham zum Beispiel oder Stress. Aber Kreativität habe immer auch etwas mit Produktivität zu tun. Anders gesagt: Was nützt der Superhit im Kopf, wenn man nicht mehr in der Lage ist, ihn auf Papier zu bringen oder zu performen? »Das geht mit Drogen nicht«, glaubt der Mediziner. Holm-Hadullas Lieblingsbeispiel ist Jim Morrison, Sänger der Doors. Für viele gilt Morrison immer noch als SechzigerIkone, als eine Symbolfigur für Freiheit und Rebellion. Für den Heidelberger Forscher ist er nichts weiter als ein Säufer und Junkie, der sein Talent vergeudete. Ein Jahr lang sei Morrison wirklich kreativ gewesen, dann kamen zum Schnaps weitere Drogen hinzu; der Doors-Sänger starb mit 27 Jahren. Übrigens genau das Alter, in dem auch Janis Joplin, Jimi Hendrix, Stones-Gitarrist Brian Jones, Kurt Cobain und Amy Winehouse von uns gingen: »27 Club« nennt man diese morbide Vereinigung. Die aktuelle Generation amerikanischer Hip-Hopper beeindruckt die lange Liste der Verblichenen nur wenig – sie wirft haufenweise LSD ein, das auch als Acid bezeichnet wird. Der STUDENTEN-SPECIAL: DEIN SEMESTER-ABO EIN HALBES JAHR DEIN WUNSCHMAGAZIN + GESCHENK + ERSPARNIS! 6 HEFTE NUR 13,32 € 26 HEFTE NUR 50,70 € Europas größtes Monatsmagazin für Geschichte 6 HEFTE NUR 25,20 € 3 HEFTE NUR 9 € 6 HEFTE NUR 18 € 6 HEFTE NUR 22,50 € 10/2015 www.pm-history.de GEORGE W. BUSH GLORIA VANDERBILT JACKIE KENNEDY GEORGE H. W. BUSH JOHN F. KENNEDY JOHN D. ROCKEFELLER Amerikas mächtigste Familienclans Geld, Affären, Politik: Wie die Bushs, Kennedys und Rockefellers die USA beherrschen 6 HEFTE NUR 16,50 € LIEBE POMPEJI TERROR Abélard und Héloise: Die berühmteste Romanze des Mittelalters und ihr tragisches Ende Einzigartige Fundstücke und ihre bewegende Geschichte Dramatische Tage im Mittelmeer: die Entführung der „Achille Lauro” im Oktober 1985 6 HEFTE NUR 19,80 € Nr. 10 P.M. 10/2015 • P. M . Oktober 2015 E N T E RTA I N Y O U R B R A I N MIT SONDERTEIL NEUGIERIG AUF MORGEN JETZT N EU! chung. Mehr Fors nft. Mehr Zuku nen. Mehr Stau DIE Das Geheimnis von Raum und Zeit Einsteins 100 JAHRE Relativitäts theorie! größtes Rätsel GEFÄHRLICHSTEN FIRMEN DER WELT +++ SIE STEHLEN UNSERE DATEN. SIE BESTIMMEN UNSER ESSEN. SIE FÜHREN KRIEGE. SIE STEUERN DIE BÖRSE +++ WAS FORSCHER HEUTE AN IHRE GRENZEN TREIBT 6 HEFTE NUR 29,40 € DER ECHTE FRANKENSTEIN JEDEN MONAT EXKLUSIV TAKE-OFF 2017 6 HEFTE NUR 14,40 € Dieser Arzt will WHAT IF? 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Gefan g en i n G e s c hi c ht e Was p assier t in Unist ädten, wenn der Tag zu Ende geht? Fel i x B ohr steht vor Mar x’ Hau stü r, b e za h lt mit »L ow ie« und su cht den Not ausgang in die G egenw ar t. Eines Na chts in: Tr ier. 18.15 Uhr: In Trier wandelt man auf großen Spuren. Die Römer waren da, Napoleon war da, Goethe war da. Nach langer Zugfahrt bin auch ich angekommen und laufe unter der Porta Nigra hindurch, dem antiken Wahrzeichen der Stadt an der Mosel. Vor rund 2000 Jahren war Trier eine der vier Hauptstädte des Römischen Reichs und zeitweise die größte Metropole nördlich der Alpen. Heute ist Trier eine vergleichsweise kleine Unistadt am Rande Deutschlands, und am Bahnhof hält nicht mal mehr ein Intercity. 19.00 Uhr: Ich treffe Antonia und Johannes, die mich durch den Abend begleiten wollen. Antonia stammt aus Trier, studiert Geschichte in Freiburg und verbringt ihre Semesterferien in der alten Heimat, Johannes ist Maschinenbauer und arbeitet seit einigen Jahren in der Stadt. Er sagt: »Ich mag es hier, aber der Massentourismus nervt.« Knapp eine halbe Million Besucher kommen jedes Jahr nach Trier, viele davon sind pensionierte Studienräte und geschichtsinteressierte Rentner. Die grauhaarigen Massen besichtigen die zahlreichen römischen Baudenkmäler, gehen ins Museum – aber eher nicht in Bars und Klubs. Gibt es trotzdem einige Läden für junge Menschen? Gegründet von »Chaoten«: Terrasse des Astarix 21.00 Uhr: Umgeben von mittelalterlichen Gemäuern und beschattet von mächtigen Kastanien ist der Biergarten Petrusbräu ein besonders lauschiges Plätzchen. Am Nebentisch sitzen die Psychologiestudenten Mia und Bennie. Das Problem sei, dass man in Trier zu vorgerückter Stunde kaum noch Ausgehmöglichkeiten habe, sagt Mia. Außerdem seien die Einheimischen sehr verschlossen und sprächen einen komischen Dialekt. Zum Glück gebe es viele nette Zugezogene, die Hochdeutsch beherrschten und regelmäßig WG-Partys veranstalteten. 19.20 Uhr: Wir sitzen auf der Terrasse des Astarix, eines Restaurants, das sehr beliebt sein soll bei den rund 14 000 Studenten der Stadt. Wir bestellen Pizza und »Viez«, einen Trierer Apfelwein, und kommen mit Reni und Christoph ins Gespräch. Sie sind zwei der Besitzer des Astarix, das 1979 vom AStA der damals neu gegründeten Universität in Trier eröffnet wurde. Seinerzeit habe es kaum Treffpunkte für Studenten gegeben, erinnern sich die beiden. Viele alteingesessene Bürger hätten den »langhaarigen Chaoten« misstraut, die fortan durch die konservative Stadt geisterten. Doch wie die Gallier in den Asterix-undObelix-Comics trotzten die Studenten des Astarix den Bewohnern der Stadt und deren römischem Erbe. »Wir sind immer noch da«, sagt Reni. 22.15 Uhr: Wir ziehen weiter durch das Freilichtmuseum, das die Trierer für ihre Innenstadt halten, und stoppen kurz am Pranger, an dem man im Mittelalter schon wegen kleinster Vergehen angekettet wurde: Wer wollte, durfte den Gefangenen attackieren. Zur Beruhigung legen wir etwas später an Typisch Trier: Kopfsteinpflaster und Spitzenwein einem Weinstand am Hauptmarkt eine Pause ein. Trier ist weltberühmt für seine Wir spazieren durch die Brückenstraße Weißweine. Wir bestellen drei halbtrockeund erreichen Haus Nummer 10, wo am ne und mischen uns unter die fröhlichen 5. Mai 1818 ein Mann das Licht der Welt Senioren. Dann treffen wir zu unserer erblickte, der selbige revolutionieren sollte: Überraschung auf eine Gruppe unter 30Karl Marx. »Hier werden täglich Jähriger, die sich als BWL-StudenS. 52 Busladungen von Chinesen rausten zu erkennen geben. Trier sei geworfen«, sagt Johannes. Abends UNI SPIEGEL »laaangweilig«, begrüßt uns Lisa, 5 /2015 ist es vor Marx’ alter Haustür 24. Daniel, 26, ist prinzipiell glei20.30 Uhr: Grausames Erbe: Studentin Antonia vorm Pranger allerdings gespenstisch still, und wir beschließen weiterzuziehen. Zur Abwechslung mal ein Pils: Studenten und andere Gäste im Biergarten Petrusbräu cher Meinung, findet den Weinstand aber »cool«: Bei gutem Wetter komme es hier unter Studenten regelmäßig zum »Meet and Greet«. FOTOS: SVEN PAUSTIAN / UNISPIEGEL 22.45 Uhr: Zu unserer Linken erhebt sich der imposante Dom, das höchste Gotteshaus Triers und eine von über 30 Kirchen der Stadt. Als Goethe 1792 in Trier weilte, verspottete er die Stadt als »altes Pfaffennest«. Damals gab es aber noch viel mehr sakrale Gebäude. Wenige Jahre nach dem Besuch des großen Dichters marschierten nämlich französische Truppen ein, und Napoleon ließ ein Dutzend Kirchen und Klöster abreißen. Die Stadt ist eine Art Zeitmaschine – und irgendwie fehlt der Notausgang in die Gegenwart. der und sagen Sätze, die man unmöglich verstehen kann. Mein Simultandolmetscher Johannes bringt uns einige Brocken Dialekt bei: »Ich« heiße »eich«, »du« heiße »dau« und »Geld« »Lowie«. Ist der Trierer begeistert, ruft er nicht »Super!« oder »Spitze«, sondern »Sauwer die Hoor g’schnidde!«, was sich mit »super Haarschnitt« übersetzen lässt. Um die Mundart besser ertragen zu können, bestellen wir »Don Promillo«, einen Schnaps mit Chili. Während ich versuche, wieder Luft zu bekommen, sagt Antonia, dass wir unbedingt bald losmüssten, wenn wir noch tanzen wollten: »Die Klubs in Trier schließen früh«, sagt sie. Also zahlen wir die Zeche und schieben »Lowie« über den Tisch. 1.00 Uhr: Zum Tanzen geht’s in die VillaWuller. Zu unserer Überraschung erwartet uns vor dem Klub eine lange Schlange. Auf der Tanzfläche ist es gefühlte 60 Grad heiß und fast dunkel. Wir trinken Wodka-Mate. Über dem DJ-Pult schwingt ein Kronleuchter hin und her. Die Stimmung ist gut, der Sound auch: willkommen in der Gegenwart. Nach zweieinhalb Stunden sind wir 23.15 Uhr: Freilichtmuseum: In Trier erinnert (fast) alles an früher Wir erreichen eine Kneipe mit dem Namen Simplicissimus. Im schmalen Eingangsbereich steht eine lange Holztheke, an den Wänden hängen Fotos alter Stammgäste, es wird Hardrock gespielt. Etliche Einheimische stehen rauchend beieinan- völlig durchgeschwitzt und beschließen, zurück in die Vergangenheit zu gehen. Vor den Stufen des mittelalterlichen Marktkreuzes verabschieden wir uns und gehen schlafen. Hardrock mit Dialekt: Eingang des Simplicissimus Eine Musik Die beleidigte Harfe Gebundenes Buch mit Schutzumschlag 272 Seiten mit Abb. · € 19,99 (D) ISBN 978-3-421-04696-3 Auch als E-Book erhältlich SPIEGEL-Autoren und Historiker schildern Erfolge, Krisen und Niederlagen der Weimarer Republik. Sie suchen nach den Ursachen für den Untergang der jungen Demokratie und zeigen eindrücklich, warum die Weimarer Republik trotz ihres Scheiterns weit mehr war als der Auftakt zur Diktatur der Nationalsozialisten. www.dva.de Die Harfe ist ein eifersüchtiges kanerin als Genie verehrt. In ihren LieInstrument. Viele Jahre tat Joanna dern singt sie lange Texte zu Melodien, Newsom kaum etwas anderes, als die aus der Zeit gefallen zu sein scheiüben, üben, üben. Ihre erste Harfe be- nen, ihre Stimme klingt häufig wie das kam sie mit fünf, und Familie Newsom beleidigte Quieken einer zickigen Prinwar streng: Die kleine Joanna durfte zessin. Ist das nun Klassik oder Folk, nicht fernsehen, nicht mal Radio höHippie-Kram oder Märchenmusik? ren. Sie besuchte eine Waldorfschule Egal, ihre Fans und die Musikkritiker und übte weiter. Und als auf der lieben ihre Platten. Und jetzt kommt es Highschool die anderen vom eigenen noch besser: Auf ihrem neuen Album »Divers« spielt sie nicht nur Harfe, Auto träumten, saß Joanna im Musiksondern hat Dutzende Gastmusiker raum und übte. Bis sie eines Tages dabei, Schlagzeuger und Gitarristen, dachte, nun beherrsche sie ihre Harfe Akkordeon- und Flötenspieler. Die Lieperfekt. Sie stellte das Instrument zur Seite, um auf dem Klavier neue Songs der sind kürzer und einfacher zu verstehen. Man könnte auch sagen: Joanzu schreiben. »Als ich die Harfe wiena Newsom ist poppiger geworden. derherholte, war sie widerspenstig«, So poppig, wie Songs über Gänsesagt sie. Also ging sie zu ihrem Harfenlehrer, der ihr erklärte: Die Muskeln, eier und Gespräche mit Vögeln sein können. »Divers« ist eines der besten die man für das Spiel benötigt, bauen Alben des Jahres. Und damit das sich langsam auf, aber schnell wieder Üben auf der Harfe vor der Tour nicht ab. Die Faustregel: Man muss so viele zu anstrengend wird, hat ihr Mann Tage üben, wie man pausiert hat. Andy Samberg einen Auftrag erhalten: Joanna Newsom verbringt jetzt also Der Star der Sitcom »Brooklyn Ninewieder viel Zeit mit ihrer Harfe: Im Nine« soll sie stündlich unterbrechen Herbst will sie ihre neuen Songs auf und ein paar Witze machen. der Bühne spielen – und S. 54 Hoffentlich nimmt die Harfe zwar perfekt. Seit zehn Jahren wird die 33 Jahre alte Ameri- UNI SPIEGEL das nicht persönlich. 5 /2015 FOTOS: ANNABEL MEHRAN (L.); JAKUBASZEK / REDFERNS FOR LOLLAPALOOZA BERLIN (R.) Epoche der Extreme e Sz en Roman Mit d em Tod g e quat s ch t Die meisten kennen Thees Uhlmann nur als Musiker, dabei startete der Mann seine Künstlerkarriere als Schriftsteller. Nach einem abgebrochenen Studium ging er als Roadie mit der Band Tocotronic auf Tour und schrieb auf, was er auf dieser Deutschlandreise erlebte. »Wir könnten Freunde werden: Die Tocotronic-Tourtagebücher« erschien 2000, damals kannte Uhlmanns Band Tomte außerhalb der norddeutschen Szene noch niemand. Das änderte sich erst kurz danach: Es folgten der Gitarrendiscohit »Korn & Sprite«, das Studentenkonsensalbum »Eine sonnige Nacht« und die Gründung der eigenen Plattenfirma Grand Hotel Van Cleef. Jetzt, 15 Jahre nach seinem ersten Buch, versucht sich Thees Uhlmann wieder als Schriftsteller. Sein zweites Werk, »Sophia, der Tod und ich«, ist kein weiteres Tagebuch, sondern ein Roman. Jetzt wird es also ernst mit der Autorenkarriere. Wer Thees Uhlmann schon einmal begegnet ist, der weiß: Reden kann der Mann. Aber kann er auch schreiben? Der Roman beginnt im Plauderton, doch dann steht plötzlich ein Mann vor der Tür, der behauptet, er sei der Tod und wolle den Icherzähler mitnehmen. Es wird eine Zeit lang gequatscht, dann haut der Tod unverrichteter Dinge wieder ab, was den Erzähler dazu bringt, in seinem Leben ein paar Dinge geradezurücken. Sophia kommt ins Spiel, seine Ex. Und sein sieben Jahre alter Sohn, den er ewig nicht gesehen hat. Wie das alles endet? Wird hier natürlich nicht verraten. Nur so viel: Ja, Uhlmann kann schreiben. 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Lesen muss man die ganzen Geschichten näm lich immer noch selbst. JODEL denkst! Auf Sag der Stadt, was du Fragen, Sprünym ano n Jodel kann ma jeder Nutzer che oder Witze posten, metern sieht im Umkreis von zehn Kilo mentieren kom ihn den Eintrag, kann Zwischen en. vot ter run er und hoch- od sich auch vielen Sparwitzen findet isheit, die We manche unverzichtbare meistern. zu g llta i-A dabei hilft, den Un S. 56 UNI SPIEGEL 5 /2015 e Sz en » Ke i ne L us t a uf ei n Ka t z e nv i d e o« Meelah Adams, 28, studierte Medienproduktion in Lemgo und schrieb gerade ihre Bachelorarbeit über den Erfolg von Internetvideos. Dafür produzierte sie den nur 102 Sekunden langen Gruselclip »Selfie from Hell«, der zum viralen Hit und millionenfach geklickt wurde. Story: Eine junge Frau, gespielt von Adams (Foto), will ihrem Freund ein Selbstporträt mit dem Handy schicken und sieht auf den Bildern, dass sie nicht allein ist. Frau Adams, wen wollten Sie mit »Selfie from Hell« erschrecken? Eigentlich niemanden. Für den praktischen Teil meiner Bachelorarbeit musste ich einen Kurzfilm drehen, und weil ich keine Lust auf ein Katzenvideo hatte, habe ich einen Horrorfilm gemacht. In meiner Arbeit habe ich untersucht, wie virale Videos am besten funktionieren. Und was ist die Formel für ein erfolgreiches Video im Netz? Letztlich kann man es nicht steuern. Es gibt aber einige Zutaten, mit denen man die Chance erhöht. Ganz viel davon steckt in »Selfie from Hell«: Der Film ist nicht länger als zwei Minuten, er erzählt eine Geschichte, hat einen Spannungsbogen und einen Überraschungseffekt. Das reicht? Nein. Ein gutes Video ist die Basis. Mindestens genauso wichtig sind »Influencer«, also Meinungsführer, die viele Follower haben. Ich habe bestimmt hundert Menschen angeschrieben. Als dann die Communitys von »Moviepilot« und »Imgur« den Film empfohlen hatten, ging es schnell: Der Clip verbreitete sich von Russland bis Indien und wurde viele Millionen Mal angeschaut. Da wusste ich: Es funktioniert. Der Film wirkt professionell. Wie ist er entstanden? Ich habe bereits eine Ausbildung als Schauspielerin und arbeite mit einem Freund an verschiedenen Filmprojekten. »Selfie from Hell« wurde an drei Tagen in der Wohnung meiner Eltern gedreht. Ohne Budget. Wir haben von der Kamera über den Ton und den Schnitt alles selbst gemacht. Gar nicht so leicht, einen Horrorfilm zu machen, wenn Mama und Papa nebenan schlafen wollen. Nutzen Sie den viralen Erfolg jetzt für eine Schauspielkarriere? Das ist schwierig. Ich habe gelernt, dass man ernster genommen wird, wenn man Filme auch selbst produzieren kann. Wir planen jetzt, aus dem Kurzfilm einen richtigen Spielfilm zu machen, und wollen ihn über Crowdfunding finanzieren. Mögen Sie überhaupt Horrorfilme? Tatsächlich mag ich Komödien viel lieber. Impressum SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG Abo-Service: Tel.: +49 (0) 40/3007-2700 Fax: +49 (0) 40/3007-3070 E-Mail: [email protected] Postfach 10 58 40, 20039 Hamburg Verlag und Redaktion Ericusspitze 1, 20457 Hamburg E-Mail: [email protected] Online: www.unispiegel.de Herausgeber Rudolf Augstein (1923 – 2002) Chefredakteur Klaus Brinkbäumer (V. i. S. d. P.) 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Vertrieb Hochschulen: Campusdirekt Deutschland GmbH, Tel. +49 (0) 921/787 78 59-0 Der nächste UNI SPIEGEL erscheint am 5. Dezember 2015 Ihre lange Reise begann im Irak und führte sie unter Das Trio baute Infostände in der Kölner Innenstadt auf, staranderem auf ein schrottreifes Schiff, das auf dem Weg übers tete Spendenaufrufe über Facebook und hatte bald darauf 11 600 Mittelmeer Feuer fing. Weil die Flammen gelöscht werden Euro gesammelt. Doch anstatt das Geld zu überweisen, setzten konnten, schafften es Gian Aldonani und ihre Familienmit- sich die drei Studentinnen in ein Flugzeug. »Viele Leiter von glieder 2001 nach Deutschland, wo sie später als Asylbewerber Flüchtlingscamps im Irak sind korrupt«, sagt Gian, »deshalb anerkannt wurden. Gian, 23, studiert nun Politik auf Lehramt wollte ich ganz sicher gehen, dass unser Geld auch in die richin Köln – während Mossul, die Stadt, in der sie geboren wurde, tigen Hände gelangt.« Kurz bevor sie in Erbil im Nordirak lanvon den Schlächtern des »Islamischen Staats« regiert wird. deten, schaltete der Pilot alle Lichter am Flugzeug aus, um Zehntausende Menschen sind seit Mitte 2014 vor den Mör- einen Abschuss durch den IS zu verhindern. »Da hatte ich derbanden geflohen, darunter viele Angehörige der jesidischen große Angst«, erinnert sich Gian, »aber als ich in den Camps Minderheit, der auch Gian angehört. Gemeinsam mit ihrer ankam und sah, wie die Kinder im bitterkalten Winter froren, Schwester Shilan und einer Kommilitonin will die Studentin wusste ich, dass es sich gelohnt hatte.« Von den Spenden kauften etwas von ihrem Glück abgeben – und Menschen helfen, die die Frauen Winterjacken und -schuhe für 1500 Kinder bei eiselbst nicht die Kraft und das Geld für die Flucht haben. So nem irakischen Großlieferanten. Alles ging gut, und die Stugründeten die jungen Frauen das »Hawar Hilfswerk« – dentinnen planen, schon bald erneut in den Irak zu S. 58 der Verein soll jesidische Kinder unterstützen, die in fliegen. »Auf manche mag das leichtsinnig wirken«, irakischen Camps außerhalb des IS-Gebiets leben. UNI SPIEGEL sagt Gian, »aber ich kann nicht anders.« 5 /2015 FOTO: MATTHIAS JUNG / UNISPIEGEL Studenten studieren nicht nur. Sie erschaffen Kunst, machen Erfindungen, vollbringen außergewöhnliche Leistungen und helfen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Wie die Studenten in unserer UNI-SPIEGEL-Serie. Gian Aldonani des tin n e Stud ats Mon PRALL GEFÜLLT AB OKTOBER AN DEINER HOCHSCHULE
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