Bezirk Küssnacht

Bote der Urschweiz | Donnerstag, 10. September 2015
KÜSSNACHT
Waldstätter
Amtliches Publikationsorgan
des Bezirkes Küssnacht am Rigi
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UND SEEGEMEINDEN
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«Das empfinde ich als sehr stossend»
KÜSSNACHT Neophyten sehen schön aus, haben aber
einen schlechten Ruf. Denn
die Exoten können Bauten
und die Gesundheit gefährden. Wie man gegen die
Problempflanzen angeht, erzählt Michael Lutz, Umweltbeauftragter des Bezirks.
unterwegs waren, durchkämmten insbesondere abgelegene Gebiete und Waldränder nach bislang unbekannten Standorten von Neophyten. Sie kartierten diese,
sodass uns nun in den untersuchten Gebieten ein recht gutes Bild über die Verbreitung der acht wichtigsten Arten vorliegt. Dies hilft uns in den kommenden
Jahren, die Bekämpfung koordiniert und
effizient anzugehen.
Auch auf Baustellen findet man Problempflanzen. Wer kümmert sich darum?
Wo gebaut wird, werden oft Böden aufgerissen. Nicht sofort aktiv begrünte Flächen
sind ein idealer Nährboden, auf welchem
sich konkurrenzstarke Problempflanzen
ansiedeln können. Deshalb haben wir
Baufirmen und Planer mit einem Plakat
sensibilisiert, auf ihren Baustellen ein
Auge auf die dort wachsenden Pflanzen zu
werfen. Es liegt aber auch im Interesse von
Grundeigentümern und Baufirmen selbst,
MIT MICHAEL LUTZ SPRACH EDITH MEYER
Invasive Neophyten sind ein Dauerthema. Inwiefern sind sie für die Menschen eine Gefahr?
Von sich unkontrolliert ausbreitenden
Problempflanzen, den invasiven Neophyten, gehen verschiedene Gefahren aus.
Die einen beeinträchtigen ganz direkt die
menschliche Gesundheit, etwa der Riesenbärenklau, der bei Berührung zu Verbrennungen auf der Haut führt, oder die
Ambrosia, deren Pollen hochallergen wirken.
«Grosse Bestände
können ohne
Herbizideinsatz nicht
wirksam bekämpft
werden.»
Und für Natur und Infrastruktur?
Es gibt Problempflanzen, die einheimische Arten verdrängen. Und sie können –
gerade auch in sensiblen Naturschutzgebieten – die Biodiversität beeinträchtigen,
Der Umweltbeauftragte Michael Lutz zeigt ein Buch über invasive Pflanzen,
die auch Schäden an Bauten und Anlagen verursachen können.
Bild Edith Meyer
«Die Problematik hat
das Bewusstsein
vieler Gartenbesitzer
erreicht.»
etwa die Goldrute. Schliesslich gibt es
Pflanzen, wie den Staudenknöterich, die
alles überwuchern und diejenigen Pflanzen verdrängen, welche Böschungen und
Ufer stabilisieren. Erosion und Beschädigungen von Bauwerken sind die Folgen.
Welche Pflanze wird im Bezirk am
meisten bekämpft?
Die Bekämpfungsmassnahmen fokussierten sich auf den Staudenknöterich. Diese
Pflanze verschleppt sich sehr leicht, das
gilt es zu verhindern, um anstelle von
heute 20 Standorten im Bezirk nicht plötzlich doppelt so viele zu haben.
An welchem Standort findet man diese Pflanze?
Der Staudenknöterich wächst in Gärten.
Er wurde als Gartenpflanze eingeführt.
Durch verbotene Ablagerungen von
Schnittgut und Wurzeln finden wir ihn
heute jedoch vor allem an Waldrändern
und an Bach- und Seeufern. Dort kann er
sich über Äste und Wurzeln, die weggespült werden, leicht weiter ausbreiten.
Wie sensibilisieren Sie die Bevölkerung?
Im Juli wurde an alle Haushalte ein Flyer
zu den wichtigsten Problempflanzen verschickt. Wir waren vor ein paar Jahren aber
auch schon am August-Määrt mit einer
Pflanzenausstellung präsent. Auch mit
unserer alle zwei Jahre stattfindenden
Sträucheraktion sensibilisieren wir die Be-
völkerung, problematische Gartenpflanzen, wie etwa den Kirschlorbeer oder den
Sommerflieder, durch einheimische Wildsträucher zu ersetzen. Um die weitere Verschleppung des Staudenknöterichs zu
verhindern, haben wir an einigen Standorten Hinweistafeln angebracht.
Braucht es bald Neophyten-Kontrolleure?
Die Kontrolle ist das eine, hierzu ist ein gutes Zusammenspiel aller beteiligten Akteure wie Behörden, Grundeigentümer
und Unterhaltsdienste nötig. Während einige Arten sehr einfach, mit Handarbeit,
bekämpft werden müssen, benötigt es für
andere fachliches Know-how. Ich würde
mir persönlich eine entsprechende gemeindeübergreifende Kompetenzstelle
wünschen, welche für mehrere Gemeinden und Bezirke eine Bekämpfung nach
aktuellem Stand des Wissens durchführt.
Warum?
Es kann nicht sein, dass sich jede Gemeinde das nötige Detailwissen separat
aneignen muss. Zudem fehlen für eine
konsequente Bekämpfung durch die Gemeinden vielerorts die Ressourcen.
Wie kann man invasiven Neophyten
im eigenen Garten Herr werden?
Goldruten, Sommerflieder oder Kirschlorbeer kann man durch Ausreissen respektive Ausgraben effektiv bekämpfen.
Ein Ersatz mit einheimischen Wildsträuchern «tröstet» oftmals über den Verlust
hinweg und bietet für die einheimische
Tierwelt bessere Lebensgrundlagen als
die Exoten.
Gibt es auch Fälle, in denen Privatpersonen bei der Entfernung solcher
Pflanzen fachliche Hilfe benötigen?
Essigbäume, Götterbäume oder auch Robinien sollten nicht einfach abgeschnitten
werden, da sie sonst Wurzelbruten ausbilden. Hierfür sollte die Methode des «Ringelns» angewendet werden.
Kommt auch Gift zum Einsatz?
Ja. Beim Staudenknöterich sollte nicht selber hantiert werden. Er kann in vielen Fällen nur unter Gifteinsatz effektiv bekämpft
werden. Hierzu ist Fachpersonal nötig, um
nicht unerwünschte Umweltschäden zu
verursachen. Hier helfen Bezirk und kantonale Fachstellen weiter und vermitteln
das geeignete Vorgehen.
Gibt es im Bezirk die Möglichkeit, dass
sich Asylsuchende mit dem Jäten von
Neophyten beschäftigen?
Punktuell geschieht dies bereits, ist aber
nur dort möglich, wo eine Bekämpfung
durch Ausreissen zielführend ist. Eine
Ausweitung dieser Einsätze ist angedacht.
Wie problematisch ist die Situation in
den Wäldern?
In den Wäldern lassen sich zunehmend
Probleme in den Jungwaldflächen beobachten. Kirschlorbeer und Sommerflieder
«Das ist für den
Waldbesitzer
natürlich sehr
ärgerlich.»
erschweren das Aufkommen des Jungwuchses. Das vermehrte Auftreten der
Problempflanzen verteuert die Wieder-
aufforstung. Das ist für den Waldbesitzer
natürlich sehr ärgerlich, weil es die Waldbewirtschaftung defizitär macht.
Wann werden Herbizide eingesetzt?
Grosse Bestände des Staudenknöterichs
können ohne Herbizideinsatz praktisch
nicht wirksam bekämpft werden, da das
lockere Wurzelrizom auch bei regelmässigem Schnitt selbst über Jahre hinweg immer wieder austreibt. Hier sind uns jedoch
gesetzliche Grenzen gesetzt, da in Waldund Naturschutzgebieten sowie entlang
von Gewässern ein Herbizidverbot gilt.
Verhängnisvollerweise siedelt sich gerade
an solchen Stellen der Staudenknöterich
sehr häufig an. Neue Lösungen sind also
gesucht.
Müssen sich Spaziergänger oder Passanten beim Bezirk melden, wenn sie
Neophyten sehen?
Für Neophyten gilt keine gesetzliche Meldepflicht. Wer jedoch Neophyten entdeckt, kann diesen Standort über die
Homepage des kantonalen Amts für Umweltschutz (www.sz.ch/umwelt, Rubrik
Neobioten) melden. Die Meldung wird
dann von den kantonal oder kommunal
zuständigen Personen überprüft und ins
Web-GIS, die kartografische Internetplattform des Kantons, übertragen. So erhalten
die Behörden Stück für Stück eine Übersicht über die Vorkommen der verschiedenen Problempflanzen in einem Gebiet.
Der Bezirk beschäftigte letzten Monat
zwei Studenten, die im Bezirksgebiet
invasive Problempflanzen kartiert haben. Welche Erfolge wurden damit
erzielt?
Die beiden engagierten Studenten, welche
im Auftrag des Kantons und des Bezirks
kein Erdmaterial zu verschieben, welches
mit Problempflanzen kontaminiert ist. In
anderen Ländern werden solche Grundstücke schon fast mit einer Belastung
durch Altlasten gleichgesetzt, da eine Bekämpfung unter Umständen sehr teuer
werden kann. Es gilt also, einzugreifen,
wenn die Bestände noch klein und überschaubar sind.
Welche Bilanz ziehen Sie nach fünf
Jahren Aufklärungsarbeit über die Bekämpfung der Exoten in den Gärten?
Die Problematik hat das Bewusstsein vieler privater Gartenbesitzer erreicht.
Kirschlorbeer und Sommerflieder sind
aber immer noch im Handel erhältlich.
Das empfinde ich als sehr stossend. Erfreulicherweise findet bei aufgeschlossenen Gartenbesitzern und Gartenbauern
langsam ein Umdenken statt, dass problematische Arten nicht mehr gepflanzt
werden sollten.
Wie wirkt sich das auf die Tierwelt
aus?
Wenn vermehrt einheimische Bäume und
Sträucher zum Einsatz kommen, attraktiviert dies zudem unseren Siedlungsraum
für Vögel, Schmetterlinge und andere
Tiere, und Naturbeobachtungen im eigenen Garten belohnen uns für unser Engagement. Der sogenannte «Quellenstopp»,
also das Verhindern von neuen Beständen
von Neophyten, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Bekämpfung in
den kommenden Jahren wirkungsvoll umgesetzt werden kann.
HINWEIS
Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) führt eine Liste
mit 41 schädlichen Pflanzenarten. Problematisch
im Bezirk Küssnacht sind der Riesenbärenklau, die
nordamerikanischen Goldruten, das drüsige
Springkraut, die asiatischen Staudenknöteriche,
der Essigbaum, der Sommerflieder, das schmalblättrige Kreuzkraut sowie der Kirschlorbeer.
Letztes Haus wird abgebrochen
Mariengedenktag
WEGGIS Ab 14. September
wird im Gefahrengebiet
Horlaui das letzte Haus rückgebaut.
KÜSSNACHT Am 16. September findet ein frauen
netz-Gottesdienst statt. Thema ist die Mutter Gottes.
red/amtl. Das Bundesgericht hat die
Beschwerde eines Hausbesitzers im
felssturzgefährdeten Gebiet Horlaui in
Weggis abgewiesen. Die Beschwerde
richtete sich gegen den Abbruchbefehl
und das Betretungsverbot für sein von
instabilen Felsen bedrohtes Haus. Nun
kann dieses letzte Haus abgebrochen
werden, wobei die Böschungen gesichert und anschliessend als Wald aufgeforstet werden.
Felskante wird gesichert
Die eigentlichen Rückbauarbeiten
werden am Montag, 14. September, mit
den Vorbereitungsarbeiten gestartet.
Vorerst werden die Holzerarbeiten auf
der betroffenen Liegenschaft vorgenommen. Anschliessend werden Sicherungsvorkehrungen auf der Felskante,
oberhalb der Gebäude, für die Arbeitssicherheit bewerkstelligt. Mit dem Rück-
bau an den Gebäulichkeiten wird anschliessend begonnen.
Bauzeit dauert zwei Monate
Die Kantonsstrasse kann während der
ganzen Bauzeit befahren werden. In
kritischen Bauphasen wird, für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer, die
Strasse durch die Verkehrsgruppe
Weggis überwacht und bei drohenden
Gefahren gesperrt. Die ganze Bauzeit
dauert rund zwei Monate, vorbehalten
bleiben wetterbedingte Verschiebungen
sowie Erkennen von weiteren Fehlstellen, die heute nicht einsehbar sind.
pd. Der Gottesdienst zum Mariengedenktag ist am Mittwoch, 16. September: «Du Mutter der Schmerzen, o mach
uns bereit, bei Jesus zu stehen in Kreuz
und in Leid.» So heisst es in einem
bekannten Marienlied. Die Kirche feiert
am 15. September, also einen Tag vor
dem frauen-netz-Gottesdienst, das Gedächtnis der Schmerzen Mariens. Wie
gehen wir heute um mit diesem Gedenktag? Sehen wir Maria als die «Mutter der Schmerzen»? Finden wir gerade
in schwierigen Zeiten einen Zugang zu
ihr? Wir setzen uns in diesem Gottesdienst mit dem Leid Marias auseinander
und nähern uns so unserm eigenen
Leid an.
Der Gottesdienst beginnt in der Pfarrkirche Küssnacht wie gewohnt um 09.00
Uhr. Im Anschluss trifft man sich wie
gewohnt zum Kaffee im kleinen Saal
im Monséjour.