Bote der Urschweiz | Donnerstag, 10. September 2015 KÜSSNACHT Waldstätter Amtliches Publikationsorgan des Bezirkes Küssnacht am Rigi Tel. 041 819 08 11, [email protected] per Post: Schmiedgasse 7, 6431 Schwyz Inserate: Bote der Urschweiz AG, Inserate-Service Tel. 041 819 08 08, [email protected] UND SEEGEMEINDEN 18 «Das empfinde ich als sehr stossend» KÜSSNACHT Neophyten sehen schön aus, haben aber einen schlechten Ruf. Denn die Exoten können Bauten und die Gesundheit gefährden. Wie man gegen die Problempflanzen angeht, erzählt Michael Lutz, Umweltbeauftragter des Bezirks. unterwegs waren, durchkämmten insbesondere abgelegene Gebiete und Waldränder nach bislang unbekannten Standorten von Neophyten. Sie kartierten diese, sodass uns nun in den untersuchten Gebieten ein recht gutes Bild über die Verbreitung der acht wichtigsten Arten vorliegt. Dies hilft uns in den kommenden Jahren, die Bekämpfung koordiniert und effizient anzugehen. Auch auf Baustellen findet man Problempflanzen. Wer kümmert sich darum? Wo gebaut wird, werden oft Böden aufgerissen. Nicht sofort aktiv begrünte Flächen sind ein idealer Nährboden, auf welchem sich konkurrenzstarke Problempflanzen ansiedeln können. Deshalb haben wir Baufirmen und Planer mit einem Plakat sensibilisiert, auf ihren Baustellen ein Auge auf die dort wachsenden Pflanzen zu werfen. Es liegt aber auch im Interesse von Grundeigentümern und Baufirmen selbst, MIT MICHAEL LUTZ SPRACH EDITH MEYER Invasive Neophyten sind ein Dauerthema. Inwiefern sind sie für die Menschen eine Gefahr? Von sich unkontrolliert ausbreitenden Problempflanzen, den invasiven Neophyten, gehen verschiedene Gefahren aus. Die einen beeinträchtigen ganz direkt die menschliche Gesundheit, etwa der Riesenbärenklau, der bei Berührung zu Verbrennungen auf der Haut führt, oder die Ambrosia, deren Pollen hochallergen wirken. «Grosse Bestände können ohne Herbizideinsatz nicht wirksam bekämpft werden.» Und für Natur und Infrastruktur? Es gibt Problempflanzen, die einheimische Arten verdrängen. Und sie können – gerade auch in sensiblen Naturschutzgebieten – die Biodiversität beeinträchtigen, Der Umweltbeauftragte Michael Lutz zeigt ein Buch über invasive Pflanzen, die auch Schäden an Bauten und Anlagen verursachen können. Bild Edith Meyer «Die Problematik hat das Bewusstsein vieler Gartenbesitzer erreicht.» etwa die Goldrute. Schliesslich gibt es Pflanzen, wie den Staudenknöterich, die alles überwuchern und diejenigen Pflanzen verdrängen, welche Böschungen und Ufer stabilisieren. Erosion und Beschädigungen von Bauwerken sind die Folgen. Welche Pflanze wird im Bezirk am meisten bekämpft? Die Bekämpfungsmassnahmen fokussierten sich auf den Staudenknöterich. Diese Pflanze verschleppt sich sehr leicht, das gilt es zu verhindern, um anstelle von heute 20 Standorten im Bezirk nicht plötzlich doppelt so viele zu haben. An welchem Standort findet man diese Pflanze? Der Staudenknöterich wächst in Gärten. Er wurde als Gartenpflanze eingeführt. Durch verbotene Ablagerungen von Schnittgut und Wurzeln finden wir ihn heute jedoch vor allem an Waldrändern und an Bach- und Seeufern. Dort kann er sich über Äste und Wurzeln, die weggespült werden, leicht weiter ausbreiten. Wie sensibilisieren Sie die Bevölkerung? Im Juli wurde an alle Haushalte ein Flyer zu den wichtigsten Problempflanzen verschickt. Wir waren vor ein paar Jahren aber auch schon am August-Määrt mit einer Pflanzenausstellung präsent. Auch mit unserer alle zwei Jahre stattfindenden Sträucheraktion sensibilisieren wir die Be- völkerung, problematische Gartenpflanzen, wie etwa den Kirschlorbeer oder den Sommerflieder, durch einheimische Wildsträucher zu ersetzen. Um die weitere Verschleppung des Staudenknöterichs zu verhindern, haben wir an einigen Standorten Hinweistafeln angebracht. Braucht es bald Neophyten-Kontrolleure? Die Kontrolle ist das eine, hierzu ist ein gutes Zusammenspiel aller beteiligten Akteure wie Behörden, Grundeigentümer und Unterhaltsdienste nötig. Während einige Arten sehr einfach, mit Handarbeit, bekämpft werden müssen, benötigt es für andere fachliches Know-how. Ich würde mir persönlich eine entsprechende gemeindeübergreifende Kompetenzstelle wünschen, welche für mehrere Gemeinden und Bezirke eine Bekämpfung nach aktuellem Stand des Wissens durchführt. Warum? Es kann nicht sein, dass sich jede Gemeinde das nötige Detailwissen separat aneignen muss. Zudem fehlen für eine konsequente Bekämpfung durch die Gemeinden vielerorts die Ressourcen. Wie kann man invasiven Neophyten im eigenen Garten Herr werden? Goldruten, Sommerflieder oder Kirschlorbeer kann man durch Ausreissen respektive Ausgraben effektiv bekämpfen. Ein Ersatz mit einheimischen Wildsträuchern «tröstet» oftmals über den Verlust hinweg und bietet für die einheimische Tierwelt bessere Lebensgrundlagen als die Exoten. Gibt es auch Fälle, in denen Privatpersonen bei der Entfernung solcher Pflanzen fachliche Hilfe benötigen? Essigbäume, Götterbäume oder auch Robinien sollten nicht einfach abgeschnitten werden, da sie sonst Wurzelbruten ausbilden. Hierfür sollte die Methode des «Ringelns» angewendet werden. Kommt auch Gift zum Einsatz? Ja. Beim Staudenknöterich sollte nicht selber hantiert werden. Er kann in vielen Fällen nur unter Gifteinsatz effektiv bekämpft werden. Hierzu ist Fachpersonal nötig, um nicht unerwünschte Umweltschäden zu verursachen. Hier helfen Bezirk und kantonale Fachstellen weiter und vermitteln das geeignete Vorgehen. Gibt es im Bezirk die Möglichkeit, dass sich Asylsuchende mit dem Jäten von Neophyten beschäftigen? Punktuell geschieht dies bereits, ist aber nur dort möglich, wo eine Bekämpfung durch Ausreissen zielführend ist. Eine Ausweitung dieser Einsätze ist angedacht. Wie problematisch ist die Situation in den Wäldern? In den Wäldern lassen sich zunehmend Probleme in den Jungwaldflächen beobachten. Kirschlorbeer und Sommerflieder «Das ist für den Waldbesitzer natürlich sehr ärgerlich.» erschweren das Aufkommen des Jungwuchses. Das vermehrte Auftreten der Problempflanzen verteuert die Wieder- aufforstung. Das ist für den Waldbesitzer natürlich sehr ärgerlich, weil es die Waldbewirtschaftung defizitär macht. Wann werden Herbizide eingesetzt? Grosse Bestände des Staudenknöterichs können ohne Herbizideinsatz praktisch nicht wirksam bekämpft werden, da das lockere Wurzelrizom auch bei regelmässigem Schnitt selbst über Jahre hinweg immer wieder austreibt. Hier sind uns jedoch gesetzliche Grenzen gesetzt, da in Waldund Naturschutzgebieten sowie entlang von Gewässern ein Herbizidverbot gilt. Verhängnisvollerweise siedelt sich gerade an solchen Stellen der Staudenknöterich sehr häufig an. Neue Lösungen sind also gesucht. Müssen sich Spaziergänger oder Passanten beim Bezirk melden, wenn sie Neophyten sehen? Für Neophyten gilt keine gesetzliche Meldepflicht. Wer jedoch Neophyten entdeckt, kann diesen Standort über die Homepage des kantonalen Amts für Umweltschutz (www.sz.ch/umwelt, Rubrik Neobioten) melden. Die Meldung wird dann von den kantonal oder kommunal zuständigen Personen überprüft und ins Web-GIS, die kartografische Internetplattform des Kantons, übertragen. So erhalten die Behörden Stück für Stück eine Übersicht über die Vorkommen der verschiedenen Problempflanzen in einem Gebiet. Der Bezirk beschäftigte letzten Monat zwei Studenten, die im Bezirksgebiet invasive Problempflanzen kartiert haben. Welche Erfolge wurden damit erzielt? Die beiden engagierten Studenten, welche im Auftrag des Kantons und des Bezirks kein Erdmaterial zu verschieben, welches mit Problempflanzen kontaminiert ist. In anderen Ländern werden solche Grundstücke schon fast mit einer Belastung durch Altlasten gleichgesetzt, da eine Bekämpfung unter Umständen sehr teuer werden kann. Es gilt also, einzugreifen, wenn die Bestände noch klein und überschaubar sind. Welche Bilanz ziehen Sie nach fünf Jahren Aufklärungsarbeit über die Bekämpfung der Exoten in den Gärten? Die Problematik hat das Bewusstsein vieler privater Gartenbesitzer erreicht. Kirschlorbeer und Sommerflieder sind aber immer noch im Handel erhältlich. Das empfinde ich als sehr stossend. Erfreulicherweise findet bei aufgeschlossenen Gartenbesitzern und Gartenbauern langsam ein Umdenken statt, dass problematische Arten nicht mehr gepflanzt werden sollten. Wie wirkt sich das auf die Tierwelt aus? Wenn vermehrt einheimische Bäume und Sträucher zum Einsatz kommen, attraktiviert dies zudem unseren Siedlungsraum für Vögel, Schmetterlinge und andere Tiere, und Naturbeobachtungen im eigenen Garten belohnen uns für unser Engagement. Der sogenannte «Quellenstopp», also das Verhindern von neuen Beständen von Neophyten, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Bekämpfung in den kommenden Jahren wirkungsvoll umgesetzt werden kann. HINWEIS Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) führt eine Liste mit 41 schädlichen Pflanzenarten. Problematisch im Bezirk Küssnacht sind der Riesenbärenklau, die nordamerikanischen Goldruten, das drüsige Springkraut, die asiatischen Staudenknöteriche, der Essigbaum, der Sommerflieder, das schmalblättrige Kreuzkraut sowie der Kirschlorbeer. Letztes Haus wird abgebrochen Mariengedenktag WEGGIS Ab 14. September wird im Gefahrengebiet Horlaui das letzte Haus rückgebaut. KÜSSNACHT Am 16. September findet ein frauen netz-Gottesdienst statt. Thema ist die Mutter Gottes. red/amtl. Das Bundesgericht hat die Beschwerde eines Hausbesitzers im felssturzgefährdeten Gebiet Horlaui in Weggis abgewiesen. Die Beschwerde richtete sich gegen den Abbruchbefehl und das Betretungsverbot für sein von instabilen Felsen bedrohtes Haus. Nun kann dieses letzte Haus abgebrochen werden, wobei die Böschungen gesichert und anschliessend als Wald aufgeforstet werden. Felskante wird gesichert Die eigentlichen Rückbauarbeiten werden am Montag, 14. September, mit den Vorbereitungsarbeiten gestartet. Vorerst werden die Holzerarbeiten auf der betroffenen Liegenschaft vorgenommen. Anschliessend werden Sicherungsvorkehrungen auf der Felskante, oberhalb der Gebäude, für die Arbeitssicherheit bewerkstelligt. Mit dem Rück- bau an den Gebäulichkeiten wird anschliessend begonnen. Bauzeit dauert zwei Monate Die Kantonsstrasse kann während der ganzen Bauzeit befahren werden. In kritischen Bauphasen wird, für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer, die Strasse durch die Verkehrsgruppe Weggis überwacht und bei drohenden Gefahren gesperrt. Die ganze Bauzeit dauert rund zwei Monate, vorbehalten bleiben wetterbedingte Verschiebungen sowie Erkennen von weiteren Fehlstellen, die heute nicht einsehbar sind. pd. Der Gottesdienst zum Mariengedenktag ist am Mittwoch, 16. September: «Du Mutter der Schmerzen, o mach uns bereit, bei Jesus zu stehen in Kreuz und in Leid.» So heisst es in einem bekannten Marienlied. Die Kirche feiert am 15. September, also einen Tag vor dem frauen-netz-Gottesdienst, das Gedächtnis der Schmerzen Mariens. Wie gehen wir heute um mit diesem Gedenktag? Sehen wir Maria als die «Mutter der Schmerzen»? Finden wir gerade in schwierigen Zeiten einen Zugang zu ihr? Wir setzen uns in diesem Gottesdienst mit dem Leid Marias auseinander und nähern uns so unserm eigenen Leid an. Der Gottesdienst beginnt in der Pfarrkirche Küssnacht wie gewohnt um 09.00 Uhr. Im Anschluss trifft man sich wie gewohnt zum Kaffee im kleinen Saal im Monséjour.
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