2 INHALT DIE SERIE 3 HAUPTFIGUREN 6 DAS VERHÄLTNIS DER VIER ZUEINANDER 11 NEBENFIGUREN 13 PILOT 16 WEITERE FOLGEN 20 DIE STAFFEL 22 MIDLIFECRISIS 23 BAND UND MUSIK IN DER SERIE 25 FFL Film- und Fernseh-Labor Ludwigsburg GmbH & Co. KG Ansprechpartner: Matthias Drescher Hoferstrasse 20 71636 Ludwigsburg fon: 07141 48884 - 33 fax: 07141 48884 - 24 [email protected] www.ffl.de 3 DIE SERIE VIER FREUNDE stecken tief in der Midlifecrisis. Doch das lassen die Männer sich vom Leben nicht bieten und gründen eine Band. Schließlich waren sie früher mit 16 die coolsten Säue und wildesten Rocker. Denken sie. “Crisis? What Crisis?“ Supertramp Die Mittvierziger GUIDO, AXEL, BENNI und DIRK haben Träume gehabt von einem erfüllenden Leben: Freiheit, große Liebe, Selbstverwirklichung, Geld, tolle Kinder – forever young! Doch es sind Träume geblieben. Die Leben der vier Freunde sind sehr unterschiedlich verlaufen: vom reichen Busunternehmer bis zum kellnernden, arbeitslosen Professor; vom sich an Problemjugendlichen aufreibenden Sozialarbeiter bis zum mobbinggestählten Kundenbetreuer – doch sie eint das gleiche Problem. Nichts ist so, wie es sein sollte: Man ist gefangen in Zwängen; Ehe heißt zusammenraufen oder Scheidung (alle Abgründe inbegriffen); man sucht Selbstbestätigung in Statussymbolen, die man vor 30 Jahren nur peinlich fand; man hat Schulden oder aber kann das Geldausgeben nicht genießen vor lauter Streß; die Kinder tanzen einem auf der Nase rum oder man kämpft darum, sie überhaupt sehen zu dürfen; man hat mittlerweile einige Macken im Verhalten, der Körper muckt und der Tod der Eltern zeigt einem erschütternd, daß man auch nicht ewig leben wird. “It’s better to burn out than to fade away“ Neil Young Die vier lecken jedoch nicht Wunden. Wer keine Träume mehr hat, ist tot! Zur Wiederbelebung der legendären Band ihrer Jugend gehen sie in eine leerstehende Fabriketage. Dort richten sie sich einen Probenraum ein, der zur Parallelwelt wird. Sie schaffen sich einen Fluchtpunkt für all ihre ungelebten Träume vom wilden Rockstarsein, Sich-ausleben und Auf-die-Kacke-hauen. Hier entsteht ein Ort für alles, wofür sie von ihren Frauen nur dumme Kommentare einstecken müßten: Torwand, Carrerabahn, westernmäßiger Schießstand, Elektrospielereien u.v.m. Ein Reservat männlicher Sehnsucht und ewiger Jugend. Sie treffen sich heimlich, denn diese Welt lassen sie sich nicht kaputtmachen. „Wann ist ein Mann ein Mann?“ (Grönemeyer). Hier. 4 Als Band kann man sich so richtig ausleben. Doch wer wollen unsere vier eigentlich sein? Die coolen Britpopper? Die fledermausfressenden Todesmetaller? Metrosexuelle Glamrocker oder Blingblingrapper, die vor Kraft, Potenz und Goldkettchen kaum laufen können? Spielerisch probieren sie alles aus. Doch die Bandfindung ist nicht nur eine witzige Reise durch die Popgeschichte, untergründig spiegelt sie die Unsicherheit der Männer wieder: Wie sieht man sich selbst, wie wollte man immer sein – und warum sehen die anderen das nicht in einem?! Die vier spüren Defizite in ihrem Leben und denken, daß sie diese durch die Band kompensieren können. Dieser Urlaub vom Ich hält nicht ewig, denn die Männer beschränken das phantasievoll-spielerische, anarchische Ausleben ihrer Träume auf ihr Refugium. Anschließend steigen sie wieder ins Auto, fahren das Altglas zum Container und ärgern sich über den dauerrasenmähenden Nachbarn. Die Spannung zwischen den beiden Welten – zwischen Probenraum einerseits und bürgerlichem Familien- und Berufsleben andererseits – steigt. So wie man nicht immer zum Lachen in den Keller gehen kann, kann man sein wahres Leben nicht nur in einem Probenraum führen. Zwei Stunden heimlich Rock’n’Roll machen Spaß, lösen aber kein einziges Problem in der echten Welt da draußen. Die Männer realisieren, daß sie ihr bisheriges Leben ändern müssen, wenn sie sich nicht dauerhaft belügen wollen. Haben sie den Mut? Auch die Frauen, die Familie, selbst die Arbeitskollegen spüren, daß die vier irgendein Geheimnis haben. Die Musiker jedoch halten dicht, was ihr Umfeld noch mißtrauischer und neugieriger macht. Was steckt dahinter? Affäre, Beförderung, Krankheit oder Lottogewinn? Einfach so – ohne Erklärung – verändert man sich nicht! Die Leute um die Band herum wollen mehr wissen. Wie bisher geht es nicht weiter. Und so beginnen die vier, Konsequenzen in ihrem „echten“ Leben zu ziehen. Sie verhalten sich unangepaßter, witziger, rebellischer. Doch den Rockern schlägt Widerstand entgegen. Das Leben ist kein Gitarrensolo. Wie soll es weitergehen? Man kann ja nicht wie die Stones in ihren HochZeiten durch die Welt ziehen – umjubelte Auftritte, zertrümmerte Hotelzimmer und Groupiegelage. Oder doch? Darf man, muß man sogar sein bisheriges Leben und alles Erreichte zertrümmern wie The Who die Gitarren? 5 Guido, Axel, Benni und Dirk sind hin- und hergerissen zwischen Freiheitstrieb und der Furcht vor den Konsequenzen. „Altmetall“ zeigt vier Männer zwischen Stagediving und Kater, zwischen Krise und Neuanfang, zwischen Trümmern und Träumen, zwischen verlorener Jugend und Jetztzeit. Vier Männer, die vom Leben ihre Träume zurückfordern. „Altmetall“ ist die Geschichte einer großen Männerfreundschaft. Hat man noch die gleichen Gemeinsamkeiten wie damals? Oder ist seitdem zuviel passiert? Zerstreiten sich die Männer über dem Revival, oder entsteht hier etwas wundervolles Neues? Ist alles schon vorbei, oder geht’s jetzt erst richtig los? EINE SERIE FÜR ALLE, DIE MAL WILD WAREN, WILD SIND ODER VIELLEICHT GERN NOCH WILD WERDEN WOLLEN. 6 HAUPTFIGUREN AXEL, Busunternehmer (45) “I thought you died alone, a long long time ago - Oh no, not me I never lost control You‘re face to face With The Man Who Sold The World David Bowie, The Man Who Sold The World Axel ist ein Macher. Klug hat er den kleinen Fahrdienst des Vaters zu einem florierenden Busunternehmern ausgebaut: Klassenfahrten, Städtereisen und Kaffeefahrten. Er hat einen Riecher dafür, was die Leute wollen und womit sich Geld verdienen läßt. Werbung geht er offensiv an, so wie er auch aggressiv über Geld verhandelt. Axel ist der klare Patriarch im Unternehmen; die Leute spuren; Fahrer und Reinigungskräfte wissen, wann sie einen von ihm drüber kriegen. Wenn es sein muß, trickst Axel auch mal an Steuer, Arbeitsrecht und Sicherheitsbestimmungen vorbei. Kriminell würde er so etwas nie nennen, eher, daß er sich nicht vom Staat gängeln läßt. Der 45jährige ist ein Alphatier: laut und selbstgewiß, handfest, entscheidungsstark und – schnell. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund. Es ist wie es ist. Trotz einer gewissen Gestreßtheit ist er eigentlich fröhlich und ständig am scherzen. Der Humor ist eher robust. Sein gesundes Ego, seine scheinbare Dickfelligkeit verdecken dabei seine Sensibilität und Empfindlichkeit. Zwei Dinge, die er sich in seinem Bereich, in seiner Position nicht zu zeigen traut. Axel ist eitel und nicht in der Lage, Kritik irgendwelcher Art annehmen zu können. Der leicht untersetzte, um so kräftiger gebaute Mann fürchtet stets, man könnte ihn unterschätzen, nicht ernst nehmen. Im Austeilen ist er definitiv besser als im Einstecken. Axel nimmt vieles persönlich und vergißt nichts (außer den eigenen Hochzeitstag). Seit 18 Jahren schon ist er mit CARMEN verheiratet. Beide haben einen gemeinsamen Sohn, den 15jährigen LEON . Mittlerweile haben Carmen und Axel sich einigermaßen auseinandergelebt, ihre Leidenschaft ist längst schon abgekühlt. Zumindest die füreinander. Axel sucht nebenbei Affären zur Selbstbestätigung, meist mit viel Jüngeren. Neben teuren Autos und Uhren hat er vor einiger Zeit das Kochen für sich entdeckt, um sich zu profilieren. Erstmal geht es um die teure Hightechküche und das ebensolche Zubehör. Axel kocht nur die hochambitionierten Rezepte, um Gäste zu beeindrucken. Die einfachen Alltagsgerichte soll seine Frau machen. Am Haushalt beteiligt er sich nicht. 7 Nicht nur des Kochens wegen bekommt Axel zunehmend eine Wampe; auch hat er es mit der Bandscheibe. Zunehmend stellt er sich trotz all seines materiellen Erfolgs die Frage: Was habe ich eigentlich mein ganzes Leben lang gemacht? Wird irgend etwas von mir bleiben? GUIDO, Privatdozent & Kneipier (46) “I am the egg-man, they are the egg-men, I am the walrus, goo goo a‘ joob.” The Beatles, I am the walrus Seit Jahren schon befindet sich der Germanist in der Warteschleife auf eine ordentliche Professur. Damit er seine Lehrberechtigung derweil nicht verliert, hält er an der Uni Vorlesungen ab, die zwar nicht vergütet werden, aber eine immense Vorbereitungszeit verschlingen. Kurz gesagt gehört er zum Uniprekariat – die Spülkräfte der Mensa verdienen mehr als er. Viel zu spät hat Guido realisiert, daß die erstrebte akademische Karriere ein Holzweg sein könnte. Aber etwas anderes hat er nie gemacht. Wohin sollte er denn jetzt in der freien Wirtschaft wechseln? Schnell bekommt er auf dem Arbeitsamt von der fassungslosen Betreuerin („Sie bekommen keinen Cent für Ihre Vorlesungen?“) gesagt, daß er heillos überqualifiziert ist. Auf Lehrer umzuschulen verbietet ihm ein merkwürdiger Stolz bzw. auch eigene Erfahrungen der Schulzeit. Guido hat Lehrer immer als arme Wichte und gescheiterte Existenzen mit Mundgeruch angesehen. Da einzelne Buchbesprechungen in Zeitungen und Fachaufsätze in Zeitschriften nicht ausreichen, die monatlichen Fixkosten auch nur annähernd reinzubekommen, sucht er Zuflucht in vereinzelten Stipendien, Hartz IV und Kellnern in seiner alten Stammkneipe (in die sich sicher keine Studenten oder Professoren verirren). Auch seine Freundin unterstützt ihn von Zeit zu Zeit, obwohl ihm dies unangenehm ist. Seit langem schon ist er mit VERONICA zusammen, deren biologische Uhr mittlerweile bedrohlich laut tickt. Gerne würde er eine richtige Familie gründen, ein Kind aufziehen – aber in dieser Lebenssituation? 8 Mit Grimm sieht der ewige Nachwuchswissenschaftler wie jüngere Doktoranden, die zwar fachlich nicht besonders gut sind, sich aber blendend vermarkten können, die frei werdenden Juniorprofessuren ergattern und flott an ihm vorbeiziehen. Sie beherrschen die Klaviatur des akademischen Betriebs einfach besser. Guido hat einen scharfen, bisweilen zynischen Humor. Der geborene Zweifler, sowohl an sich als auch an der Welt. Intellektueller und Pessimist. Seine ewige Kneipenjobberei hält ihn aber ganz gut in der Balance zu seinen düsteren Gedanken und staubigen Büchern. Die lange Tresenzeit hat ihn schlagfertig und trinkfest gemacht. Und er kennt die Leute, es besteht nicht die Gefahr, im Elfenbeinturm der Wissenschaft verloren zu gehen. Dennoch suhlt er sich in späten, einsamen Stunden einmal zu oft im eigenen Schicksal. BENNI, Sozialarbeiter (47) “Well you can tear a plane in the falling rain, I drive a rolls royce, Cos it‘s good for my voice, But you won‘t fool the children of the revolution!” T-Rex Children of the Revolution Benni strahlt einen unerschütterlichen Optimismus aus. Schon immer war er ein unternehmungslustiger und geselliger Gutelaunetyp. Das Leben ist das, was man draus macht, sagte er sich. Doch aus dem Idealisten ist ein Pragmatiker geworden. Eine bessere Welt wollte er, der auf jeder Demo krakeelend und mit glühendem Herzen vorneweg lief. Alles wollte er anders machen: Gerechter, lebendiger, liebevoller, ökologischer und phantasievoller sollte die Welt werden. Benni wollte was mit Menschen machen, Benni wurde Sozialarbeiter. Klar gefällt ihm sein Beruf, der eine Berufung ist; als Streetworker hat er so viele Möglichkeiten. Wenn nicht permanent Gelder und Stunden seiner Stelle gekürzt würden. Die Lebensbedingungen und Bildungschancen „seiner“ Kinder und Jugendlichen werden immer dürftiger. Immer wieder erschreckt ihn zudem, was für ignorante Eltern manche Kinder haben. Benni realisiert schmerzhaft, daß seine Arbeit auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, Sisyphusarbeit. Alleine kann er die gesellschaftlichen Fehlentwicklungen nicht ausbügeln. Das zermürbt. 9 Bennis Mittel ist die Sprache, der Appell an die Vernunft und das Mitgefühl, gewaltfreie Deeskalation. Nicht selten braucht er übermenschliche Selbstbeherrschung, um dies durchzuziehen. Doch zunehmend nerven ihn die immergleichen Sprüche der Testosteronbomber, der Präpotenten, dieser grenzdebilen Halbstarken. Wieso müssen die permanent so laut sein, Toilettentüren eintreten und überall hinspucken? Warum verschwenden sie nicht mal einen Gedanken an die eigene Zukunft, wenn ihnen offensichtlich schon ihre Umwelt am Arsch vorbeigeht? Doch er schluckt diese bösen Gedanken. Noch. Verschwendet Benni eigentlich Gedanken an seine Zukunft? Kaum. Viel zu schicksalsergeben fügt er sich den Zumutungen einer Arbeit, den freiwilligen Überstunden, ohne die alles zusammenbrechen würde. Die Mutter Theresa des Neubauviertels. Das Geld ist knapp, doch Benni versucht seine finanziellen Sorgen zu verdrängen. Er weiß, im sozialen Bereich wird gern als erstes gekürzt. Eine Scheidung hat er hinter sich; Benni zahlt kräftig Unterhalt und sieht seine 13jährige Tochter LUISA doch kaum. Jetzt ist er mit YVONNE (28) zusammen. Sie hat die 7jährige Tochter EMILY mitgebracht, gemeinsam haben sie noch FERDINAND (3) gezeugt. Doch auch seiner jetzigen Patchworkfamilie kann er nicht die Aufmerksamkeit widmen, wie er vielleicht wollte. Bei allem Kampf für das Gute in der Welt besteht die Gefahr, daß Benni sich selbst vergißt. 10 DIRK, Sachbearbeiter (45) “I am a patient boy, I wait, I wait, I wait, I wait, My time is like water down a drain.” Fugazi, Waiting Room Dirk arbeitet in der Filiale einer großen Krankenkasse. Eigentlich ein extrem krisensicherer Job. Die ersten Folgen werden wir nicht den Dirk kennenlernen, den seine Freunde seit Jahrzehnten kennen. Wir können anfangs nur ahnen, wie er bisher – bis heute! – war. Den normalen Dirk hat‘s aus der Spur geworfen. Denn der Auszug seiner Frau, die zu einem schicken Werber zieht, der auf den ersten Blick so viel interessanter wirkt als Dirk, versetzt ihm einen Schlag. Nicht nur, weil er merkt, daß er seine Frau trotz aller eingeschlichenen Routine immer noch liebt; nicht nur, weil das Erscheinen des Neuen eine ungeheure Kränkung darstellt; sondern vor allem, weil Dirk auf einmal unbarmherzig gespiegelt bekommt, was ihm zu fehlen scheint: Erfolg und Selbstverwirklichung in einem coolen Job; fettes Einkommen; ein trainierter Körper; stylishe Klamotten; Frechheit im Auftreten; spontanes, begeisternd-mitreißendes, von jeglichem Zweifel ungetrübtes Verhalten; ein gepflegter Oldtimersportwagen; ergo: ein kurz vor dem Platzen stehendes Ego. Dirk beginnt sich selbst zu verachten. Denkt, daß alles falsch gelaufen ist, was im Leben nur falsch laufen kann. Denn Dirk hat realisiert, daß seine Frau ihn verlassen hat, weil man mit ihm nichts mehr erleben konnte. Weil das Leben mit ihm in Routine und Lieblosigkeit erstarrt war. Obwohl ihm die anderen permanent mit Engelszungen zureden, glaubt er nicht, daß man das Ruder noch mal rumreißen kann im Leben. Und so sehen wir ihn die ersten Folgen als wandelnden Kleiderständer, als lebende Leiche, als gitarrespielende Salzsäule. Bis… Bis Dirk bei einer Bandprobe eine Nahtoderfahrung der besonderen Art ereilt. 11 DAS VERHÄLTNIS DER VIER ZUEINANDER EINERSEITS sind die vier, die aus der gleichen mittelgroßen Stadt stammen, alte Freunde. Man kennt sich seit Schulzeiten und hat eine Menge gemeinsam durchgemacht. Andererseits haben die vier unterschiedliche Wege ins Leben eingeschlagen – beruflich, privat. Und auch die Charaktere, Macken, Weltanschauungen haben sich weiter ausgeprägt. Früher hatte man die gleichen Gegner und die gleichen Ziele. Man machte alles gemeinsam. Heute sind die vier nicht mehr ganz so unbeschwert. Guido neidet Axel seinen Reichtum, findet ihn aber völlig geistlos. Axel neidet Dirks feste Arbeitszeiten und Risikolosigkeit, findet aber, daß er etwas lahmarschig und feige geworden ist. Benni stört Axels rabiater Umgang mit seinen Busfahrern, den er asozial findet, allerdings traut er sich nicht, was zu sagen, weil er auch nichts zwischen ihnen zerstören will. Immer wieder gibt es jahrzehntealte Mechanismen, die die vier manchmal lieben und manchmal hassen. Es ist eingespielt zwischen ihnen. Obwohl jeder aus dem Stegreif über jeden der anderen ein halbe Stunde herziehen könnte, würden sie von keinem Außenstehenden was auf ihre Freunde kommen lassen. Man liebt die anderen wohl auch wegen ihrer nervigen Seiten und Schwächen. Die Rollen der Kindheit und Jugend sind stets präsent. Der Magnet der Gruppe, derjenige, der die vier zusammenhält, ist unbestritten der kommunikative Machertyp Axel. Der früher dickliche Junge aus einfachen Verhältnissen hat es allen beweisen wollen. Was er geschafft hat. Nur kann er in der Freundschaft nicht als der Kontrolltyp auftreten, der er in der Firma ist. Er muß lernen, Zweifel und Schwächen auch auszusprechen. Guido hingegen, dem von klein auf alles zuflog, und auf dessen Erfolge in Schule und bei Mädchen Axel immer neidisch guckte, hat nie einen solchen Biß entwickelt. 12 Benni war früher der Radikalste und Kompromißloseste der Vier. Mit ihm gab es keine halben Sachen, der pure Idealist, der den anderen keine halben Sachen durchgehen ließ. Immer auf Konfrontation gebürstet. Zu ihm blickte man auf, sein Wort zählte. Dirk war der Checker, der Bescheidwisser, der Mann mit dem exquisitesten Musikgeschmack und den durchgedrehtesten Ideen. Zuhause bei ihm war alles so verrückt und unbürgerlich, daß die Freunde ihn um seine andersartigen Eltern beneideten. Dirk jedoch schwankte stets zwischen Scham und Stolz. 13 NEBENFIGUREN CARMEN, Frau von Axel (44) “Who‘s gonna tell you when it‘s too late who‘s gonna tell you things are so great you can‘t go on thinking nothing‘s wrong who‘s gonna drive you home tonight” Über die Jahre hat Carmen sich von ihrem Mann emanzipiert. Da Axel sie nie im Betrieb haben wollte (und sie das Busunternehmen auch langweilt), hat sie sich ihr eigenes Betätigungsfeld aufgebaut. Carmen ist auf dem Selbsterfahrungstrip. Sehr regelmäßig trifft sie sich mit anderen Frauen. Außer daß sie über ihre Männer ablästern, nehmen sie teil an Kursen in Italienisch oder Seidenmalerei, besuchen Ausstellungseröffnungen und Opern, unternehmen Städtereisen etc. Es wurmt Carmen, daß Axel so gar nichts mit ihren Interessen anfangen kann und zudem als Busunternehmer so ein Reisemuffel ist. Carmen sieht Axels Entwicklung kritisch. Sie mäkelt an seinem wachsenden Bauch, am schütterer werdenden Haar, seinem schlechten Kleiderstil und seinem Benehmen. Erotisch findet sie ihn schon längst nicht mehr, was sie ihn deutlich spüren läßt. In Auseinandersetzungen versucht sie immer wieder, Sohn Leon auf ihre Seite zu ziehen, was diesen allerdings gehörig nervt. The Cars, DriveSold The LEON, beider Sohn (15) Im Gegensatz zu seinem Vater Axel macht sich der sensible und verletzliche Leon viele Gedanken über die Welt. Aus Umweltschutzgründen ist er voll gegen die CO2-schleudernden Busse seines Vaters. Leon ist zudem gegen Arbeiten, Karriere und Leistungsdenken an sich und kapselt sich gegen Erwachsenenwelt und Schule gleichermaßen ab. Natürlich ist es Provokation, wenn er seinem Vater auf fordernde Fragen nach der Zukunft entgegenknallt, daß er hartzen gehen oder eine Strandbar in Goa aufmachen werde. Doch momentan ist es ihm ernst mit dem Aussteigen, denn Leon fühlt sich von seinem Vater nicht im geringsten verstanden. 14 Leon kifft nicht nur viel, sondern dealt auch etwas, aus Imagegründen und weil das Geld Unabhängigkeit verleiht. Besondere Freude empfindet er bei Mutproben und Scheißebauen jeglicher Couleur, auch kleinere Ladendiebstähle und mutwillige Sachbeschädigung stehen hoch im Kurs. VERONICA, Guidos Freundin (40) Veronica ist bodenständig, hat einen trockenen Humor und ein großes Herz. Viel wichtiger als Materielles sind ihr ihre Freunde und Spaß im Leben. Durch ihre eigene Krankengymnastikpraxis hat sie ein sicheres Einkommen, mit dem sie den größeren Teil des gemeinsamen Haushalts bestreitet. Veronica hat kein Problem damit, die Ernährerin zu sein, da sie nicht in alten Geschlechtsrollenbildern verhaftet ist. Sie sieht, wie Guido sich abstrampelt zwischen Uni und Kneipe. Die Krankengymnastin bietet noch diverse Kurse wie Pilates an und sieht dementsprechend durchtrainiert und begehrenswert auch für Guidos Freunde aus. Doch sie will nur ihn. Obwohl sie immer sehr verständnisvoll für Guidos spezielle Situation war, will sie auf einen Lebenstraum nicht verzichten: Ein Kind. Ob Guido will oder nicht. Auch die anderen drei Männer waren früher mal hinter Veronica her. Als Guido mit ihr zusammenkam beerdigten sie als gute Freunde ihre Ambitionen. Doch in letzter Zeit muß Axel wieder an sie denken. Er spürt ihre Trauer, daß sie gerne ein Kind hätte und malt sich manchmal in dunklen Ehestunden aus, wie es wäre, wenn er mit Veronica zusammengekommen wäre. Keine seiner Affären hat ihr Format. 15 YVONNE, Bennis Freundin (28) Die 19 Jahre jüngere Frau ist ein absolutes Familientier. Sie hat eine Drittelstelle in der Buchhaltung einer Firma für Hydrauliksysteme, sieht dies aber als reinen Geldjob. Wichtig sind ihr Zeit für die Familie, Unternehmungen, Geselligkeit und Geborgenheit. Unheimlich phantasievoll dekoriert sie das Haus gemeinsam mit den Kindern, bastelt, schmückt. Daneben kümmert sie sich noch rührend um die Pflege ihrer Oma. Yvonne versteht immer weniger, daß Benni sich einerseits so aufopfern kann für fremde, von der Bahn geratene Jugendliche, aber dann zu wenig Zeit für die eigene Familie hat. Benni selbst ist dies auch bewußt. Er hat regelmäßig ein schlechtes Gewissen, wenn sie am Wochenende Familienprogramm machen. Yvonne spürt Bennis Überforderung, läßt diese aber nicht als Entschuldigung gelten. 16 PILOT MIT LEEREM GESICHTSAUSDRUCK, schon fertig fürs Büro, frühstückt Dirk äußerlich unbeeindruckt, während seine Frau Tanja durch die Wohnung wirbelt. Genauer: Seine Ex. “Ha! Ha! Said the clown Is it bringing you down That you‘ve lost your chance?” Gemeinsam mit ihrem neuen Typen (stylisher Werbemensch) trägt sie ihre wichtigsten Sachen raus. Demütigende Sprüche ignorierend fokussiert sich Dirk auf die Baumarktbeilage der Zeitung. Manfred Mann, Ha! Ha! Said the Clown Währenddessen hält Guido eine Probevorlesung in Germanistik: überraschend, witzig, lehrreich. Nicht nur die Studenten sind angetan, sondern auch Guidos Freundin Veronica, die überzeugt ist, daß Guido die ausgeschriebene Professur schon in der Tasche hat. Beschwingt gehen sie gemeinsam essen. Im Bus braucht es guten Willen, um das Rumgeprolle der Jugendlichen nicht persönlich zu nehmen. Direkt beim Betreten der Krankenkassenfiliale kriegt Dirk wieder einen blöden Spruch vom Chef reingedrückt. Um 10.17 Uhr platzt der Kragen: Dirk schreit eine unverschämte, dumme Versicherte an und schmeißt hin. In der Teamsitzung bringt Benni die erneuten Kürzungen der Stadt zur Sprache. Seine 1363 Überstunden – und Benni notiert nicht jede – wird er vermutlich nie abfeiern können. Neben den knappen Finanzen und fehlendem Personal plagt sie auch akuter Platzmangel. Sie würden gerne Jugenddiscos anbieten. Als Benni einen 15jährigen freundlich ermahnt, drinnen nicht zu rauchen, macht sich dieser nur lustig über ihn. Axel hat sich einen viel zu protzigen, unseriösen Wagen zugelegt, den er jetzt durch die Stadt spazierenfährt. Er lädt Dirk ein, der teilnahmslos die Tage bis zur Rente ausrechnet. Als Axel ihm sein Smartphone mit Rechner hinhält, wird Dirk bewußt, daß sein Arbeitsleben auch ganz schnell beendet sein könnte wegen seines Abgangs vorhin. Doch auch Hartz IV soll ihm jetzt egal sein. Irritiert blickt Axel ihn an. Es stört Yvonne, daß ihr Freund Benni so fahrig ist. Ein gutes Essen kann er nicht genießen, Sohn Ferdinand (3) hört er nur halb zu und im Bett ist auch länger nichts gelaufen. Benni hat permanent die Arbeit im Kopf. Yvonne geht ihn an, ob es ihm gedankt werde, von den Jugendlichen, von der Stadt? Jesus vom Jugendtreff! Benni antwortet nicht. Ihm brennt etwas auf der Seele, mit dem er aber nicht rausrücken will. 17 Der Professor in spe des Vormittags geht nun seinem Geldverdienst nach und zapft Axel ein Bier. Ihm gegenüber äußert er – selbstironisch verpackt, aber dennoch ernst – seine Sorgen, wieder nicht genommen zu werden. Er war zwar spitze, erwidert er auf Axels Nachfrage, aber ihm fehlten wohl die richtigen Kontakte, Karrieretricks und auch Ellenbogen. Unbeeindruckt macht Axel die Rechnung auf: Wieviel Bücher mußt du für so eine Vorlesung gelesen haben? Wie lange brauchst du pro Buch? Was ergäbe das für einen Stundenlohn? Ohne zu antworten schenkt Guido sich und Axel einen Schnaps ein. Axel bietet ihm an: Fahr für mich! Doch dies weist Guido von sich, er komme gut zurecht. Außerdem hieße die Entscheidung, Busfahrer zu werden, auch endgültig Abschied von der Uni zu nehmen. Axel: „Wie lange machst du schon deine Vorlesungen für umme?“ – Noch ein Schnaps… Ein süßes Mädel Anfang 20 kommt herein. Ungeahnt elanvoll schwingt Axel sich augenzwinkernd vom Tresen und wirft Guido einen zu großen Schein hin. Soll dieser sich freuen oder ärgern? Dirk starrt in sein halbleeres Wohnzimmer und trinkt. Veronica liegt mit Guido im Bett. Dieser kann die Sorgen bei ihr fallenlassen und sich über den guten Auftritt des Morgens freuen. Doch da kommt seine Freundin auf das Dauerthema Kind – die Zeit läuft der 40jährigen davon! Eigentlich will Guido auch, aber noch nicht jetzt. Er muß Sicherheiten haben, er will ein Kind ernähren können und zwar nicht durch einen Kneipenjob. Veronica kneift die Lippen zusammen. Genußvoll lenkt Axel seinen Wagen über die leere, nächtliche Landstraße, während die junge Frau ihren Kopf in seinem Schoß hat. In einem Moment höchsten Glücks schließt er die Augen, merkt sofort seinen Fehler, als der Wagen ausreißt – zu spät! Von schnurgrader Straße rauscht er ab ins Gebüsch. Axel hat Angst, daß die Affäre auffliegt. Er ruft die Freunde zu nächtlicher Stunde als Alibi herbei – mehr vor seiner Frau als vor der Polizei (das Mädel schickt er mit einem Taxi weg). Sie seien gemeinsam auf Tour gewesen und dann habe etwas ihren Weg gekreuzt - ein Igel! – Wildschwein! – Hase! – Känguruh! – besoffener Anhalter! Die später hinzugerufene Polizei staunt, wie fröhlich eine nüchterne Runde sein kann, die gerade einen Unfall mit schwerem Blechschaden hatte. 18 Am nächsten Morgen: Axel ist zu Hause glimpflich davongekommen und prahlt schon wieder mit den Ereignissen der letzten Nacht, bis ihm klar wird, daß Dirk gerade verlassen wurde. Der pragmatische Busunternehmer schaltet um und motiviert den Freund: Er solle sich krankschreiben lassen, „irgendwas mit Psycho oder Burnout oder so, das paßt schon“. Dirk nickt die Pläne ab, wirkt aber nur wie ein depressiver Frotteewaschlappen. Axel macht zig Vorschläge, um ihn abzulenken – Motorradausflug, Essen, Puff … - aber nichts schlägt an. Ratlos und etwas besorgt läßt er Dirk zurück. Carmen taucht auf einmal nacheinander bei Guido, Benni und Dirk auf, um sie zu verhören. Sie traut nicht der Unfallschilderung ihres Mannes. Doch die drei (selbst der geistig abwesende Dirk!) sind auf dem Quivive und ahnen die Gefahr, die Axel droht. Perfekt schildern sie trotz inquisitorischer Nachfragen die schnell gestrickte Unfall-Legende. – Fürs erste gibt Carmen klein bei, aber sie traut dem Braten nicht… Die andern kennen schon die Situation, daß Axel sich und die andern reinreitet und dann wieder aus dem Schlamassel gebracht werden muß. Benni bittet Guido um Rat. Er führt ihn in eine große Halle in einem alten Industriekomplex. Benni hat sie von seinem Vater geerbt. Bisher hat er sie vor seiner Freundin verheimlicht, da er überlegt, sie kostenlos als Jugendtreffpunkt zur Verfügung zu stellen. Könnte man hier nicht tolle Jugenddiscos organisieren? Nur hat Benni die Ahnung, daß Manuela ihm den Vogel zeigen könnte. Guido nickt: möglich. Er schreitet die Halle ab. „Weißt du noch, unser erster Gig?“ Langsam entstehen Geräusche von lärmenden, vorfreudig wartenden Jugendlichen; Bilder eines verrauchten, schummrigen Jugendzentrums mit ein paar Discostrahlern; die vier betreten als 17jährige die Bühne, nervös und doch mit wie angeborenen megacoolen Posen; Flaumbärtigen Mofafahrern stehen die Münder offen und Mädchen mit toupierten Haaren kriegen glasige Augen, als die ersten Akkorde ertönen… Benni und Guido kommen ins Schwärmen, erzählen sich aberwitzige Episoden – wer weiß denn, ob alles so passiert ist? Und ja: Sie haben die Instrumente noch wohlgehütet auf dem Speicher. Axel hat die beiden in die Kneipe bestellt, da sie gemeinsam etwas tun müssen: Er macht sich Sorgen um Dirk, hat Angst, daß er sich was tut. Wie kann man seine Lebenslust wieder wecken? Fällt ihnen was ein, wie man seine Frau 19 wieder zurückbekommt? Oder zur Not ne andere? Guido fragt Axel, ob er sich erinnere, wie Dirk früher auf der Bühne abgegangen ist. – „Klar. Wie kommst du da jetzt drauf?“ Guido und Benni blicken sich an: „Wir haben nen Probenraum.“ Einem verständnislosen Blick folgt ein immer feister werdendes Grinsen Axels, ein Luftgitarrensprung und ein ebensolches Solo auf der Theke liegend. In einer visionären Vorblende (Musikvideo wie wüster Konzertmitschnitt) sehen wir die vier reunited als Band aufspielen. Es geht ab. Zurück in der Realität: Axel, Guido und Benni tollen durch die leere Halle und planen begeistert, was man wie einrichten und mit welchen Stücken die Band beginnen wird. Bandnamen werden im Dutzend ersonnen. Nur Dirk steht stocksteif mit regloser Miene daneben. 20 WEITERE FOLGEN TROTZ SCHÜTZENHILFE VON GUIDO fliegt die Affäre von Axel auf. Überraschenderweise weiß seine Frau auch von früheren Affären Axels und will jetzt die Scheidung. Muß Axel sein Busunternehmen aufgeben? Seinen 15jährigen Sohn scheint dies völlig unbeteiligt zu lassen, solange der Alte rechtzeitig mit dem Taschengeld rüberkommt. Axel kriegt raus, daß Leon nicht nur heftig Haschisch raucht, sondern auch im Jugendtreff dealt. Axel unterstellt „Toleranzarsch“ Benni, daß dieser die ganze Zeit davon wußte. Veronica setzt Guido die Pistole auf die Brust. Sie war bei der Frauenärztin und weiß, daß sie nicht mehr ewig Zeit für ein Kind hat. Guido jedoch hat wieder eine Absage auf seine Bewerbung bekommen. Er trägt den Druck in die Bandproben und macht einen selbstzerstörerischen Stunt, der ihm eine Gehirnerschütterung einträgt. Dirk droht noch immer die Kündigung, da er absolut demotiviert durch den Alltag schlurft. (Auch die Proben absolviert er stocksteif mit geringstmöglicher Bewegung.) Guido und Axel überlegen, ob man mit einem Gig seine Ex zurückgewinnen könnte. Irgendwie müssen sie ihn wieder unter die Lebenden kriegen. Benni hingegen bekommt Druck von seiner Freundin, da er endlich um das Sorgerecht seiner Tochter kämpfen soll, die er seit Monaten nicht gesehen hat. Doch Benni hat Angst vor einem Gerichtsverfahren und hofft auf die gütliche Einigung. Zudem merkt er, daß seine Exfrau seine Tochter regelrecht gegen ihn aufhetzt und hat insgeheim keine Lust und Kraft mehr, sich auch privat einer solchen Baustelle zu widmen. Doch Kapitulation wird Yvonne ihm schwerlich durchgehen lassen. Bei einer eher uninspirierten Probe wechseln Axel, Guido und Benni schnell zum Biertrinken, während der depressiv-abwesende Dirk noch an einer Akkordfolge übt. Verschüttetes Bier und ein defektes Kabel führen zum Stromschlag, der ihn kurz eine Nahtoderfahrung machen läßt. Bilder seiner letzten 21 langweiligen Lebensjahre ziehen an ihm vorbei. Und auf einmal fährt ihm die alte Protesthymne seiner Jugend regelrecht in die Glieder. Wie von Jimi Hendrix‘ Geist besessen legt Dirk ein furioses Solo hin und zertrümmert Gitarre und Verstärker vor den staunenden Augen seiner Freunde. Das irre Flackern in seinen Augen beunruhigt sie. Wird er dem neuen Freund seiner Frau was antun? Oder auf der Arbeit endgültig durchdrehen? Sie versuchen, seine explosive Energie zu kontrollieren und so Dirk selbst vor dem Schlimmsten zu behüten. 22 DIE STAFFEL DIE FAMILIÄREN PROBLEME der Freunde spitzen sich zu: Axels Ehe steht kurz vor dem Exitus. Aus Rachegründen jagt ihm Carmen von der Steuerprüfung bis zum Zoll (Schwarzarbeit) immer neue Zumutungen in den Betrieb. Dirk gewinnt auf spektakuläre Weise seine Frau zurück, nur um sie dann zum Teufel zu jagen. “Na na na na na La ba da ba ba life Na na na na na“ Opus, Life is life Seine berufliche Karriere steht auf Messers Schneide, denn immer stärker setzt er durch Rock’n’Roll-Benehmen seine Anstellung bei der Krankenkasse aufs Spiel. Guidos so vernünftige, in sich ruhende Freundin Veronica setzt zunehmend verrücktere Druckmittel ein, um ein Kind zu bekommen. Irgendwann nimmt sie sogar in Kauf, dafür den Partner zu wechseln. Guido verabschiedet sich schweren Herzens von seiner Unikarriere und steigt bei Axel als Busfahrer ein. Er freundet sich mit einem Exiliraner an, der auch Professor war. Auf einmal kann Guido ganz im Jetzt ruhen. Die Getriebenheit hat ein Ende. Doch Axel als Chef ist unerträglich. Und als Guido von der nächsten Ausschreibung hört, zieht es ihn wieder in die Hörsäle des Landes. Bennis familiäre Patchworkkonstruktion wird ihn zunehmend zerreißen. Problemjugendliche werden ihn zu kriminellem Aktionen treiben. Einerseits wird die Freundschaft der vier Männer weiter gefestigt, andererseits werden sich durch die Band neue Konflikte ergeben. Wer hat das Sagen? In welche Richtung geht man? Bleibt es ein privates Projekt oder sucht man den öffentlichen Auftritt? Wie sieht der aus und wer hat Schuld an der ersten großen Blamage? Wie geht man mit Bekanntheit um? Verrät man sich und die anderen für die 15 Minuten Ruhm? 23 MIDLIFECRISIS MAN KAUFT SICH EINEN PORSCHE, obwohl die Bandscheibe laut „Nein!“ schreit; man färbt sich die Haare und sucht sich eine 20 Jahre jüngere Geliebte; oder man beginnt aus dem Nichts mit dem Marathontraining – reife Möglichkeiten, sich Sinnfragen des eigenen Lebens zu stellen. “Tanz den Burnout Tanz das Syndrom Immer was Neues Kennt man schon.“ Die Sterne, Depressionen aus der HOElle Um die 40 hat man ungefähr die Hälfte seines Lebens erreicht. Zeit für eine Zwischenbilanz: Wie sieht mein Leben aus? Und schon ist das Bierfaß der Pandora geöffnet: Der Körper ist nicht mehr der, der er mit achtzehn mal war; aus Liebe wurde Ehe oder Scheidung; der Alltag ist gefangen in Routinen; Zumutungen durch die Arbeit, debile Chefs, Sachzwänge und Zahlungsverpflichtungen allenthalben; Verrücktheiten versagt man sich schon länger; die ersten Menschen um einen herum sterben… Kurz: „Was hat dich bloß so ruiniert?“ (Die Sterne). Was hatte man sich nicht alles vom Leben und der Liebe erträumt, was wollte man nicht alles machen und werden? Und jetzt ist die Zukunft Vergangenheit - ohne je Gegenwart gewesen zu sein. Oder? Früher hatte man ein mehrfaches seiner Lebenszeit noch vor sich. Man konnte in den Tag leben, man war wild, man war dagegen (gegen was auch immer). Man war Idealist. Man würde alles anders machen als seine Eltern, und jetzt ist man so wie beide zusammen und die Großtante gleich mit. Aber gesetzt den Fall, man hat all seine Ziele erreicht? Vergiß es. Auch Erfolg schützt einen nicht vor der Krise. Es ist die klassische Zwickmühle: Schafft man nicht, was man sich vorgenommen hatte – Krise. Erlangt man aber alles, merkt man, daß man ja noch das halbe Leben vor sich hat – auch Krise. Ausweglos. Es sei denn, man tritt den ganzen Scheiß auf den Haufen! Sex and Drugs and Rock’n’Roll! Mit feuchten Augen verklärt man die großartigen - ach was: heroischen – Momente in Jugendzentren und Proberäumen. Die Zeit der wilden Partys. Man war unsterblich. (Der wichtigste Faktor der Mythenbildung ist immer die eigene Erinnerung.) 24 “I’m feeling, like I’m almost sixteen again“ The Buzzcocks, Sixteen again Doch längst blockieren einem nicht mehr ungesunde Mengen von Pubertätshormonen wichtige Hirnzentren. Revolte findet mit angezogener Handbremse statt, Stagediving mit Berufsunfähigkeitsversicherung. Vereinzelte - zum Teil auch sehr dumme - Ausbrüche gibt es trotz oder grade deswegen. Doch diese große Egalhaltung der Jugend, dieses grandiose Leckt-mich-alle-malam-Arsch, läßt sich bei den meisten nur noch momentweise erzeugen, unter Aufbietung aller ihrer Kräfte. 25 BAND UND MUSIK IN DER SERIE UNSERE HELDEN KENNEN EINE MENGE MUSIK, und das ist ihr Problem. “I won‘t take no prisoners, won‘t spare no lives Nobody‘s putting up a fight I got my bell, I‘m gonna take you to hell I‘m gonna get ya, satan get ya” AC/DC, Hells Bells “In einer Baracke in Kaderschnacke, da UeBt die Kapelle der Feuerwehr. Sie machen viele Stunden Radetzkymarsch und fUEnf Kisten Warsteiner leer.“ Zoff, Sauerland Denn wie wollen sie sein? Drei Akkorde schrammeln, das schüttere Haar schütteln und „I am an Antichrist“ (Sex Pistols, Anarchy in the UK) brüllen? Klar ist das reizvoll, aber ist die Peinlichkeit des Klischees nicht schon vorgezeichnet? Oder will man es grade deshalb zitieren und lustvoll auskosten? Geht man nach dem, was grade angesagt ist oder nach dem, was seiner Meinung nach die beste Musik je war? Die Musik der Jugend? Der Studienzeit? Will man die großen Kracher nachspielen oder seine exquisiten Kenntnisse ausleben? Brachialer Stadionrock à la Megadeth oder doch eher das ironische, synthetisch kühle Kraftwerkcover? Im Zweifelsfalle probiert man alles aus. Die Band wird in einem ewigen Werden und Vergehen sein: Ewig werden die Musiker streiten und ausprobieren können, wie sie sein wollen, wer sie sein wollen. Und eigentlich geht es immer um ihr echtes Leben – das mit Familie, Beruf und Eigenheim. Ängste, Sehnsüchte, Selbstbetrug. Vor allem geht es um die Freundschaft der drei Männer. Musikalisch wird vieles möglich sein, da das Suchen nach der richtigen Musik und dem richtigen Stil auf lustvolle Weise die jeweilige Identitätssuche der einzelnen Bandmitglieder reflektiert. Dabei soll das musikalische Spektrum nicht ein Best-of-was-weiß-ich abbilden. Die einzelnen Stile oder Lieder sollen immer aus den aktuellen Konflikten oder Sehnsüchten der Figuren entstehen und so ein erzählerisches Mittel sein, um die Handlung weiterzutreiben. Musik in der Serie ordnet sich immer der Handlung und dem Thema unter. Anstatt ständig Musik zu spielen, sollen die einzelnen Stücke dramaturgisch geschickt eingesetzt werden. – Manche Lieder wird man als Zuschauer kennen, manche erst kennenlernen. Wir begeben uns mit ihnen auf eine Reise in die echte oder behauptete Vergangenheit der Figuren, lassen uns überraschen auf ihrer Suche nach neuen Rollen – als Band und im Leben. Die Lieder können manchmal großartig und hinreißend sein, manchmal wird unsere Band sich aber auch an einzelnen Liedern überheben. Das Scheitern 26 kann grandios werden oder jämmerlich und peinlich. Je nachdem. Musik ist Teil der Geschichte. Manchmal erzählt der abgebrochene Auftritt mehr als der makellose. Das Ziel der Band ist es nicht immer, genau wie ihre Vorbilder zu klingen. Ein gutes Cover ist auch immer eine Interpretation, eine Anverwandlung. Dazu kann gehören, daß man Lieder gegen den Strich bürstet und so etwas Neues, Überraschendes, Berührendes schafft. Mal klingt nur Zorn durch, wenn Schmusekitsch als Death Metal gespielt wird, mal ist es aber hochkomisch (siehe z. B. Señor Coconut, der Kraftwerk-Klassiker als Cha Cha Cha spielt, oder Paul Ankas Version von „Smells like teen spirit“), mal einfach nur schön, wie es zum Beispiel Nouvelle Vague mit ihren New Wave-Covern beweist („Love Will Tear Us Apart“). Toll wäre es, wenn die neuen Versionen musikalisch für sich stehen können. Man klicke sich durch die Weiten von Youtube, diesen unerschöpflichen Fankosmos: Jedes bekanntere Lied (fast egal welcher Szene) lebt nicht nur in der Originalversion, sondern auch in Livevariationen, Skandalauftritten, bizarren Neuinterpretationen als Hommage oder Parodie. Wer was wie spielt läßt einen immer wieder mit offenem Mund – staunend, gerührt oder von Lachen geschüttelt - zurück. Das Sprechen und Streiten über Musik, das Einstudieren der Lieder, das Ausdenken von Outfits und Bühnenauftreten (reglos cool? Bombastshow? Skandalperformance? Glamour + Tanzchoreographie?) werden ebensoviel erzählen wie die kleinen und großen Eitelkeiten, Streitereien und Hahnenkämpfe. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen von der perfekten Band, und die muß er gegen drei andere dauerhaft durchsetzen. Auch wenn es lange keine Auftritte vor Publikum geben wird, werden sie schon ganz früh ins Auge gefaßt („Ich kenn da wen, ich kann da was organisieren“). Diese werden aus den unterschiedlichsten Gründen (Angst vor der eigenen Courage, Hochstapler als Veranstalter, Streit über das Programm, Lampenfieber, persönliche Verhinderungsgründe u.v.m.) immer wieder vorher scheitern, bis man irgendwann als Zuschauer denkt, daß da nie was draus wird. Der Nichtauftritt als Running Gag, als konstituierendes Element der Serie. Bis die Band dann – große Überraschung! - doch in die Öffentlichkeit tritt. Und bald schon die nächste Überraschung: Wider Erwarten kommt es zum Erfolg. Entweder dem kleinen, lokalen oder dem großen im Netz. 27 Als Stilmittel der Serie wird es immer wieder imaginierte Auftritte oder auch Musikvideos geben, die das (Wunsch-)Selbstbild der Band reflektieren. Diese Videos können einen raueren, unfertigen Charakter haben und sich ästhetisch quer durch die Jahrzehnte bedienen – vom BBC-Studio-Auftritt Mitte der 60er bis zum überkandidelten 80er-Video oder dem Rock-am-Ring-Auftritt ist alles drin. Diese Clips können als Imagination der vier durchaus etwas Handgemachtes haben… Aber wie heißt die Band? Darüber besteht noch Streit. So wie vor 30 Jahren wird sich der Name ziemlich oft ändern, die ganze Staffel hindurch. “I said a hip hop, The hippie to the hippie The hip hip a hop, and you don‘t stop, a rock it To the bang bang boogie, say up jump the boogie, To the rhythm of the boogie, the beat.” Sugar Hill Gang, Rappers Delight FFL Film- und Fernseh-Labor Ludwigsburg GmbH & Co. KG Ansprechpartner: Matthias Drescher Hoferstrasse 20 71636 Ludwigsburg fon: 07141 48884 - 33 fax: 07141 48884 - 24 [email protected] www.ffl.de
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