TreatmentBleibtreu - Haus am Fluss Produktion

Bleibtreu
Zwei misshandelte Kinder werden von einem Pharma-Konzern zu Forschungszwecken
gekauft und missbraucht.
Wer das warum und bis wohin betreibt, mitmacht oder mit ansehen kann,
zeigt dieses spannende Drama auf.
Welcher Zweck heiligt welche Mittel?
Treatment von
Elisabeth Göhring
Schleusenredder 3c
22397 Hamburg
[email protected]
040-23994816
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Was, wenn die Medizin die Möglichkeit der gedanklichen Vernetzung auf neuronaler Ebene
eröffnete?
Stellen Sie sich vor: Die Erfahrungen und Potentiale einer Gruppe multiplizieren sich zu EINER
Intelligenz. Welches Problem bliebe dann ungelöst?
Es wäre das Ende der Selbstsucht zugunsten eines Radikalen WIR, der Weltgemeinschaft.
Es wäre das Ende der Umweltzerstörung.
Es wäre das Ende aller Kriege.
Es wäre der Beginn der Herrschaft der Vernunft über Gewalt, sinnlose Gier und Missverständnis.
Denn das einzig rationale Prinzip heißt ganzheitliche Nachhaltigkeit: Nachhaltiges Wirtschaften und
nachhaltiger Frieden.
Und ich würde dafür den Nobelpreis erhalten!
Dr. Lynn Heinemann
Erster Akt
0.1
Prolog
Kiesweg
Außen -Tag
Quitt erzählt:
„Als ich ein Kind war, etwas älter als Du jetzt, da spielte ich noch Geige. Jede Woche ging ich den
gleichen Weg zu meiner Geigenlehrerin. Dabei kam ich an einem verwahrlosten Grundstück vorbei,
auf dem ein Apfelbaum über die ungepflegte Buchsbaum-Hecke gewachsen war. An einem kalten
Wintertag saß auf eben diesem Baum ein Mädchen im dünnen Sommerkleid. Sie rief mir etwas zu.
Aber ich reagierte gar nicht darauf. Ich war es nicht gewohnt, dass man nett zu mir war. Nett ist
man zu den Hübschen. Und so war ich auch nicht nett. Das Mädchen im Sommerkleid sprang vom
Baum und folgte mir. Sie bat mich, doch einmal meine Geige halten zu dürfen. Da blieb ich stehen
und sagte zu ihr: „Schau Dich doch an: Du bist grün und blau gefroren. - Du wirst sie nur fallen
lassen.“ Da wandte sie sich ab und ging weg.“
1.1
Wernersequenz
Werners Schlafzimmer
Innen - Tag
Werner, der Prototyp eines promovieren, freiheitlich denkenden Psychologen in den besten Jahren
und aus gutem Hause, liegt in einem hochwertig eingerichteten Schlafzimmer mit Balkon zum
Garten neben seiner scharf geschnittenen, großen und schlanken Frau Katrin, die eher intelligent
und feinsinnig denn hübsch zu nennen ist. Er betrachtet sie, streichelt sie liebevoll und steht, sich
räkelnd auf, um im Bad zu verschwinden.
1.2
Wernersequenz
Werners Treppenhaus
Innen - Tag
Werner eilt im modisch-traditionellen Tweedanzug die großzügig angelegten Treppen seiner 20gerJahre-Vorstadtvilla hinunter und stolpert dabei fast über einen Stoffhasen und einen Plastiksoldaten
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mit Werbeaufdruck von Pharma-Dot-Com. Er kickt das Spielzeug locker beiseite.
Unterhalb der Treppe stehen eine Menge Kinderschuhe, die auf ein Mädchen und einen Jungen
schließen lassen. Oben auf der Treppe erscheint jetzt verschlafen Katrin. Sie begrüßt ihren Mann
freundlich und bedauert, dass der Urlaub nun endgültig vorüber ist. Von der schönen Zeit sei nicht
mehr geblieben als ein Traum. Sie erinnert ihn daran, dass sein Sohn Erik heute eine
Schwimmprüfung hat, vor der er große Angst habe und auf „Papas Hilfe“ zähle.
Werner verspricht, mit ihm noch vor der Schule zu telefonieren und verabschiedet sich mit einem
hingeworfenem Kuss.
1.3
Wernersequenz
Werners Vorgarten
Außen - Tag
Werner öffnet die Haustür und tritt in den strahlenden Frühsommertag. Er ist ganz offensichtlich
sehr gut gelaunt. Sein Sohn, ein hübscher 7 Jährigen steht im ersten Stock am Fenster. Werner winkt
ihm fröhlich zu, macht ihm ein Zeichen, dass er mit ihm telefonieren wird, und zeigt pantomimisch
an, dass das Schwimmen gut gehen wird. Er steigt in seinen dunklen BMW mit den ScubaDiveAufklebern und verlässt, nach Bedienung des elektrischen Türöffners, das Grundstück.
2.1
Lumbosasequenz
Lumbosas Reihenhaus
Außen - Tag
Werner fährt durch eine Reihenhaussiedlung und parkt vor dem Haus Nr. 6, dessen Vorgarten
verwildert ist. Er springt fröhlich aus dem Wagen und klingelt. Lumbosa, eine attraktive Mitt30gerin mit schwarzem Kraushaar, öffnet ihm im roten Satin-Morgenmantel. Sie umarmt ihn
glücklich.
2.2
Lumbosasequenz
Lumbosas Vorraum mit Küche
Innen - Tag
Lumbosa fragt Werner nach dem Urlaub und bietet ihm Cafe an. In ihrem Vorraum lassen die
Schuhe und Jacken auf jugendliche Mitbewohner beiderlei Geschlechts schließen. Sie küsst ihn und
er lässt es gerne geschehen. Sie zieht ihn lasziv eine enge, muffige Treppe herauf, während sie ihm
ein Zeichen gibt, ganz leise zu sein.
3.1
Traumsequenz
Friedhof
Außen - Tag
An einem kleinen Grab stehen Menschen in Trauerkleidung. Es nieselt an diesem kühlen
Spätsommer-Tag.
Lynn, das Abbild der zukünftigen Industrieellen-Elite (jung, hübsch, hochgestecktes Haar, Kostüm
und halbhohe Schuhe), schaufelt Erde auf einen kleinen, weißen, tief in die Erde gelassenen Sarg,
Werner spricht als Pfarrer am Kopfende des Grabes. Lynn kann die Wort nicht verstehen, weil sie
durch das Geräusch der auf das Holz fallende Erde übertönt werden. Ihre Frisur gerät durch den
Nieselregen und die Arbeit durcheinander, die Wimperntusche verschmiert und die Absätze
versacken in der Erde.
Plötzlich tritt eine der Trauergäste, eine Mehlsack-förmigen Frau, die die verstaubte Apotheke
neben dem Projekthaus betreibt (Marion Quitt) hinter Werner und hält ihm den Mund zu. Werner
beginnt zu straucheln und fällt ins Grab.
Erschrocken lässt Lynn die Schaufel fallen und verliert ebenfalls das Gleichgewicht.
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3.2
Traumsequenz
Lynns Schlafzimmer
Innen - Tag
Lynn wacht schweißgebadet auf und quält sich aus ihrem schicken Bett. Sie übergibt sich in ein
marmornes Waschbecken und flucht darüber.
Die Wohnung ist edel und funktionell ausgestattet. Eine Menge Karriere-Ratgeber und Fachbücher
stapeln sich im sonst leeren Habitat-Regal. Daneben, auf dem Nachttisch, sieht man im dicken,
silbernen Rahmen Familienfotos. Lynn greift nach ihrem echtsilbernen Handy, sieht auf dem
Display, dass es schon nach sieben ist und ruft Werner an.
2.3
Wernersequenz
Lumbosas Schlafzimmer
Innen - Tag
Werner und Lumbosa liegen im Ikea-Bett. Werners Telefon klingelt direkt auf seinem Haufen eilig
hingeworfener Klamotten. Er hält kurz inne und prüft, wer anruft. Lumbosa bedroht ihn mit dem
Handzeichen für Revolver. Als er „Lynn“ auf dem Display sieht, drückt er den Anruf weg und gibt
sich wieder seiner Geliebten hin. Lumbosa findet ihn „brav“. Das Telefon läutet ein weiteres Mal.
Diesmal gibt er Lumbosa ein Zeichen still zu sein und nimmt den Anruf von „Glück Allein“
entgegen.
Während er sich anzieht telefoniert er mit seiner Frau Katrin und seinem kleinen Sohn, der
moralische Unterstützung für die Seepferdchenprüfung einfordert. Lumbosa ist sauer und zeigt ihm,
dass sie ihn am liebsten abschießen würde.
Im Badezimmer kramt Werner, noch telefonierend, in Lumbosas Handtasche. Er begutachtet den
Inhalt amüsiert. Dann fischt er Lumbosas Dienst-Waffe heraus, begutachtet sie, spielt mit ihr und
steckt sie mit einem Lacher ein.
4.1
Quittsequenz
Quitts altbackene Wohnung
Innen - Tag
Quitts Wecker scheppert. Sie wälzt sich schwerfällig aus dem quietschenden Bett und schlurft über
den grauen PVC-Boden in die Küche, wo sie ein Glas Leitungswasser trinkt.
Ihr alter Bratschenkasten liegt auf der Ablage. Sie tätschelt ihn geistesabwesend. Verträumt
beobachtet Quitt beim Ticken der billigen Küchenuhr, wie Lynn im silberfarbenen Porsche
angefahren kommt, aussteigt und sich vor der gegenüberliegenden Wand übergibt.
Das Haus in ihrem Blick ist ein Gründerzeit-Haus wie die meisten in der Straße und am Platz. (Es
wird im Folgenden „Projekt-Haus“ oder „Labor“ genannt.) Es fällt auf, dass alle Fenster aus
undurchsichtigem Milchglas sind. In direkter Nachbarschaft ist Quitts alte Apotheke untergebracht.
Quitt verschwindet ungerührt im Badezimmer, um sich anzukleiden.
Ihre Wohnung ist eine geschmacklose Mischung aus altem Plunder, Antiquitäten ihrer Eltern und
billig zusammengekauften funktionalen Dingen.
Auf einem Biedermeier-Regal überrascht aber eine Bose-Anlage. Darüber befindet sich eine
umfangreiche Klassik- und Jazz-Musik Sammlung. Überall sind Bücher gestapelt. Sachbücher über
Pflanzen, Insekten und Minerale dominieren.
Quitt ist nun fertig angezogen und verlässt die Wohnung. Es ist Schlag 8:00 Uhr.
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4.2
Quittsequenz
Vor Quitts Haus
Außen - Tag
Quitt verlässt ihr Wohnhaus, um das Cafe zu besuchen, das zwei Häuser weiter zum Platz hin liegt.
5
Übergang
Cafe Bleibtreu
Außen - Tag
Das Cafe Bleibtreu ist ein typisches Ketten-Cafe wie Balzac, Starbucks oder Einstein.
Quitt steht an der Theke um ihren Cafe an. Werner kommt in seinem schwarzen BMW angebraust.
Er schnappt einer jungen Frau im roten Simca mit Kindersitzen direkt vor dem Cafe den Parkplatz
weg und betritt das Cafe. Er trägt das Telefon in der Hand und die Fernsprechanlage im Ohr.
Werner greift sich ein Hörnchen und klopft Quitt, die immer noch an der Theke auf ihren Cafe
wartet, kumpelhaft auf den Rücken. Die Bedienung nimmt sein Geld freundlich außerhalb der
Reihe an. Danach verlässt er das Cafe und überquert die Straße. Direkt gegenüber schließt er die
Eingangstür des Stuck-verzierten Projekt-Hauses auf, vor dem Lynns Porsche parkt und an dessen
Wand die Kotze klebt. Angeekelt von deren Anblick schüttelt er sich.
Ein Schild gibt an, dass dort eine „Wirtschaftsprüfungsgesellschaft“ ihren Sitz habe.
6
Übergang
Treppenhaus
Innen - Tag
Werner eilt das alte Holz-Treppenhaus mit dem roten Läufer hoch, seinen Schlüssel am roten Band
in der Hand.
Zweiter Akt
7.1
Laborsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Tag
Lynn schreibt, weiß bekittelt, in einem fensterlosen, mit Monitoren und Gerätschaften
vollgestopften Labor-Raum. Durch zwei große, verdunkelte Spiegel-Fenster kann man Rebekka und
Damian, zwei ca. 8 jährige Kinder, denen ein grüner Draht aus dem Kopf steht, sehen. Damian baut
gerade mit Lego ein Flugzeug, während Rebekka das gleiche Flugzeug malt. Werner kommt, an
seinem Hörnchen kauend, herein. Lynn begrüßt ihn französisch.
Im Dialog stellt sich heraus, dass während Werners Tauch- und Familienurlaub ein Durchbruch im
Projekt erzielt wurde. Das Ergebnis - dass die Kinder komplexe Gedanken austauschen können,
ohne mit einander zu sprechen, wird von Werner gebührend staunend zur Kenntnis genommen.
Es wird klar, dass alle Mitarbeiter „an ihrer Grenze“ sind, und dass die Versuche „unter verschärften
Bedingungen“ durchgeführt wurden.
Dann kommt Igor, der coole Krankenpfleger, zum Dienst. Auch er ist „an seiner Grenze“. - Werner
wird dargelegt, dass die Kinder in seiner Abwesenheit psychologisch nicht betreut wurden und
gleichzeitig erhöhten, körperlichen Torturen ausgesetzt worden waren. Lynn hält dies für den Preis
des Erfolges, der sich für die akademischen Mitglieder des Projektteams jetzt bald einstellen wird.
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7.2
Laborsequenz
Rebekkas Zimmer
Innen - Tag
Igor muss der blassen Rebekka in dem karg und klinisch eingerichteten Raum mit den
Milchglasfenstern das Essen und die Medizin einflößen. Auf ihrem Bett hockt ein Stoff-Hase von
Pharma-Dot-Com und überall liegen Filzstifte und Papier.
Igor versucht seinen Job mit pädagogischen Tricks auszuführen, landet damit aber nicht gut. Für
Rebekka ist er ein Peiniger, der sie zwingt, die Medizin zu nehmen, „von der es ihr so schlecht
geht“. Er flößt sie ihr letztendlich mit Gewalt ein und versucht direkt danach sich bei ihr humorvoll
zu entschuldigen.
7.3
Laborsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Tag
Igor kommt zerknirscht aus Rebekkas Zimmer, greift nach Damians Tablett und lässt Werner und
Lynn Zeuge der nächsten Gewaltanwendung „ im Dienst des Projekts“ werden.
7.4
Laborsequenz
Damians Zimmer
Innen - Tag
Damians Zimmer ist mit Rebekkas fast identisch. Auf seinem Nachttisch steht ein Plastik-Soldat,
ebenfalls mit Werbeaufdruck. Das Lego-Fluzeug nimmt viel Platz im Raum ein. Auch Damian muss
mit Gewalt gezwungen werden, die Medizin zu nehmen. Er widersetzt sich, indem er das Essen an
die Wand schleudert.
Es folgt eine Auseinandersetzung mit Igor, der bemüht ist, Damian entgegen zu kommen.
7.5
Laborsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Tag
Werner und Lynn beobachten, wie Igor für den allmählich in sich zusammensackenden Damian das
Essen von Wand und Boden kratzt und dann beginnt, ihn zu füttern.
Sie tauschen sich dabei über den „Preis“ des Projektes aus, der ihrer Meinung nach darin besteht,
dass sie dieses „Elend mit ansehen müssen“. Lynn vertritt die Position, dass das Ziel des Projektes,
die Vernetzung der menschlichen Intelligenz auf medizinischer Basis, fast jeden Preis Wert ist. Sie
führt die Verbesserungen für die gesamte Menschheit an, die durch solche Art der Verständigung
erreicht werden können: Technologische Lösungen für jedes Problem und der Weltfriede durch die
langersehnte totale Verständigung. Werner sieht seine Notwendigkeit in dem Projekt, in der
„menschlicheren Gestaltung des Preises“. Seine Aufgabe als Psychologe ist es, die Kinder bei
psychischer Gesundheit zu erhalten.
Igor kommt erschöpft aus Damians Zimmer und bricht einen Streit mit Lynn vom Zaun. Er attakiert
sie sexistisch wegen „ihrer gewissenlosen Karrieregeilheit“. Sie wehrt sich, in dem sie ihn als den
eigentlichen Täter darstellt: „Der Typ, der alles macht, wenn nur die Kohle stimmt.“ Er hält mit dem
Argument „Wenn ich´s nicht tue, tut´s jemand anderes“ dagegen.
Lynn bringt ihre Verachtung für Igor zum Ausdruck: Er habe nur materielle Vorteile im Sinn,
während Sie sich für ein höheres Ziel einsetze. Werner wird zum Schiedsrichter angerufen. Lynn
verlässt Türen-knallend die Wohnung. Werner folgt ihr, Igor von Mann zu Mann breit grinsend
zuzwinkernd.
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7.6
Laborsequenz
Projekt-Haus Treppe
Innen - Tag
Lynn eilt die Treppe herunter. Werner folgt ihr. Lynn wird langsamer und lässt sich von Werner an
der Tür einholen. Sie hat Tränen in der Augen und zischt Werner an: „Ich bin schwanger“. Werner
(ENTSETZT): „Von mir?“
8.1
Polizeisequenz
Verhörraum
Innen - Tag
In einem kargen Zimmer mit gelackten Wänden und etwa DinA4 großem als Spiegel getarntem
Fenster sitzt Rebekkas Mutter Nadine (eine gefärbt dunkelhaarige, sehr proletarisch wirkende Frau,
in den späten 20gern). Das Fenster ist vergittert, ohne Aussicht, lediglich auf einen grauen Lichthof
hinaus. Die Frau wartet unruhig.
8.2
Polizeisequenz
Beobachtungsraum
Innen - Tag
Ebenfalls sehr karg eingerichteter Raum mit Durchblick zum Verhörraum über das Spiegelfenster.
Eine Seite des Zimmers ist mit einer „Einsamer Strand“- Poster-Tapete beklebt. In die Tapete ist ein
vergittertes Fenster mit Aussicht auf die Betonwand des Lichthofes eingelassen.
Die gewichtige Kommissarin Mutterwitz, eine androgyne Gestalt, mondgesichtig mit kurzer
gebogener Nase, schlauen Äuglein, Mitte 40 und im weißen, etwas zerknitterten Leinenanzug,
beobachtet Nadine durch den Durchblick, während Lumbosa, sportlich-feminin, an ihrem Handy
SMS checkt.
Mutterwitz verlässt den Raum.
8.3
Polizeisequenz
Verhörraum
Innen - Tag
Mutterwitz betritt den Raum und stellt sich Nadine vor.
Sie knipst ein Aufnahmegerät an und murmelt eine Begrüßung - halb zu Nadine halb zum
Aufnahmegerät. Der Dialog beginnt: Nadine versucht zuerst die besorgte Mutter zu mimen. Ihr
Kind, sagt sie, sei vor zwei Jahren verschwunden. Nach und nach stellt sich heraus, dass sie es
gegen „ein kleines monatliches Honorar“ im Dienste der Wissenschaft „untergebracht“ hat. Die
entscheidende Frage, warum sie denn erst jetzt – nach zwei Jahren – zur Polizei kommt, entpuppt
sich als Skandal: Der Stiefvater hatte das Kind missbraucht und da der Kinderarzt an den
Machenschaften der Wissenschaftler beteiligt war, konnte man die Mutter erpressen. Man stellte sie
vor die Wahl: Anzeige mit garantierten Sorgerechtsentzug und Verlust des Freundes - oder Geld.
Man versprach außerdem einen regelmäßigen Telefonkontakt mit Rebekka, so dass sie sich vom
Wohlergehen der Tochter selbst überzeugen konnte. Seit drei Wochen aber waren sowohl der
Kontakt als auch die Zahlungen abgebrochen. Da Nadine das Geld „beim Amt“ nicht angegeben
hatte, war sie doppelt erpressbar. Aber sie glaubt trotzdem, dass sie ungeschoren davon kommt,
„weil sie doch zur Polizei“ gegangen sei.
Rebekkas Mutter ist völlig zerrissen zwischen ihren Wünschen „es allen recht zu machen“ - Ihrem
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Freund und Peiniger der Tochter, ihrer Tochter, vor allem aber sich selbst. Sie sieht die Erfüllung
ihres Lebens in dem Komfort, den man sich kaufen muss und der ihr als schlecht ausgebildete Frau
und alleinerziehende Mutter immer vorenthalten blieb bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihre Tochter
verkaufte. Deshalb fühlt sie sich im Recht.
Mutterwitz kann ihre Wut und Trauer kaum unterdrücken. Das Argument von Rebekkas Mutter,
„Anspruch auf ein bisschen Glück“ zu haben, kann sie nicht gelten lassen, da nach ihrer Ansicht
niemandem Glück zusteht.
8.4
Polizeisequenz
Beobachtungsraum
Innen - Tag
Lumbosa hat die Szene beobachtet und steht traurig an dem Spiegelfenster. Sie ruft Werner an: „Ich
wollte bloß mal deine Stimme hören.“
9
List der Natur-Szene
Cafe Bleibtreu
Innen - Tag
Werner und Lynn sitzen sich bei Cafe und Hörnchen gegenüber. Werner hat den verheulten Kopf
von Lynn mit beiden Händen ergriffen.
Sein Telefon klingelt.
Geistesabwesend nimmt er ab und teilt Lumbosa mit, dass es gerade nicht in Stimmung zu
telefonieren wäre. Nachdem er aufgelegt hat, erklärt er Lynn, dass sie die Abtreibung auf keinen
Fall mehr hinausschieben dürfe, auch wenn - und gerade weil - sie unentbehrlich für das Projekt
wäre. Lynn stimmt ihm zu. Sie erzählt von den furchtbaren hormonellen Auswirkungen der
Schwangerschaft, die sich ihrer Meinung nach schon jetzt darin zeigen, dass sie Skrupel spüre. Sie
hätte sich schon dabei erwischt, wie sie ihren Bauch streichelte, und sie beichtet, den ersten Termin
nicht zufällig „verpasst“ zu haben. Werner hört ihr mit viel Verständnis zu und bestätigt die „List
der Natur“ aus psychologischer Sicht.
Werner verlässt das Cafe, um zur Arbeit zurückzukehren.
Lynn folgt ihm mit den Augen. Dabei fällt ihr Blick zufällig auf die altmodische Apotheke neben
dem Projekt-Haus. Dort seht die Quitt am Fenster. Die Blicke treffen sich. Lynn erschrickt, weil sie
die Frau aus ihrem Traum wieder erkennt.
10.1 Flugzeugsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Tag
Igor sitz im Drehsessel, die Füße auf dem Tisch und I-Pod am Ohr. Werner betritt den Raum. Durch
die Fenster zu den Kinderzimmern sieht man, dass beide Kinder in gleicher Stellung stocksteif auf
dem Boden liegen und offenbar miteinander reden, obwohl sie sich nicht hören können. Auf einem
der Monitore schlagen drei Linien heftig aus. Werner stutzt und setzt sich einen Kopfhörer, der mit
diesem Monitor verbunden ist, auf. Er ist offensichtlich fasziniert von dem, was er da hört.
10.2 Flugzeugsequenz
Inneres eines Flugzeuges, das
zur Hälfte aus Lego und zur
anderen Hälfte aus mit Filzstift
bemaltem Papier besteht
Innen - Tag
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Rebekka und Damian sitzen in ihrem Flugzeug und freuen sich, sich endlich sehen zu können. Sie
sind sich darüber im Klaren, dass es ein von ihnen erschaffener, gedanklicher Raum ist und dass sie
sich unterhalten können, weil sie unter Medikamenten stehen. Sie wissen auch, dass sie ständig
beobachtet werden, wissen aber nicht, dass sie tatsächlich laut sprechen und belauscht werden. Sie
tauschen sich über ihre Sorgen und Sehnsüchte aus. Rebekka wünscht sich, ihre Mutter bald wieder
zu sehen und Damian möchte seine Großmutter treffen, von der man ihm sagte, dass sie gestorben
sei. Zu seiner Familie möchte er nicht zurück, da die nichts tauge. Die Kinder klagen gemeinsam
über die Übelkeit, die die Medikamente verursachen, und beschließen, in der nächsten Nacht die
Kontrollvisite zu nutzen, um zu fliehen. Es wird die Nacht zu Damians Geburtstag sein. Sie nehmen
sich vor, einen gemeinsamen Ausflug ins Schwimmbad zu unternehmen. Falls Damians Großmutter
tatsächlich tot sein sollte, will Rebekka Damian mit zu ihrer Mutter nehmen. „Sie wird sich freuen!“
verspricht Rebekka Damian und glaubt es.
10.3 Flugzeugsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Tag
Igor legt den I-Pod beiseite und macht sich daran, das Mittagessen vorzubereiten. Werner wird
dadurch aus dem konzentrierten Zuhören gerissen und blickt auf seine schicke Tauchuhr. Er setzt
den Hörer ab und verlässt die Wohnung.
10.0 Flugzeugsequenz
4.11
Projekthaus Treppe
Innen - Tag
Werner eilt die Treppe herunter. während er seinen Sohn nach dem Erlebnis der
Seepferdchenprüfung am Telefon ausfragt. Igor ruft ihm hinterher, dass er, Werner, heute
Nachtdienst habe, denn Lynn sei krank gemeldet. Diese Nachricht quittiert Werner mit einem
Luftsprung.
11
Wett-Szene
Apotheke
Innen - Tag
Quitt sieht Werner, der über die Straße eilt, während sie Medikamente einsortiert. Es ist genau halb
Eins, als sie sich den Kittel auszieht, einen leichten Mantel überwirft, ihre Tasche greift und die
Apotheke verlassen will.
Werner ist in der Zwischenzeit wieder am Telefonieren. Er bleibt stehen, sieht sich um und eilt
direkt auf Quitt zu.
Er bittet sie charmant, ihm „noch eben“ eine Packung Schmerztabletten zu verkaufen. Wortlos
öffnet Quitt wieder die Tür und lässt ihn ein. Außerdem, ergänzt er schnell seine Bestellung, möchte
er noch je 100 Gramm Schafgarbe und Kamille habe. Während Quitt ins Hinterzimmer geht, um die
Kräuter abzuwiegen, telefoniert er mit Lynn. Er berichtet ihr, dass er den Kindern die Flucht
ermöglichen will, um ihr zu beweisen, dass diese freiwillig zurück kommen werden. Er wettet mit
ihr, dass die Kinder, wie alle Projektteilnehmer, nur ihren „Anteil am Kuchen“ haben wollen und
ansonsten ihr Zuhause im Projekt haben. Anscheinend reagiert Lynn nicht wunschgemäß; denn der
Tonfall ändert sich.- Genervt schlägt er ihr vor, die Kinder doch zu adoptieren, wenn sie nicht
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Manns genug wäre, ein wissenschaftliches Projekt durchzuführen. Sie antwortet offensichtlich, dass
sie keine Zeit habe für diese Kindereien.
„Wollen Sie vielleicht ein Kind?“, fragt er die Quitt im Rausgehen.
Während er das Telefon einsteckt, fällt ihm der Schlüssel mit dem roten Band aus der Tasche.
Quitt sieht das, hebt den Schlüssel aber erst auf, als Werner außer Sichtweite ist.
12
Lasagne-Szene
Quitts Küche
Innen - Tag
Während in der Mikrowelle die Fertiglasagne brutzelt, steht die Quitt am Fenster und bratscht.
Sie spielt sehr intensiv „An einen Engel“ von Alban Berg und scheint das Fiepen der Mikrowelle
nicht zu hören. Doch dann legt sie – mitten im Lauf – die Bratsche weg, weil sie essen muss. - Sie
fragt sich beim Ticken der Küchenuhr: „Will ich ein Kind?“
13
Petzen-Szene
Kaffe Bleibtreu
Innen - Tag
Werner und Lumbosa sitzen zusammen. Die Bardame blickt amüsiert zu den beiden herüber; denn
sie erinnert sich an Werner und Lynn. Lumbosa jammert über ihre Chefin, die Gottlieb-Mutterwitz,
und fragt Werner, ob er nicht zufällig wisse, wo ihre Dienstwaffe sei. Werner verneint letzteres mit
einem Lachen und dem Revolver-Handzeichen, mit dem er Lumbosa abschießt.
Es sickert im Gespräch durch, dass Rebekkas Mutter sich an die Polizei gewandt hat. Werner tut so,
als wisse er von nichts. Er erkundigt sich nach dem Stand der Nachforschungen und gibt zu
bedenken, dass man einer solchen Mutter doch besser das Kind nicht zurückgeben sollte. Lumbosa
wendet ein, dass es dafür doch „Stellen“ und „Profis“ gebe. Werner fragt, wo denn diese „Stellen“
und „Profis“ gewesen wären, als das Kind misshandelt wurde.
Er empfiehlt Lumbosa zum Schein, sich doch persönlich des Falles anzunehmen, woraufhin sie
abwinkt und darauf verweist, dass sie schon genug um die Ohren habe. Die Mutterwitz jedenfalls
würde sich sehr engagiert reinhängen, aber überall ins Nichts stoßen, sagt Lumbosa. Kein Hinweis
habe etwas ergeben.
Beim Zahlen fragt Werner scherzhaft die Bardame, ob Sie nicht vielleicht ein Kind wolle. Diese
lehnt lachend ab. - Sie sei bereits ruiniert durch zwei Kinder ohne Vater. Und, ja, sie würde auch zur
Abtreibung raten.
Lumbosa verwirrt die Antwort.
14.1 Fluchtsequenz
Damians Zimmer
Innen - Nacht
Damian sitzt im Bärchen-Pyjama in seinem Zimmer und wartet gespannt auf Igor. An der Wand
gegenüber steht sein Plastik-Soldat wie ein stummer Zeuge.
Igor betritt das Zimmer mit der Nachtmedizin. Damian streckt die Hand aus um sie
entgegenzunehmen. Igor stutzt und freut sich einen Augenblick.
Damian schüttet die Medizin hinter sich. Igor kontrolliert den Mund und findet keine Reste. Igor
verlässt den Raum mit dem Hinweis aufs Zähneputzen.
14.2 Fluchtsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Nacht
24-10
Igor greift nach der Medizin für Rebekka. Durch das Beobachtungsfenster kann man sehen, wie
Damian sich die Zähne putzt und immer wieder zum Spiegel schaut.
Igor geht zu Rebekka
14.3 Fluchtsequenz
Rebekkas Zimmer
Innen - Nacht
Rebekka sitzt in ihrem Bärchen-Pyjama mit ihrem Stoff-Hasen auf der Bettkante und wartet auf
Igor.
Igor betritt den Raum. Sie fällt vor ihm auf die Knie und bittet, nur dieses eine Mal sie nicht
schlucken zu müssen. Igor ist entsetzt und verunsichert, als sie beginnt, sich an seinem Bein
festzuklammern und zu flehen.
Er versetzt ihr schließlich einen Tritt und gibt ihr die Medizin. Sie nimmt sie ein, lässt aber die
Hälfte daneben laufen. Igor sieht es, sagt aber nichts. Rebekka klammert sich an ihren Hasen.
Igor verlässt in Selbstekel den Raum.
14.4 Fluchtsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Nacht
Igor kommt aus Rebekkas Zimmer, hakt die Medikamentenliste ab und beginnt sich umzuziehen,
als es läutet. Misstrauisch bedient Igor die Gegensprechanlage. Es ist Werner, der beichtet, seine
Schlüssel verloren zu haben. Igor öffnet ihm feixend die Türen. Es kommt raus, dass Werner glaubt,
dass Lumbosa den Schlüssel habe (Er hält das für ein Spiel: Revolver gegen Schlüssel).
Igor berichtet Werner, dass Damian seine Medizin heute freiwillig genommen habe. Man sieht
durch die Kontrollfenster, wie beide Kinder ins Bett kriechen. Igor seufzt bei dem Anblick der
gequälten Kinder. Werner wünscht ihm einen schönen Abend.
Werner macht es sich bequem. Nach einer Weile öffnet er die Tür zu Rebekka und fragt, ob sie noch
etwas brauche und erhält keine Antwort. Darauf hin löscht er das Licht.
Dasselbe wiederholt er in Damians Zimmer.
Die Kinder fühlen sich durch die Dunkelheit geschützt, und Werner beobachtet mit amüsierter
Spannung, wie sie aus den Betten klettern und mit Kleidung Attrappen ins Bett stopfen und sich
dann ankleiden. Rebekka stopft sich ihren Hasen in die Tasche. Damian steckt seinen PlastikSoldaten ein.
14.5 Fluchtsequenz
Kontrollzimmer (Blick auf
Rebekkas Zimmer)
Innen - Nacht
Werner wartet, bis sich Rebekka hinter der Tür versteckt hat. Dann öffnet er die Tür, lässt sie nicht
zufallen und geht leise zum Bett, um scheinbar auf die Attrappe hereinzufallen. Rebekka schlüpft in
das Kontrollzimmer und gleich aus der Wohnungstür.
Werner hört zufrieden, wie die Wohnungstür ins Schloss fällt.
14.6 Fluchtsequenz
Kontrollzimmer (Blick auf
Damians Zimmer)
Innen - Nacht
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Werner verlässt Rebekkas Zimmer und öffnet die Tür zu Damians. Hinter der Tür steht Damian und
schlägt Werner, von einem Stuhl, den er sich hinter die Tür gestellt hat, mit einem Einlegebrett aus
seinem Schrank nieder.
Werner stöhnt und versucht sich aufzurappeln, während Damian ihn schnell nach Wertgegenständen
absucht und sein Portemonnaie sowie das Handy entwendet. Damian schlägt noch mal zu und
verlässt dann sein Zimmer, sucht nach Rebekka, überzeugt sich, dass sie schon weg ist, und
verschwindet durch die Wohnungstür.
14.7 Fluchtsequenz
Projekt-Haus Treppe
Innen - Nacht
Die Kinder stürzen Hand in Hand die Treppe herunter und öffnen die Haustür.
Kalte Nachtluft, Dunkelheit zum Greifen, verwirrende Lichter und Geräusche schlagen ihnen
entgegen. Bratschenmusik dringt an ihr Ohr. Quitt steht am Fenster und blickt die Kinder an. Sie
hört auf zu spielen.
Damian zieht Rebekka ins Freie.
14.8 Fluchtsequenz
Straßen Charlottenburgs
Außen - Nacht
Die Kinder gehen staunend, Hand in Hand die Straße entlang. Sie werden durch ihre Sinne
bedrängt.Verwirrt und orientierungslos biegen sie in die Kantstraße Richtung Wilmersdorfer
-Straße.
Sie freuen sich, als sie auf einem Grünstreifen Kaninchen entdecken. Rebekka will zu ihnen und
wird dabei fast überfahren.
An einer Ecke steht ein Polizeiauto.
Damian zieht Rebekka sofort in eine Toreinfahrt und wartet, bis das Auto losfährt.
Die Kinder irren durch Charlottenburg. Rebekka ist müde.
Damian hat Bauchschmerzen.
Rebekka schlägt vor, zu ihr nach Hause zu gehen. Damian findet das eine gute Idee. Allerdings
kann sich Rebekka an nichts mehr erinnern. Sie weiß nicht mal mehr ihren eigen Nachnamen.
Damian erinnert sich auch an fast nichts mehr. Er hat Schmerzen, will seinen Geburtstag feiern und
will, dass sein Wunsch, Schwimmen zu gehen, erfüllt wird.
Da gelangen die Kinder an einen Kanal. Rebekka und Damian ziehen sich die Strümpfe aus und
lassen ihre Füße im Wasser baumeln. - Sie sind für einen Moment vollkommen glücklich.
Werners Handy klingelt. Damian sieht auf dem Display, dass es Lynn ist, die ihn des öfteren
schmerzhaft untersucht hat, und ruft ins Telefon, dass er sie „alle machen“ werde. - „Abknallen“,
wenn sie Glück habe.
Rebekka und Damian können sich fast nicht mehr halten vor Lachen.
14.8 Fluchtsequenz
Lynns Balkon
Außen - Nacht
24-12
Lynn steht mit dem Handy auf ihrem Balkon über den Stadtlichtern und ist fassungslos. Plötzlich
greift sie sich den Schlüsselbund und die Handtasche und verlässt energisch die Wohnung.
14.9 Fluchtsequenz
Lynns Treppenhaus
Innen - Nacht
Lynn klappert, mit dem Handy hantierend, ein elegantes, modernes Treppenhaus bis zur Tiefgarage
herunter.
14.10
Fluchtsequenz
Tiefgarage
Innen - Nacht
Lynns Porsche
Innen - Nacht
Lynn steigt in ihren Porsche.
14.11
Fluchtsequenz
Lynn braust durch die Stadt. Dabei informiert sie ihren Chef, den smarten Dr. Pe, über das Telefonat
zu Werners Handy.
14.12
Fluchtsequenz
Vor Projekt-Haus /Quitts Haus
Außen - Nacht
Lynn steigt aus und stürmt auf das Projekt-Haus zu, während Quitt sie mit ihrer Bratsche in der
Hand beobachtet.
14.13
Fluchtsequenz
Kontrollzimmer (Blick auf
Damians Zimmer)
Innen - Nacht
Lynn öffnet die Tür und findet Werner am Boden. Sie stürzt zu ihm und begutachtet seine
Verletzung. Doch als sie ihn in die Seitenlage bringen will, beginnt er, sich stöhnend aufzurichten.
Sie fragt ihn stürmisch nach den Ereignissen. Als er ihr erzählt, dass Damian ihn niedergeschlagen
hat und dann auch feststellen muss, dass er beklaut wurde, erzählt Lynn hysterisch von dem
Telefonat mit Damian. Sie fühlt sich ernsthaft bedroht. Werner tröstet sie und holt aus seiner
Arbeitstasche Lumbosas Dienstwaffe. Er bietet sie ihr an, als handle es sich dabei um eine
Wasserpistole.
Lynn steckt die Waffe in ihre Handtasche, bevor sie Pavlow, den Pharmazeuten des Projekts, anruft.
Bei dem Telefonat stellt sich heraus, dass die Medizin Entzugserscheinungen verursacht, die für die
Kinder bedrohlich werden können. Gleichzeitig untersucht sie Werners Wunde, die mit zwei
Stichen genäht werden muss. Sie macht sich sogleich an die Arbeit, wobei sie mehr als nötig rasiert.
Sie machen sich klar, dass die Kinder vor allem nicht der Polizei in die Hände geraten
dürfen.Werner ist in doppeltem Sinne niedergeschlagen. Das Spiel ist ihm entglitten.
14.14
Fluchtsequenz
Am Kanal
Außen - Nacht
24-13
Damian geht es immer schlechter. Rebekka versucht es ihm so bequem wie möglich zu machen.
Rebekka will mit ihm in ein Krankenhaus. Damian hat schreckliche Angst vor medizinischen
Eingriffen und will das auf keinen Fall. Die Kinder beschließen, mit Werners Geld essen zu gehen.
14.15
Fluchtsequenz
Indisches Restaurant
Innen - Nacht
Sie finden am Ende der Straße einen indischen Imbiss und bestellen sich die Hälfte der Karte. Der
Besitzer amüsiert sich über die Kinder, während seine Frau ihn dazu drängt, die Polizei zu rufen.
Während die Kinder essen, informiert der Besitzer die Polizei. Als die Kinder sehen, dass die
Polizei vorfährt, fliehen sie durch den Keller.
14.16
Fluchtsequenz
Keller des indischen Restaurants
Innen - Nacht
Die Polizisten folgen den Kindern in den Keller, in dem sich am Ende des Ganges die Toiletten
befinden. Die Kinder verkriechen sich aber hinter einem Haufen alter Pappkartons, während die
Polizisten glauben, sie seien durch das Toilettenfenster gekrochen. - Ängstlich warten die Kinder
auf eine günstige Gelegenheit zur Flucht.
14.17
Fluchtsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Nacht
Werners Wunde ist versorgt. Dr. Pe, schlank, von mittlerer Größe, glattrasiert und im
maßgeschneiderten Anzug, der bärtige, breite, pockennarbige Pavlow im weißen Kittel und Lynn
stehen zusammen. Dr. Pe kündigt das Kommen von Wolf, dem inoffiziellem Sicherheitschef von
Pharma-Dot-com an.
14.18
Fluchtsequenz
Innenhof des indischen Restaurants
Außen - Nacht
Die Kinder quetschen sich durch das Kellerfenster in den schmutzigen, dunklen Hof hinaus.
Vorsichtig schleichen sie zur Ausfahrt, und werden Zeuge davon, wie sich die Polizei bei den
Besitzern des Restaurants bedankt und davon fährt. Sie freuen sich, der Polizei ein Schnippchen
geschlagen zu haben.
Danach schlüpfen sie durch die Toreinfahrt auf die leere Straße.
Sie wissen nicht, wohin sie gehen sollen.
14.19
Fluchtsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Nacht
Wolf, ein schnauzbärtiger Mitt-40er in schwarzer Uniform mit Waffe und Funkgerät, betritt mit
zwei ebenso ausgestatteten Männern den Raum. Alle weichen vor ihm zurück. Dr. Pe empfängt ihn
mit Handschlag und stellt kurz alle Anwesenden vor.
Wolf spricht nur das Notwendigste. Er steht breitbeinig mitten im Raum und sagt schließlich mit
24-14
heiserer Stimme: „Wir müssen sie finden, bevor die Polizei sie hat. - Sonst sind Sie“ – und damit
weist er auf das Projektteam - „so gut wie geliefert.“ Er legt eine Karte auf den Tisch über die
Gerätschaften und schafft sich für seine Männer Platz. Er bespricht mit den Männern leise die
Strategie, während alle anderen ratlos dabei stehen.
14.20
Fluchtsequenz
Straßen/Platz vor einer Kirche
Außen - Nacht
Damian kann kaum mehr laufen. Rebekka stützt ihn. Sie finden eine Kirche. Auf der Turmuhr ist es
kurz vor zwölf.
Sie beschließen auf einer Parkbank vor der Kirche zu bleiben. Eine Feiergesellschaft kommt
lachend vorbei. Die Turmuhr schlägt zwölf mal, und Rebekka beglückwünscht Damian zu seinem
Geburtstag. Sie singt für ihn. Erst singt sie „Wie schön, dass Du geboren bist“ und dann „Lieber
Gott, ich bitte Dich...“. Sie erzählt ihm von der Zeit, in der sie im Kindergarten war, jeden Tag die
Sonne schien und alles gut war. Damian schläft schmerzverzerrt ein.
Das Handy klingelt. „nimm bloß nicht ab“ steht auf dem Display.
Rebekka nimmt den Anruf entgegen. Es ist Werner.
14.21
Fluchtsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Nacht
Werner telefoniert, während Wolf an seinem Laptop die Peilung aufnimmt. Werner schaut Lynn
beim Sprechen fest in die Augen. Er fragt Rebekka, wie es ihnen geht und ob er ihnen helfen kann.
14.22
Fluchtsequenz
Platz vor der Kirche
Außen - Nacht
Rebekka sagt Werner am Telefon, dass Damian Geburtstag hat und dass es ihm gar nicht gut geht.
14.23
Fluchtsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Nacht
Werner beglückwunscht Damian und fragt, ob er ihn auch persönlich sprechen dürfe.
14.24
Fluchtsequenz
Platz vor der Kirche
Außen - Nacht
Rebekka sagt, dass er schlafe, aber sie wisse, was Damian sich wünsche.
14.25
Fluchtsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Nacht
Wolf weiß, wo die Kinder sind. Er gibt seinen Leuten ein Zeichen, ihm zu folgen. Einer muss im
Kontrollzimmer bleiben.
Werner fragt nach, was Damian sich wünscht, während er Wolf festhält.
24-15
14.26
Fluchtsequenz
Platz vor der Kirche
Außen - Nacht
„Schwimmen“, ruft Rebekka ins Telefon.
14.27
Fluchtsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Nacht
Werner fragt Rebekka, was sie sich denn wünsche. Dabei schreibt er Wolf auf einen Zettel: „Nur auf
mein Zeichen!“. Wolf will den Befehl ignorieren, wird aber von Dr. Pe dazu angehalten.
14.28
Fluchtsequenz
Platz vor der Kirche
Außen - Nacht
Rebekka überlegt und sagt, dass sie sich einen Fernseher wünsche und ein gemeinsames Zimmer
mit Damian, und Reiten würde ihr auch gefallen. Während dessen fahren schwarze Autos auf den
Kirchparklatz. Rebekka bemerkt es nicht. Sie ergänzt, dass sie gerne ihre Mutter sehen möchte.
14.29
Fluchtsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Nacht
Werner verspricht ihr alles, was sie will. Er lobt ihre „mutige Aktion“ und meint, dass sie nur
„ausgebüchst“seien, um alle diese Sachen zu bekommen.
14.30
Fluchtsequenz
Platz vor der Kirche
Außen - Nacht
Rebekka ist erstaunt. Dann erwidert sie, dass sie weggelaufen sind, weil sie die Medizin nicht mehr
nehmen wollen. Ob Werner denn auch diesbezüglich helfen könne.
14.31
Fluchtsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Nacht
Werner lobt ihr Verhandlungsgeschick und verspricht, dass er sich bei dem Thema Medizin
einsetzen werde, aber nichts garantieren könne. Er erwähnt, dass das ja genau den Punkt berühre,
der sie, Rebekka und Damian, so besonders mache: Dass sie das können, was sie können – und da
gehöre nun mal die Medizin ein Stück weit dazu. Er erklärt, dass sie ihre Fähigkeiten nur in diesem
Projekt einsetzbar wäre, während sie da draußen nur „Nichts und Niemand“ wären. - Chancenlos
und alleine.
14.32
Fluchtsequenz
Platz vor der Kirche
Außen - Nacht
Rebekka weint, weil Damian stöhnt. Auch ihr geht es nicht gut.
Sie wimmert und bittet Werner, sie doch zu holen.
14.33
Fluchtsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Nacht
Werner gibt Wolf einen Wink und nickt Lynn triumpfierend zu. Wolf ordnet den Zugriff an.
24-16
14.34
Fluchtsequenz
Platz vor der Kirche
Außen - Nacht
Aus den Autos vor der Kirche steigen bewaffnete Männer in schwarzen Uniformen und kreisen
Rebekka und den bewusstlosen Demian ein. Rebekka lässt voller Angst alles mit sich geschehen.
Sie streichelt ihren Stoffhasen. Damians Soldat bleibt alleine auf dem Platz zurück wie ein
Gefallener.
16.1
Heimkehrsequenz
Quitts Küche
Innen - Nacht
Quitt sitzt am Küchentisch und liest bei einer Aufnahme von Alban Bergs „Gebet für einen Engel“.
Sie blättert in einem Buch über Kleintierhaltung. Neben ihr auf dem Fensterbrett liegt Werners
Schlüsselbund. Als sie aus dem Fenster blickt, sieht sie schwarze Limousinen vor dem Haus mit den
Milchglasfenstern halten. Männer in Schwarz steigen aus, und ein bewusstloser Junge (Damian)
wird von Lynn an der Tür entgegengenommen. Gleich darauf empfängt Werner das Mädchen, die
sich in seine Arme wirft. Die schwarzen Männer setzen sich wieder in die schwarzen Autos und
fahren davon.
Quitt spielt mit dem Schlüsselbund am roten Band.
16.2
Heimkehrsequenz
Teeküche
Innen - Nacht
Damian wird durch das Kontrollzimmer in eine zum Labor umfunktionierte fensterlose Teeküche
getragen und auf eine Arzt-Liege gelegt. Lynn beginnt sofort mit Pavlows Hilfe, ihn zu untersuchen.
Lynn ist sehr besorgt. Pavlow fragt Igor, ob er sich ganz sicher sei, dass Damian die Medizin
genommen hätte. Igor ist sich sicher. Damian wird von Krämpfen geschüttelt und bekommt einen
Zugang gelegt. Lynn plant, ihn zu intubieren.
Pe sieht das Ganze mit Besorgnis. Werner sitz mit Rebekka auf dem Schoß auf Rebekkas Bett. Die
Zimmertür ist offen. An der ebenfalls offenen Wohnungstür steht Wolf mit versteinertem
Gesichtsausdruck. Pe weist Rebekka darauf hin, was sie angerichtet habe. Werner streichelt ihr
darauf hin sanft über den Kopf, setzt sie neben sich und steht dann auf, um ein paar Worte mit Pe zu
wechseln. Er bittet ihn um ein Gespräch unter vier Augen. Die beiden ziehen sich, von Wolf
beobachtet, in Damians Zimmer zurück.
16.3
Heimkehrsequenz
Damians Zimmer
Innen - Nacht
Werner berichtet Pe von dem, was er von Lumbosa über Rebekkas Mutter gehört hat. Pe verzieht
bei dem Bericht keine Miene. Er geht statt dessen zur Tür und winkt Wolf herein. Dann bittet er
Werner, den Bericht zu wiederholen. Werner ist sichtlich aus dem Konzept gebracht, fängt sich dann
aber schnell und wiederholt den Bericht. Am Ende wird er von Pe gebeten, das Zimmer zu
verlassen.
16.4
Heimkehrsequenz
Kontrollzimmer
Innen - Nacht
24-17
Lynn ringt um Damian. - Damian stirbt. In dem Gewirr steht Rebekka ganz verloren mit ihrem
Hasen. Wolf und Pe kommen aus Damians Zimmer. Wolf verlässt grußlos die Wohnung. Die Tür
fällt zu.
Lynn ist verzweifelt. Pavlow zieht sie von ihrem Patienten weg. Sie sinkt erschöpft auf einen Stuhl.
Pe schickt Rebekka in ihr Zimmer und schließt die Zimmertür zu. Rebekka hämmert verzweifelt an
der Tür und erinnert an die Versprechen, die ihr gegeben worden sind. Pe öffnet die Tür und wirft
sie aufs Bett. Er versichert ihr, dass sie einen Fernseher bekommen wird, aber für heute sei
endgültig „Schluss mit lustig“. Pavlow ist empört über Pe´s Verhalten. Pe befiehlt ihm daraufhin,
Rebekka etwas zum Einschlafen zu verpassen. Pavlow weigert sich. Pe beschuldigt ihn, das
Malheure angerichtet zu haben. Pavlow verteidigt sich.
Dann wird Igor von einem der Sicherheitsleute in die Wohnung geschoben.
Pe stellt fest, dass jetzt alle da sind und befiehlt noch mal Pavlow, Rebekka etwas zum Einschlafen
zu geben. Ein prüfender Blick durch das Kontrollfenster zeigt, dass Rebekka außer sich ist. Pe
fordert Lynn auf, Pavlow zu helfen. Lynn holt wortlos eine Spritze aus dem Kühlschrank, nimmt die
Schale mit Watte und Desinfektion und geht zu Rebekka, die sich erschöpft in ihr Schicksal ergibt.
Pe macht allen Projektteilnehmern mit Blick auf Damians Leiche klar, dass ihre Existenz außerhalb
von Gefängnismauern in der Vertuschung dieser Affäre liegt. Er wirft die Erfolge und
Karrierechancen aller, ihr Leben in Ansehen und Ehre in die Waagschale.Wolf soll sich um „die
Entsorgung“ des toten Damian kümmern. Der sei Profi. Lynn ist irritiert. Sie fragt immer wieder
dazwischen, was denn aus dem Projekt werden solle. Sie erhofft sich Hilfe von Pe und Pharma-DotCom. Werner betrachtet sie mitleidig. Pe ordnet Igor die Nachtschicht zu, der den Befehl mit
Murren quittiert. Alle verlassen die Wohnung.
16.5
Heimkehrsequenz
Projekt-Haus/ Quitts Haus
Außen - Nacht
Quitt beobachtet, wie das Haus verlassen wird. Lynn steigt in ihren Porsche, fährt aber nicht los.
Quitt spielt mit dem Schlüssel am roten Band.
Dritter Akt
0.2
Prolog
Kiesweg
Außen - Tag
Rebekka fragt: „Hättest Du ihr denn die Geige geben sollen?“
Quitt: „ Ich weiß nicht. Sie hätte sie sicher fallen lassen. - Sie zitterte so. Aber es ging nicht um die
Geige. Es war nicht die Geige, um die es ging.“
GEIGEN- UND BRATSCHEN-MUSIK
17.1
Deponiesequenz
Tristes Treppenhaus, vor
Nadines Wohnung
Innen - Nacht
Wolf und sein Helfer brechen das Schloss von Nadines Wohnung auf.
17.2
Deponiesequenz
Nadines Wohnung
Innen - Nacht
24-18
Wolf und sein Helfer betreten eine geschmacklose, vollgestopfte Wohnung. Sie begeben sich lautlos
ins Schlafzimmer und ersticken das im Bett liegende Paar, Nadine und ihren Lebensgefährten.
Danach verpacken sie die beiden in schwarze Müllsäcke.
17.3
Deponiesequenz
Tristes Treppenhaus (Nadines)
Innen - Nacht
Am Aufzug steht einer von Wolfs Leuten und sorgt dafür, dass der Aufzug leer ist. Wolf und sein
Gehilfe steigen mit den beiden Leichen ein und fahren zur Tiefgarage.
17.4
Deponiesequenz
Nadines Tiefgarage
Innen - Nacht
Die Plastiksäcke werden in den Kofferräumen der Limousinen verstaut. Wolf und seine Leute
steigen ein und fahren los.
17.5
Deponiesequenz
Mülldeponie
Außen - Nacht
Die Limousinen fahren auf eine Mülldeponie.
Es beginnt schon langsam zu dämmern.
Sie vergraben die Leichen in den Säcken, nicht ohne sich über den Gestank zu beschweren. Wolf
weist seine Leute an, für heute Schluss zu machen. Er selbst habe „noch was zu erledigen“.
18.1
Befreiungssequenz
Quitts Wohnung
Innen - Dämmerung
Quitt kann nicht schlafen und wälzt sich in ihrem quietschenden Bett. Sie steht schließlich auf und
begibt sich in die tickende Küche, wo sie ein Glas Leitungswasser trinkt. Durch das Fenster sieht sie
Lynn mit dem Kopf auf dem Lenkrad des Porsches. Quitt zieht sich einen Sommermantel über und
schlüpft in ihre Sandalen. Sie nimmt den Schlüssel mit dem roten Band.
18.2
Befreiungssequenz
Quitts Treppenhaus
Innen - Dämmerung
Quitt verlässt die Wohnung und das Haus
18.3
Befreiungssequenz
Vor Quitts Haus/Projekt-Haus
Außen - Dämmerung
Quitt kommt aus ihrem Haus und überquert die Straße. Die Vögel singen.
Sie bleibt vor Lynns Auto stehen und betrachtet kurz die über dem Lenkrad eingenickte Frau. Sie
geht auf das Projekt-Haus mit den Milchglasfenstern zu und öffnet mit Werners Schlüssel die Tür.
Ihr Blick fällt auf das Schild der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Lynn schlägt die Augen auf und
sieht Quitt ins Haus gehen.
24-19
18.4
Befreiungssequenz
Projekt-Haus Treppe
Innen - Dämmerung
Quitt steigt bedächtig die Treppen hoch, bis sie im zweiten Stock das Schild der
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wiedererkennt. Vorsichtig steckt sie den Schlüssel ins Schloss und
öffnet die Tür.
18.5
Befreiungssequenz
Kontrollzimmer
Innen - Dämmerung
Quitt steht staunend im Kontrollzimmer. Die Tür zur Teeküche ist halb offen, und man sieht die
Konturen des toten Damian unter einem Laken auf der Liege. Davor schnarcht Igor im Drehsessel.
Quitt wirft einen Blick durch die Kontrollfenster. In dem einen Zimmer sieht sie Rebekka im Bett
liegen. Sie findet den Öffner und betritt Rebekkas Zimmer.
18.6
Befreiungssequenz
Rebekkas Zimmer
Innen - Dämmerung
Quitt geht zu Rebekka ans Bett und rüttelt sie sanft. Rebekka brummt Unverständliches bevor sie
müde die Augen öffnet. Quitt beschwört sie leise, keine Angst zu haben und verspricht ihr, sie jetzt
„raus zu holen“. Rebekka streckt ihr schlapp die Arme entgegen und lässt sich aus dem Bett tragen.
18.7
Befreiungssequenz
Vor Projekt-Haus/Lynns Porsche
Innen - Dämmerung
Wolf fährt mit seiner schwarzen Limousine vor. Lynn beobachtet, wie er aussteigt und das ProjektHaus betritt. Lynn klammert sich an ihre Tasche mit Lumbosas Revolver.
18.8
Befreiungssequenz
Kontrollzimmer
Innen - Dämmerung
Quitt gelangt mit Rebekka auf dem Arm an dem schnarchenden Igor vorbei zur Wohnungstür. Sie
hört Geräusche auf der Treppe. Schnell schlüpft sie mit Rebekka in die Teeküche hinter die Tür.
18.9
Befreiungssequenz
Teeküche
Innen - Dämmerung
Durch den Türspalt beobachtet Quitt, wie Wolf die Tür öffnet.
18.10 Befreiungssequenz
Kontrollzimmer
Innen - Dämmerung
Wolf sieht den schlafenden Igor. Er erfasst sofort, dass Rebekka nicht im Bett liegt und verpasst
Igor einen Tritt, so dass dieser auf die Tastatur knallt und einen Alarm auslöst. Igor bemüht sich
hektisch der Lage Herr zu werden, während Wolf Rebekkas Zimmer durchsucht.
18.11 Befreiungssequenz
Teeküche
Innen - Dämmerung
24-20
Wolf wirft eine Blick in die Teeküche und zieht Damian das Laken vom Gesicht. Rebekka
unterdrückt einen Aufschrei. Wolf bemerkt sie nicht.
18.12 Befreiungssequenz
Kontrollzimmer
Innen - Dämmerung
Wolf funkt seine Leute an und befiehlt Igor, Demians Zimmer und das Terppenhaus zu
durchsuchen. Er erinnert ihn daran, dass Rebekkas Freiheit Igor ins Gefängnis bringen würde.
Wolf selbst verschwindet mit seinem Handy in Rebekkas Zimmer, um mit Pe zu sprechen.
Igor wirft pflichtgetreu einen Blick in Damians Zimmer und verlässt dann die Wohnung, die Tür
offen lassend. Man sieht, dass er zuerst die Treppe nach unten absucht, dann die Treppe nach oben.
Das ist für Quitt die Gelegenheit zur Flucht.
18.13 Befreiungssequenz
Projekt-Haus Treppe
Innen - Dämmerung
Quitt und Rebekka huschen die Treppe herunter, während Igor angespannt auf dem obersten
Treppenabsatz steht und lauscht. Er hört den Schlüssel in der Haustür und stürzt die Treppe
herunter. Als er an der Labor-Wohnung vorbei kommt, sieht er Wolf und bleibt plötzlich stehen.
Wolf fragt ihn, ob er das Mädchen gefunden hätte. Igor schüttelt stumm den Kopf.
18.14 Befreiungssequenz
Vor Projekt-Haus
Außen - Dämmerung
Lynn beobachtet, wie Quitt mit Rebekka an der Hand das Projekt-Haus verlässt und sich in die
Apotheke rettet. Währenddessen biegen zwei schwarze Limousinen in die Bleibtreustraße und
halten vor dem Cafe, das noch dunkel und verlassen daliegt. Lynn beobachtet, wie Wolfs Leute
aussteigen und im Haus verschwinden. Sie greift nach ihrer Tasche und verlässt das Auto, um Quitt
und Rebekka in die Apotheke zu folgen.
Lynn klopft an die von außen dunkle Apothekentür.
19.1
Revolversequenz
Apotheke
Innen - Dämmerung
Draußen beginnt es zu nieseln. Quitt hat sich ins Hinterzimmer geflüchtet, in dem sie Rebekka auf
ein altes Sofa bettet. Lynn hämmert gegen die Tür. Dann wird die Nachtklingel genutzt. Quitt schaut
nach und sieht Lynn im Regen stehen. Lynns und Quitts Blicke treffen sich trotz des diffusen
Lichts. Lynn macht bittende Zeichen. Quitt geht zur Tür und öffnet sie. Rebekka beobachtet die
Situation in panischer Angst und kauert sich wie ein Häschen unter dem Sofa zusammen.
Lynn steht vor einem Regal mit Schmerztabletten, währen Quitt ihr gegenüber vor Windeln,
Tampons, Cremes etc.. wartet. Sie taxieren sich gegenseitig. Lynn holt ihr Handy aus der Tasche.
Mit kontrollierenden Blicken auf Quitt wählt sie Werners Festnetzt-Nummer, wie man über das
Display nachvollziehen kann. Das Handy am Ohr, holt sie den Revolver aus der Handtasche und
lässt sie fallen. Der Terminzettel der Tagesklinik rutscht heraus.
24-21
19.2
Revolversequenz
Werner Treppenhaus
Innen - Dämmerung
Werners Telefon klingelt, und der Anrufbeantworter schaltet sich ein.
Man sieht, wie sich im Schlafzimmer Werner und Katrin regen.
19.3
Revolversequenz
Apotheke
Innen - Dämmerung
Lynn spricht in ihr Handy, dass sie nicht mehr weitermachen könne, weil sie versagt hätte. Die
Chancen seien vertan. Sowohl durch den Tod Damians, als auch durch den vorsätzlichen Mord an
Werners und ihrem Baby, das jetzt noch nicht mal die Größe der Kugel hätte, die sie sich gleich
durch den Kopf jagen werde.
19.4
Revolversequenz
Werners Schlafzimmer
Innen - Dämmerung
Katrin und Werner sitzen aufrecht im Bett und lauschen entsetzt, bevor der Anrufbeantworter den
Signalton gibt, dass die Sprechzeit abgelaufen ist.
Katrin blickt Werner fragend an. Dieser zuckt nur mit den Schultern. Dann springt er plötzlich aus
dem Bett und fährt in seine Kleider. Katrin bleibt erst im Bett und beginnt dann ungläubig und
heftig auf ihn einzureden: Von welchem Baby Lynn denn da gesprochen habe? Und warum nehme
sich Lynn den Tod der Labormaus Damian so zu Herzen? Oder sei es am Ende gar keine Maus, und
Werner habe sie belogen und betrogen? So wie mit dieser Lumbosa?
Werner gebietet ihr zu schweigen.
19.5
Revolversequenz
Werners Treppenhaus
Innen - Dämmerung
Er gesteht ihr, während er die Treppe herab stürmt, dass er was mit Lynn hatte. „Rein sportlich“,
wie er es formuliert. Kartin zieht sich ebenfalls an, während sie ihm folgt. Sie ermahnt ihn, doch
vernünftig zu sein und an die Familie und die Kinder zu denken.
19.6
Revolversequenz
Werners Vorgarten
Außen - Dämmerung
Er springt in seinen BMW und braust davon. Katrin springt in ihren dahinter geparkten roten
Mercedes und folgt ihm.
19.7
Revolversequenz
Apotheke
Innen - Dämmerung
Quitt taxiert Lynn, die mit gezücktem Handy und Revolver ihr gegenüber steht. Rebekka kriecht aus
ihrem Versteck und linst zwischen der Theke und Quitt hervor. Quitt streckt die Arme aus und bietet
der zitternden Lynn Rebekkas Decke an: „Sie frieren ja.“
Da richtet Lynn die Waffe auf sich selbst und erschießt sich.
24-22
20.1
Schlusssequenz
Werners Auto
Innen - Tag
Werner telefoniert mit Katrin, die ihm folgt.
Es nieselt
Er erklärt ihr, dass Pharma.Dot.Com die letzten Jahre an zwei Kindern geforscht habe. Er berichtet
ihr von den ehrgeizigen Zielen, Intelligenz durch medikamentöse Behandlung vernetzen.
20.2
Schlusssequenz
Katrins Auto
Innen - Tag
Katrin hört die Beichte Werners. Sie sagt ihm, dass sie sich von ihm lossagen werde, wenn das
„Schlamassel“ bekannt werde. Sie erwarte von Werner, dass er seiner Verantwortung seiner Familie
gegenüber gerecht werde und ihnen einen öffentlichen Prozess erspare. Damit bleibt sie an einer
grünen Ampel stehen, während Werner weiterfährt. Er spricht ihr seinen Respekt und seine Liebe
aus. Dann wird die Leitung getrennt. Sie bleibt traurig am Straßenrand stehen, bevor sie den Wagen
wendet und zurück fährt.
Es regnet.
20.3
Schlusssequenz
Bleibtreustraße (Vor Projekt-Haus)
Außen - Tag
Die ganze Straße ist mit Polizeiautos verstellt. Kommissarin Mutterwitz begutachtet Lynns Leiche
und kommt dann zum Krankenwagen, in dem Quitt neben Rebekka sitzt. Man sieht im Hintergrund
Werners Auto vor der Absperrung wenden.
Quitt erklärt Mutterwitz, die wie immer im weißen Knitter-Anzug gekleidet ist, dass sie die Tote
nicht gekannt habe. Rebekka schweigt.
Werner kommt durch die Absperrung am Krankenwagen vorbei. Auch bei seinem Anblick bringt
Rebekka kein Wort heraus.
Werner geht zum Haus mit den Milchglasfenstern. Er klingelt bei den Wirtschaftsprüfern, aber
niemand öffnet ihm. Da steigt Quitt aus dem Krankenwagen und gibt ihm seine Schlüssel zurück.
Sie blickt ihn durchdringend an und macht ihn darauf aufmerksam, dass er nicht mehr viel Zeit
habe.
20.4
Schlusssequenz
Projekt-Haus Treppe
Innen - Tag
Werner eilt die Treppen hoch und betritt das Labor.
20.5
Schlusssequenz
Kontrollzimmer
Innen - Tag
Er stürmt in die Teeküche und öffnet mit einem Code den Medikamenten-Tresor. Neben ihm liegt
der tote Damian. Werner nimmt sich eine große Spritze und zieht eine rote Flüssigkeit auf. Als er
sich die Spritze setzt, wird die Tür aufgebrochen. Kommissarin Mutterwitz weist ihre Polizisten an,
ihn zu überwältigen. Ein Notarzt übernimmt Werner in seine Obhut.
24-23
Mutterwitz betrachtet den toten Damian - und die Zeit bleibt stehen.
0.3
Epilog
Friedhof/Kiesweg
Außen - Tag
Mutterwitz, Quitt und Rebekka stehen am Grab von Damians Großmutter. Quitt übergibt Rebekka
einen kleinen Strauss, und Rebekka legt ihn auf das Grab.
Sie gehen Hand in Hand den langen Weg zum Ausgang des Friedhofes.
Rebekka: „ Willst Du mir jetzt sagen, um was es ging, wenn nicht um die Geige?“
Quitt: „Es geht um die Musik.“
Rebekka: „Das verstehe ich nicht.“
Mutterwitz: „Das ist übertragen gemeint: Es geht eigentlich um Mitgefühl. Jeder Spieler spürt, was
der andere spürt und setzt ein, wenn es für ihn die Zeit gekommen ist, sich auch zu äußern.
So entsteht Musik: Leid und Mitleid, Glück und Freude im Gespräch miteinander.“
Quitt: „Weißt Du, Rebekka, ich hätte das Mädchen einfach fragen sollen, warum es im Winter mit
einem Sommerkleid unterwegs war. Vielleicht nur aus Spaß. Vielleicht aber auch, weil es von bösen
Leuten dazu gezwungen wurde. Ich bin dem Mädchen noch oft begegnet. Es hat mir viele Wunden
gezeigt und ich habe getan, als sei das normal. Irgendwann dann war sie weg. Das Haus wurde
abgerissen und ein neues gebaut, das viel besser in die Gegend passte. Ich hatte meinen Einsatz
verpatzt...“
Rebekka: „Gehen wir gleich noch ins Cafe?“
Quitt brummt.
Rebekka: „ Warum hast Du eigentlich keine Kinder?“
Quitt: „Kein Mann, keine Kinder.“
Rebekka zu Mutterwitz: „Und Du, warum hast Du keine Kinder?“
Mutterwitz: „Nerv nicht!“
...
ENDE
24-24