Hans Mendl Sei gesegnet! Segnungsriten im Religionsunterricht Die heilsame Wirkung heiliger Riten Können Kinder und Jugendliche die heilsame Bedeutung von Segenshandlungen als existentielle Einbettung in eine Heilswirksamkeit und als zuversichtlichen Ausdruck einer religiösen Weltsicht begreifen, indem sie nur die Außenseite von Symbolhandlungen über unterrichtliche Verfahren kennen lernen? o nicht nur „über“ Segenshandlungen, Symbole und Symbolhandlungen sprechen, sondern die heilsame Bedeutung ritueller Handlungen („to do things with words“) erspüren Eine Segensfeier gestalten Als LehrerIn die Sch segnen Sich wechselseitig die Stirn segnen / salben Sich wechselseitig die Hand segnen / salben Ein „Segensdach“ durchschreiten Ein Segenslied singen Segenssprüche körpersprachlich gestalten Segenssprüche gestalten Segenssprüche formulieren Einander etwas Gutes zusprechen Schema: Stufenleiter performativer Konkretisierungen 8.5 Heilendes Tun – Projektideen „Das ganze Leben und alles, was uns umgibt, können wir unter den Segen Gottes stellen“ (Garritzmann 2006, 6). In diesem Sinne wollen die folgenden Konkretionen vor allem die Entwicklung eigener Projektideen inspirieren. Alltagsrituale und -wünsche - Die Schülerinnen und Schüler überlegen gemeinsam mit dem Lehrer, wie sie Beginn und Schluss einer Stunde gestalten möchten: mit welchen Körperhaltungen, Worten und Zusprüchen. – Ein Beispiel für ein ausführlich gestaltetes Schlussritual: Labusch / Rogge 2006, 176. - Die Schülerinnen und Schüler formulieren Glückwünsche und sprechen sie einander zu (vgl. Institut für Religionspädagogik der Erzdiözese Freiburg 2004, 42-47). - Die Klasse gestaltet einen Geburtstags- oder Namenstagskalender. Reihum (evtl. durch Los bestimmt) wird dem jeweiligen Geburtstags- oder Namenstagskind ein gutes Wort zugesprochen. - Die Klasse schreibt einem kranken Schüler oder Lehrer eine Genesungskarte. - In der Adventszeit wird „gewichtelt“ – einem zugelosten Mitschüler werden kleine Aufmerksamkeiten zugeeignet. Segenssprüche - Die Schülerinnen und Schüler diskutieren und erproben, welche sprachliche Form die geeignetere für einen Segen ist: der Optativ („der Gott behüte dich“ – „der Friede sei mit dir“) oder der Indikativ („Gott behütet dich!“ – „der Friede ist mit dir“) (vgl. hierzu z.B.: Husmann / Klie 2005, 118; Labusch / Rogge 2006, 173). - Die Schülerinnen und Schüler lernen und sprechen den aaronitischen Segen (Num 6,24-26). - Die Schülerinnen und Schüler gestalten ein Segenskreuz (vgl. Institut für Religionspädagogik der Erzdiözese Freiburg 2004, 48-50) und präsentieren es im Schulhaus. - Die Schülerinnen und Schüler gestalten einen Jahreskalender mit irischen Segenssprüchen (vgl. Institut für Religionspädagogik der Erzdiözese Freiburg 2004, 57-69). - Die Schülerinnen und Schüler drücken eine Segensbitte körpersprachlich aus (vgl. Institut für Religionspädagogik der Erzdiözese Freiburg 2004, 77-81; Labusch / Rogge 2006, 176). - Mit Hilfe eines Wollknäuels knüpfen die Kinder ein „Segensnetz“: man wirft im Kreis einem anderen das Wollknäuel zu und verbindet dies mit einem Zuspruch (vgl. Kuhl 2006, 8). Wenn alle das Knäuel erhalten haben, werden die Hände gehoben und es entsteht eines „Segensdach“ oder „Segenszelt“. - Die Lehrkraft legt im Rahmen einer Sequenz zu Symbolen und Sakramenten den Kindern und Jugendlichen die Hände auf und verbindet dies mit einem persönlichen Zuspruch. - Die Klasse sammelt traditionelle und neuere Segnungslieder und legt eine Liedermappe an. - Die Klasse beginnt entgegen der weit verbreiteten Fast-Food-Kultur an Schulen (schnell in der Pause etwas essen) zumindest gelegentlich die Pause mit einer gemeinsamen kurzen Mahlzeit im Klassenzimmer (incl. Tischsets!), welches mit einem Tischgebet eingeleitet wird. Man wünscht einander einen „gesegneten Appetit“. - Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der Geschichte von der Kindersegnung (Mk 10, 13-16) in Wort und Bild (z.B. Emil Nolde: Christus und die Kinder) auseinander und schließen dies mit einem Segenstanz ab (vgl. Kuhl 2006, 4-7) - Die Schülerinnen und Schüler überlegen Beispiele für die „Segnung jeglicher Dinge“ (Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 1999) und konkretisieren dies für den Schulalltag und für ihre privaten „Heiligtümer“. - Die Schülerinnen und Schüler machen sich die Bedeutung des Kreuzeichens bewusst und vollenden den Satz „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes …“. Segensfeiern im Jahreskreis (zur Beauftragung von Laien für Segensfeiern: siehe Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz 1999, 43 – mit hilfreichen Querverweisen zu den kirchlichen Segnungstexten im Benediktionale) (vgl. auch die weiteren Projektvorschläge im Kap 2. 5 – Christliche Zeitrhythmen) - Die Schülerinnen und Schüler gestalten einen Erntealtar; die Gaben werden gesegnet. - Ein Adventskranz wird zu Beginn der Adventszeit feierlich eingeweiht. - Der Nikolaus segnet die Kinder, anstatt ihnen eine Moralpredigt zu halten. - Sternsinger gehen in ihren Gewändern und mit Weihrauch von Klasse zu Klasse und bringen das „Christus mansionem benedicat“ an jeder Klassentüre und sogar am Lehrerzimmer an. - An der Schule wird zu einer Aschermittwoch-Feier mit Aschenauflegung eingeladen (evtl. nach den Ferien für die Tourismus-Industrie). - Der Gottesdienst am Schuljahresende schließt mit einem feierlichen Reisesegen ab. - Die Schulanfänger (1. Klasse, 5. Klasse) und die Schulabgänger (4. Klasse, 9. Klasse, 10. Klasse, 12. oder 13. Klasse) erhalten während des Gottesdienstes einen Individualsegen. (Auszug aus: Hans Mendl, Religion erleben. Ein Arbeitsbuch für den Religionsunterricht. 20 Praxisfelder, München 2. A. 2013, 213-215.
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