medicalsp medicalsports ical icalsp network ZKZ 73944 | 8,00 € 03.15 Prävention, Diagnostik, Therapie, Rehabilitation & Medizintechnik Leidenschaft Klettern: Kaum jemand verkörpert dies so sehr wie Thomas Huber, gemeinsam mit seinem Bruder Alexander auch als „Huberbuam“ bekannt. Sportmedizinische Vorsorge Prof. Dr. med. Kurt Steuer Schwimmerschulter Leonie Antonia Beck Prof. Dr. med. Alexander Beck Höhentraining Prof. Dr. med. Walter Schmidt Nadine Wachsmuth n gazi a m Fach r die fü dizin tme Spor LUXXUM ® VISIONEN LIVE ERLEBEN Frei aG aktive reha-SySteme tel. 0 76 61 / 93 36 0 www.frei-ag.de [email protected] Lernen Sie unsere neue Geräteserie kennen. LUXXUM® Präsentation vereinbaren: 07661 / 93 36 0 ansprechpartner im Norden Deutschlands: Frei NOrD tel. 0 40 / 890 61 63 [email protected] aktive reha-SySteme Editorial MEDIZINISCHE TRAINER? Gleich zwei mittelstarke Erdbeben gingen in der vergangenen Woche durch ganz Fußballdeutschland. Jürgen Klopp erklärte seinen nicht ganz überraschenden Rücktritt zum Ende der Saison und Dr. Müller-Wohlfahrt und sein Team beendeten die fast 40-jährige Zusammenarbeit mit dem FC Bayern München. Dass ein Trainer nach knapp sieben Jahren einen Verein verlässt, ist heutzutage natürlich auch etwas Außergewöhnliches, man muss nur einmal bedenken, dass der HSV in dieser Saison alleine schon vier Trainer hatte. Und natürlich gehörte Jürgen Klopp mit seinen Erfolgen und seiner Art quasi schon zum Inventar der Borussia. Trotzdem ist der Rücktritt von Dr. Müller-Wohlfahrt und seinem Team fast noch interessanter, denn er lässt viele Fragen offen und zeigt gleichzeitig zwei ganz grundlegende Fragen auf: Wie viel Macht darf eigentlich ein Teamarzt in einem Verein haben und wie „medi zinisch“ sollte ein Trainer sein? Natürlich bleiben bei solchen Geschehnissen viele Fakten hinter verschlossenen Türen und das Meiste sind Mutmaßungen. Dass persön liche Diskrepanzen zu solchen Schritten führen können, ist auch kein Geheimnis und öffent liche Erklärungen, wonach „aus uns unerklär lichen Gründen die medizinische Abteilung für die Niederlage (Porto) hauptverantwortlich gemacht wurde“ und man dadurch das Vertrauens verhältnis nachhaltig beschädigt hätte (MüllerWohlfahrt 16.04.) oder „der FC Bayern München mit Bedauern die Entscheidung von Vereinsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller Wohlfahrt zur Kenntnis genommen hat, seine medizinische Tätigkeit für den Klub niederzulegen“ (Pressemitteilung FC Bayern München 17.04.), sind zwar notwendig, lüften aber meistens keine Geheimnisse. Pep Guardiolas Verhältnis zum Doc war von Anfang an nicht optimal. So störte sich der spanische Trainer daran, dass der Arzt tagsüber nicht auf dem Trainingsgelände war und die Spieler für Behandlungen und Untersuchungen immer in seine Praxis mussten. Dann kam der Streit bezüglich der Behandlung von Thiago, bei dem Guardiola letztendlich eingestand, 03.15 medicalsports network dass die Behandlung bei einem spanischen Arzt nicht optimal war. Und schließlich das hämische Klatschen in Richtung Bayern-Ärzte nach der Verletzung von Benatia im Pokalspiel gegen Leverkusen. Die Unstimmigkeiten aufgrund der vielen Verletzten und des drohenden CL-Aus waren dann wohl nur noch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Aufschlussreicher ist aber eine Situation aus dem vergangenen Jahr. Beim Spiel gegen den 1. FC Köln kritisierte der Trainer die Ärzte, nachdem er Jerome Boateng zum wiederholten Male verfrüht vom Feld nehmen musste. „Wir können nicht in jedem Spiel einen Abwehrspieler wechseln. Abwehrspieler spielen normalerweise von der ersten bis zur letzten Minute. Wir müssen noch mal mit den Ärzten sprechen“, so Guardiola. Diese Aussage kann man als Forderung an das medizinische Team auffassen: Macht die Spieler fit! Oder man kann es als grundsätzlichen Affront interpretieren: Ihr macht eure Arbeit nicht richtig! Wer bestimmt – wer führt – wer entscheidet? Diese Fragen muss man sich in den Vereinen stellen, auch hier gilt: Vernunft siegt. In einer guten und kooperativen Zusammenarbeit zwischen Trainerteam und medizinischer Abteilung liegt der Schlüssel zum Erfolg. Dass es bei Guardiola und Müller-Wohlfahrt nicht gepasst hat, steht außer Frage, die Trennung war demnach eine logische Konsequenz. Wer das bedauert, sollte einen Blick in den Daily Mirror werfen: „Der sogenannte ‚Star-Doktor’ wird von vielen in der Sportwelt gepriesen, aber es gibt auch Zweifel an seinen Methoden. Er ist ein klassisch ausgebildeter Arzt, aber einer, der Methoden anwendet, die viele als Homöopathie ansehen würden.“ Oder einfach nur abwarten, denn als Jürgen Klinsmann FCB-Trainer wurde, trat der Sportarzt schon einmal zurück, kehrte aber sofort zurück, als Klinsmann entlassen wurde … Ihr Masiar Sabok Sir 2 Inhalt 06 Prävention LEBENDIGER SPORTLER = GUTER SPORTLER Prof. Dr. med. Kurt Steuer 14 Prävention SCHWIMMERSCHULTER Leonie Antonia Beck, Prof. Dr. med. Alexander Beck 18 Diagnostik SONOGRAPHIE Dr. med. Marcus Siebert 22 Interview ARKTISCHES FIEBER mit Jörn Theissig 25 Forschung YUKON ARCTIC ULTRA Bild: © istockphoto.com | POMACHKA Dr. med. Mathias Steinach 26 Forschung HÖHENTRAINING Prof. Dr. med. Walter Schmidt, Nadine Wachsmuth 34 Therapie KNORPELSCHÄDEN Dr. med. Lukas Bauer, Dr. med. Ulrich Lanz 38 Faszien „AUCH ALS ERWACHSENER SOLLTE MAN HOPSERLAUF MACHEN“ Dr. Robert Schleip 40 Therapie KONSERVATIVE THERAPIE Masiar Sabok Sir, Robert Erbeldinger, Nils Schulz 42 case series FALLBEISPIELE AKUT-RSWT Dr. med. Stefan Mattyasovszky, Steffen Tröster, Prof. Dr. med. Christoph Schmitz 44 more SPORTKINESIOLOGIE Dr. med. Werner Klingelhöffer 48 Vorschau 2 medicalsports network 03.15 medicalsports network ROSBACHER Mit dem 2:1-Ideal. Eine Länge voraus. Prävention, Diagnostik, Therapie, Rehabilitation & Medizintechnik Verlag succidia AG Verlag & Kommunikation Rößlerstraße 88 64293 Darmstadt Tel. +49 61 51-360 56-0 Fax +49 61 51-360 56-11 [email protected] www.succidia.de Herausgeber Jörg Peter Matthes [ JPM] Mitherausgeber Robert Erbeldinger Anzeigenverkauf Oliver Michaut [email protected] Kathrin Witteborg [email protected] Konzeption, Layout 4t Matthes + Traut Werbeagentur www.4t-da.de Jannette Jochum [email protected] Beirat Prof. Dr. Thomas Wessinghage (2006), Ärztlicher Direktor der Medical Park Kliniken im Tegernseer Tal Dr. med. Andree Ellermann (2008), Facharzt für Orthopädie, Sportmedizin, Chirotherapie. Ärztlicher D irektor und Leitender Arzt ARCUS Sportklinik, Pforzheim Dr. med. Walter Oskar Schüler (2008), Leitender Arzt Kardiologie/Innere Medizin ARCUS Sportklinik, Pforzheim Dr. med. Jens Enneper (2011), Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin und C hirotherapie Orthopädie und Sport/Köln Dr. med. Andreas Gösele-Koppenburg (2011), Facharzt für O rthopädie, Sportmedizin, Ärztlicher D irektor Crossklinik Basel Dr. med. Thomas Frölich (2011), Chirurgie, Allgemeinmedizin, Sportmedizin- Sporttraumatolgie, Ethianum Heidelberg Dr. med. Frank Thormählen (2011), Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin, Medizinische Trainingstherapie, Physikalische Therapie, Chirotherapie, Hamburg Prof. Dr. med. Wilhelm Haverkamp (2012), Komm. Klinikdirektor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie, Charité Berlin Helen Voigt [email protected] Prof. Dr. Mario Thevis (2012), Leiter des Zentrums für Präventive Dopingforschung an der DSHS Köln Redaktion Masiar Sabok Sir, Leitung (MSS) [email protected] Sven Kruse (2012), Sportphysiotherapeut des DOSB und Gründer/Inhaber der MediVital Rehazentren, Hemer Dr. med. Thomas Ambacher (TA) Aidin Dinkhah (AD) Jörg Peter Matthes ( JPM) Dr. Gerhard Schilling (GS) Yvonne Schmidt (YS) Kathrin Witteborg (KW) Dr. med. Thomas Ambacher (2013), Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Chirurgie, Sportmedizin. Ärztlicher Direktor und Leitender Arzt ARCUS Klinik, Pforzheim Druck Frotscher Druck GmbH [email protected] www.frotscher-druck.de Preis Einzelheft: 9,50 E incl. Versand Jahresabo (8 Ausgaben) Deutschland: 76 E incl. Versand, zzgl. MwSt. Europäisches Ausland: 91,50 E, incl. Versand Titelbild: © www.huberbuam.de Prof. Dr. med. Peter Angele (2014), sporthopaedicum Straubing/Regensburg, Universitätsklinikum Regensburg, Vize-Präsident AGA, FIFA Medical Centre Regensburg Dr. med. Werner Krutsch (2014), Universitätsklinikum Regensburg, FIFA Medical Centre Regensburg, Beratungsarzt Bayrischer Fußballverband Robert Erbeldinger (2014), Dipl. Sportwissenschaftler PD Dr. med. Matthias Brem (2015), Oberarzt und Funktions bereichsleiter Orthopädische Sportmedizin, Klinikum Nürnberg 10. Jahrgang 2015 z.Zt. gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom September 2014. itglied der Informationsgemeinschaft M zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW), Berlin ZKZ 73944 liefert Calcium und Magnesium im idealen 2:1 Verhältnis ursprünglich rein und angenehm im Geschmack empfohlen vom Institut für Sporternährung e. V. Bad Nauheim 1866-5322 www.medicalsportsnetwork.de www.msn-kongress.de www.rosbacher.com Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit schriftlicher Genehmigung und Quellenangabe gestattet. Der Verlag hat das Recht, den redaktionellen Beitrag in unveränderter oder bearbeiteter Form für alle Zwecke, in allen Medien weiter zu nutzen. Für unverlangt eingesandte Bilder und Manuskripte über nehmen Verlag und Redaktion sowie die Agentur keinerlei Gewähr. Die namentlich gekennzeichneten Beiträge stehen in der Verantwortung des Autors. 03.15 medicalsports network FÜR DEINEN KÖRPER 3 Interna LIEBE LESER DER MEDICALSPORTSNETWORK, Sie halten eine besondere Ausgabe der medicalsportsnetwork in der Hand. Wir richten unseren Blick auf bemerkenswerte sportliche Aktivitäten, die auf außergewöhnliche Art und Weise in der Natur durchgeführt werden und ein besonderes, herausragendes Erlebnis ermöglichen. Das Phänomen, risikoreiche Situationen im Erlebnissport aufzusuchen, übt auf viele Menschen eine gewisse Faszination aus. Wollen wir damit als alleiniger Akteur unsere eigenen subjektiven Grenzen ein Stück weit hinausschieben? An einer Steilwand erlebt man das Ausgeliefertsein im Hinblick auf die Natur und deren Gewalten – es ist auch eine Form der Unsicherheit im Leben. Dieser „Trend“ zeigt sich ebenfalls am erhöhten Expeditionsangebot von Reise-Agenturen, denn Bergsteigen z. B. ist „in“. Sowohl Außenstehende als auch Wissenschaftler sind vom Extremsport und den damit verbundenen Gefahren fasziniert – das Außergewöhnliche ist in verschiedenen Fachgebieten ein spannender Forschungsgegenstand – die Sportler werden genauestens unter die Lupe genommen. Man fragt sich: Warum gibt ein Mensch bewusst seine Sicherheit auf? Was veranlasst einen Menschen zu einer Handlung, die die bewusste Inkaufnahme risikoreicher, gefährlicher Situationen beinhaltet? Was treibt sie an bzw. worin liegt ihre Motivation? Die Antworten sind viel fältig. Ein Ansatz könnte darin bestehen, dass Extremsportler sich ihren physischen, psychischen, finanziellen und zeitlichen Ressourcen aussetzen, um das Risiko zu suchen. Die Motivation, das eigene Selbstvertrauen und die Emotionen im Zusammenhang mit bereits erbrachten Leistungen bilden eine Einheit. Der Sport in extremer Höhe oder auch unter extremen Bedingungen ist ein Gegenstand des Außergewöhnlichen und hat für den Athleten sicherlich auch eine hohe emotionspsychologische Bedeutung – so manch einem mögen an dieser Stelle auch Begriffe wie Flow-Erleben oder Sensation Seeking in den Sinn kommen. Es werden Leistungsgrenzen und Grenzerfahrungen aufgesucht. Unter höchsten psychischen und physischen Krafteinsatz und maximaler Konzentration wird bei härtesten Bedingungen das persönliche Ziel angestrebt. Ist dieses erreicht, treten Hochgefühle auf, die das eigene Tun bestätigen und belohnen. Ein unglaublicher Moment! Thomas Huber auf unserem Titelbild gibt Ihnen vielleicht schon einen gewissen Vorgeschmack. Viel Spaß beim lesen, Ihre Kathrin Witteborg 6. MEDICALSPORTSNETWORK KONGRESS Samstag, 10. Oktober 2015 in der ARCUS Sportklinik Pforzheim SAVE THE DATE Themen ND STA ARD LD IT GOLD ST DM AR GOLDSTAND IT M D DAR MIT G O AN 4 § § § § § Kontroversen in der Sportkardiologie Ultraschalldiagnostik beim Sport Functional Movement Screen (FMS) Überlastungssyndrome beim Tennis Patella – aktuelle Behandlungskonzepte § § § § § Operative Versorgung von Muskelverletzungen Dreidimensionale myofasziale Bewegungsketten Return to play nach Kreuzbandverletzungen workshops Sportkardiologie + FMS Talk im Foyer mit Specialguest Marc Girardelli Mehr Informationen Masiar Sabok Sir | [email protected] | Tel: 06151-360 56 19 medicalsports network 03.15 Arthrosetherapie mit Polynukleotiden Im Rahmen der 63. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen e. V. (VSOU) findet am Freitag, 1. Mai ein Fachsymposium zum Thema „Intra-artikuläre Therapie der Arthrose – aktuelle Erkenntnisse zur Therapie mit Polynukleo tiden“ statt. Prof. Billigmann, Institut für Leistungsdiagnostik und Sporttraumatologie in Koblenz, der die wissenschaftliche Leitung des Humantis-Symposiums inne hat, wird einen Überblick über die aktuelle Studienlage der Arthrosetherapie mit Poly nukleotiden geben und aktuelle Erfahrungswerte aus der Praxis vorstellen. Der Fachvortrag von Prof. Schmal, Leitender Oberarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg, beschäftigt sich mit den Behandlungsstrate gien bei Arthrose. Dr. Schröder, Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie in Wuppertal-Ronsdorf, wird zum Thema „Adenosinrezeptoren: Nachweis der Sensitivität für Desoxyadenosin – Wirkmodell für Polynukleotide“ referieren. Das Produkt Chondro Joint der Firma Humantis setzt bei der Arthrosetherapie gezielt auf hochgereinigte physiologische Polynukleotide, die in Form eines Gels direkt in das Gelenk gespritzt werden. Diese Art der Therapie hat sich in den letzten Jahren bereits in vielen Ländern Europas bestens bewährt. www.humantis.de Heart and Sports 2015 Der 2. Kongress für Sportkardiologie „Heart and Sports 2015“ findet am 12. und 13. Juni in Erlangen statt. Nach dem Erfolg und der sehr positiven Resonanz auf die Veranstaltung im Mai 2014, wurde in diesem Jahr wieder ein praxisnahes und interaktives Programm zusammengestellt. Ausgewählte Experten werden die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem spannenden Gebiet der Sportkardiologie präsentieren und Tipps für den klinischen Alltag geben. Dabei soll natürlich auch genügend Platz für angeregte Diskussionen sein. Gibt es eine Sportsucht? Ist Marathon lebensgefährlich? Sind Cholesterinsenker „Trainingskiller“? Wie wird die Sportkardiologie im Alltag niedergelassener Ärzte gelebt? Welche Bedeutung hat die Echokardiografie beim Sportler wirklich? Diesen und vielen anderen Fragestellungen wollen sportmedizinisch interessierte Ärzte aller Fachrichtungen auf den Grund gehen und von den Erfahrungen anderer lernen. Aufgelockert wird das Programm u. a. durch einen „KardioFun-Run“ am 12. Juni, zu dem die Kongressteilnehmer herzlich eingeladen sind. www.heart-and-sports.de 03.15 medicalsports network 5 Prävention 6 medicalsports network 03.15 LEBENDIGER SPORTLER = GUTER SPORTLER Plädoyer für eine konsequente Umsetzung qualifizierter sportmedizinischer Vorsorgeuntersuchungen in Deutschland Prof. Dr. med. Kurt Steuer, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie des Johanniter Krankenhauses Bonn Für das italienische Staatsgebiet müsste ein vergleichbarer Artikel nicht geschrieben werden. In Italien wurde bereits im Dezember 1978 mit der gesetzlichen Einführung des nationalen Gesundheitsdienstes SSN der Schutz der Gesundheit für Sporttreibende in den Rang eines Gesetzesziels erhoben. Im Februar 1982 wurde mit dem Dekret „Normen zum gesundheitlichen Schutz der wettkämpferischen Tätigkeit“, eine Gesetzesnovellierung in Kraft gesetzt, welche als Kerninhalt die sportmedizinische Eignungsuntersuchung verpflichtend vorschreibt (siehe Resnyak: Sportmedizin in Italien, medicalsportsnetwork 06.14) [1]. Aber auch der deutsche Rechtsraum ist aktuell nicht frei von Regula rien und Empfehlungen. Worum geht es? Der plötzliche Herztod oder „sudden cardiac death (SCD)“ beschreibt einen unerwartet auftretenden Tod durch einen Herzstillstand. Ursächlich dominieren bei plötzlichen Herztodesfällen bei anscheinend gesunden und jungen Leistungssportlern angeborene Herzmuskelerkrankungen und entzündliche, meist im Rahmen von Infektionen erworbene Herzerkrankungen [2]. Statistisch betrachtet ist das Risiko, einen plötzlichen Herztod zu erleiden, bei jungen Sportlern 2,5-mal höher als bei Nichts- 03.15 medicalsports network Prävention portlern [3]. Wobei an dieser Stelle darauf hingewiesen werden soll, dass je nach Interessenlage und Blickwinkel höchst unterschied liche Wahrscheinlichkeiten publiziert werden. Eine Aussage ist aber aus allen Angaben abzuleiten: Das Risiko ist erschreckend hoch. Unter dem Begriff der Inzidenz, d. h. einer Neuer krankung an einer bestimmten Krankheit, üblicherweise pro 100.000 Einwohner und Jahr angegeben, publiziert Van Camp 1995 für den plötzlichen Herztod Wahrscheinlichkeiten von 1,45/100.000 [4]. Für männliche amerikanische Basketballspieler berichtet Harmon 2011 über Wahrscheinlichkeiten von 1/3.100 Sportlern, einen SCD pro Jahr zu erleiden [5]. Harmon resümiert, dass für die Gesamtheit der im Rahmen der National Collegiate Athletic Asso ciation (NCAA) organisierten Sporttreibenden damit der plötzliche Herztod (SCD) die führende medizinische Todesursache darstellt [5]. Anlässlich der 24. Handball-Weltmeisterschaft im Januar 2015 in Qatar referierten im Rahmen des sportmedizinischen Symposiums unter dem Titel „Conference on New Sports Medi cine Concepts in Handball“ Victoria Watt und Maria-Carmen Adamuz. Unter der Über schrift „Sudden Cardiac Death in Handball“ wurden von den Kardiologinnen für einen Fünfjahreszeitraum Ergebnisse für 476 in Qatar untersuchte Handballsportler vorgestellt. Demnach mussten die Kardiologinnen der Aspetar Sportk linik in Qatar Prävalenzzahlen von 1/238 für „Herzkreislaufzustände, die in einem SCD münden könnten“, feststellen. D. h.: 0,4 % der untersuchten Handballsport lerinnen, vor allem aber der männlichen Sportler, waren auffällig, also gefährdet [6]. Die Autorinnen schlossen daraus, dass 4/1000 Hand ballsportler Herzveränderungen aufwiesen, die in einem SCD münden können. Wer sind in Deutschland die Meinungsbildner? Für Deutschland lassen sich im Wesentlichen vier Gruppen von Handelnden erkennen. Es handelt sich hierbei um: 1. Die deutsche Sportmedizin 2. Den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) 3. Die Berufsgenossenschaften – hier unter Federführung der Verwaltungs 8 berufsgenossenschaft (VBG) – als gesetz licher Versicherer der Berufssportlerinnen und Berufssportler 4. Die Krankenkassen 1.Deutsche Sportmedizin Bereits im Jahre 2002 veröffentlichte die heutige Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) ein abgestuftes sport ärztliches Vorsorgekonzept. Für verschiedene Zielgruppen wurden von einer Expertenkom mis sion und dem Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin Vorschläge für ein vierstufiges Untersuchungsprogramm veröffentlicht [7]. Demnach sieht der Vorsorge katalog für die Stufe 1 mit der Zielgruppe aller Sporttreibenden im Kindesund Jugendalter, aber auch den Freizeit-, Breiten- und Volkssportler bis 35 Jahre inhaltlich einen Anamnesebogen zum Selbstausfüllen, eine durch einen Arzt zu erhebende standardisierte Anamnese sowie eine körperliche Untersuchung (internistisch und orthopädisch) gemäß einem Erhebungsbogen vor, ggf. zusätzliche Untersuchungen bei bestimmten Sportarten. Gemäß diesem aus dem Jahr 2002 stammenden Konzept waren für die Stufe 1 Sportler nur fakultativ ein EKG in Ruhe, ggf. Laboruntersuchungen (Urinstatus) bzw. eine Belastungsuntersuchung (Ergometrie) vorgesehen. Breiten sportler mit zukünftiger Wettkampfteilnahme oder bei Trainingsumfang von sechs Stunden/ Woche, aber auch Leistungssportler, die keinem der Kader angehören, wurden nach diesem Konzept in die Stufe 3 eingeordnet. Natürlich waren auch für diese Sportler Vorsorgeunter suchungen wie für die Stufe 1 vorgesehen. Zusätzlich wurde seitens der DGSP aber mit einer Ergometrie (Fahrrad, Lauf band) bzw. einem Belastungs-EKG, einer Echokardio graphie sowie speziellen orthopädischen Unter suchungen bzw. einer Labordiagnostik (z. B. Urinstatus, Blutbild, Lipidstatus, Ferritin, K alium, Magnesium, gGT, Kreatinin, Blut zucker) eine deutlich ausgeweitete Diagnostik empfohlen [7]. Im Jahr 2007 wurden seitens der DGSP die sogenannte „S 1-Leitlinie Vorsorge untersuchung im Sport“ veröffentlicht. Die DGSP wollte mit diesen Leitlinien ganz bewusst zum einen die internistisch und ortho pädisch orientierten Sportärzte sensibilisieren, aber auch – als zweite Zielgruppe – die Sporttreibenden selbst ansprechen. Die Leitlinien fassten unter evidenzbasierten Kriterien die Ergebnisse einer Literaturrecherche in Form von Empfehlungen zur Untersuchungsgestaltung zusammen [8]. Durch die Veröffentlichung im Deutschen Ärzteblatt im Jahr 2010 erreichten Löllgen, Leyk und Hansel unter dem Thema „Sportärztliche Vorsorgeuntersuchung im Breiten- und Freizeitsport: Internistisch-kardio logische Aspekte“ eine wirklich breitere ärzt liche Leserschaft [9]. Löllgen et al. kommen als Ergebnis einer Konsensuskonferenz zu der Empfehlung, dass aus ethischen, juristischen und medizinischen Gründen eine sportärzt liche Vorsorgeuntersuchung mit einer einheit lichen Anamnese, einer klinischen Untersuchung und einem qualifizierten Ruhe-EKG als Standard vorzuschlagen ist [9]. Die Autoren weisen auch in dieser Publikation auf die wohl bekannteste und häufig zitierte Arbeit von Corrado hin. Corrado publizierte bereits im Jahre 2006 als Ergebnis einer retrospektiven italienischen Studie mit mehr als 34.000 Beo bachteten, dass durch qualifizierte sportärztliche Vorsorgeuntersuchungen in der Gruppe der im Vorfeld untersuchten Sportler eine Senkung der sportassoziierten Todesfälle um 89 % möglich war [10]. 2. Deutscher Olympischer S portbund (DOSB) Der Deutsche Olympische Sportbund lässt erfreulicherweise keinerlei Zweifel an seiner Grundintention zu. Unter der Überschrift „Einmal im Jahr zur Grunduntersuchung“ wird die Marschrichtung unmissverständlich formuliert [11]. Zu beachten ist aber, dass nicht alle Sportlerinnen und Sportler in den Verantwortungsbereich des DOSB fallen. Der DOSB ist für C-, B- und A-Kader athletinnen und Athleten verantwortlich, die ihm von den jeweiligen Sportverbänden zum entsprechenden Stichtag gemeldet worden sind. Für diese A ktiven sind jährliche – präventiv ausgerichtete medicalsports network 03.15 – standardisierte sportmedizinische Gesundheitsuntersuchungen vorgesehen. Mit dem Hinweis, dass je nach der Spezifik der betriebenen Sportart spätestens im D-Kader eine „Eingangsuntersuchung“ verpflichtend durchgeführt werden sollte, können auch junge Sportler, die sich im Grenzbereich zum Leistungssport befinden, gemeldet und damit der Untersuchung zugeführt werden. Der DOSB hat – je nach dem Anforderungsprofil der Sportdisziplin – vier Kategorien aufgestellt, die sich bezüglich des abzuarbeitenden medizinischen Untersuchungsspektrums unterscheiden. Deutsche Handballspielerinnen und -spieler, d. h., DHB-Kaderathleten, sind wie auch Basketballer der höchsten und damit „aufwendigsten“ Kategorie 4 zugeordnet. Unabhängig von allen Kategorien wird expressis verbis, um „lebensbedrohliche Herzund Gefäßerkrankungen rechtzeitig erkennen zu können“, seitens des DOSB für jeden Sportler eine echokardiographische Untersuchung gefordert. Diese sonographische Untersuchung soll alle zwei Jahre wiederholt werden, bei Auffälligkeiten jährlich. Hat der jeweilige Sportverband die zur Untersuchung vorgesehenen Sport lerinnen und Sportler bei einem der vom DOSB lizenzierten sportmedizinischen Untersuchungszentren anmeldet, erfolgt die Abrechnung der Kosten für die sportmedizinischen Gesundheitsuntersuchungen sowie eventuell für die einer gleichzeitig durchgeführten leistungsphysiologischen Untersuchung entsprechend der geltenden Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) über den Geschäftsbereich Leistungssport des DOSB [12]. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass der DOSB eine Liste von 24 lizenzierten sportmedizinischen Untersuchungszentren veröffentlicht hat, die für vergleichbare Untersuchungen angesprochen werden können. 3. Berufsgenossenschaften – die Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) So klar und nachvollziehbar der DOSB seine Position darstellt, so unübersichtlich erscheint die Rolle des gesetzlichen Unfallversicherers, d. h. der Berufsgenossenschaft. 03.15 medicalsports network Die seitens der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) verantwortete medizinische Rehabilitation ist vorbildlich und steht hier nicht zur Diskussion. Für den aktuell zu beleuchtenden Präventionsbereich überrascht aber ein Widerspruch zwischen einerseits einer Fülle vonseiten der VBG klar adressierter Anforderungsprofile, z. B. gegenüber Vereinsvorständen und anderseits einer gleichzeitig erschreckend wenig konkreten Verantwortlichkeit. Die Aufgaben und vor allem das konkrete Leistungsangebot der Berufsgenossenschaft im Bereich der Prävention sind intransparent. Demnach ist die Abwägung von „Pflichten“ und „Rechten“ unausgewogen. Eindeutig geklärt ist die Frage „Wer ist versichert?“ Alle bei Sportvereinen angestellten Sportler, die im Training die körperliche Leistungsfähigkeit erhalten und steigern, um zugunsten des Vereins im Wettkampf Leistung zu erbringen, unterliegen dem Versicherungsschutz. Der „unversicherte Freizeitsport“ wird eindeutig von der unfallversicherten (beitragspflichtigen) Sportausübung abgegrenzt. So ist der Unfallversicherungsschutz ab 01.01.2015 daran gebunden, dass einkommensteuer- und sozialversicherungspflichtige Geld- oder Sachleistungen fließen, die (1.) in jedem Monat der Vertragslaufzeit die Grenze von 200 Euro netto überschreiten und (2.) den gesetzlich vorgesehenen Mindestlohn nicht unterschreiten [11]. Ebenso eindeutig plakatiert die VBG die Rolle des „juristisch Verantwortlichen“. Für die Sicherheit und Gesundheit der „Versicherten der VBG“ trägt im Sportverein der Vorstand die Verantwortung. So ist der Vorstand eines Sportvereins als Vertreter der juristischen Person „Sportverein e. V.“ für den sicheren und gesundheitsgerechten Vereinsbetrieb verantwortlich. Der jeweilige Vereinsvorstand kann völlig problemlos nachlesen, dass er mit (1.) den Vorschriften des Arbeitsschutzgesetzes, (2.) dem Sozialgesetzbuch VII und (3.) der Unfallverhütungsvorschrift, hier auch den „Grundsätze(n) der Prävention“ (BGV A1), einer Fülle von gesetzlichen Normen unterliegt. In der DGUV-Vorschrift „Grundsätze der Prävention“ wird der Vorstand explizit zu 9 „Orthomol Sport® gibt mir zurück, was ich auf der Strecke lasse.“ Sabrina Mockenhaupt, Läuferin Orthomol Sport® ist erhältlich in jeder Apotheke Für alle, die alles geben Die orthomolekulare Mikronährstoffkombination • unterstützt die Leistungsfähigkeit • trägt zur Regeneration bei • stärkt die Widerstandskraft Find us on Facebook facebook.com/orthomolsport Orthomol Sport ® ist ein Nahrungsergänzungsmittel. Wichtige Mikronährstoffe für die sportliche Leistung. Mit Vitamin C zur Aufrechterhaltung der normalen Funktion des Immunsystems während und nach intensivem körperlichen Training. Mit Vitamin B6 als Beitrag zum normalen Protein- und Glykogenstoffwechsel und Magnesium als Beitrag zum normalen Energiestoffwechsel und zur Muskelfunktion. Mit L-Carnitin, Coenzym Q10 und Omega-3-Fettsäuren. orthomol-sport.de facebook.com/orthomolsport Prävention Kurt Steuer Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Sportmediziner Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie des Johanniter Krankenhauses Bonn Lehrauftrag an der Hochschule Bonn Rhein Sieg, hier mitverantwortlich im Fachbereich Sozialversicherungen für das Studium des berufsgenossenschaftlichen Nachwuchses und den Studienabschluss Bachelor of Arts, Fachrichtung Sozialversicherungsmanagement Netzwerk leitender Verbandsarzt des Deutschen Handballbundes (DHB) [email protected] Maßnahmen zur Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren verpflichtet [12]. In der Rubrik „Pflichten“ rät die Berufsgenossenschaft dem Vereinsvorstand: „Besprechen Sie im Vorstand die Verantwortung für den sicheren Vereinsbetrieb (...) Beurteilen Sie die Arbeitsbedingungen, insbesondere Gefährdungen der Beschäftigten und Mitglieder beim Sporttreiben. Prüfen Sie, ob arbeitsmedizinische Vorsorge erforderlich ist.“ [13] Neben der Notwendigkeit der arbeitsmedizinischen Vorsorge werden seitens der VBG auch sportmedizi nische Untersuchungen ins Feld geführt. Als dezidiertes Ziel der sportmedizinischen Untersuchungen wird in diesem Zusammenhang auch die Beurteilung individueller gesundheitlicher Risiken des Sportlers (z. B. Spielfähigkeit) benannt [14]. Dass es die VBG sehr genau versteht, „Pflichten“ zu formulieren, ist auch in VBG-Publikationen wie „Training und Übungen sicher leiten – Tipps 10 und Hinweise für Übungsleiter und Trainer“ nachzulesen. So werden nicht nur Ausführungen zur „Aufsichtspflicht“ nachlesbar. Zitat: „Sie haben als Übungsleiter und Trainer für die körperliche U nversehrtheit der von Ihnen betreuten Sportler zu sorgen ... Beim Training und bei Übungen mit Jugendlichen haben Sie weitergehende Aufsichtspflichten, da Sie quasi ‚die Rolle der Eltern‘ übernehmen … Sie haben sich über die körperlichen Voraussetzungen der von Ihnen betreuten Sportler zu informieren; hierzu gehört nicht nur die momentane körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch der indi viduelle Gesundheitszustand – z. B. Diabetes. Sie sollten sich immer einen Überblick verschaffen, welchen Gefahren die Teilnehmer während der Übungseinheit ausgesetzt sind.“ [15] Die VBG schreckt nicht einmal davor zurück, ihren Anforderungskatalog mit dem dezidierten Hinweis auf das Bürgerliche Gesetzbuch (§ 823, § 832 BGB) zu unterstreichen. Die Rubrik „Rechte“ lässt eine vergleichbar konsequente Handschrift vermissen. Ein dem DOSB vergleichbarer konk reter Leistungskatalog, d. h., eine Auflistung der seitens der VBG angebotenen und verantworteten Leistun gen mit Ansprechpartnern und einer Kosten übernahmeerklärung ist nicht veröffentlicht. Die VBG führt zwar aus, dass im organisierten Sport die sportmedizinische Untersuchung fester Bestandteil des Sportbetriebs ist und die Indikation und die zeitlichen Intervalle sportmedizinischer Untersuchungen in erster Linie durch den Trainer/Übungsleiter in Absprache mit einem Sportmediziner (z. B. Vereinsarzt) vorgegeben würden, die Rolle und Verantwortung des gesetzlichen Unfallversiche r ungs trägers bleibt aber unklar. Die Aussage, die sportmedizinische Unter suchung wird in der Regel von dem Vereinsarzt (Sportmediziner) durchgeführt, ist schnell formuliert [16]. Schon die Kombination aus „internistisch-kardio logischer“ und „orthopädischer“ Fragestellungen sollte den auch für Prävention verantwortlichen Ver sicherer vielleicht veranlassen, die praktischen Abläufe zu hinterfragen und ggf. zu regeln. Sicher ist, dass die üblicherweise eingesetzten, d. h. verpflichteten Arbeitsmediziner bei Fragen des Leistungssports schnell an ihre inhaltlichen Grenzen stoßen. Der alleinige Verweis auf einen Einsatz des Mannschaftsarztes ist aber zu einfach. Wird seitens der Berufsgenossenschaft darauf verwiesen, dass in manchen Amateursportbereichen für die Ausübung der entsprechenden Sportarten seitens der Spitzen verbände regelmäßige ärztliche Untersuchungen vorgeschrieben sind, in anderen Sportarten sogar Gesundheitsbescheinigungen für die Wettk ampfzulassung verlangt werden, ist das Reg lement für den durch sie verant worteten Berufssport zumindest überraschend lückenhaft. Die VBG fordert zwar mit Hinweis auf das Lizenzierungsverfahren sportmedizinische Untersuchungen, die praktische Umsetzung dieser Maßnahmen wird aber weder organisiert noch die Durchführung kontrolliert, Hinweise für eine finanzielle Absicherung vergleichbarer Untersuchungen sucht man vergeblich. Die auch für die Sportart Handball seitens der VBG mit der Handball-Bundesliga (HBL) abgestimmten sportmedizinischen Untersuchungsbögen können hier allenfalls als erster Schritt in die richtige Richtung verstanden werden. medicalsports network 03.15 Bemerkenswert ist der Hinweis, wonach die Untersuchung von Profisportlern gemäß den sportmedizinischen Untersuchungsbogen wegen der präventiven Zielsetzung auf die betriebsärztliche Betreuungszeit angerechnet werden können [16]. Konkrete Vorgaben über Umfang und Form der „betriebsärztlichen Betreuung“ der Berufssportler habe ich nicht finden können, mit Ausnahme eines Hinweises, wonach arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen von Fach ärzten für Arbeitsmedizin oder Ärzten mit der Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin durchgeführt werden sollen [16]. Es sollte eigentlich nicht der Realität entsprechen, wenn bezüglich der Prävention von Gesundheitsschäden für die relativ kleine Gruppe der Berufssportler und damit für eine Versichertengruppe, die nur von ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit „lebt“, niedrigere Maßstäbe angelegt werden als für Freizeitsportler. Die Berufsgenossenschaft verpflichtet die mit ihnen zusammenarbeitenden Partner sehr real, zur Not auch mit Verweis auf das Bürgerliche Gesetzbuch. Welchen konkreten Beitrag die VBG in Zukunft leisten will, um ihren Präventionsverpflichtungen nachzukommen, ist kurzfristig zu verhandeln und dann praktisch umzusetzen. Seitens der Berufsgenossenschaft ist meines E rachtens kein grundlegender Widerstand, eher jedoch noch Unsicherheit über Ziele, Aufgaben und eine praktische Umsetzung zu bemerken. So unkompliziert, umfassend und – für den Sportler – kostenfrei, wie der DOSB die Kadersportler absichert, so unkompliziert und umfassend sollte ein vergleichbares Betreuungsangebot für die gesetzlich versicherten Berufssportler durch die Berufsgenossenschaft zeitnah entwickelt werden. BEST PRACTICE } SDC - Y EM ACAD .COM 4. Gesetzliche Krankenkassen Die Rolle der gesetzlichen Krankenkasse ist wichtig, ist sie für die mit Abstand größte Zahl der potenziellen Leistungsnachfrager zuständig. Die meisten von einer sportmedizinischen Vorsorgeunter suchung profitierenden Sportlerinnen und Sportler sind keine Kader athleten oder Berufssportler. „Die Kosten für rein präven tive, sportmedizinische Untersuchungen über nehmen die gesetzlichen Krankenkassen nicht.“ [17] Diese Aussage ist für das Jahr 2015 glücklicherweise nicht mehr so richtig, diese Aussage war vor zehn Jahre aber zutreffend und stammte von der Stiftung Warentest. Die renommierte Stiftung Warentest publizierte im Jahr 2006 (Testheft 2/2006) einen Leistungsvergleich zwischen niedergelassenen Sport ärzten und sportmedizinischen Untersuchungszentren für sportmedizinische Vorsorgeuntersuchungen. Klare Testsieger waren damals die Sportzentren in Hamburg und München. Diese ließen sich die ärztlichen Untersuchungen aber auch mit bis zu 970 Euro fürstlich entlohnen. Ein bereits im Januar 2006 seitens der Stiftung Warentest gegebener Hinweis ist auch 2015 noch gültig. Sofern ein Patient gesundheitliche Beschwerden angibt, das Treppensteigen schwer fällt, die Brust schmerzt oder Probleme bei der Atmung auftreten, sind zumindest Teile einer eigentlich präventiven sportmedizi nischen Untersuchung als Kassenleistung abrechenbar [17]. Sechs Jahre später, im November 2012, informierte der Bayrische Sport ärzteverband seine Mitglieder über eine mit der Techniker Kranken- 03.15 medicalsports network JETZT MIT SPEZIALTRAINING DER RADIALEN STOSSWELLENTHERAPIE IM PROFI-FUSSBALL 11 Prävention kassen abgeschlossene Vereinbarung. Unter der Überschrift „Sportmedizinische Vorsorgeuntersuchungen mit der TK – qualifizierte IGEL-Leistungen durch Sportmediziner“ wurde publiziert, dass es dem ersten sportmedizi nischen Landesverband in Deutschland gelungen sei, mit einer Krankenkasse einen Vertrag über die Erbringung einer sportmedizinischen (IGEL-)Leistung abzuschließen. Gemäß dieser Vereinbarung erstatten die Techniker Kranken kassen ihren Mitgliedern 80 % der ärztlichen Rechnung, welche zwischen 66 und 150 Euro läge. Die Nachfrage nach diesen sportmedizinischen Vorsorgeleistungen sei in Regensburg, Erlangen und Würzburg hoch [8]. Da die sportmedizinische Vorsorgeuntersuchung ein lukratives Zusatzgeschäft für Ärzte ist, veröffentlichte die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin im Internet genaue Abrechnungs modalitäten. Demnach werden vergleichbare sportmedizinische Untersuchungen als Basis untersuchung mit 84,85 Euro incl. aller denkbaren Zusatzuntersuchungen mit bis zu 190,16 Euro + 3,35 Euro pro Anzahl der Laktatmessungen in Abrechnung gebracht werden [19]. Im September 2013 konnte im Deutschen Ärzteblatt die Nachricht gelesen werden: „Immer mehr Krankenkassen übernehmen sportmedi zinische Vorsorgeuntersuchung.“ Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin benachrichtigte hier über eine Kostenübernahme für Sportvorsorgeuntersuchungen durch die Techniker Krankenkasse, die BKK RWE, die BKK vor Ort und die BKK Mobil Oil [20]. Die Realität ist aber weiterhin kompliziert. Im Jahr 2015 ist nicht einmal innerhalb „derselben Ersatzkasse“ ein einheitlicher, an den Versicherten zurückfließender Erstattungsbetrag üblich. So erstattet beispielhaft die AOK Nordost für sportmedizinische Untersuchungen 80 % der Kosten – bis maximal 50 Euro. Die AOK Rheinland/ Hamburg übernimmt für die sportmedizinischen Untersuchungen im Rahmen des Gesundheitsbudgets bis zu 125 Euro pro Jahr. Eine Teilnahme am Gesundheitsbudget ist jedoch Voraussetzung. Die AOK PLUS lässt mitteilen, dass sie der Einfachheit halber 90 % des Rechnungsbetrages – bis zu 120 Euro – übernimmt. Die AOK Bremen/Bremerhaven bezahlt die sportärztliche Untersuchung komplett, hier aber mit dem Vermerk „im Rahmen der 300 EUR PLUS für zusätzliche Leistungen pro Jahr“. [21] Die Angaben der Vaillant BKK sind vergleichsweise eindeutig. Sie teilt mit, dass sie für sportmedizinische Untersuchungen 80 % der Kosten im Rahmen des Gesundheits kontos bis max. 300 Euro pro Jahr bezahlt [21]. Für den interessierten Versicherten bleibt, nur im Internet im Rahmen von Vergleichsportalen [21] die Erstattungsmodalitäten der Kranken kassen nach zulesen oder die Recherche auf seine gesetzliche Krankenversicherung zu konzentrieren. Fazit Wenn es uns gelingt, bei nur einer Sportlerin oder einem Sportler einen plötzlichen Herztod zu verhindern, haben wir schon alles richtig gemacht und das Engagement hat sich ausgezahlt. Die deutsche Sportmedizin fordert spätestens seit dem Jahr 2010 aus ethischen, juristischen und medizinischen Gründen eine präventive sportmedizinische Untersuchung mit Mindeststandard. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat seit Jahren für seine Kaderathleten ein vorbildliches Angebot in der Praxis verankert. Jeder Kaderathlet, der sich nicht in jährlichem Abstand prophylaktisch untersuchen lässt, handelt fahrlässig. Ein Sport lerumfeld, das vergleichbare Versäumnisse toleriert, hat sich demselben Vorwurf zu stellen. Die Berufsgenossenschaft (VBG) als gesetz licher Versicherer der deutschen Berufssportler muss konkretere Angebote entwickeln, um im Rahmen des Arbeitsschutzes und der selbst gesteckten Präventionsziele ihren Verpflichtun gen nachweislich gerecht werden zu können. Unverbind liche Absichtserklärungen müssen zugunsten eines realen Handelns und einer kontrollierbaren Übernahme von Verantwortung sofort abgelöst werden. Die Krankenkassen tragen für den ambitionierten Freizeitsportler und damit für die mit Abstand größte Gruppe Verantwortung. Die Krankenkassen, in gleichem Maße aber natürlich auch die als Leistungsanbieter auftretenden Sportmediziner, sollten sich ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden. Hier ist mit Nachdruck von allen Beteiligten ein sinnvolles Handeln zu fordern. Was getan werden soll, ist nachlesbar. Literatur beim Autor und in seinem Beitrag auf www.medicalsportsnetwork.com Handball – natürlich kein körperloser Sport 12 Bilder: © Sascha Klahn medicalsports network 03.15 Verband DEGUM BEIM SPORT UMGEKNICKT? Etwa jede vierte Verletzung im Sport betrifft das Sprunggelenk. Vor allem beim Ballsport, aber auch beim Tennis oder Laufen kommt es häufig vor, dass Sportler mit dem Fuß um knicken und sich so ein Band zerren oder gar einen Bänderriss zuziehen. Welche Schäden genau im Gelenk entstanden sind, kann der Orthopäde oder Unfallchirurg mittels Ultraschall abklären. Ergänzend oder auch alternativ zu Röntgen und MRT liefere die Sonografie bei Sprunggelenksverletzungen entscheidende Informationen, betont die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). Trotz Schwellung und Schmerzen sei die sonografische Abklärung auch bei einer frischen Verletzung möglich. „Gerade auch bei Kindern und Jugendlichen sollten wir die strah lenfreie Alternative mittels Ultraschall wählen, wann immer dies möglich ist“, so Dr. Hartmut Gaulrapp, stellvertretender Leiter des DEGUM-Arbeitskreises Bewegungsorgane. Neben den Verletzungen der Bänder selbst, erkennt der Arzt im Ultraschall auch Blutergüsse oder knöcherne Bandausrisse. Dabei reißen kleine Teile des Knochens an der Ansatzstelle zum Band aus. „Das Besondere ist, dass es sich beim Gelenkultraschall um eine dynamische Untersuchung handelt“, erklärt Gaulrapp. Während er mit der einen Hand den Schallkopf führt, drückt er mit der anderen das Schienbein nach unten. Dies macht den Bänder riss und das Ausmaß der Instabilität gut sicht- bar: Schieben sich Fersenbein und Sprungbein dabei um zwei Millimeter oder mehr vor, ist das ein klarer Hinweis darauf, dass die Bänder überdehnt sind und das Gelenk nicht ausreichend stabilisieren können. Eine solche „Instabilität“ kann den Patienten auch nach Ausheilung der Verletzung langfristig beeinträchtigen. „In bis zu 20 % der Fälle bleibt das Gelenk chronisch instabil, was das Risiko für erneute Verletzungen des Sprunggelenks erhöht“, sagt Gaulrapp. Betroffene knicken häufiger um und fühlen sich beim Laufen nicht mehr sicher. „Zur Beurteilung sollte unbedingt eine abschließende Ultraschallkontrolle und gegebenenfalls eine Therapie erfolgen.“ www.degum.de BNK DEN SCHMERZEN EINFACH DAVON GEHEN Die Schaufensterkrankheit gehört zu den peripheren arteriellen Verschlusskrankheiten (PAVK). Dabei handelt es sich um Durch blutungsstörungen, die überwiegend in den Beinen auftreten und bei körperlicher Aktivität aufgrund von Sauerstoffmangel zu Schmerzen führen. Diese zwingen Betroffene dazu, die Bewegung wiederholt einzustellen. In Deutschland leiden laut der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA) aktuell rund 4,5 Mio. Menschen an der gefährlichen Durchblutungsstörung. Um schwerwiegende Folgeerkrankungen zu verhindern, ist eine fachinternistische Diagnostik beim Auftreten von ersten Symptomen 03.15 medicalsports network unbedingt notwendig. Je nach Befund ist dann gegebenenfalls eine Angioplastie oder die Implantation von Stents nötig, um die eng gestellten Gefäße offen zu halten und eine langfris tige Verbesserung für den Patienten zu erreichen. In einigen Fällen haben sich zur Behandlung von PAVK auch sekundärpräventive Maß nahmen wie das Gehtraining bewährt. „Dass Schmerzen beim Gehen ausgerechnet durch weitere Bewegung gelindert werden können, scheint auf den ersten Blick paradox. Doch aktuelle Studien bestätigen das Gehtraining als Erfolg versprechende und gleichzeitig kostengünstige Therapieform bei PAVK“, erklärt Prof. Dr. Johannes Dahm, Leiter der Arbeitsgruppe Angiologie des Bundesverbandes Niederge lassener Kardiologen (BNK). Das Gehtraining fördert die Kollateralenbildung, wodurch sich die Sauerstoffversorgung verbessert und die Beschwerden gelindert werden. „Idealerweise können wir so in frühen Stadien der PAVK einen operativen Eingriff verhindern“, so Prof. Dr. Dahm. Diese Effekte wurden besonders bei Ge fäßsportgruppen mit überwachten und strukturierten Trainingsprogrammen beobachtet. www.bnk.de 13 Prävention SCHWIMMERSCHULTER Verletzungen, Überlastungsschäden und/oder muskuläre Dysbalancen Leonie Antonia Beck1, Prof. Dr. med. Alexander Beck2 1 Deutschhausgymnasium, Würzburg 2 Stiftung Juliusspital, Leiter Institut für Sportmedizin und Sportverletzungen, Würzburg 14 medicalsports network 03.15 Das Schultergelenk gilt im Schwimmsport als häufigstes medizinisches Problem, vor allem im Hochleistungsbereich. Doch bereits ehe hier Probleme auftreten, ist es wichtig einzuschreiten. Hier ist der Sportmediziner frühzeitig gefragt, präventiv vorzugehen, bevor in erster Linie konservative Maßnahmen notwendig werden. Operative arthroskopische Behandlungsoptionen sollten erst nach Versagen der konservativen Möglichkeiten in Betracht gezogen werden. Der Begriff „Schwimmerschulter“ ist keine korrekte medizinische Bezeichnung, sondern eher eine Sammeldiagnose von Verletzungen, Überlastungsschäden und/oder muskulären Dys balancen im Schulterbereich. Hierbei werden Probleme von Muskeln und Sehnen der Rotatorenmanschette sowie Bändern, dem subacromialen Schleimbeutel und den Knochen des Schultergelenks zusammengefasst. Die häufig ste Ursache für Schulterschmerzen ist die mecha nische Reizung der Supraspinatussehne durch Einengung des subacromialen Raums. Dies kann durch eine Schulterinstabilität nach rezidivierenden Mikroverletzungen bei Überlastung oder durch muskuläre Dysbalancen des Schultergür tels gefördert werden. Hierbei sind die Innenrotatoren verkürzt und gleichzeitig die Außenrotatoren untrainiert, was zu einer Dezentrierung des Oberarmkopfes nach dorsal und kranial führt. Ursächlich für solche Dysbalancen ist die Überkopf beanspruchung vom Schultergelenk, besonders bei den Schwimmarten Kraul, Rücken und Delphin. Jenes führt zu einem Engpasssyndrom und damit letztlich zu einer mecha nischen Irritation der Supraspinatussehne. Warum aber gerade bei Schwimmern? Beim Schwimmen erfolgt der Vortrieb durch Innenrotation, was zu einer überdurchschnittlichen Kräftigung dieser Muskeln führt, wobei die antagonistisch wirkenden Außenrotatoren eher untrainiert bleiben. Diese Muskelungleich gewichte werden zusätzlich noch durch das Krafttraining an Land verstärkt, da dort versucht wird, dieselben Muskeln wie beim Wassertraining noch höher mit Gewichten zu belasten. Somit kommt es zur Instabilität, da die Muskeln der Rotatorenmanschette geschwächt werden, denn die vorwiegend außenrotatorischen Muskeln zentrieren üblicherweise den Humerus 03.15 medicalsports network kopf in der Pfanne. Folgen sind Fehlstellungen im Gelenk, eine Verschiebung der Kraftvektoren aus der optimalen Position heraus und daraus resultierende Fehlbelastungen. Diese kontinuierliche Dezentrierung des Gelenkes führt zur Einengung des Schulterdachraumes und damit zu Schmerzen, Abnutzung der Supraspinatussehne und Überlastungssyndromen. Resultat ist im Endeffekt eine Fehlstellung und relative Instabilität des Oberarmkopfes in der Gelenkpfanne, was zu einem Impingement führt. Alexander Beck Untersuchung von Hochleistungssportlern Im Rahmen einer Untersuchung wurden die Schwimmerinnen und Schwimmer der ersten und zweiten Mannschaft des Schwimmvereins Würzburg 05 (SVW 05) zum Thema Schulterprobleme befragt. Der SVW 05 ist Bundesstützpunkt des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) für Freiwasserschwimmen, die beiden ersten Mannschaften (weiblich und männlich) bestehen somit ausschließlich aus Hochleistungs sportlern. Beide erste Mannschaften schwimmen in der Ersten Bundesliga und wurden im Jahr 2015 Vizemeister bei den Frauen bzw. Bronzemedaillengewinner bei den Männern. Die beiden zweiten Mannschaften bestehen zwar vorwiegend aus Nachwuchsschwimmern, absolvieren jedoch bereits ein volles Trainingsprogramm. Sie siegten in ihrer jeweiligen Liga und sind 2015 in die nächsthöhere Liga aufgestiegen (Landesliga bzw. 2. Bundesliga). Von den 28 Schwimmerinnen und Schwimmern (57 % männlich und 43 % weiblich) gaben 17 Schulterprobleme an (61 %), elf (39 %) gaben keine Probleme an. Interessanterweise waren fast alle Schwimmer, die keine Schulterprobleme angegeben haben, rechts oder beidseits atmende Schwimmer (Abb. 1). Dagegen war nur einer Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Facharzt für Chirurgie, spezielle Unfallchirurgie, Sportmedizin, Notfallmedizin, physikalische Therapie Chefarzt der Abteilung Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Juliusspital Würzburg Schwerpunkte: arthroskopische Chirurgie, Endoprothetik, Sportverletzungen und U nfallchirurgie Leiter des Instituts für Sportmedizin und Sportverletzungen am Juliusspital Network Kooperationspartner Olympiastützpunkt Bayern Mitglied im geschäftsführenden Vorstand des Berufsverbandes der Orthopäden und Unfallchirurgen (BVOU), Mitglied in den Präsidien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) Betreuender Mannschaftsarzt der Langstreckenund Freiwasserschwimmer des Deutschen Schwimmverbandes (DSV). Medizinische Betreuung des Bundesstützpunkts Lang streckenschwimmen beim SVW 05 in Würzburg [email protected] 15 Prävention Leonie Antonia Beck von neun Schwimmern, die nach links atmen, ohne Schulterprobleme (12,5 %), acht Athleten (87,5 %) hatten mit rezidivierenden Schulterschmerzen zu kämpfen. In keinem einzigen Fall traten die Schulterprobleme isoliert in der linken Schulter auf, sondern waren immer nur rechts oder beidseitig lokalisiert. Die häufigsten Schulterprobleme tauchten bei den Lagenschwimmern auf. Erwartungsgemäß stiegen Schulterprobleme mit der zunehmenden Anzahl an trainierten Jahren und der Trainingsintensität an. Der Schwimmsport gilt als eine sehr trainingsumfangreiche Sportart, die im Kindesalter begonnen werden sollte, sofern man ein gewisses Leistungsniveau erreichen möchte. Akute Verletzungen sind äußerst selten, so taucht die Sportart Schwimmen in aktuellen Publikationen zu Sportverletzungen im Kindes- und Jugendalter meist gar nicht auf. Auch wenn insgesamt die negativen körperlichen Folgen im Hochleistungsbereich eher gering einzustufen sind, gilt dennoch die Schwimmerschulter als die häufigste Überlastung im Schwimmsport. Um solche Überlastungsschäden an der Schulter zu vermeiden, ist es schon in einem sehr frühen Stadium wichtig, also bereits mit Beginn des Leistungssports, präventiv vorzugehen. Hierfür ist ein Training der antagonistischen, dorsalen Muskeln der Rotatorenmanschette und des Schulterblatts im Rahmen des Krafttrainings zur Stabilisierung und Minderung der muskulären Dysbalance zu empfehlen. So wird zum Training des Musculus rhomboideus und Musculus trapezius die Übung „horizontale Abduktion am Rhomboideus-Trainer“ empfohlen. Damit kann der einseitige Druck auf den Humeruskopf und die damit verbundene Reizung des Ligamentum coracoacromiale bzw. des dort gelegenen Schleimbeutels unter der Schulterhöhe vermindert werden. Am einfachsten lässt sich eine solche „Außenrotationsübung“ mit einem Theraband durchführen: Bei einem 90° flektierten Ellenbogen, der an der Thoraxwand anliegt, wird gegen den Widerstand des Therabandes der Unterarm nach außen bewegt (Abb. 2). Hierdurch wird der hintere Teil des Schultergürtels trainiert, also der Musculus infraspinatus, Musculus teres minor und Musculus deltoideus pars spinalis zusammen mit einer „Flexions-/ Abduktionsübung“ zur Stärkung des M. seratus anterior und M. rhomboideus. Diese einfache Übung kann als Standardübung zur Prävention der Schwimmerschulter empfohlen und überall durchgeführt werden. Erst wenn alle präventiven und konservativen Behandlungsmethoden inklusive ausreichender Phy- Abb. 2: Außenrotationsübung zur Stärkung der hinteren Schultermuskulatur. Abb. 3: Rechts atmende Schwimmerin, die beim Armkraulzug die Leine im Blick hat. Prävention und Behandlung Schülerin an der Sportakademie im Deutschhausgymnasium Würzburg (Abiturklasse) Network C-Kadermitglied im Deutschen Schwimmverband Teilnehmerin der Deutschen Schwimmnationalmannschaft bei der WM 2013 in Barcelona, der EM 2014 in Berlin und der Kurzbahn WM 2014 in Doha Spezialdisziplinen: 800 und 1500 m Freistil [email protected] 28 Atmungsseite und Schulterprobleme Atmung 17 Schulter 14 9 8 6 rechts links 5 3 beidseits gesamt Abb. 1: Atmungsseite in Relation zum Auftreten von Schulterproblemen. 16 medicalsports network 03.15 siotherapie nicht mehr zum Erfolg führen, wird der Gang zum arthroskopisch tätigen Orthopäden oder Unfallchirurgen zur operativen Sanierung notwendig. Fazit Die Schwimmerschulter ist die häufigste Überlastung im Schwimm sport. Eigene Untersuchungen konnten zeigen, dass die Schwimmer selbst dieses Problem zum Teil gar nicht wahrhaben wollen bzw. einfach ignorieren. Übungen, die präventiv einem Überlastungssyndrom entgegenwirken, sind oft langweilig und werden meist –wenn überhaupt – lustlos durchgeführt. In unserer Untersuchung konnten wir zeigen, dass lediglich knapp 30 % der Schwimmer, die Schulterprobleme haben, nur ein spezifisches Krafttraining oder spezifische Übungen für ihre Schulter durchführen. Rechts atmende Schwimmer haben deutlich seltener Schulterprobleme, da sie nach unserer Einschätzung beim Atmen zur Leine schauen und somit abschätzen können, wie weit sie den Arm und die Schulter heben müssen, um nicht mit der Leine zu kollidieren (Abb. 3). Links atmende Schwimmer haben sehr viel häufiger Schulterprobleme, die sich dann auch vorwiegend auf die rechte Schulter auswirken. Dies erklären wir damit, dass sie von der Leine weg atmen und die rechte Schulter unbewusst übermäßig heben, um nicht mit der Leine, die sie nicht sehen, in „schmerzhaften“ Kontakt zu kommen. Hier ist präventiv frühzeitig durch eine Verbesserung der Technik (geringeres Heben des Armes in der rechten Schulter sowie Koordination der Armrückführung mit der Rollbewegung um die Längsachse, sodass die Abduktion des Armes nicht über die 90°-Position erfolgt) einzugreifen. Eine solche Verbesserung der Technik ist sehr wichtig; intensives Techniktraining ist aber nur in jüngeren Jahren möglich, denn wenn sich ein Schwimmstil erst einmal „eingeschliffen“ hat, ist er in älteren Jahren kaum mehr zu korrigieren. Deswegen ist vom behandelnden Sportmediziner zu fordern, dass er in engem Kontakt mit dem zuständigen Trainer steht, um bei Schulterproblemen frühzeitig präventiv tätig zu werden. Sofern eine konservative Behandlung keinen relevanten Erfolg mehr bringt, ist eine Schultergelenksarthroskopie zu erwägen, in deren Rahmen dann auch der subacromiale Raum erweitert (ASD = arthroskopisches subacromiales Detrapment) und so die Engstelle beseitigt wird. Oft ist aber zu diesem Zeitpunkt bereits eine Chronifizierung eingetreten, die im schlechtesten Fall das Ende der Schwimmkarriere bedeutet. Literatur beim Autor Bild: © istockphoto.com| microgen Instrumentengestützte Faszientherapie „Die instrumentengestützte FaszienTherapie mit dem FAZER ist eine vielversprechende Methode, um fasziale Verspannungen zu lösen. Insbesondere bei chronischen Adhäsionen sowie bei Narbengewebe ermöglicht der FAZER ein detaillierteres und auch langsam-einschmelzenderes Arbeiten als es mit bloßen Händen möglich wäre.“ Dr. Robert Schleip www.artzt-vitality.de 03.15 medicalsports network 17 Diagnostik SONOGRAPHIE Aktuelle Ultraschalldiagnostik am Kniegelenk Dr. med. Marcus Siebert, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie & Rehabilitative Medizin, Rotes Kreuz Krankenhaus Kassel 18 medicalsports network 03.15 Aktuell ist jeder zweite Deutsche mindestens einmal pro Woche sportlich aktiv. Darüber hinaus betreibt nahezu jeder vierte Mitbürger regelmäßig Sport, o rganisiert in Vereinen und Verbänden. Dabei w erden jährlich bis zu 2 Mio. behandlungsbedürftige Sportunfälle verzeichnet, bei denen die S onographie der Bewegungsorgane einen wichtigen diagnostischen und therapeutischen Beitrag leisten kann. Sportverletzungen der unteren Extremität häufig In der Analyse der ca. zwei Mio. Sportunfälle im Freizeit- wie auch Leistungssport sind Verletzungen der unteren Extremität statistisch gesehen führend. Vor allem in den klassischen Ballsportarten wie Fußball, Handball, Basketball und Volleyball sind sie zu beobachten. Insbesondere Trau mata des Kniegelenks sind nach Muskel verletzungen und Läsionen des oberen Sprunggelenks die dritthäufigsten Verletzungen im Sport. Jedoch ist den letzten Jahren die Zahl der Knieverletzungen durch eine starke Zunahme der vorderen Kreuzbandrupturen, insbesondere im Frauen fußball, deutlich angestiegen. Dabei könnte z. B. durch den Einsatz kleinster portabler Ultraschallgeräte eine Verbesserung der Akutversorgung bereits auf dem „Spielfeld“ erzielt werden, indem Verletzungsart und Lokalisation frühzeitig erkannt und einer zielgerichteten Therapie zugeführt werden. Ultraschall vernachlässigt Neben diesen akuten Traumata dürfen die chronischen Sportschäden am Bewegungs apparat nicht in Vergessenheit geraten. Denn nicht nur bei akuten, sondern auch bei chronischen Sportverletzungen kann die Sonographie der Bewegungsorgane, insbesondere der unteren Extremität, einen wichtigen diagnostischen und therapeu tischen Beitrag leisten. Erstaunlicherweise werden aber kernspintomographische Untersuchungen in Deutschland so häufig durchgeführt wie in keinem anderen Gesundheitssystem der Welt. Selbst in den USA werden weniger MRTs gefahren, wenngleich die Vereinigten Staaten Spit- 03.15 medicalsports network zenreiter bei den CT-Untersuchungen sind. Dennoch: Die Sonographie des Bewegungsapparats gilt für immer mehr Sportorthopäden als ein etabliertes, zeitund kostengünstiges Verfahren mit zunehmender Genauigkeit und der einzigartigen Möglichkeit einer funktionellen und dynamischen Real-time-Untersuchung. Etablierte Sonographie am Kniegelenk Die aktuelle Sonographie am Bewegungsapparat erfolgt mit Geräten, die sowohl mit Linearschallköpfen (Frequenzen von 7,5 – 15 MHz) und mit Curved-ArraySchallköpfen (3,5–7,5MHz) als auch mit der Option der Farbdoppler- und Duplexsonographie ausgestattet sind. Nach Empfehlung der DEGUM (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin) sind der alleinigen sonographischen Diagnostik am Kniegelenk vorbehalten: intraartikulärer Erguss Baker-Zyste Ruptur der Quadrizepsund Patellarsehne Meniskusganglion Nur in Ausnahmefällen bedarf es hierbei einer weiterführenden Bildgebung. Der intraartikuläre Erguss als erster Hinweis auf einen Kniebinnenschaden nach Trauma lässt sich schnell und sicher mittels Ultraschall nachweisen. Einen ebenso sicheren Nachweis liefert die Sonographie beim spontanen Hämarthros unter Antikoagulantien oder einem Knieempyem vor einer geplanten diagnostischen Punktion. Rupturen der Quadrizeps- und Patellarsehne sind so genannte „Winner“ in der 19 Diagnostik Ultraschalldiagnostik. Auch hier gelingt der sonographische Nachweis mit einer sehr hohen Sensitivität und Spezifität. Meniskusganglien sind einer sonographischen Diagnostik ebenfalls sehr gut zugänglich. Insbesondere unmittelbar präoperativ können sie durch den Operateur selbst lokalisiert und nachfolgend intraoperativ zielgerichtet entfernt werden. Die popliteale Zyste oder auch Baker-Zyste ist eine präfor- mierte Bursa, meist von Gastrocnemius und Semimembranosus, welche mit Synovia ausgefüllt ist und mit dem Intraartikularraum kommuniziert. Auch ihre Darstellung gelingt sicher und valide mittels Ultraschall, wobei sich die Sonographie insbesondere auch für die Verlaufs beobachtung von Bakerzysten mit exakter Größenbestimmung sowie der Möglichkeit eines einfachen Seitenvergleiches sehr gut eignet. Standardschnittebenen der DEGUM- Knie Ventral Suprapatellarer Longitudinalschnitt Suprapatellarer Transversalschnitt Infrapatellarer Longitudinalschnitt Dorsal Medialer Longitudinalschnitt Interkondylärer Longitudinalschnitt Lateraler Longitudinalschnitt Kondylärer Transversalschnitt Tibialer Transversalschnitt Lateral Medialer Longitudinalschnitt Lateraler Longitudinalschnitt Ventrale Region; Suprapatellarer Longitudinalschnitt Menisken und Ligamente unsicher Dagegen zeigt sich bei Läsionen des medialen Kollateralbands (MCL), der Menisken sowie des vorderen Kreuzbands (VKB), die häufig im Mannschaftsbreitensport verursacht werden, mit der alleinigen sonographischen Diagnostik eine unsichere Genauigkeit. Lediglich bei akut traumatischen Meniskusläsionen sowie frischen Rupturen des MCL und VKB konnte in einigen aktuellen Studien gezeigt werden, dass diese mit höherer Sicherheit erkannt werden können. Dagegen sind degenerative Meniskusläsionen selbst mit verbesserter Schallkopfqualität und höherer Frequenz nach aktueller Datenlage nicht mit ausreichender Sicherheit durch den Ultraschall darstellbar. Läsionen im Bereich der Pes-anserinus-Sehnen sind einem sono graphischen Nachweis gut zugänglich, wenn gleich hier einheitliche Veröffentlichungen mit höherer Sensitivität und Spezifität fehlen. Momentan liefert die Kernspintomographie diesbezüglich, vor allem aber in der Meniskusdiagnostik, die valideren Ergebnisse. Sonometrie Die sonographische Diagnostik von VKB-Rupturen – auch älterer Genese – zeigt sich hin gegen in einer Vielzahl von Studien durch die Sonometrie als ein gutes und reliables Verfahren beschrieben. Dabei wird in Bauchlage eine ventrale Tibiatranslation durchgeführt und im Seitenvergleich die Strecke bestimmt. Ein ähnliches Vorgehen kann zum Nachweis von Rupturen des medialen Kollateralbands genutzt werden. Unter Valgusstress wird dabei die medialseitige Aufklappbarkeit bestimmt. Die Sonometrie ist eine relativ einfache und etablierte Methode mit sicherem indirekten Rupturnachweis und somit eine Methode mit hoher Genauigkeit. Weitere sonographische Möglichkeiten Seitliche Region; Medialer Longitudinalschnitt 20 Aber auch chronisch-degenerative Knieläsionen wie das Patellaspitzensyndrom oder auch „ Jumpers knee“ zeigen sich der sonographi schen Diagnostik zugänglich. Hierbei kann im konservativen Therapieverlauf eine Reduktion der initial kolbig-echoarm imponierenden Verdickung im proximalen Sehnenansatz beschrieben werden. Des Weiteren sind die Beurteilung medicalsports network 03.15 von Knorpelstärke und -struktur sowie die fortgeschrittene Gonarthrose mit deren osteophytären Veränderungen sonographisch gut darstellbar. Letztlich können auch avaskuläre Osteonekrosen am Kniegelenk, hier allen voran der M. Osgood-Schlatter, durch eine sonographische Diagnostik und Verlaufskontrolle beim Jugendlichen sicher dargestellt werden. Marcus Siebert Fazit Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zusatzbezeichnung Sportmedizin. Stellv. ltd. Oberarzt in der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Rehabilitative Medizin im Roten Kreuz Krankenhaus Kassel. Studium der Medizin an der PhilippsUniversität in Marburg mit Auslandsaufenthalten in der Schweiz und den USA Network Nach Empfehlung der DEGUM sind der alleinigen sonographischen Diagnostik am Kniegelenk der intraartikuläre Erguss, die BakerZyste, Rupturen der Quadrizeps- und Patellarsehne sowie das Meniskusganglion vorbehalten. Der direkte sonographische Nachweis von Kreuz- und Kollateralbandrupturen gelingt mit einer zunehmenden Genauigkeit. Dagegen sind Meniskusläsionen momentan auch mit verbesserter Schallkopfqualität nicht valide diagnostizierbar. Die Sonographie des Bewegungsapparats – und hier im Speziellen des Kniegelenks – ist ein etabliertes, zeit- und kostengünstiges Verfahren mit zunehmender Genauigkeit und der einzigartigen Möglichkeit einer funktionellen und dynamischen Realtime-Untersuchung. Dabei ist der sportorthopädische Ultraschall sicher und noninvasiv sowie schnell und flächendeckend verfügbar. Röntgenstrahlen können vermieden werden und in vielen Fällen auch Seit mehreren Jahren sportmedizinische Betreuung von Handballvereinen in Nordhessen sowie eines Fitnessstudios in Kassel Noch zu Beginn des Studiums leistungssportlich im Bereich Mountainbiking aktiv und Teilnahme an nationalen wie internationalen Wettkämpfen [email protected] eine undifferenzierte Anwendung der MRT unnötig werden lassen. Dies wird zukünftig eine deutliche Zeit- und Kostenersparnis bedeuten und damit dem Sportler zu einer schnellen Diagnose und adäquater Therapie verhelfen. Dabei sollte sich die Sonographie nicht als Konkurrenz zu den anderen bildgebenden Verfahren sehen, sondern als Partner im diagnostischen Ablauf. Es wäre wünschenswert, dass der muskuloskeletale Ultraschall immer mehr Anwender in der Orthopädie und Unfallchirurgie erreichen kann. Weiterführende Untersuchungen sollten zu einer sportsonographischen Etablierung beitragen. Bild: panthermedia.net | eraxion www.rkh-kassel.de/kliniken-zentren » NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL können für Leistungssportler TOTAL SINNLOS sein « Dr. med. Klaus Pöttgen Mannschaftsarzt Darmstadt 98, Medizinischer Leiter Ironman Germany 2002-2014 tinyurl.com/meine-these-1 Interview ARKTISCHES FIEBER Interview im Rahmen Yukon Arctic Ultra mit Jörn Theissig Der Yukon Arctic Ultra in Kanada ist der kälteste und einer der härtesten Ultra-Marathons der Welt. Die Teilnehmer können sich zwischen drei Distanzen (100, 300 oder 430 Meilen) entscheiden. In diesem Jahr sind insgesamt 81 Teilnehmer an den Start gegangen, 32 davon auf der Langdistanz. Einer von Ihnen war der Frankfurter Kriminalbeamte Jörn Theissig, der dieses physisch und psychisch extrem anspruchsvolle Event mit einem Charity- Projekt verband. medicalsportsnetwork sprach mit ihm über seine Erlebnisse in der faszinierenden Naturkulisse von Kanada. 22 medicalsports network 03.15 Herr Theissig, in diesem Jahr haben Sie am kältesten und härtesten (Ultra-) Marathon der Welt, dem Yukon Arctic Ultra Marathon, t eilgenommen. Gleichzeitig sind Sie kein Profisportler, sondern im „normalen Leben“ P olizist. Daher: Wie kommt man auf die Idee, b ei so einem Lauf mitzumachen? Es ist richtig, dass ich kein Profisportler bin, aber wie so viele Breiten sportler bin ich z. B. auch schon Marathon gelaufen. Diese Massenveranstaltungen haben mir allerdings keine große Freude bereitet. Schon seit den 1990er-Jahren habe ich eine Affinität für Eis und Schnee, so habe ich mit 8-, 10- und 12-Tages-Touren mit Kompass und Verpflegung angefangen und das weiter ausgebaut. Im Grunde ist es die Freude an der Natur und an Ultradistanzen, die mich zu diesem Event geführt hat, denn beim Yukon Arctic Ultra fand ich diese einzigartige Verbindung, eingebettet in einer super Organisation von Robert Pollhammer. Es roch förmlich nach Abenteuer. Können Sie uns etwas mehr über das Spendenprojekt s agen, das Sie im R ahmen des Laufs unterstützt haben? Meine Mutter ist 2006 an einer Krebserkrankung gestorben. Damals habe ich eine Parallele zum Extremsport erkannt. Eine Krebstherapie ist quasi wie ein Marathon. Lang, schwer und man will nur ankommen. Willen und Durchhaltevermögen sind gefordert, R ahmenbedingungen können sich dabei immer ändern. Das Projekt Schmetterling e. V. hilft Krebskranken und ihren Familien, mit der psychischen Belastung der Krankheit umzugehen. Viele wissen überhaupt nicht, wie wichtig solch eine psychoonkologische Betreuung ist. Fast jeder kennt in seinem Verwandten- oder Bekanntenkreis jemanden, der an Krebs erkrankt ist, dabei wird oft vergessen, dass es neben dem Tumor auch um den Menschen geht. Eine psychologische Betreuung ist essenziell und es ist ethisch nicht verantwortlich, dass solch eine Betreuung nicht stattfindet, weil die Krankenkassen es erst dann zahlen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist und z. B. Depressionen entstanden sind. Daher war mein Ziel, bei dem Lauf einerseits Spendengelder für das Projekt zu generieren, aber anderseits auch ein Stück weit die Gesellschaft wachzurütteln. Insgesamt konnten wir im Rahmen des Spendenlaufs und weiterer Events über 70.000 Euro erlaufen. Da Sie, wie erwähnt, kein Profisportler sind, war der zeitliche Rahmen für die Vorbereitung sicher ein wenig eng. Gab es spezielle Trainingsmethoden? Für mich stand von Anfang an fest, dass meine Vorbereitung fordernd sein soll, aber eben auch Spaß machen muss. Schließlich begab ich mich auf die längste Wanderung meines Lebens. Um mich auf so einen Lauf vorzubereiten musste ich auf ein wenig unkonventionelle Methoden zurückgreifen. So bin ich z. B. mehrfach mit zwei alten Autoreifen im Schlepptau bzw. Zugeschirr durch den Frankfurter Stadtpark gelaufen. Oder ich habe mich acht Stunden in ein Kühlhaus einschließen lassen. Mit Ergometer, Zelt und voller Ausrüstung. Dazu kamen dann natürlich auch lange Mountain-Bike-Touren, Trailrunning im Karwendelgebirge 03.15 medicalsports network und vor allem sehr viel Mentaltraining. Dies vor allem aus dem korea nischen Bereich (Qi Gong), aber auch in Form von Boxtraining. Da sieht man, wie es ist, wenn man am Boden liegt und immer wieder aufstehen muss. Im Grunde muss man seinen Körper überlisten und lernen, den Körper zu verstehen. Wenn er nicht mehr will, muss man ihn überlisten können. Wenn er wirklich nicht mehr kann, muss man aufhören. Können Sie uns auch etwas über die medizinische Betreuung im Vorfeld des Wettkampfes erzählen? Im Vorfeld gab es natürlich eine Vielzahl von medizinischen Checks, u. a. Herzultraschall. Kardiologisch habe ich mich komplett untersuchen lassen. Beim Veranstalter musste ich drei Wochen vor dem Lauf ein ärztliches Attest einreichen, sonst hätte ich nicht starten dürfen. Und wie sah mit der medizinischen Kontrolle während des Rennens aus? Neben der medizinischen Betreuung vonseiten der Veranstalter wurde ich speziell auch noch von Dr. Steinach betreut, da ich ja auch an seiner Studie teilgenommen habe (Anmerkung der Redaktion: siehe Artikel Dr. Steinach auf Seite 25). Das medizinische Team machte an jedem Checkpoint genaue Untersuchungen hinsichtlich Erfrierungen, Frostbeulen usw. Dr. Steinach analysierte genau meine Körperwerte, so wurde ich teilweise auch nachts verkabelt, um mein Schlafverhalten zu messen, morgens gab es dann ein EKG, mir wurde Blut abgenommen und be züglich der mentalen Situation musste ich einen Fragebogen ausfüllen. Natürlich war ich sehr froh, dass ich somit eine doppelte Absicherung hatte, außerdem war es immer ein Anreiz weiterzulaufen, denn ich wusste, am nächsten Checkpoint wartet jemand auf mich. Geben Sie uns doch bitte einen E indruck von Ihren ersten Tagen? Wie spürt man diese Kälte und die extremen Bedingungen? Und vor allem, wie geht man damit um? Es haut einen förmlich um. Ich bin am Dienstag hingeflogen, und sonntags (08.02.) war der Start. Bis dahin standen Ausrüstungscheck, Rennbriefing, Einweisung in die Studie etc. auf dem Programm. Außerdem musste ich meine Essensbeutel p acken. Anfangs wollte ich pro Stunde ca. 300 kcal zu mir nehmen. Also packte ich möglichst fettreiche Stunden beutel. In Deutschland hatte ich schon 6 kg Müsliriegel selbst gebacken. Während des Laufs bin ich nachts um 1:00 oder 1:30 Uhr aufgestanden, damit ich ca. um 2:30 Uhr loslaufen konnte. Mein Essverhalten hat sich sehr schnell komplett verändert. Nach drei Tagen hatte ich nur noch Interesse an Gummibärchen. Ich merkte, dass ich viel weniger aß. Auf diese Weise habe ich aber auch meinen Körper völlig neu kennengelernt. Auf der anderen Seite war aber auch von Anfang an ein riesiges Glücksgefühl vorhanden. Ich war sofort eins mit der Natur und auch eins mit mir selbst. Wenn man in dieser Natur ist, dann gibt es kein Stimmungstief, ich war sofort geerdet und lernte Dinge wie Dankbarkeit und Demut. Man bekommt zu alltäglichen Dingen einen anderen Bezug. Man wird wirklich so reichlich beschenkt, ja, es haut einen um. 23 Interview Leider mussten Sie denn Wettkampf am zehnten Tag abbrechen. Was waren die Gründe dafür? Ich bin um 2:00 Uhr morgens losgelaufen. Wie mehrere Läufer litt auch ich an einem Schienbeinkantensyndrom. Natürlich muss man beim Yukon Arctic Ultra eine extreme Belastung aushalten, man hat eine ca. 30 kg schwere Pulka die mit Lebensmitteln und Ausrüstung beladen ist. Dadurch führt man ständig eine unnatür liche Bewegung aus, man hebt den Vorderfuß stärker an. Irgendwann ging es dann einfach nicht mehr. Für mich war es die richtige Entscheidung abzubrechen. So schön es ist, es ist es nicht wert, seine Gesundheit aufs Spiel zu set- zen. In dem Moment war es aber natürlich bitter. Ich gab per Satellitentelefon Bescheid und wurde abgeholt. Inoffiziell bin ich Siebter geworden, aber offiziell zählt nur eine Platzierung, wenn man ins Ziel gekommen ist. Allerdings haben insgesamt nur fünf Starter das Ziel zu Fuß erreicht. Bei mir war es knapp – ich hatte schon 520 km absolviert, es fehlten nur noch 170 km bis zum Ziel. Allerdings gibt es auch andere Optionen wie z. B. eine Grönland-Durchquerung. Mal schauen, auf jeden Fall hat mich das arktische Fieber erwischt. Vielen Dank für das interessante Gespräch und viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg. Sind Sie nächstes Jahr wieder am Start oder haben Sie andere Pläne? Die Langdistanz wird nur alle zwei Jahre angeboten. 2017 möchte ich es noch einmal probieren, ich habe da noch eine Rechnung offen. Projekt Schmetterling e.V. Der Verein hat sich die Aufgabe gestellt, Krebspatienten eine umfassende psycho onkologische Betreuung zu ermöglichen, die zumeist nicht von den Krankenkassen getragen wird. Darüber hinaus ist es unser Ziel, die Notwendigkeit einer frühzeitigen psychoonkologischen Betreuung nach der Diagnose Krebs deutlich zu machen und in der Öffentlichkeit entsprechend zu kommunizieren. Die finanzielle Förderung erfolgt zum Teil aus Spenden von Industrie, Wirtschaft sowie von Privatpersonen. Der größte Teil jedoch wird bisher mit den Benefizveranstaltungen erzielt. Durch diese erfolgreichen Veranstaltungen wird das Ziel des Vereins, die Bedeutung schneller psychoonkologischer Beratung nach der Diagnose Krebs herauszustellen, im positiven Umfeld erreicht, getreu dem Leitsatz „Mit der Diagnose Krebs hin zum Leben“. Der Verein fördert schwerpunktmäßig das Universitäre Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) am Klinikum der J.W. Goethe-Univer sität in Frankfurt am Main. Spendengelder fließen zu 100 % in die Betreuung der Patienten. Möglichkeiten zu Spenden finden Sie unter: www.verein-projekt-schmetterling.de 24 medicalsports network 03.15 Forschung YUKON ARCTIC ULTRA Betrachtungen aus physiologischer Sicht Dr. med. Mathias Steinach, Zentrum für Weltraummedizin und Extreme Umwelten, Berlin Der menschliche Körper besitzt eine hohe Adaptationsfähigkeit sich an neue Umgebungen und Funktions zustände anzupassen. Die Unter suchung der ablaufenden physio logischen Prozesse zeigt, wozu unser Körper in der Lage ist. Die Kombination von langandauernder Belastung mit der extrem kalten Umgebung machen den Yukon Arctic Ultra für die Forschung besonders interessant. Menschen sind gleichwarme Säugetiere, was bedeutet, dass eine stabile Temperatur (Körperkerntemperatur) aufrechterhalten wird, unabhängig von Änderungen der Umgebungstemperatur. Dies war ein evolutionärer Vorteil gegenüber Tieren, die auf äußere Wärmequellen angewiesen sind wie z. B. Reptilien. Andererseits erfordert eine konstante Kerntemperatur eine adäquate Wärmeproduktion und kann so einen hohen Energiebedarf nach sich ziehen – der Preis für die gewonnene Autonomie in der kalten Umgebung. Sehr tiefe Temperaturen – wie sie bei dem diesjährigen Yukon Arctic Ultra mit -40 °C (und sogar noch darunter) auf traten – bedeuten eine enorme physiologische Herausforderung, da die Aufrechterhaltung einer stabilen Kerntemperatur bei derart niedrigen Temperaturen zunehmend schwieriger wird. Probleme mit der Thermoregulation bei Rennen wie dem Yukon Arctic Ultra können entstehen, wenn mehr Wärme verloren geht, als produziert wird, das Risiko dafür ist dabei umso größer, je tiefer die Umgebungstemperaturen liegen. Das Zeitfenster für Toleranzen wird sehr viel kleiner, wenn die Temperaturen -40 °C oder sogar -50 °C und darunter betragen. 03.15 medicalsports network Verstärkt wird der Effekt, wenn ein Teilnehmer sich überanstrengt hat und die Lagen seiner Kleidung durchgeschwitzt sind. Falsche Entscheidungen wie z. B. zum falschen Zeitpunkt die Handschuhe auszuziehen, können schnell zu Erfrierungen führen, einer lokalen Hypothermie, bei der das Gewebe einfriert, hauptsächlich an ausgesetzten Körperstellen wie Finger, Zehen und Nase, was zum Verlust dieser Körper teile führen kann. Die Hypothermie kann jedoch auch den gesamten Körper betreffen, wenn die Körperkerntemperatur sinkt und dies zum Kältezittern führt sowie im weiteren Verlauf zu Verwirrung, irrationalem Verhalten, Rückgang von Atmung und Blutdruck und zuletzt zu Herzversagen führen kann. Selbst wenn eine Person aus der kalten Umgebung gerettet werden konnte, können weiterhin Arrhythmien des Herzens auftreten, ausgelöst durch eine Imbalance der Elektrolyte durch den Rückfluss von Blut und Lymphe aus wiedererwärmten Körper teilen in das Körperzentrum. Daher muss solch ein Patient mit großer Vorsicht behandelt werden. abzeichnet. Die ist auch der Grund, weshalb die Untersuchung von Veränderungen in Körpermasse, Körperzusammensetzung, Energie umsatz und den assoziierten Hormonen während des Yukon Arctic Ultra von so großem Interesse sind. Der Yukon Arctic Ultra ist aus den genannten Gründen ein interessantes Forschungsgebiet für die Physiologie in extremen Umwelten. Es zeigen sich jedoch auch Parallelen zur Weltraummedi zin wie große Abhängigkeit von technischen Hilfsmitteln und persönlichen Fähigkeiten, die Isolation der Teilnehmer mit eingeschränkter Möglichkeit zur Rettung, eine dadurch erhöhte Gefahr mit persönlichem Risiko im Falle des Scheiterns sowie eine erhöhte psychische Belastung und Veränderungen im Schlaf-WachRhythmus, was den Yukon Arctic Ultra auch als Analog für Weltraumaufenthalte interessant werden lässt. Mathias Steinach Extremfall Yukon Arctic Ultra Da sich die Teilnehmer des Yukon Arctic Ultra langdauernd körperlich belasten, entsteht in diesem Zeitraum eine erhebliche Menge an Wärme. Dabei wird nur 25 % der internen chemischen Energie in mechanische Arbeit umgesetzt – also in Fortbewegung wie Laufen, Radfahren etc. – der weit größere Teil wird als Wärme frei. Diese „Ineffizienz“ ist ein offensichtlicher Vorteil bei tiefen Temperaturen, da die freigesetzte Wärme dabei unterstützt, die Körperkerntemperatur bei 37 °C zu halten. Gleichfalls steigt so der Energiebedarf mehrfach an – durch die körperliche Belastung und um die Kerntemperatur in der kalten Umgebung stabil zu erhalten. Der daraus resultierende Energiebedarf kann dabei sogar die Energie zufuhr durch die Nahrung überschreiten, was sich letztlich in einem Verlust an Körpermasse Studium der Medizin 1998 – 2005 Assistent in der Sportmedizin 2006 Seit 2007 Arzt und Wissenschaftler am Z entrum für Weltraummedizin und Extreme Umwelten Berlin [email protected] www.zwmb.de 25 Forschung HÖHENTRAINING Was ist gesichert? Prof. Dr. med. Walter Schmidt, Leiter Abteilung Sportmedizin/Sportphysiologie, Nadine Wachsmuth Institut für Sportwissenschaft, Universität Bayreuth Höhentraining wird von vielen Athleten praktiziert, um mit legalen Mitteln den Sauerstofftransport über eine verstärkte Hämoglobinbildung zu erhöhen und so die Leistung zu verbessern. In den vergangenen Jahren sind die Methoden des Hypoxietrainings modifiziert worden, wobei bislang objektive Daten über den Erfolg und mögliche Mechanismen der einzelnen Maßnahmen immer noch rar sind. 26 medicalsports network 03.15 Höhentraining wird von vielen Athleten genutzt, um die Wettkampfleistung im Flachland zu verbessern. Dabei wird allgemein davon ausgegangen, dass sich die Höhentrainingsmaßnahme stets positiv auswirkt und dass der Wirkungsmechanismus insbesondere durch eine Vermehrung der Erythrozyten und somit einer Optimierung des Sauerstofftransports über das Hämoglobin erfolgt. Die wissenschaftliche Datenlage war bis vor ca. zehn Jahren jedoch sehr dürftig, da einerseits nur sehr wenige kontrollierte Studien (z.B. mit Kontrollgruppe) an Spitzensportlern durchgeführt wurden, weil die erythropoietische Effizienz noch nicht direkt bestimmt werden konnte und weil sehr wahrscheinlich der Höhenaufenthalt auch genutzt wurde, um Blutmanipulationen zu vertuschen. Die Annahme einer direkten Wirkung einer höhenbedingt verstärkten Erythropoiese auf die Ausdauerleistung scheint auf den ersten Blick nachvollziehbar zu sein, da in Transfusionsexperimenten die Veränderung der Hämoglobinmasse um 1 g mit einer Veränderung der maximalen Sauerstoffaufnahme um ca. 4 ml/min einhergeht. Nach einer normalen Blutspende von 500 ml sinkt somit die VO2max um ca. 250 ml/ min, nach Reinfusion einer Bluteinheit in Rahmen eines autologen Blutdopings steigt sie in entsprechender Größenordnung an (Abb.1). Aus bislang nicht geklärter Ursache gilt diese lineare Beziehung nicht unter akuten Höhenbedingungen, da Bluttransfusionen in der Höhe die VO2max nicht verändern, und sehr wahrscheinlich auch nur eingeschränkt nach Rückkehr aus einem Höhentrainingslager, wie später ausgeführt wird. Etablierte Höhentrainingsmethoden – LHTH und LHTL Dennoch hat sich aufgrund empirischer Erfahrungen das Höhentraining in der Praxis durchgesetzt und in den letzten beiden Jahrzehnten hinsichtlich der methodischen Anwendung weiter differenziert. Die ursprüngliche Form, die sich nach den Olympischen Spielen 1968 in Mexico herausbildete und heute noch weitgehend u.a. von deutschen Athleten praktiziert wird, besteht aus einem kontinuierlichen Aufenthalt für drei bis vier Wochen auf Höhen zwischen ca. 2.000 m und 2.800 m (Live High – Train High; LHTH). Da eine nennenswerte 03.15 medicalsports network 27 Forschung Walter Schmidt Leiter der Abteilung Sportmedizin/Sportphysiologie, G eschäftsführender Direktor des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Bayreuth Tätigkeitsfeld: Forschung und Lehre im Bereich Exercise Physiology Forschungsschwerpunkte: Höhen- und E xtremphysiologie, Anti-Doping, Bedeutung des Blutes unter unterschiedlichsten sportphysiologischen und klinischen Bedingungen Network Aktive Mitgliedschaften in DGSP, ACSM und ECSS Gutachter für internationale Zeitschriften und Organisationen (u.a. WADA, DFG) Nadine Wachsmuth Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Sportmedizin/-physiologie Tätigkeitsfeld: Forschung und Lehre im Bereich Exercise Physiology und Health and Fitness Forschungsschwerpunkte: Anpassung des Blutes an verschiedene Höhenlagen, Auswirkungen von Eisenmangel auf das Blut und die Leistungsfähigkeit Network Mitgliedschaften: ECSS, ACSM [email protected] erythropoietische Aktivität erst ab ca. 1.600 m auftritt, sind Höhen darunter kaum zu empfehlen, wenngleich auch von positiven Erfahrungen von niedriger gelegenen Höhencamps – z.B. in Südafrika, Namibia oder Australien – berichtet wird, wenn sie wiederholt als Höhentrainingskette durchgeführt werden. Da in Höhen oberhalb von 2.000 m die Trainingsintensität zumindest in der Anfangsphase verringert und nach Rückkehr auf Meereshöhe 28 oft eine erneute Re-Adaptationsphase durchgeführt werden muss, wurden ab Mitte der 1990er-Jahre von finnischen und amerikanischen Wissenschaftlern erste Modifikationen durchgeführt, mit der diese Nachteile vermieden werden sollten. Die Athleten trainieren hierbei in Normoxie unter den für sie normalen Bedingungen und schlafen unter Hypoxie (Live High – Train Low; LHTL). Das finnische Konzept, das sich durchgesetzt hat, nutzt speziell ausgestaltete Schlafräume, wobei der Sauerstoffmangel durch Unterdruck oder auch durch Beimischung von Stickstoff erzeugt wird. Der amerikanische Ansatz, der im regelmäßigen Wechsel der natürlichen Höhe bestand, hat sich aus praktischen Gesichtspunkten nicht durchgesetzt. Eine weitere Differenzierung dieser Methode besteht im Höhenwechsel des Trainings, das sowohl auf Schlafhöhe als auch auf deutlich niedrigerer Höhe absolviert wird (Live High – Train High – Train Low; LHTHTL). Während diese Methoden in Deutschlandso gut wie nicht angewandt werden, sind sie in anderen Ländern wie z. B. Australien in den Routinebetrieb des Trainings eingebaut. Ein vor zehn Jahren erfolgter heftiger Disput zwischen amerikanischen und australischen Forschern über die Effektivität und Mechanismen des LHTL konnte mittlerweile beigelegt werden. Es zeigte sich, dass die täglichen Hypoxiephasen während eines LHTL-Programms mindestens 12 Stunden betragen müssen, um eine effektive Erythropoiese hervorrufen zu können. Die „Standard anwendung“ von LHTL besteht daher aus meist drei Wochen auf einer simulierten Höhe von zumeist 3.000 m mit ca. 14 Stunden täglicher Hypoxieexposition. Wirkungsmechanismen Bis vor ca. 15 Jahren war es kaum möglich, den vermuteten Haupteffekt, d. h. die erythropoietische Wirkung eines Höhentrainings, direkt zu bestimmen. Die durchweg schon während der ersten Tage in der Höhe angestiegene Hämo globinkonzentration ist allein auf Konzentra tionseffekte infolge einer verstärkten Diurese in der Höhe zurückzuführen (Abb.2). Erst mit der Vereinfachung der CO-Rückatmungsmethode zur Bestimmung der Gesamtkörperhämoglobinmenge (Hb-Menge) konnten routinemäßige Messungen an einer Vielzahl von Hochleistungssportlern durchgeführt werden. Es zeigten sich hierbei extrem individuelle Antworten, die nach drei bis vier Wochen auf ca. 2.500 m zwischen 12 % Anstieg und keiner Veränderung lagen (Abb.3). In einer umfangreichen Metaanalyse in Zusammenarbeit mit dem Australian Institute of Sport konnten wir für die ersten Wochen in der Höhe im Mittel einen Anstieg der Hb-Menge um 1 % pro 100 Stunden in Hypoxie zeigen, wobei es keinen medicalsports network 03.15 Chronische Anpassung – kenianische Läufer Athleten, die chronisch in der Höhe leben und trainieren, wie z. B. kenianische Läufer, besitzen nicht unbedingt höhere Hb-Mengen. Beim Vergleich der besten deutschen Mittel- und Lang streckenläufer mit kenianischen Spitzenläufern zeigten sich unmittelbar nach Ankunft im Flachland keine Unterschiede, wohl aber geringere Werte bei den Kenianern nach sechs Wochen Leben im Flachland. Eine meist vermutete, höhenbedingte größere Hb-Menge liegt demnach nicht vor, ebenfalls keine größeren Herzvolumina und keine bessere VO2max. Wir fanden bei den afrikanischen Läufern im standardisierten Stufentest jedoch eine um 10 % höhere Geschwindigkeit bei identischer VO2max (vVO2max 22km/h vs. 20 km/h), was eine bessere Laufökonomie beweist (Abb.5). 03.15 medicalsports network Dopingeffekte auf die Leistung Schmidt and Prommer, ESSR, 2010 ΔVO 2max (ml/min) 600 Die im Vergleich mit den deutschen Läufern y = 3.48x + 4,2 veränderten biomechanischen Gegebenheiten, r2 = 0.96 400 d.h. längere Beine, weniger Beinmuskulatur 200 und die Fähigkeit, mehr Energie in ihren Achillessehnen zu speichern, dürften die wichEPO Gabe 0 Parisotto et al. 2000 tigsten Ursachen hierfür sein. Lundby et al. 2008 Wenn Athleten aus dem Flachland in der -200 550 ml Blood Donation Höhe antreten, sollten ausreichende, oft mehr24 days rhEPO Administration Controls -400 wöchige Anpassungsprozesse stattgefunden 13 weeks rhEPO Administration haben. Wenn dies nicht möglich ist, wie z.B. -600 -100 -50 0 50 100 150 bei Fußball-Länderspielen in einigen HauptΔ tHb-mass (g) Blutentnahme städten Südamerikas (z. B. La Paz, Bolivienauf 3.600 m), wird meist die „fly in-fly out“- Abb. 1: Einfluss von Blutentnahmen und Strategie angewandt, d. h., die Mannschaften Erythropoietindoping auf Hämoglobinmenge und VO2max. fliegen unmittelbar vor dem Spiel ein, bestreiten das Spiel innerhalb der nächsten zwei bis vier Stunden und reisen wieder ab. Es soll hierbei ein enges physiologisches Fenster ausgenutzt Hb Konzentration Blutvolumen werden, bei dem die Nachteile der Höhe noch Differenz (%) Plasmavolumen + 20 nicht voll greifen sollen. Wir haben diese Hb Menge (Erythrozytenvolumen) Strategie anhand objektiver Kriterien mit der + 10 australischen U17 Nationalmannschaft überprüft und festgestellt, dass dieses „physiologische 0 Fenster“ nicht existiert und seine postulierte Existenz lediglich einem Verbot offizieller -10 Länderspiele in großen Höhen vorbeugen soll. Dauer des -20 Leistungsentwicklung nach Rückkehr ins Flachland Über das optimale Timing einer Höhentrainings maßnahme lagen bis vor Kurzem nur anekdo tische Erzählungen vor. Nur wenige Athleten sprechen von verbesserten Leistungen unmittel bar nach Rückkehr. Meist wird von einem Leistungseinbruch innerhalb der ersten Woche nach Rückkehr und einer sich anschließenden Leistungsverbesserung mit einem Optimum nach ca. drei Wochen berichtet. Wir haben dies an Schwimmern überprüft und fanden den Leistungseinbruch in der ersten Woche, als auch die beste Leistung drei bis fünf Wochen nach Rückkehr anhand von Wettkampfergebnissen und standardisierten Tests bestätigt (Abb. 6). Auch hinsichtlich der VO2max nach einem Höhentrainingslager existieren unter schiedliche Aussagen in der Literatur, ebenso wie hinsichtlich ihrer Abhängigkeit von der hinzugewonnenen Menge an Hämoglobin. Auch hier konnten wir in einer Meta-Analyse zeigen, dass eine – wenn auch relativ kleine – positive Korrelation der Verbesserung der VO2max mit Höhenaufenthaltes Stunden Tage Wochen Monate auf ca. 3000m Abb. 2: Verhalten der einzelnen Blutvolumina und daraus r esultierend der Hämoglobinkonzentration in den unterschiedlichen Phasen einer Höhenanpassung. tHb -Menge nach Höhentrainingslager Sierra Nevada 114 112 ΔtHb-Menge (%) Unterschied zwischen den Methoden LHTH und LHTL gab (Abb.4). Entscheidende Einflussfaktoren auf die höhenbedingte Erythropoiese sind der Eisenhaushalt und der Gesundheitsstatus. Vor einem Höhenaufenthalt muss unbedingt der Eisenstatus bestimmt und im Bedarfsfall Eisen supplementiert werden. Die Ferritingrenzwerte werden dabei international sehr unterschiedlich gehandhabt; während bei uns relativ niedrige Werte (<40 ng) herangezogen werden, empfehlen die Australier bereits eine Supplementation bei Werten <100 ng/ml, z. T. sogar höher (135 ng/ml); eine aus unserer Sicht aber übertriebene Maßnahme. Auch Infektio nen und Verletzungen können die erythropoi etische Antwort unterdrücken. Der Mechanismus liegt sehr wahrscheinlich in einer durch proinflammatorische Zytokine hervorgerufen Suppression der Erythropoietinbildung und Erythropoietinwirkung. Die Ursache für die unterschiedliche Höhenantwort, d.h. die Existenz von Respondern und Nonrespondern, ist dennoch noch nicht geklärt. Möglicherweise spielt die Höhe der initialen Hb-Menge eine Rolle, da Athleten mit sehr hohen Werten vor dem Höhentraining häufig eine geringere Antwort zeigen. Geschlechtsunterschiede in der Höhenantwort bestehen nicht. Frauen bilden zwar absolut weniger Hämoglobin; relativ betrachtet zeigen sich aber keine Unterschiede. 110 Frauen Männer Kranke/Verletzte 108 106 104 102 100 98 vor Höhe nach Höhe Abb. 3: Individuelle erythropoietische Antwort nach d reiwöchigen Höhentrainingslagern (2320 m) von S chwimmern der deutschen Nationalmannschaft. 29 Rubrik Forschung der in der Höhe dazugewonnenen Hb-Menge besteht (Abb.7). Darüber hinaus vermuten wir, dass die Erhöhung der Hb-Menge nicht in jedem Fall unmittelbar die Leistung verbessert, wohl aber mit zu einer höheren Trainingsintensität und besseren Regeneration beiträgt und somit indirekt die Leistung optimiert. Training unter Hypoxie In den vergangenen Jahren sind die Höhenmaß nahmen weiter differenziert worden: Einige Ath leten trainieren zusätzlich für jeweils ein bis zwei Stunden 2– bis 3-mal pro Woche in Hypoxiekammern oder auch an Geräten, die hypoxische Gasgemische produzieren. Des Weiteren Upper 2.5% limit Lower 2.5% limit 8 Changes in Hb mass (%) 7 6 5 4 Fazit 3 2 Das Konzept des Höhentrainings ist in den ver gangenen zwei Jahrzehnten deutlich differenziert worden. Dabei ist die Antwort sowohl auf LHTH- und auf LHTL-Protokolle ausgesprochen individuell, sodass jeder Athlet für sich entscheiden muss, ob und welche der beiden Formen ihm nützlich sein können. Der Wirkungsmechanismus von LHTH und LHTL wird in großen Teilen über eine verstärkte Ery thropoiese bewirkt, wodurch die Ausdauerleistung direkt oder indirekt über eine höhere Trainingseffektivität verbessert wird. Auch das optimale Timing einer Höhentrainingsmaßnahme ist sehr individuell, wobei sich im Mittel jedoch die Beendigung der Höhentrainingsmaß nahme drei Wochen vor dem entscheidenden Wettkampf als optimal herausgestellt hat. Die Trainingsform LLTH hat keinen Einfluss auf die Erythropoiese und auf die Ausdauerleistung. Möglicherweise können Athleten mit hochana eroben Belastungsformen hiervon profitieren. 0 Bild: © www.huberbuam.de 2 1 0 0 100 200 300 400 500 600 700 Time at altitude (hours) Abb. 4: Mittlere Veränderung der Hämo globinmenge während Höhentrainings maßnahmen. Dargestellt sind die Ergebnisse einer Metaanalyse. Abb. 5: Kenianischer Läufer während eines Feldstufentests an der Universität Bayreuth. Gore et al. Methods of the international study on soccer at altitude 3600 m (ISA3600). Br J Sports Med. 2013 Dec;47 Suppl 1:i80-5. Leistungsveränderungen während und nach einem Höhentrainingslager 6 4 Zeitdifferenz (%) setzen sich einige Athleten einer intermediären Hypoxie aus, indem sie über einen Zeitraum von zumeist 60 bis 90 min für wenige Minuten abwechselnd normale Umgebungsluft und ein stark hypoxisches Gasgemisch (oft entsprech end 6.000 m) unter körperlichen Ruhebedingungen einatmen. Übereinstimmend wird für keine dieser Maßnahmen ein erythropoietischer Effekt beschrieben. Und auch die Einflüsse auf den Muskelstoffwechsel widersprechen sich. Eine Meta-Analyse zeigte keine Wirkungen auf die Ausdauerleistung, wohingegen sehr intensive anaerobe Belastungen und ein spezielles hochintensives Sprinttraining in Hypoxie die anaerobe Leistung tendenziell verbessern soll. -2 -4 HTL FTL nach FTL -6 vor HT-1 HT-2 HT-3 10d 16d 23d 30d 58d 65d 72d nach HTL Abb. 6: Leistungsveränderungen während und nach einem Höhentrainingslager. Dargestellt ist die Veränderung der Schwimmzeit in einem standardisierten Stufentest. Wachsmuth et al. Leistungsentwicklung nach einem Höhentrainingslager – eine Pilotstudie. Dtsch Z Sportmed 64 (2013) 339 - 342. 30 Abb. 7: Veränderung der VO2max nach einer Höhentrainingsmaßnahme in Abhängigkeit von der Hämoglobinmenge. Saunders PU et al. Relationship between changes in haemoglobin mass and maximal oxygen uptake after hypoxic exposure. Br J Sports Med. 2013 Dec;47 Suppl 1:i26-30. medicalsports network 03.15 Seit 70 Jahren Vertrauenswürdig Dr. med. Frank Horlbeck Geschäftsführer Kult GmbH Franchisenehmer von Kieser Training Vorstand der Gesellschaft für medizinische Kräftigungstherapie Trusted by Experts Mit der amtlich geeichten Tanita MC- 780 können Sie Ihr LeistungsdiagnostikSpektrum optimieren. Gerade im Bereich der Reha und Sportmedizin werden Erfolge beim Muskelaufbau und Regeneration schnell sichtbar und kontrollierbar. Abgerechnet werden kann nach GOÄ- Norm A651 als IGel –Leistung. 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Nach dem Markov-Decision-Modell wird Patienten unter 47 Jahren eher zu einem arthroskopischen Management geraten, Patienten über 66 Jahren zu einer Totalendoprothese des Schultergelenkes. Dazwischen liegt ein Graubereich mit individuell angepasster Therapieplanung in Absprache mit den Patienten (Spiegl et al. 2014). Klinik Patienten mit Früharthrose beschreiben ihre Schmerzen oft als tiefsitzend und nachts am unerträglichsten. Die Beweglichkeit in der Schulter ist vor allem im mittleren Bewegungsdrittel schmerzhaft und es kann durch freie Gelenkskörper zur Einklemmungssymptomatik kommen. Zudem entwickeln diese Patienten oft eine leichte Muskelatrophie. Ein positiver „Kompressions-Rotations-Test“ nach subacromialer Infiltration ist ein weiterer Hinweis für das Vorliegen eines chondralen Defektes im Schultergelenk. Ätiologie Pathogenetische Ursachen der Arthrose gibt es 34 zahlreiche. Neben den klassischen Abnützungserscheinungen im Alter kommt es in erster Linie bei jungen Patienten posttraumatisch zur sogenannten Früharthrose des Schultergelenkes. Hier spielt vor allem die Schulterluxation eine bedeutende Rolle. Da der Oberarmkopf im Vergleich zur Schulterpfanne über eine geringere Knorpeldicke verfügt, kommt es dort häufiger zum Auftreten von Knorpeldefekten. Diese Beobachtung konnten wir in einer laufenden Studie an unserer Abteilung mit signifikanten Ergebnissen bestätigen. Therapie Welche neuartigen Möglichkeiten stehen uns nun in der Therapie von Knorpeldefekten im Schultergelenk zur Verfügung? Neben den bekannten konservativen Behandlungsmöglichkeiten zeigte eine Therapie der Früharthrose mit Hyaluronsäure sowohl in der Kontrollgruppe als auch in der Placebogruppe eine signifikante Verbesserung in der VAS. Ein Unterschied zwischen Hyaluronsäuregruppe und Placebogruppe konnte jedoch nicht beobachtet werden (Kwon et al. 2013). Das alleinige arthroskopische Debridement scheint vor allem medicalsports network 03.15 bei größeren osteochondralen Läsionen und humeralen Osteophyten wenig erfolgreich zu sein, bei Frühstadien der Omarthrose ist es jedoch vertretbar (Van Thiel et al. 2010, Richards et al. 2007). Ein aus dem Gebiet der Kniearthroskopie kommendes und vielfach eingesetztes Verfahren mit positiven Ergebnissen ist das sogenannte Microfracturing. In der Schulterarthroskopie noch wenig erforscht, zeigen die vorliegenden Studien vor allem bei kleinen humeralen Defekten zufriedenstellende Ergebnisse, die sich in Schmerzreduktion und Verbesserung der klinischen Scores wie Constant Score oder Oxford-Schulter-Score widerspiegeln. Bei Knorpeldefekten über 2 cm Durchmesser stößt diese Methode an ihre Grenzen. In einer derzeit laufenden Studie, in der wir untersuchen, ob Microfracturing im Schultergelenk das Fortschreiten der gleno humeralen Arthrose verhindern und das Implantieren einer Schulterprothese verzögern kann, erhielten wir eindeutige Ergebnisse. Bei den von uns sowohl radiologisch als auch klinisch nachuntersuchten elf Patienten konnten wir bei lediglich vier Patienten ein Fortschreiten der Arthrose beobachten. Die klinischen Scores verbesserten sich um rund 20 %. Zusammenfassend können wir aus dieser Studie schließen, dass Microfracturing die Schmerzen reduziert sowie die Beweglichkeit und den subjektiven Schulterwert signifikant verbessert (Abb. 1 und 2). Ein weiterer Ansatz für sportlich aktive jüngere Patienten bildet das sogenannte Comprehensive Arthroscopic Management (CAM), eine umfangreiche arthroskopische Sanierung bei Patienten mit gravierenden Arthroseerscheinungen im Schultergelenk. Mit einer definierten Abfolge operativer Schritte (Testung der ROM unter Anästhesie, arthroskopisches Debridement, Entfernung freier Gelenkskörper, Microfracturing, Synovektomie, Abtragung des inferioren Osteophyten, inferiore Kapsulotomie, Release des N. axillaris, anteriore Kapsulotomie, Tenodese/Tenotomie der langen Bizepssehne und subacromiale Dekompression) konnten Erfolge in der Schmerzreduktion und Funktion vor allem bei Patienten mit einer Gelenksspaltbreite über 2 mm erzielt werden (Millett et al. 2013). Ein vor allem in den Vereinigten Staaten verbreiteter Therapieansatz ist die Knorpeltransplantation – von der osteochondralen autologen Transplantation (OATS) über Fremdspenden (Allografts) bis hin zur autologen Chondrozytentransplantation. Im Ver gleich zum Microfracturing ist die Studienlage sehr dünn, vor allem Langzeitstudien sucht man vergeblich. Eine weitere umstrittene Problematik stellt die Morbidität der Spenderregion bei OATS dar (Buchmann et al. 2012, Gobezie et al. 2011). Eine eher untergeordnete Rolle spielt das biologische Resurfacing, bei dem man mit lateraler Meniskus-Allograft oder humaner azellulärer dermaler Zellenmatrix versucht, das Glenoid wieder aufzubauen. Aufgrund einer doch hohen Versagensrate von rund 50 % ist diese Methode nur in Ausnahmefällen indiziert (Strauss et al. 2013). Den Übergang zur offenen endoprothetischen Versorgung bildet das partielle arthroskopische Resurfacing. Der Vorteil der arthroskopischen Versorgung besteht in einer geringeren Infek 03.15 medicalsports network 35 P Witten 07 Therapie Lukas Bauer Ulrich Lanz tionsrate, einem geringeren Weichteiltrauma und in der Schonung der Subscapularissehne. Bei größeren fokalen Knorpeldefekten konnten Anderl et al. durch die arthroskopische Implantation der sogenannten Partial Eclipse Prothese in einer 2014 veröffentlichten Studie signifikante Verbesserungen in allen getesteten Scores nachweisen (siehe Abb. 3). Fazit Assistenzarzt an der 1. Orthopädische Abteilung, Orthopädisches Spital Speising, Österreich Oberarzt an der 1. Orthopädische Abteilung, Orthopädisches Spital Speising, Österreich (BITTE UM 1-2 PUNKTE ERGÄNZEN) Spezialteamleiter Schulter [email protected] Network Mitglied des AGA-Komitee Schulter Teamarzt des österreichischen Daviscup Teams (Tennis) Teamarzt des österreichischen Leichtathletikteams [email protected] Abb. 1: Rechtes Schultergelenk, arthroskopischer Blick von dorsal, fokaler humeraler Knorpeldefekt 36 Abb. 2: Rechtes Schultergelenk, arthroskopischer Blick von dorsal auf einen humeralen Knorpeldefekt bei Durchführung des Microfracturings mittels 90° Ahle Bei sportlich aktiven Patienten mit Knorpeldefekt sollte der primäre Therapieansatz ein konservatives Management sein. In Abhängigkeit von der Größe des vorliegenden Knorpeldefektes, dem Alter des Patienten und seinen Ansprüchen stehen unterschiedliche operative Behandlungsmethoden zur Verfügung. Kleine Defekte können durch Debridement oder Microfracturing therapiert werden. Für ausgeprägte Läsionen stehen das CAM und die PartialEclipse-Prothese zur Verfügung. Patienten unter 47 Jahren sollten einem arthroskopischen Management, Patienten über 66 Jahren einer endoprothetischen Versorgung zugeführt werden. Für Patienten zwischen 47 und 66 Jahren sollte eine den Ansprüchen des Patienten entsprechend individuell angepasste Therapie erfolgen. Literatur bei den Autoren Bild: © pixathlon Abb. 3: Rechtes Schultergelenk, postoperatives Röntgenbild einer arthroskopisch implantierten Partial Eclipse Prothese bei fokalem humeralen Knorpeldefekt medicalsports network 03.15 Buchtipps LEHRBUCH FASZIEN RECHT FÜR ÄRZTE VON A – Z Schleip, Robert Frank, Diane R. / Schmid, Wolfgang A. Informieren Sie sich über einen ganz neuen Forschungs- und Therapiebereich: Die Faszie bildet ein zusammenhängendes Spannungsnetzwerk, das den gesamten mensch lichen Körper durchzieht und durch das jedes einzelne Organ, jeder Muskel, selbst jeder Nerv und jede Muskelfaser eingehüllt und eingebunden wird. Das bisher unterschätzte „Binde-Gewebe“ – die Faszie – ist inzwischen Gegenstand eines rasch wachsenden Forschungsgebiets geworden, weil man erkannt hat, welch wichtige Rolle sie in Gesundheit und Krankheit Elsevier Verlag 2014 ISBN 978-3-437-55306-6 99,99 € spielt. Ob Praktiker, die die Manipulation dieses körperweiten Gewebes therapeutisch ein setzen möchten oder Wissenschaftler – das Buch liefert Ihnen alle relevanten Informationen systematisch zusammengefasst. Der ärztliche Arbeitsalltag ist geprägt von juristischen Vorgaben, Fallstricken und Sanktionen. Trotzdem lernt ein Mediziner in Deutschland während seines Studiums kaum etwas über die rechtlichen Grundlagen für seine spätere Tätigkeit. Dieses Buch wendet sich an alle Mediziner – vom Studenten im Praktischen Jahr bis zum Chefarzt, an alle Ärzte in Klinik und Praxis. Alpha betisch nach Stichworten sortiert beantwortet es rasch juristische Fragen im ärztlichen Berufsalltag. Jedes Thema wird anhand eines Georg Thieme Verlag 2014 ISBN-13: 978-3131760517 39,99 € Fallbeispiels erläutert und ist leicht verständlich und kompakt dargestellt. LEISTUNGSSPORT SENKT UBIQUINOL-SPIEGEL Ubiquinol, die aktive Form von Coenzym Q10, ist ein essenzieller Teil der zellulären Atmungskette. Der vitaminähnliche, antioxidativ wirksame Mikronährstoff ist an der Herstellung von etwa 95 Prozent der Körperenergie beteiligt. Junge und gesunde Menschen bilden in der Regel selbst ausreichend Ubiquinol. Doch mit zunehmendem Alter geht die körpereigene Synthese zurück. So hat zum Beispiel ein 40-Jähriger etwa 30 Prozent weniger Ubiquinol im Herzmuskel als ein 20-Jähriger. Bei einem Mangel sinkt unter anderem die Leistungsfähigkeit. In diesem Zusammenhang ist eine Studie1 des Olympia-Stützpunktes RheinRuhr besonders relevant. Über sechs Wochen hinweg erhielten 100 Athleten täglich entweder 300 mg Ubiquinol oder ein Placebo. Während der Studie trainierten die Teilnehmer indivi duell in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in London. Bei beiden Gruppen erhöhte sich die körperliche Leistungsfähigkeit: um 0,30 Watt pro kg Körpergewicht in der Place bo-Gruppe und um 0,38 W/kg KG in der Ubiquinol-Gruppe. Bei der Ubiquinol-Gruppe nahm die körperliche Leistungsfähigkeit stärker zu als bei der Placebo-Gruppe. Dies zeigt, dass Ubiquinol die Leistung über den Trainingseffekt hinaus signifikant erhöhen kann. 03.15 medicalsports network Wissenschaftliche Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass Ausdauersport den Blutplasmaspiegel an Ubiquinol senkt. In einer Studie2 mit Rugby-Spielern wurde festgestellt, dass schon eine einzige intensive Trainingseinheit von rund 40 Minuten den Ubiquinol- Spiegel im Blut signifikant verringert. Für Hochleistungssportler werden daher Dosierungen von mindestens 200 mg Ubiquinol pro Tag empfohlen. Als Nahrungsergänzung ist Ubiquinol besser geeignet als das oxidierte Coenzym Q10, da es direkt bioverfügbar ist und somit auch schneller wirken kann. Der Mikronährstoff hat keinerlei Nebenwirkungen und ist auch in der „Kölner Liste“ dopingfreier Substanzen aufgeführt. 1 Alf, D: Ubiquinol supplementation enhances peak power production in trained athletes: a double-blind, placebo controlled study, J Int Soc Sports Nutr. 29;10(1):24 (2013). 2 Tiano, L: Ubiquinol in Sport Nutrition, presented at Bridge2Food Conference, 4th Sport & Performance Platform, Cologne, April 2014. Bild: © fotolia.com|Warren Goldswain Sandra Schulze, Ernährungswissenschaftlerin, Weinheim, Germany 37 Faszien „AUCH ALS ERWACHSENER SOLLTE MAN HOPSERLAUF MACHEN“ Rolle und Stellenwert des Faszientrainings – Interview mit Dr. Robert Schleip Die Forschungen auf dem Gebiet der Faszien haben in den letzten Jahren eine Reihe von neuen Erkenntnissen gebracht. Trotzdem ist die internationale Faszienforschung ein noch recht junges Fachgebiet, auch das auf diesen aktuellen Erkenntnissen basierende Faszientraining steckt noch in den Kinderschuhen. Aidin Dinkhah hat Dr. Robert Schleip auf dem diesjährigen Faszien Summit in München getroffen, das vom 07. – 08. Februar stattgefunden hat (www.fasziensummit.de) und sich mit ihm über die Bedeutung von Faszientraining unterhalten. Herr Dr. Schleip, welche Funktionen haben die Faszien im menschlichen und tierischen Körper? Früher hat man gedacht, Faszien wären nur Verpackungsorgane. Der Muskel selbst wäre ohne diese Hülle im entspannten Zustand wie ein Sirup. Also haben wir das im Labor getestet: Unter dem Einsatz von Kollagenase, einem Enzym, das kollagene Bindegewebe wegfrisst, wird der Muskel, der vorher wie Hühnchenfleisch war, zu einem Sirup, den man leeren kann. Das wäre die formgebende Funktion, die man schon lange kennt. Neu ist jetzt die Erkenntnis, dass die Faszie eben nicht nur Ver packungsorgan ist, sondern auch Sinnesorgan, speziell für die koordinative Körperwahrnehmung. Die Propriozeption lebt wohl viel mehr in den oberflächlichen membranösen Binde gewebeschichten – was wir Faszien nennen – als in der Gelenkkapsel, wie man früher gemeint hat oder in der Muskelspindel. Die Faszie kann auch Schmerzquelle sein – Faszie als Sinnes organ. Außerdem sind Faszien muskulärer Kraftüberträger. Wenn ein Bizeps kontrahiert, kommt nur ein Teil der Kraft in der Sehne an und macht die Bewegung, die wir alle gelernt haben. Der Rest wird über die faszialen aterenten Verbindungen übertragen. Der Faszienumschlag um den Bizeps, das Epimysium, ist mit dem vom Trizeps vernetzt und spannt bei einer Bizepskontraktion auch auf der Rückseite, bei manchen Leuten mehr, bei anderen weniger. 38 Da kommen die Spannungen ganz anders über die Gelenke, als wir es bisher angenommen haben. Das wäre die Funktion force transmis sion und die ist z. B. bei spastischen Kindern dramatisch verändert. Man kann nun schauen, wie viel force transmission in welche Richtung ein Patient hat. Wie kann man das fördern oder abbauen? Warum sollten wir unsere Faszien trainieren? Was bewirkt Faszien training in menschlichem Körper? Wir haben uns bisher sehr damit beschäftigt, wie man Muskeln systematisch trainieren kann. Wir haben uns auch mit den kardiovaskulären Fähigkeiten befasst, um z. B. für einen Marathon besser trainieren zu können. Auch mit der sensomotorischen Koordination. Aber fast alle Belastungsschäden im Sport sind Verletzungen am kollagene faserige Bindegewebe. Was wir daraus schlussfolgern müssen, ist, dass das Faszientraining das schwächste Glied in unserer bisherigen Trainingskette ist. Verletzungsprophylaxe ist ein wichtiger Grund für ein Faszientraining, es gibt aber auch andere Gründe. Können wir mit Faszientraining die Leistung bei Leistungssportlern steigern? Ja, auf jeden Fall. Es kommt immer darauf an, um welche Sportart es sich handelt. Wenn jemand Billardspieler oder Schütze ist, wo viel- leicht die sensomotorische Koordination im Vordergrund steht, kann ich nur hypothetische Antworten geben, ich weiß es nicht. Aber wenn Schnellkraft wichtig ist, bei athletischen und schnellen Powerbewegungen wie Sprünge und Würfen, weiß man jetzt, dass die roten Fasern bei geübten Athleten weniger aktiv sind als bei ungeübten Sportlern. Die Schnellkraft kommt von dem Katapulteffekt des weißen Gewebes der faszialen Elemente. Diese können schneller zurückschnorren, als irgendein Muskel sich selbst zusammenziehen kann. Wenn Schnelligkeit wichtig ist, wäre das ein Grund für das Faszientraining. Welchen Stellenwert hat dieses Training im Vergleich zu konditionellen Trainingsmethoden (Kraft, Ausdauer, Koordination)? Brauchen die Faszien ein gezieltes und spezielles Training? Ja, natürlich trainiert man immer alles ein bisschen mit. Derjenige, der in die Muckibude geht, tut auch etwas für seine Ausdauer und ist leicht besser beim Marathonlaufen. Aber wenn er nach drei Jahren Krafttraining einfach ohne kardiovaskuläres Spezialtraining zum Triathlon antritt, versagt er nach 300 m. Das Training war eben nicht speziell genug. Und genauso sehe ich das mit dem Faszientraining. Die Faszien wurden immer irgendwo, aber insuffizient mittrainiert. Das heißt, wenn es darum geht, dass meine Achillessehne belastbarer ist und medicalsports network 03.15 Robert Schleip Humanbiologe (Ph.D., 2003-2006), Universität Ulm Diplompsychologe (M.A., 1980), Universität Heidelberg seit 2006: Direktor des Fascia Research Projects der Universität Ulm seit 2006: Forschungsdirektor der European Rolfing Association e.V. Network ich vorher nur irgendein Kreislauftraining gemacht habe, ist die Achillessehne so spröde wie bei einem Couch-Potato. Wir wissen jetzt noch nicht alles, aber wir haben paar Richtwerte: Wenn ich Faszien „unkaputtbarer“ machen will, dass sie belastbarer sind, ohne zu zerreißen und dass sie zum Katapult werden und nicht zum spröden Seil – wie muss das Training von der Dosierung und den Regenerationspausen her aussehen? Ist ein Lauftraining kein Faszientraing? Gute Frage. Laufen ist interessanterweise ein viel besseres Faszientraining für die Beine als Radfahren. Das ist eine federnde Bewegung für die Beinfaszien. Ein Radfahrer hat kaum fasziale Elemente, weil die Bewegungsenergie nicht innerhalb des Körpers gespeichert wird. Ein Vorfußlauf dagegen ist ein noch faszialerer Laufstil und ein gelegentlicher Vorfußlauf kann als Ergänzung zum normalen Laufstil sinnvoll sein. Für die Oberkörperfaszien wäre rhythmisches Diskotanzen wunderbar, aber auch das Werfen. Wir experimentieren mit unterschiedlichen Bällen, die man irgendwo dagegen wirft und wieder auffängt. Das sollte eigentlich im Wachstumsalter trainiert werden. Werfen, Hüpfen und Hopserlauf müssen in den Kindheitsalltag rein, nur Hocken und Gewichte stemmen reicht nicht. Wir müssen wieder mit Kreidezeichnungen für Himmel und Hölle und 03.15 medicalsports network Gummitwist in die Hinterhöfe. Auch als Erwachsener muss man Hopserlauf machen. Welche Rolle spielt Faszientraining in Prävention und Rehabilitation, vor allem bei Leistungssportlern? In der Prävention spielt es eine große Rolle, das ist jetzt die neue Prämisse, die wir noch nicht bewiesen haben. Dort kann man viel machen, das ganze Feld ist in einer neuen Auf bruchsstimmung. Wir haben noch keine robusten klinischen Studien dazu, ob Leistungssportler, die Gummitwists oder Ähnliches in ihr Training sinnvoll mit einbauen, weniger Verletzungen pro Jahr haben. Diesen Beweis sind wir noch schuldig. Von der Grundlagenforschung spricht vieles dafür, denn egal, ob man Sprunggelenkverletzungen oder Kreuzbandverletzungen hat, man weiß, dass Kollagen adäquat trainiert werden muss und wir wissen, wie das geht. seit 2004: Vorstandsmitglied der Somatics Academy, München 2002-2004: Direktor der Deutschen Gesellschaft für Myofascial Release, Neuötting In welchem Entwicklungsstadium sehen Sie die Faszienforschung und welche Rolle spielen dabei solche Veranstaltungen wie „Faszien Summit“ in München? Das ist so wie die Chaostheorie vor 20 Jahren, das war so eine internationale Auf bruchsstimmung oder die ersten Computerjunkies in ihren Garagen. Diese Veranstaltung hier in München passt dazu ganz gut . Trotz Konkurrenzen entstehen hier Austauschnetzwerke, wir haben ein goldenes Gebiet vor uns und da kann jeder noch was Neues entdecken. Das Faszientraining ist ein Mosaikstein im Mosaik eines Ganzkörpergesundheitstrainings, jedoch nicht der zentrale Stein. Es sollte zum Muskeltraining, Kreislauftraining oder sensomotorisches Training ergänzt werden. Vielen Dank für das Gespräch Buchtipp Faszien-Fitness Schleip, Robert/Bayer, Johanna riva Verlag 2014 ISBN 978-3-86883-483-3 19,99 € 39 Therapie KONSERVATIVE THERAPIE Akut-RSWT im Hochleistungssport Fußball Konservative Therapieoptionen erfreuen sich bei Therapeuten, aber auch bei Sportlern, einer immer größer werdenden Beliebtheit. Gerade im Hochleistungssport können Alternativen im Bereich der Therapie, aber auch im Bereich der Prävention, zu extremen Verbesserungen für Spieler und Vereine sorgen – im physischen und im wirtschaftlichen Bereich. Ein gutes Beispiel für eine positive Anwendung findet man beim Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05, bei dem seit November 2014 die Stoßwellentherapie zum Einsatz kommt. Involviert dabei ist das komplette Medical Team von Mainz 05 (siehe Infokasten), was von ganz entscheidender Bedeutung für den Erfolg ist. Nur in einem perfekten Zusammenspiel zwischen Medical Team und Spielern kann eine optimale Umsetzung stattfinden. Masiar Sabok Sir, Robert Erbeldinger und Nils Schulz unterhielten sich dafür mit den fünf Mainzer Profispielern Johannes Geis, Jonas Hofmann, Koo Ja-Cheol, Park Joo-ho und Shinji Okazaki, die alle mit der Stoßwellentherapie behandelt wurden, sowie mit Steffen Tröster, Christopher Rohrbeck und Stefan Stüwe, Physiotherapeuten von Mainz 05. Erfahrungen aus Sicht der Spieler Positives weiß Jonas Hofmann, der in dieser Saison von Borussia Dortmund ausgeliehen ist, über die Anwendung der Stoßwellentherapie zu berichten. „Wir mussten alle herhalten bei Steffen Tröster. Was mich gleich positiv gestimmt hat, war seine klare Ansage, dass diese Therapiemethode uns helfen wird“, so Hofmann. „Sie nimmt einem sehr schnell die Schmerzen, auch wenn es zu Beginn etwas wehtut. Jedoch merkt man sehr schnell, dass dies nachlässt und im Nachhinein eine deutliche Linderung der Schmerzen stattfindet. Das schafft natürlich enormes Vertrauen in die Therapieform.“ Der gewünschte Leistungszustand könne so wieder Spieler des FSV Mainz 05 während der Stoßwellentherapie (EMS, Swiss DolorClast). V.l.n.r.: Okazaki, Koo, Park 40 medicalsports network 03.15 schnell hergestellt werden. Zusätzlich ist die Behandlung mit der Stoßwellentherapie eine sowohl effiziente als auch sehr schnelle Therapiemethode.“ Dies strapaziert nicht unnötig die Geduld der Sportler, was sich wiederum auf die mentale Situation positiv auswirkt. Im asiatischen Raum wird die Stoßwellentherapie schon seit längerer Zeit erfolgreich angewendet. So konnten die Spieler Koo, Park und Okazaki bereits in ihren Nationalteams (Südkorea und Japan) Erfahrungen sammeln. „Bei uns in Südkorea gibt es teilweise mehrere Geräte pro Team und ich kann wirklich nur Positives darüber berichten. Daher freut es mich natürlich umso mehr, dass es das jetzt auch bei meinem Verein, dem FSV Mainz 05 gibt“, berichtet Koo. Zustimmung erhält er von seinen Mannschaftskollegen Park und Okazaki, die von Anwendungen im Bereich des Sprunggelenks bis hin zu muskulären Behandlungen berichten. Praktische Anwendung Die Stoßwellentherapie wurde in Mainz von allen Spielern sehr schnell akzeptiert. Hauptanwendungsgebiete sind dabei das Sprunggelenk sowie die gesamte fußballspezifische Muskulatur (aktiver Bewegungsapparat Muskel, Sehnen und Bänder). Zum Einsatz kam die Stoßwellentherapie vorwiegend nach dem Spiel und Training bis zu 2- bis 3-mal pro Woche. Vorwiegend zur Regeneration, aber auch zur Rehabilitation bei Beschwerden und besonders bei Schmerzen. Die Behandlung der Schmer- MEDICAL TEAM FSV MAINZ 05 Kardiologen/Internisten: Dr. med. Kathrin Stelzer Dr. med. Felix Post Dr. med. Karsten Keller Orthopäden: Dr. med. Stefan Mattyasovszky Dr. med. Patrick Ingelfinger Externer Osteopath: Dr. med. Dietmar Hellmich Zahnarzt: Dr. med. dent. Christopher Köttgen Athletik-Fitnesstrainer: Jonas Grünewald Axel Busenkell Physiotherapeuten: Steffen Tröster (Dipl. Sportwiss., Osteopath BAO) Christopher Rohrbeck (Osteopath, Heilpraktiker) Stefan Stüwe (Heilpraktiker, Akupunkteur) zen spielt dabei für alle Spieler eine herausragende Rolle. „Die Stoßwellentherapie nimmt einem sehr schnell die Schmerzen. Das ist sehr hilfreich und man ist äußerst dankbar dafür“, sagt Koo. Im präventiven Bereich findet eine Anwendung auch nach dem Spiel statt. Doch welche Rollen spielen eigentlich der Arzt und Therapeut dabei? Auch hier herrscht unter den Spielern eine eindeutige Meinung: Eine ganz wichtige Rolle. „Wir vertrauen unseren Therapeuten und den Teamärzten blind. Steffen Tröster hat sich sehr intensiv mit der Stoßwellentherapie auseinander gesetzt, wurde von der Swiss DolorClast Academy und Prof. Christoph Schmitz (LMU München) intensiv geschult und ist der Antreiber hier in unserem Verein hinsichtlich dieser Therapiemethode. Ich spreche für alle, wir vertrauen ihm und der Zusammenarbeit mit den Teamärzten total“, berichtet Johannes Geis. Bei ihm fand eine Anwendung z. B. im Bereich einer Muskelverhärtung im Oberschenkel und bei kleineren alltäglichen Verletzungen statt. „Ich bin sehr wissbegierig und allem Neuen gegenüber offen, also habe ich auch kein Problem mit neuen Therapieformen, vor allem dann nicht, wenn ich nachweislich davon profitiere“, ergänzt Hofmann. Dabei wirkt es sich extrem positiv aus, dass die Spieler des FSV Mainz 05 perfekt vom Medical Team des Vereins informiert und aufgeklärt werden. Ein abschließendes Statement, dem alle Spieler zustimmen, kommt von Johannes Geis: „Durch die Behandlung regeneriere ich deutlich schneller.“ Kein unwichtiger Punkt im modernen Hochleistungssport. Spieler des FSV Mainz 05 während der Stoßwellentherapie (EMS, Swiss DolorClast + PiezoClast). V.l.n.r.: Hofmann, Geis 03.15 medicalsports network Bild: Polaroid Hintergrund © istockphoto.com| t_kimura Steffen Tröster, welche Indikationen ergeben sich für den Einsatz der Stoßwellentherapie? Da wären natürlich die klassischen Indikationen der Tendinopathien (Patellaspitzensyndrom, Achillodynie) zu nennen. Auch Fersensporne wurden schon erfolgreich behandelt. In der akuten Stoßwellentherapie, sowohl radial als auch fokussiert, gibt es aus unserer Sicht neue Behandlungsmöglichkeiten. Exemplarisch wären hier zu nennen: die Muskelverhärtung/ Zerrung, akute Triggerpunkttherapie, akute Bänderverletzungen, Knochenheilungsstörungen (Pseudarthrose) und akute Muskelkontusionen. Auch haben unsere Erfahrungen gezeigt, dass Ödeme nach Sportverletzungen durch Stoßwellentherapie schneller resorbiert werden. Die moderne akute Stoßwellentherapie (radial und fokussiert) ist eine super Ergänzung zu den Therapiemethoden (manuelle Therapie, Osteopathie, Sportphysiotherapie), die sich bei den oben genannten Verletzungen des Bewegungsapparates schon bewährt haben. Außerdem nutzen wir die Stoßwelle auch im präventiven Bereich, vor allem bei der Muskelpflege. 41 case series FALLBEISPIELE AKUT-RSWT Anwendung bei Fußballprofis des FSV Mainz 05 Dr. med. Stefan Mattyasovszky1, Steffen Tröster2, Prof. Dr. med. Christoph Schmitz3 Klinik für Orthopädie, Universitätsmedizin Mainz, Teamarzt FSV Mainz 05, Physiotherapeut FSV Mainz 05, 1 3 2 Stoßwellen-Forschungslabor, Anatomische Anstalt, Ludwig-Maximilians-Universität München Nach der Vorstellung des Konzepts der Akut-RSWT im Profifußball (siehe MSN 02.15) und den Erfahrungsberichten mehrerer Spieler des FSV Mainz 05 in dieser Ausgabe sollen nun einige Fallbeispiele zum konkreten Einsatz von Akut-RSWT bei Fußballprofis des FSV Mainz 05 kurz vorgestellt und im wissenschaftlichen Kontext diskutiert werden. Ein Zusammenhang mit den oben erwähnten Spielerinterviews kann, muss aber nicht bestehen. Die Beispiele sind einer systematischen interna tionalen Anwendungsbeobachtung von AkutRSWT an Spielern des FSV Mainz 05, ACF Fiorentina (Italien) und Botafogo (Rio de Janeiro/ Brasilien; siehe MSN 01.15) entnommen. Alle hier beschriebenen RSWT-Behandlungen wurden mit dem Swiss DolorClast (EMS, Nyon, Schweiz) und dem EvoBlue Handstück durchgeführt. Die angegebenen Daten (Arbeitsdruck, Impulsfrequenz) können nicht einfach auf radiale Stoßwellengeräte anderer Hersteller übertragen werden, da bei hohen Frequenzen das hier verwendete Handstück höhere Energien erzeugt, als sie mit anderen Geräten erzielt werden (Császár et al., zur Publikation eingereicht). Die individuelle Einstellung des Arbeitsdrucks und der Impulsfrequenz, basierend auf Biofeedback durch den Spieler, ist ein wichtiges Element der Akut-RSWT; die Verwendung von Voreinstellungen (üblich bei heute verfügbaren radialen Stoßwellengeräten) sollte unbedingt vermieden werden. 3.000 Impulse bei 2,4 bar Arbeitsdruck und 14 Hz Impulsfrequenz). Ergebnis: Reduktion der Schmerzen bis zum Spiel auf VAS = 0. Der Spieler konnte das komplette Spiel durchspielen. Weder während noch nach dem Spiel zeigten sich Komplikationen, und der behandelte Muskel war nicht weiter schmerzhaft. Dieser Fall ist typisch für den erfolgreichen Einsatz von Akut-RSWT. Die akute Wirkung von Stoßwellen am Muskel ist wissenschaftlich bisher nur ansatzweise verstanden. Wahrschein lich wirken mindestens drei Mechanismen synergistisch zusammen: (1) mechanische Lockerung der Muskulatur; (2) Schmerzlinderung durch die Entfernung von Substanz P aus C-Schmerzfasern und myofaszialen Triggerpunkten (Mayer et al., 2003; Shah et al., 2008); und (3) temporäre Paralyse (über-) kontrahierter Muskelfasern (vgl. Angstman et al., 2015). 2. Fall 1. Fall 42 Anamnese und Diagnose: Ermüdungsbedingte Muskelverhärtung im M. biceps femoris rechts. Schmerzintensität auf der Visual Analog Scale (VAS score) vor Behandlung = 6. Therapie: RSWT am Tag vor einem Bundesligaspiel (36-mm Applikator, Anamnese und Diagnose: „Pferdekuss“ linke Hüfte im Bereich des M. tensor fasciae latae während eines Bundesligaspiels; VAS = 8. Therapie: RSWT am Tag nach dem Spiel im Bereich des M. tensor fasciae latae (36-mm Applikator, 5.000 Impulse, 2,5 bar, 14 Hz). Ergebnis: Reduktion des Schmerzes auf VAS = 1 innerhalb von zwei Tagen nach Trauma. Der Spieler konnte beide Trainings einheiten am ersten Trainingstag der neuen Woche ohne Schmerzen absolvieren. Der „Pferdekuss“ ist eine klassische Verletzung im Profifußball, die nicht selten von versteckten Fouls herrührt. Oftmals bleibt unklar, was genau die häufig länger andauernden Schmerzen auslöst, die den Spieler stark beeinträch tigen können. Womöglich steht eine Reizung des Periosts des Trochanter major im Vordergrund. Die guten Ergebnisse der Akut-RSWT beim „Pferdekuss“ stehen im Einklang mit den Ergebnissen der RSWT beim chronischen Trochanter major-Schmerzsyndrom (Furia et al., 2009; Rompe et al., 2009). 3. Fall Anamnese und Diagnose: Re-Fraktur des 5. Mittelfußknochens im proximalen Schaftbereich rechts. Zustand nach Fraktur mit konsekutiver Schrauben osteosynthese und Ausbildung einer Pseudarthrose. Therapie: RSWT über einen Zeitraum von zehn Wochen, im Durchschnitt sechs Behandlungen pro Woche (insgesamt 49 Behandlungen) (36-mm Applikator, jeweils 2.000 Impulse, 2 bar, 20 Hz). Ergebnis: Knöcherner Durchbau der Pseudarthrose am Ende des Behandlungszeitraums. Dieser Fall ist in mehrfacher Hinsicht interessant: (1) Entgegen mancher Meinung in der Literatur bedarf die Behandlung von Pseudar medicalsports network 03.15 Stefan Mattyasovszky Steffen Tröster Studium der Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg Staatlich anerkannter Physiotherapeut, Diplom-Sportwissenschaftler und Osteopath BAO Oberarzt der Klinik für Orthopädie des Zentrums für Orthopädie und Unfall chirurgie der Universitätsklinik Mainz 2011 – 2012 medizinische Abteilung – Junior Team FC Bayern München Mannschaftsarzt des FSV Mainz 05 2012 – heute im Team der medizinischen Abteilung FSV Mainz 05 throsen an oberflächlich gelegenen Knochen keiner hochenergetischen fokussierten Stoßwellenbehandlung. (2) Der hier vorgestellte Fall steht in Einklang mit Berichten über die erfolgreiche Behandlung von oberflächlichen Pseu darthrosen mit RSWT in der Literatur (Silk et al., 2012). (3) Auch die mehrfach wiederholte Behandlung der hier geschilderten Pseudarthrose führte zu keiner Lockerung der liegenden Osteosynthese. (4) Ob im hier vorliegenden Fall wirklich 49 Behandlungen mit RSWT nötig waren, kann nicht beurteilt werden. Bedenkt man aber, dass eine individuelle Behandlung weniger als zwei Minuten dauerte und die Spieler täglichen Kontakt zum Medical Team haben, erscheint der hier geschilderte Aufwand nicht zu hoch. 4. Fall Anamnese und Diagnose: Zerrung des Innenbandes des rechten Knies mit leichtem Ödem am Ansatz des Innenbandes; VAS = 6 – 7. Therapie: RSWT, eine Behandlung pro Tag, erste Behandlung am Tag nach dem Trauma, insgesamt vier Behandlungen (36-mm Applikator, 2.000 Impulse, 1,7 bar, 20 Hz). 03.15 medicalsports network Ergebnis: vor der letzten Behandlung bereits völlige Schmerzfreiheit (VAS = 0) mit vollständiger Beseitigung des Ödems. Dieser Fall zeigt eindrucksvoll die Fähigkeit der RSWT, zur schnelleren Resorption von Ödemen beizutragen. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind noch vollkommen unbekannt; eventuell besteht ein Zusammenhang zur Ausschaltung der C-Schmerzfasern durch die Stoßwellenbehandlung (vgl. Campos und Calixtos, 2000). 5. Fall Anamnese und Diagnose: Zerrung der ischiocruralen Muskulatur links; VAS = 6; VAS bei SLR (straight-leg-raise) = 4. Therapie: Kombinierte radiale (RSWT) und fokussierte (fESWT) Stoßwellen therapie, jeweils eine RWST und fEWST Behandlung pro Tag, erste Behandlung zwei Tage nach dem Trauma, insgesamt vier Behandlungstage (RSWT: 36-mm Applikator, jeweils 2.000 Impulse verteilt über den gesamten Muskelbauch, 2 bar, 20 Hz; fESWT: Swiss PiezoClast [EMS], 35-mm Gelkissen [d.h. Fokuspunkt ca. 15 mm unter der Hautoberfläche], jeweils Christoph Schmitz Inhaber des Lehrstuhls für Neuroanatomie an der LMU München 2008 bis 2011 International Business Manager Orthopaedics and Medical Scientific Officer bei EMS Electro Medical Systems S.A. Forschungsschwerpunkt (u.a.): molekulare und zelluläre Wirkmechanismen extrakorporaler Stoßwellen am Stütz- und Bewegungsapparat 2.000 Impulse über dem Schmerzpunkt mit Einstellung 12 [positive Energie flussdichte 0,173 mJ/mm 2], 8 Hz). Ergebnis: Reduktion des Schmerzes auf VAS = 1 bereits vor der zweiten Behandlung. VAS bei SLR vor der vierten Behandlung = 0. Keine Schmerzen beim Laufen, volle Trainingsfähigkeit nach der vierten Behandlung. Dieser Fall passt gut zu unseren früheren Ergebnissen bei akuten Muskelproblemen von Athleten während der Olympischen Sommerspiele 2004 und 2008 sowie dem schnellen Heilungsverlauf von Aksel Lund Svindal vor der Winterolympiade 2010 (siehe Henne und Schmitz msn 5/2011). Die Mechanismen sind komplex und beinhalten wahrscheinlich auch die Aktivierung von Muskel-Stammzellen. Fazit Zusammenfassend eröffnet die Akut-RSWT eine hochinteressante neue Perspektive bei der beschleunigten Rehabilitation sicher nicht nur von Fußballprofis. Der Erfolg der Akut-RSWT hängt dabei ganz wesentlich von der Expertise und Erfahrung sowie der Interaktion der Mitglieder des Medical Teams ab. Literatur und Röntgenbilder (3. Fall) bei den Autoren. 43 more SPORTKINESIOLOGIE Körper und Geist in Balance für mehr Leistungsfähigkeit Dr. med. Werner Klingelhöffer, Institut & Campus für sportkinesiologische Trainingsmethoden, Bad Tölz Der FC Bayern München feierte in dieser Saison den größten Herbstmeistervorsprung aller Zeiten – die vor Kurzem noch durchaus ebenbürtige Borussia Dortmund kämpfte gegen den Abstieg. Topspieler und exzellente Trainer haben beide Teams. Was passiert hier? Nicht nur im Profisport lässt sich ein solches Phänomen regelmäßig beobachten. Auch im Breitensport und über alle Sportarten hinweg ist die Leistungsfähigkeit der Teams oder Einzelsportler oft nahezu gleichwertig. Der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg liegt lediglich in der Abruf barkeit der Leistung. Und genau damit beschäftigt sich, vereinfacht gesagt, die Sportkinesiologie: mit der gezielten Abruf barkeit der Leistung. Mentale Balance und theoretischer Hintergrund Auch wenn das fachliche Können, die Kraft und Kondition vorhanden sind, ist es immer entscheidend, wie diese Fähigkeiten bei Bedarf eingesetzt werden. Hier kommt die mentale Balance ins Spiel. Der erfolgreiche Leistungs- sportler ist körperlich und geistig austrainiert. 2012 holte Bundestrainer Joachim Löw einen Kinesiologen ins Trainingslager nach Marseille, als bekannt wurde, dass damals Borussia Dortmund erfolgreich nach diesem Prinzip trainiert. Bekannt ist dieses Trainingsprinzip auch unter dem Namen „Brain Gym“. Die Sportkinesio logie schlägt die Brücke zwischen den Disziplinen Sportmedizin und -psychologie, traditioneller chinesischer Medizin (TCM), Taping und den Therapiemöglichkeiten aus BrainGym, Touch forHealth und Hyperton X. Touch for Health und Hyperton X sind die Anwendungsmöglichkeiten, die über die Muskulatur direkt Zugang zum Meridiansystem der TCM haben. Jeder Muskel hat zu einem bestimmten Meri dian eine besondere Beziehung. Diese Besonderheit wird nun in die Trainingslehre aufge- Werner Klingelhöffer Facharzt für Orthopädie, Zusatzbezeichnung Sportmedizin, Chirotherapie, Akupunktur, Sportkinesiologie Institut & Campus für sportkinesiologische Trainingsmethoden, Bad Tölz Network Orthopädischer Beirat der Münchner Gruppe-Rolfing® Kooperationspartner der Int. Kinesiologieakademie Frankfurt-Bergen Gastdozent an der Steinbeis-Hochschule Berlin Mitglied im Bayrischen Sportärzteverband Kooperationspartner der Sport/ Jugendherberge Bad Tölz [email protected] 44 nommen. Da der Mensch sich in drei Ebenen (oben-unten, vorne-hinten, rechts-links) bewegt und der Schnittpunkt dieser Ebenen sich in der Mitte des Körpers etwas unterhalb des Nabels befindet, trainieren wir vor allem zuerst das Erreichen der Balance in dieser Mitte. Auch andere Disziplinen kennen diese Mitte: Das CORE-Stability-Training, asiatische Kampf sportarten oder Pilates – beim Erreichen der körperlichen Mitte kommt es automatisch zu einer Aktivierung der Kommunikation der beiden Gehirnhälften, was mental leistungsf ähiger macht. Ziel der sportkinesiologischen Übungen ist die Aktivierung und Kommunikation der beiden Gehirnhälften. Dabei bedienen wir uns eines Denkmodells, das neurophysiologisch nicht korrekt ist, aber für unsere Zwecke genügt: Die linke Gehirnhälfte steht für die analytische Intelligenz, die rechte Gehirnhälfte für die emotionale und soziale Intelligenz. Jede sportliche Leistung wird über die linke Hälfte ausgelöst. Dort „versiegt“ sie aber irgendwann und muss nun sukzessive von rechts unterstützt werden. Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen? Die Unterstützung von rechts kann die emotionale Laola-Welle sein, begleitende Musik oder aber auch Farben sind ebenfalls möglich. Die Sportkinesiologie will sich nicht auf diese emotionalen Einflüsse von außen verlassen, sondern arbeitet daran, dass der Sportler emotionale Motivation aus sich selbst heraus bei Bedarf abrufen kann. Mentales Training auch für den Breitensport Bei Profisportlern wird die Bedeutung des mentalen Trainings nicht infrage gestellt. Bei medicalsports network 03.15 Linke Hälfte Aktion rationelles Denken Leistung Muskelarbeit Karriere Aussehen/Fassade Fremdbestimmung Belehrung Emotionale Intelligenz (EQ) Die Balance der beiden Gehirnhälften Analytische Intelligenz (IQ) Breitensportlern ist das viel schwieriger. Ins besondere bei Jugendlichen wird man nicht gelobt, wenn man mentales Training durchführen will. Ein jugendlicher Sportler definiert sich oftmals nicht über seine mentale Bereitschaft, sondern über die Muskulatur. Wir haben daher ein Training erarbeitet, das körperlich anspruchsvoll und steigerungsfähig ist und „durch die Hintertür“ gleichzeitig das Denken fördert. Die Sportkinesiologie setzt die emo tio nalen Faktoren bewusst so ein, dass die Leistungskurve oben gehalten wird. Das Erstaun liche daran ist, dass damit auch die Verletzungsanfälligkeit abnimmt und sich die gesamte Spielweise ändert. Im Prinzip ist hier das One-Touch-System begründet. One-Touch oder Tiki-Taka kann jeder erlernen, sofern er die sportspezifischen Fertigkeiten besitzt. Mann schaftsspieler setzen für gewöhnlich zuerst ihre linke Gehirnhälfte ein und schauen dann (mit rechts), wie es weiter gehen kann. Dreht man die Richtung um, das heißt, erst rechts, dann links, gewinnt das Spiel an Schnelligkeit. Alle Fußball-Bundesligamannschaften übernehmen zunehmend dieses System, daraus entstehen Spielautomatismen. Die Königsdisziplin in der Sportkinesiologie wird erreicht, indem der Meridianumlauf der Elementelehre mit den zugehörigen Muskeln als Trainingsfahrplan genommen wird. Da alle Meridiane immer mehrere Muskeln „beheimaten“, reicht ein Muskel, um einen Meridian zu aktivieren. Wenn dies im richtigen Verlauf geschieht, werden alle Meridiane gleich an gesprochen und es entsteht zusätzlich eine energetische Balance. So sind verschiedene Anwendungs formen entstanden: das myofas ciale dynamische Stretching, das Training mit Bändern, Trainingszirkel und auch die Meri dianmassage. Rechte Hälfte Emotion Musik, Rhytmus, Struktur Gefühl, Harmonie Wissen Wertschätzung Anerkennung, Respekt Zielsetzung, Definition Kommunikation Ein Beispiel für das dynamische Stretching im Meridianumlauf aus dem Element Metall mit den zugehörigen Muskeln. So gibt es für jedes TCM- Element eine entsprechende Übungsabfolge. Fazit Der Slogan „Wir bewegen Sport“ soll es ausdrücken. Es ist nicht das Ziel der Sportkinesio logie, eine Sportart zu vermitteln – das machen die Trainer. Der Sportler soll durch Sportkinesiologie sein Potenzial besser und punktgenau abrufen können. Der Trainer lernt, wie er seine Vorgaben mit seinem Team erfolgreich um setzen kann. Bild: © istockphoto.com | T-Immagini 03.15 medicalsports network Buchtipp Basics der Sportkinesiologie Kinsporth-Verlag 2014, www.kinsporth.de ISBN 978-3-00-045395-3 76,50 € 45 News AG Sportkardiologie der DGK Bei der DGK-Jahrestagung in Mannheim wurde die Vorsitzende der BNK-Arbeitsgruppe Sport und Prävention Frau Dr. Susanne Berrisch- Rahmel auch zur stellvertretenden Vorsitzenden der AG Sportkardiologie der DGK gewählt und wird in zwei Jahren turnusgemäß den Vor sitz übernehmen. Frau Berrisch-Rahmel setzte sich in einer geheimen Wahl gegen Herrn Dr. Frank van Buuren, Herzzentrum Bad Oeynhausen, durch, der die deutsche Sportkardio logie aber weiter als Nucleusmitglied der Sek tion Sportscardiology der European Society of Cardiology auf europäischer Ebene vertreten wird. Bei überwiegend Nicht-BNK-Mitgliedern dieser AG wurde mit dieser Wahl neben der Anerkennung der Leistung des BNKs auf dem Gebiet der Sportkardiologie insbesondere auch die mehrjährige gute Zusammenarbeit von Frau Dr. Berrisch-Rahmel mit allen Gremien gewürdigt. Sie tritt die Nachfolge von Herrn Prof. Dr. Martin Halle (TU München) an, der die Sportkardiologie auch in dieser Funktion stark vorangetrieben hat. Gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Christoph Burgstahler von der Uni Tübingen wird sie nun maßgeblich in den nächsten Jahren die institutionellen und inhaltlichen Geschicke der deutschen Sportkardio logie leiten. www.bnk.de www.dgk.org 46 Erstes deutsches Referenzzentrum Foto: v.l.n.r.: Dr. Chang Chairman SEWON CELLONTECH, Dr. Lindner Cambomed, Herr Huber Geschäftsführer Cambomed, Marc Wahler SEWON CELLONTECH Deutschland Bild: © SEWON CELLONTECH Seit 2012 steht die Cambomed Klinik für eine enge Verzahnung der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung im Allgäu. Die hohe fachärztliche Kompetenz und der Komfort der Klinik gewährleisten den Patienten beste Voraussetzungen zum Gesundwerden. In der Cambomed Klinik finden Operationen aus den Bereichen Orthopädie und Unfallchirurgie, Chirurgie, Neurochirurgie (Rücken und Wirbel säule), HNO und Urologie statt. Dr. Chang, Präsident der Firma RMS (Regenerative Medi cal System; gehört zum Koreanischen Konzern SEWON CELLONTECH) aus Seoul/Südkorea war zu Gast in der Cambomed Klinik und wurde dort von Vertretern der Klinik sowie dem Leiter des Geschäftsfeldes International und dem Regionalgeschäftsführer Allgäu der IHK Schwaben empfangen. Das Geschäftsfeld der Firma RMS ist die Biotechnologie. In Europa betreibt das Unternehmen u. a. ein eigenes Labor im Norden von London. Dort ist auch die Europäische Repräsentanz. Die Zielsetzung von RMS ist es, mittels regenerativer Medizin die natürlichen Heilprozesse des Körpers zu unterstützen und die Funktion von beschädigtem Gewebe oder Organen zu reparieren oder zu verbessern. Das Konzept von RMS wurde von Dr. Chang und seinen Kollegen entwickelt. Durch umfangreiche Forschung hat RMS seit 1996 Schlüsselfaktoren der Geweberegeneration identifiziert. Nach EU-Ländern wie England, Spanien, Italien und Portugal, in denen die Behandlungsmethode bereits etabliert ist, wird RMS gemeinsam mit der Firma Medselekt und der Cambomed Klinik- als erstes deutsches Referenzzentrum – die Behand lungsmethode in Deutschland etablieren. Knor peldefekte an Knie und Sprunggelenk, die zum Teil bereits schon bei Jugendlichen auf Grund von Sportverletzungen entstehen, führen mit zunehmenden Alter zu fortschreitendem schnelleren Knorpelverschleiß, oft ist dann eine Kniegelenksendoprothese die letzte Möglichkeit. Das Produkt Cartifill™ von RMS ist eine biologische und zellfreie Kollagen-Matrix die verwendet wird, um solche Knorpeldefekte zu behandeln. Bei dieser Behandlungsmethode handelt es sich um eine Erweiterung der herkömmlichen Mikrofrakturierung. Durch den Einsatz dieser Methode werden Stammzellen aus dem Knochenmark rekrutiert, die Stammzellen interagieren mit dieser Matrix und haben das Potential, sehr gutes Gewebe aufzubauen und so die finale Option eines künstlichen Gelenkes herauszuzögern. www.rmsbio.net www.swcell.com medicalsports network 02.15 03.15 Produkte Software-Update für optimalere Diagnoseunterstützung Extreme Kompression um beanspruchte Muskelgruppen Die in Fachkreisen anerkannte Stärke Die australische Marke 2XU bringt die zers seca mBCA 515 zur Ermittlung TIGHTS auf den Markt. Sie bietet des medical Body Composition Analy- 2XU ELITE MCS COMPRESSION der Körperzusammensetzung ist seine eine extreme Kompression um die Präzision und medizinische Validie- beanspruchten Muskel-gruppen durch rung. In zahlreichen Studien (aktueller das 2XU Muscle Containment Stam- Stand: www.seca.com/studies) wurden ping (MCS). MCS ist eine revolutio die Messergebnisse des innovativen näre Technologie, bei der sehr kraft Gerätes mit dem wissenschaftlichen Goldstandard verglichen und so auf volle Aufdrucke auf dem Material präzise Muskeln, Sehnen und Faszien medizinisches Niveau gebracht. Jetzt neue Darstellung und Berechnung der genau definierter Zonen mit großer Gerätes sowie die PC-Software seca tes Design für die Auswerteparameter gewährleistet wurde die Software des innovativen analytics 115 einem Update unterzogen. Das Ergebnis sind neue Auswerteparameter und ein optimiertes Design für eine noch bessere und schnellere Interpretation der Messwerte: validierter Messung des viszeralen Fettes, Skelettmuskelmasse, grafisch optimierBCC und BIVA, optimierte Darstellung des Phasenwinkels und einsei tiger, übersichtlicher Ausdruck der Patientenergebnisse auf Knopfdruck. Kompressionsstärke umschließen. Dies einen bestmöglichen Schutz und Unterstützung der Mus kulatur. Zusätzlich zum normalen Kompressionseffekt des schon an sich kraftvollen Materials werden so Muskelvibrationen und -schäden bestmöglich reduziert. www.2xu.de www.mbca.seca.com Wackeln für die Gesundheit Innovativ, funktionell und ein absoluter Neue Zielgruppen – mehr Umsatz Hingucker. Die SLACK NUT mini ermöglicht ein einzigartiges Training zur funktionellen Verbesserung von Koordination im Wettkampftraining Den Balance-Akt kann jeder für sich in Gesundheitssport wird gewackelt. Kraft, Koordination und Beweglichkeit. Anspruch nehmen. Vom Profi-Sportler – zur Verbesserung spezifischer Kraft/ und in der Reha bis zum Breiten- und www.wow2sports.de Zell- und gewebeschonend Das Stoßwellen-System LIKAWAVE VARIO von LIKAMED zeichnet Die Firma HUR rief auf der FIBO erten Trainingsgeräte von HUR sind allen Zielgruppen zu öffnen - unab- tionen. Trainingseinrichtungen dazu auf, sich hängig von Alter, Trainingszustand und Mobilität. Auch Rollstuhlfahrer sollen in einem speziell für sie einge- richteten Umfeld trainieren können. Die pneumatischen, computergesteu 02.15 medicalsports network 03.15 klein gebaut, viele haben DoppelfunkDie neue Smart-Touch- Technologie nimmt Einstellungen automatisch vor und macht das Trainieren noch einfacher. www.hur-deutschland.de sich durch eine besondere Leistungs- fähigkeit aus: Es arbeitet technisch gesehen radial, jedoch hochenerge- und Frequenz während der Behand- tisch und wirkt dabei in einem Bereich lung in einem programmierten Zyklus von maximal 55 mm. Darüber hinaus trempunkten variiert. Live auf dem von 6 bis 20 mm bei einer Eindringtiefe bietet das System eine zell- und gewebeschonende Betriebsart – den Va- rio-Modus. Dabei werden Intensität dynamisch zwischen definierten ExVSOU-Kongress: Stand U34. www.likamed.de 47 FREUEN SIE SICH SCHON JETZT AUF DIE NÄCHSTE AUSGABE Die medicalsportsnetwork 04.15 erscheint u. a. zur Jahrestagung der NOUV in Hamburg und zum GOTS-Kongress in Basel mit folgenden Themen: Kurzschaftprothesen an der Hüfte Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jörg Jerosch Chefarzt Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Johanna-Etienne-Krankenhaus, Neuss Proximale Humersufrakturen Prof. Dr. med. Johannes Rueger Direktor Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Sport mit Vorhofflimmern? Dr. med. Dierk-Christian Vogt Bild: © istockphoto.com | POMACHKA Kardiologisch-Nephrologische Gemeinschaftspraxis, Ludwigsburg PD Dr. med. Roman Laszlo © pixathlon 48 Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin, Universitätsklinikum Ulm und vieles mehr... Druckfrisch Anfang Juni auf Ihrem Schreibtisch! medicalsports network 03.15 ETM Sport SCHILLER präsentiert die erste automatisierte EKG Interpretation für Sportler Herzen Die Differenzierung zwischen physiologischen und pathologi schen EKG Veränderungen ist bei Sportlern eine grosse Heraus forderung. SCHILLER’s ETM Sport ermöglicht Ihnen im Rahmen von Sporttauglichkeitsuntersuchungen falschpositive Ergebnisse bei erhaltener Sensitivität für Herz erkrankungen zu reduzieren. ETM Sport basiert auf den Seattle Kriterien1 und ist in SCHILLER’s Stress Test Systemen CARDIOVIT CS 200 Excellence, CS 200 Touch und CS 200 Office integriert. 1 Drezner JA, et al. Br J Sports Med 2013; 47:122–124. doi:10.1136/bjsports2012092067 CARDIOVIT CS-200 Touch Hauptsitz: SCHILLER AG, Altgasse 68, CH6341 Baar, Phone +41 41 766 42 42, Fax +41 41 761 08 80, [email protected], www.schiller.ch Orale Hyaluronsäure ArthroHyl www.arthrohyl.de
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