Klettern & Klettersteige: Der Boom und die Frage der Sicherheit

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Klettern & Klettersteige: Der Boom und die
Frage der Sicherheit
Diskutierten im Presseclub Concordia in Wien zum Sicherheitsaspekt auf Klettersteigen (v. li.): Elias Walser (TVB
Ramsau am Dachstein), Reinhard Kraxner (ÖAMTC Flugrettung), Andreas Würtele (Kuratorium für Alpine
Sicherheit), Moderator Andreas Kornhofer (Bergwelten), Extrembergsteiger Christian Stangl, Friedrich Macher
(ÖAV) und Johannes Rumpl (UNIQA).Foto: ProMedia, Abdruck honorarfrei
Klettern liegt voll im Trend. Doch mit dem Boom steigen auch die Unfallzahlen. Die
Region Ramsau am Dachstein hat sich auf Bergtourismus spezialisiert und trägt
dieser Entwicklung Rechnung, indem sie seit dem Vorjahr den Klettersteig-Schein
anbietet. Ein Basiskurs für Einsteiger, bei dem ihnen die grundlegenden
Sicherheitsregeln am Berg beigebracht werden. Mit Erfolg: Die Kurse sind ausgebucht
und werden heuer noch um Familien und Kinder erweitert. Im Rahmen einer
Podiumsdiskussion erörterten Experten, ob solche Kurse die praktikable und sichere
Lösung dafür sind, den Boomsport Klettern für die breite Masse zugänglich zu
machen.
Die Region Ramsau am Dachstein gilt als Wiege des Klettersports. Der Boom, den diese
Sportart seit Jahren erlebt, bringt immer mehr Gäste in hochalpines Gelände, die sich an
vermeintlich einfachen Klettersteigen versuchen wollen. Doch oft fehlt es an Erfahrung. Um
Unfällen vorzubeugen, wird in der Ramsau seit dem Vorjahr der Klettersteig-Schein
angeboten, ein kurzer Intensivkurs, der Anfängern die Grundlagen des Sports näherbringt.
Das Angebot kam bei den Gästen großartig an, wie Elias Walser vom Tourismusverband
Ramsau erklärt, und wird heuer um den Klettersteig-Schein für Familien mit Kindern
erweitert: „Wir wollen mit dem Klettersteig-Schein niemanden abschrecken, sondern eine
proaktive Sensibilisierung schaffen. Wir Hatten letztes Jahr fast 500 Anmeldungen, so gut
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wie jeder Kurs war ausgebucht.“ Für die Ramsau und die dort aktiven Bergretter ist dies ein
Beitrag zu mehr Sicherheit am Berg, ein niederschwelliges Angebot für Einsteiger. Für die
Gäste bietet der Kurs die Möglichkeit, auch im knapp bemessenen Urlaub erste fundierte
Bergerfahrung zu sammeln.
Wichtige Grundausbildung oder Crashkurs?
Genau das war die zentrale Frage bei der Podiumsdiskussion in Wien am Donnerstag, wo
Experten aus dem Alpinsport die Sinnhaftigkeit des Klettersteig-Scheines hinterfragten.
Seitens des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) erklärte Friedrich Macher, er begrüße es,
wenn sich Interessierte zumindest informieren, bevor sie in die Berge gehen: „Wir alle
wissen, es geht oft ums kleinere Übel. Und bevor jemand völlig blank auf einen Berg rennt,
ist es mir lieber, es gibt diese Kurse als Orientierungshilfe.“ Auch Reinhard Kraxner, der
Leiter der ÖAMTC Flugrettung, sieht den Klettersteig-Schein als sinnvolles Angebot: „Mir ist
es lieber, jemand beschäftigt sich ein bisschen damit und erlernt die Grundlagen, bevor er
unbedarft als Autodidakt in den Klettersteig geht. Wir stehen dem Klettersteig-Schein positiv
gegenüber und begrüßen diese Initiative.“ Wobei die Unfallhäufigkeit auf Klettersteigen aus
Sicht der Flugrettung glücklicherweise gering sei, so Kraxner: „Wir fliegen pro Jahr rund 2000
Einsätze in Österreich und nur etwa 20 davon betreffen Klettersteige.“ Kritik am ScheinModell kam von Bergführer und Extrembergsteiger Christian Stangl, der als Skyrunner
international bekannt wurde. Er befürchtet, die schnelle Ausbildung würde eine trügerische
Sicherheit suggerieren: „Aber der Klettersteig-Schein ist ja kein Führerschein, keine
verpflichtende Lizenz, die eine umfassende Ausbildung bedeutet. Das muss den Leuten klar
sein.“ Andreas Würtele vom Kuratorium für Alpine Sicherheit teilt Stangls Kritik zum Teil und
wünscht sich ebenfalls längere und profundere Ausbildungen. Zugleich sieht das Ramsauer
Angebot aber auch sehr positiv: „Grundsätzlich finden wir alle Initiativen gut, die in Richtung
Sensibilisierung gehen. Jahrelang haben wir dem Tourismus vorgehalten, dass er nur die
schönen Bilder zeigte, ohne auf die Gefahren hinzuweisen. Daher sind wir froh dass die
Ramsau sich engagiert.“
Klettersteig-Schein und die Versicherungsfrage
Besonders spannend ist im Zusammenhang mit dem Klettersteig-Schein die Frage, ob
daraus auch versicherungstechnisch eine Haftung abgleitet werden kann. Johannes
Rumpl von der UNIQA-Versicherung beschwichtigte jedoch, dass vom Klettersteig-Schein
keine Qualifikation abgeleitet werden könne, die auf die Versicherungsfrage Auswirkung hat.
Seitens des ÖAV spricht Macher von einer Risikokultur, die man pflegen müsse: „Der
Klettersteig-Schein ist eine Möglichkeit, hier ein Risikobewusstsein zu schaffen. Die
Gesellschaft hat sich gewandelt, man sucht den schnellen Kick. In diesem Zusammenhang
ist es wichtig, den Menschen klar zu machen, dass es in den Bergen gefährlich sein kann.
Die Grundidee des Klettersteig-Scheines ist gut.“ Auch Würtele vom Kuratorium für Alpine
Sicherheit hält den Schein aus der Ramsau für grundsätzlich gut. Er regt jedoch an, den
Klettersteig-Schein noch auszubauen.
Zahlen und Fakten
Die Zahl der Kletter- und Klettersteigunfälle steigt jährlich. Das hängt in erster Linie mit dem
anhaltenden Zulauf an Einsteigern zusammen. Doch gerade im Bereich Klettersteige zeigt
sich, dass hier eine Ausbildung helfen kann, die Unfallzahlen von rund 150 auf Klettersteigen
pro Jahr zu verringern. Gemäß den aktuellen Zahlen des Kuratoriums für Alpine Sicherheit,
verunglücken jährlich durchschnittlich sechs Menschen auf Klettersteigen in Österreich
tödlich. Interessant ist dabei, dass es sich meist um erfahrene und einheimische
Klettersteignutzer handelt, die auf Sicherungsmaßnahmen verzichten. Bei den
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Verletzungszahlen am Klettersteig sind wieder vorrangig Anfänger und Unerfahrene
betroffen, wie die Unfallursachen zeigen. So ist Erschöpfung – aufgrund von
Selbstüberschätzung und mangelnder Tourenplanung – mit 43 Prozent Hauptunfallursache.
Gefolgt von Stürzen und Stolpern wegen mangelnder Trittsicherheit.
Boom hält an – Ramsau baut Kursangebot aus
Einig war man sich am Podium, dass der Kletter- und Klettersteig-Boom anhalten wird.
Daher sei es zu begrüßen, wenn sich Anfänger zumindest über die Grundlagen alpiner
Gefahren informieren, bevor sie sich ins hochalpine Gelände wagen. Auch Walser wies
darauf hin, dass seine Gäste das existierenden Angebote von Klettersteigen, das stetig
wächst, ausprobieren wollen. Doch meist fehlt die Zeit, vorab eine profunde Ausbildung zu
absolvieren. Daher werde man am Klettersteig-Schein festhalten und diesen noch weiter
ausbauen: „Wir haben heute wichigen und interessanten Input von verschiedener Seite
erhalten, den wir nutzen werden, um unser Angebot weiter auszubauen.“ So wird im
Sommer 2015 in der Ramsau erstmals auch ein Grundkurs für Familien mit Kindern
angeboten wird. Denn es gibt mittlerweile auch eigene Klettersteige für Kinder, so auch in
der Ramsau. Details zu diesem Angebot sind unter
www.ramsau.com/sommerurlaub/klettersteig-alpen zu finden.