Finanzen im Ruhestand

Finanzen im Ruhestand
Finanzen im Ruhestand
Absichern mit Geld, Haus und Seniorenpolicen
Absichern mit Geld,
Haus und Seniorenpolicen
Sie sind in Rente oder in Pension und genießen Ihre Zeit für regelmäßige Reisen, für
Restaurantbesuche und andere schöne Dinge des Lebens. Vielleicht können Sie sogar
Ihren Angehörigen im Ernstfall finanziell unter die Arme greifen. Schließlich haben Sie
während des Berufslebens für Ihren Ruhestand zusätzlich vorgesorgt.
Doch wie schaffen Sie es, von Ihrem Vermögen möglichst lange gut zu leben? Welche
Anlageformen kommen für Ruheständler sinnvollerweise noch infrage? Wie schaffen
Sie eine ausgewogene Balance zwischen Erhalt und Verzehr Ihres Kapitals? Lohnt es
sich möglicherweise, das zu groß gewordene Eigenheim zu verkaufen und eine kleinere
Wohnung zu mieten? Oder wäre – ganz im Gegenteil – der Erwerb einer Mietwohnung
die richtige Lösung, um zusätzliche Einnahmen zu erzielen? Doch wie komme ich
als Ruheständler an das nötige Fremdkapital heran, wenn meine Bank wegen des fortgeschrittenen Alters abwinkt?
Diese und viele weitere Fragen beantwortet dieser kompakte Ratgeber für den finanziell
gut abgesicherten Ruhestand. Nutzen Sie die darin enthaltenen Tipps für Ihre weitere
Geldanlage und erfahren Sie zudem, welche Versicherungen Sie wirklich benötigen und
welche Sie sich sparen können.
Aus dem Inhalt:
❚ Finanzplanung während des Ruhestands
❚ Die vermietete Immobilie als Altersvorsorge
❚ Immobiliendarlehen für 50plus
ISBN: 978-3-86817-693-3
978-3-86817-693-3_aka_st-Finanzen im Ruhestand_Cov.indd Alle Seiten
Finanzen im Ruhestand
❚ Sinnvolle Seniorenpolicen
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Finanzen im Ruhestand
Absichern mit Geld,
Haus und Seniorenpolicen
Akademische Arbeitsgemeinschaft Verlag I Mannheim
Buch-Finanzen-im-Ruhestand.indb 1
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© 2015 by Akademische Arbeitsgemeinschaft Verlag
Wolters Kluwer Deutschland GmbH
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Telefax 0621/8626263
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Stand: Mai 2015
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Alle Angaben wurden nach genauen Recherchen sorgfältig verfasst; eine Haftung für die Richtigkeit
und Vollständigkeit der Angaben ist jedoch ausgeschlossen.
Autoren: Detlef Pohl, Michael Santak, Eike Schulze, Annette Stein
Redaktion: Dr. Torsten Hahn, Dorothee Hoßbach, Michael Santak
Verlagsleitung: Hubert Haarmann
Herstellung und Satz: Nicole Rieser
Umschlaggestaltung: futurweiss kommunikationen, Wiesbaden
Umschlag Bildquelle: © Robert Knechte – Fotolia.com
Druck: Paper & Tinta, Nadma
ISBN 978-3-86817-693-3
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Vorwort
Für gesetzlich Rentenversicherte bietet der Staat bloß noch 43 %
vom letzten Nettoeinkommen als Grundversorgung im Alter.
So jedenfalls die Prognose für neu hinzu kommende Rentner für
das Jahr 2030. Deshalb sollten Sie bei der Planung und Bewertung
Ihrer Finanzen im Ruhestand Notwendiges von Wünschenswertem
unterscheiden und das Unvorhergesehene nicht vergessen.
Denn auch das größte Vermögen nutzt Ruheständlern wenig, wenn
es keine regelmäßigen Erträge abwirft. Denn bei einer statistischen
Lebenszeit von 20 Jahren und mehr ab dem Rentenstart schmilzt
das Geld schnell zusammen, wenn es nicht weiter rentabel angelegt
wird. Lesen Sie in diesem Ratgeber, wie es Ihnen gelingt,
das richtige Verhältnis zwischen Kapitalerhalt und Kapitalverzehr
zu finden.
Eine der beliebtesten Anlageformen für die sichere Altersvorsorge
stellt eine Mietimmobilie dar. Sie bietet einen doppelten Vorteil:
Aus einer schuldenfreien Immobilie können Sie im Alter entweder
ein regelmäßiges Zusatzeinkommen in Form von Mieterträgen
erzielen oder Sie ziehen selbst in die Immobilie ein und senken
damit Ihre Wohnkosten. Auch die Aussichten auf Steuerersparnisse verflüchtigen sich im Ruhestand nicht völlig, da seit 2005 der
steuerpflichtige Anteil der gesetzlichen Rente steigt und deshalb die
vermietete Immobilie auch für Ruheständler zu einer steuermindernden Anlageform wird. Schließlich können auch Rentner mit
solchen Verlusten aus Vermietung und Verpachtung ihre steigende
Steuerlast mindern.
Selbst wer als Ruheständler noch eine Restschuld auf seine Immobilien-Kapitalanlage zu tilgen hat, braucht angesichts der zunehmenden Lebenserwartung nicht in Panik zu geraten. Bei Banken setzt
sich verstärkt die Überzeugung durch, dass die sogenannten Best
Ager oft über beträchtliche Finanzpolster verfügen. Der steigenden
Nachfrage folgte daher eine zunehmende Kreditvergabe an Ältere.
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Freilich fliegen Kreditwilligen über 60 auch nicht gerade gebratene
Tauben in den Mund. Noch immer noch gibt es eine Reihe von
Hindernissen zu überwinden, um genügend Kapital für die eigenen
vier Wände einzusammeln. Bei einigen dieser Angebote lauern
sogar gewisse Stolpersteine. Unser Ratgeber zeigt Ihnen, wie Sie
diese aus dem Weg räumen können.
Einerseits stellen im Ruhestand die Ausgaben für Personen- und
Sachversicherungen einen bedeutenden Streichposten dar. Andererseits gibt es für Senioren in einigen Segmenten spezielle Angebote
mit ermäßigten Tarifen. Doch woran erkennen Sie als potenzieller
Kunde, dass es sich um gute Produkte von Versicherern für die
Zielgruppe 60+ handelt? Es sind im Wesentlichen drei Merkmale:
Erstens müssen sie sich am Bedarf, zweitens an der Lebenssituation orientieren und drittens eine frühzeitige, flexible Absicherung
der Risiken im Alter ermöglichen. Erfahren Sie, welche speziellen
Senioren-Versicherungen für Sie sinnvoll sind.
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Inhaltsverzeichnis |
Inhalt
1
FINANZPLANUNG WÄHREND DES RUHESTANDS . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.1 Vermögensmanagement zu Rentenbeginn . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.1.1 Wo Sie bei Rentenbeginn finanziell stehen . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.1.2 Bestimmte Ausgaben fallen weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.1.3 Schwankungen bedrohen Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.1.4 Verzehr und Erhalt des Kapitals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.2 Wenn die Lebensversicherung fällig wird . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.2.1 Kapitalabfindung oder Rente? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.2.2 Verrentung anderer Anlageformen gut überlegen . . . . . . . . . 19
1.3 Wie ein Entnahmeplan aussehen sollte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
1.3.1 Drei Strategien für Fonds-Auszahlpläne . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
1.3.2 Inflation und der kritische Zinssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
1.4 Immobilie: Chance auf Werteverzehr des Eigenheims . . . . . . . 24
1.4.1 Immobilie verrenten statt verkaufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
1.4.2 Umgekehrte Hypothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.4.3 Verkauf gegen Leibrente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.4.4 Rentenhypothek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.4.5 Fazit: Verkaufen, verschulden oder verrenten? . . . . . . . . . . . . 27
1.4.6 Ändert sich die Immobilienrendite im Ruhestand? . . . . . . . 28
1.5 Sparen im Rentenalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
1.5.1 Optimaler Anlage-Mix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
1.5.2 Anlageformen für sicherheitsorientierte Sparer . . . . . . . . . . . 33
1.5.3 Sparen bei Wohnungsgenossenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1.5.4 Renditeträchtigere Kapitalanlagen im Rentenalter . . . . . . . . 42
1.6 Depotcheck und regelbasiertes Anlegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
1.7 Den Nachlass organisieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
1.7.1 So vererben Sie richtig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
1.7.2 Riester-, Rürup- und Betriebsrente vererben . . . . . . . . . . . . . 51
2
DIE VERMIETETE IMMOBILIE ALS ALTERSVORSORGE . . . . . . . . . . 53
2.1 Immobilienmarkt im Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.1.1 Der Markt boomt seit der Finanzkrise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.1.2 Lohnt es sich jetzt noch, zu vermieten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
2.1.3 Wohneigentum: Kapitalanlage mit Wertzuwachs . . . . . . . . . 57
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| Inhaltsverzeichnis
2.2 Kapitalanlage mit vermieteter Immobilie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
2.2.1 Immobilie kontra Kapitalversicherung, Aktie
oder Banksparplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
2.2.2 So hoch ist die Mietrendite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
2.2.3 So rechnen Sie die Rendite aus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
2.2.4 Differenz zwischen Mietrendite und Festzinshypothek . . . . 68
2.2.5 Stolperfallen für Kapitalanleger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
2.3 Rendite für die Altersversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
2.3.1 Wie ist es um die Wirtschaftlichkeit bestellt? . . . . . . . . . . . . . 72
2.3.2 Welche Steuerersparnisse kommen hinzu? . . . . . . . . . . . . . . . 73
2.3.3 Rendite nach Hypothekendarlehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
2.3.4 Rendite mit tilgungsfreiem Festdarlehen . . . . . . . . . . . . . . . . 78
2.3.5 Rendite und Inflation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
2.4 Die richtige Miethöhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
2.4.1 Welche Mietentwicklung ist zu erwarten? . . . . . . . . . . . . . . . . 81
2.4.2 So ermitteln Sie die Miethöhe vor Ort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
2.4.3 Welche Miethöhe nicht unterschritten werden sollte . . . . . . 86
3
IMMOBILIENDARLEHEN FÜR 50PLUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
3.1 Baufinanzierung ab 50 Jahren: Mit Strategie in die eigenen
vier Wände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
3.2 Finanzierungsstrategien für Ältere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
3.3 Finanzierungsformen für die Generation 50plus . . . . . . . . . . . . 94
3.3.1 Das Ratentilgungsdarlehen – schnell zum Haus . . . . . . . . . . 96
3.3.2 Das Volltilgungsdarlehen – alles auf einen Streich . . . . . . . . 97
3.3.3 Kombidarlehen – die Mischung machts . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
3.3.4 Realkredit – wer schon eine Immobilie hat . . . . . . . . . . . . . . 101
3.3.5 Variables Darlehen auf Euribor-Basis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
3.3.6 Sonderkredite – wenn nichts anderes geht . . . . . . . . . . . . . . 106
3.3.7 Modernisierungskredite – für den kleinen Geldbedarf . . . 108
3.3.8 Zwischenfinanzierung – wer die Finanzierung nur kurz
braucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
3.4 Viele Auflagen für Ältere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
3.5 Finanzierungsalternativen für 50plus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
3.5.1 Bausparen kennt keine Altersgrenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
3.5.2 Geld von privat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
3.6 KfW-Fördermittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
3.7 Fördermittel der Bundesländer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
3.8 Immobilienfinanzierung mit Wohn-Riester . . . . . . . . . . . . . . . 118
6
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Inhaltsverzeichnis |
4
SINNVOLLE SENIORENPOLICEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
Senioren-Haftpflichtversicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
Senioren-Hausratversicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
Senioren-Rechtsschutzversicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
Senioren-Unfallversicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
Auslandsreise-Krankenversicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
Sterbegeldversicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
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7
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1
Finanzplanung während des Ruhestands |
1
Finanzplanung während des
Ruhestands
1.1
Vermögensmanagement zu Rentenbeginn
1.1.1 Wo Sie bei Rentenbeginn finanziell stehen
Mit dem Beginn des Ruhestands soll sich die jahrelange Altersvorsorge und Finanzplanung für den Ruhestand endlich auszahlen. Ziel
war es ja, die Versorgungslücke, die sich mit dem Ende der Berufstätigkeit zwischen den Nettoeinnahmen vor und nach dem Renteneintritt auftut, möglichst vollständig zu schließen, damit im Alltag
möglichst keine finanziellen Abstriche hinzunehmen sind und die
Lebensqualität im Ruhestand nicht leidet.
Monatliche Einkommensquellen zu Beginn des Ruhestands
Quelle
Häufige Höhe (€)
Zinsen, Dividenden, Ausschüttungen
100,–
lastenfreies Eigenheim = ersparte
Kaltmiete
500,–
Einnahmen aus vermieteter Wohnung
500,–
Gesetzliche Altersrente
1 000,–
Beamtenpension
2 300,–
Witwen- / Witwer-Rente
400,–
Private Altersrente
100,–
Riester-Rente
100,–
Betriebsrente
130,–
Mini-Job oder Teilzeitarbeit
450,–
Sonstiges
50,–
Meine Höhe
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Finanzplanung während des Ruhestands
Auf den unterschiedlichsten Wegen ist hoffentlich ein ausreichend
hohes Vermögen zusammengekommen, das die gesetzliche Altersrente bzw. die Beamtenpension aufbessert. Der Staat bietet perspektivisch für gesetzlich Rentenversicherte nur noch 43 % vom letzten
Nettoeinkommen als Grundversorgung im Alter. So jedenfalls die
Prognose für neu hinzukommende Rentner für das Jahr 2030.
Ausgangspunkt für die Höhe der privaten Vorsorge sollte immer der
individuelle Kapitalbedarf zu Beginn des Rentenalters sein. Aber da
beginnen schon die Probleme. Im Schnitt verfügt ein Rentnerhaushalt heute über rund € 1 900,– pro Monat, hat das Deutsche Institut
für Altersvorsorge (DIA) ausgerechnet, Tendenz sinkend.
Wie groß ist die typische Versorgungslücke?
Bisher gingen Rentenexperten von rund 70 % des letzten Nettoeinkommens für die Lebensstandard-Sicherung aus. Doch tatsächlich
müssen die Bürger im Schnitt bei Eintritt ins Rentenalter rund 87 %
ihres letzten Nettoeinkommens für einen auskömmlichen Lebensabend erzielen, hat Universitätsprofessor Martin Werding von der
Ruhr-Universität Bochum in einer Rentenstudie herausgefunden.
Grundlage waren Daten von 20 000 Menschen in rund 11 000 Haushalten, die zwischen 1992 und 2011 in Rente gingen. Mittels ökonometrischer Methoden wurde deren Zufriedenheit mit ihrem Einkommen zwischen Renteneintritt und dem 75. Lebensjahr ermittelt
und daraus diejenige Rentenersatzquote abgeleitet, bei der die Zufriedenheit unverändert bleibt.
Ergebnis: Einem Standardrentner mit € 1 000,–Monatsrente fehlen
bei lückenloser Erwerbsbiografie künftig jeden Monat € 650,– netto
in der Tasche – »€ 350,– mehr als bislang gedacht«, sagt Werding.
Damit erreicht die Rente für Durchschnittsverdiener nur ein Niveau von 55,2 % des letzten Nettoeinkommens. Beim Standardrentner wurden der durchschnittliche Bruttoverdienst von aktuell rund
€ 34 000,– pro Jahr zugrunde gelegt.
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2
Die vermietete Immobilie als Altersvorsorge |
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Die vermietete Immobilie
als Altersvorsorge
2.1
Immobilienmarkt im Wandel
Die vermietete Immobilie liegt gemeinsam mit dem selbst genutzten
Eigenheim als Kapitalanlage und zur Altersvorsorge derzeit hoch
im Kurs: Die Hälfte des Privatvermögens steckt in Gebäuden und
Grundstücken. Dabei handelt es sich um einen Vermögenswert von
mehreren Billionen Euro. Zu Recht gilt das sogenannte Betongold
als feste Burg für die Altersvorsorge.
Ob sich der finanzielle und zeitliche Aufwand für eine vermietete
Immobilie lohnt, hängt vor allem von deren Lage ab. Insbesondere
in Ballungszentren mit hoher Wirtschaftskraft und auch künftig zu
erwartendem Bevölkerungswachstum sollten gute Ertragschancen
zu finden sein.
2.1.1 Der Markt boomt seit der Finanzkrise
Der Markt für Wohnimmobilien ist erheblichen Änderungen unterworfen. Mittlerweile wohnen zwar mehr Bürger in den eigenen
vier Wänden als noch vor fünf Jahren, doch die heutige Wohneigentumsquote sieht Deutschland nach den verfügbaren aktuellsten
Zahlen von 2013 mit rund 46 % noch immer im unteren Bereich
der internationalen Ranglisten. Diese Quote ist für Vermieter insofern interessant, als sie aussagt, dass 54 % der Bevölkerung zur Miete
wohnen.
Enge Wechselwirkungen bestehen zum Markt für Mietwohnungen.
Der war jahrelang mit staatlichen Subventionen angekurbelt worden
(z. B. mit Steuererleichterungen und Investitionszulagen). Überall
war bezahlbarer Wohnraum zu haben.
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Die vermietete Immobilie als Altersvorsorge
Seitdem der Staat aus Kostengründen weitgehend die Immobilienförderung und den sozialen Wohnungsbau eingestellt hat, steht die
Ampel theoretisch auf Grün für Wohneigentum. Tatsächlich wird
das Angebot an bezahlbarem Wohnraum in begehrten Gegenden
der Republik auch knapper, auch, weil seit der Finanzkrise ab 2007
und wegen der niedrigen Darlehenszinsen ein Ansturm auf Immobilien eingesetzt hat, der bis heute unvermindert anhält.
Miete und Eigentum erweisen sich als zwei Seiten einer Medaille.
Das heißt: Langfristig entsprechen sich die Kosten für Kauf und
Miete. Wäre z. B. der Kauf längere Zeit günstiger als das Mieten, würden immer mehr Haushalte Eigentum erwerben. Durch diese zusätzliche Nachfrage würden die Preise für Wohneigentum anziehen und
es käme wieder zu einem Ausgleich der Wohnkosten. Entscheidend
ist, wodurch die Kosten am meisten beeinflusst werden.
Für Käufer sind vor allem zwei Dinge maßgeblich:
 das Zinsniveau, da Immobilien überwiegend mit Fremdkapital
finanziert werden, sowie
 die steuerliche Behandlung von Wohneigentum.
Was den Immobilienmarkt maßgeblich bestimmt
Sinken die Kosten der Selbstnutzung durch steuerliche Subventionen oder Zinssenkungen, erhöht sich die Anzahl der Käufer so lange,
bis die Wohnkosten über den Mechanismus von Angebot und Nachfrage wieder ausgeglichen sind. Ablesbar ist das am Preis-Miet-Verhältnis.
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Immobiliendarlehen für 50plus |
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Immobiliendarlehen für 50plus
3.1
Baufinanzierung ab 50 Jahren:
Mit Strategie in die eigenen vier Wände
Baufinanzierungen jenseits des 50. Lebensjahrs sind heute nicht
mehr so ungewöhnlich wie vor 10 oder 20 Jahren. Der Grund ist
vielfach ein bewegtes Berufsleben. Wer nicht seinen Lebensmittelpunkt an einem Ort gefunden hat, der entscheidet sich auch nicht
gleich für einen Immobilienkauf. Die Folge: Der Erwerb einer Wohnung oder eines Hauses verlagert sich weiter nach hinten und dann
ist das 50. Lebensjahr überschritten. Wurde man in jüngeren Jahren
mit Werbung für Privatkredite zugespamt, sieht das bei den Angeboten zu Baufinanzierung plötzlich anders aus. Die meisten Kreditgeber machen lieber mit jüngeren Semestern Geschäfte, gute Angebote
für die Best Ager sind noch eher selten.
Zwar gerät die Generation 50plus bei der Kreditvergabe immer mehr
in den Fokus von Banken. Doch gebratene Tauben fliegen Kreditwilligen ab 50 nicht in den Mund. Es gibt einige Hindernisse zu überwinden, um genügend Kapital für die eigenen vier Wände einzusammeln. Und: Einige Stolperfallen lauern bei diesen Angeboten. Wie
diese aus dem Weg zu räumen sind, zeigt dieser Beitrag. Das klassische Annuitätendarlehen wird dabei nicht näher betrachtet, es sind
die Sonderformen, die für Ältere von größerem Interesse sind.
Bislang war meistens eine Immobilienfinanzierung ab dem 50. Lebensjahr nur möglich, wenn gleichzeitig eine weitere Immobilie als
Sicherheit herhielt – also eine bereits abbezahlte Immobilie vorhanden war, die die Finanzierung der eigenen vier Wände ermöglichte.
Denn viele Kreditgeber misstrauten älteren Kunden und vergaben
ihre Darlehen lieber an jüngere Familien. So befürchtete man oft den
Kreditausfall zur Rentenzeit, da dem Kreditnehmer dann weniger
finanzielle Mittel als im Arbeitsleben zur Verfügung stehen, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Und: Die Kreditgeber trauten
auch älteren Personen nicht mehr so recht zu, Eigenleistungen beim
Hausbau zu erbringen, die die Baukosten absenkten.
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Immobiliendarlehen für 50plus
Geänderte Verhältnisse
Was dabei verkannt wurde, war, dass ältere Arbeitnehmer nicht selten über eine ordentliche Summe an Eigenkapital verfügen, die sie
in die Finanzierung einbringen können. Das größere Eigenkapital
erleichtert die Finanzierung ganz erheblich und verbessert die Bonität. Da außerdem die Lebenserwartung zunimmt, ist auch gerade die
Generation 50plus heute in der Lage, am Bau noch selbst mit anzupacken und Eigenleistungen in die Finanzierung mit einzubringen.
Auch haben sich die Verhältnisse geändert. So sind heute viele Berufstätige mobil und entscheiden sich erst spät für ein Eigenheim.
Dies liegt nicht selten daran, dass erst mit Mitte oder Ende 40 der
letzte wichtige Karriereschritt vollzogen wird und damit die Örtlichkeit für das Arbeitsleben bis zur Rente feststeht. Daher entscheiden
sich auch viele Immobilieninteressenten erst relativ spät für den Erwerb oder Bau eines Eigenheims.
Immer mehr Angebote für sogenannte 50plus-Immobilien gibt es
von Fertighausanbietern, die diese Zielgruppe ebenfalls entdeckt haben. Diese neue Form der Immobilien ist speziell auf die ältere Generation zugeschnitten und deshalb unter anderem barrierearm gestaltet, um den Bewohnern ein möglichst langes Leben in den eigenen
vier Wänden zu gewährleisten. Im Zuge dieser Entwicklung hat sich
auch der Hypothekenmarkt gewandelt und auf die Bedürfnisse der
reiferen Generation eingestellt. Schließlich wollten viele Banken das
Feld nicht den Bausparkassen alleine überlassen, die bis dahin den
Löwenanteil der Finanzierung bei den Best Agern verwirklicht haben. Wer allerdings über keines der beiden schlagenden Argumente
für die Finanzierung im Alter verfügt, wird wirkliche Probleme haben, noch eine Immobilie zu finanzieren.
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Sinnvolle Seniorenpolicen |
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Sinnvolle Seniorenpolicen
Gute Produkte von Versicherern für die Zielgruppe 50plus erkennen
Sie als potenzieller Kunde an drei Merkmalen: Erstens müssen sie
sich am Bedarf und zweitens an der Lebenssituation orientieren sowie drittens eine frühzeitige, flexible Absicherung der Risiken im
Alter ermöglichen.
Im Ruhestand verändern sich die Bedürfnisse: Zum Beispielweicht
der frühere Bedarf nach Absicherung der Berufsunfähigkeit mit Erreichen des Ruhestandsalters dem Bedarf nach Unfall- und Pflegevorsorge.
Manche Seniorenpolicen sind jedoch reiner Etikettenschwindel,
denn ihre Leistungen unterscheiden sich überhaupt nicht von einem
herkömmlichen Tarif. Die Versicherer kleben ihnen aber ein neues
Etikett auf, um älteren Kunden die Verträge besser verkaufen zu
können. Rentabel sind solche Verträge allerdings oft nicht.
Auch schnüren die Versicherer gern fragwürdige Rundum-sorglos-Pakete, bei denen herkömmliche Policen mit weiteren Leistungen aufgepeppt werden. Doch diese Zusatzleistungen gibt es nicht
umsonst. Damit das Seniorenpaket im Vergleich zu herkömmlichen
Tarifen nicht zu teuer kommt, wird am eigentlichen Risikoschutz gespart.
Beispiel Senioren-Unfallversicherung: Für den Zusatzschutz müssen Sie als Kunde mit einem Beitragszuschlag von € 15,– bis € 40,–
rechnen. Und selbst wer das in Kauf nimmt, kann sich nicht unbesorgt zurücklehnen. Denn mancher Versicherer verspricht zwar in
der Werbung den perfekten Haushaltsservice inklusive Einkaufsdienst, Wäscheservice, Gartenpflege und vielem mehr. Doch Sie als
Kunde müssen genau ins Kleingedruckte schauen, weil diese Leistungen nicht immer auch wirklich mitversichert sind.
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Sinnvolle Seniorenpolicen
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Ein wirklich vorausschauend agierender »Seniorenversicherer«
beginnt mit dem Schutz nicht erst im Alter von 60 Jahren, sondern bietet bereits in jungen Jahren Produkte, die sich an die
jeweiligen Lebensphasen flexibel anpassen lassen. Damit hat
der Kunde stets einen maßgeschneiderten Schutz, der durch
einen frühen Start auch günstig im Beitrag ist.
4.1
Senioren-Haftpflichtversicherung
Obwohl gesetzlich nicht vorgeschrieben, ist die private Haftpflichtversicherung eigentlich ein Muss, egal wie alt Sie sind. Nach dem
Gesetz haften Sie in voller Höhe für Schäden, die Sie einem Dritten schuldhaft zufügen. Das kann durchaus fünfstellige Beträge oder
mehr auslösen, die Ihre Vermögenssituation existenziell belasten
können.
Das Alter bringt auch keine neuen Risiken mit sich, im Gegenteil.
Ein ganz wichtiges, den Preis bestimmendes Risiko, nämlich Kinder,
ist nicht mehr vorhanden. Auch gelten ältere Menschen als vorsichtiger und weniger risikofreudig. Das sind Kriterien, die den Preis
beeinflussen. Dem tragen die Versicherer auch Rechnung. SeniorenHaftpflichtversicherungen sind oft preiswerter als »normale« Familienhaftpflicht-Policen. An der Leistung lässt sich dagegen kaum
sparen, da sonst im Alter empfindliche Deckungslücken auftreten
könnten, was eine vergleichsweise geringe Beitragsersparnis keinesfalls rechtfertigen würde.
Leistungen wichtiger als Beitragsersparnis
An der Schwelle von der aktiven Berufstätigkeit in den Ruhestand
gilt: Der Bedarf ist und bleibt wie in den Jahren zuvor. Selbst für Endfünfziger sind abgespeckte Privathaftpflichtversicherungen brandgefährlich. Erst wenn die Kinder wirklich aus dem Haus sind, können die Eltern über preiswertere Senioren-Privathaftpflichtverträge
nachdenken. Zugleich sind hohe Deckungssummen sowie eine
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Sinnvolle Seniorenpolicen |
solide Sicherung wie Ausfalldeckung oder gegen Mietsachschäden
an beweglichen Sachen weiterhin wichtig. Ausfalldeckung bedeutet:
Wer von einer Person ohne Privathaftpflicht-Versicherungsschutz
geschädigt wird, geht unter Umständen leer aus. Beinhaltet die eigene Versicherung jedoch Ausfalldeckung, dann bezahlt sie auch
den Forderungsausfall.
Eine genaue Analyse des Deckungsumfangs ist wichtig. Bei leistungsstarken Seniorenhaftpflicht-Policen sollten neben alleinstehenden Eltern und Großeltern auch Enkel und Urenkel mitversichert
sein. Zusätzlich sollte der versicherte Personenkreis nicht nur deliktunfähige minderjährige Kinder, sondern auch schuldunfähige
Erwachsene umfassen, etwa bei Demenz. Das unabhängige Analysehaus Morgen & Morgen hat für den Fall, dass keine Kinder mehr
im elterlichen Haushalt leben, günstigste Tarife für den typischen
Bedarf ermittelt: inklusive Forderungsausfalldeckung – häufig erst
ab € 2 500,– Mindestschadenhöhe. Das Abhandenkommen fremder
privater Schlüssel und solcher zu einer zentralen Schließanlage ist
mitversichert, ebenso Mietsachschäden auch auf Reisen aller Art,
Schäden bei ehrenamtlicher Tätigkeit, weltweiter Auslandsaufenthalt sowie Internetschäden.
Ergebnis: Solider Schutz ist schon ab € 38,– Jahresbeitrag zu bekommen – bei der Haftpflichtkasse Darmstadt (siehe folgende Tabelle).
Der teuerste Anbieter verlangt für identischen Schutz etwa das Dreifache.
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