Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-Friesland - GEW

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven und Wittmund
LEUCHTTURM
Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-Friesland
Nr. 123
16. November 2015
Inhalt
Käpt’n Blaubär erweitert den Bildungs-Kanon
- Warum ich in der GEW geblieben bin und
mich aktiv einbringe Arbeitszeitstudie läuft weiter!
Die Partnerschaft für Demokratie
GEW-Landesdelegiertentagung
Dolmetscher gesucht!
Die Frage ist – wie?
Wittmund: LehrerInnen brauchen Hilfe
Gegen den Trend der „Antipolitik“
SeniorInnen organisieren sich neu
Mahnveranstaltung zum Antikriegstag in Aurich
„Veränderungen in der Lehrerschaft“
Kapitulation vor Investoren
TTIP - eine Gefahr für die Demokratie?
Das Freihandelsabkommen TTIP im Unterricht
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37. Jhrg.
Gute Bildung kostet
„Ehemalige jüdische Schule in Leer“
Reichstes Prozent dürfte rund ein Drittel des
Privatvermögens in Deutschland besitzen
Fachgruppe Grundschule und Förderschule
Emslandlager
Moorsoldatenlied
Kita haftet nicht für Blechschäden
Wie Biedermann es mit den Brandstiftern hält.
40 JAHRE Mitglied unserer GEWerkschaft
Anmerkungen zu Bedeutung der Schreibschrift
Termine - Schulbezirkspersonalrat - Kurzgerfasst
Unterwerfung als Freiheit.
Leben im Neoliberalismus.
Alter Schwede!
„Angela Merkels teurer Irrweg“
Personalräteschulung AUR - NOR
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Käpt’n Blaubär erweitert den BildungsKanon
ein innovativer Sketsch
Käpt’n Blaubär und die drei Gummibärchen treten auf.
Heinrich Herlyn
Enkel 1: Mensch Opa, du hast
während deiner Kur ja
mächtig abgenommen!
Enkel 2: Man erkennt dich ja
kaum wieder, Opi!
Enkel 3: Schön, dass du wieder
da bist. So allein mit Hein
Blöd war es stink-langweilig!
Blaubär: Tja, der kann eben nicht
so schöne Geschichten erzählen wie ich!
Enkel 1: Und bist du nun deine
Hepadingsda, also deine fette
Leber - oder wie das heißt losgeworden und darfst nun
Studienrat werden? Das war
doch dein Traumjob.
Blaubär: Jawoll, meine Leber
und ich sind nun rank und
schlank wie’n Zitteraal. Aber
Studienrat will ich nicht mehr
werden.
Enkel 2: Warum denn nicht?
Blaubär: Ja, weil nun doch alle
Gymnasial-Lehrer wieder auf
Klassenfahrt fahren. Die
haben ihren Boykott beendet,
und für mich bleiben keine
Fahrten mehr übrig.
Enkel 3: Und wieso das, Opa?
Redaktion Leuchtturm
Blaubär: Das hohe Gericht in
Lüneburg hat die Arbeitszeitverlängerung an den höheren
Bildungsanstalten für illegal
erklärt. Kriegt ihr denn mal
wieder gar nichts mit?
Enkel 1: Nun reg dich doch
nicht gleich wieder auf, Opa.
Denk an deine Leber!
Enkel 2: Was willst du denn nun
eigentlich machen?
Blaubär: Das ist eine gute Frage.
Und ich habe auch schon eine
gute Antwort.
Enkel 3: Willst du uns etwa
Redaktionsschluss: 8.11.2015
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Impressum: GEW-LEUCHTTURM Nr. 123 / 37. Jahrgang vom 16.11.2015
LehrerInnenzeitung für die Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven, Wittmund
Herausgeber:
verantwortl.:
Internet:
Druck:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im DGB/Kreisverband Wittmund
Ronald Wilts (1. Vors.), Lüdstede 3, 26487 Neuschoo, 04975/366
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ems.de - dort auch Informationen aus den Kreisverbänden
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.gewweser
eserems.de
www.janssendruck.de, Finkenburgstr. 47, 26409 Wittmund
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schon wieder mit Hein-Blöd
allein lassen?
Blaubär: So leid es mir tut, ja.
Ich muss schon bald nach
Berlin.
Enkel 1: Nach Berlin?
Blaubär: Ja, da staunt ihr? Ich
soll Staatssekretär bei der
Bundesbildungsministerin,
Frau Wanka, werden.
Enkel 2: Und was sollst du für
diese Frau Wanka machen?
Blaubär: Ich soll den Landesregierungen neue Schulfächer
schmackhaft machen?
Alle:
Neue Schulfächer??????
Blaubär: Da habt ihr richtig
gehört.
Enkel 3: Aber wir haben doch
schon so viele Schulfächer!
Blaubär: Die Zeiten ändern sich
eben und damit auch die
Herausforderungen an solche
kleinen Rotznasen, wie ihr es
seid. Das erste Fach, was neu
dazukommen soll, nennt sich
„Alltagswissen“. Das ist der
persönliche Wunsch von Frau
Wanka.
Enkel 1: Alltagswissen? Was soll
denn das sein?
Blaubär: In dem Fach lernt man
z.B., wie man ohne Mikrowelle etwas kochen kann.
Enkel 2: Aber Opa, wir machen
doch in der Schule schon
einen
Ernährungsführerschein.
Enkel 3: Und da kochen wir
ganz viel ohne Mikrowelle.
Enkel 1: Außerdem haben wir
von dir gelernt, wie man
Labskaus
mit
Spiegelei
macht.
Blaubär: Das mag ja sein, das ihr
das alles könnt, aber die
meisten Kinder und Jugendlichen können nun mal nicht
richtig kochen.
Enkel 2: Und was soll es noch
für neue Fächer geben?
Blaubär: Eine ganze Menge: in
Medienkompetenz lernt man
z.B. was über das Internet, in
Wirtschaftskunde kriegt man
erklärt, wie man seine
Privatrente mit Wertpapieren
aufbaut, in Ernährungskunde
wird über ungesunde Lebensmittel aufgeklärt und im Fach
Benehmen, welches ich für
das wichtigste halte, werden
Höflichkeit, Rücksichtnahme
und Pünktlichkeit eingeübt.
Enkel 3: Findest du uns denn so
unhöflich und rücksichtslos,
Opa?
Blaubär: Nun ja, ihr seid
rühmliche Ausnahmen, denn
schließlich habe ich euch
erzogen.
Enkel 1: Sag mal Opa, wir
haben ja jetzt schon 26
Stunden Unterricht in der
Woche. Wenn es so viele neue
Fächer geben soll, dann
müssen wir doch auch
nachmittags in die Schule
gehen.
Enkel 2: Und jede Menge neue
Lehrer brauchen wir dann ja
wohl auch!
Blaubär: Das ist eben der Irrtum.
Ich habe nämlich mal wieder
die entscheidende Idee gehabt. Wisst ihr, während so
einer Kur da hat man ja viel
Zeit nachzudenken.
Enkel 3: Wie soll das gehen,
Opa? Fünf neue Fächer, ohne
mehr Unterrichtsstunden?
Blaubär: Ganz einfach! Die
Schulstunde wird von 45
Minuten auf 35 Minuten
gekürzt. Man spart so pro
Schulstunde ganze 10 Minuten. Bei einer Stundentafel
von z.B. 26 Stunden wird es
so möglich, 7,4 weitere
Stunden extra zu erteilen. Bei
einer Stundentafel von 30
Stunden kommt man sogar
auf 8,5 zusätzliche Stunden.
Enkel 1: Aber fehlt denn die
Zeit nicht in den anderen
Fächern?
Blaubär: Die fehlende Zeit wird
einfach dadurch wettgemacht,
dass die Schüler sich durch
das Fach Benehmen in
Zukunft völlig anders verhalten. Keiner kommt mehr zu
spät und der Unterricht kann
viel pünktlicher beginnen.
Auch diese ganzen unerfreulichen Streitschlichtungen zu
Beginn jeder Stunde fallen
weg und alle sind einfach viel
aufmerksamer.
Hein Blöd:Käpt’n, da ist ein Brief
für Sie von irgend so einem
Herrn Wonka.
Enkel 2: Was? Ist das vielleicht
der Willi Wonka von der
Schokoladenfabrik?
Blaubär: Lass mal sehen, Hein
Blöd. Hab ich mir’s doch
gedacht. Der Brief ist nicht
von einem Herrn Wonka,
sondern von der Ministerin,
Frau Wanka, und enthält
bestimmt meine Ernennungsurkunde.
Hein Blöd:Darf ich wieder vorlesen Käptn‘?
Blaubär: Wegen mir.....
Hein Blöd:Sehr geehrter Käpt’n
Blaubär! Leider muss ich
Ihnen mitteilen, dass die
Kultusministerkonferenz Ihre
Vorschläge bezüglich neuer
Fächer abgelehnt hat. Ich
persönlich bedaure sehr, dass
das Fach Alltagswissen immer noch nicht in unseren
Bildungs-Kanon aufgenommen werden kann. Und auch
mein Kollege Thomas de
Maiziere hätte zu gerne das
Fach Internet-Kunde im
neuen Bildungs-Kanon gehabt. Erst kürzlich konnte ich
wieder beobachten wie meine
Neffen und Nichten versuchten, Pommes Frites in der
Mikrowelle
zuzubereiten.
Nach einer im Mai dieses
Jahres veröffentlichten Umfrage hätten die Bürger
unseres Landes als neue
Pflichtfächer am liebsten
«Benehmen» (51 %) vor
«Wirtschaft» (48 %), «Gesundheitskunde» (42 %), «Suchtprävention» (39 %) oder
«Computerprogrammierung»
(35 %). Dies zeigt, dass
unsere Bevölkerung weitsichtiger ist als so mancher
Politiker. Aber leider sind die
Zeiten vorbei, da man auf das
Volk gehört hat. Deshalb
muss ich Ihnen bedauerlicherweise mitteilen, dass ich
keine Verwendung mehr für
sie habe. Vielleicht sollten sie
es doch noch einmal als
Kapitän versuchen. Ich könnte mich sicherlich bei der
Marine für Sie einsetzen.
Hochachtungsvoll,
Ihre Johanna Wanka
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Austrittsgedanken?
- Warum ich in der GEW geblieben bin
und mich aktiv einbringe M
Silke Utnehmer
Silke Utnehmer,
34J., Lehrerin für
Wirtschaft und
Deutsch an den
BBS 1 Aurich
Bitte nehmt gerne Kontakt zu
mir auf.
E-Mail:
silke.gew.aurich
@gmx.de
einen W
eg in die GEW
Weg
fand ich durch eine
Fahrgemeinschaft zur didacta
nach Hannover. Eine Kollegin
berichtete mir, dass es wichtig sei,
organsiert zu sein, nicht nur aus
Gründen einer persönlichen
Rechtssicherheit, sondern auch
aus dem grundsätzlichen Verständnis heraus, dass gute
Arbeitsbedingungen und gerechte
Entlohnung haben zu wollen, sich
nicht von alleine ergeben. Hierfür
muss eine Gemeinschaft eintreten, und das ist Hauptaufgabe
einer Gewerkschaft – eine
unabhängige starke Gemeinschaft, die sich für die Bedingungen einer Berufsgruppe einsetzt,
so dass am Ende jeder einzelne
davon profitiert.
Das hat mich, damals noch
unorganisiert, im Stillen leicht
beschämt, da ich ja bereits jede
Gehaltserhöhung dankend angenommen habe, ohne darüber
nachzudenken, aus welchen Gründen sich diese Gefälligkeit so
zuverlässig einstellt. Ich war
überzeugt, in die GEW einzutreten und da wir ohnehin auf dem
Weg zur Didacta waren, suchte ich
recht gezielt den GEW Infostand
auf der Messe auf. Die
Kolleginnen und Kollegen des
GEW Info-Stands waren sehr
sympathisch, offen und klar,
sodass ich Teil dieser Gemeinschaft sein wollte.
Die Zeit verging und die
GEW trat aus meinem Bewusstsein, zumindest so lange ich keine
Kontoauszüge holte. „Schon ganz
schön teuer...“ , dachte ich
manchmal und ertappte mich
nach 2 Jahren Mitgliedschaft bei
Austrittsgedanken. Da kam eine
Zufriedenheitsbefragung
der
GEW in meinen E-Mail Kasten.
„Ob ich gerne aktiver in der GEW
sein möchte?“ Ja gerne, aber ich
erfahre nicht viel über die
Tätigkeiten der GEW. Da antwortete mir nach der Befragung
plötzlich direkt jemand aus
Hannover! Ich sei herzlich
eingeladen zu dem Seminar
„GEW mitgestalten“. Huch, na
wer A sagt muss auch hingehen.
Jeder der dieses Seminar von
Laura Pooth kennt, kann sich
vorstellen, wie motiviert ich
danach war, aktiv in der GEW
mitzuarbeiten.
Sie stellte den Kontakt zum
KV A
uric
h für mich her, bei dem
Auric
urich
ich ganz herzlich aufgenommen
wurde, und ich mich auf jede
nächste Sitzung gefreut habe,
welche bildungspolitischen Themen aktuell diskutiert werden,
welche Aktivitäten für die
Mitglieder des KV Aurich gerade
anliegen und wer kümmert sich
um was?
Ich
hatte
jetzt
den
Sc
hlüssel
Schlüssel
hlüssel, das Angebot der
GEW aktiv zu nutzen und
besuchte die Veranstaltung „Betriebsgruppenarbeit anschieben“
und tat dieses danach auch an
meiner Schule und ich besuchte
das Seminar „Schulung für
Funktionärinnen“. Hier ergab sich
die Idee, sich für die noch
unbesetzte Projektstelle („... zur
Unterstützung des Generationenwechsels, der Mitgliedergewinnung und –bindung“) in WeserEms zu bewerben. Es hat
geklappt, und nun gehört seit dem
1.9.2015 zu meinem Tätigkeitsprofil u.a. die Erarbeitung,
Organisation und Durchführung
von Veranstaltungen, die auf die
jüngere Generation der angehenden Pädagoginnen und Pädagogen, Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler
zugeschnitten
sind.
Meine aktuellen Tätigkeiten
belaufen sich auf eine Etablierung
und Verbesserung einer regelmäßigen Kommunikation mit den
Mitgliedern insbesondere mit
Eintrittsdatum der letzten 3 Jahre
und einer Analyse der vorhandenen Infrastruktur „GEW am
Seminar“ und einem daran
anschließenden Ausbau.
Mein Ziel ist es, die
Kontaktkette mit den Mitgliedern
aus dem Bereich, Studium,
Referendariat und Berufseinstieg
zu systematisieren und aktiv zu
pflegen.
Hierbei habe ich bereits von
vielen GEW Mitgliedern, die seit
langer Zeit GEW Berufseinstiegsseminare organisieren oder die
Arbeit der GEW an den
Studienseminaren und an den
Universitäten vorstellen, viele
hilfreiche Informationen darüber
erhalten, welche Bereiche bereits
gut gepflegt werden. Sie dienen
als Vorbildstrukturen für Bereiche,
die sich noch im Aufbau
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befinden.
Damit ich erfahre, welche
Aktivitäten vorhanden sind und/
oder Unterstützung brauchen,
verschaffe ich mir im Rahmen
meiner Projektstelle „Stärkung der
Nachwuchsarbeit“ gerade einen
Überblick und freue mich
jedesmal, wenn sich Kolleginnen
und Kollegen aus dem Bezirk
Weser Ems mit mir in Verbindung
setzen. Die Mitglieder der GEW
machen viel, doch viele wissen
gar nichts von den Aktivitäten der
anderen.
Heute weiß ich, was mir die
GEW wert ist und den
Kolleginnen und Kollegen, die
manchmal so wie ich damals
zweifelnd auf ihren Kontoauszug
schauen, sage ich: „Ohne
gewerkschaftliche Aktivität stellt
sich keine regelmäßige Absicherung und Verbesserung in
Gehalts- und Arbeitsbedingungen
ein und die Leistungsfähigkeit
einer Gewerkschaft hängt von
ihrer Mitgliederstärke ab, deshalb
kommt es auf jeden an.“
Arbeitszeitstudie läuft weiter!
P
resseberichte im Juli 2015:
Die Opposition im niedersächsischen Landtag fordert nach
dem OVG-Urteil zur Arbeitszeit
der gymnasialen Lehrkräfte, das
Kultusministerium solle eine
fundierte und umfassende Arbeitszeitstudie der Lehrkräfte in
Auftrag geben.
What? Sind diese selbsternannten Bildungspolitiker völlig uninformiert? – Die Studie der
Sozialwissenschaftler der Uni
Göttingen läuft doch schon
längst! Allerdings finanziert von
der GEW Niedersachsen, – und
nicht nur auf die Gymnasien
beschränkt!
Zum Beispiel: Im Bereich der
GEW Kreisverbände Aurich und
Wittmund nehmen Kolleginnen
und Kollegen von neun Grundschulen und zwei Förderschulen
an der täglichen Erfassung ihrer
Arbeitszeit teil.
Die GEW dankt allen TeilnehmerInnen der Studie ganz
herzlich für diese systematische
und akribische Erfassung ihrer
umfangreichen Arbeitstätigkeiten.
Ab April wird ausgewertet, und
dann kommen die Fakten der
hohen Belastung aller Lehrkräfte
auf den Tisch. Zukünftig wird
keine Landesregierung mehr
daran vorbeikommen. Diese
fundierte Studie wird die GEW in
die (schon langjährigen) Verhandlungen zur Reduzierung der
Arbeitszeit der Lehrkräfte einbrin-
gen, ihre Argumentation und
Verhandlungsposition stärken und
neuen Schwung verleihen. Mal
schauen, zu welchen Arbeitskampfmaßnahmen die Mitglieder
dann greifen müssen!
Die Partnerschaft für Demokratie
D
er Landkreis Aurich gehört
zu den 181 Kommunen, die
im Dezember einen Antrag auf
Förderung im Rahmen dieses
Bundesprogramms gestellt haben.
Im Frühjahr 2015 beginnt der
Aufbau einer „Partnerschaft für
Demokratie“, koordiniert von der
KVHS Norden.
Zustände wie etwa in Nordens
vorpommerscher Partnerstadt Pasewalk, in der sich die NPD als
„ganz normale Partei“ etabliert
hat, gibt es im Landkreis Aurich
gewiss nicht. Doch Präventionsarbeit beginnt schon im Vorfeld,
etwa beim vermeintlich harmlosen Alltagsrassismus.
Die „Partnerschaft für Demokratie“ im Landkreis Aurich dient
der Vernetzung und dem Ausbau
von bestehenden Integrationsmaßnahmen – ob von kommunaler Seite oder durch zivilgesellschaftlich Engagierte. In
den kommenden Monaten wird das lokale
Netzwerk eine gemeinsame Strategie zur Präventions- und Integrationsarbeit entwickeln und im
Rahmen der bis 2019
laufenden
Förderung
umsetzen. Interkulturelle Kompetenz steht
dabei genauso im Fokus
wie eine Willkommenskultur, die
über das bloße „Aushalten von
Vielfalt“ hinausgeht und an die
pluralistische Tradition Ostfrieslands anknüpft. Doch vor allem
geht es um Information: Denn
was man kennt, muss man nicht
fürchten, sodass gar nicht erst die
Furcht aufkommt, die schnell in
Ausgrenzung, Hass und Gewalt
umschlägt.
Auf der Internet-Seite erhaltet
ihr Informationen über das
Bundesprogramm und über die
Strukturen sowie die Strategie der
Partnerschaft für Demokratie im
Landkreis Aurich:
http://www.moin-zusammen.de/
U. a. finden sich auch
Anregungen für die aktive
Jugendbildungsarbeit. Wie wär´s
mit einem Antrag deiner Klasse/
deines Kurses auf Förderung aus
dem Aktionsfonds??
LEUCHTTURM
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Bericht von der
GEW-Landesdelegiertentagung in Osnabrück
B
Hasso Rosenthal
20. Okt. 2015
GEW-OV Rheiderland
GEW-KV-Leer
GEW-Bez. Weser-Ems
ei der Landesdelegiertenkonferenz der GEW war der
Bezirk Weser-Ems mit einer
starken Fraktion vertreten. Diese
Konferenz der gewählten Vertreter
der Bezirksverbände unserer
Gewerkschaft markiert die Wegmarken auf Landesebene für die
nächsten zwei Jahre. Deshalb
wurde auch der Landesvorstand
neu gewählt. Vorab gab es Kritik
am Landesvorsitzenden Eberhard
Brandt, dem vorgeworfen wurde,
dass er zu oft eigenmächtig
Positionen verkündet habe, die
nicht GEW-Positionen seien.
Zum Beispiel bei den Aktionen
der Gymnasialkollegen gegen die
Arbeitszeitverlängerung, bei kleinen Schulen oder der Lehrerausbildung.
Dass der alte Vorstand
wiedergewählt wurde, ist auch der
Tatsache geschuldet, dass im
Frühjahr Personalratswahlen anstehen und ein Konflikt auf
Landesebene den Kolleginnen
und Kollegen in den Schulen
geschadet hätte. So wurde erneut
Eberhard Brandt (mit erheblichen
Einbußen) Landesvorsitzender
und wurden mit guten Werten
Laura Pooth und Sabine Kiel
stellv. Vorsitzende. Weiterhin
wurden gewählt: Torsten Post
(Schatzmeister), Anne Kilian
(Tarif- und Beamtenpolitik),
Cordula Mielke, Henner Sauerland (Allg.bild. Schulen), Olaf
Korek (Jugendhilfe, Soziale Arbeit), Günter Beyer, Rolf Heidenreich, Stefanie Mallon (Ausbildung, Fortbildung, Hochschule),
Britta Delique, Detlef Duwe,
Martin Grajetzky (Berufl. Bildung
und Weiterbildung), Rüdiger
Heitefaut (GEW. Bildung, Mitgliederbetreuung, Werbung), Sabine Banko-Kubis, Wencke Hlynsdottir (Frauenpolitik und Gleichstellung).
Bei den Anträgen und ihren
Diskussionen ging es überwiegend um Praktisches und Grundsätzliches wie der Einforderung
von besseren Bedingungen im
Bildungsbereich gegenüber der
Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. Da ging es um
Verbesserungen beim Unterricht
Kultusministerin Heiligenstadt
mit Flüchtlingen, bessere Mitbestimmung in der Schule wie die
Rückführung der demokratischen
Funktion der Gesamtkonferenz
(Wertschätzung der Kollegien),
gegen die Zentraltests, für eine
Stefan Störmer
hilfreichere Umsetzung der Inklusion, bessere Arbeitsbedingungen
in den Grundschulen, den Abbau
von Belastungen, die Wiedereinführung der Altersermäßigung,
die Herabsetzung der Gesamtstundenzahl, um Mindeststandards für Beschäftigte an Hochschulen, den Ausbau der Pädagogischen Zentren, eine grundlegende Verbesserung der Fortbildung,
für GEW-Netzwerke an Hochschulen, die einphasige praxisgerechtere Lehrerausbildung, gegen
prekäre Beschäftigung im Bildungsbereich. Diskutiert wurde
kontrovers und ergebnisorientiert.
Eine peinliche Panne passierte
dem Präsidium, als die Aktion
„Beschwerdewelle der Grundschulen“ ihre Unterschriftenlisten im
Saal Frauke Heiligenstadt überreichen wollte und das erst im
Nachhinein beim NDR-Interview
vor dem Saal gelang.
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Halbzeit bei der Arbeitszeitstudie:
„Ihr macht mit - wir finden das klasse“
Überreichen der Unterschriftenlisten „Beschwerdewelle der
Grundschulen“ im Saal an Frauke Heiligenstadt
Arbeitsplatz eines/r Delegierten
Ein Blick ins Plenum
Dolmetscher gesucht!
Verständigung ist eine Frage der Sprache
M
it der Aufnahme eines
Flüchtlingskindes in eine
Klasse werden Elterngespräche
notwendig, die in der Regel
Verständigungsprobleme mit sich
bringen. Oft genug werden
Kinder, die der Sprache mächtig
sind, oder bereits vor Ort
befindliche Verwandtschaft für
das Übersetzen herangezogen.
Das ist sicherlich eine Lösung –
aber, das sei aus der Erfahrung
gesagt, keine gute Lösung.
Wenn es um den Ablauf des
Alltags, den Schulbesuch, das
Mitbringen von Materialien, die
schulische Laufbahn, Verhaltensfragen, Lernprobleme, Nutzung
der Angebote in Bildung und
Teilhabe und, und, und … geht,
dann muss eine qualifizierte und
vertrauenswürdige Übersetzung
erfolgen.
Das können nur Dolmetscherinnen oder Dolmetscher leisten,
die amtlich vereidigt sind. Ein
hoher Anspruch. Sicherlich.
Doch von der Wirkung eines
Elterngespräches hängt unter
Umständen der Lernerfolg des
Kindes ab, das sich in einer
Lerngemeinschaft
orientieren
muss. Irrtümer oder verfehlte
Übersetzungen durch Dritte können fatale Folgen haben. Das darf
nicht sein.
J. Kaufhold
Die Dolmetscher - „Liste“
In der Regel führen die
Amtsgerichte Listen über vereidigte Dolmetscherinnen und
Dolmetscher. Eine Nachfrage
lohnt sich. Viele Schulträger
haben sich in der Zwischenzeit
auf die Betreuung der ankommenden Flüchtlinge eingestellt. Auch
sie können Auskunft über Hilfen
weiter nächste Seite
geben.
LEUCHTTURM
Die Kosten
Schulen schrecken die Kosten.
Das ist nun einmal so. Die
Budgets sind knapp und Mittel
daraus müssen sparsam eingesetzt
werden. Doch um ein Beispiel zu
nennen: Eine Übersetzung während eines Elternabends, der für
eine Sprachgruppe angeboten
wurde, kostete einmalig 60,00
EUR. Eine Investition, die sich in
diesem Fall mehr als gelohnt hat.
Das Modell „Dolmetscherpool
für Emden“ berechnet pro
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Übersetzung gerade einmal 15,00
EUR bei maximal 60 Minuten
Gespräch.
Wichtig ist, dass die Schulleitungen die Schulträger über die
Ausgaben informieren und zusätzliche Mittel einfordern.
Dolmetscherpool für
Emden
Die Stadt Emden bietet Hilfen
über einen Dolmetscherpool an.
Vermittelt werden die Dolmetscher über das Mehrgenerationen-
haus Kulturbunker Emden. Ansprechpartner ist Frank Olaf
Becker, Tel.: 04921/585610 oder
per Mail: [email protected].
Die Anfrage sollte mindestens
zwei Tage vor dem Gespräch
erfolgen und es muss vereinbart
sein, in welcher Sprache die
Übersetzung erfolgen soll und ob
eine Dolmetscherin oder ein
Dolmetscher zum Einsatz kommen soll. Die Übersetzer sind
unparteiisch und unterliegen der
Schweigepflicht.
Die Frage ist – wie?
Hinweise zu Hilfen, Konzeptionen und Materialien zur Beschulung von Flüchtlingskindern.
D
J. Kaufhold
ie Zahl der Flüchtlinge steigt
und damit steigt die Zahl
der Kinder und Erwachsenen, die
die deutsche Sprache lernen
müssen. Hilfen werden in dieser
Situation von Pädagoginnen und
Pädagogen, aber auch von
ehrenamtlich tätigen Flüchtingsbegleitungen teils händeringend
gesucht. Natürlich. Das Erlernen
der deutschen Sprache ist
Voraussetzung für das Ankommen
in gesellschaftlichen Bezügen, sie
soll vermittelt werden – und das
möglichst rasch. Eine zentrale
Aufgabe.
Doch die Frage ist – wie?
Nicht nur Lehrmittelverlage bieten ein großes Spektrum geeigneter Materialien - für die Hände
der Unterrichtenden wie für die
der Unterrichteten. Diese Materialien aber sind, je nach Auswahl,
unter Umständen sehr teuer.
Einfacher ist es, vielleicht vorerst
zwecks Einarbeit, Hilfen aus dem
Internet zu suchen.
Hier eine kleine kommentierte
Auswahl:
< Grundlage des Unterrichts in
Deutsch als Zweitsprache sind die
Rahmenrichtlinien „Deutsch als
Zweitsprache“ (DaZ).
Auf der Seite von NIBIS finden
sich nicht nur diese Rahmenrichtlinien, sondern auch weitere Links
zu unterschiedlichen Angeboten.
Besonders hervorzuheben sind
hier die Kontaktdaten zu den neu
gegründeten Sprachbildungszentren, bzw. zum DaZ-Net.
Die Adresse:
h t t p : / / n i b i s . n i . s ch u l e . d e /
nibis.php?menid=1129
< Lehrkräfte, die sich im Bereich
DaZ fortbilden möchten, sollten
vorab die Bedingungen einer
qualifizierten Ausbildung genauer anschauen. Den Erwerb der
Qualifikation bietet das Goethe
Institut an. Schockierend sind erst
einmal die Kosten der Ausbildung. Da aber die Schulen für die
Führung einer Sprachlernklasse
eine DaZ-Fachkraft nachweisen
müssen, können sie – nach
Beschluss durch den Schulvorstand – die Ausbildungskosten
über das Landes-Budget abrechnen. Das ist für den schulischen
Betrieb natürlich belastend. Es ist
eine Forderung der GEW, diese
Ausbildung grundsätzlich aus
Landesmitteln zu finanzieren.
Die Umsetzung ist in Arbeit.
Die Adresse für die Fortbildung
DaZ:
http://www.goethe.de/lhr/prj/
daz/inf/lkq/deindex.htm
Die Seite des Goethe-Instituts
bietet aber auch weitere Materialien – unter anderem auch aktuell
auch einen Selbstlernkurs für
Asylbewerber.
< Wer einen Sprachkurs für
erwachsene AsylbewerberInnen,
die gerade angekommen sind,
durchführen möchte, dem helfen
die Materialien „Erstorientierung
und Deutsch Lernen für Asylbewerber“. Das umfangreiche Papier
gibt gezielte Hilfen zur Bewältigung des Alltags. Neben einer
didaktisch-methodischen Einführung werden in thematisch
gebundenen Modulen Grundlagen vermittelt, die erste Schritte
in die neue Gesellschaft ermöglichen sollen. Ein Modul behandelt
„Kindergarten und Schule“.
Zu finden unter:
http://www.equal-sepa.de/material/Produkte/material/
Praxishilfen_web.pdf
< Ein kurzer Hinweis zum Ende
dieser sicherlich nicht ganz
vollständigen Liste. Ein besonderer Tipp zu kindgerechtem
Handout. Der renommierte Verlag arsEdition bietet im Internet
das Willkomens-ABC an, ein
Bildlexikon, das das Erlernen der
deutschen Sprache erleichtern
soll. Das Lexikon entspricht
vielen ähnlich gearteten Kinderbüchern, die es auf dem Markt
gibt. Dennoch - allein die
Tatsache, dass es vom Verlag
kostenfrei angeboten wird, verdient Anerkennung.
Das Lexikon ist zu finden unter:
http://www.willkommensabc.de/
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9
D
en Aufbau eines Netzwerkes
für Lehrerinnen und Lehrer,
die Kinder ohne Sprachkenntnisse
und zum Teil ohne Alphabetisierung unterrichten müssen, hat das
RPZ in Aurich umgesetzt. Der
Arbeitskreis wird von zwei
erfahrenen Lehrerinnen geleitet,
die selbst in Sprachlernklassen
unterrichten.
Katerina Kurth und Yasmin
Trautmann, Lehrerinnen der
Sprachlernklassen an der Grundschule Grüner Weg in Emden,
geben Einblick in die Materialien
und Methoden des Unterrichts in
Deutsch als Zweitsprache (DaZ).
Im Zentrum steht der Austausch
von Erfahrungen, der in regelmäßigen Abständen während der
Treffen gepflegt werden soll. Der
Aufbau eines Netzwerkes für
Ostfriesland dient dazu, Materialien und Methoden zu erproben
und Erkenntnisse
aus dem Schulalltag anderen zugänglich zu machen.
Der Arbeitskreis
trifft sich etwa alle
sechs bis acht Wochen im RPZ,
Fischteichweg 16,
26603 Aurich.
Kontakt
Lehrkräfte, die
Kinder
ohne
Deutschkenntnisse unterrichten
müssen und Interesse an einer
Teilnahme haben, können sich bei
Frau Wilms im RPZ unter
[email protected]
oder per Anruf jeweils in den
Vormittagsstunden unter 04941
179946 anmelden.
Die
bislang
festgesetzten
Termine:
26.11.15
und
10.02.16
jeweils von 15:30 - 17:30
U hr
hr..
Weitere Termine und Ankündigungen sind im Internet im
Internet zu finden:
www.ostfriesischelandschaft.de/
Bildung/Arbeitskreise
J. Kaufhold
Projekt: Pädagogen unterstützen Flüchtlinge
Wittmund: LehrerInnen brauchen Hilfe
S
eit Anfang September unterrichten und betreuen ca. 20
KollegInnen/Interessierte ehrenamtlich die Flüchtlinge in der
Behelfsunterkunft Wittmund.
Seit letzter Woche sind 95
weitere Personen in der Unterkunft Altharlingersiel/Carolinensiel untergebracht, die auch
beschult werden sollen.
Neun zweistündige DeutschKurse laufen derzeit in Wittmund, verteilt über die gesamte
Woche.
Hierbei starteten wir zunächst
aus dem „Nichts“: es gab wenig
Stifte und Papier, zwei Tafeln,
zunächst aber keine Kostenübernahmen für Kopien, letztendlich
kein Konzept...
Viele Materialien wurden von
Wittmunder Geschäftsleuten und
dem DRK gesponsert, so dass wir
bald mit dem Nötigsten ausgestattet waren. Unsere eigenen
Unterrichtsmaterialien erlangten
immer mehr Ordnung, die
Flüchtlinge konnten sich eigene
Hefter erstellen.
Zusätzlich fand täglich eine
Kinderbetreuung statt, um allen
Eltern eine Teilnahme am
Deutschunterricht zu ermöglichen. Auch hier versorgten wir uns
zunächst mit Spielen, Malblöcken
etc. aus dem privaten Fundus.
Angesichts der steigenden
Zahlen der Flüchtlinge und der
Intensivierung der Kurse reichen
nun aber die Spenden und der
gute Wille vieler Geschäftsleute
nicht mehr aus, um die Nachfrage
aller Beteiligter zu decken.
Aus diesem Grund benötigen
wir Ihre Hilfe.
Wer hat Lust – entweder in
Wittmund und/oder in Carolinensiel Männern, Frauen und
Teens Deutschunterricht zu erteilen? Wer kann sich um die
kleineren Kinder während dieser
Unterrichtszeit kümmern? Wer
hat Ideen etc. zur Finanzierung
der Unterrichtsmaterialien? Wer
kann auf anderen Wegen helfen?
Sowohl Sach- (Schreibmaterial,
Spiele, Puzzle,...) als auch
Geldspenden werden dringend
benötigt, um den Unterricht
aufrecht zu halten! Die Hefte
„Thannhauser
Modell“
für
„Deutsch als Fremdsprache‘‘ kosten z.B. pro Stück 6,50 + Porto.
Vielleicht haben Sie als Einzelperson oder auch als Lehrkraft,
gemeinsam mit Ihren Schülern,
eine Idee, wie Sie uns unterstützen können (Adventsaktion,
Spendenaktionen,
Kuchenverkauf....)?
Jede Aktion hilft! Im Namen
aller beteiligten Helfer und im
Namen der Flüchtlinge sagen wir
recht herzlichen Dank!
******
Sofern Sie Interesse haben,
melden Sie sich bitte schnellstmöglich bei
Angelika
S
Sccharfenberger
Tel.:
0044
44
62-6
10
1
oder
4462-6
62-610
101
Handy: 0017
17
1 33129
129
213
171
1292
Mail:
s ch a r f e n b e r g e r. g e l i @ t online.de
Nina Dallinger,
Kristina Siebels,
Christian Ubben,
Angelika Scharfenberger
LEUCHTTURM
Es geht um das Problem,
dass bestimmte Politiker die
„Gunst der Massen“ gewinnen wollen, indem sie mit
plakativen Parolen und den
Rückgriff auf gängige Vorur-
10
teile Stimmung in der Regel
für rechtsgewirkte Politik
machen. „Der Populist kräht
wie der Hahn auf dem Mist!“
Dass das „Volk, der große
Lümmel“ (Heine) leider in
einer denkbaren Mehrheit
(die berühmte schweigende)
immer wieder darauf hereinfällt, ist eine Gefahr für eine
tolerante, demokratische Gesellschaft. Deshalb und dagegen der folgende Text:
Gegen den Trend der „Antipolitik“
H
Hasso Rosenthal
interfragen muss man,
warum die Politik in westl.
Demokratien einen schlechten
Ruf hat und ob das gut begründet
ist. Da gibt es Bewegungen wie
Pegida oder AFD in Deutschland,
in Italien Beppos M5S-Bewegung, da gewinnt die rechtspopulistische dänische Dansk Folkeparti Wählerstimmen, da gibt es
in den Niederlanden die aggressiven Parolen eines Geert Wilders’
mit der Partij voor de Vrijheid, in
Frankreich Marine le Pen mit dem
Front National, UKIP in Großbritannien und viele vergleichbare
Strömungen in den entwickelten
parlamentarischen Systemen. Da
möchte die italienische M5SBewegung einerseits alle Politiker
davonjagen („devono andare tutti
casa“), will andererseits mit dem
Internet potentiell ständige Mitmachmöglichkeiten für Bürger
einführen.
Doch ist es klug, die „alte“
repräsentative Demokratie mit
ihren schwer durchschaubaren
Strukturen durch eine unmittelbar
regierende Polis zu ersetzen? Die
„Antipolitik“ ist populistisch
orientiert und wabert zwischen
Themen wie Umweltschutz, Friedenspolitik und Zwangsabschiebung von Flüchtlingen mit
fremdenfeindlichen Parolen hin
und her.
Es muss an das alte
Gegenargument bei der Forderung nach „Volksabstimmungen“
erinnert werden, mit denen die
Todessstrafe oder die Ausgrenzung von `abweichendem Verhalten´ sanktioniert würde. Ein
Parlament in der repräsentativen
Demokratie filtert, wägt ab, stellt
sich wieder zur Wahl. Und sorgt
dafür, dass im Großen und
Ganzen freiheitliche Grundfor-
men selbstverständlich bleiben:
Wie Pressefreiheit, Minderheitenschutz, gesicherte Versorgung,
Arbeitsrecht,
Mitbestimmung
usw.
Wir haben keine direkte
Demokratie, außer am Wahltag,
auch weil (nach le Bon und
Ortega y Gasset) Massenherrschaft Gefahr für Leib, Seele und
Leben eines Teils der Bevölkerung
bedeuten kann.
Die, die ständig die „Kaste“ der
Politiker in der repräsentativen
Demokratie angreifen, machen
sich nicht klar, dass diese
„Methode“ der Wahl, die Autorität des Parlaments, der Regierung,
der Kontrollmechanismen von
Legislative, Exekutive und Judikative keine gute Alternative kennt.
Um den guten, alten Churchill
zu Rate zu ziehen: Er benennt das
Problem: Es gäbe mit der
parlamentarischen Demokratie
kein System, das fehleranfälliger,
krisengeschüttelter, korrupter sei,
als andere. Doch mit dem Blick
auf Diktaturen in Ost und West
werde deutlich, dass es für das
Volk kein besseres System gibt.
Gerade weil Kritik, investigativer
Journalismus, Abwählbarkeit und
die Oberaufsicht durch die
unabhängige Justiz Korrektiv
jeder Regierung sei, gäbe es keine
Alternative, auch weil es in so
hohem Maße reparaturfähig sei.
Was guten Journalismus ausmacht ist die Tatsache, dass er
Alltag dokumentiert, Archiv der
jeweiligen Gegenwart wird und
aufdeckt, den Finger in die Wunde
legt. Zum Beispiel, dass die
„existierenden politischen Systeme Herrschaftsinstrumente der
Wirtschaftseliten“ (de Saint Victor) sein können. Und dementsprechend durch die Presse und
die Justiz Andersdenkende gegen
jede Einschüchterung verteidigt
werden. Wie zum Beispiel bei
den fragwürdigen Versuchen,
Journalisten des Geheimnisverrats („Landeverrat“) zu bezichtigen.
Ich komme zum Schluss. Nicht
„die Politik“ ist schlecht, im
Gegenteil, sie verdient die
Achtung aller. Die falsche Politik
mancher Akteure, die zum
Beispiel ausgerechnet die verfolgen, die in Deutschland den NSASkandal aufgedeckt haben, ist zu
kritisieren. Und das galt 1962
(Spiegel-Affaire) ebenso wie 53
Jahre später im Jahr 2015. Die
parlamentarischen Systeme mit
ihrem austarierten Geflecht der
Gesetzgebung, der Gesetzesausübung und der juristischen und
journalistischen Kontrolle sind
nie perfekt, immer verbesserungswürdig. Aber sie haben die Kritik,
auch die Selbstkritik systemimmanent und sind unersetzbar.
Das Gezwitscher bei Twitter,
die „Shitstorm-Attacken“ bei
Facebook können populistische
Strömungen verdeutlichen, können individuelle Probleme sichtbar machen, aber sie sind nicht
Volkes Stimme. Es gilt, dies
deutlich zu machen. Die Würdigung der Twitter-Textlawinen in
eigenen Rubriken in der Tagespresse bildet sicher keine Urteile
der Bevölkerung ab, allenfalls die
einiger „Nerds“.
Es muss gelingen, Politik
wieder als ehrenhafte Beschäftigung für die Bürger unseres
Landes bewusst zu machen. Um
den engagierten Nachwuchs in
Parteien und Verbänden zu
bekommen, den wir dringend
brauchen.
Holthusen, 12. August 2015
LEUCHTTURM
11
SeniorInnen organisieren sich neu
Die Vergangenheit:
Es begann vor mehr als 10 Jahren.
Damals versuchten Ubbo Voss
und Herbert Czekir die Fachgruppe SeniorInnen im Kreisverband
Norden wieder zu beleben. Mit
Erfolg, wie die Geschichte belegt.
Unzählige Veranstaltungen wurden für die SeniorInnen organisiert, bei ständig steigenden
Teilnehmerzahlen. Dabei stand
nicht nur das Vergnügen, sondern
auch die gewerkschaftliche Information im Vordergrund.
Als der langjährige Bezirksund Landesvorsitzende Erwin
Meyer, Westerstede, aus persönlichen Gründen sein Amt abgab,
übernahm das Team Voss/Czekir
im Mai 2011 auch die Leitung der
Bezirksfachgruppe der Ruheständler. Als SeniorInnenvertreter des
Bezirkes in der Landesfachgruppe
waren beide seit Herbst letzten
Jahres gemeinsam als stellvertretende Landesvorsitzende aktiv.
Pläne, auch gemeinsam die
Leitung der Landesfachgruppe zu
übernehmen, wurden durch den
Tod von Ubbo Voss hinfällig.
Die Gegenwart:
Kreis Norden Künftig wird die Fachgruppe
SeniorInnen im Kreisverband
Norden von Gudrun Jakobs und
Susanne Winkler geführt. Beide
waren an den letzten Unternehmungen bereits beteiligt und
blicken auf eine lange Geschichte
in der GEW und im Kreisvorstand
zurück. Sie werden den Kreis
Norden auch in der Bezirksfachgruppe SeniorInnen vertreten.
und Dieter Knutz, Elsfleth,
ehemaliger Bezirksvorsitzender,
für die Arbeit in der Bezirksfachgruppe der SeniorInnen gewon-
Bezirk WeserEms Auf Bezirksebene
gestaltete sich eine
Nachfolge schwieriger. Doch hier
zeigte
Wirkung,
was das Team
Voss/Czekir bereits
vor Jahren unterstützt hatte. Neben
den gewählten Vertretern waren zu
Der neue Bezirksvorstand der Fachgruppe SeniorInnen
den BezirkstagunVon links: Dieter Knutz, Ursula Themer, Günter Gross
gen immer auch
weitere interessiernen werden. Das Team wird
te GEW-Mitglieder zugelassen, vervollständigt von Ursula Thedie sich ebenfalls in die Arbeit mer aus Emden, die schon
der Fachgruppe einbringen konn- langjähriges Mitglied der Bezirksten.
fachgruppe war.
Als Herbert Czekir Anfang
Alle drei sichern mit ihrer
Juli sein Amt als Bezirksvorsit- Erfahrung und Kompetenz die Herbert Czekir,
zender aufgab, um für andere erfolgreiche Arbeit der FachgrupAufgaben zur Verfügung zu pe.
stehen, stand nach etlichen
Günter Gross und Ursula
Vorgesprächen ein kompetentes Themer werden den Bezirk in der
Team bereit, den Bezirksvorstand Landesfachgruppe vertreten. Dazu übernehmen.
mit wurden die Voraussetzungen
So konnten Günter Gross, geschaffen, auch auf Landesebene
Marienhafe, bisher in verschiede- personelle Veränderungen durchnen Gremien auf Bezirks- und zuführen.
Landesebene aktiv,
Land Niedersachsen Bereits im letzten Herbst hatte
sich der Landesvorstand der
Fachgruppe SeniorInnen Gedanken um die Nachfolge der
erkrankten Vorsitzenden Christa
Burbat gemacht und mit der Wahl
eines zweiten Stellvertreters erste
Weichen gestellt.
Mitte Juli wurde Herbert
Czekir nun zum Vorsitzenden der
Landesfachgruppe SeniorInnen
gewählt. Seinem Wunsch, einen
Stellvertreter aus
Weser-Ems
zu
wählen, um eine
intensive Teamarbeit zu ermöglichen, folgte der
Landesvorstand,
indem er Günter
Gross zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der
Fachgruppe wählte.
Der neue Landesvorstand der Fachgruppe SeniorInnen
Von links: Herbert Czekir, Günter Gross, Bezirk Weser-Ems
LEUCHTTURM
12
Mahnveranstaltung zum Antikriegstag in
Aurich
Z
um Gedenken der Opfer von
Kriegen fand am 1. September, dem Antikriegstag, eine
Mahnveranstaltung am Panzergrabendenkmal in Aurich-Sandhorst
statt. In den letzten Jahren hatte
der DGB jeweils nach Engerhafe
eingeladen zur Gedenkveranstaltung am ehemaligen Außenlager
des KZ Neuengamme, das bis
1944 dort mit ca. 2000
Gefangenen bestanden hatte. Die
KZ-Häftlinge mussten unter
mörderischen Lebensbedingungen täglich an der Aushebung
eines Befestigungsgrabens um
Aurich schuften, des sog. Panzergrabens.
Im Jahr 2014 wurde an dieser
Stelle im Eickebusch in AurichSandhorst ein Mahnmal errichtet,
eine Stahlskulptur in Form eines
riesigen gelben V. Sie stellt einen
Querschnitt durch den Panzergraben in den Originalabmessungen
dar – oben 4,50 Meter breit, 3
Meter tief. Die gelbe Farbe steht
für die Kreuze, die den
Gefangenen auf die Kleidung
gemalt wurden. Der Entwurf des
Mahnmals stammt von dem
Künstler Herbert Müller.
In einer bewegenden Rede
mahnte Carl Osterwald, sich zu
jeder Zeit um das kostbare Gut
Frieden zu bemühen, denn
Frieden und Solidarität seien
nicht selbstverständlich. Aus
leidvoller Lebenserfahrung wisse
er, dass Menschen verführbar zu
allem Bösen seien. Er verwies auf
die Tafel neben dem Mahnmal,
auf der ein Zitat des HolocaustÜberlebenden Primo Levi steht:
„Es ist geschehen, und folglich
kann es wieder geschehen.“
In einer weiteren Rede
verknüpfte Oliver Hublitz, Gewerkschaftssekretär der DGBRegion-Oldenburg-Ostfriesland,
das Antikriegsthema mit der
derzeitigen Flüchtlingssituation.
Seine Rede ist auf den folgenden
Seiten dokumentiert.
Rede von Oliver Hublitz, Gewerkschaftssekretär in der DGB-Region
Oldenburg-Ostfriesland, Geschäftsstelle Leer, zum Antikriegstag 1.9.2015 /
Kundgebung am PanzergrabenMahnmal in Aurich:
_______________________________________________________________________________________________
M
Carl Osterwald
oin, liebe Kolleginnen und
Kollegen, ich habe lange
überlegt was ich sage und wie ich
es sage. Denn ich habe Wut im
Bauch.
Als 1992 die Flüchtlingsunterkünfte in Rostock Lichtenhagen
und Hoyerswerda brannten, wurde nach dem Aufstand der
Anständigen•gerufen und er kam
auch. Aber die Nazis haben
trotzdem gewonnen. Sie haben
etwas geschafft, was ich so nicht
für möglich gehalten hätte. Sie
haben es geschafft, dass das
Grundgesetz mit einer Zweidrittelmehrheit geändert wurde und
sie haben es geschafft, dass damit
Flüchtlinge sich nicht mehr
uneingeschränkt auf das Grundrecht auf Asyl berufen können.
Und heute? Die Flüchtlingsheime brennen wieder, die Nazis
oder das Pack marschieren wieder,
und wieder wird von Seiten
einiger Politiker über eine
Verschärfung des Asylrechtes
diskutiert.
Diese und andere Dinge
machen mir Wut im Bauch, und
nach langem Suchen habe ich
einen Text von Christian Dingler
gefunden, der sehr gut meine Wut
im Bauch ausdrückt.
Er heißt:
An Euch besorgte Bürger
An die Heimatschützer, Patrioten, Biedermänner, Brandstifter,
Kleingeister, Zukurzgekommene,
Verständnisheuchler — ich muss
Euch was sagen.
Es ist Zeit, den Mund
aufzumachen. Haltung zu zeigen.
Denn Ihr, die Lauten, seid in der
Minderheit, aber wir, die Mehrheit, schweigt. Ich will das nicht
mehr. Wir müssen laut sein. Wir
müssen deutlich zu Euch werden.
Sehr deutlich. Sachliche Argumente ziehen bei Euch nämlich
nicht. Es gibt eine Menge
hervorragende Artikel, die zeigen,
warum Eure oft gehörten Argumente falsch sind. Es gibt genug
Artikel, die beschreiben, warum
Zuwanderung nicht nur gut,
sondern auch wichtig ist für
Deutschland. Allein, Ihr wollt sie
nicht glauben. Oder ihr könnt
nicht.
Also anders. Emotionaler.
Diese Haltung:•Die kommen hier
her und nehmen uns was weg. Die
Jobs, die Sozialleistungen, was
auch immer. Bei all Euren
Argumenten scheint ein Motiv
durch — ein Anspruchsdenken. Als
bekämen die etwas, was Euch
zustünde. Lasst mich das ein für
allemal klar stellen:
LEUCHTTURM
13
Euch steht gar nichts zu.
Überhaupt nichts.
Mir übrigens auch nicht. Das
war jetzt übertrieben und nicht
zu kurz gekommen seid, aber die
Schuld der Flüchtlinge ist das
nicht.
Ich weiß nicht, was ich
die anschließend von der NPD
auf ihre Plakate geschrieben
werden können.“
Ich mache da nicht mehr mit.
Ich werde einen Brandstifter einen
Brandstifter nennen. Einen Faschisten einen Faschisten und
einen Nazi einen Nazi.
Ich werde meinen Nächsten
verteidigen, für ihn aufstehen und
reden. Und ich werde handeln.
Menschlich und emphatisch.
Aufforderung: Bitte an alle
Kolleginnen und Kollegen
Oliver Hublitz
ganz richtig. Es gibt doch ein paar
Dinge, die uns allen zustehen.
Einfach so. Das Recht auf Leben
zum Beispiel. Auf körperliche
Unversehrtheit und das Recht frei
entscheiden zu können, was wir
mit unserem Leben anstellen
wollen.
Diese Rechte, die jeder von uns
hat, nennt man auch Menschenrechte. Vielleicht habt Ihr ja schon
mal davon gehört. Menschenrechte, nicht Deutschenrechte. Auch
nicht Christenrechte. Schlicht und
einfach Menschenrechte. Und die
gelten immer und überall.
Für jeden!
Das ist nicht viel. Aber es
reicht. Es reicht, etwas aus sich
und seinem Leben zu machen.
Man bekommt nämlich eine
Chance. Und wenn man diese
Chance ergreift, wenn man dafür
arbeitet, dann bekommt man
irgendwann auch Sachen. Ein
großes Auto. Ein Haus. Ein
Smartphone.
Und genau das geben wir den
Flüchtlingen, die zu uns kommen.
Eine Chance. Und das ist nichts,
was Euch weggenommen wird.
Denn Eure Chance habt Ihr schon
seit Geburt. Es kann sein, dass Ihr
verabscheuungswürdiger finde.
Die besorgten Bürger oder die
verständnisvollen Politiker.
Und mit verständnisvoll
meine ich ganz explizit auch
die, die ihre Wortwahl nicht
sorgsam wählen. Oder sie
sogar viel zu sorgsam wählen.
Die von einer Flut, von
Problemen, von Asylmissbrauch sprechen. Von Familien mit Kindern, die durch
Mitlaufen den Spuk unterstützen. Ihr differenziert explizit
zwischen den bösen Rassisten,
den Anstiftern und Rattenfängern, und den verwirrten
Bürgern. Dass es sich hierbei
jedoch ebenso im Kern um
Rassisten handelt, die die
Folgen
ihres
Handelns
schlicht nicht zu reflektieren
gewillt sind, wird geflissentlich ausgeblendet. Ihr fischt
am rechten Rand. Oder um es
mit den Worten von Bodo
Ramelow zu sagen: „Wir
sollten alle darauf achten,
dass wir nicht Worte wählen,
aus denen verbale Brandsätze
werden können. Politiker
demokratischer Parteien sollten keine Sätze verwenden,
Die Mahnveranstaltung zum Antikriegstag wird auch im kommenden
Jahr wieder am Panzergrabendenkmal
in Aurich-Sandhorst stattfinden.
Der DGB bittet die Lehrerinnen
und Lehrer, mit ihren Klassen bzw.
Lerngruppen einen Beitrag zu dieser
Gedenkveranstaltung zu erarbeiten
und am 1.9.2016 dort vorzustellen.
Wer mit Kindern und Jugendlichen
etwas beitragen möchte, wende sich an
Werner Schlender, Vorsitzender des
DGB Kreisverbandes Aurich.
Email: [email protected]
Telefon: 04941 87604
LEUCHTTURM
14
Vor 40 Jahren - heute
„Veränderungen in der Lehrerschaft“
1. Medien
Hasso Rosenthal
Die Kunst des Tafelzeichnens galt
lange als Bedingung für einen
gelungenen Unterricht. Wurden
die Grafiken, Tabellen abgezeichnet, entstand die Langsamkeit des
ersten, leicht verschmierten, grauen, glänzenden „Lichtpausen“,
anschließend die Kopierer und
die (Schulassistenten galten als
alkoholgefährdet) Umdrucker, deren Vervielfältigung mit den
Matrizen immerhin schon (mit
der Rasierklinge) korrigierbar
waren. Dann hielten die teuren
Offsetdrucker Einzug in den
Schulen, bessere Kopiergeräte
und schlussendlich der Laserdrucker, der sehr schnell relativ
preiswert (sehr relativ) hervorragende Drucke anfertigt.
3. Einzelarbeitsplätze
Lernprozesses, der im multimedialen Einsatz der heute gebräuchlichen Bilderdatenbanken
im Internet, des Streamings von
Filmen verloren zu gehen scheint.
Die Tafel wird verdrängt vom
Whiteboard, vom Beamer.
2. Druckware
Wollte man in den 60er Jahren
etwas vervielfältigen, blieb oft nur
Teuer und oft wenig genutzt
wurden die Sprachlabore eingeführt, die in den 90er Jahren
(beginnend in den 80er Jahren)
von dem rechnergestützten Unterricht (DOS-Rechner, Windows,
Apple) abgelöst wurden.
4. Lern-Management
Frontalunterricht war früher Standard. Dann galt die Gruppenarbeit als Beweis für Fortschritt,
heute gelten Binnendifferenzierung und individuelle Lernpläne
als erstrebenswert. Bei der
Einführung der Inklusion neben
integrativen Formen in heterogenen Lerngruppen Vorbedingung
für das Gelingen.
5. Setzungen
die Durchschrift mit der Blaupause (blaues „Kohlepapier“), mit
dem man mit Dünndruckpapier
bis zu zehn Kopien handschriftlich anfertigen konnte (mit der
Tendenz zu Sehnenscheidenentzündungen). Dann kamen die
Die Richtlinien der 50er Jahre
(Richtlinien für die Volksschulen
des Landes Niedersachsen 1957)
kamen für alle Jahrgänge und alle
Fächer mit 138 Seiten aus. Der
„Muttersprachliche Unterricht“
wurde erschöpfend von Klasse 1 –
9 auf 18 Seiten dargelegt. Das
bedeutete, dass die Lehrerin, der
Lehrer sehr viel Spielraum für die
Erfüllung des Anspruchs der
Allgemeinbildung hatte. Heute
fühlen sich die Kollegien
geknebelt mit Spiralcurricula,
Kernkompetenzkatalogen, Stan-
dardsetzungen, einer ungebremsten Regulierungswut, die mit
einer 4-stelligen Seitenzahl die
Regale füllt.
6. Gehäuse
Ich selbst ging noch in die
einklassige Volksschule, kam
dann über das Aufbaugymnasium
(Wechsel in Klasse 7) auf die
„Oberschule“ (Nds. Heimschule
Wolfenbüttel). Dann kamen die
Mittelpunktschulen, Schulzentren, Gesamtschulen, Oberschulen mit einer bundesweit
verwirrenden Vielzahl von Organisationsformen.
7. Oberstufenreform
Die Universitäten klagen heute
über das stark eingeschränkte
Grundwissen der Studenten. Vor
der Oberstufenreform mussten
wir auf einem naturwissenschaftlichen Gymnasium auch im
musischen Bereich mehrsprachig
alle Bereiche abdecken. Ich will
nicht behaupten, dass mir das
geschadet hat.
8. Interessenvertretung
Herr M. fragt: „Bist Du
gewerkschaftlich
organisiert?“
Herr M antwortet: „Isst Du?“ Eine
noch vor 40 Jahren selbstverständliche Anekdote. Es war selbstverständlich, dass Mann oder Frau
sich gewerkschaftlich organisierten. Im AjLE und in der GEW sich
zu treffen, war selbstverständlich.
Kaum jemand kam auf die Idee,
dass es sinnvoll sein könnte,
allein für seine Rechte zu
kämpfen. Heute ist der Gedankengang für eine gemeinsame
Interessenvertretung oft verloren
gegangen. Mit zu erwartenden
schlimmen Folgen für die
Beschäftigten.
9. Reformen
Das Wort „Reform“ hat einen
LEUCHTTURM
15
ziemlich schalen Beigeschmack
bekommen. Viele Reformen sind
seit den 80er Jahren „am
lebenden Objekt“ ohne wissenschaftliche Vorbereitung (wohl
mit
pseudowissenschaftlichen
Gutachten wie das legendäre des
Ehepaars Pfeiffer gegen die OS
für Sigmar Gabriel) durchgeführt
worden.
Ob die Rechtschreibreform (mit
der Folge der sinnfremden
Verwirrung), oder Schriftreform
(vor kurzem zeigte die erste
umfassende Untersuchung des
Lehrstuhls für Orthografie in
Hildesheim, dass die alte
lateinische Ausgangsschrift im
Vergleich zu allen Nachfolgern
offensichtlich am Besten für den
Schreiblernprozess geeignet ist),
oder die Ablösung der Richtlinien
durch Curricula (die haben nichts,
wirklich gar nichts mit den
bewährten Kerncurricula von
Klasse 1 -10 z.B. in Dänemark zu
tun).
Kompetenzen ersetzen Lehr- und
Lernziele, obwohl die „alte“ Form
immerhin Facharbeiter und Ingenieure hat bilden helfen, die
Deutschland zum Produktivitäts-,
Innovations- und Exportweltmeister haben werden lassen. Früher
hieß es, um kompetent zu werden
(sachkundig) musst Du erst mal
Lernziele erreichen. Heute majorisiert die Outputorientierung das
Geschehen im Bildungsbereich
mit binnendifferenzierungsfeindlichen Zentraltests.
Fragt ein Lehrer seine Schüler:
„Was fällt euch zum Wort
`Reform´ ein?“ Antwort im Chor:
„Wenn alles schlechter wird!“
In den 70er und 80er Jahren hatte
ich mehrere Wochenlehrgänge
mitgemacht, die allein den
Änderungen und der Neugestaltung der Rahmenrichtlinien AWT
galten. Seinerzeit gab es den
Gang: Entwurf von ‘oben´,
Diskussion ‘unten´, Bündelung
der Ergebnisse, befristete Veröffentlichung des „Entwurfs“,
schlussendlich gab es Richtlinien
für den Bereich ArbeitslehreTechnik-Hauswirtschaft, die heute
für vorbildlich gelten – darum
wurden sie ja auch abgeschafft.
Kreisverband Aurich
Vorankündigung
Zum Sonntag, 7. Februar 2016, 11.00 Uhr werden die Mitglieder
unseres Kreisverbandes eingeladen zu einer (kurzen)
Mitgliederversammlung mit N
eujahrsbrunc
Neujahrsbrunc
eujahrsbrunchh !
LEUCHTTURM
16
Kapitulation vor Investoren
Worum es bei TTIP wirklich geht
D
Von Mechthild
Schrooten
Die Autorin ist
Professorin für
Volkswirtschaftslehre an
der Hochschule
Bremen
as geplante TTIP-Abkommen (Transatlantic Trade
and Investment Partnership)
zwischen der EU und den USA
setzt auf drei Säulen: Freihandel,
Anerkennung von Standards und
Investitionsschutz. Detailinformationen sind rar. Trotz dieser
Informationsdefizite gibt es wissenschaftliche Studien, die die
Vorteilhaftigkeit des geplanten
Freihandelsabkommens berechnen. Die potenzielle Vorteilhaftigkeit von Freihandel und
Arbeitsteilung ist eine Erkenntnis
aus dem 18. Jahrhundert. Diese
Erkenntnis institutionell zu verankern, ist die Aufgabe der
Welthandelsorganisation (WTO).
Um die WTO ist es in diesen
Tagen still geworden. Immer
weniger geht es bei aktuellen
Handelsverhandlungen und Verträgen um echten internationalen
Freihandel - bilaterale Abkom-
men beherrschen die Debatten.
Auch beim TTIP geht es nicht um
internationalen Freihandel, sondern um die Schaffung neuer
Wirtschaftsblöcke. Es ist in
großem Maße ein Anti-Freihandelsabkommen.
Die zweite Säule des TTIP ist
die wechselseitige Anerkennung
von Standards. Der „Chlorhühnchen- Blick“ verharmlost das
Ausmaß der möglichen Anpassung. Denn die USA und die EU
sind in weiten Bereichen des
öffentlichen Lebens und der
Daseinsfürsorge höchst unterschiedlich aufgestellt: In Europa
könnten sich so weitere Liberalisierungsschritte und marktwirtschaftliche Elemente durch die
Hintertür des Freihandelsabkommens durchsetzen lassen. Gesellschaftsordnungen sind aber keine
standardisierten Fertigprodukte.
Wie weit die staatliche Risikoprä-
vention in einzelnen Ländern
geht, lässt sich nicht sinnvoll
durch Verträge zwischen Wirtschaftsräumen festschreiben.
Entscheidend ist aber der
Investitionsschutz. Staatlicher Investitionsschutz ist das ganze
Gegenteil von Freihandel und
mehr Markt. Daher ist besonders
dann aufzuhorchen, wenn dieser
staatliche Schutz im Gewande
eines
Freihandelsabkommens
kommt. Der Investitionsschutz
soll durch ein privates Schiedsgericht abgesichert werden. Der
Staat kapituliert damit vor den
Auslandsinvestoren.
Sinnvolle
Argumente für einen solchen
Investitionsschutz gibt es nicht.
Die Politik hat offenbar nicht
gelernt, dass dem Staat im 21.
Jahrhundert eine komplexere
Rolle zukommt, als die Renditen
des Unternehmenssektors zu
sichern. Zweifel sind angebracht,
ob so Zukunftsfähigkeit aussieht.
TTIP - eine Gefahr für die Demokratie?
Das Freihandelsabkommen gefährdet unsere Souveränität. Ausweg könnte ein
internationaler Gerichtshof sein.
S
Von Oliver
Strank
0liver Strank
arbeitet als
Rechtsanwalt in
Frankfurt. Er
war UN-Referent und ist
Experte für Völkerrecht.
elten war etwas, das es noch
gar nicht gibt, so umstritten.
Für den ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Barroso ist
TTIP das größte und billigste
Konjunkturprogramm aller Zeiten. Einerseits. Demonstranten
gegen TTIP skandieren: „TTIP ist
böse“. Andererseits. Bereits die
intransparenten Verhandlungen
zum TTIP werden zu Recht als
undemokratisch empfunden. Ob
das Demokratieprinzip gewahrt
wird, hängt maßgeblich davon ab,
ob TTIP am Ende von
demokratisch legitimierten Volksvertretern ratifiziert werden muss.
Nur dann kann von jener
ununterbrochenen Legitimationskette zwischen dem Souverän den Bürgern Europas - und ihren
gewählten Vertretern die Rede
sein, die das Demokratieprinzip
zwingend voraussetzt. Außer dem
EU-Parlament muss in Deutschland auch der Bundestag zustimmen, da TTIP als sogenanntes
gemischtes Abkommen zu qualifizieren sein dürfte.
Wie ein Tropfen Pastis
ausreicht, um ein Glas Wasser zu
trüben, machen schon einzelne
Unterpunkte eines Abkommens
das Abkommen als Ganzes von
der Zustimmung aller EUMitgliedsstaaten abhängig. Dieser
Tropfen Pastis dürfte bei TTIP
zumindest das umfassende Investitionsschutzkapitel sein. Es
beschränkt sich nicht auf reine
Handelsfragen, für welche die
EU-Kommission in der Tat die
ausschließliche Abschlusskompetenz besitzt, sondern greift allein
aufgrund seiner Tragweite in den
Zuständigkeitsbereich der Mitgliedsstaaten ein. Bundestag und
Bundesrat - und alle anderen EUMitgliedsstaaten - müssten Ceta
und TTIP daher ratifizieren. Dann
wäre zumindest in diesem Punkt
das Prinzip der repräsentativen
Demokratie gewahrt.
Zwar dürfte TTIP als völkerrechtlicher Vertrag vor dem
Bundesverfassungsgericht wohl
kaum justiziabel sein. Ein
entsprechendes Zustimmungsgesetz des Bundestags dagegen
schon. Dass die Karlsruher Richter
die privaten Schiedsgerichte als
verfassungswidrig einstufen, ist
kein unrealistisches Szenario.
LEUCHTTURM
17
Dann müsste TTIP in diesem
Punkt nachverhandelt werden.
Was zum geplanten Investorenschutzkapitel an dürftigen Informationen durchgesickert ist,
verheißt nichts Gutes. Privaten
Investoren soll das Recht
eingeräumt werden, Nationalstaaten unter bestimmten Voraussetzungen vor privaten Schiedsgerichten zu verklagen. Derartige
Investor-StaatSchiedsgerichte
(ISDS) sind nicht neu. Es gibt sie
seit über fünf Jahrzehnten.
Deutschland hat sie zum Schutz
der eigenen Investoren erstmals
im Jahr 1959 in ein bilaterales
Abkommen mit Pakistan hineinverhandelt, hat sie also gewissermaßen erfunden. Es gibt Hunderte bilaterale und multilaterale
Freihandelsabkommen, alle geheim verhandelt, die meisten mit
Investorenschutz.
Dass es private Schiedsgerichte
seit langem gibt, heißt aber noch
lange nicht, dass es sie zu Recht
gibt. Sein und Sollen können
auseinanderfallen. Führt man sich
die Tragweite des im TTIP
geplanten
Investitionsschutzes
vor Augen, so stellt sich erst recht
die Legitimitätsfrage. Solange
sich nur Privatunternehmen gegenseitig vor privaten Schiedsgerichten verklagen können, berührt
dies die Demokratie nicht.
Problematisch für die Demokratie
wird die Sache, wenn auf
Beklagtenseite ein Staat steht.
Besonders gefährlich für die
Demokratie ist der im TTIP
angelegte Schutz einer bereits
getätigten Investition vor einer
indirekten Enteignung durch
künftige Gesetzgebung: Für den
Fall, dass ein nationales Parlament etwa einen gesetzlichen
Mindestlohn beschließt, der
geeignet ist, die Gewinnerwartung
eines Investors zu schmälern, so
ist es nach dem TTIP in seiner
jetzigen Gestalt zumindest denkbar, dass der betreffende Staat
dem Investor den entgangenen
Gewinn zu ersetzen hat.
Gesetze zugunsten des Gemeinwohls und zulasten von
Investoren können in Zukunft
verdammt teuer für den Steuerzahler werden. Und gegen das
entsprechende
Urteil
kann
Deutschland keinerlei Rechtsmittel einlegen. Über jedem Bundestag, der in Zukunft über eine
Gesetzesänderung zum Schutz
des Gemeinwohls verhandelt, das
die Gewinnerwartung von Investoren zu schmälern geeignet ist,
schwebt das Damoklesschwert
einer drohenden Milliardenklage.
In den USA nennt man diesen
Effekt „regulatory freeze“ - aus
Angst davor, dass bestimmte
Gesetze teuer werden können,
entscheidet sich das Parlament
dazu, sie gar nicht erst zu
verabschieden.
Mit dem Demokratieprinzip
versöhnen ließe sich der Investorenschutz höchstens, wenn es
gelingt, ein ständiges öffentliches
Schiedsgericht für Streitigkeiten
rund um derartige Freihandelsabkommen einzurichten - eine Art
„internationaler Handelsgerichtshof “ nach dem Vorbild anderer
supranationaler Gerichtshöfe wie
etwa dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag oder dem
Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte in Straßburg. Ein
solcher Handelsgerichtshof müsste öffentlich rechtlich institutionalisiert mit Berufsrichtern besetzt werden, die demokratisch
legitimiert sind. Er müsste
Rechtsmittel zulassen, damit
seine Entscheidungen überprüfbar
und korrigierbar sind. Und die
Verhandlungen eines solchen
Gerichtshofs müssten vor den
Augen der Öffentlichkeit stattfinden, damit seine Urteile im
Namen des Volkes gesprochen
werden. Es ist noch nichts
entschieden. Wir Bürger Europas
müssen uns nun die 1600 Seiten
des veröffentlichten Ceta-Abkommens sehr genau anschauen, um
über eine breite öffentliche
Debatte in den Bundestag hinein
endlich Einfluss auf die endgültigen Vertragstexte von Ceta und
TTIP zu nehmen. Oder eben
dafür zu kämpfen, dass die
Abkommen platzen.
Unterrichtsmaterial 1:
Das Freihandelsabkommen TTIP im Unterricht
GEW-Unterrichtsmaterial:
Das Freihandelsabkommen TTIP
zwischen der EU und den USA ist
umstritten. Befürworter argumentieren, TTIP schaffe neue Jobs,
und Verbraucher profitierten von
günstigeren Preisen. Gegner befürchten, dass Arbeitnehmerrechte
und Verbraucherschutz auf der
Strecke blieben. Das GEWUnterrichtsmaterial
beleuchtet
die Argumente ausführlicher, gibt
einen historischen Überblick des
Freihandels und erklärt, was es
mit den umstrittenen Schiedsverfahren auf sich hat.
http://www.gew.de/Das_Freihandelsabkommen_TTIP_im_Unterricht.html
Unterrichtsmaterial 2:
Unterrichtseinheiten der Hans Böckler Stiftung
http://www.boeckler.de/39577.htm
u. a. zu:
Kinderarmut / Gleicher Lohn für gleiche Arbeit / Mindestlohn / Steuern / Minijobs / ...u.v.a.m
LEUCHTTURM
18
Gute Bildung kostet
W
ANDREA5
SCHWARZKOPF
er über die richtige
Bezahlung für Lehrerinnen
und Lehrer diskutiert, muss
zunächst Ziele für die Bildung in
Deutschland festsetzen. Daran ist
die Politik bisher gescheitert.
Es gibt die erwartbaren
Reaktionen auf den Lehrerstreik.
Gebt den Lehrerinnen und
Lehrern halt ein paar Euro mehr
im Monat, aber schafft endlich
das Beamtentum ab, sagen die
einen. Wieso sollen die mehr
Geld bekommen, die haben doch
wegen der Schulferien so viel
Urlaub, polemisieren die anderen. Dabei haben vermeintlich
einfache Antworten auf komplexe
Probleme noch nie weitergeholfen.
Bleibt man auf der tariflichen
Ebene, ist der Arbeitskampf der
Pädagogen ein normaler Streit
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, die darüber verhandeln, wie viel für eine Leistung
gezahlt werden soll. Zunächst
geht es also um eine Handvoll
Euro mehr. Die Länder erinnern
in diesem Zusammenhang an die
belasteten Haushalte und die
steigenden Kosten für die
Altersvorsorge vor allem der
verbeamteten Lehrer, die vermehrt
in Pension gehen. Die Gegenseite
verweist auf die gute Konjunktur,
die den öffentlichen Etats frische
Steuereinnahmen beschert. Diesen Zwist könnte man auch zu
einer Frage zuspitzen: Wie viel ist
uns eine gute Bildung für unsere
Kinder wert?- Spätestens hier wird
es kompliziert.
Es geht nicht mehr nur um die
Höhe des Gehalts, sondern auch
um Ziele von Bildung. Und
beides ist enger verknüpft, als
mancher denkt. Soll der Nachwuchs in eine Schule für alle
gehen und ganztägig betreut
werden, damit künftig bei einer
prognostizierten sinkenden Zahl
von Arbeitskräften möglichst
viele Väter und Mütter arbeiten
gehen können? Oder soll in
einem dreigliedrigen Schulsystem
weiter vor allem Wissen vermit-
telt werden? Aus den Antworten
leitet sich das Berufsbild des
Lehrers ab. Daraus resultiert das
Gehalt.
Tatsächlich müssen Lehrer seit
langem täglich ihren Klassen
nicht nur den Satzbau oder
binomische Formeln erklären,
sondern häufig Mängel der
elterlichen Erziehung auffangen.
Darüber wird seit langem geredet,
doch hat sich beispielsweise die
Lehrerausbildung in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert. Schule ist auch ein Ort der
Integration. Viele unterschiedliche Menschen lernen täglich
miteinander, ob mit oder ohne
Migrationshintergrund, ob mit
oder ohne Behinderung. Um
diese Leistungen noch auszubauen und das Ziel einer Ganztagsschule für alle zu erfüllen,
müssten wir mehr investieren.
Lehrer müssten etwa mit Sozialarbeitern, Trainern oder Musikern
den Nachwuchs durch Lern- und
entspannende Phasen im Schulalltag begleiten.
Über derartige Bildungsziele
wird spätestens seit dem PisaSchock leidenschaftlich gestritten.
Die bisher gezogenen Schlüsse
zeigen: Politiker, Lehrer und
Eltern haben sich bei der
Schulbildung hierzulande auf den
Weg der Veränderung gemacht.
Die Zwischenresultate sind noch
nicht befriedigend. Das hohe Lied
auf Ganztagsschulen etwa hat das
ein oder andere gute Beispiel
hervorgebracht. Mehrheitlich ist
dieses Ziel noch nicht erreicht,
häufig wird es verfehlt. Das böse
Wort der Verwahranstalt macht
die Runde. Mancherorts haben
die Verantwortlichen dieses Ziel
noch nicht mal in Angriff
genommen. Ein Grund für das
ungleiche Tempo sind die
unterschiedlichen politischen Ziele, die Politiker und Eltern vor
Ort verfolgen. Mütter, die
tagsüber zu Hause sind, erwarten
mehrheitlich anderes von der
Schule als Familien, bei denen
beide Elternteile einen Job haben.
Das Problem ist also, dass sich
Deutschland nicht auf ein Ziel für
die Schulbildung einigen kann.
Und das, obwohl die Pisa-Studie
zeigt: In Ländern, die ein
einheitliches Ziel verfolgen, ist
der Lernerfolg größer ais in
Staaten ohne ein solches Ziel unabhängig von der Schulform,
zentralistischem oder föderalem
Bildungssystem.
Der Lernerfolg hängt auch
nicht vom Status des Lehrers ab.
Sachsen hat sich wie die anderen
neuen Bundesländer nach der
Wiedervereinigung dafür entschieden, Lehrer nicht zu
verbeamten, sondern anzustellen.
Das Schulsystem dort ist genauso
leistungsfähig wie das Bayerns,
wo die meisten Lehrer verbeamtet
sind. Der Streit über den Status
sollte aber aus einem anderen
Grund gelöst werden. In den
westlichen Bundesländern führt
die Mischform zu einer Zweiklassengesellschaft im Lehrerzimmer.
Ein einheitliches Dienstrecht
könnte diese Ungerechtigkeit
beseitigen, alle gleich gutabsichern und zudem angemessen
entlohnen. Diese Lösung verhindern aber viele Minister. Sie
scheinen sich an anderen Branchen zu orientieren, wo die
Anstellungsverhältnisse sich dramatisch verändert haben. Tendenziell werden dabei die vermeintlich hohen Gehälter oder
angebliche Privilegien beseitigt.
Werden diese Probleme nicht
endlich gelöst, wird es auch weiter
zu schulpolitischen Desastern
kommen, wie etwa beim verkürzten Abitur. Mit viel Aplomb
warben Politiker ftir einen
schnelleren Weg durchs Gymnasium zum Studium. Inzwischen
entscheiden sich immer mehr
Eltern mit ihren Kindern gegen
GB und für G9. Das Experiment
ist gescheitert. Man hätte es
wissen können. Gemessen daran
und an den grundsätzlichen
Schwierigkeiten wirken ein paar
Euro im Monat zusätzlich wie
eine Kleinigkeit.
19
LEUCHTTURM
Besuch der Gedenkstätte
„Ehemalige jüdische Schule in Leer“
des Arbeitskreis der Senioren des GEW-Kreisverbandes Leer
D
er Arbeitskreis Senioren des
Kreisverbandes Leer der
GEW besuchte die ehemalige
jüdische Schule in Leer. Sie legt
Zeugnis ab über die 400 jährige
Geschichte deutscher Bürger
jüdischen Glaubens, die mit
Synagoge, Schule und Lehrerwohnung ihr kirchliches und bürgerliches Zentrum hatten. In der Zeit
des deutschen Faschismus wurde
viele dieser Mitbürger in Leer
verfolgt, misshandelt und ermordet, Nazis eigneten sich deren
Eigentum an (Man nannte so
etwas Arisierung.), die Synagoge
in der Heisfelder Straße in Brand
gesteckt.
Heute haben Bürger der Stadt,
die Stadt selbst und der Landkreis
Leer Gedenkstätten und Tafeln
eingerichtet, die an dieses
schwarze Kapitel der Leeraner
Geschichte erinnern. Susanne
Bracht führte kundig durch die
Ausstellung, in der auch der alte
Klassenraum zu besichtigen ist.
Die Gedenkstätte, in der auch
Zeitzeugenberichte zu erleben
sind, steht besonders auch
Schulen nach Absprache offen.
Hasso Rosenthal
GEW-Kreisverband Leer
Distelstr. 5
26826 Weener
04951912223
LEUCHTTURM
11.02.2015
20
Neue Studie mit Schätzungen zu Superreichen
Reichstes Prozent dürfte rund ein Drittel des
Privatvermögens in Deutschland besitzen
D
Weitere IInfornformationen:
Christian
Westermeier
estermeier,,
Markus M.
Grabka: Große
statistische Unsicherheit beim
Anteil der TopVermögenden in
Deutschland
(pdf), DIW-Wochenbericht 7/
2015.
Kontakt: Dr.
Dorothea Voss
Sozialexpertin,
Forschungsförderung
Rainer Jung Leiter Pressestelle
ie reichsten Haushalte vereinen höchstwahrscheinlich
einen größeren Anteil am
Gesamtvermögen in Deutschland
auf sich als bislang angenommen.
Allein dem vermögendsten Prozent kann bis zu einem Drittel
des gesamten privaten NettoVermögens in der Bundesrepublik
zugerechnet werden, und nicht
nur ein Fünftel. Zu diesem
Ergebnis kommt eine von der
Hans-Böckler-Stiftung geförderte
Studie, die versucht, die bislang
eklatanten Datenlücken zu TopVermögen zu verkleinern. Allerdings ist das Schätzverfahren mit
Unsicherheiten behaftet.
55 Milliardäre und Multimilliardäre mit deutscher Staatsangehörigkeit hat das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ 2012 gezählt.
2002 standen erst 34 Deutsche
auf der Liste des globalen
Geldadels. In den gängigen
wissenschaftlichen Untersuchungen zur Verteilung in der
Bundesrepublik kommen diese
Top-Vermögen bisher aber kaum
vor. Der Grund: Da es keine
Vermögensteuer mehr gibt, fehlen
amtliche Daten zum Vermögen
von Superreichen. Die einschlägigen Studien des Deutschen
Instituts für Wirtschaftsforschung
(DIW) oder der Bundesbank
beruhen wiederum auf groß
angelegten freiwilligen Umfragen.
Die sind zwar für rund 99 Prozent
der Bevölkerung repräsentativ.
Doch der extreme Reichtum ist so
kaum messbar. Denn er konzentriert sich auf eine sehr kleine
Personengruppe, die von Umfragen kaum erfasst wird.
– Multimillionäre und
Milliardäre kommen in
gängigen Studien kaum
vor
So besitzt der reichste Haushalt im vom DIW organisierten
Sozio-oekonomischen
Panel
(SOEP) netto, also nach Abzug
von Schulden, „nur“ knapp 50
Millionen Euro. Die BundesbankStudie „Private Haushalte und
ihre Finanzen“ weist für den
wohlhabendsten in ihrer Stichprobe erfassten Haushalt einen
Nettobesitz von unter 80
Millionen aus. Enorm viel Geld –
aber doch weit entfernt vom
obersten Ende der Vermögenshierarchie, wo der Besitz mindestens im dreistelligen Millionenbereich liegt. „Im Ergebnis
bedeutet dies, dass das wahre
Ausmaß an Vermögensungleichheit unterschätzt wird, weil ein
wichtiger Teil des Vermögens
schlicht im Dunkeln bleibt“,
erklären Christian Westermeier
und Dr. Markus Grabka vom DIW.
Zumal auch die „einfachen“
Millionäre in den Panels untererfasst sein dürften. Dabei ließ sich
an der Bundesbank-Untersuchung
und den Studien anderer europäischer Notenbanken ablesen, dass
die Ungleichheit in Deutschland
schon auf Basis der vorliegenden
lückenhaften Daten größer ist als
in allen anderen Euro-Ländern
außer Österreich.
In einem Böckler-geförderten
Projekt loten die beiden DIWVerteilungsforscher Möglichkeiten
aus, die Lücken in der Vermögensstatistik zu reduzieren. Dazu
wenden sie ein Verfahren an, um
sich dem Besitz von Superreichen
anzunähern. Ausgehend von den
deutschen Milliardären auf der
„Forbes“-Liste lassen sich statistische Muster zur Verbreitung von
Top-Vermögen ableiten. Ihr Modell erlaubt auch ergänzende
Schätzungen zu den Vermögen
von Millionären und Multimillionären, die deutlich häufiger
sind als Milliardäre.
Allerdings ist das Verfahren
mit Unsicherheiten behaftet:
Denn bei stichprobenartigen
nachträglichen Abgleichen der
„Forbes“-Liste mit den Steuerdaten verstorbener US-Superreicher
erwiesen sich die geschätzten
Vermögen beispielsweise als
tendenziell zu hoch gegriffen.
Westermeier und Grabka variieren
deshalb die Parameter in ihren
Schätzungen systematisch. So
kommen sie auf verschiedene
Szenarien, mit denen sich recht
plausible Ober- und Untergrenzen für die Vermögen von
Superreichen in Deutschland
ansetzen lassen.
– Gesamtvermögen
könnte um zwei bis drei
Billionen Euro höher sein
Egal, welches Szenario man
wählt, eines wird beim Blick auf
die Daten der Forscher sofort klar:
Wenn die bislang vernachlässigten Top-Vermögen hinzugeschätzt
werden, steigt das Gesamtvermögen in Deutschland stark an.
Beispiel 2012: Nach den reinen
SOEP-Daten besaßen die privaten Haushalte netto knapp 6,3
Billionen Euro. Bezieht man den
geschätzten Besitz der Superreichen mit ein, sind es mindestens
rund 8,6 Billionen, maximal
sogar etwa 9,3 Billionen Euro.
Der starke Zuwachs belege die
hohe Relevanz sehr hoher
Vermögen für die Vermögensverteilung, schreiben die Forscher.
– Dem reichsten
Hundertstel dürfte bis zu
einem Drittel aller
Vermögen gehören…
Auch der wirtschaftliche Abstand zwischen den Reichsten und
dem Gros der Gesellschaft wächst
noch einmal beträchtlich, wenn
die geschätzten Top-Vermögen in
die Analyse einbezogen werden.
Das lässt sich etwa daran ablesen,
wie viel das reichste Hundertstel
vom gesamten Nettovermögen im
Land hält. Zu dieser Gruppe
zählen auf Basis der nicht-
LEUCHTTURM
21
erweiterten SOEP-Daten Haushalte, die über ein Nettovermögen von mindestens 1,35
Millionen Euro verfügen. Nach
der Hinzuschätzung steigt diese
Untergrenze noch einmal an –
und gleichzeitig fällt der Anteil
des obersten Prozents am
Gesamtvermögen weitaus größer
aus: Statt 18 Prozent, die das
SOEP ohne Ergänzung für das
Jahr 2012 ausweist, rechnen die
Forscher nun mit 31 bis 34
Prozent je nach gewähltem
Szenario. Damit wächst auch der
Anteil, der auf die wohlhabendsten zehn Prozent der Haushalte
entfällt: Nach der Zuschätzung
sind es zwischen 63 und 74
Prozent aller Vermögen in
Deutschland – und nicht nur gut
60 Prozent wie nach den reinen
SOEP-Daten.
– … dem obersten
Tausendstel 14 bis 16
Prozent
Wie stark sich die Vermögen
gerade an der Spitze der Pyramide
ballen dürften, macht eine weitere
Rechnung der Forscher deutlich:
Die reichsten 0,1 Prozent der
Haushalte hielten 2007 rund 7
und 2012 etwa 5 Prozent des
gesamten Nettovermögens, wenn
man nach den SOEP-Daten ohne
Erweiterung geht. Dieser Anteil
ist bereits größer als der, den die
weniger wohlhabende Hälfte der
Gesamtbevölkerung besaß. Erwartungsgemäß steigt der Anteil der
Superreichen aber noch einmal
sprunghaft, wenn bislang vernachlässigte Top-Vermögen hinzugeschätzt werden: Auf dieser Basis
kalkulieren Grabka und Westermeier mit 14 bis 16 Prozent, die
das reichste Tausendstel besitzt.
Und im Zeitverlauf seit 2002 sei
dieser Anteil stabil geblieben.
Finanzmarktkrise und Niedrigzinsphase scheinen die TopVermögenden also kaum geschädigt zu haben.
GEW - NORDEN
Fachgruppe Grundschule und Förderschule
N
achdem 11 Grundschulen
allein im Altkreis Norden
im Sommer Belastungsanzeigen
auf dem Dienstweg an das
Kultusministerium geschickt hatten, trafen sich nun GEW
KollegInnen in Norden, um
weitere Aktionen zu diskutieren.
Die GEW-FG Grundschulen
beklagt die steigenden Anforderungen: Inklusion, Ganztagsschule, Gesundheitsförderung, Dokumentationspflichten sind nur
einige Punkte im Katalog der
zunehmenden Anforderungen an
die KollegInnen in den Grundschulen. Vor allem die Zunahme
von Verhaltens- und Sprachauffälligkeiten der Kinder belastet alle
KollegInnen sehr.
Viele Kollegien haben diese
Belastungen und die zunehmenden außerunterrichtlichen Verpflichtungen in ihren Anzeigen an
die Kultusministerin eindrücklich
beschrieben (mehr als 300
Grundschulen in ganz Niedersachsen) und stellen berechtigte
Forderungen nach Entlastung.
Auch die Situation der pädagogischen MitarbeiterInnen, die sich
teilweise weit über den PMErlass hinaus einbringen, steht
damit im engen Zusammenhang.
Die Ausweitung der Aufgaben der
Schulleitungen, gerade an kleinen
Grundschulen, ist ebenfalls gra-
vierend, die vielen unbesetzten ten sich Ernst genommen durch
Schulleitungsstellen sind der die Landesschulbehörde, doch
Beweis.
„die zeitliche Belastung“ so eine
„Die seit über einem Jahr Kollegin in der Runde „ist nicht
rollende „Beschwerdewelle“ muss das hauptsächliche Problem,
weiter voran getrieben werden“, sondern die psychische Belaso der allgemeine Tenor während stung“.
des GEW-FG-Treffs in Norden.
Die KollegInnen wollen Inklu- Anette Hillen
Ein fortschrittliches und demokra- sion, wollen den Kindern gerecht
tisches Schulwesen gerade im GS- werden, daher die Forderung an
Bereich, das den Bedürfnissen den Dienstherrn, die Landesschulund Lebenswelten heutiger Kin- behörde:
der und dem neuesten Stand der – Gebt uns die Ressourcen,
Pädagogik entspricht, ist das Ziel.
die wir brauc
hen, um
brauchen,
Einiges wurde schon umgesetzt
extreme
Situationen
(Eingangsstufe, Ganztag, Inklusidurc
hzustehen!!!
durchzustehen!!!
on ….), jedoch vieles auf Kosten – Sc
hulsozialarbeiterInnen
SchulsozialarbeiterInnen
der KollegInnen durch immer
an allen Grundsc
hulen !!!
Grundschulen
mehr Aufgaben. Eine Kampfbe- – Doppelbesetzung in den
reitschaft im GS- und für den GSInklusionsklassen
!!!
Bereich wurde an diesem
Nachmittag deutlich. Je
mehr mitmachen, desto
Näc
hstes T
EW
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Trreffen der G
GEW
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Fachgrößer ist die Chance auf
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spürbare Veränderungen.
Unmut wurde geäußert
1. D
ezember 220
0 15, um 16:00 U
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über das Vorgehen der
Landesschulbehörde, die die
im Mittelhaus, N
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eg, N
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den
Neuer
Weg,
Nor
orden
Belastungsanzeigen in Osnabrück gestoppt hat, obThemen werden sein:
wohl der Adressat das – Wo sind die Belastungsanzeigen geblieKultusministerium
ist.
ben?
Schuldezernenten führten
– Inklusion
daraufhin Dienstversammlungen in den Grundschulen – Flüchtlingskinder in den Grundschulen
durch.
u. a. Hilfen zur Sprachförderung
Einige KollegInnen fühl-
LEUCHTTURM
22
Emslandlager
D
H. Rosenthal
ie Geschichte der unter
nationalsozialistischer Herrschaft errichteten Emslandlager
ist großen Teilen der Bevölkerung,
insbesondere der Jugend, nahezu
unbekannt.
Dabei bietet die Beschäftigung
mit ihr die Möglichkeit, einen
differenzierten Einblick in das
Herrschaftssystem des NS-Staates
zu erhalten.
Die insgesamt 15 Emslandlager hatten von 1933 bis 1945
wechselnde Funktionen. Sie
dienten den Nationalsozialisten
als
Konzentrationslager
(19331936)
Strafgefangenenlager
(19341945)
Militärstrafgefangenenlager
(1939-1945)
Kriegsgefangenenlager (19391945)
Außenlager des KZ Neuengamme (1944/45).
In vielen Orten Norddeutschlands bestanden außerdem Außenkommandos der Lager, eben-
so, im Krieg, in Nordnorwegen
und in Westfrankreich.
Die unterschiedlichen Funktionen spiegeln die fortschreitende
Entwicklung der nationalsozialistischen Herrschaft wider. Zunächst zur Ausschaltung und
„Umerziehung“ von tatsächlichen
und vermeintlichen Gegnern des
NS-Regimes, später auch zur
besonders harten Bestrafung von
zivil- und militärgerichtlich Verurteilten sollten nicht nur die
unmenschlichen
Lebensbedingungen in den Lagern beitragen.
Gleichzeitig wurden die Gefangenen zu schwerer körperlicher
Arbeit bei der Kultivierung der
emsländischen Moore und, ab
Kriegsbeginn, in kriegswichtigen
Bereichen herangezogen. Die
Emslandlager verkörpern daher
auch ein Stück Regionalund Wirtschaftsgeschichte.
Insgesamt wurden ca.
80.000 KZ-Häftlinge und
Strafgefangene und zwischen 100.000 und 180.000
Kriegsgefangene in den
Lagern inhaftiert. Bis zu
30.000 Menschen, überwiegend sowjetische Kriegsgefangene, kamen in den
Moorlagern um.
Bereits im April erteilte
das Preußische Innenministerium dem Regierungspräsidenten in Osnabrück
den Auftrag, im Emsland
für die Unterbringung von
3.000 bis 5.000 Gefangenen mehrere Lager einzurichten.
Im
Sommer
schließlich wurden die
Konzentrationslager Börgermoor, Esterwegen und
Neusustrum als „Staatliches
Konzentrationslager Papenburg“ fertiggestellt und mit
4.000 Häftlingen belegt,
neben politischen Gegnern
bald auch u.a. Zeugen Jehovas
und sog. ,Sicherungsverwahrte‘.
Die Gefangenen, die sich selbst
,Moorsoldaten‘ nannten, wurden
bei der Kultivierung der emsländischen Moore zur Zwangsarbeit
herangezogen.
Mit der Neuorganisation des
KZ-Systems unter Aufsicht der SS
im Sommer 1934 wurden die
Lager Neusustrum und Börgermoor als KZ aufgelöst und von
der preußischen Justiz als
Strafgefangenenlager übernommen. Esterwegen blieb bis zu
seiner „Verlegung“ nach Sachsenhausen im August/September
1936 als Konzentrationslager
bestehen und wurde ab Januar
1937 als Lager VII ebenfalls
Strafgefangenenlager. Daneben
bestanden die Lager I Börgermoor,
II Aschendorfermoor, III BrualRhede, IV Walchum, V Neusustrum und VI Oberlangen mit
Platz für zunächst 5.500 Gefangene, bevor 1938 im mittleren und
südlichen Emsland acht weitere
Strafgefangenenlager
errichtet
wurden: Lager VIII Wesuwe, IX
Versen, X Fullen, XI GrossHesepe, XII Dalum, XIII Wietmarschen, XIV Bathorn und XV
Alexisdorf.
In den Strafgefangenenlagern
wurden bis Kriegsende bis zu
70.000 Menschen inhaftiert,
darunter u.a. Kriminelle (nach
heutigen Rechtsverständnis), Homosexuelle, politische Gegner,
sog. ,Asoziale‘ und, ab Kriegsbeginn, zunehmend wehrmachtgerichtlich verurteilte Soldaten. In
einem Teil des Lagers Esterwegen
und in Börgermoor wurden 1943/
44 außerdem westeuropäische
Widerstandskämpfer, sog. ,Nacht
und Nebel‘-Gefangene, inhaftiert.
Bereits im September 1939
übernahm das Oberkommando
der Wehrmacht die Lager VI und
VIII bis XI und nutzte sie als
Kriegsgefangenenlager für bis
Kriegsende weit über 100.000
Soldaten aus der Sowjetunion,
Frankreich, Belgien, Polen und
Italien. 1944/45 dienten die Lager
Dalum und Versen der SS
kurzzeitig Außenlager des KZ
Neuengamme.
Im April 1945 wurden die
Häftlinge der Emslandlager von
britischen, kanadischen und polnischen Truppen befreit.
LEUCHTTURM
23
Moorsoldatenlied
von Johann Esser und Wolfgang Langhoff
Melodie von Rudi Goguel
Ref.:
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten ins Moor
Auf und nieder gehn die Posten,
keiner, keiner kann hindurch.
Flucht wird nur das Leben kosten,
vierfach ist umzäunt die Burg.
Wohin auch das Auge blicket
Moor und Heide nur ringsum.
Vogelsang uns nicht erquicket,
Eichen stehen kahl und krumm.
Ref.:
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten ins Moor
Ref.:
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten ins Moor
Doch für uns gibt es kein Klagen,
ewig kann nicht Winter sein.
Einmal werden froh wir sagen:
Heimat, du bist wieder mein.
Hier in dieser öden Heide
ist das Lager aufgebaut,
wo wir fern von jeder Freude
hinter Stacheldraht verstaut.
Dann ziehn wir Moorsoldaten
nicht mehr mit dem Spaten
ins Moor.
Ref.:
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten ins Moor
Morgens ziehen die Kolonnen
in das Moor zur Arbeit hin.
Graben bei dem Brand der Sonnen,
doch zur Heimat steht der Sinn.
Ref.:
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten ins Moor
Heimwärts, heimwärts jeder sehnet
nach den Eltern, Weib und Kind.
Manche Brust ein Seufzer dehnet
weil wir hier gefangen sind.
Aufsichtpflicht
Kita haftet nicht für Blechschäden
B
ewerfen Kitakinder ein geparktes Auto mit Kieselsteinen,
haftet der Träger der Kindertagesstätte nicht für entstehende Schäden.
Das Oberlandesgericht Frankfurt/
Main urteilte: Der betroffene
Autobesitzer muss den Lackschaden
auf eigene Kosten ausbessern lassen.
Begründung: Kinder unter sieben
Jahren können zum einen grundsätzlich nicht belangt werden. Zum
anderen haftet der Träger - hier die
Stadt - in solchen Fällen nur, wenn
Erzieherinnen ihre Aufsichtspflicht
verletzen. Um dieser Pflicht gerecht
zu werden, müssen sie ihre
Schützlinge jedochnicht auf Schritt
und Tritt überwachen. Bei einer
Gruppe von 15 bis 20 Kindern, so
die Richter, sei es gar nicht möglich,
jedes einzelne Kind ununterbrochen
zu kontrollieren.
Die beiden
Erzieherinnen waren sofort eingeschritten, als sie mitbekamen, dass
vier Kinder am Zaun mit Steinen
hantierten.
Damit haben sie
genügend aufgepasst, befand das
Gericht und brummte dem Autobesitzer die Reparaturkosten auf.
Dieser hatte die geltend gemachten
Schäden obendrein nur unzulänglich dokumentiert (Az. 1 U 76/13).
Unterrichtsmaterialien
der H. Böckler-Stiftung
Böckler Schule
Wir bieten aktuelle Materialien für
den sozioökonomischen Unterricht
in Sekundarstufe I und II: didaktisch aufbereitete Unterrichtseinheiten, Themenhefte zu ausgewählten
aktuellen Themen, anschauliche
Grafiken und Artikel zu neuesten
Forschungsergebnissen. Alle Materialien sind kostenlos verfügbar.
mehr:
http://www.boeckler.de/39577.htm
LEUCHTTURM
24
Wie Biedermann es mit den Brandstiftern
hält.
Milliardenschwere Beratungsunternehmen sorgen für Einsparungen in Schulen, in
Kindergärten, in allen sozialen Bereichen
oder - Wie eine Stadt nach Beratern ruft, die Steuersäckel leeren wollen.
J
J. Kaufhold
e komplizierter ein Vorgang,
desto schwieriger wird es, die
Menschen dafür zu interessieren.
Und das Problem ist so
vielschichtig, dass selbst Wissenschaftler von kaum durchschaubaren Strukturen sprechen. Das
System aber kostet den Staat ein
mehrstelliges Millionenvermögen
jährlich und Schulsekretärinnen,
Hausmeistern und vielen anderen, besonders in sozialen
Berufen, den Job. Voraussetzung
dazu ist, dass jede öffentliche
Einrichtung - von der Kommune
bis hin zum Bund – brav dem
Ruf der Moderne nach „Lean
Administration“, nach „Systemischer Organisationsentwicklung“
folgt. Worthülsen spielen entscheidende Rollen, Luftschlösser
allemal. Der Glaube daran sitzt
so tief, dass die Bewunderung der
neuen Kleider des Kaisers im
Märchen eine schwache Vorstellung dagegen ist. Ehrfürchtiges
Erstarren ist Vorschrift, Unglaube
verwerflich, Erkenntnis strafbar.
Mit diesem Thema setzte sich
Dr. Werner Rügemer in der
Veranstaltung „Die Luft für
Soziale Arbeit wird dünner“ im
Forum der VHS in Emden
auseinander. Rügemer ist Wirtschaftswissenschaftler und Lehrbeauftragter der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln. Er hielt den
Kernvortrag: Wirtschaftsprüfer
wie
PricewaterhouseCoopers
(PwC) – was machen die
eigentlich?
Eingeladen zur Veranstaltung
hatte der Arbeitskreis Kritische
Soziale Arbeit (AKS), ein
Zusammenschluss von Sozialwissenschaftlern, die hemmende
oder negative Entwicklungen im
Sozialwesen unserer Gesellschaft
kritisch hinterfragen und Fehlentwicklungen verhindern wollen.
Zur Veranstaltung wurde auch
geladen - und das lag in der Natur
der Sache - der Kämmerer der
Stadt Emden, Horst Jahnke. Der
Veranstaltungsraum, das sei betont, war gut besucht, Kommunalpolitiker der verantwortlichen
Mehrheitsparteien fehlten. Da lag
die Vermutung nahe, dass sie der
Kritik bereits überdrüssig waren,
denn in so mancher Parteiversammlung und in manchem
Ortsverein hatte es kräftig
gebrodelt.
Der Grund: Die Stadt Emden
hatte im Rahmen der Haushaltskonsolidierung Ende 2014 ausgerechnet PwC beauftragt, ein
Gutachten zu erstellen. Schon in
der ersten Presseverlautbarung zu
den möglichen Einsparungen war
zu lesen: „Standards in Kindergärten oder die Ausstattung von
Schulen mit Sekretärinnen“ (OZ,
5.12.14). Grundsätzlich sei gesagt: Banale Ansätze, die jede
bekannte Begutachtung bislang
mit sich brachte und bringt.
Warum auch nicht.
Gruppen, die sich wehren
können, kommen eh nicht in
Betracht. Und die Logik ist auch
da: Schulsekretärinnenstunden
einkürzen und Kindergärten enger
berechnen bei gleichzeitig flächendeckender Einführung der
Ganztagsschule und politisch
gewolltem Ausbau der frühkindlichen Erziehung. In der Kommunalpolitik offensichtlich kein
Problem.
Zum Zeitpunkt der Beauftragung 2014 erschienen bereits
Berichte darüber, dass PwC mit
dem Luxemburg-Modell nament-
lich genannten Firmen mit
kreativer Finanzgestaltung zur
Seite gestanden hatte. Mit
ausgeklügelten Steuersparmodellen drückte PwC die Steuerlast
der Großunternehmen zum Teil
auf unglaubliche 0,1 %. Die
Süddeutsche Zeitung berichtete
darüber, welche Praktiken PwC
dabei pflegte - zum Schaden der
Bundesrepublik
Deutschland.
Und unter Wikipedia gab es
deutliche Darstellungen dazu, wie
PwC Umsätze generierte. Der
Steuerausfall für die Bundesrepublik lag Schätzungen zur Folge im
mehrstelligen Millionenbereich.
Einmal zur Kenntnis genommen, saßen Fragen den KommunalpolitikerInnen im Genick: Wie
geht PwC mit den Erkenntnissen
aus Emden um? Verlieren wir
wichtige Steuerzahler, wenn PwC
diese gleichzeitig berät? Und –
warum bot die PwC die
Begutachtung so preisgünstig an,
wenn…?
Ein Stochern im Nebel.
Konkrete Antworten dazu gibt es
nicht. Wie auch. Doch Fachleuten
ist klar, der Schaden ist da. Wenn
denn späterhin Einbrüche an
Steuern zu verzeichnen sind,
werden die Zusammenhänge
nicht mehr nachvollziehbar sein.
Der Nebel ist zu dicht.
Und der Nebel ist gewollt. Das
wurde im Vortrag des Werner
Rügemer sehr deutlich. Die
genannten Summen, die von den
Big Four, den größten vier GlobalPlayern zu denen PwC gehört, für
Großunternehmen einzusparen
pflegen, liegen nahezu immer in
mehrstelligen Millionenhöhen.
Die Beratungsfirmen gehen in
allen Bereichen nach immer
gleichem Muster vor. Das Muster
LEUCHTTURM
25
ist seit langem gut bekannt. Aber
alle erstarren in Ehrfurcht, sobald
Beratungsergebnisse vorliegen.
Der Glaube an den Erfolg, das
machte Werner Rügemer am
Beispiel Köln und anderen
Kommunen klar, zog blinden
Eifer nach sich. Unterschriften
unter tausendseitigen Verträgen
bedenkenlos geleistet – und - die
Erkenntnis, in eine Falle geraten
zu sein, war und ist tatsächlich
strafbar. Kommunen mussten
zum Teil große Geldbeträge
aufwenden, um aus dem Dilemma herauszukommen. Im Grunde
doppelt geschädigt. Der Referent
sprach deutliche, zu deutliche
Worte, beleuchtete den, für
politisch bewusst denkende Menschen offensichtlich kriminellen
Hintergrund.
Ein Fehler.
Horst Jahnke nutzte die offene
Flanke und reagierte erst einmal
hart auf persönlicher Ebene. Der
Referent habe Bezeichnungen
gebraucht, betonte er, die eine
Verpflichtung zur Anzeige bei der
Staatsanwaltschaft nach sich
zögen. Der Referent würde dann
schon feststellen, dass alles
korrekt gelaufen und krimineller
Hintergrund nicht gegeben sei.
Der Kämmerer entschied sich
also für einen Angriff, für ein
Infragestellen des Gegners. Gut.
Das war seine Entscheidung.
Das Argument zeigt aber auch
zugleich die Schwäche des
europäischen Systems. Recht und
Gesetz eröffnen Möglichkeiten,
die jedem normalbürgerlichen
Rechtsempfinden zuwiderlaufen.
Und die EU Gesetzgebung bildet
kein Korrektiv. Europa ist kein
Staatenbund, wie der erfolglose
Finanzminister Griechenlands,
Yanis Varoufakis, in einem ZEITArtikel verbittert feststellte, sondern lediglich ein Bund souveräner Staaten. Luxemburg ist ein
souveräner Staat. Gerade diesen
Aspekt weiß Jean Claude Junker
immer wieder deutlich zu
betonen. Die deutsche Strafverfolgung handelt nicht nach Rechtsempfinden, sondern nach geltendem Recht.
Der Angriff des Kämmerers
unterstrich also quasi noch
einmal das Gesagte, doch im
Anschluss gab es Versöhnlicheres.
Der Kämmerer begründete den
Einsatz PwCs, lieferte seinerseits
einsehbare Anlässe für die
Beauftragung - die Notwendigkeit
der Wirtschaftsprüfung zum Beispiel - , er gab andererseits aber
auch nach. Man habe eben nur
eine Expertenmeinung hören
wollen, Entscheidungen im Rahmen der Gutachten seinen
schließlich immer noch Angelegenheit des Rates. Und gerade da
könne gegen Vorschläge entschieden werden, die nicht sozialverträglich seien. Also: Nichts wird
so heiß gegessen, wie …
Der Referent versuchte einen
Gegenzug, fragte nach bestehenden Gesetzen. Dennoch.
Der Schlagabtausch der beiden
Kontrahenten blieb unbefriedigend. Bis in die letzte Fragerunde
hinein konnte – außer der
Feststellung, wie heftig Steuern
verloren und soziale Belange
gering geschätzt werden - keine
grundlegende Klärung erfolgen.
Eine klare Aussage hätte nur
lauten können: Gesetze, die
dieses System ermöglichen, müssen geändert werden. Klar. Der
Diskussionsprozess läuft, ob aber
diesem gnadenlosen und gefährlichen Unsinn ein (Gesetzes-)
Riegel vorgeschoben werden
kann, sei dahingestellt.
Bis dahin halten es alle so, wie
Biedermann es mit seinen
Freunden, den Brandstiftern,
hielt.*
*) Im Drama hält Biedermann zu
seinen Freunden, den Brandstiftern.
Kurz bevor alles in Flammen aufgeht,
tritt der Akademiker, ein Brandstifter,
auf und verliest ein Schriftstück, mit
dem er sich von den Taten der
Brandstifter distanziert. (Max Frisch:
Biedermann und die Brandstifter.
Drama. Erstaufführung 28.09.1958)
40 JAHRE Mitglied unserer GEWerkschaft
D
er GEW Kreisverband Aurich dankt folgenden Kolleginnen und Kollegen für ihre
langjährige, nämlich 40jährige
Mitgliedschaft in der GEW:
Klaus Brendemühl, Dieter Fröhlich,
Uwe Geipel, Susanne Karg-Alberding,
Heidi Koenig-Gohl, Susanne König,
Erika Kroh-Lammers, Elfi Losch,
Jutta Meyer, Reinhold Mohr, Jürgen
Mühlhausen, Karin Reinken, Berthold Rogga, Grete Saathoff, Hartmut
Steffen, Helene Steffen.
Der Kreisvorstand nahm dies zum
Anlass, die JubilarInnen zu einem
Essen einzuladen und das
Jubiläum gebührend zu feiern.
Die meisten der Eingeladenen sind schon im Unruhestand; so mussten einige leider wegen
Ortsabwesenheit absagen: Erika Kroh-Lammers, Dieter Fröhlich, Uwe Geipel und Reinhold Mohr konnten
teilnehmen (s. Foto) (Die weiteren Personen auf dem Foto sind die Vorstandsteam-Mitglieder Karl Hoops,
Silke Utnehmer, Nicole Bones, Melanie Diehl und Christian Philipp Storm.)
LEUCHTTURM
26
Anmerkungen zu Bedeutung der Schreibschrift
V
Hasso Rosenthal
(Quelle: Gegen
die Abschaffung
der Schreibschrift; Hamburg;
22. 6. 2014;
Die Welt)
s. auch
LT Nr. 119
iele Schulpolitiker deuten
das Erlernen der Schreibschrift als überkommenen Bildungsbalast aus dem 19. Jahrhundert. Eigentlich würde man
Schülerinnen und Lehrerinnen
gern entlasten, um Raum für
andere Lerninhalte zu schaffen.
So gibt es in Thüringen seit 2010
vorgeschrieben nur noch die
Druckschrift, in Hamburg seit
2011. In der Schweiz oder in
Finnland will man das Schreiben
mit der Hand komplett abschaffen. Man diskutiert die komplette
Umstellung des Lese-SchreibLehrgangs auf Tablets. In den
Niederlanden gibt es etliche
„Steve-Jobs-Schulen“, in denen
Schülerinnen nur noch mit
Tablets (i-Pods) arbeiten.
Prof. Ursula Bredel (Uni
Hildesheim – Lehrstuhl Orthografie-Didaktik) kritisiert, dass
hier (wieder einmal) eine Reform
praktiziert werde, ohne begleitendes Pilotprojekt. „Die Auswirkung
(der Abschaffung der Schreibschrift) kann man nicht durch
kurzfristige Beobachtungen feststellen. So werde () das
Experiment
ohne
fundierte
Kenntnisse des Prozesses (der
Entwicklung der Sprach- und
Rechtschreibkompetenz) am lebenden Subjekt durchgeführt.“ Sie
betont als Vertreterin der Orthografiedidaktik, dass Handschreiben ein „kosmotischer Prozess“
sei, bei dem nicht einzelne
Buchstaben isoliert verschriftlicht
würden, sondern Buchstabenfolgen, die sprachlichen Einheiten
entsprechen (überwiegend Silben
und Morpheme). Die Schrift
besteht aus Zeichen zur Wiedergabe der Sprache, die intellektuell
bedeutsam wirken. „Verbundene
Schriften ermöglichen Schülern
sprachliche Einheiten als verbundene zu lernen.“ Bredel kritisiert,
dass das Fehlen der Schreibschrift
beim Schreibprozess kaum untersucht sei. Sie hebt jedoch hervor,
dass der bisherige Forschungsstand die lateinische Ausgangsschrift und die Schulausgangsschrift als lernfreundlichste Schriften bezeichnet werden können.
Kommunikationsfähigkeit ist
die Summe aller Fähigkeiten des
Menschen, sich verbal oder
schriftlich zueinander zu verhalten (Watzlawick). Die digitale
Kommunikation kann ein erhebliches Defizit an Fähigkeiten zur
mitmenschlichen Kommunikation bedeuten, da die komplexe
und vielseitige Form des wirklichen Umgangs miteinander (face
to face) unterentwickelt bleibt.
Nur die analoge Kommunikation
(Sprechen und handschriftliche
Dialoge) bieten das semantische
Potential (Watzlawick) der Empathie und der Verständigung
(Allegorese).
„Haus“ ist ein einfaches Wort.
Aber beim Lesen oder Handschreiben dieses Wortes explodiert im Gehirn ein wahres
Feuerwerk. Millionen winzige
Stromimpulse rasen durch die
Nervenbahnen. Sie aktivieren alte
Erinnerungen und stimulieren
Gefühle. In diesem Moment ist
aus einem Wort mehr geworden
als vier Buchstaben. Der Schreiber, Leser hat ein Bild vor Augen.
Es gibt nach Morris vier
Gebrauchsweisen der Sprache:
informativ, bewertend, Handlung
provozierend,
systembildend
(ordnend). Es gibt den alten
Leitsatz „mit der Hand in den
Kopf“.
Zwei Forscher der Princeton
University untersuchten in Experimenten, wie gut Probanden die
Inhalte von Vorträgen wiedergeben konnten, je nachdem ob sie
Notizen mit der Hand oder mit
dem Computer verfasst hatten.
Dabei zeigte sich: Bei reinen
Wissensabfragen nach harten
Fakten schnitten beide Gruppen
ähnlich gut ab. Weitergehende
Verständnisfragen jedoch konnte
die Handschrift-Fraktion deutlich
besser beantworten als diejenigen,
die an der Tastatur gesessen
hatten.
Schreiben und Lesen, miteinander reden, Piktogramme austauschen können in viele Bestandteile zerlegt und untersucht werden.
Die Lehre der Funktionsweise der
Dialoge, der Debatten (Soziolinguistik mit der „Ethnographie des
Sprechens und Schreibens“ in
einer bestimmten Gesellschaft)
zeigt die typischen sinngebenden
Sprach-, Bild- und Kommunikationsmuster. Dabei ist bisher die
handschriftliche Aneignung der
Sprache mit ihren Funktionen
wichtiger Bestandteil der „Aneignung der Deutung der Welt“.
Beim handschriftlichen Notieren
entsteht eine innere, wörtliche
Rede, die unsere Sprachkompetenz (Denotat und Konnotat)
weiterentwickelt. Mit der Sprache
und ihrer Aneignung schaffen wir
ein geordnetes Weltbild (Adam
LEUCHTTURM
27
Schaff). Dabei ist die genuineigene Handschrift Teil dieses
Aneignungsprozesses. Indem ich
verbunden Buchstaben zu Worten,
Sätzen und Texten gestalte,
schaffe ich auch meinen Sinn für
das Verständnis meiner Welt.
Wenn ich diese Kompetenz
entwickelt habe, kann ich auch
sinnentnehmend Lesen. Das
Gehirn kann noch mehr. Es passt
Lesetempo und Intensität an den
Text an. Neben dem Sinn der
Wörter erkennt es auch deren
grammatikalische
Bedeutung.
Wie die einzelnen Gehirnregionen dabei zusammenarbeiten, ist
noch unklar. „Wir wissen, dass fast
die Hälfte der Hirnoberfläche am
Lesen beteiligt ist“, sagt Fischer.
Das Gedächtnis spielt dabei eine
zentrale Rolle. Das Kurzzeitgedächtnis speichert Informationen
vom Textanfang, die später mit
neuen Inhalten verknüpft werden.
Das Langzeitgedächtnis stellt
Bilder und Gefühle bereit. Ohne
das Langzeitgedächtnis würde der
Leser keinen Text verstehen. Er
könnte sich nicht einmal daran
erinnern, was ein Haus ist. Dabei
ist „Haus“ so ein einfaches Wort.
»Lesen kann das Auge nicht. Wir
sehen mit dem Gehirn. «
(Neurologe Burkhart Fischer,
Universität Freiburg)
Viele Schulpolitiker deuten
das Erlernen der Schreibschrift als
überkommenen Bildungsbalast
aus dem 19. Jahrhundert. Das 19.
on mittels der Handschrift.
Natürlich ist es mühselig,
Schriftsprache zu lernen. Erst
Recht, seitdem haptische Grundfertigkeiten über die explosionsartige Nutzung von Tastatur und
Bildschirm signifikant zurückge-
Jahrhundert war das Jahrhundert
der Aufklärung und der Entwicklung der Allgemeinbildung. Es
gibt seit 150 Jahren gute
Erfahrungen mit der Enkulturati-
bildet werden. Doch: Die
teilweise handwerkliche Aneignung unserer sprachlichen Fähigkeiten bleibt aktuell wichtig.
Termine für die Herbstschulung 2015
Schulbezirkspersonalrat
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
auch dieses Jahr finden wieder
unsere Herbstschulungen für
Personalräte in den unterschiedlichen Kreisverbänden statt. In der
unterliegenden Tabelle geht
Die Mitglieder des Schulbezirkspersonalrats sind montags
und mittwochs in der Zeit von 9.00 bis 15.00 Uhr unter der
Osnabrücker Nummer in der Landesschulbehörde zu
erreichen. Am Freitag sind die Vorsitzende und ihre
Stellvertreterinnen in der Zeit von 8.30 bis 12.00 Uhr im
Osnabrücker Büro. Außerhalb der Zeiten kann man die
Mitglieder des Schulbezirkspersonalrats unter der privaten
Dienstnummer erreichen.
hervor, an welchem Tag die
Herbstschulung stattfindet mit
dem dazugehörigen Referenten.
Weitere Infos erhaltet Ihr bei
eurem Kreisverband.
Untergliederung
Datum
Referentin/Referent
KV Emden
KV Wittmund
KV Wilhelmshaven
KV Jever
KV Leer
BBS Nordkreis
KV Varel
KV Norden / Aurich
Gymnasien (Nord) OL
Do, 12.11.2015
Di, 17.11.2015
Di, 17.11.2015
Do, 19.11.2015
Do, 19.11.2015
Di, 24.11.2015
Do, 03.12.2015
Do, 03.12.2015
Do, 25.02.2016
Elisabeth Schramm
Enno Emken
Astrid Müller
Melanie Esters
Enno Emken
Frederick Schnittker
Margret Kohake
E. Emken/S. Störmer
Sabine Nolte
http://gewweserems.de/team/personalrat
Eine gute und aktive Personalratsarbeit ist nur möglich,
wenn die Akteure bestens informiert werden. Die GEW im
Bezirk Weser-Ems hat aus diesem Grunde eine Art
„Wissensspeicher“ für Personalräte ins Netz gestellt. Diese
Seite, die sich an GEW Personalrät*Innen wendet,
beinhaltet auch den alten Ordner „Arbeitsplatz Schule“.
http://gewweserems.de/personalrat
Informationen aus dem Schulbezirkspersonalrat:
kurzgefasst
In unregelmäßigen Abständen veröffentlichen die Mitglieder der GEW Fraktion im
Schulbezirkspersonalrat aktuelle Informationen in Form einer kleiner Broschüre,
.gew
-wittmund.de
die als Mail verschickt wird. Auch als Download unter www
www.gew
.gew-wittmund.de
Die pdf Datei wird für GEW Mitglieder des Bezirks bei Erscheinen kostenfrei an Personalräte verschickt.
LEUCHTTURM
28
Unterwerfung als Freiheit.
Leben im Neoliberalismus.
Ein Buch von Ed Patrick Schreiner im PapyRossa Verlag
D
Quelle: BLZ,
Zeitung der
GEW Bremen,
7/8-2015
ie 1970er Jahre gelten mit
dem Zusammenbruch des
Systems fester Wechselkurse
(Bretton Woods-System) im Jahr
1973, der Weltwirtschaftskrise
1974/75 und der damit erfolgenden Rückkehr der Massenarbeitslosigkeit als ökonomischer Wendepunkt der Nachkriegszeit. Wurde bis dahin der Wohlfahrtsstaat
ausgebaut und auf eine aktive
Konjunktursteuerung gesetzt, so
gerieten sozialstaatliche Regulierungen nun zunehmend unter
Druck: Staatliche Tätigkeit wurde
als grundlegend ineffizient gegenüber Marktprozessen bewertet,
und vermeintlich zu hohe Löhne
galten fortan als Bremse für
Investitionen. Die internationalen
Finanzmärkte wurden mit dem
Versprechen einer so erreichbaren
optimalen Kapitalallokation –
das heißt: Kapitel fließt ohne
Schranken in seine besten
Verwendungsmöglichkeiten und
schafft so ein größtmögliches
Wachstum – dereguliert. Diese
wirtschaftspolitische Neuorientierung wird als Wendung hin zum
Neoliberalismus bezeichnet.
Der Neoliberalismus ist dabei
mehr als eine wirtschaftspolitische Orientierung: Er versteht
sich auch als gesellschaftspolitische Ideologie, deren Ziel die
Durchsetzung marktwirtschaftlicher Ordnungsprinzipien in Alltag und Gesellschaft war und ist.
Das Buch Unterwerfung als
Freiheit. Leben im Neoliberalismus von Patrick Schreiner setzt
sich kritisch mit den Mechanismen dieser Verankerung neoliberaler Ideologien im Bewusstsein
der Menschen auseinander. Der
Autor wirft mithin keine ökonomische Fragestellung auf – etwa
die Frage, welche neoliberalen
Ideen und Vorstellungen die
Wirtschaftspolitik
dominieren
und welche ökonomischen Folgen
sie haben. Seine Fragestellung ist
vielmehr eine politikwissenschaftlich-soziologische: Wie werden die Menschen zu neoliberalen Subjekten – „zu Menschen
also, die etwa marktkonform,
wettbewerbsfähig, selbstdiszipliniert, anpassungsbereit, flexibel,
egoistisch, aktiv und unternehmerisch sind, sein wollen oder sein
sollen; zu Menschen, für die
Selbstthematisierung, Selbstoptimierung und Selbstdarstellung
eine selbstverständliche und
alltägliche Freude sind oder
zumindest sein sollen“ (S. 32).
Konkret widmet sich Schreiner
kritisch den alltäglichen und auf
den ersten Blick oft unpolitischen
Mechanismen, durch die neoliberales Denken und Handeln als
angemessen und alternativlos
erscheint: Stark durchdrungen
durch den Neoliberalismus ist
etwa der Bildungsbereich (S. 33
ff.). So trete die Frage, was Wissen
in einer demokratisch verfassten
Gesellschaft bedeutet, in den
Hintergrund, während Kompetenzen zur flexiblen Wissensaneignung immer wichtiger werden.
Naturwissenschaftliches und technisches Wissen genießt gesellschaftlich einen Vorrang gegenüber geistes- und sozialwissenschaftlichem. In die Bildungspolitik selbst haben Marktprinzipien
Einzug gehalten, was insbesondere für die Hochschulbildung gilt:
Die Lernenden werden als
Konsumentinnen und Konsumenten von Bildungsdienstleistungen verstanden. Lernen wird
so zur „Arbeit an sich selbst,
Gestalten eines eigenen Profils an
Kompetenzen und Fertigkeiten,
mit denen die Bedürfnisse von
Unternehmen bzw. ‚Märkten‘
befriedigt werden.“ (S. 39) In
diesem Zusammenhang zeigt
Schreiner auch den neoliberalen
Gehalt der Aussage „Bildungspolitik ist die bessere Sozialpolitik“
auf: Diese Einschätzung beruht
bekanntlich auf der Aussage, dass
gut ausgebildete Menschen höhere Gehälter beziehen und weniger
von Arbeitslosigkeit betroffen
sind. Diese Argumentation ist
aber nicht schlüssig: So werden
viele Menschen trotz guter
Ausbildung schlecht bezahlt, und
bestimmte soziale Gruppen wie
Menschen mit Behinderung werden am Arbeitsmarkt systematisch ausgegrenzt. Gleichwohl
lässt sich die soziale Frage auf
diese Weise individualisieren:
Wer seine Bildungschancen nicht
nutzt, erscheint als selbst schuld
an der eigenen Situation.
In seiner unmittelbarsten Form
wird neoliberales Denken von
Ratgeber- und ManagementLiteratur vermittelt – die Kernbotschaft lautet: „Jeder und jede kann
LEUCHTTURM
29
‚es schaffen‘, … solange man nur
an sich und den eigenen Erfolg
glaube, motiviert sei und Leistung
bringe“ (S. 48). Gesellschaftliche
Verhältnisse und Rahmenbedingungen werden ausgeblendet,
genauso wie die Tatsache, dass
Anstrengungen und Bemühungen
nicht automatisch und immer
zum Erfolg führen.
Auch für Seifenopern, Sport,
Castingshows und einiges mehr
kann Schreiner Anknüpfungspunkte neoliberalen Denkens
aufzeigen. Immer geht es darum,
Menschen der Erwartung auszusetzen, „sich permanent selbst zu
thematisieren, darzustellen und
zu vermarkten. Sie sollen sich als
aktiv und attraktiv, als flexibel
und anpassungsfähig, als unternehmerisch und wettbewerbsfähig
erweisen. Diesem Zweck sollen
wiederum Bildung und sportliche
Fitness, Soziale Netzwerke und
Konsum, Ratgeberliteratur und
Esoterik gleichermaßen dienen“
(S. 105).
Patrick Schreiner, der beim
DGB in Niedersachsen/Bremen/
Sachsen-Anhalt arbeitet, einen
lesenswerten
Blog
(www.annotazioni.de)
betreibt
und unter anderem regelmäßig
auf den NachDenkSeiten schreibt,
hat ein ausgesprochen interessantes Buch verfasst: Unterwerfung
als Freiheit zeigt, wie weit die
neoliberale Ideologie mittlerweile in Alltag und Gesellschaft
vorgedrungen ist und in welchem
Umfang neoliberales Denken
jenseits ökonomischer Debatten
gesellschaftlich verankert und
handlungsleitend wirkt. Deutlich
wird dadurch, dass eine Auseinandersetzung mit neoliberalen
Politikkonzepten auch jenseits
von ökonomischen Theorien und
Wirtschaftspolitik geführt werden
muss.
Wer sich kritisch mit dem
Neoliberalismus auseinandersetzen will, kommt an diesem Buch,
das ausgesprochen gut und leicht
lesbar geschrieben ist, nicht
vorbei. Es ist die beste Grundlage,
um die nach wie vor ungebrochene Hegemonie des Neoliberalismus zu verstehen.
„Früher an Später denken“
M
it dieser Broschüre bietet die GEW
Niedersachsen
Hilfen für die
Bereiche Wohnen und Pflege.
Die Broschüre wendet sich ausdrücklich
auch an jüngere Mitglieder.
Denn beide Themen können für jeden
jederzeit aktuell werden!
Ist man nicht selbst von Handicaps
betroffen, sind es vielleicht (ältere)
Angehörige.
Neben einer ausführlichen Darstellung
der aktuellen Pflegegesetzgebung mit
ihren verschiedenen Möglichkeiten, wird
auf die entsprechenden Beihilfeverordnungen hingewiesen.
„Handbuch Lernziel Gleichwertigkeit“
D
as Handbuch‚‚Lernziel
G
leic
hw
ertigkeit stellt
Gleic
leichw
hwertigkeit
den Präventionsansatz von Schule
ohne Rassismus – Schule mit
Courage vor und erklärt, wie
Diskriminierungheute funktioniert. Es richtet sich nicht nur an
die Courage-Schulen, sondern an
alle Schulen der Sekundarstufe
und an Einrichtungen der
politischen Bildung. Es unterstützt Jugendliche, PädagogInnen
und SozialarbeiterInnen bei
ihrem Engagement für Vielfalt
und gegen Diskriminierung und
Gewalt.
Das Handbuch gibt Antworten
auf Fragen wie: Wo findet in der
Schule die Konfrontation mit
Themen wie Mobbing, Rassismus, Flucht & Asyl, Antisemitismus, Antiziganismus Altersdiskriminierung, Muslimenfeindlichkeit, Salafismus und Genderfragen statt? Wie und in welcher
Form können SchülerInnen die
Initiative dazu ergreifen und
mitmachen, mitgestalten und
mitbestimmen? Neue und bewährte Methoden der Menschenrechtserziehung werden anhand
praktischer Beispiele dargestellt.
Und es finden sich zahlreiche
Tipps, wie sich die Aktiven
schulübergreifend vernetzen und
qualifizieren können.
Das Handbuch kostet regulär pro
Exemplar 19,95 Euro.•
Herausgeber: Die
Bundeskoordination von
Schule ohne Rassismus – Schule
mit Courage.
Loseblattsammlung im DIN
A4-Ordner,
Vierfarbdruck.
ca. 218 Seiten,
ca. 200 farbige
Abbildungen.
Die Bezahlung
erfolgt per Rechnung.
Bei Bestellungen bis zum 31. Dezember 2015 erhalten Sie einen Sonderpreis.
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Anzahl Stk. à 14,95 EUR = Gesamtpreis
Lieferung und Rechnung an:
Name, Vorname
Schule / Institution
Straße
PLZ, Wohnort
Telefon / Fax / E-Mail Ort, Datum Unterschrift
Die angegebene Adresse ist eine: ? Schule / Institution ?
Privatadresse
Per Post: Die Bundeskoordination von
Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage,
Ahornstr. 5, 10787 Berlin
Per Fax:
030 / 21 45 86 20
E--Mail:
Per E
[email protected]
LEUCHTTURM
30
AG Jugendliteratur & Medien der GEW (AJuM)
Alter Schwede!
Lars Ruppel nutzt zehn Redensarten, um überraschende Geschichten und/oder Einsichten zu vermitteln, die er in gereimter Form schreibt, in Versen und Strophen und lang, wie es sonst nur
Balladen sind – oder eben »Poetry-Slam«. Man hört den Text praktisch beim eigenen Lesen und
kann dann auch mit ‚unreinen‘ Reimen sehr gut leben. Hervorragend zum Vorlesen in kleiner Runde!
Lars Ruppel:
Holger, die Waldfee
Berlin: Satyr (Buch 2014, CD 2015)
Buch: ISBN 978-3-944035-37-6; 96 S
CD: ISBN 978-3-944045-49-963 min *
je 10,90 • * ab 12 Jahre
L
ars Ruppel ist Deutscher
Meister im Poetry Slam 2014
und eine wahrhaft gebündelte
Energie auf der Bühne. Hier
macht er aus elf Redensarten
Balladen, die sich bezüglich der
Dramatik und den Reimen vor
denen der deutschen Klassik nicht
verstecken muss.
»Schmidts Katze«, »Mein lieber
Herr Gesangsverein«, »Donnerlittchen« sind einige der Titel, aus
denen Lars Ruppel seine Geschichten spinnt. Er erzählt in
Versen, vier Verse in einer
Strophe, 20 bis über 40 Strophen
in jeder Geschichte. Jede bewegt
sich am Rand des Absurden,
Vorurteile werden nicht nur
aufgenommen, sondern sogar
überhöht und damit als solche
entlarvt.
Aber nicht das ist das Motiv für
den Autor, er lebt die deutsche
Sprache, er liebt die deutsche
Sprache. Und er weiß sie zu
nutzen: »Aus dem Haus des alten
Schweden / tritt eben jener so wie
jeden / Tag zur Tür hinaus und
steht, / bis hinter ihm die Tür
zugeht, / ...« beginnt der Prolog zu
»Alter Schwede«. Wer’s noch nicht
wusste: Jeder schwedische Junge
erhält an seinem dreizehnten
Geburtstag eine Axt, mit der er
eine Fichte im Wald schlägt.
Wozu, was macht er so genial?
Ein Regal! Man ahnt schon:
Schweden, Holz, Regal. Da gibt
es ein bekanntes Möbelhaus, aus
dem man sich Einzelteile zum
selbst Zusammenschrauben besorgen kann. Warum immer
wieder irgendwelche Teile fehlen,
wird uns nun dank Lars Ruppel
klar: Das liegt an der Fee!
Genaueres? CD anhören oder
Buch lesen!
Er erzählt seine Geschichten in
strenger Gedichtform, wobei er
ein Reimschema (a-b-c-c-b) einhält, andererseits aber auch »sehr«
zu »yeah« gesellt, hier also
weniger streng ist. Auch nutzt er
einen Wechsel des Reimschemas,
um eine Erzählposition deutlich
zu machen: In »Holger, der
Waldfee« wird mit dem Auftritt
der Titelperson von a-b-c-b zu aa-b-b gewechselt, was zu erheblich mehr Nähe führt. Und, um
die Äußerlichkeiten damit zu
verlassen, es gibt jeweils sehr
viele (der zumeist vierzeiligen)
Strophen. Im Titelgedicht sind es
29, in »Nicht schlecht, Herr
Specht« sogar 42.
Wenn es sich nur um
Erzählfreude handelte, dann
würde sich das Nachlesen bereits
lohnen, aber der Autor hat
darüber hinaus wirklich noch
etwas mitzuteilen. Er personifiziert die Redensarten (aus
»Holladi« wird »Holger, die ...«,
aus »Voll karacho« wird »Volker
Racho«) und kann damit konkret
werden.
Wer Lars Ruppel schon einmal
auf der Bühne erlebte (alternativ:
Video-Portal im Internet), weiß,
dass er sein Publikum mit den
ersten Worten »in der Hand« hat
und es ihm gern folgt, wohin er
auch gehen mag. Umgekehrt
treibt das Publikum den Akteur
zu neuen Leistungen. Beim
Einsprechen im Studio fehlt
dieser Teil, sodass der Hörgenuss
einseitig bleibt, ist aber dennoch
(sehr) empfehlenswert.
P.S. Im gleichen Verlag ist 2014
auch »Die Poetry Slam Fibel«
erschienen (Paperback, 287 Seiten, 14,90 •).
Zwei Rezension (zu Buch und
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Ulrich H. BASELAU * Osterstr. 30 *
26409 Wittmund * Ulrich ad
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LEUCHTTURM
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Wirtschaftskunde kurz und knackig – und über den Lohn kräftiger Lohnsteigerungen:
„Angela Merkels teurer Irrweg“
K
rise. Der Euro ist schwach,
die Arbeitslosigkeit hoch,
Zinsen und Wachstum liegen
nahe null. Europas Wirtschaft
stürzt ab, weil es Deutschland
zum Vorbild nimmt.
Glaubt man 95 Prozent aller
Kommentare zur Lage in
Europa, dann gibt es ein paar
tausend Dinge, die in diesem
Europa gerade schiefgehen.
Von der Korruption in Griechenland über die Bürokratie
in Frankreich und die laxe
Steuerdisziplin in Italien bis
zur Unfähigkeit eines großen
Landes, seinen Hauptstadtflugplatz zu bauen: Die Liste
institutionellen
Versagens
scheint unendlich lang zu sein.
Wer Europa retten will, muss
Zeus, Herkules und Sisyphus
zugleich sein.
Das aber ist grandioser
Unsinn! Es gibt einen einzigen
Vorgang, mit dem man alle
scheinbar unerklärlichen Phänomene ohne Weiteres erklären kann. Europa versucht,
unter der geistigen Führung
Berlins, seine Probleme exakt
auf die gleiche Weise zu lösen
wie Deutschland. Die deutsche
Lösung hieß, man mag es so
oft drehen und wenden, wie
man will: Lohnsenkung.
Die Logik der Lohnsenkung
zwischen Ländern ist genau
die gleiche wie zwischen
Unternehmen. Ein Unternehmen allein kann damit seine
Lage verbessern. Das ist das
ganze Geheimnis der deutschen Agendapolitik vom Beginn des Jahrhunderts. Senken
aber alle Firmen die Löhne
zugleich, geht es schief. Senkt
nur ein Unternehmen die
Löhne, bleibt seine eigene
Nachfrage intakt, denn die
Nachfrage der eigenen Arbeitnehmer, deren Einkommen
gesunken ist, spielt in der
Regel keine entscheidende
Rolle. Senken jedoch alle
Unternehmen die Löhne, sinkt
bei allen Unternehmen sofort
die Nachfrage, weil ja alle
Arbeitnehmer unmittelbar mit
einer Einschränkung ihrer
Ausgaben reagieren.
Alle Unternehmen versuchen daraufhin ihre Lage
dadurch zu verbessern, dass sie
die Preise senken. Das gelingt
natürlich nicht, aber die Preise
beginnen insgesamt zu sinken,
man nennt das dann Deflation.
Das verbessert die Einkommenssituation der Arbeitnehmer zwar wieder ein wenig,
aber doch nicht so stark, dass
die Unternehmen das alte
Niveau der Nachfrage wieder
zurückgewinnen können. Sie
entlassen daher Arbeitskräfte.
Weil die Preise sinken, das
Wachstum versiegt und die
Arbeitslosigkeit steigt, senkt
die Zentralbank die Zinsen so
weit, wie es nur irgendwie
geht.
Sind sie bei null, geht es
nicht mehr weiter. Nun hofft
die Lohnsenkungsregion darauf, dass im Rest der Welt die
Löhne nicht auch sinken und
ihre eigene Währung nicht
aufgewertet wird. Weil man
woanders zunächst die Löhne
nicht gesenkt hat und die
europäische Notenbank die
Zinsen auf null gebracht hat,
sinkt sogar der Wert der
eigenen Währung für einige
Zeit, sodass die Löhne,
gerechnet in internationaler
Währung, richtig stark abnehmen. Wenn das nicht der
Durchbruch ist! Jetzt ist ganz
Europa endlich da, wo die
Deutschen waren, als ihre
Erfolgsgeschichte begann.
Es gewinnt immer nur
einer
Jetzt müssen wir nur noch
fest die Daumen drücken, dass
die anderen nicht so schnell
merken, wie die Europäer sie
mit niedrigen Löhnen an die
Wand drängen. Die anderen
müssen jetzt nämlich zehn
Jahre aushalten, dass die
Europäer ihnen Marktanteile
und Arbeitsplätze abjagen, ja,
dass die Europäer ihre Arbeitslosigkeit exportieren. Sie müssen immer höhere Leistungsbilanzdefizite
machen,
sich
immer mehr bei uns verschulden,
damit
wir
endlich
wachsen können. Da passt es
gut, dass wir mit ihnen
Freihandelsabkommen
aushandeln, wo sie unterschreiben, dass sie nichts tun werden
gegen die überlegenen europäischen Unternehmen mit
ihren niedrigen Löhnen.
Es gewinnt immer der eine,
was der andere verliert, so war
es schon immer auf der Welt.
Früher führte man Kriege, um
anderen ihre Schätze abzujagen, oder man setzte die
eigene Flotte ein, um die
„Handelswege“ zu sichern. Das
nannte man Merkantilismus:
Nur das macht reich, was ich
anderen abgejagt habe. Heute
geht man subtiler vor. Im
Merkelantismus erklärt man
den anderen, dass sie sich
verschulden sollen, weil das,
bei niedrigen Zinsen zumal,
einfach das Beste für sie ist.
Man weiß doch, dass Amerikaner ohnehin nicht gerne sparen
und Asiaten gerne einmal die
Welt sehen möchten. Also
produzieren die Deutschen
und bald alle Europäer alles
Wichtige für die anderen,
damit die sich mal einen
schönen Lenz machen können.
Und die Schulden der
anderen? Darüber wollen wir
jetzt nicht reden, gerade jetzt
nicht, wo wir doch eine so
tolle Lösung für alle Probleme
Europas gefunden haben.“
Heiner Flassbeck
in der Wochenzeitung
FREITAG,
Ausgabe Nr.13
im Jahr 2015,
vom 25.3.2015
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