TALKING ABOUT

Talking about
1. Festival 26.-28. Juni 2015
Über Grenzen sprechen
DAS FESTIVAL
Vom 26. bis zum 28. Juni 2015 findet im Schauspielhaus
das erste TALKING ABOUT BORDERS Festival statt. Seit Beginn der
aktuellen Theatersaison hat das Staatstheater mit TALKING ABOUT
BORDERS eine neue Projektschiene eröffnet, die verschiedene internationale Aktivitäten im Schauspielhaus inspirieren soll und künstlerische Positionen präsentiert, die das Politische im Theater in den
Blick nehmen. Der gleichnamige Wettbewerb besteht bereits seit
zehn Jahren und entstand aus der Idee heraus, den Osten Europas
über seine Autoren und Theaterarbeiten besser kennenzulernen:
Wie denken heute engagierte Menschen in unseren Nachbarstaaten? Und was wäre, um dem nachzugehen, geeigneter als ein
Festival? In wenigen Tagen kann es vielfältige Impulse liefern und
ermöglicht uns, emotional, kreativ und intellektuell quer durch
Europa zu reisen, ohne die Stadt zu verlassen. Dabei widmet sich
das diesjährige Festival vornehmlich dem osteuropäischen Raum.
Zwei Gastspiele erwarten Sie, darunter die hochgelobte Inszenierung „Musa Dagh – Tage des Widerstandes“ vom Maxim Gorki
Theater Berlin sowie das Stück „Die Deutsche Ayşe“ vom Theater
Münster. Desweiteren werden Ihnen Ensemblemitglieder des Schauspiels einige Gewinnerstücke der vergangenen Dramenwettbewerbe
in szenischen Lesungen vorstellen: „Kriegsmutter“ von Data Tavadze
(zweites Siegerstück Georgien 2013), „Hohe Auflösung“ von Dmytro
Ternovyi (Ukraine 2012), „Am falschen Ort“ von Alice Marinescu und
David Schwartz (Rumänien 2011) und „Der Sandmann“ von Jonila
Godole (Albanien 2009). Weitere Highlights sind das Konzert unserer
Sopranistin Hrachuhí Bassénz mit armenischem Liedgut sowie
Lesungen von Kammerschauspielerin Adeline Schebesch („Buch des
Flüsterns“ von Varujan Vosganian) und der Schauspielerin Patricia
Litten („Trotz der Tränen“ von Irmgard Litten). Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Krieg, Zensur und Menschenrechte - Was kann die
Kunst?“ mit der albanischen Autorin Jonila Godole, Dmytro Ternovyi
aus der Ukraine und dem chinesischen Blogger und Menschenrechtsaktivisten Liu Dejun beleuchtet die Position der Kulturschaffenden
im Zeichen von wirtschaftlicher Misere, politischen Umbrüchen und
Krieg. Drei Dokumentarfilme von Christian Papke und der Spielfilm
von Fatih Akin „The Cut“ runden das vielfältige Festivalprogramm
ab. Überschreiten Sie Grenzen und lernen Sie das östliche Europa
besser kennen.
Mit freundlicher Unterstützung von:
FReitag 26. Juni
19.30 Uhr,
Foyer Bluebox
Festival – ERÖFFNUNG
20.15 - 21.15 Uhr,
bluebox
Angry Bird (Ua) Basa Janikashvili
(Siegerstück Georgien 2014)
freier Verkauf, Preis 14,40 €
Dokumentarische Filme von Ch. Papke 21.30 Uhr
22.15 Uhr
23.00 Uhr
Kammerspiele
„Georgien – Energie der Freiheit“ I
„Georgien – Energie der Freiheit“ II
„Armenien – Der Schatten langer Weg“
freier Eintritt
SAmstag 27. Juni
15.00 Uhr,
Kammerspiele
Trotz der Tränen Irmgard Litten
Lesung mit Patricia Litten und Birgit Förstner (Cello) freier Verkauf, Preis 5,50 €
17.00 Uhr,
Kammerspiele
Buch des Flüsterns Varujan Vosganian
19.00 Uhr,
Kammerspiele
Hohe Auflösung Dmytro Ternovyi
Lesung mit Adeline Schebesch und Marco Steeger freier Verkauf, Preis 5,50 €
Szenische Lesung (Siegerstück Ukraine 2013) freier Verkauf, Preis 5,50 €
19.30 Uhr,
Schauspielhaus
Romeo und Julia William Shakespeare
21.00 - 22.00 Uhr,
Bluebox
Gastspiel Theater Münster
freier Verkauf, Preis 15,00-39,40 €
Die deutsche AyŞe –
Türkische Lebensbäume (UA)
Tuğsal Moğul freier Verkauf, Preis 14,40 €
Sonntag 28. Juni
11.00 - 12.30 Uhr,
Foyer
Schauspielhaus
Krieg, Zensur, Menschenrechte –
was kann die Kunst?
13.00 Uhr,
Bluebox
Kriegsmutter Data Tavadze
Podiumsdiskussion freier Eintritt
Szenische Lesung
(2. Siegerstück Georgien 2014)
freier Verkauf, Preis 5,50 €
15.00 Uhr,
Kammerspiele
Der Sandmann Jonila Godole
Szenische Lesung (Siegerstück Albanien 2010)
freier Verkauf, Preis 5,50 €
15.15 - 16.15 Uhr,
Foyer
Schauspielhaus
Armenische Lieder
17.00 Uhr,
Bluebox
Am falschen ort
Konzert mit Hrachuhí Bassénz und Rita Kaufmann (Klavier) freier Verkauf, Preis 8,80 €
Alice Monica Marinescu und David Schwartz
Szenische Lesung (Siegerstück Rumänien 2012)
freier Verkauf, Preis 5,50 €
19.00 - 20.45 Uhr,
Schauspielhaus
Gastspiel Maxim Gorki Theater Berlin
Musa Dagh –
Tage des Widerstands (UA)
Hans-Werner Kroesinger nach Franz Werfel freier Verkauf, Preis 13,70-36,80 €
21.00 Uhr,
Kammerspiele
The Cut Film von Fatih Akin
freier Verkauf, Preis 2,50 €
www.staatstheater.nuernberg.de · 0180-5-231-600
(14 ct. bis 42 ct. die Minute)
Freitag 26. Juni 2015
Angry Bird
19.30 Uhr, Foyer BlueBox
FESTIVAL-ERÖFFNUNG
Wir laden Sie herzlich ein, gemeinsam mit dem Projektleiter
Dr. Christian Papke und Schauspieldirektor Klaus Kusenberg das
erste TALKING ABOUT BORDERS Festival zu eröffnen. 24 Jahre nach
dem Ende der Sowjetunion und der Öffnung vieler geographischer
Grenzziehungen haben politische, wirtschaftliche und kulturelle
Umwälzungen die Realität in Osteuropa grundlegend verändert.
Und trotzdem sind viele Länder in unseren Köpfen „terra incognita“
oder „die üblichen Verdächtigen“ geblieben. Somit ist es immer noch
nötig, über Grenzen zu sprechen und sich über diese hinweg zu
verständigen und besser kennenzulernen. Mit dem neuen Festival
bietet das Staatstheater Nürnberg ein neues Forum, um solche
Begegnungen zu ermöglichen.
20.15 - 21.15 UHR, BlueBox
Angry Bird (ua) Basa Janikashvili
Siegerstück Georgien 2013
Als die Christen den Muslimen das Gebet verbieten, werden
aus besten Freunden erbitterte Gegner. Zwei Kinder verstehen den
Konflikt ihrer verfeindeten Eltern nicht. Sie suchen nach einem
Ausweg. Durch das Computerspiel „Angry Birds“, bei dem man mit
Vogelbomben die Feinde vernichtet, kommt ihnen eine Idee: Hätten
ihre Väter Sprengstoff, würden sie sich gegenseitig vernichten und
der Streit hätte ein Ende. Und so streuen sie tödliche Gerüchte …
Leitung: Christoph Mehler, Ayşe Özel, David Rimsky-Korsakow,
Nicola Lembach, Diana Insel Mit: Nicola Lembach, Henriette Schmidt; Martin Bruchmann,
Daniel Scholz, Marco Steeger
AnschlieSSend Nachgefragt mit den beteiligten Künstlerinnen
und Künstlern
21.30 Uhr, KAMMERSPIELE
GEORGIEN – ENERGIE DER FREIHEIT I
Ein Film von Christian Papke
Georgien – Das Land der Kontraste und Farben ist seit dem
27. Juni 2014 durch das Assoziierungsabkommen mit der EU fest
verbunden. Somit rücken die kleine kaukasische Nation und die
EU formal näher zusammen. Doch wir wissen wenig über unseren
neuesten Partner aus Vorderasien. Der Dokumentarfilm „Georgien –
Energie der Freiheit“ bietet einen allgemeinen Einblick in ein Land,
das erst 1991 seine Unabhängigkeit von Russland wiedererlangte.
Der Theater-, Opern- und Filmregisseur Christian Papke reiste 2013
und 2014 mehrfach nach Georgien, um mit dortigen hochrangigen
Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft darüber zu
sprechen, was ihre Wünsche und Sorgen im eigenen Land sind und
was sie in Bezug auf Europa bewegt. Im ersten Beitrag dieser zweiteiligen Dokumentation werden die Chancen und Herausforderungen
in Politik, Zeitgeschichte, Wirtschaft, Recht und Bildung diskutiert.
22.15 Uhr, KAMMERSPIELE
GEORGIEN – ENERGIE DER FREIHEIT II
Ein Film von Christian Papke
Ging es im ersten Teil der Länderreportage mehr um eine
allgemeine Standortbestimmung der kleinen Nation am Kaukasus,
setzt sich der zweite Teil deutlich stärker mit Geschichte, Kunst
und Kultur auseinander. Ob Präsident oder Außenministerin, ob
Metropolit oder Kunstschaffender, alle nehmen in diesem Film sehr
persönlich Stellung zu ihrem Land. Auch die Konfliktsituation mit
Russland wird thematisiert. Die Dokumentation bebildert somit
sowohl die reiche und bewegte Vergangenheit des Landes als auch
das aktuelle Kulturgeschehen als Bildnis für den Aufbruch in eine
gemeinsame, kreative und bessere Zukunft.
23.00 UHR, KammersPiele
Armenien - Der Schatten langer Weg
Ein Film von Christian Papke
Das Land am Rande Europas hat dieses Jahr einen traurigen
Anlass, sich zu erinnern: Der Völkermord an den Armeniern erfuhr vor
100 Jahren einen seiner traurigen Höhepunkte. Bis zu 1,5 Millionen
Menschen sollen damals umgekommen sein. Wenig wissen wir im
Westen über diese Ecke der Welt, versteckt in den kaukasischen Bergen,
dort wo der Legende nach schon die Arche Noah am Berggipfel des
Ararat strandete. Die Armenier sind stolz darauf, die älteste christliche
Nation der Welt zu sein. Heute besteht ihr Land zu 97 Prozent aus
Armeniern. Allerdings leben mehr von ihnen außerhalb der Landesgrenzen als innerhalb. Ihre Sprache ist dabei seit jeher der kulturelle
Klebstoff, der das Jahrhunderte lang unterworfene und vertriebene Volk,
das so lange keinen eigentlichen Staat besaß, zusammenhält. Doch die
Vergangenheit lässt die Menschen nicht los.
Samstag 27. Juni 2015
Die deutsche Ayşe – Türkische Lebensbäume
15.00 UHR, Kammerspiele
Trotz der Tränen nach dem Buch „Eine Mutter kämpft gegen
Hitler“ von Irmgard Litten
Lesung mit Patricia Litten und Birgit Förstner (Cello)
In der Nacht des Reichstagsbrandes wurde der Rechtsanwalt
Hans Litten, der für die Nationalsozialisten ein unbequemer Gegner
war, verhaftet, nach Spandau gebracht, später in KZs verschleppt und
1938 in Dachau von seinen Mithäftlingen erhängt aufgefunden. In
einer erschütternden Dokumentation berichtet Irmgard Litten, die
sich mutig für eine Verbesserung der Situation ihres Sohnes einsetzte,
über dessen Schicksal und enthüllt grausame Verbrechen, die an den
Häftlingen begangen wurden. Hans Litten wurde nicht verfolgt, weil er
mit seinen politischen Ideen mit den Nazis in Konflikt geriet, sondern
weil er dem Naziterror die anwaltlichen Werte der strikten Verfolgung
der Mandanteninteressen und der Wahrung der Vertraulichkeit entgegensetzte. Die Nichte des Anwalts liest dazu die Schilderungen der
Autorin, ihrer Großmutter. Immer wieder wird während des Festivals
aus unterschiedlichsten Perspektiven die Frage nach dem Umgang
mit unserer Geschichte in Europa diskutiert. Diese Lesung stellt den
direkten Bezug zu Nürnberg als Stadt der Menschenrechte her.
17.00 UHR, Kammerspiele
Buch des Flüsterns Varujan Vosganian
Lesung mit Bildern
Wie lebt man als Armenier in Rumänien? Warum bereitet
man Baklava nur flüsternd zu? Wie rettet man nicht nur Leben,
sondern auch Herz und Verstand vor einer tyrannischen Weltpolitik?
Was ist der Duft von Kaffee? Meisterhaft, wie ein Erzähler aus
1001 Nacht, verwebt Vosganian Eindrücke seiner Kindheit mit den
Herausforderungen eines Lebens von Fremden in der Fremde und den
blutigen weltpolitischen Ereignissen vom Ende des 19. bis zur Mitte
des 20. Jahrhunderts. In schwungvoller Prosa und mit grimmigem
Humor breitet Vosganian eine armenische Familiensaga vor uns aus,
verknüpft die dunklen und die farbenfrohen Lebensfäden der einzelnen
Verwandten zu einem dichten und kostbaren Erzählteppich. Vom
Schicksal gebeutelt und schwere Verluste hinnehmend, bleiben sie
am Ende doch Meister über ihr Leben. Varujan Vosganian (geb. 1958
in Craiova/Rumänien) war von 2006 bis 2008 rumänischer Finanz- und
Wirtschaftsminister und von 2012 bis 2013 Minister für Handel und
Industrie. Er ist Präsident der Vereinigung der Armenier in Rumänien.
Mit: Ksch. Adeline Schebesch; Marco Steeger
19.00 UHR, Kammerspiele
Dmytro Ternovyi
HOHE AUFLöSUNG Dmytro Ternovyi
Siegerstück Ukraine 2012
Szenische Lesung
Ein ukrainischer Spitzenmusiker, dem die bürokratischen
Hürden für ein EU-Arbeitsvisum zu schaffen machen, wohnt am
Kiewer Unabhängigkeitsplatz, dem Symbol gewordenen Maidan.
Unbeirrt von der revolutionären Situation fahndet die Polizei in
seiner Wohnung nach einem Illegalen. Pflasterstein, Glas, Tasse und
andere Gegenstände werden zu sprechenden Beobachtern in dieser
politischen Komödie, die eine kafkaeske Wendung nimmt.
Der ukrainische Autor Dmytro Ternovyi gründete 2006 in
seiner Heimatstadt Charkiw das russischsprachige „Mistkäfertheater“.
Mit „Hohe Auflösung“ schuf er ein Stück zwischen Boulevardkomödie,
politischem und surrealem Theater.
Szenische Einrichtung: Kathleen Draeger Ausstattung: Annemarie
Bulla Dramaturgie: Horst Busch Mit: Ksch. Adeline Schebsch, Josephine Köhler; Marco Steeger,
Thomas Klenk, Ksch. Thomas Nunner
AnschlieSSend Nachgefragt mit dem Autor Dmytro Ternovyi
19.00 Uhr Schauspielführer Live
19.30 UHR, Schauspielhaus
Romeo und Julia William Shakespeare
Deutsch von Thomas Brasch
Eine alte Familienfehde ist der Ursprung der Katastrophe:
Zwischen den Häusern Montague und Capulet ist der Hass so stark,
dass er all seine Familienmitglieder infiziert hat. Hier geht man aus
noch so geringem Anlass aufeinander los und tötet auch, sobald
jemand aus dem eigenen Clan angegriffen wird. In dieser feindlichen
Umgebung wachsen Romeo Montague und Julia Capulet auf, von
der jeweils anderen Familie abgeschottet. Auf einem Kostümfest
kommt es zur ungeplanten, aber schicksalhaften Begegnung der
beiden, die wahrhaft Funken schlägt.
Leitung: Johannes von Matuschka, Marie Holzer, Amit Epstein, Malte
Beckenbach, Gail Skrela, Diana Insel Mit: Julia Bartolome, Nicola Lembach, Henriette Schmidt; Martin
Bruchmann, Pius Maria Cüppers, Thomas L. Dietz, Heimo Essl, Ksch.
Michael Hochstrasser, Julian Keck, Stefan Lorch, Daniel Scholz, Gustavo
Strauß, Christian Taubenheim
21.00 - 22.00 UHR, BlueBox, Gastspiel Theater Münster
DIE DEUTSCHE AYŞE – TÜRKISCHE LEBENSBÄUME
Tuğsal Moğul
Wer waren diese Menschen, die in den 60er-Jahren aus der
Türkei nach Deutschland kamen? Was suchten sie? Was fanden sie?
In „Die Deutsche Ayșe“ kommen drei türkische Frauen der ersten
Einwanderer-Generation zu Wort. Drei positive Integrationsbeispiele.
Drei starke Frauen, die etwas gewagt haben in der Hoffnung auf
Verbesserung, im Drang nach Veränderung. Drei unterschätzte
Vorbilder. Sie kamen aus Istanbul und landeten in Westfalen. Sie
dachten, es wäre nur für kurze Zeit. Sie blieben. Sie bekamen Kinder,
die in Deutschland aufwuchsen. Heute sind die Frauen jenseits der
70. Sie sind in beiden Ländern zu Hause – ihre Herzen geteilt. Sie
kamen nicht wegen des Geldes allein. Aus Neugier. Und für eine
bessere Perspektive in einem politisch und wirtschaftlich stabilen
Land. Was ist daran verkehrt? Würden wir im Ernstfall nicht auch
gehen? Tuğsal Moğul, Theatermacher und Arzt, Westfale und Sohn
türkischer Einwanderer, leistet mit seinem Stück einen wichtigen
szenischen Beitrag zur immer wieder aufflammenden Debatte um
das Gelingen der sogenannten Integration.
Leitung: Tuğsal Moğul, Kerstin Bayer, Friederike Engel Mit: Claudia Frost, Lilly Gropper, Isa Weiß
AnschlieSSend Nachgefragt mit Tuğsal Moğul (Autor und Regisseur
des Stückes), Friederike Engel (Dramaturgin) und den Schauspielerinnen
Sonntag 28. Juni 2015
Musa Dagh — Tage des Widerstands
11.00 -12.30 Uhr, Foyer Schauspielhaus
KRIEG, ZENSUR, MENSCHENRECHTE –
WAS K ANN DIE KUNST? Podiumsdiskussion
Krieg, Bomben, Hass, Vergewaltigung, Folter, Propaganda,
Zensur, Gewalt, Geld, Waffenhandel, demagogische Verdummung,
die „Schere im Kopf“, der virtuelle Krieg um die Deutungshoheit im
Web 2.0: die „Heerschar“, die bereitsteht, um Menschen und die
Wahrheit über Ereignisse im buchstäblichen Sinne „totzuschweigen“
und zum Schweigen zu bringen, ist groß. Sind Kunst und Künstler
Teil des ewig verlierenden Fähnleins der Aufrechten, die doch die
Wahrheit auf ihrer Seite haben, oder auch Mitläufer, Mittäter? Gibt
es Kunst ohne diesen Kontext? Unsere Podiumsdiskussion befragt
direkt betroffene Künstler.
Mit: Jonila Godole (Autorin und Journalistin aus Albanien), Dmytro
Ternovyi (Autor und Theaterleiter aus der Ukraine), Liu Dejun (Writer
in Exile aus der Volksrepublik China) Moderation: Christian Papke
13.00 Uhr, Kammerspiele
KRIEGSMUTTER Data Tavadze
2. Siegerstück Georgien 2014
Szenische Lesung
„Was ist mit meinem Sohn? – „Nichts. Das heißt… Bitte
setzen Sie sich… Ich werde alles erklären.“ Ausgesperrt aus dem
Innenraum eines Labors, sickert der Krieg in die Seelen und richtet
Zerstörung an. Während die Mutter nicht weiß, ob ihr Sohn lebend
aus dem Krieg zurückkehrt, taucht eine junge Frau auf, die offenbar
sein Kind erwartet.
2008 begann Data Tavadze, an „Kriegsmutter“ zu schreiben,
nach vier Kriegen schrieb er es ebenso oft um. Kulisse dieses Stücks
ist der Kaukasuskrieg um Südossetien 2008. Damals begann der
kaum zwanzigjährige Schauspieler und Regisseur Tavadze, seine
persönlichen Erlebnisse zu einem Bühnenstoff zu verarbeiten.
Szenische Einrichtung: Wiebke Schwegler Ausstattung: Elena Köhler Dramaturgie: Horst Busch Mit: Karen Dahmen, Nicola Lembach, Ksch. Adeline Schebesch;
Martin Bruchmann
AnschlieSSend Publikumsgespräch
15.00 Uhr, Kammerspiele
DER SANDMANN Jonila Godole
Siegerstück Albanien 2010
Szenische Lesung
„Ich will mich nicht erinnern. An nichts.“ Wie wahr ist
Vergangenheit, wenn man sich ihrer nicht erinnert? Robert lassen die
Alpträume vom Sandmann, der Unaussprechliches tut, keine Ruhe.
Was sie bedeuten sollen, kann er nicht zuordnen. Und so besucht
er das erste Mal nach 15 Jahren wieder seinen Vater. In Albanien,
einem Land, aus dem Robert einst floh. Hier liegt der Vater nun mit
Gedächtnisverlust in einer Klinik und kann oder will sich an nichts in
seinem Leben mehr erinnern. Zusammen mit seinem Freund Hans
begibt sich Robert auf eine Spurensuche seiner Familiengeschichte.
Unerbittlich scheinen ihrer beider Leben fatal miteinander verwoben
zu sein. Und selbst eine zum Leben erweckte Schaufensterpuppe
trägt offenbar ihren Teil zur Geschichte bei. Sollen sie die Vergangenheit aufdecken oder lieber ruhen lassen? Ein gefährliches Spiel mit
den schmerzhaften Erinnerungen im Sog von Antisemitismus, Verrat,
Schuld und Mord beginnt. Die Autorin Jonila Godole, heute Dozentin
für Politikwissenschaft, war die erste freie politische Journalistin
nach Ende der Diktatur in Albanien.
Szenische Einrichtung: David Rimsky-Korsakow Ausstattung:
Annemarie Bulla Dramaturgie: Diana Insel Mit: Henriette Schmidt; Ksch. Jochen Kuhl, Christian Taubenheim,
Philipp Weigand
AnschlieSSend Nachgefragt mit der Autorin Jonila Godole
15.15 – 16.15 Uhr, Foyer Schauspielhaus
ARMENISCHE LIEDER
Konzert mit Hrachuhí Bassénz und Rita Kaufmann (Klavier)
Wie das armenische Alphabet und die gesprochene Sprache
ist auch die Musik einer der wichtigsten Kulturträger des armenischen
Volkes. Ein Volk, das lange Zeit ohne schützende Landesgrenzen
seinen Weg durch die Zeit gehen musste. Die armenische Sopranistin
Hrachuhí Bassénz, bekannt in Nürnberg als Mitglied des Opernensembles, stellt die Musik ihres Heimatlandes vor und spannt den
Bogen von traurigen Liedern bis hin zu fröhlichen Weisen.
17.00 Uhr, BlueBox
AM FALSCHEN ORT Alice Monica Marinescu und David Schwartz
Siegerstück Rumänien 2012
Szenische Lesung
„Flüchtlingsgespräche“ am Zufluchtsort Rumänien: Fünf
Menschen (Estera, Jamal, Samira, Sonia, Yamen) unterschiedlichen
Alters und mit unterschiedlichen ethnischen und sozialen Hintergründen sprechen über ihre Flüchtlingserfahrungen, über ihre
Entfremdung vom Heimatland und über das Abenteuer, sich an
ihren neuen Zufluchtsort anzupassen. Fragmente aus einem „Vorbereitungsbuch zur Erlangung der rumänischen Staatsbürgerschaft“
für Asylbewerber in Rumänien werden als Bindeglied zwischen die
erzählten Geschichten gesetzt und verdeutlichen die Diskrepanz
zwischen Realität und Theorie.
Das Autorenduo Alice Monica Marinescu und David
Schwartz aus Bukarest schrieb einen dokumentarischen Theatertext
auf Grundlage von Gesprächen und Diskussionen mit afghanischen
Flüchtlingen aus Tadschikistan, Einzelpersonen mit Flüchtlingsstatus
in Bukarest und Bewohnern einer Seniorenresidenz der rumänisch
jüdischen Gemeinschaft.
Szenische Einrichtung: Katja Prussas Ausstattung: Elena Köhler Mit: Julia Bartolome, Elke Wollmann, Marion Schweizer;
Julian Keck, Stefan Willi Wang
AnschlieSSend Nachgefragt mit Jürgen Markwirth, Amt für
Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg
Fotos: Marion Bührle, Ute Langkafel, Jochen Quast
19.00 – 20.45 Uhr, Schauspielhaus
Gastspiel Maxim Gorki Theater Berlin
MUSA DAGH — TAGE DES WIDERSTANDS
Dokumentartheater von Hans-Werner Kroesinger
Frei nach dem Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“
von Franz Werfel
1915 wurden über eine Million Armenier im Osmanischen
Reich deportiert, gefoltert und ermordet. Franz Werfel schrieb
über diese Vorgänge 1933 seinen epochalen Roman, der von den
Nationalsozialisten umgehend verboten wurde. Das Buch beschreibt
das Elend der Verfolgung und Vernichtung der Armenier, aber auch
die Ausnahme, das Wunder: den geglückten Widerstand am Musa
Dagh, dem Mosesberg. 5.000 Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner
verschanzen sich, wehren sich gegen die Angriffe der jungtürkischen
Armee und werden schließlich in auswegloser Lage von französischen
Kriegsschiffen gerettet. 100 Jahre nach dem Völkermord an den
Armeniern bringt Hans-Werner Kroesinger diese Geschichte in der
Montage mit dokumentarischem Material über die deutsche Rolle
und die strukturelle Organisation des Völkermords auf die Bühne.
Was erzählt uns eine scheinbar alte Geschichte über den Umgang
mit Geschichte heute?
Eine Produktion des Maxim Gorki Theaters im Rahmen von „Es
schneit im April – Eine Passion und ein Osterfest“, gefördert durch
den Hauptstadtkulturfonds Berlin
Leitung: Hans-Werner Kroesinger, Valerie von Stillfried,
Daniel Dorsch, Aljoscha Begrich, Regine Dura Mit: Judica Albrecht, Marina Frenk, Ruth Reinecke, Falilou Seck,
Armin Wieser, Till Wonka
21.00 UHR, KAMMERSPIELE
THE CUT Film von Fatih Akin (2014)
Mardin, 1915, die uralte Hauptstadt der gleichnamigen
Provinz im türkischen Teil Mesopotamiens; rund 20 km nördlich der
Grenze zu Syrien und nicht weit von der Grenze zum Irak entfernt.
Eines Nachts treibt die türkische Gendarmerie alle armenischen
Männer zusammen. Auch der junge Schmied Nazaret Manoogian
wird von seiner Familie getrennt. Nachdem es ihm gelingt, den
Horror des Völkermordes zu überleben, erreicht ihn Jahre später die
Nachricht, dass auch seine Zwillingstöchter am Leben sind. Besessen
von dem Gedanken, sie wiederzufinden, folgt er ihren Spuren. Sie
führen ihn von den Wüsten Mesopotamiens über Havanna bis in
die kargen, einsamen Prärien North Dakotas. Auf seiner Odyssee
begegnet er den unterschiedlichsten Menschen: engelsgleichen und
gütigen Charakteren, aber auch dem Teufel in Menschengestalt.