Crystal Meth & Legal Highs

Neue Drogen -
Crystal Meth & Legal Highs
R. Holzbach I LWL - Kliniken Lippstadt und Warstein
Suchtmitteltypen:
• Alkohol
• Opioide z.B. Heroin, Opium, Narkose- , Schmerz- und Hustenmittel (Fentanyl, Morphium, Codein), Methadon
• Cannabinoide z.B. Cannabis / Marijuana / Haschisch / THC (Tetrahydrocannabinol)
• Sedativa oder Hypnotika z.B. Benzodiazepine (Valium), Barbiturate
• Kokain
• Stimulantien z.B. Amphetamine, Ecstasy / MDMA, Euphoria
• Halluzinogene z.B. LSD, Psilocybin, 2-CB, DMT, DOM
• Tabak
• Flüchtige Lösungsmittel z.B. Kleber, Farben
• Sonstige Substanzen z.B. frei verkäufliche Schmerzmittel, Abführmittel
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Amphetamine
Dazu gehört:
Amphetamin, Dextroamphetamin, Methamphetamin
Synonyme: Speed, Pep, Amph
Anwendungsarten: oral, i.V., Inhalation, intranasal
Geschichte:
1887 synthetisiert, 1930 als Antischnupfenmittel, 2. WK als
Stimulans, 1970 über 1 Milliarde Tbl. allein in USA
Wirkung:
Stimulierend, schlafhemmend, euphorisierend, leistungssteigernd, appetitmindernd.
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Diverse Amphetamin-Varianten
Dazu gehören z.B.:
Crystal, Methylendioxypyrovaleron (MDPV)
Methylendioxypyrovaleron (MDPV):
Stärker als Methylphenidat, wirkt über Noradrenalinund Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmung
Szenenamen: Badesalz, Cloud Nine, Monkey Dust,
MTV, Magic, Super Coke und Peevee
Wirkt über 3-4Std., typ. Amphetamin-NW bis zu 8 Std.
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Crystal
N-Meth(yl)amphetamin (Meth, Jaba)
Passiert die Blut-Hirn-Schranke besser / schneller als
Amphetamine.
Als Salz –
Methamphetaminhydrochlorid geschnupft (Ice)
oder
geraucht (Icepipe).
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Crystal
nach Cannabis weltweit am zweithäufigsten konsumierte
illegale Droge
Seit 1942 in Deutschland dem BtMG unterstellt, Pervitin® 1988 vom Markt genommen
(Unterdrückung Müdigkeit)
Dosierungen ca. 100mg nasal in einer „Line“
Szene-Namen: „C“, Meth, Cyrstal Speed
In Grenzgebiet zu Tschechien (Sachsen, Thüringen, Bayern)
seit den späten 90iger Jahren endemisch – Hainich Klinikum
Mühlhausen (Thüringen), Drogenstation: 2005 0% Crystal, 2013 65% Crystal; K Schoett 15.
IDS Kongress)
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Entwicklung von Partyszene zur
Crystal-Szene
nach Härtel-Petri, Suchttherapie 2013: (14)100-1
90iger Jahren oral Ecstasy und Speed (D-Amphetamin)
Nasaler Amphetaminkonsum
Kristallines Methamphetamin
Trotz Plakate Faces of Meth:
über Jahre unauffällige soziale
Integration möglich
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Crystal
Konsumgründe sind Gewichtsabnahme-Wunsch, Steigerung
der Leistungsfähigkeit, „gut drauf sein“
Wirkungen:
Unterdrückt Müdigkeit, Durst- und Hungergefühl sowie
Schmerz,
steigert kurzzeitig Selbstvertrauen (und senkt Problembewußtsein),
vermittelt ein Gefühl der Stärke und dem Leben eine
ungewohnte Geschwindigkeit, sexuelle Verlangen wird
gesteigert, „machen alle Tätigkeiten Spaß“.
In höheren Dosierungen: gereizte Getriebenheit, reduzierte Konzentration,
Gedankendrängen, stereotype Verhaltensmuster (Punding) mit zwanghaft
anmutendem Putzen, „Schrauben sortieren“ oder „Mitesser ausdrücken“.
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Crystal
Nebenwirkungen (vor allem bei regelmäßigen oder
exessiven Konsum):
• Akne, Gewichtsabnahme, Zahnfleischschwund, HerzKreislauf-Probleme
• Persönlichkeitsveränderungen (gereizter, gewaltbereiter)
• Psychosen und Paranoia aufgrund von Schlafentzug oder
bei Prädisposition,
• Gewöhnung, Wirkungsverlust, Entzugserscheinungen
• neuropsychologische Defizite aufgrund struktureller
Gehirnveränderungen,
• Konzentrations- (Merkfähigkeitsspanne bei 15min) und
Gedächtnisstörungen (bis zu demenzartig)
– Cave: Vergessene Verhütung, soziale Folgen allgemein.
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Crystal
Entzug:
• Anhedonie
• psychomotorische Verlangsamung
• Schwächegefühl
• Antriebsmangel
• gereitzt-depressive Stimmung
• geringes Selbstwertgefühl
• Suizidgedanken
• Kopfschmerzen
• Suchtdruck
• (Heiß-)Hunger
• (subjektiv störende) kognitive Einbußen (jetzt bemerkt)
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Crystal
Schlafstörungen im Entzug:
Zunächst vermehrter Schlaf („crashphase“)
Nach einigen Tagen: REM-Rebound
mit nächtlichem Erwachen
Drogenträumen
Erhöhtem Abbruchrisiko
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Crystal
Psychose-Risiko:
McKetin et al. (JAMA 2013; 70: 319-324)
• 278 Methamphetaminabhängige
• Längsschnitt-Untersuchung
 Fünffach erhöhtes Risiko in Konsumphase im
Vergleich mit Zeiten ohne Konsum
 Risiko steigt mit der Menge und Konsum weiterer
Substanzen (Cannabis, Alkohol)
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Crystal
Pharmakodynamik
• vermehrte Dopamin-Freisetzung
• höhere Dosierungen Serotonin-Freisetzung
(Dopamin:Serotonin = 30:1)
• peripher Noradrenalin-Freisetzung  Tachykardie
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Crystal
Pharmakokinetik
Über Cytochrom P450 CYPP2D6 Demethylierung
Amphetamin (Hauptmetabolit)
Wirkt 4 -12 Std.
Ausscheidung über die Niere
Bei alkalischem Urin Rückresorption (bei Überdosierungen
Harn ansäuern)
Weitere Metabolite: Norephedrin und p-Hydroxyamphetamin
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Crystal
Behandlungsansätze
Ambulant (konsumierend) unzuverlässig
US-Studien – integrative Ansätze („Matrix-Programm“)
Deutschland – kaum Studien
Medikamentös:
• SSRI bei (vor)diagnostizierter Depression
• Substitution mit z.B. retardierten Amphetaminsulfat – in
höheren Dosierungen Reduktion i.V.-Konsum
• Methylphenidat nur höhere Haltequote als Placebo
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Legal Highs
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Legal highs (Designerdrogen, Research Chemicals)
• harmlos wirkende Produkte, die als Räuchermittel,
Lufterfrischer oder Badesalz beworben werden
• psychotrope Substanzen, die betäuben, berauschen, euphorisieren, aktivieren oder auch
Halluzinationen auslösen
• enthalten meist Betäubungsmittel oder ähnlich
wirkende chemische Wirkstoffe in unterschiedlicher Konzentration
• Inhalte nicht ausgewiesen, Wirkstoffgehalt
schwankend (kein Qualtätskontrollen in China und
Indien)
• werden geraucht, geschluckt oder geschnieft
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Begriffsklärung
„Neue psychoaktive Substanzen“
Research chemicals
Legal highs
Räuchermischung
Kräutermischung
Lufterfrischer
In der Regel:
THC-ähnliche Wirkung
werden geraucht
Badesalze
Dünger
In der Regel:
Amphetamin-ähnliche
Wirkung
werden gesnieft
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Geschichte
80iger Jahren: Firma Pfizer synthetisiert CP 47,497
2008 Medien-Hype um Spice
12/2008: JHW-018 und CP 47,497 wird als Bestandteil von
Spice identifiziert
1/2009 CP47,497 wird durch Eintragung in die Anlage II des
Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) als ein verkehrsfähiges,
aber nicht verschreibungsfähiges Betäubungsmittel
eingestuft (Herstellung, Handel und Besitz untersagt)
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Epidemiologie
Sucht-Survey 2009: 0,8% der 18-64jährigen konsumieren
Spice
Frankfurt 15 - 18 Jährige – Räuchermischungen probiert:
2008 6%, 2009 7%, 2010 9%
Centre of Drug research, Uni Frankfurt
Gezielte online-Befragung:
89% ♂, Ø 24 Jahre
99% vorher andere illegale Drogen konsumiert
80% vorher andere illegale Drogen ohne THC
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Konsumgründe
77% Rauscherleben
62% Neugierde
61% weil es legal erhältlich ist
57% zur Entspannung
37% aus Abwechslung
34% fehlende Nachweisbarkeit der Wirkstoffe
33% andere Drogen (zeitweise) nicht erhältlich
13% günstiger Preis
11% Freunde konsumieren auch
5% Problembekämpfung
Wrese et al. Goethe-Universität: Abschlussbericht Online-Befragung zum Thema „Legal-highs“; http://www.unifrankfurt.de/fb/fb04/forschung/cdr/download/Abschlussbericht_Legal_Highs.pdf
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Konsumtypen
Probierer (größte Gruppe)
Substituierer (nehmen Substanzen statt illegaler Stoffe)
„moderne“ Kiffer (typ. THC-Konsumenten, die hin und her
wechseln)
„Chemiker“ - experimentierfreudige
Polyvalente
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In Europa neu identifizierte psychoaktive Substanzen:
2006 7
2009 24
2011 41
2012 73
2013 81
2014 101
Quelle: Europäische Drogenbeobachtungsstelle
2005 – 2014: 418 neue Substanzen
Das heißt, pro Woche werden zwei neue psychoaktive
Substanzen auf den Markt gebracht.
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Das Problem für die Konsumenten
was ist drin
wie viel ist drin
wie hoch konzentriert
welche Verunreinigungen
welche Nebenwirkungen
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Rechtliche Konsequenzen
Straßenverkehr:
§24a Abs. 2 StVG (2): Ordnungswidrig handelt, wer unter
Wirkung eines in der Anlage dieser Vorschrift genannten
berauschenden Mittel im Straßenverkehr ein Kraftfahrzeug
führt. …“ – legal highs nicht aufgezählt (Enumerationsprinzip)
§ 2 Abs. 12 StVG: … Informationen über die Tatsacheen, die
auf nicht nur vorübergehende Mängel hinsichtlich der Eignung
oder auf Mängel hinsichtlich der Befähigung einer Person zum
Führen von KFZ schließen lassen, …  Gutachten?!
Strafgesetz:
§316 StGB: … Täter im Verkehr Fahrzeug führt, obwohl er
infolge des Genusses alkoholischer Getränke oder anderer
berauschenden Mittel nicht in der Lage ist, das Fahrzeug
sicher zu führen …  Gutachten?!
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Rechtliche Konsequenzen
Arzneimittelgesetz: (Herstellung, Handel,…)
Sind Legal highs Arzneimittel?
BtMG:
Nur Substanzen, die benannt sind, fallen darunter
Gewerbeordnung:
§ 35 GewO: … kann die zuständige Verwaltungsbehörde die
Ausübung eines Gewerbes ganz oder teilweise untersagen,
wenn Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des
Gewerbetreibenden …., sofern die Untersagung zum
Schutze der Allgemeinheit …. erforderlich ist.
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Cannabinoid AM-2201
• von Alexandros Makriyannis, Boston erstmals
synthetisiertes synthetisches Cannabinoid (bislang über
35)
JHW-Gruppe
• von John W. Huffmann, South Carolina erstmals
synthetisiert
• JWH-018, ein Aminoalkolyndol, Bestandteil von Spice
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Beispiele für Legal Highs
Mojo: 120€ für 5Gramm
Ivory Wave: 2-β-Carbomethoxy-3-β-(4-flurophenyl)tropan (CFT)
Dopaminwiederaufnahmehemmer, macht high und
wach
Badesalze mit MDPV: Methylendioxypyrovaleron
(MDPV) ist ein Noradrenalin-DopaminWiederaufnahme-hemmer.
Potenz ca. viermal stärker als Methylphenidat
(Ritalin®, Medikinet®)
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Mephedron (4-Methylmethcathinon (4-MMC))
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Häufiger Bestandteil von „Badesalzen“
Amphetamin, Cathinon-Derivat (Wirksubstanz von Kath)
Wirkt stimulierend, enthemmend, euphorisierend
Szenenamen: Bubbles, Cat, Meow (sprich: Miau), Mephe,
Meph, MMC Hammer (in Anlehnung an MC Hammer), Magic
Seit 2010 in Dtl. BtMG-Unterstellung
Entwickelt von der Firma Neorganics, Israel
nasal, oral, iv (wasserlöslich)
Dosierung 25-250mg
Wirkdauer 2 – 4 Std.
In England 87 Todesfälle mit Mephedron, davon 24
wahrscheinlich direkt ursächlich in 8 Monaten (09/09 –
04/10)
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Risiken von Legal Highs
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Wahn
Halluzination
Agetiertheit
Aggression
orale Dyskinesien
Rhabdomyolyse
Herzkreislaufversagen
Vitali Livak, Markus Backmund, 13. Interdisziplinärer Kongress für Suchtmedizin
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Nebenwirkungen
64% Herzrasen
52% Kreislaufprobleme
49% Kopfschmerzen
42% Übelkeit
34% Angstzustände
26% Magenschmerzen
19% Muskelkrämpfe
3% Bewußtlosigkeit
Wrese et al. Goethe-Universität: Abschlussbericht Online-Befragung zum Thema „Legal-highs“;
http://www.unifrankfurt.de/fb/fb04/forschung/cdr/download/Abschlussbericht_Legal_Highs.pdf
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Weiterführende aktuelle Infos:
www.legal-high-inhaltsstoffe.de
vom Verein Basis e.V. in Frankfurt
www.drugcom.de
Internetseite der BZgA
ww.partypack.de
von der Drogenhilfe Köln
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Vielen Dank
für Ihre
Aufmerksamkeit
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