Die liechtensteinische Aussenpolitik verlässlich engagiert solidarisch

Die liechtensteinische Aussenpolitik
verlässlich engagiert solidarisch
inhalt
verlässlich6
Enge Beziehungen mit der Schweiz
8
Starke Verbundenheit mit Österreich
10
Reger wirtschaftlicher Austausch mit Deutschland
12
Wichtige bilaterale Partner
13
Hervorragend in Europa integriert
14
Wirtschaftliche Vernetzung
16
in der ganzen welt vernetzt18
engagiert24
Schutz der Menschenrechte
26
Sicherheit und Verbrechensbekämpfung
28
solidarisch30
Klimapolitik32
Internationale Solidarität
34
3
vorwort
4
Sehr geehrte
Liechtenstein hat sich seine
In An­betracht des Weltgesche­
Leserinnen und Leser
Grösse zur Tugend gemacht.
hens haben diese Anliegen
Für die Aussenpolitik bedeutet
bis heute nichts an Aktualität
dies, dass wir Schwerpunkte
verloren. Die Grundpfeiler un­
setzen und uns dort ein­bringen,
serer Aussenpolitik sind in den
wo wir einen Mehrwert schaf­
letzten Jahren konstant ge­
fen und unsere Interessen
blieben: Nachbarschaftspolitik,
­vertreten können. Eine solche
eine enge Einbindung in Europa
Priorisierung verlangt Mut –
und ein starkes Bekenntnis zum
Mut, bestimmte Themen
Multilateralismus. Liechten­
anderen vorzuziehen.
stein gehört zu den Gründungs­
mitgliedern der OSZE und
Liechtensteins Aussenpolitik
trat 1978 dem Europarat bei.
hat sich aus dem Bestreben
Im Jahr 1990 wurde Liechten­
entwickelt, die Souveränität
stein Mitglied bei der UNO und
und Unabhängigkeit unseres
1995 beim EWR. Damit haben
Landes abzusichern.
wir den Rahmen für unsere
­Aussenpolitik gesetzt. Auf die­
ser Grundlage hat sich unser
aussenpolitisches Tätigkeits­
feld im Lauf der Jahre konstant
erweitert.
Eine erfolgreiche Aussenpolitik
Gerade weil sich die Welt in
Ich hoffe sehr, Sie mit dieser
kommt letztlich von innen.
den vergangenen Jahren dra­
Lektüre zu inspirieren und ­
Sie muss von der Bevölkerung
matisch verändert hat, ist unser
zu einer kritischen Auseinan­
getragen werden und ist
engagiertes, solidarisches
dersetzung mit unserer Aus­
damit auch Interessenspolitik.
und verlässliches Handeln so
senpolitik anzuregen. Denn
Nur wenn die Politik für die
wichtig. Wir müssen dort Prio­
­eines steht fest: Aussenpolitik
Menschen und die Wirtschafts­
ritäten setzen, wo wir einen
lebt vom Austausch mit Men­
treibenden nachvollziehbar ist,
authen­tischen Beitrag leisten
schen. Sie bedeutet, Verant­
können wir auf der internatio­
können. Ein Beispiel hierfür
wortung gegenüber uns selbst
nalen Ebene glaubhaft agieren.
ist unser traditionelles Engage­
und der Welt zu übernehmen.
ment im Bereich der humani­
Und Aussenpolitik ist kein
tären ­Zusammenarbeit.
­abstraktes Tätigkeitsfeld, sie
ist ein Auftrag an uns alle.
Der vorliegende Bericht soll
­Ihnen ein klar verständliches
Ihre
Bild vermitteln, wo, wie und
weshalb sich Liechtenstein
­aussenpolitisch engagiert.
Dr. Aurelia Frick
Ministerin für Äusseres,
Bildung und Kultur
5
6
verlässlich
· Enge Beziehungen mit der Schweiz
· Starke Verbundenheit mit Österreich
· Reger wirtschaftlicher Austausch mit Deutschland
· Wichtige bilaterale Partner
· Hervorragend in Europa integriert
· Wirtschaftliche Vernetzung
7
verlässlich
Enge Beziehungen
mit der Schweiz
8
Die Schweiz ist seit Inkraft­
auch neue Möglichkeiten der
treten des Zollvertrages im
Zusammenarbeit ­ergeben. Die
Jahr 1924 der wichtigste bilate­
engen Beziehungen zwischen
rale Partner Liechtensteins.
Liechtenstein und der Schweiz
In den darauf folgenden Jahr­
durch die Zoll- und Währungs­
Konsularische Vertretung
zehnten kamen zahlreiche wei­
union und die damit verbun­
Liechtensteins
tere bilaterale Vereinbarungen
dene offene Grenze geniessen
Da Liechtenstein nur über
auf Bundesebene dazu. Heute
in der Be­völkerung bis heute
­wenige Vertretungen im Aus­
sind es gesamthaft deren
grössten Rückhalt.
land verfügt, übernimmt die
106 – die Verträge mit den be­
Schweiz seit 1919 die Wahrung
nachbarten Kantonen nicht
Die enge Zusammenarbeit
der Interessen Liechtensteins
eingerechnet.
­findet nicht nur auf der bilate­
und seiner Staatsangehörigen
ralen Ebene statt, sondern
im Ausland. In allen Ländern,
Auf Basis dieser Vereinbarun­
auch im Rahmen multilateraler
in denen Liechtenstein über
gen arbeiten Liechtenstein und
Organisationen. Hier hat sich
keine eigene Vertretung verfügt,
die Schweiz nicht nur in wirt­
im Laufe der Jahre zwischen
erhalten liechtensteinische
schaftlichen Belangen, sondern
Liechtenstein und der Schweiz
Staatsangehörige in Not Hilfe
auch in einer Vielzahl weiterer
sowie den anderen deutsch­
und Rat bei der Schweizer
Bereiche eng zusammen – so
sprachigen Staaten eine
­Botschaft oder dem Schweizer
beispielsweise in der Bildung,
viel­fältige Zusammenarbeit
Generalkonsulat vor Ort.
im Gesundheitswesen, bei
ent­wickelt, die auf geteilten
der Sicherheit, in der Landwirt­
Werten und dem Respekt
schaft, bei den indirekten
für Menschenrechte und
Steuern und Abgaben sowie im
Rechtsstaatlichkeit basiert.
­sozialen Bereich. Aufgrund
unterschiedlich gewählter Wege
Die engen Verbindungen der
der beiden Nachbarstaaten in
beiden Länder widerspiegeln
Bezug auf die ­Beziehungen zur
sich auch in der regen Besuchs­
Europäischen Union (EU), aber
diplomatie auf Ebene der
auch bedingt durch weitere
­Parlamente, der liechtensteini­
Entwicklungen entsteht immer
schen Regierungsmitglieder
wieder die Notwendigkeit zur
mit Mitgliedern des Bundes­
Anpassung der bilateralen
rates und einem intensiven
Vereinbarungen, wobei sich
Austausch auf Beamtenebene.
Pendler und Arbeitsstellen
der Liechtenstei­nischen Indus­
52,8 Prozent der Arbeitskräfte
trie- und Han­dels­kammer (LIHK)
in Liechtenstein (19 140 von
beschäftigen in 18 Niederlassun­
Schweiz
­gesamthaft 36 224 beschäftig­
gen in der Schweiz über 2600
10 048 Personen (52,5 %)
ten Personen per Ende 2013)
Personen, weitere 350 Personen
haben ihren Wohnsitz im Aus­
arbeiten in Betriebstätten
land. In der Schweiz wohnhafte
liechten­steinischer Unter­
Personen stellen dabei die
nehmen in der Schweiz. Weltweit
Deutschland
grösste Gruppe dar. Liechten­
arbeiten 39 500 Personen bei
604 Personen (3,2 %)
stein ist das einzige Nachbarland
Niederlassungen der Mitglieder
der Schweiz, in das mehr in der
der LIHK ausserhalb Liechten­
Schweiz wohnhafte Arbeit­
steins – also mehr Menschen,
nehmer/-innen zur Arbeit fahren
als es Arbeitsplätze in Liechten­
als umgekehrt. Mitgliedsfirmen
stein gibt.
Herkunft der Zupendler:
9
Österreich
8312 Personen (43,4 %)
Andere
176 Personen (0,9 %)
Quelle: Beschäftigungsstatistik 2013
Unterschiedliche Europa-­
Einstellung zur Zollunion mit der Schweiz in der
politik trotz Zollvertrag
liechtensteinischen Bevölkerung
Liechtenstein gehört gleich­­zei­­tig
zwei Wirtschaftsräumen an:
Dem Zoll- und Währungsraum
Sehr positiv 54 %
Schweiz-Liechtenstein sowie
dem Europäischen Wirtschafts­
raum (EWR). Während die
Schweiz sich für den bila­teralen
Positiv 35,4 %
Weg mit der EU ­entschieden hat,
stimmte das Liechtensteiner
Stimmvolk für den EWR-Beitritt,
der im Jahr 1995 erfolgte.
Gleichzeitig sind Liechtenstein
Sehr negativ 0,3 %
Negativ 0,3 %
Eher negativ 0,9 %
und die EWR-Staaten Island und
Norwegen über die Europäische
Freihandelsassoziation (EFTA)
mit der Schweiz verbunden.
Eher positiv 6,1 %
Quelle: Repräsentative Umfrage des Liechtenstein-­Instituts
«20 Jahre EWR-­Abkommen», Februar 2015
Neutral 2,8 %
verlässlich
Starke Verbundenheit
mit Österreich
10
Liechtenstein und Österreich
Durch den Europäischen Wirt­
verbinden sehr enge und
schaftsraum (EWR) und den
freundschaftliche Be­ziehungen,
Schengen-Raum sind beide
die in der poli­tischen, geo­
Länder politisch und wirt­
grafischen, kul­turellen,
schaftlich eng verbunden und
­ge­sellschaftlichen und wirt­­-
in Europa integriert. Für Unter­
schaft­lichen Nähe beider
nehmen aus dem Industrie-
Länder gründen.
und Finanzsektor ist Österreich
Erfolgreiche kulturelle
ein wichtiger Standort – liech­
Zusammenarbeit
Rund 40 Verein­ba­rungen und
tensteinische Firmen beschäf­
Die Zusammenarbeit zwischen
Staatsverträge ­sichern diese
tigen in Österreich rund 1400
Österreich und Liechtenstein im
Beziehungen in verschiedenen
Personen. Über 8000 Personen
Rahmen der Österreich-­Biblio­
Bereichen wie Kultur, Bildung,
pendeln täglich aus Österreich
theken ist ein Beispiel für er­
Gesundheit, i­ nnere Sicherheit,
nach Liechtenstein zur Arbeit.
folgreiche Kulturaussen­politik.
Justiz, Wirtschaft und Soziales
Liechtenstein, das Bundesland
Seit 2003 ist Liechtenstein in
ab. Die steuerliche Zusammen­
Vorarlberg und der Kanton
die Österreich-Bibliotheken an
arbeit zwischen Liechtenstein
St. Gallen bilden im Rheintal
64 Orten in über 25 Staaten
und Österreich ist auf der Basis
eine Industrielandschaft, die
Mittel-, Ost- und Südosteuropas
internationaler Standards
auf Exporte im Hochqualitäts­
eingebunden: In einem Liechten­
seit dem Jahr 2014 umfassend
sektor ausgerichtet ist und
stein-Regal sind Werke über die
neu geregelt.
eine hohe Innovationskraft
Geschichte, Kultur und Geogra­
aufweist. Österreich zählt
fie des Landes sowie literari­
In sämtlichen Politikbereichen
zu den wichtigsten Handels­
sche Werke liechtensteinischer
gibt es einen regelmässigen
partnern Liechtensteins.
Autoren zu finden. Diese Koope­
und intensiven Austausch auf
ration unterstreicht, dass Liech­
Regierungs- und Verwaltungs­
tenstein und Österreich dem
ebene sowie zwischen den
gleichen Kulturraum angehören
Staatsoberhäuptern. Die enge
und über die deutsche Sprache
Zusammenarbeit in der Region,
eng verbunden sind.
allen voran mit dem benach­
barten Vorarlberg, hat für
Liechtenstein einen hohen
­Stellenwert.
Reger Austausch im
In Liechtenstein stellt Öster­
Bildungswesen
reich mit über 40 Prozent die
Mehrere Abkommen regeln die
grösste Gruppe von Studieren­
Zusammenarbeit zwischen
den und rund vier mal mehr
­beiden Ländern in diesem Be­
Studenten als Liechtenstein
reich – unter anderem erkennen
selbst. Österreich und die
Durch gemeinsame
Liechtenstein und Österreich
Schweiz sind u­ mgekehrt für
Rechtskultur verbunden
Reifezeugnisse und Hoch­
Liechtenstein die wichtigsten
Liechtenstein und Österreich
schulabschlüsse des anderen
Hochschulstandorte.
verfügen über eine gemein­
Landes als gleichwertig an.
11
same Rechtskultur und Rechts­
tradition. Das österreichische
Allgemeine Bürgerliche Ge­
setzbuch wurde 1812 in Liech­
Studienorte liechtensteinischer Studenten
tenstein eingeführt. Auch
bzw. Herkunft Studierender in Liechtenstein
im Strafrecht und der Straf­
prozessordnung gibt es
1032 Studierende
677 Studierende
­Parallelen. Aus diesem Grund
aus Liechtenstein
in Liechtenstein
wird österreichisches Recht
oft in Liechtenstein rezipiert.
Auf politischer und Verwal­
74,5 % (769) Schweiz
19,2 % (130) Schweiz
tungsebene gibt es zudem
einen regen Austausch zu Ge­
setzgebungsprozessen.
14,7 % (152) Österreich
40,2 % (272) Österreich
7,4 % (76) Liechtenstein
11,2 % (76) Liechtenstein
3,4 % (35) Deutschland
20,1 % (136) Deutschland
Quelle: Bildungsstatistik 2014
9,3 % (63) andere
verlässlich
Reger wirtschaftlicher
Austausch mit Deutschland
12
2002 eröffnete Liechtenstein
den drei wichtigsten Export­
seine bislang jüngste Bot­schaft
märkten für die liechtensteini­
in Berlin mit dem Ziel, die tra­
sche Industrie, und aus keinem
ditionell engen Beziehungen
anderen Land bezieht umge­
zum bevölkerungsreichsten
kehrt die liechten­steinische
Staat der EU ­weiter zu festigen
­Industrie so viele Güter wie aus
und zu insti­tu­tionalisieren.
Deutschland. Der wirtschaft­
Heute sind die Beziehungen
liche Austausch wird durch das
Direktinvestitionen und
auf den Ebenen des Bundes,
Doppelbesteuerungsabkom­
Arbeitsplätze
der Länder und des Parlaments
men aus dem Jahr 2011 be­
Liechtensteins Direktinves­
hervorragend. Eine gewinnbrin­
günstigt. Nicht zuletzt aufgrund
titionen in Deutschland (FDI)
gende Zu­sammenarbeit mit
der gemeinsamen deutschen
betrugen 2013 1,3 Milliarden
Deutschland gibt es auch im
Sprache, deren F
­ örderung
Euro. Das ist laut den Angaben
EWR, im Europarat, der UNO
­eines der grossen Anliegen
der Deutschen Bundesbank
und der OSZE. Neben den
der liechtensteinischen
vom April 2015 höher als die
­politischen Beziehungen
Aussen­kultur­politik ist, sind
Direktinvestitionen in Deutsch­
ist Deutschland einer der
beide Länder auch im Kultur-
land von Polen, Portugal und
stärksten Wirt­schafts­partner
und Bildungsbereich sehr
Tschechien zusammen. Um­
Liechtensteins. Es ­ge­hört zu
eng verbunden.
gekehrt investierten deutsche
Unternehmen 343 Millionen
Euro in Liechtenstein. Zehn
Die drei grössten Exportpartner Liechtensteins im Jahr 2014
liechtensteinische Unterneh­
Wertmässiger Anteil an Gesamtexporten
men sind aktuell mit 21 Nieder­
lassungen in Deutschland
­präsent und b
­ ieten mehr als
6000 Be­schäftigten einen
­Arbeitsplatz. Allein in Bayern
gibt es 103 Unternehmen
mit einer liechtensteinischen
Deutschland
USA
Österreich
chf 840 Mio. (24,4 %)
chf 470 Mio. (13,6 %)
chf 340 Mio. (10 %)
Die Schweiz ist einer der bedeutendsten Handelspartner Liechtensteins. Aufgrund der
Zollunion scheinen diese Zahlen in der liechtensteinischen Exportstatistik aber nicht auf.
Mehrheitsbeteiligung.
Wichtige bilaterale
Partner
USA: Wichtigster Partner
Gemeinsames historisches
ausserhalb Europas
Erbe mit Tschechien
Die engen Beziehungen basie­
Liechtenstein und Tschechien
ren auf gemeinsamen Werten
verbinden über sieben Jahrhun­
und einer engen Zusammen­
derte gemeinsamer Geschichte,
arbeit in Bereichen, die in beiden
jedoch erst seit 2009 normali­
Staaten eine hohe Priorität
Netz an Honorarkonsulaten
sierte diplomatische Beziehun­
­haben. Im Vordergrund stand
auf asiatischen Raum
gen. Die noch junge Zusammen­
in den vergangenen Jahren die
ausgeweitet
arbeit zwischen Liechtenstein
­Zusammenarbeit in Finanz­
Der Aufbau des Netzes liech­
und Tschechien ist intensiv
platzfragen, darunter die Be­
tensteinischer Honorarkonsuln
und drückt sich in einer Vielzahl
kämpfung von Geldwäsche und
begann 2007 in den USA. Mitt­
von Kooperationen in der Aus­
Terrorismusfinanzierung, sowie
lerweile gibt es acht Honorar­
senpolitik, der Kultur und der
die Kooperation in Steuerfra­
konsuln in den USA, Deutsch­
Bildung aus. Mit dem Abschluss
gen. Grosses Gewicht wurde
land, Hongkong und Singapur. ­
eines Doppelbesteuerungs­ab­
auch auf die Pflege und Weiter­
In Asien, wo Liechtenstein
kommens wurden die Voraus­
entwicklung der Kontakte mit
­keine diplomatischen Vertre­
setzungen für eine ver­stärkte
Administration und K
­ ongress
tungen unterhält, stellen Hono­
wirtschaftliche Zusammen­
auf Abgeordneten- und Mit­
rarkonsulate eine Ergänzung
arbeit geschaffen. Eine gemein­
arbeiterebene gelegt.
zur intensivierten Besuchs­
same Historikerkommission
diplomatie dar. Mit Besuchen
­erarbeitete eine umfassende
Angesichts der hohen Bedeu­
auf hochrangiger Ebene – teil­
Übersicht über die gemeinsa­
tung als Exportland – mit einem
weise in Begleitung von Wirt­
me Geschichte, ­ver­öffentlicht
Wert von 470 Millionen Franken
schaftsdelegationen – wurde
in acht Bänden. Das Wissen um
gingen 13,6 Prozent der liech­
der Pflege der bilateralen
das gemein­same kulturelle
tensteinischen Exporte im Jahr
­Beziehungen mit asiatischen
Erbe bietet eine Grundlage für
2014 in die USA – haben zudem
Staaten in den vergangenen
einen kon­struktiven Dialog über
die Förderung der Handelsbe­
Jahren verstärkte Beachtung
nach wie vor offene Fragen
ziehungen sowie die Bekannt­
geschenkt.
der gemeinsamen Geschichte,
machung Liechtensteins als
ins­besondere über die entschä­
­attraktiven Wirtschaftsstand­
digungslose Enteignung von
ort eine grosse Bedeutung.
38 liechten­s­teinischen Bürgern
nach dem Zweiten Weltkrieg.
13
verlässlich
Hervorragend in
Europa integriert
14
Der Beitritt zum Europarat im
Jahr 1978 stellte den ersten
Meilenstein der liechtensteini­
schen Integrationspolitik in
­Europa dar. Damit ­bekannte
sich Liechtenstein ausdrücklich
und Island. Der EWR bietet
tung der homogenen Rechts­
zu gemeinsamen europäischen
­somit einen barrierefreien
ordnung im europäischen
Grundwerten. 1995 folgte
­Zugang zum europäischen
­Binnenmarkt durch eine zeit­
ein weiterer Meilenstein in der
Markt mit 31 Staaten und mehr
gerechte Rechts­übernahme
­Europapolitik: der Beitritt
als 500 Millionen Menschen.
und ent­sprechende Beschlüsse
zum Europäischen Wirtschafts­
Die Bilanz zum 20-jährigen
des gemeinsamen EWR-Aus­
raum (EWR).
­Jubi­läum der liechtensteini­
schusses. Hier sind die gemein­
schen EWR-Mitgliedschaft fiel
samen Anstrengungen der
Die EWR-Mitgliedschaft war
in ­Politik, Wirtschaft und Be­-
EWR/ EFTA-Staaten und auch
und ist für die stark exportori­
völ­kerung ausgesprochen
der EU gefragt.
entierte Wirtschaft Liechten­
­positiv aus. Auch die EU schätzt
steins von enormer Bedeutung.
die Rolle Liechtensteins im
Neben der Integration in den
Zugleich leistete die EWR-­
Rahmen des EWR.
europäischen Binnenmarkt hat
Mitgliedschaft einen wichtigen
die EWR-Mitgliedschaft die
Beitrag zu einer eigenständigen
Durch die laufende Übernahme
­Beziehungen zur EU in anderen
liechtensteinischen Aussenpo­
binnenmarktrelevanter
Bereichen gestärkt. Dies
litik. Seit 2011 ist Liechtenstein
EU-Rechtsakte gewährleistet
­äussert sich insbesondere in
zudem assoziierter Mitglieds­
Liechtenstein eine einheitliche
der Teilnahme an diversen
staat von Schengen/Dublin,
Regulierung gemäss den Vor­
EU-Programmen etwa in den
­womit die Integration in Europa
gaben des EWR. Mit einer Um­
Bereichen Bildung und For­
weiter vertieft wurde.
setzungsquote von über 99
schung und im regelmässigen
Prozent erweist sich Liechten­
politischen Dialog mit der EU
Ziel des EWR-Abkommens ist
stein als verlässlicher Partner,
zu aussenpolitischen Themen.
die Ausdehnung der vier Grund­
der den hohen Anforderungen
Ausserdem trägt Liechtenstein
freiheiten (Waren, Personen,
an eine umfassende Integration
die Sank­tionspolitik der EU
Dienstleistungen und Kapital)
in den europäischen Binnen­
mit und schliesst sich oft
auf alle Mitgliedsstaaten der
markt gerecht wird. Eine
Stellungnahmen der EU an,
EU sowie die EWR/EFTA-Staa­
aktuelle Herausforderung im
gerade auch in multilateralen
ten Liechtenstein, Norwegen
EWR ist die Gewährleis­-
Organisationen.
Bild der liechtensteinischen Bevölkerung vom EWR
Beitrag zu europäischer
Solidarität
Sehr negativ 0,7 %
Im Rahmen des EWR-Finanzie­
Negativ 0,8 %
rungsmechanismus leistet
Eher negativ 4,6 %
Sehr positiv 12,2 %
Positiv 43,1 %
Liechtenstein gemeinsam mit
den EWR/EFTA-Partnern
Neutral 8,8 %
Island und Norwegen in derzeit
15 EU-Staaten Beiträge zur
Eher positiv 29,9 %
Reduktion der Ungleichheit
­innerhalb Europas. Für die Peri­
ode von 2009 bis 2014 stellten
Quelle: Repräsentative Umfrage des Liechtenstein-­Instituts
«20 Jahre EWR-­Abkommen», Februar 2015
die EWR/EFTA-Staaten über
dieses Instrument gesamthaft
993,5 Millionen Euro zur Ver­
Ausschnitt aus dem Fazit des
Anzahl der in das EWR-
fügung, wovon Liechtenstein
EU-Rats im Dezember 2014 zum
Abkommen übernommenen
etwas mehr als 1 Prozent bei­
Verhältnis zu westeuro­päischen
Rechtsakte in den letzten
steuerte, was rund 10 Millionen
Nicht-EU-Staaten
10 Jahren
Euro entspricht. Der EWR-­
«Der Rat lobt Liechtenstein ­wegen
Finanzierungsmechanismus
seiner kontinuierlich ausgezeich­
2004305
fördert Projekte in unter­
neten Umsetzungsquote bezüglich
2005312
schiedlichen Bereichen wie
des EWR-relevanten Rechtsbe­
2006340
Umweltschutz, Klima­wandel
stands ebenso wie wegen seiner
2007415
und erneuerbare ­Energie,
Anstrengungen, Lösungen für
2008218
­Zivil­gesellschaft, menschliche
anstehende Schwierigkeiten bei der
2009283
und soziale E
­ ntwicklung,
Über­nahme von relevantem EU-
2010346
Schutz des kul­turellen Erbes
Rechts­bestand in das EWR-Abkom­
201 1372
sowie aka­demische Forschung
men zu finden. (…) Der Rat nimmt
2012486
in den ­genannten Bereichen.
gebührend zur Kenntnis, dass Liech­
2013400
tenstein nicht nur ein Finanzplatz
2014627
ist, sondern auch ein Industrie­
standort mit dynamischen Sektoren
im pharmazeutischen, technischen
und Hochtech­no­logiebereich.»
15
verlässlich
Wirtschaftliche
Vernetzung
16
Liechtenstein verfügt über
zu zwei Wirtschaftsräumen
eine leistungsstarke und breit
durch die Zoll- und Währungs­
diversifizierte Volkswirtschaft.
union mit der Schweiz und
Der grösste Teil der Wert­
die Mitgliedschaft im Europäi­
Finanzplatz im Wandel
schöpfung erfolgt durch den
schen Wirtschaftsraum (EWR).
Mit der Verabschiedung der in­
Indus­triesektor und den
Das im Rahmen der EFTA
tegrierten Finanzplatzstrategie
Finanzdienstleistungssektor.
(European Free Trade Asso­
hat die Regierung die Weichen
Aufgrund der konjunkturellen
ciation) abgeschlossene, welt­
für die künftige Positionierung
Probleme der Weltwirtschaft,
weite Netz an Freihandels­
des liechtensteinischen Finanz­
der Stärke des Schweizer
abkommen bietet zudem einen
platzes gestellt. Die Strategie
­Frankens und der politischen
Rahmen für die Weiterent­
basiert auf dem offiziellen
Entwicklungen im Bereich der
wicklung der Wirtschaftsbe­
­Bekenntnis zu den OECD-Stan­
Steuertransparenz sah sich
ziehungen ausserhalb des
dards und dem Automatischen
der Wirtschaftsstandort
EWR. Die Freihandelsabkom­
Informationsaustausch (AIA)
Liechtenstein in den letzten
men verschaffen einen stabilen
sowie den seither abgeschlos­
Jahren mit verschiedenen
und möglichst diskriminie­
senen grenzüberschreitenden
Heraus­forderungen konfron­
rungsfreien Zugang zu aus­
Steuerabkommen. Neben
tiert. Das seit 2009 konstante
ländischen Märkten. Gleichzei­
­diesen Bekenntnissen zu Trans­
Beschäftigungswachstum
tig unterstützt Liechtenstein
parenz und zur Steuerkoope­
zeugt davon, dass es gelungen
die durch die WTO (World Trade
ration mit anderen Staaten
ist, diese Herausforderungen
Organi­za­tion) ­angestrebte
zeichnet sich der inländische
zu meistern.
­generelle ­Libe­ralisierung des
Finanzplatz durch die Einhal­
globalen Handels.
tung interna­tionaler sowie
­europäischer Standards und
Wichtigstes Ziel der Wirt­
schaftsaussenpolitik ist es, ­
Für eine wissensbasierte Volks­
für die stark auf den Export
wirtschaft ist auch der Schutz
ausgerichteten liechten­-
des geistigen Eigentums un­
Das mehrfache AAA-­Rating
stei­nischen Unternehmen
verzichtbar. Liechtenstein ist
Liechtensteins durch
­günstige Rahmenbedingungen
daher Mitglied des Europäi­
Standard & Poor’s unter-
für ­grenzüberschreitende
schen Patentamtes (EPO)
streicht diese Verlässlichkeit.
Wirtschaftsbeziehungen zu
und der Weltorganisation für
schaffen. Der liberalisierte
Geistiges Eigentum (WIPO).
Marktzugang beruht haupt­
sächlich auf der Zugehörigkeit
eine hohe Sta­bilität aus.
Für offene Märkte
17
Dienstleistungen spielen im
­internationalen Handel auch für
Liechtenstein eine immer
wichtigere Rolle. Daher betei­
ligt sich Liechtenstein zusam­
Inmitten von zwei
Waren-, Personen-, Dienstleis­
men mit der EU und 23 weiteren
Wirtschaftsräumen
tungs- und Kapitalverkehr.
WTO-Mitgliedern an Verhand­
Durch die Mitgliedschaft im
Gleichzeitig bildet Liechtenstein
lungen zu einem plurilateralen
EWR und den Zollvertrag mit
mit der Schweiz einen gemein­
Abkommen über den Handel
der Schweiz hat Liechtenstein
samen Wirtschaftsraum mit
mit Dienstleistungen (Trade
optimale Voraussetzungen für
­offenen Grenzen. Somit profi­
in Services Agreement, TiSA).
die exportorientierte Wirtschaft
tiert Liechtenstein im Waren­
Das Abkommen beruht auf
geschaffen. Der EWR sichert
verkehr auch von den bilateralen
­zentralen Bestimmungen des
Liechtenstein den gleichberech­
Freihandelsabkommen der
bestehenden WTO-Abkom­
tigten Zugang zum EU-Binnen­
Schweiz mit China und Japan.
mens über den Dienstleistungs­
markt und ermöglicht den freien
handel (General Agreement
on Trade in Services, GATS) von
1995 und soll um neue Elemente
ergänzt werden.
Wirtschaftsleistung
Liechtensteins
1 tätiges Unternehmen
Exporte von rund 90 000
1 Beschäftigter
auf 9 Einwohner
Franken pro Kopf im Jahr 2014
pro ­Einwohner
In der ganzen
Welt vernetzt
18
Karte zum Ausklappen →
in der ganzen welt vernetzt
19
Liechtensteinische Botschaften
und Missionen
Honorarkonsulate
·Macon (Georgia), USA
Freihandelsabkommen im
Rahmen der Europäischen
Freihandelsassoziation (EFTA)
·Liechtensteinische Botschaft in Berlin
·Los Angeles (Kalifornien), USA
·Liechtensteinische Botschaft in Bern
·Portland (Oregon), USA
·Ägypten
·Liechtensteinische Botschaft in
·Chicago (Illinois), USA
·Albanien (ALB)
·München, Deutschland
·Bosnien und Herzegowina (BIH)
·Frankfurt am Main, Deutschland
·Kanada
·Hongkong, China
·Zentralamerikanische Staaten
·Singapur
(Costa Rica, Guatemala, Panama)
Brüssel ·Ständige Vertretung des Fürstentums
Liechtenstein bei der EU in Brüssel
·Ständige Vertretung des Fürstentums
Liechtenstein bei der EFTA, der WTO
·Chile
und den Vereinten Nationen in Genf
·Kolumbien
·Ständige Vertretung des Fürstentums
·Golf-Kooperationsrat
Liechtenstein bei den Vereinten
(Bahrain, Katar, Kuwait, Oman,
Nationen in New York
·Ständige Vertretung des Fürstentums
Saudi-Arabien, Vereinigte
Schwerpunktländer des
Arabische Emirate (ARE))
Liechtenstein beim Europarat in
Liechtensteinischen
·Hongkong, China
Strassburg
Entwicklungsdienstes (LED)
·Israel
·Liechtensteinische Botschaft
·Bolivien
·Jordanien
·Burkina Faso
·Republik Korea
·Liechtensteinische Botschaft in Wien
·Mali
·Libanon
·Liechtensteinische Botschaft in
·Mosambik
·Mazedonien (MKD)
der Tschechischen Republik (CZE)
·Niger
·Mexiko
mit Sitz in Wien
·Peru
·Montenegro (MNE)
·Republik Moldau (MDA)
·Marokko
Liechtenstein bei der OSZE und den
·Sambia
·Palästinensische Autonomiebehörde
Vereinten Nationen in Wien
·Senegal
·Peru
·Simbabwe
·Serbien (SRB)
in Washington
·Ständige Vertretung des Fürstentums
·Liechtensteinische Botschaft beim
Heiligen Stuhl (nicht residierend)
·Singapur
Europäischer Wirtschaftsraum
·Südafrikanische Zollunion
(EWR)
(Botswana, Lesotho, Namibia,
Südafrika, Swasiland)
Zoll- und Währungsunion
·Tunesien
·Schweiz (CHE)
·Türkei
·Ukraine
Laufende EFTA-Verhandlungen
·Algerien
·Zentralamerikanische Staaten
(Honduras)
Bilaterale Steuerabkommen
Stand: 1. Oktober 2015
·Andorra
·Antigua und Barbuda
·Indien
·Australien
·Indonesien
·Belgien (BEL)
·Malaysia
·China
·Philippinen
·Dänemark
·Russland, Weissrussland
·Deutschland (DEU)
und Kasachstan
·Färöer
·Thailand
·Finnland
·Vietnam
·Frankreich (FRA)
·Grönland
·Guernsey
·Hongkong
·Indien
·Irland
Gemeinsame EFTA-
·Island
Zusammen­arbeitserklärungen
·Japan
·Ecuador
·Kanada
·Georgien
·Luxemburg (LUX)
·Mauritius
·Malta
·Mercosur
·Mexiko
(Argentinien, Brasilien,
·Monaco
Paraguay, Uruguay)
·Niederlande (NLD)
·Mongolei
·Norwegen
·Myanmar
·Österreich
·Pakistan
·San Marino
·Schweden
·Schweiz (CHE)
·Singapur
·St. Kitts und Nevis
·St. Vincent und die Grenadinen
·Südafrika
·Uruguay
·USA
·Vereinigtes Königreich
Grönland
Finnland
Norwegen
Island
Färöer
Schweden
Vereinigtes
Königreich
Kanada
Dänemark
NLD
Weissrus
Irland
BEL
Guernsey
DEU
LUX
FRA
CHE
Monaco
M
BIH
Andorra
Ukrain
CZE
AUT
San Marino
SRB
MNE
MKD
ALB
USA
Malta
Tunesien
Marokko
Lib
Is
Algerien
Ägy
Mexiko
Mali
Guatemala
Niger
Antigua und Barbuda
St. Kitts und Nevis
Honduras
Senegal
St. Vincent und
die Grenadinen
Costa Rica
Panama
Kolumbien
Burkina Faso
Ecuador
Brasilien
Peru
Samb
Bolivien
Namibia
Botswana
Paraguay
Chile
Uruguay
Argentinien
Südafrika
Russland
ssland
ne
Kasachstan
MDA
Mongolei
Georgien
Türkei
Japan
China
banon
Pal. Aut.
srael
Bahrain
Jordanien
Kuwait
ypten
Saudi-Arabien
Republik Korea
Pakistan
Katar
ARE
Indien
Oman
Hongkong
Myanmar
Thailand
Vietnam
Philippinen
Malaysia
Singapur
Indonesien
Mosambik
bia
Simbabwe
Mauritius
Australien
Swasiland
Lesotho
24
engagiert
· Schutz der Menschenrechte
· Sicherheit und Verbrechensbekämpfung
25
engagiert
Schutz der
Menschenrechte
26
Die Stärkung der Rechtsstaat­
Weitere wichtige Anliegen
lichkeit und der Schutz der
­bilden der Schutz der Zivilbe­
Menschenrechte sind Leitmo­
völkerung in bewaffneten
tive der liechtensteinischen
­Konflikten und der generelle
Aussenpolitik. Grundlage
Einsatz für die Einhaltung des
Weiterentwicklung des
dieses Engagements ist die
humanitären Völkerrechts.
Völkerrechts
Überzeugung, dass die Respek­
Liechtenstein setzt sich in
tierung der Menschenrechte
Neben dem Engagement in
­multilateralen Organisationen
sowie die Stärkung von Demo­
­multilateralen Organisationen
wie der UNO, der OSZE und
kratie und Rechtsstaat die
misst Liechtenstein der natio­
dem Europarat für die Weiter­
­Basis für Entwicklung, Sicher­
nalen Umsetzung der inter­
entwicklung internationaler
heit und Frieden bilden.
national eingegangenen Ver­
Menschenrechtsstrukturen ein.
pflichtungen grosses Gewicht
Im Europarat hat die Reform
Schwerpunkte innerhalb der
bei. Die gute Menschenrechts­
des Europäischen Gerichtshofs
Förderung der Menschenrechte
bilanz, die Liechtenstein von
für Menschenrechte (EGMR)
sind Frauen- und Kinderrechte
­internationalen Gremien
­einen hohen Stellenwert.
sowie die Bekämpfung von
attestiert wird, stärkt die
Die Funktionsfähigkeit des
­Folter und Todesstrafe. Ausser­
Glaub­würdigkeit der liechten­
EGMR als zentralem Pfeiler des
dem setzt sich Liechtenstein
steinischen Aussenpolitik.
­Menschenrechtsschutzes in
für die Stärkung der interna­
Europa zu sichern, ist ein wich­
tionalen Menschenrechtsstruk­
tiges A
­ nliegen der liechten­-
turen und -mechanismen ein
stei­nischen Aussenpolitik. Die
­sowie für die Bekämpfung der
Bewältigung der grossen Zahl
Straflosigkeit bei schwersten
an Individualbeschwerden ist
Menschenrechtsverletzungen.
dafür zentral. Liechtenstein
hat dieses Ziel mit freiwilligen
Beiträgen finanziell unter­
stützt und ausserdem Vorschlä­
ge zur Reform eingebracht,
die sich mehrfach in Verhand­
lungs­resultaten und Reform­
massnahmen widerspiegelten.
Der Internationale
Am 8. Mai 2012 ratifizierte
Liechtensteins Engagement
Strafgerichtshof (ICC)
Liechtenstein als weltweit ers­
für Frauenrechte
Liechtenstein engagiert sich
ter Staat diese Vertragszu­
Die Umsetzung der Agenda
seit langem dafür, dass
sätze. Sie sollen es dem ICC
für Frauen, Frieden und Sicher­
schwerste Verbrechen gemäss
ab 2017 ermöglichen, die
heit des UNO-Sicherheitsrats
Völkerstrafrecht – wie Völker­
schwerste Form völkerrechts­
ist seit Jahren ein Schwer­punkt
mord, Kriegsverbrechen und
widriger Gewaltanwendung
der liechtensteinischen Aussen­
Verbrechen gegen die Mensch­
zwischen Staaten strafrecht­
politik. Die Förderung der
lichkeit – geahndet werden,
lich zu v­ erfolgen.
gleich­berechtigten Mitwirkung
­insbesondere durch den Inter­
von Frauen in der Konfliktprä­
nationalen Strafgerichtshof
Zusammen mit dem Global
vention sowie an Friedens- und
(ICC). Unter liechtensteini­
­Institute for the Prevention of
Wiederaufbauprozessen ge­
schem Vorsitz führte 2010 die
Aggression führt Liechtenstein
niesst einen hohen Stellenwert.
erste ICC-Überprüfungskon­
eine globale Kampagne, um
Liechtenstein unterstützt zu­
ferenz in Kampala (Uganda) zu
wei­tere Staaten bei der Rati­
dem die Bekämpfung von
einem Konsens zur Definition
fikation und Umsetzung der
­sexu­eller Gewalt in bewaff­neten
des Aggressionsverbrechens.
Vertragszusätze zu unterstüt­
Konflikten. Darüber hinaus
zen (www.crimeofaggression.
arbei­tet Liechtenstein mit
info). Zudem hat Aussen­minis­
Nichtregierungsorganisationen
terin Aurelia Frick ein Netzwerk
(NGOs) zusammen, die sich ­
von Ministern e
­ tabliert, die
vor allem in der UNO für die Um­­
den ICC politisch unterstützen.
setzung der UNO-Agenda für
Frauen, Frieden und Sicherheit
einsetzen.
Von 2015 bis 2019 unterstützt
Liechtenstein die Arbeit
der UNO-Frauen­rechtskom­mission – dem wichtigsten
UNO-Gremium im Bereich
der Frauenförderung und
Geschlechtergleichstellung –
als Mitglied ­und gestaltet
deren Aktivitäten aktiv mit.
27
engagiert
Sicherheit und
Verbrechensbekämpfung
28
Als Kleinstaat ohne eigene
Gleichzeitig verstärkt Liechten­
­Armee hat Liechtenstein ein
stein kontinuierlich sein natio­
grosses Interesse daran, sich
nales Dispositiv gegen Geld­
an internationalen Bemühun­
wäsche und Terrorfinanzierung
gen zur Förderung der glo­-
nach den Vorgaben der Financial
Umsetzung von Sanktionen
balen Sicherheit zu beteiligen.
Action Task Force, der OECD
Seit dem UNO-Beitritt im
Dementsprechend engagiert
und der EU-Geldwäscherei-­
Jahr 1990 setzt Liechtenstein
sich Liechtenstein vor allem
Richtlinien.
internationale Sanktionen
in multilateralen Organisa­
des UNO-Sicherheitsrats um.
tionen wie der UNO und der
Liechtenstein engagiert sich
Gleichzeitig setzt sich Liech­
OSZE für die Regulierung
zudem bei der Bekämpfung von
tenstein für eine verbesserte
des inter­nationalen Waffen­
Korruption, einerseits als Mit­
Transparenz sowie die Ein­
handels und Abrüstung.
glied der Gruppe von Staaten
haltung rechtsstaatlicher Prin­
gegen Korruption des Europa­
zipien bei UNO-Sanktionen ein.
Im Bereich Verbrechensbe­
rats (GRECO) und anderer­-
Ein hoher Stellenwert kommt
kämpfung ist es ein zentrales
seits als Vertragsstaat des
der Bekämpfung der Finanz­
Anliegen, dass Dienstleistungen
UNO-Über­einkommens gegen
kriminalität und insbesondere
des liechtensteinischen Finanz­
­Korruption (UNCAC). Weiter
Massnahmen zur Sperrung
platzes nicht für kriminelle
beteiligt sich Liechtenstein
­illegal erworbener Vermögens­
­Aktivitäten wie Geldwäsche und
an internationalen Abkommen
werte politisch exponierter
Terrorfinanzierung missbraucht
und Initiativen gegen organi­
Personen zu, um Gelder krimi­
werden. Aus diesem Grund be­
sierte Kriminalität, Geld­
neller Herkunft vom Finanz­
teiligt sich Liechtenstein aktiv
wäscherei, Menschenhandel
platz fernzuhalten und verun­
an der Verbesserung der inter­
und Internetkriminalität.
treute staatliche Gelder an
nationalen Zusammenarbeit zur
die betroffenen Länder zu­
Bekämpfung solcher Aktivitä­
rückzuführen. Liechtenstein
ten und beim Aufbau nationaler
asso­ziiert sich in den meisten
Kapazitäten in Partnerstaaten.
Fällen mit den restriktiven
Mass­nahmen der EU im Rah­
men i­ hrer gemeinsamen
Aussen- und Sicherheitspolitik.
Engagement für Reform
Aktive Rolle in der OSZE
­Dialogforum zu europäischen
des UNO-Sicherheitsrats
Liechtenstein gehörte als bünd­
Sicherheitsfragen. Mit frei­
Liechtenstein engagiert sich
nisfreies Land ohne Militär
willigen Beiträgen geht
in verschiedener Hinsicht für
im Jahr 1975 zu den Gründungs­
Liechtenstein immer wieder
eine Reform des UNO-Sicher­
mitgliedern des KSZE-Prozes­
Kooperationen ein, zum
heitsrats, insbesondere für
ses, der in der Schaffung der
­Beispiel auf dem Westbalkan
mehr Transparenz und eine
Organisation für Sicherheit und
im Bereich der Rüstungs­
bessere Zusammenarbeit mit
Zusammenarbeit in Europa
kontrolle oder in der Ukraine
Nicht-Mitgliedstaaten. Zudem
(OSZE) mit Sitz in Wien münde­
im Bereich Korruptions­
hat Liechtenstein einen Ver­
te. Sie ist heute das zentrale
bekämpfung.
durch die Ausübung des Vetos
Abrüstung
dafür ein, den illegalen Handel
blockiert wird.
Liechtenstein hat den Atom­
mit konventionellen Waffen
haltenskodex für Sicherheits­
ratsmitglieder erarbeitet, der
dazu beitragen soll, dass der
­Sicherheitsrat effektiver auf
Massenverbrechen wie zum
Beispiel Völkermord reagiert
und insbesondere nicht
waffensperrvertrag (NPT)
zu unterbinden und ein Verbot
Zur Frage, ob und wie die Zahl
rati­fiziert, eines der wichtigsten
von Waffen durch­zu­setzen,
der Sicherheitsratsmitglieder
multilateralen Nichtverbrei­
die übermässiges ­Leiden verur­
erweitert ­werden soll, hat
tungs- und Abrüstungs­über­
sachen oder unterschiedslos
Liechtenstein einen Kompro­
einkommen, und ein Kontrollab­
wirken. Vor diesem Hintergrund
miss vorgeschlagen: Die Schaf­
kommen mit der ­Internationalen
engagiert sich Liechtenstein für
fung einer neuen Kategorie von
Atomenergiebehörde (IAEA) ab­
eine Stärkung und Weiterent­
langfristigen Sitzen von acht
geschlossen. Zudem hat Liech­
wicklung des ­Humanitären
bis zehn Jahren, die die derzeiti­
tenstein die Abkommen über
­Völkerrechts. So hat Liechten­
gen Kategorien (fünf perma­
das Verbot chemischer (CWC)
stein im Rahmen des Überein­
nente, zehn zweijährige Sitze)
und bio­logischer (BWC) Waffen
kommens gegen Streumunition
ergänzen würden.
sowie über das Verbot von Nuk­
2012 als eines der ersten Länder
learversuchen (CTBT) ratifiziert.
auch die Finanzierung von
Weiter setzt sich Liechtenstein
Streumunition verboten.
29
engagiert
30
solidarisch
· Klimapolitik
· Internationale Solidarität
31
solidarisch
Klimapolitik
32
Engagement für den
Glaubwürdiger Beitrag zum
Klima­schutz auf
Klimaschutz im Inland
internatio­naler Ebene
Liechtenstein gehört absolut
Seit Jahren setzt sich Liechten­
wie auch relativ gesehen nicht
stein auf internationaler Ebene
zu den grossen Emittenten von
Solarweltmeister:
für eine Reduktion der globalen
Treibhausgasen. Die Bevölke­
Mit 481 Watt installierter
Treibhausgasemissionen und
rung in Liechtenstein ist seit
Photovoltaik-Leistung
­einen verbesserten Klimaschutz
1990 um etwa 25 Prozent und
pro Kopf wies Liechten-
ein. Die Ratifikation des
das Bruttoinlandprodukt um
stein 2014 weltweit den
Kyoto-Protokolls sowie dessen
etwa 140 Prozent gewachsen.
höchsten Wert aus.
Verlängerung bis 2020 unter­
Trotz dieses starken Wachs­
streichen dieses Engagement.
tums ist es gelungen, die
Liechtenstein engagiert sich
Treibhausgasemissionen vom
­zudem für einen neuen Klima­
Wirtschafts- und Bevölkerungs­
vertrag für die Zeit nach 2020,
wachstum zu entkoppeln:
der das Kyoto-Protokoll er­setzt.
Die Emissionen wurden bis
Der neue Klimavertrag soll ver­
2012 gemäss den Vorgaben des
bindliche und ambitiöse Z
­ iele
Kyoto-­Protokolls gesenkt.
beinhalten, die für alle Vertrags­
staaten der UNO-Klimarahmen­
konvention (UNFCCC) gelten,
Bis 2020 strebt die Regierung
damit die glo­bale Klimaer­
eine weitere Senkung der
wärmung und deren Folgen auf
Emissionen um 20 Prozent,
ein beherrschbares Niveau
eine Steigerung der Energie­
begrenzt werden.
effizienz um 20 Prozent sowie
die Anhebung des Anteils
erneuerbarer Energien im
20
Inland auf 20 Prozent an.
20
20
Aufteilung der Klimagelder nach Regionen
Gesamt: chf 1,5 Mio.
Solidarität mit
Pazifik
betroffenen Staaten
chf 100 000
Solidarität mit Ländern, die
7%
33
Südkaukasus
künftig besonders stark unter
der Klimaerwärmung leiden
chf 545 000
werden, spielt für Liechten­
36 %
stein in der Klimapolitik eine
zentrale Rolle. Das Land gehört
im internationalen Vergleich
relativ gesehen zu den grössten
Afrika
Geldgebern im Bereich der
chf 856 000
Klimafinanzierung. Seit 2011
57 %
hat Liechtenstein neue und zu­
sätzliche Mittel in Höhe von
1,5 Millionen Schweizer Franken
für Klimaprojekte in Entwick­
Aufteilung der Klimagelder in Mitigation und Adaptation
lungsländern bereitgestellt.
Gesamt: chf 1,5 Mio.
Diese Projekte zielen einerseits
darauf ab, Emissionen zu redu­
zieren und die Effizienz zu
er­höhen, um den Klimawandel
zu schwächen (Mitigation).
Andererseits werden Projekte
zur Anpassung an die Folgen
des Klimawandels unterstützt
Mitigation
Adaptation
(Adaptation).
chf 970 000
chf 532 000
65 %
35 %
solidarisch
Internationale
Solidarität
34
Internationale Solidarität ist
politischen K
­ risen und bewaff­
einer der zentralen Pfeiler der
neten Konflikten. Ein besonde­
liechtensteinischen Aussen­
res Augenmerk gilt den von der
politik, was sich am überdurch­
internationalen Gemeinschaft
schnittlich hohen finanziellen
wenig beachteten Notlagen.
Engagement in diesem Bereich
zeigt. Seinen Beitrag zur Linde­
Die Internationale Flüchtlings-
Kleines Land, grosser Helfer
rung von Not und ­Armut in
und Migrationshilfe ist auf
Im Jahr 2014 flossen insgesamt
­verschiedenen Regionen der
einen nachhaltigen und umfas­
23,7 Millionen Franken in die
Welt zu leisten, entspricht dem
senden Ansatz zur Bewältigung
liechtensteinische Internatio­
Selbstverständnis Liechten­
der globalen Flüchtlings- und
nale Humanitäre Zusammen­
steins als wohlhabendes Land
Migrationsproblematik ausge­
arbeit und Entwicklung (IHZE).
und als verlässlicher Partner in
richtet. Die bilateralen Aktivi­
2012 erreichte Liechtenstein
der Staatengemeinschaft.
täten konzentrieren sich dabei
­einen ODA-Prozentsatz von
auf die Staaten des Balkans.
0,75. Diese Kennzahl setzt die
offiziellen Ausgaben für Ent­
Im Zentrum des solidarischen
Engagements Liechtensteins
Die bi­laterale Entwicklungszu­
wicklungszusammenarbeit
steht die Internationale Huma­
sammenarbeit erfolgt über den
und humanitäre Hilfe in ein Ver­
nitäre Zusammenarbeit und
Liechtensteinischen Entwick­
hältnis zum ­Bruttonational­-
Entwicklung (IHZE). Weitere
lungsdienst (LED). Der LED ist
einkommen. D
­ amit steht Liech­
Pfeiler des liechtensteinischen
in zehn Schwerpunktländern
tenstein weltweit an fünfter
Engagements sind beispiels­
­tätig und konzentriert sich
Stelle und gehört zu den weni­
weise die Beteiligung am EWR-­
auf die Entwicklung ländlicher
gen Ländern, die die internatio­
Finanzierungsmechanismus
Regionen und auf Bildung.
nale Zielvorgabe von 0,7 über­
troffen haben. www.llv.li/ihze
oder die Klimafinanzierung. Die
IHZE umfasst alle Formen des
Die multilaterale Entwicklungs­
liechtensteinischen Engage­
zusammenarbeit legt ein be­
ments im humanitären und ent­
sonderes Augenmerk auf die
wicklungspolitischen Bereich.
Förderung von guter Regierungs­
führung. Zentrale Schwerpunkte
Die Not- und Wiederauf­-
der liechtensteinischen Aussen­
bauhilfe leistet kurz­fristige
politik im Menschenrechtsbe­
und dringliche Hilfsmassnah­
reich werden so im Rahmen der
men bei Naturkatastrophen,
IHZE zusätzlich gefördert.
Mittelverteilung 2014 nach Regionen
Europa
Naher Osten
15 %
3%
Afrika
Süd- und Zentralamerika
Asien
Global
40 %
18 %
5%
19 %
Engagement für syrische
Jordanien und Libanon, mit ins­
Mal mitfinanziert. Mit einem
Flüchtlinge
gesamt 1,3 Millionen Franken
Beitrag von 300 000 Franken
Neben dem Entscheid, insge­
unterstützt und damit unmittel­
können dort 5000 Schulkinder
samt sechs Flüchtlingsfamilien
bar vor Ort Hilfe geleistet. ­
unterstützt werden. Neben
aus Syrien aufzunehmen, hat
Ein Projekt der Schweizer
der Verbesserung der Infra­
Liechtenstein im Rahmen der
Direktion für Entwicklung und
struktur erhalten die Schüler/
Not- und Wiederaufbauhilfe
Zusammenarbeit (DEZA) für
-innen dringend benötigtes
seit Ausbruch der Krise Projek­
syrische Flüchtlingskinder
Schulmaterial.
te in Syrien, aber auch in
in Jordanien wurde bereits vier
35
36
Impressum
Herausgeber:
Ministerium für Äusseres,
Bildung und Kultur
Peter-Kaiser-Platz 1
9490 Vaduz
Liechtenstein
Internet:
www.regierung.li
www.aaa.llv.li
Twitter: @MFA_LI
Grafik und Gestaltung:
Büro für Gebrauchsgraphik AG,
Vaduz
Druck:
BVD Druck+Verlag AG, Schaan
Oktober 2015