Kunststoff ersetzt Stahl - kgk

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Werkstoffe
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09/2005
Anwenderbericht
Kunststoff ersetzt Stahl
Ölmessstab-Führungsrohr aus Zytel PA
Führungsrohre für Ölmessstäbe aus Kunststoff sind
nicht nur leichter als die entsprechende Stahlkonstruktion, sie sind auch korrosionsbeständiger und
lassen sich preiswerter herstellen.
von Dr. Barbara Wantzen
zen. Ferner besitzt das Rohr sowohl innen wie
außen eine hohe Oberflächenqualität, so dass
keine Nachbearbeitung erforderlich ist.
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Ölmessstab-Führungsrohre
aus Zytel PA für 2-LiterDiesel-Motoren von BMW.
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Derzeit bestehen Führungsrohre für
Ölmessstäbe in Fahrzeugen meist aus Stahl.
Doch ihre Herstellung ist aufwändig. Die Rohre müssen gerichtet und durch einen Lack vor
Korrosion geschützt werden. Außerdem müssen die Laschen, mit denen das Führungsrohr
am Motor befestigt wird, nachträglich angeschweißt werden.
Seit kurzem setzt nun BMW in seinen 2-Liter-Dieselmotoren ein neues Führungsrohr
aus Kunststoff ein. Es besteht aus einem Zytel
Polyamid 66 der Firma DuPont. Dieser Kunststoff eignet sich besonders für den Einsatz im
Motor, da er gute Beständigkeit gegen aggressiven Medien und gleichzeitig gute Hitzebeständigkeit, hohe Steifigkeit und gute Verschleißeigenschaften besitzt.
Der Anwender
Wasser macht`s möglich
”
Dreidimensionale Kunststoffrohre wie das ÖlmessstabFührungsrohr ließen sich bislang nicht wirtschaftlich herstellen. Erst mit Hilfe der so
genannten Wasserinjektionstechnik konnten wir das
Kunststoffrohr realisieren.“
Rudolf Gattringer,
Leiter Verfahrensu. Werkzeugtechnik bei Schneegans
Webguide
www.dupont.com
DuPont
www.schneegans.com
Schneegans Silicon
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ke3427
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Herstellung in einem Schritt
Das neue Führungsrohr ist eine VollkunststoffKonstruktion, das bedeutet: auch die Befestigungselemente zum Motor und zur Ölwanne
bestehen aus Polyamid. Es handelt sich hier
um eine integrierte Bauweise, so dass die Herstellung in einem Schritt erfolgen kann.
„Dreidimensionale Kunststoffrohre dieser
Art ließen sich bisher nicht wirtschaftlich fertigen, weil die Kerne nicht auf herkömmliche
Art gezogen werden können“, erklärt Rudolf
Gattringer, Leiter Verfahrens- und Werkzeug-
technik der Schneegans Silicon GmbH, im
österreichischen Losenstein, und fährt fort:
„Erst mit Hilfe eines neuen Herstellungsverfahrens, der so genannten Wasserinjektionstechnik, konnten wir das Kunststoff-Führungsrohr realisieren.“
Die Wasserinjektionstechnik ist ein innovatives Spritzgießverfahren. Die Techniker von
Schneegans haben nun auf der Basis dieses
Verfahrens gemeinsam mit BMW und anderen kompetenten Partnern das neue Ölmessstab-Führungsrohr konstruiert und zur
Marktreife gebracht.
Beim Wasserinjektionsspritzgießen wird
der geschmolzene Kunststoff in ein entsprechendes Werkzeug gefüllt. Wenn er an den kalten Werkzeugwänden zu erstarren beginnt,
wird Wasser in das Werkzeug gefüllt und damit
eine Druck aufgebaut, der den noch flüssigen
Kunststoff aus dem Kern der Form in eine
Nebenkavität drückt und so die Innenkontur
des Bauteiles formt. Um nun mit dieser Technik dreidimensional geformte Rohre herstellen
zu können, mussten die Chemiker von DuPont
das Fließverhalten des Polyamids den Anforderungen des Verfahrens anpassen.
Die neuen Führungsrohre zeichnen sich
durch eine gleichmäßige Wanddicke über die
gesamte Länge aus. Dabei halten sich Verzug
aber auch Maßabweichungen in engen Gren-
Dreidimensionale Konstruktionen
Die Vorteile gegenüber der konventionellen
Variante aus Stahl: das Rohr lässt sich leichter
montieren, ist preiswerter in der Herstellung
und hat obendrein ein bis zu 50 Prozent geringeres Gewicht.
„Dank der Korrosionsfreiheit der Führungsrohre kommt es auch nach langjährigem Gebrauch nicht mehr zum Festsitzen der
O-Ringe im Trichterbereich“ betont Rudolf
Gattringer.
Neben den Ölmessstab-Führungsrohren
lassen sich so auch andere lange dreidimensional geformte Konstruktionen realisieren.
Um ein Beispiel zu nennen: gekrümmte Kühlwasserrohre für den Motorraum oder Kupplungsfußpedale.
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