Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Brandenburg Sortenratgeber 2015 / 2016 Winterweizen Herausgeber: Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft (MLUL) Henning-von-Tresckow-Straße 2-13, Haus S 14467 Potsdam E-Mail: [email protected] Internet: www.mlul.brandenburg.de Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Müllroser Chaussee 54 15236 Frankfurt (Oder) Telefon: 0335 5602402 Telefax: 0335 5602404 E-Mail: [email protected] Internet: www.lelf.brandenburg.de www.isip.de Redaktion: Referat Ackerbau, Grünland Bearbeiter: Herr Dr. G. Barthelmes Tel.: 03328 436160 Fax: 03328 436118 E-Mail: [email protected] Auflage: 500 Die Prüfungsergebnisse in den tabellarischen Übersichten dieser Drucksache wurden unter Einbeziehung von D-Standorten folgender Einrichtungen ermittelt: LELF Brandenburg, LLFG Sachsen-Anhalt, Sächsisches LfULG, Bundessortenamt Das LELF dankt folgenden Landwirtschaftsunternehmen für die Unterstützung bei der Durchführung der Landessortenversuche: Leupelt-Friedenberger GbR Altreetz Agrarproduktion Grünow GmbH & Co. KG Agrarerzeugergemeinschaft GbR Kliestow Agrargenossenschaft Lüchfeld e.G. Agro Saarmund e.G. Agrargenossenschaft Sonnewalde e.G. Diese Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Landesamtes für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung herausgegeben. Sie darf nicht während eines Wahlkampfes zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen sowie auch für die Wahl der Mitglieder des Europäischen Parlaments. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. © Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung, September 2015 2 Winterweizen nimmt in Brandenburg nach Mais und Roggen den dritten Rang in der Anbaufläche ein. Diese wurde gegenüber dem Vorjahr deutlich ausgedehnt und betrug zur Ernte 2015 ca. 168.000 ha. Stabilem Anbauumfang auf guten Böden steht je nach Erzeugerpreisniveau in wechselnden Getreidemärkten eine mehr oder weniger schwankende Weizenfläche auf leichteren Böden gegenüber. Wirtschaftliche Chancen bestehen beim Weizenanbau auf Grenzstandorten vor allem darin, eine hohe Verarbeitungsqualität zu erzielen, wobei sich dieses komplexe Merkmal in der Vermarktung meist auf Rohproteingehalt, Fallzahlhöhe und -stabilität sowie ggf. Hektolitergewicht reduziert. Hingegen wird das Ertragspotenzial von Weizen in Brandenburg einerseits durch vergleichsweise leichte Böden und auch auf guten Böden durch häufige Wasserknappheit limitiert. Während aus Standortsicht vor allem auf den guten Böden des Oderbruchs und der Uckermark der E-Weizenanbau in Frage kommt, dominieren in Brandenburg insgesamt die A-Sorten mit ca. 45 bis > 50 % Anbauanteil. Ein wettbewerbsfähiger Qualitätsweizenanbau erfordert eine mit dem Vermarktungspartner abgestimmte Sortenwahl und vertraglich vereinbarte Preiszuschläge, die die höhere Backqualität honorieren und ertragliche Nachteile kompensieren. Dies wäre besonders unter den Bedingungen anhaltend geringer Preisdifferenzen zwischen den Qualitätsgruppen wichtig. Der E-Weizenanbau ist jedoch bereits zugunsten von A- und B-Weizen eingeschränkt worden. Futterweizen hat in Brandenburg untergeordnete Bedeutung. Da gerade auf Weizengrenzstandorten die Wasserversorgung ertragsbegrenzend ist, können Massenweizen ihr hohes Ertragspotenzial oft nicht ausnutzen. Bei ausschließlich innerbetrieblicher Verwertung oder regionaler Direktvermarktung rückt im Einzelfall aber auch C-Weizen ins Blickfeld, bzw. dann, wenn die Normwerte für Qualitätsweizen über die Jahre nicht sicher erreicht werden. A-Sorten stellen für den Anbauer häufig den besten Kompromiss dar, da sie durch solides Ertragsniveau und akzeptable Qualität die Marktchancen nutzen und das Rentabilitätsrisiko der Weizenproduktion auf Grenzstandorten unter Weltmarktbedingungen verringern können. Bei A-Weizen ist in Bezug auf den Rohproteingehalt zwischen ertrags- und qualitätsbetonten Sorten zu unterscheiden. RGT Reform, Julius und Linus sind 3 Beispiele für ertragsbetonte A-Sorten, während z.B. Discus dem qualitätsbetonten (eiweißsichereren) Sortentyp zuzuordnen ist. Am gefragtesten sind natürlich Sorten, die in der Kombination von Ertrag und Qualität gut abschneiden. Um einen Rohproteingehalt bei A- und E-Weizensorten von 13 bzw. 14 % sicherzustellen, ist eine ausreichende N-Spätdüngung erforderlich. Hierbei ist zu beachten, dass einige A-Weizensorten im Ertrag verglichen mit B-Weizen aufgeholt bzw. sogar aufgeschlossen haben, dass aber als Folge ein Verdünnungseffekt bei Rohprotein zu beobachten ist, dem sortenspezifisch durch eine zielgerichtete Düngung unter Einhaltung der Düngeverordnung zu begegnen ist. Die Wirksamkeit dieser späten NGabe ist allerdings auf Grenzstandorten vor allem bei Sommertrockenheit oft in Frage gestellt. Neben der Möglichkeit, die 3. N-Gabe zeitlich vorzuziehen, sollten die hier angebauten Sorten schon eine gute Grundqualität auf genetischer Basis gewährleisten, um die Vermarktung als Qualitätsweizen zu sichern. Allerdings ist bekannt, dass der Rohproteingehalt im Gegensatz zur Volumenausbeute nicht das eigentlich zentrale Kriterium für die Backqualität ist. So können in Abhängigkeit von der Sorte auch bei mittlerem Eiweißgehalt hohe Volumina im Backprozess erzielt werden, weswegen die N-Spätdüngung in diesen Fällen reduziert werden könnte. Dies würde das Risiko hoher N-Restmengen aus der Düngung und die Verlagerungsgefahr in tiefere Bodenschichten verringern. Trotzdem wird der Rohproteingehalt auf absehbare Zeit das preisbildende Kriterium bleiben, da er im Gegensatz zu anderen Merkmalen im Erfassungshandel partieweise schnell bestimmbar ist. Besonders für am Markt gesuchte Qualitäten bestehen noch günstigere Vermarktungschancen, wenn Lagerkapazitäten zur Verfügung stehen, da im Laufe des Wirtschaftsjahres meist höhere Preise erzielbar sind als bei großem Angebot unmittelbar nach der Ernte. Wichtig ist dann die separate Erfassung und Lagerung nach Sorte und Qualität. Die sehr unterschiedlichen Witterungs- und Anbaubedingungen der letzten Jahre unterstreichen die Wichtigkeit der betrieblichen Risikominderung durch angepasste Sortenvielfalt. In jedem Jahr können Faktoren wie Winterfestigkeit, Qualität (kritische Merkmale sind besonders Rohproteingehalt, Fallzahl), Krankheiten (z.B. Gelbrost, Fusarium) einzeln sowie in Kombination ertrags- bzw. vermarktungsbeeinflussend sein. 4 Wie zuletzt das Jahr 2012 erneut zeigte, sollte gerade im kontinental geprägten Klimaraum Brandenburgs eine kritische Schwelle in der Winterfestigkeit nicht unterschritten werden. Der Anbau von Sorten mit einer hohen bis sehr hohen Winterfestigkeit bietet die größte Sicherheit vor Auswinterungsschäden und führt mit geringerer Wahrscheinlichkeit (nur unter sehr extremen Kahlfrostbedingungen) zu Ausfällen. Im Rahmen des Sortensplittings sollten diese Sorten im Anbauspektrum eines Betriebes in ausreichendem Umfang (mindestens 50 %) vertreten sein. Derartige Sorten sollten auch für Frühsaaten gewählt werden. Der Anbau von Sorten mit mittlerer bis geringerer Winterfestigkeit ist nur gerechtfertigt, wenn sie sich durch andere positive Eigenschaften besonders auszeichnen. Eine zu hohe Anbaukonzentration solcher Sorten sollte jedoch vermieden werden. Auch die Fallzahl und die Fallzahlstabilität können in Jahren mit niederschlagsreicher Witterung im Erntezeitraum zu kritischen Merkmalen für die Vermarktung werden. Dabei ist zu beachten, dass sich Fallzahlhöhe und Fallzahlstabilität einer Sorte deutlich voneinander unterscheiden können (Tab. 4). Sorten mit hohen, stabilen Fallzahlen sollten die Grundlage des betrieblichen Weizenanbaus bilden. Vor allem in größeren Betrieben sollte eine sinnvolle Reifezeitstaffelung ein wichtiger Bestandteil der Risikominderung sein. Etwas früher reifende Sorten spielen hierbei eine wichtige Rolle. Diese müssen aber reifegerecht geerntet werden und sollten keinen zu hohen einzelbetrieblichen Anbauanteil einnehmen. Früh reifende Sorten, die überständig werden, können unter Belastungsbedingungen einen deutlichen Qualitätsabfall und unter Umständen auch sichtbaren Auswuchs zeigen. Den Hauptanteil im betrieblichen Anbau sollten mittelfrüh bis mittelspät reifende Sorten ausmachen, die eine ausreichende Qualitätssicherheit gewährleisten. Diese Sorten sind in der Regel etwas ernteterminflexibler. Später reifende Sorten leiden unter Umständen aber stärker unter frühzeitigen Trockenphasen, die die vegetative, aber vor allem generative Entwicklung während der Kornfüllung negativ beeinflussen können. Allerdings gibt es auch – weniger häufig – Witterungssituationen, in denen frühere Sorten beeinträchtigt wurden und spätere Sorten profitieren konnten. In kleineren Betrieben, in denen nur eine Sorte im Anbau ist, sollte eine qualitätsstabile Sorte gewählt 5 werden, die für den Standort tolerierbare Schwächen aufweist. Wichtig ist auch eine gute Standfestigkeit, vor allem auf besseren Böden. Lager erhöht das Krankheits-, Qualitäts- und Ertragsrisiko. Starkes Lager kann auch sichtbaren Auswuchs fördern, in dessen Folge meist weder Verarbeitungs- noch Saatgutqualität erreicht wird. Eine bestandes- und standortangepasste Wachstumsregulierung ist ein Beitrag zur Minderung des Ertrags- und Qualitätsrisikos. Die Prüfung früh reifender Winterweizensorten zielt darauf, Sorten mit besonderer Eignung für die Brandenburger Anbaugebiete zu ermitteln. Neben den Wert bestimmenden Sorteneigenschaften Kornertrag, Qualität und Resistenz liegt dabei der Schwerpunkt auf einer im Vergleich zum Standardsortiment früheren Reife. Es soll die Frage geklärt werden, ob und in welchem Umfang sich eine frühere Reife auf den Grenzstandorten des Weizenanbaus mit leichten Böden und häufig negativer klimatischer Wasserbilanz Ertragsstabilität auswirkt. sowie Das Vorsommertrockenheit sortenabhängig positiv frühzeitigere auf die Durchlaufen wassersensibler Entwicklungsabschnitte des Weizens (Schossen, Ährenschieben) kann dabei je nach Zeitpunkt des Auftretens von Trockenperioden vor allem durch die bessere Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit im Vergleich zu späteren Sorten Vorteile bieten. Den Vorteilen stehen allerdings auch Risiken gegenüber, da eine negative Korrelation zwischen Frühreife und Ertragsfähigkeit besteht. Außerdem können frühe Sorten bei Überständigkeit infolge Ernte verzögernder Witterung besonders schnell mit einem Absinken der Fallzahl reagieren. Solche Qualitätsbeeinträchtigungen ziehen Vermarktungsprobleme nach sich. Von den mehrjährig geprüften Sorten des aktuellen Sortiments überzeugten vor allem Kerubino (E) und Rumor (B) im Kornertrag. Die meisten der innerhalb von fünf Jahren in diesem Segment geprüften EU-Sorten erreichten dagegen keine Leistungsvorteile gegenüber den in Deutschland zugelassenen früher reifenden, allerdings älteren, Standardsorten JB Asano (A) und Cubus (A). Die frühesten dieser Sorten erreichten die Gelbreife im Einzelfall ca. 2 bis 3 Tage vor den beiden Standardsorten. In vielen Saatzeitversuchen wurde die Erfahrung gemacht, dass die Sorten hinsichtlich ihrer Früh- und Spätsaateignung keine allzu großen Unterschiede aufweisen. Für alle Sorten gilt, dass besonders auf Grenzstandorten zeitig gesät 6 werden muss, d.h. bis spätestens Ende September. Je besser Boden- und Klimabedingungen sind, desto höher ist die Saatzeittoleranz. Spätsaaten ab Mitte Oktober bringen bei allen Sorten erhebliche Ertragseinbußen. Für Frühsaaten eignen sich eher Sorten des Kompensations- und Ährentyps mit guter Winterfestigkeit, Standfestigkeit und Krankheitsresistenz, besonders gegenüber Fußkrankheiten. Bei Spätsaaten sind frühe Kompensationsvermögen und in mittelfrühe der Bestandestypen Ertragsstruktur und oder guter solche mit Winterfestigkeit erfolgreicher. Moderate Schwächen in Standfestigkeit und Resistenzeigenschaften fallen bei Spätsaaten etwas weniger ins Gewicht. Obwohl Brandenburg nicht zu den Hauptbefallsgebieten zählt, tritt Ährenfusarium als Krankheit in den Vordergrund, da sie neben der Ertragsbeeinflussung die Weizenqualität und Vermarktbarkeit erheblich gefährden kann. In Verbindung mit gezielter Sortenwahl muss Ährenfusarium integriert mit acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen bekämpft werden. Das gegenwärtig im Sortimentsdurchschnitt erreichte Resistenzniveau ist verbessert, aber nicht ausreichend, um bei hohem Befallsdruck die geforderten niedrigen Mykotoxinwerte ausschließlich über die Sortenwahl zu gewährleisten. Außerdem ist das Resistenzniveau gegenüber Fuß- und Blattkrankheiten bei der Sortenwahl zu berücksichtigen. Insbesondere Betriebe mit größerer Weizenanbaukonzentration müssen davon ausgehen, dass nicht alle Flächen gleichzeitig zum optimalen Termin mit geeigneten Pflanzenschutzmitteln behandelt werden können. Auch unter diesem Aspekt tragen Sorten mit einer günstigen Resistenzausstattung zur Risikobegrenzung bei. Die Stoppelweizeneignung der Sorten ist in Brandenburg vor allem für die Gebiete mit der höchsten Weizenanbaukonzentration in der Uckermark und dem Oderbruch von Bedeutung. Beim Anbau von Weizen nach Weizen ist in Abhängigkeit von den Standortbedingungen mit ca. 10 bis 20% Ertragsrückgang zu rechnen. Viele Sorten verhalten sich im Stoppelweizenanbau neutral, d.h. in der Ertragsrangfolge gibt es keine Veränderung im Vergleich zur Blattvorfrucht. Andere reagieren dagegen empfindlicher. Für den Stoppelweizenanbau eignen sich robuste, wüchsige Sorten mit guter Resistenz gegen Halmbruch, Ährenfusarium sowie Blattkrankheiten und guter Standfestigkeit, was besonders auch bei pfluglosen Anbauverfahren in den Vordergrund tritt. Da Stoppelweizen zunehmend auch Rapsvorfrucht ist, sollten hier 7 möglichst Sorten mit früherer Reife bevorzugt werden. Die grundsätzlichen Risiken des Stoppelweizenanbaus für die Ertragserwartung und –stabilität können durch Sortenwahl allerdings nur graduell und nicht prinzipiell verringert werden. Zusammenfassend ist zur Sortenwahl festzustellen, dass ein ausgewogenes betriebliches Anbauspektrum Sorten umfassen sollte, deren sich möglichst ergänzende Eigenschaften hohe Erträge sowie eine sichere Vermarktung zulassen. Da es jedoch keine Sorte gibt, die in allen Merkmalen Bestwerte bringt, ist darauf zu achten, dass Sorten mit kritischen Eigenschaften z.B. bei Winterfestigkeit, Resistenzausstattung oder Qualitätseigenschaften im Anbau begrenzt werden und dadurch das betriebliche Ertrags-, Qualitäts- und Vermarktungsrisiko verringert wird. Einschätzung der empfohlenen Sorten E-Sorten Genius ermöglicht Kornerträge von ca. 5 bis 10 % unter den besten A-Weizensorten. In den Merkmalen Fallzahlhöhe und Rohproteingehalt erzielt die Sorte häufig ausreichende Ergebnisse. In Jahren, in denen die Fallzahlstabilität gefordert wird bzw. in denen niedrigere Rohproteingehalte die Regel sind, wird in der Qualität nicht ganz das Niveau der Sorte Akteur erreicht. Genius ist durch eine mittlere Reife und gute bis sehr gute Winterfestigkeit gekennzeichnet. Vorteilhaft sind die gute Gelbrostund Mehltauresistenz. Auf die hohe Blattseptoriaanfälligkeit ist bei der Bestandesführung zu achten. Kerubino erreichte mehrjährig ein durchschnittliches Kornertragsniveau, vergleichbar mit qualitätsstärkeren A-Weizensorten. Besonders auf Standorten mit höherem Ertragspotenzial wird im Rohproteingehalt aber nicht immer E-Qualität erreicht. In der Reife ist Kerubino mit mittelfrüh bis mittel zu bewerten und ist damit eine der frühesten Züchtungen im aktuellen Prüfsortiment. Da die Fallzahlen nicht immer ausreichend stabil sind, sollte Kerubino rechtzeitig geerntet werden. Die Anfälligkeit für Mehltau, Braunrost und Blattseptoria nimmt zu. Auch auf Gelbrost ist bei Kerubino zu achten. Die Sorte verfügt über eine gute Winterfestigkeit. 8 A-Sorten Julius zählt mehrjährig zu den ertragsstärksten A-Sorten, wurde als Sorte mit späterer Reife im Jahr 2015 aber offenbar stärker durch die Trockenperioden betroffen und fiel ertraglich ab. Julius zeigte 2012 ihre ausgesprochen gute Winterfestigkeit. Qualitativ bringt die Sorte hohe, stabile Fallzahlen. Die Rohproteingehalte liegen mehrjährig niedriger. Die Blattgesundheit zeigt insgesamt mittleres Niveau, wobei die Mehltauanfälligkeit etwas zunimmt. Die Gelbrostresistenz ist gut. Patras erreichte mittlere bis überdurchschnittliche Kornerträge. Dreijährig liegt die Sorte auf mittlerem Ertragsniveau, im Oderbruch darüber. Unter den Kahlfrostbedingungen 2012 wies die Sorte eine sehr gute Winterfestigkeit nach. Patras ermöglicht eine ausgewogene A-Qualität, bei einer mittleren Fallzahlstabilität. Auf die Absicherung der Standfestigkeit ist zu achten. Patras ist durch eine mittlere bis gute Blattgesundheit gekennzeichnet. Positiv ist auch ihre Großkörnigkeit. Meister erreichte mehrjährig mittlere bis gute Kornerträge. Die standfeste Sorte besitzt eine schwächere Winterfestigkeit, was sich 2012 an starken Auswinterungsschäden zeigte. Meister zählt zu den qualitativ guten Sorten mit hohen, meist stabilen Fallzahlen und für das A-Segment günstigen Rohproteingehalten. In der Bestandsführung ist besonders auf die Rostkrankheiten zu achten. Der Anbauumfang sollte aufgrund des Auswinterungsrisikos nicht überzogen werden. Discus erzielte im mehrjährigen Vergleich auf den D-Standorten überwiegend mittlere Kornerträge, wobei die gute Ertragsstabilität besonders hervorzuheben ist. Die Sorte gewährleistet meist die sichere Erzeugung von Qualitätsweizen mit tendenziell höheren Rohproteingehalten. In der Resistenzausstattung bestehen Schwächen gegenüber Braunrost, auch Gelbrost kann in mittlerem Umfang auftreten. Discus besitzt nur eine mäßige Standfestigkeit, die aber für leichtere Böden meist ausreichend ist. Die sehr winterharte Sorte ist frühsaatgeeignet. Im Merkmal 9 Fusariumresistenz gehört sie zu den aktuell besten Züchtungen, weshalb sie bevorzugt auch für den Anbau in engen Maisfruchtfolgen in Frage kommt. Linus gehört auf den D-Standorten zu den ertragsstärksten Sorten. Hervorzuheben ist die hohe Ertragsstabilität. Die Winterfestigkeit der Sorte ist gut. Qualitativ ist Linus allerdings eine der schwächsten unter den A-Sorten. Kennzeichnend sind niedrigere Rohproteingehalte, unterdurchschnittliche Sedimentationswerte und eine sehr geringe Fallzahlstabilität. Aufgrund der schwachen Fallzahlstabilität sollte der Anbauumfang nicht überzogen und eine rechtzeitige Ernte eingeplant werden. Pionier zeigte mittlere bis gute Kornerträge und reift mittelspät. Die Sorte weist eine mittlere Winterhärte auf und ist durch eine gute A-Qualität mit hohen, stabilen Fallzahlen und mittleren Rohproteingehalten gekennzeichnet. Pionier zählt in der Standfestigkeit zu den besten Sorten. Die Blattgesundheit ist mit Ausnahme der stärkeren Braunrostanfälligkeit gut bis mittel zu bewerten. RGT Reform brachte in den ersten beiden Prüfjahren gute Kornerträge. In der Qualität ist RGT Reform eine sehr interessante Sorte. Zwar sind die Rohproteingehalte etwas niedriger, etwa auf dem Niveau von Julius, jedoch sind die überdurchschnittlichen Sedimentationswerte und sehr hohen Fallzahlen bei guter Fallzahlstabilität positiv hervorzuheben. Die Winterfestigkeit der Sorte ist sehr gut, die Standfestigkeit auf mittlerem Niveau. Die Blattgesundheit ist bisher günstig einzuschätzen. Boregar ist begrannt und frühreifend. Die kurzstrohige Sorte erreichte mittlere bis gute Kornerträge. Die Winterfestigkeit von Boregar ist günstig. Die Proteingehalte zeigen überwiegend mittleres Niveau. Die nicht immer stabilen Fallzahlen erfordern eine reifegerechte Ernte. Zu beachten ist die hohe Braunrostanfälligkeit. B-Sorten Rumor erzielte bei früherer Reife auf den D-Standorten überdurchschnittliche Kornerträge. Die Sorte zeigt eine typische B-Qualität mit niedrigeren Rohproteingehalten und einer mittleren Fallzahlstabilität. Kennzeichnend sind eine mittlere bis gute Standfestigkeit, eine gute Winterfestigkeit und eine gute bis mittlere 10 Resistenzausstattung gegenüber Blattkrankheiten. Besonders sollte auf Gelbrost geachtet werden. C-Sorten Elixer überzeugte durch sehr gute und stabile Kornerträge. Die mittelspät reifende Sorte ist durch eine gute Winterfestigkeit gekennzeichnet. Auch die Resistenzeigenschaften gegenüber Blattkrankheiten sind überwiegend günstig. Die Standfestigkeit ist durchschnittlich und erfordert besonders auf besseren Böden eine ausreichende Wachstumsregulierung. Sortenempfehlung nach Anbaugebieten: D-Süd (Sl-lS): E-Sorten: Kerubino (geringeren RP-Gehalt beachten) A-Sorten: Julius, Discus, Patras, Pionier, RGT Reform (vorläufig) Meister (Risiko geringerer Winterfestigkeit beachten) Linus (Risiko geringerer Fallzahlstabilität beachten) B-Sorten: Rumor C-Sorten: Elixer D-Nord (Uckermark, sL): E-Sorten: Kerubino (geringeren RP-Gehalt beachten) A-Sorten: Julius, Discus, Patras, Boregar (begrannt, vorläufig) Linus (Risiko geringerer Fallzahlstabilität beachten) B-Sorten: Rumor C-Sorten: Elixer Oderbruch (LT): E-Sorten: Kerubino (geringeren RP-Gehalt beachten), Genius A-Sorten: Julius, Patras, Pionier, Boregar (begrannt, vorläufig) 11 Tabelle 1: Landessortenversuche Winterweizen 2013 – 2015 Kornertrag (ortsüblich optimale Intensität) relativ zur Bezugsbasis Sortiment/Anbaugebiet Qualitätsgruppe BB dt/ha Anzahl Versuche Kerubino Genius Akteur Discus Julius Meister Linus Opal Patras Pionier Desamo Rumor Elixer (E) E E A A A A A A A B B C BB dt/ha Anzahl Versuche Gourmet Bernstein Kerubino Boregar RGT Reform Attraktion Kompass Rumor Johnny E E (E) (A) A A A B B KWS Loft Landsknecht B CK D-Süd D-Nord Oderbruch (Uckermark) Dreijährige Ergebnisse (2013 – 2015) 89,1 106,2 73,6 18 3 3 96 101 97 94 98 102 100 102 106 101 98 104 95 92 97 99 97 104 100 94 104 102 106 107 107 Zweijährige Ergebnisse (2014 / 2015) 91,4 103,6 68,0 11 2 2 91 97 88 86 98 99 104 109 102 98 98 10 (103) 102 110 104 103 112 - BB = Bezugsbasis (orthogonales Sortenmittel der Anbaugebiete) ( )n weniger Versuche 12 Tabelle 2: Landessortenversuche Winterweizen 2015 Kornertrag (ortsüblich optimale Intensität) relativ zur Bezugsbasis Sortiment/Anbaugebiet Qualitätsgruppe BB dt/ha Anzahl Versuche Kerubino (E) Genius E Gourmet E Bernstein E Ponticus E Akteur E Axioma E KWS Montana E Discus A Julius A Meister A Linus A Opal A Patras A Pionier A Boregar (A) Kompass A RGT Reform A Spontan A Avenir A Dichter A Attraktion A Desamo B Rumor B KWS Loft B Johnny B Partner B Produzent B Bonanza B Mescal B Alexander B Elixer C Landsknecht CK D-Süd 84,9 4 98 97 96 103 106 94 103 98 104 97 103 98 93 106 104 108 102 104 100 103 105 - D-Nord (Uckermark) 102,3 1 101 92 91 103 103 99 89 99 97 103 107 103 102 106 102 102 110 107 106 110 97 105 104 109 Oderbruch 46,1 1 111 105 91 81 94 106 81 105 84 88 119 94 122 102 106 87 108 113 112 - BB = Bezugsbasis (orthogonales Sortenmittel der Anbaugebiete) 13 Tabelle 4: Ausgewählte Eigenschaften der Winterweizensorten Wi.- StandResistenz gegenüber QualitätsQual.- festig- festigeigenschaften Sortiment gruppe Keit keit Mehl- Blatt- Gelb Braun- Ähren- TKM RP FZ tau sept. rost rost fus. Akteur E 0 + ----0 + 0 +++ +++ Kerubino (E) + 0 0 + 00 + 0 + +++ Genius E + 0 +++ +++ + + 0 +++ +++ Gourmet E 0 ++ ++ ++ +++ -+ 0 ++ +++ Bernstein E 0 ++ 0 0 +++ +++ + + ++ +++ Axioma E 0 ++ +++ ++ +++ + ++ 0 +++ +++ Ponticus E + +++ +++ + +++ + 0 0 +++ +++ + + 0 +++ + + ++ +++ KWS Montana E FZ-Stabilität + 0 0 0 + + + + A A A A A A A (A) A A A A A A + + ++ + + 0 + 0 + 0 0 + + ++ + + + + ++ 0 0 ++ + ++ ++ 0 +++ + + + ++ ++ ++ ++ ++ + ++++ ++ ++ +++ + + 0 + + 0 + + + + ++ ++ +++ + 0 0 ++ +++ +++ ++ + +++ ++ ++ +++ ++++ +++ ++ 0 + 0 --++ ++ ++ + +++ ++ ++ + 0 0 ++ + 0 0 + + ++ + + 0 + 0 + 0 ++ 0 + + 0 -0 + 0 0 0 0 0 0 ++ 0 0 ++ +++ + +++ +++ +++ +++ +++ ++ +++ +++ + ++ +++ +++ + + -+ 0 0 + Desamo Rumor KWS Loft Johnny Partner Produzent Bonanza Mescal Alexander B B B B B B B B B ++ + 0 0 + ++ + ++ + + 0 + +++ ++ 0 ++ + + +++ ++++ +++ ++ ++++ +++ + ++ + ++ ++ ++ + + 0 0 +++ 0-+++ 0 ++ + +++ 0 ++ ++ +++ ++ ++ +++ + +++ 0 + + + 0 + + 0 - 0 + 0 -0 ++ -- 0 --------- +++ + +++ + ++ +++ + ++ +++ + 0 + 0 + + 0 + Elixer Landsknecht C CK + 0 0 +++ + + + +++ -- ++ +++ + + 0 ----- + - + -- Discus Meister Linus Julius Opal Patras Pionier Boregar Kompass RGT Reform Attraktion Spontan Dichter Avenir +++ ++ 14 sehr gut gut 0 -- mittel gering RP Rohproteingehalt TKM Tausendkornmasse FZ Fallzahl + + + + + +
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