24!|!Kultur !|! DONNERSTAG 11. FEBRUAR 2016 Jüngste Pianisten treffen sich als «Tastentiger» und Jung-Stars Virtuos Seit Beginn des Fes- tivals Next Generation liest sich die Riege seiner jungen Pianisten wie ein Katalog der Jungpianisten-Elite der Welt. Dies gilt auch für jene, die in diesem Festival ihre Fähigkeiten am Instrument beweisen können. Am 14. Februar heisst das Konzert am Nachmittag deshalb «Tastentiger». U nd da gibt es wieder vier junge und jüngste Talente zu entdecken, die man bislang auch als Kenner der Szene noch nicht wirklich vor Augen hatte. So macht bei den Tastentigern der junge Italiener Filippo Gorini den Beginn und spielt nichts weniger als Beethovens Sonate Op. 110. Mit gerade einmal 20 Jahren kann Gorini allerdings auf einige Erfolge zurückblicken, so auch im renommierten Jugendwettbewerb «International Festival for Young Pianists Heinrich Neuhaus» am Moskauer Konservatorium. Sein Studium im italienischen Bergamo hielt Gorini allerdings nicht davon ab, sich bei renommierten Lehrern in aller Welt fortzubilden. Im Dezember 2015 gewann er die «International Telekom Beethoven Competition Bonn». Ein riesiger Erfolg für den noch jungen Pianisten. So wird «eine» Beethoven-Interpretation noch einmal untermauert von diesem Gewinn vor namhaften Juroren. Philipp Scheucher Die Herausforderung, Franz Liszts h-Moll-Sonate zu interpretieren, nimmt der junge Österreicher Philipp Scheucher in diesem Konzert auf sich. Scheucher ist ein Allrounder als Pianist, studiert in Graz bei Markus Schirmer und hat ganz nebenbei in Rekordzeit sein Bachelor als Instrumentalpädagoge abgeschlossen, da ihn das Unterrichten ebenso wie das Auftreten interessiert. In Österreich ist er bereits mit vielen Orchestern und in fast allen renommierten Sälen aufgetreten. Doch auch in Deutschland konnte er in München, Berlin und Leipzig Debüts spielen. Erste Wettbewerbspreise erhielt er beim Internationalen Musikwettbewerb Köln 2014 und beim «Aarhus International Piano Competition» 2015. So wird sein Auftritt in Bad Ragaz mit Liszts h-Moll-Sonate mit besonderer Spannung erwartet werden. Robert Neumann Robert Neumann ist der Jüngste in der Pianisten-Riege beim Festival Next Generation 2016. Der 14-Jährige begann bereits im Alter von vier Jahren mit seiner Klavierausbildung, gewann etliche Jugendwettbewerbe und studiert momentan an der Musikhochschule Freiburg bei Elza Kolodin. Doch es ist nicht allein das interpretatorische Talent von Neumann, das er in dem Konzert in Bad Ragaz mit Chopins g-Moll-Ballade und mit einigen der aus Études-Tableaux op. 33 von Sergej Rachmaninow unter Beweis stellen wird; vielmehr wird er auch seinen «Valse triste» spielen, den er aus seinem selbst komponierten Opus 10 entnommen hat und wird sich also in der althergebrachten Doppelfunktion Interpret und Komponist vorstellen. Hao Zi Yoh Als Vierte im Bunde der «Tastentiger» wird sich die in Malaysia geborene Hao Zi Yoh dem Publikum mit dem zweiten Band von Isaac Albéniz’ so spanisch-nationalistischem Zyklus «Iberia» vorstellen. Kein leichtes Repertoire, doch die 21-jährige Yoh kann bereits auf zahllose Erfolge in ihrem Künstlerleben zurückblicken, komponiert zeitweise ebenso wie ihr junger deutscher Kollege Robert Neumann. Sie studiert an der Royal Academy of Music in London. Weitere hoffnungsvolle Talente Mit diesen jungen Pianisten, die sich sicherlich in den kommenden Jahren weitaus bekanntere Namen auf den Konzertpodien erspielen werden, gibt es aber mit dem noch ganz jungen Alexander Denisov und dem bereits arrivierteren und 2015 zum «Rising Star» auserkorene und in Bad Ragaz als «Artist in Residence» wirkende Aaron Pilsan weitere Pianisten im Festival, die ihr Können unter Beweis stellen werden. Nicht zu vergessen die beiden Pianisten Pavle Krstic und Mao Fujita, die ebenfalls im Festival zu hören sein werden. Klavierfans kommen in Bad Ragaz 2016 also wieder voll auf ihre Kosten und können dabei sein, wenn junge Talente, die man später in den grossen Sälen hören wird, hautnah zu erleben sind. (pd/red) Infos: www.festivalnextgeneration.com; Ticket-Bestellungen: Doris Peter, Festivalbüroleiterin, +41 (0) 81 303 2004 Polarpreis Bartoli und Max Martin ausgezeichnet STOCKHOLM Der schwedische Polar- Musikpreis geht in diesem Jahr an die italienische Opernsängerin Cecilia Bartoli und an den schwedischen Songwriter und Musikproduzenten Max Martin. Das teilte die Jury am Mittwoch in Stockholm mit. Sie hob besonders Bartolis Einsatz für alte, lange Zeit vergessene Musik aus dem 17. bis 19. Jahrhundert hervor. Dadurch habe die in Zürich lebende Mezzosopranistin Brücken zwischen den Jahrhunderten gebaut und das Verständnis für das europäische Kulturerbe vertieft. Martin schrieb Songs unter anderem für Britney Spears, Katy Perry und Taylor Swift. Kein anderer Produzent und Songwriter habe in den vergangenen 20 Jahren ähnlich weit verbreitete Songs komponiert wie der 44-Jährige, hiess es. (sda/dpa) Ai Weiwei Film über Flüchtlinge in Berlin in Arbeit BERLIN Der chinesische Künstler Ai Weiwei dreht einen Film über Flüchtlinge und hat auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof Neuankömmlinge befragt. Mit einem Filmteam zog er am Mittwoch durch die riesigen Hallen der Flüchtlingsunterkunft in Berlin. Er interviewte unter anderem ein syrisches Mädchen und eine Irakerin, die dort wie mehrere Tausend andere untergebracht sind. Ausserdem liess er sich von Ärzten erklären, unter welchen Krankheiten die Menschen dort leiden. «In dem Film geht es um die Lage der Flüchtlinge international», sagte Ai Weiwei der dpa. Das Werk solle in einem bis eineinhalb Jahren fertig sein. Nach dem Dreh wolle er nach Griechenland reisen. Zum Team gehört auch der in Australien geborene Kameramann und Regisseur Christopher Doyle. (sda/dpa) Innovative Hörspiele «lime_lab»-Preis für Jörg Piringer GRAZ In Graz wird dieses Jahr zum zweiten Mal der «lime_lab»-Preis für innovatives Hörspiel vergeben. Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung geht an den Wiener Medienkünstler Jörg Piringer. Die Verleihung findet am 1. März im Literaturhaus Graz statt, hiess es am Mittwoch in einer Medienmitteilung. Der 1974 geborene Medienkünstler Piringer, der unter anderem Gründungsmitglied des Wiener Gemüseorchester ist, konnte sich mit seinem Hörspielkonzept gegen 46 Mitbewerber durchsetzen. Je einen mit jeweils 1800 Euro dotierten Förderpreis erhalten der Autor, Künstler und Kulturwissenschaftler Paul Divjak und der Grazer Autor und Performer Johannes Schrettele. (sda/apa) Jung und talentiert: Filippo Gorini, Philipp Scheucher, Robert Neumann und Hao Zi Yoh (von links). (Fotos: ZVG) Hendrix und Händel Ein Leben Wand an Wand in London LONDON London, Stadtteil Mayfair, feinste Gegend. Brook Street Nummer 23 und 25 heisst die Adresse, die sich Musikfans merken sollten. Hier lebten die beiden Musikgiganten Jimi Hendrix und Georg Friedrich Händel Wand an Wand nebeneinander – «nur» gut 200 Jahre trennten sie voneinander. Jetzt können Barock- und Rockfans auf den Spuren des deutschbritischen Komponisten (1685–1759) und des US-amerikanischen Gitarristen (1942–1970) wandeln. «Händel & Hendrix in London» heisst eine Dauerausstellung, die seit Mittwoch in der britischen Hauptstadt zu sehen ist – sie gibt Einblicke in das Leben der beiden ungleichen Musiker. Die «Hendrix-Bude» in Brooke Street 23 besteht aus einem Zimmer mit einem beachtlichen Doppelbett, einem Schwarz-Weiss-Fernseher und psychedelischen Zeichnungen an den Wänden. Hendrix lebte hier in den Jahren 1968 und 1969 mit einer Freundin. «Swinging London» hiess das damals, die britische Hauptstadt war das Mekka der Popmusik. Hendrix, der Drogen durchaus zugetan war, soll sogar den Geist Händels im Spiegel gesehen haben, einen «alten Mann im Nachthemd» habe er ihn genannt. Aber immerhin: In seiner Plattensammlung, die heute zu sehen ist, findet man auch Händels Meisterwerk «Messias». Händels Räume in Nr. 25 wirken strenger, hier ist sein Bett mit kardinalsrotem Baldachin nachgestellt, sein Pianoforte, Gemälde. Der Mann aus Halle an der Saale kam 1710 das erste Mal nach London, lebte hier (mit Unterbrechungen) bis zu seinem Tod. Es waren die produktivsten Jahre, auch das Oratorium «Messias» und die «Wassermusik» komponierte er hier. Er war 74 Jahre, als er am 14. April 1759 starb. Im Alter liegt auch ein Unterschied zwischen Händel und Hendrix: Der amerikanische Gitarrist wurde nämlich nur 27 Jahre alt. Er starb am 18. September 1970 in einem Londoner Hotel. Er hatte Alkohol getrunken und Schlaftabletten genommen. (sda/apa/dpa) ANZEIGE 6. FESTIVAL NEXT GENERATION Bad Ragaz, 12. – 19. Februar 2016 Artists in Residence Ensemble Esperanza (Konzertmeisterin: Chouchane Siranossian) Andrei Ioniţa (1994), Violoncello Rumänien (Gewinner Tschaikowski-Wettbewerb 2015) Hautnah und erfrischend: 14 Konzerte mit 40 internationalen Preisträgern Matineen, Nachmittagskonzerte und Serenaden Aaron Pilsan (1995), Klavier Österreich (Rising Star 2015) *** Information, Konzertkarten: Tel. 081 303 2004 [email protected] www.festivalnextgeneration.com
© Copyright 2025 ExpyDoc