OB-Zucht im steilen Schächental

OB-Zucht im steilen Schächental
Toni und Heidi Brand-Inderbitzin mit ihren Kindern Erika, Tania und Priska erreichten an der Urner
Kantonalschau 2011 mit der Gral-Tochter Gabi den Vize-Championtitel bei den OB-Kühen.
Eine der besten OB-Herden des Kantons Uri steht im Betrieb von Toni und Heidi BrandInderbitzin in Spiringen. Viermal hintereinander stammte die OB-Champion bei der
Kantonalschau aus dem Stall von Toni Brand. Der Bestand ist aber auch leistungsstark.
Hätten im letzten Winter nicht zwei, drei Kühe mit trächtig werden etwas Mühe bereitet,
wäre gar der Sprung in die Betriebsmanagementliste geglückt.
Seit 1991 führt Toni Brand den Betrieb Tal am oberen Dorfrand von Spiringen. Mit
unermüdlichem Fleiss und Einsatz hat er sich über die Jahre eine schöne Existenz aufgebaut.
Im Jahr 1997 wurde ein neues Wohnhaus erstellt. Die Scheune, in welcher im Winter auch die
Kühe seines Bruders Alois Brand eingestallt werden, wurde im Jahr 2004 als moderner
Laufstall erstellt. In beiden Bauten steckt viel Eigenleistung.
Tierhaltergemeinschaft bringt Vorteile
Im Sommer weilt der ganze Viehbestand auf der Alp. Mitte Juni wird der Unterstafel «Wängi»
und später die Hochalp «Kinzertal» bestossen. Die beiden Alpen gehören Alois Brand. Die Alp
wird von Alois zusammen mit Vater Benedikt und Mutter Regina betreut. Toni ist in erster Linie
für das Heuen und Emden sowie das Einbringen der Grassilage auf dem Heimbetrieb besorgt.
Die Maschinen werden gemeinsam genutzt und grössere Arbeiten gemeinsam erledigt. Gegen
Ende Sommer gelangen die früh kalbenden Kühe wieder auf den Heimbetrieb Tal. Hier
kümmert sich Toni um die Tiere. Das restliche Vieh beweidet bis gegen den
20. September noch die Flächen beim Unterstafel Wängi. Über die Wintermonate werden die
beiden Viehbestände gemeinsam im Laufstall gehalten.
Schöner OB-Zuchtbestand
Toni Brand ist ein leidenschaftlicher OB-Züchter. Wie schon sein Vater ist er überzeugt, dass
sich das Original Braunvieh für das Berggebiet besser eignet als andere Rassen. „Vor allem
bei der Alpung zeigen sich die Vorzüge. OB-Tiere sind leichtfuttriger und robuster, was
besonders bei Wettereinbrüchen zum Tragen kommt. Speziell zu erwähnen ist auch ihr guter
Charakter. Umgängliche Tiere sind nämlich für die Beweidung von Steillagen vorteilhaft.”
Entscheidend ist für Toni Brand, dass die Kühe zu den Gegebenheiten auf dem Betrieb
passen. Er wünscht sich eine mittelgrosse Kuh und nennt 143 cm im Widerrist als obere
Grenze. Sehr wichtig sind die Euter. Diese müssen mit Blick auf die Alpung und die Langlebigkeit hoch aufgehängt sein und einen guten Eutersitz aufweisen. Die regelmässigen
Schauerfolge zeigen, dass Toni Brand mit seinem OB-Bestand ein hohes Niveau erreicht hat.
Stierenzüchter und Stierenhalter
Traditionell steht im Betrieb ein Zuchtstier. Aktuell ist dies der dreijährige Rico Remo aus
eigener Zucht. Seine Mutter Gilda – eine Dorian-Tochter – steht in der sechsten Laktation und
hat bereits über 50'000 kg Milch gegeben. Sie erfüllt damit eine Anforderung von Toni Brand an
Stierenmütter hervorragend. „Stierenmütter sollten langlebig sein, tiefe Zellzahlen aufweisen
und selber von langlebigen Kühen stammen. Vor einem Stierenankauf besichtige ich immer die
Mutter und wenn möglich auch die Grossmutter. Ich hole mir zudem die Informationen über die
Ahnen aus dem BrunaNet.”
Bei den zwei bis drei Jungstieren, welche Toni Brand pro Jahr selber aufzieht, kommen die
gleichen Kriterien zum Zug. Neben den Belegungen mit dem eigenen Stier werden immer auch
einzelne Kühe besamt. Im letzten Winter kam so der über die Stierenhalterverei- nigung
angebotene Kai Karlo zum Zug. Die Wahl ?el auf ihn wegen seines guten Fundaments und der
viel- versprechenden Euteranlagen der ersten Kälber.
Gute Leistungen von gesunden Tieren
Mit einem Betriebsdurchschnitt von 6800 kg Milch liegt der Bestand rund 700 kg über dem
Rassemittel des Original Braunviehs. Toni Brand führt diese gute Leistung auf drei Gründe
zurück: Erstens versucht er immer früh zu heuen, weil junges Heu mehr Milch
bringt. Weiter hat der Laufstall mit der möglichen Futteraufnahme rund um die Uhr eine
deutliche Leistungssteigerung gebracht. Zudem ist die gute Milchleistung sicher auch eine
Folge der züchterischen Anstrengungen.
Auch der der für OB-Kühe im Berggebiet starke Eiweissgehalt von 3.4 Prozent und die
vorzüglichen Zellzahlen (35) sind teils züchterisch bedingt. Beide Kriterien werden von Toni
Brand seit Jahren bei den Stieren bzw. den Stierenmüttern stark beachtet. Bei den tiefen
Zellzahlen dürfte aber auch die Melkarbeit eine wichtige Rolle spielen. Der Betriebsleiter achtet
streng darauf, dass das Melkzeug sofort abgehängt wird, wenn eine Kuh fertig gemolken ist.
Zuchtviehverkauf prägt die Lebensleistung
Für einen Bergbetrieb ist der Zuchtviehverkauf ein
wichtiges Standbein. Toni Brand hat sich dank seiner
Zuchtarbeit eine gute Nachfrage nach OB-Tieren
geschaffen. Er geht aber auch auf die Bedürfnisse der
Käufer ein. So enthornt er jeweils einen Teil seiner
Aufzuchtkälber, um der grösser werdenden Nachfrage
nach hornlosen Tieren zu entsprechen. In der Regel
verkauft er hochträchtige oder frisch abgekalbte Rinder. So
bleiben die älteren Kühe länger im Bestand und als Folge
davon steigt die durchschnittliche Lebensleistung im
Bestand. Mit 28'618 kg liegt der Bestand deutlich über dem
Mittel.
Auf dem Bild: Gral-Tochter Monika holte Toni Brand an der OLMA 2010 den Titel bei den OB-Kühen.
Betriebsspiegel
Lage:
Landw. Nutzfläche:
Tierbestand:
Betriebsdurchschnitt
Milchverwertung:
Aufstallung:
Jungvieh:
Fütterung:
Arbeitskräfte:
Der Hof Tal von Toni und Heidi Brand-Inderbitzin liegt am Dorfrand von Spiringen im Urner
Schächental
22.5 ha (davon 12 ha Eigenland) verteilt auf 5 Parzellen mit steiler Hanglage zwischen 1000
und 1250 m ü. M. in der Bergzone 3
14–16 OB-Kühe und 1 Zuchtstier, 10 –11 weibliche Aufzuchtkälber pro Jahrgang und 2–3
Jungstiere ca. 25 Mutterschafe
6798 kg Milch mit 4.0% Fett und 3.4% Eiweiss
60 000 kg Lieferrecht an Emmi-Sammelstelle im Dorf; Rest wird an Aufzuchtkälber vertränkt;
die Alpmilch wird in der Käserei Lipplisbühl zu Alpkäse verarbeitet
Kühe: Laufstall mit 24 eingestreuten Hochboxen;
1×4 Fischgrät-Melkstand
Gruppenboxen auf Tiefstroh
Winter: Grassilage, Heu und Emd, etwas Silomais, Kraftfutter (Energiekombi + Milchviehfutter)
zugeteilt nach Leistung
Frühjahr und Herbst: Weidegang mit etwas Heuzufütterung im Stall
Sommer: Alpung auf Unterstafel Wängi und Hoch- alp Kinzertal auf 1550 bis 2000 m ü. M.
(Heu nur für einzelne Schlechtwettertage)
Betriebsleiterpaar; Zusammenarbeit mit Alois und
Doris Brand mit Kindern
Der 2004 erbaute Stall auf dem Heimbetrieb Tal steht im steilen Gelände.
Text und Bild: Braunvieh Schweiz - Oskar Grüter