Gartenbrief Nr 15-15 - gartenfreunde Berlin

Pflanzenschutzamt Berlin
Berliner Gartenbrief Nr. 15
vom 28.07.2015
Beerenobstpflege nach der Ernte
Schwülheiße Tage mit intensiver Sonne haben in diesem Jahr vielerorts zu Ernteeinbußen bei
Himmbeeren, Stachel- und Johannisbeeren geführt. Die Früchte waren verkocht und selbst für eine
Verarbeitung meist ungeeignet. Nach der Ernte ist der richtige Zeitpunkt, um durch fachgerechte
Pflege die Pflanzen für einen guten Ertrag im nächsten Jahr vorzubereiten.
Rotpustelpilz
pilzliche Blattflecken an Johannisbeeren
Rost an Johannisbeere
An erster Stelle stehen Hygienemaßnahmen: nicht geerntete Beeren sind konsequent zu entfernen.
Sie würden Überdauerungsstadien von Pilzen in die nächste Saison „mitschleppen“ und auch die
Vermehrung der gefürchteten Kirschessigfliege begünstigen. Johannisbeeren werfen schon jetzt ihr
Laub ab, wenn es mit pilzlichen Blattfleckenerregern infiziert ist, ebenso bei Rostbefall. Um eine erneute Blattinfektion im nächsten Frühjahr zu verhindern, muss dieses Laub spätestens im Herbst entsorgt werden.
Alle beschädigten und abgestorbenen Triebe sind jetzt zu entfernen, ein besonders auffälliger Hinweis auf Totholz ist der Befall mit Rotpusteln.
Eine gute Luftzirkulation beugt Pilzerkrankungen vor. Bei Stachel- und Johannisbeeren reichen 5 – 7
kräftige Hauptäste. Überflüssige, kranke und vergreiste Triebe werden bodennah abgeschnitten. Stellt
man dabei hohle Zweige fest, muss auf einen Befall durch holzbewohnende Insektenlarven, wie z.B.
Glasflügler oder Prachtkäfer geschlossen werden.
verkochte Himbeerfrüchte
Himbeerrutenkrankheit
Prachtkäfer
Auch abgeerntete Himbeerruten werden jetzt bodennah abgeschnitten, da bei den sommertragenden Sorten die jungen Triebe den besten Ertrag liefern. Ruten, die deutlich sichtbare einseitige Verdickungen zeigen, sind zu entfernen, da in diesen Gallen bis zum nächsten Frühjahr die Himbeergallmückenlarven leben.
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Bei den Schnittarbeiten ist darauf zu achten, dass die gesunden, jungen Ruten nicht verletzt werden,
um keine Eintrittspforten für die Himbeerrutenkrankheit zu schaffen. Diese Pilzerkrankung ist an dunkelvioletten Rindenflecken zu erkennen. Bei herbsttragenden Sorten werden nach der Ernte alle Ruten abgeschnitten, da die im Frühjahr wachsenden Ruten bereits im Herbst Früchte tragen.
Eine Unkrautbekämpfung mit der Hacke rund um das Beerenobst sollte besser unterbleiben, hier ist
Handarbeit angesagt, um die Triebe nicht zu beschädigen. Auch beim Rückschnitt müssen die verbleibenden noch empfindlichen Jungtriebe geschont werden, um keine Eintrittspforten für Krankheiten
und Schädlinge zu schaffen.
Beerenobst wurzelt flach, daher darf der Boden nur oberflächlich bearbeitet werden. Eine Mulchschicht rund um die Sträucher und längst der Reihen verbessert das Bodenleben und verringert die
Verdunstung. Für eine Düngung ist es jetzt zu spät, die sollte für das nächste Frühjahr fest eingeplant
werden.
Gesunde Äpfel durch Hygiene und Auspfücken!!!
durch Fruchtfäule geschädigte Äpfel
Apfel mit Schorf und
Apfelwicklerbefall
Verkrüppelte Äpfel durch Saugtätigkeit von Blattläusen und
Wanzen
Die gegenwärtige Witterungslage (Wärme und immer wieder mal Feuchtigkeit durch Taubildung oder
kurze Schauer) begünstigt den Befall durch Fruchtfäulen am Obst. Die Fruchtfäulepilze sind nicht auf
eine Obstart spezialisiert, sondern infizieren Kirschen, Pflaumen, Aprikosen, Apfel usw. bei vorhanden Bedingungen (siehe Berliner Gartenbrief Nr. 14 -2015) gleichermaßen. Deshalb ist es jetzt unbedingt erforderlich, alle faulen Früchte abzupflücken, heruntergefallene aufzusammeln und abgedeckt
zu kompostieren oder einzugraben. Auch sind verletzte Früchte durch Insektenfraß (Apfelwickler,
Wespen, …), Früchte mit Apfelschorf und durch Wanzen und Blattläuse verkrüppelte Früchte herauszunehmen. An Bäumen mit starkem Fruchtbehang ist es empfehlenswert, eine Fruchtausdünnung
vorzunehmen, um mechanische Schädigungen durch Reibung zu reduzieren. All diese Maßnahmen
tragen dazu bei, die Fruchtfäule an Äpfeln und auch Birnen vorbeugend einzudämmen
Wichtig!!! Obst an den Bäumen ist dringend abzuernten, nicht hängen lassen.
Dies vermindert nachhaltig die Ausbreitung und längerfristige Ansiedlung von Schadorganismen
wie z.B. Essigfliegen, Fruchtfliegen, Pilzkrankheiten im Garten.
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Insektenbefall an Gemüse und Kartoffeln kontrollieren
Kartoffelkäfer auf Kartoffel und Aubergine
Kohlmottenschildlaus
Einige Insekten machen derzeit noch Probleme im Garten.
Wanzen stechen an heißen, trockenen Tagen Paprika und Kräuterarten an. Die entstandenen Einstiche entwickeln sich zu größeren Löchern. Die Pflanzen treiben meist gesund wieder durch, auch Blüten werden normal gebildet.
Die Kohlmottenschildlaus hat mit der Besiedlung des Rosenkohls, Grünkohls, Wirsingkohls begonnen. In den letzten Jahren entwickelte sich ein sehr starker Befall. Sofern eine befallsarme Kohlernte
gewünscht wird, könnte jetzt z.B. mit Neudosan (Fettsäuren, Kaliseife) zweimal im Abstand von 7 bis
14 Tagen behandelt werden, um eine starke Populationsentwicklung zu unterbinden.
Saugschäden von Zikaden an Rosmarin und Minze
Blattkäferfraß an Kräutern
Zikaden saugen an heißen Tagen besonders gern an Kräutern. Bei starkem Befall schneidet man die
Pflanzen zurück, sie treiben dann gesund wieder durch. Eine Anwendung von Pflanzenschutzmitteln
ist nicht erforderlich.
Kartoffelkäfer und seine Larven fressen jetzt an Kartoffeln, es kommt teilweise zu Kahlfraß. Aber auch
Auberginen gehören zu den Wirtspflanzen. Larven und Käfer müssen jetzt unbedingt abgesammelt
werden, der Käfer überwintert im Boden und kann dann im nächten Jahr erneut zum Problem werden.
Andere Blattkäferarten (schwarz-grün-metallisch glänzend) können an Kräutern fressen, auch hier
sind die Käfer und Larven abzusammeln und die Pflanzen gegebenenfalls zurückzuschneiden.
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Weißer Rost an Polsterstauden
An Steinkraut (Alyssum sp.) und Blaukissen fallen zurzeit deformierte Blätter auf, die auf der Blattoberseite kleine hellgelbe
Flecken haben, die mit der Zeit bräunlich werden und sich aufwölben. Blattuntereits sind dicke weiße Pusteln gut erkennbar,
aus denen kreideweiße Sporen ausstäuben.
Trotz des deutschen Namens gehört der Weiße Rost (Albugo
candida) systematisch betrachtet zu den Falschen Mehltaupilzen. Er befällt auch andere Kreuzblütler wie Goldlack, ebenso
Meerrettich und verschiedene Kohlarten sowie Wildkräuter (Hirtentäschel, Silberblatt). Die Sporen des Weißen Rostes überdauern an den Pflanzen und dem abgestorbenen Gewebe.
Deshalb müssen befallene Pflanzenteile entsorgt werden, ein
Standortwechsel senkt den Befallsdruck, Kreuzblütlerunkräuter Weißer Rost an Steinkraut
sollten ferngehalten werden.
Übrigens…
…wenn Sie sich bei der Pflege Ihrer Fuchsien aus dem
Laub heraus beobachtet fühlen, dann handelt es sich um
die Raupe des Mittleren Weinschwärmers. Besonders auffällig sind die vier Augenflecken am vorderen Körper der
Raupen, mit denen Fressfeinde abgeschreckt werden sollen. Die anfangs grünen Raupen färben sich über braun bis
schwarz und werden bis zu 8 cm lang. Der für Schwärmer
typische Dorn am Hinterende ist eher klein. Sie sind dämmerungsaktiv und verbergen sich über Tag im Boden, daher fallen zunächst nur die Fraßschäden an Fuchsien auf.
Ihre Hauptfutterpflanze sind Weidenröschen (Epilobium
angustifolium und E. hirsutum). Aus den Raupen entwi- Raupe des Mittleren Weinschwärmers
ckeln sich sehr hübsche Schwärmer, die in der Dämmerung wie Kolibris schwirrend Nektar aus
Phloxblüten saugen, ein beeindruckendes Schauspiel! Da es im Allgemeinen zu keinem Massenauftreten der Larven kommt, kann man sie tolerieren. Sie können problemlos auf Weidenröschen umgesetzt werden.
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