Fachtagung Frühe Hilfen im Saarland – Rolle der Ärzteschaft Frühe Hilfen im Saarland Rahmenbedingungen und Strukturen Renate Klein Saarbrücken, 7. Oktober 20115 Gliederung Konzept Frühe Hilfen Rahmenbedingungen Bisherige Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene Umsetzung der Frühen Hilfen auf Landesebene 108 Kinder wurden laut Polizeilicher Kriminalitätsstatistik (PKS) 2014 durch Gewalt getötet. Weitere 4.204 wurden Opfer von Misshandlungen. Hohe Dunkelziffer Ausgangssituation UNICEF 2013: 50 000 bis 500 000 Kinder und Jugendliche sind in Deutschland von irgendeiner Form von Gewalt betroffen Esser 2000 5% -10% aller Kinder wachsen in Familien auf mit dem Risiko der Vernachlässigung ? Prävention durch Frühe Hilfen d.h. im sehr frühen Kindesalter, wenn Probleme noch überschaubar sind Systematisch und früh Zugang zu Familien finden Belastungen und Risiken frühzeitig erkennen Familien beraten Familien zur Annahme von Hilfen motivieren Hilfen an(2011) Bedarfe von Familien anpassen Entwicklung von Familien nachhaltig begleiten Professionsübergreifend zusammenarbeiten Erkennen Beraten Unterstützen Quelle NHRZ modifiziert Voraussetzung für Akzeptanz der Frühen Hilfen Freiwilligkeit Wertschätzende Haltung Transparenz Partizipation Keine Ermittlungstätigkeit Zeit (2011) Grenzen der Frühen Hilfen Kinderschutz Eltern benötigen regelmäßige und längerfristige Unterstützung Fehlende Motivation der Eltern zur Veränderung belastender Situationen Gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung Voraussetzung zur Umsetzung Früher Hilfen Gesundheitsprofessionen sehen Kinder früh und systematisch Sensibilisieren für psychosoziale Risiken Hilfen und Hilfesysteme kennen Eltern zur Annahme von Hilfen motivieren Jugendhilfe noch oft als Eingriffsbehörde verstanden Präventiven Ansatz der Jugendhilfe kommunizieren Zusammenarbeit(2011) zwischen Gesundheits- und Jugendhilfe und mit weiteren Akteuren vor Ort Zusammenarbeit verbessern Wissen um Möglichkeiten und Grenzen der anderen Akteure Niedrigschwellige Anlaufstellen schaffen Präventive, passgenaue, nicht stigmatisierende Angebote Bundesebene: Maßnahmen zur Verbesserung des Kinderschutzes Bundesratsinitiativen der Länder, 2 Kindergipfel 2006: Verbesserung der Teilnahme an Kinderfrüherkennungsuntersuchungen Frühe Hilfen: Nationales Zentrum Frühe Hilfen (BZGA und DIJ) 10 Modellprojekte bundesweit ab 2007-2010 Regelungen zur Prävention im KJHG (2011) Bundeskinderschutzgesetz 2012 mit Bundesinitiative 2013-2015 -2017: Bundesweite Etablierung der Frühe Hilfen Präventionsgesetz 2015: u. a. Beratung über präventive Angebote Saarland: Maßnahmen zur Verbesserung des Kinderschutzes Verbesserung der Teilnahme an Kinderfrüherkennungsuntersuchungen (Gesetz zum Schutz der Kinder von Vernachlässigung, Missbrauch und Misshandlung) Frühe Hilfen: 2007 - 2012: „Keiner fällt durch s Netz“ aufsuchende Arbeit der Familienhebammen/SMA, Elternkurse „Das Baby verstehen“, Netzwerke für Eltern Bundeskinderschutzgesetz 2012 mit Bundesinitiative 2013-2015 -17: (2011) Frühe Hilfen im Saarland: Ehrenamt einbinden, Schnittstellen zu Kindertageseinrichtung Schnittstellen zu Frühförderstellen Präventionsgesetz 2015: ? Kinderuntersuchungen als Teil der Frühen Hilfen Standardisiertes Screening auf psychosoziale Risiken 2007 gefordert Durch GBA bisher abgelehnt: keine erprobten Erfassungsmethoden Regelungen in den Kinderrichtlinien: „Bei erkennbaren Zeichen einer Kindesvernachlässigung/-misshandlung hat der untersuchende Arzt die notwendigen Schritte einzuleiten (Allgemeines Ziffer 5)“ Untersuchung: (2011) Hinweise auf u.a. Entwicklungsund Verhaltensstörungen, Sprachentwicklung bei Frühgeburten: nicht altersentsprechende Entwicklung in allen Bereichen, Ernährung, Mundhygiene, zur Umsetzung empfohlener Maßnahmen Elternbefragung: Sind unzufrieden mit Entwicklung und Verhalten (ab U3) Präventionsgesetz: NEU § 26 Abs.1 (Kinderuntersuchungen) Versicherte Kinder und Jugendliche haben bis zur Vollendung des achtzehnten Lebensjahres Anspruch auf Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten, die ihre körperliche, geistige oder psychosoziale Entwicklung in nicht geringfügigem Maße gefährden. Die Untersuchungen beinhalten auch (2011) • Erfassung und Bewertung gesundheitlicher Risiken • Überprüfung der Vollständigkeit des Impfstatus • für beide Aspekte: abgestimmte präventionsorientierte Beratung • Informationen zu reg. Unterstützungsangeboten für Eltern und Kind Struktur Frühe Hilfen im Saarland NZFH (Bundesebene) Beirat Landeskoordinierungsstelle Fortbildung, Qualitätsssicherung, Koordination BundLand - Kommune Koordinierungsstelle in jedem Landkreis Gesundheitshilfe und Jugendhilfe Kinderärztin und Sozialarbeiterin Kinderkrankenschwestern und Familienhebammen (Gesundheitsamt) (Honorarbasis) Vorgehen Frühe Hilfen im Saarland Gynäkologen, Hebammen, Geburtshilfliche Teams, niedergelassene Ärzte Screening auf psychosoziale Belastungen, Vernachlässigung Koordinierungsstelle in jedem Landkreis Gesundheit & Jugendhilfe Kinderärztin und Sozialarbeiterin Beratung, Fallfindung , Einleitung von Hilfen, Weitervermittlung an andere Systeme Schaffung lokaler passgenauer Angebote in Abstimmung mit bestehenden Angeboten Vernetzung der Professionen: Netzwerkkonferenzen zur Fortbildung und Erfahrungsaustausch Institut für Psychosomat. Kooperationsforschung und Familientherapie & Ministerium für Arbeit, Familie, Prävention, Soziales u. Sport; 2011 Leistungen der Frühen Hilfen im Saarland Teilnahme an allen Früherkennungsuntersuchungen liegt seit 2009 über 98% 120 Gesundheitsprofessionen haben sich zur Durchführung des Elternkurses „das Baby verstehen“ als Multiplikatoren qualifiziert Ca. 400-500 Familien wurden pro Jahr den Koordinatorinnen gemeldet Über 2000 Familien erhielten bisher aufsuchende Hilfen: Fasst 30 000 Hausbesuche: Kinder bis 1 Jahr durch (2011) Familienhebammen und Kinderkrankenschwestern In allen Landkreisen finden jährlich 1-2 mal Netzwerkkonferenzen statt Ab 2013: Verbesserung der Zusammenarbeit mit Frühförderstellen und Kindertageseinrichtungen (Modellprojekte in 6 Kitas)Gewinnung von Ehrenamtlichen zur Unterstützung belasteter Familien Insgesamt wurden 2014 Familien von 642 Kinder beraten bzw. betreut. 403 Kinder wurden neu bei den Frühen Hilfen gemeldet Neu in die Betreuung aufgenommen wurden 281 Kinder Die Betreuung wurde bei 325 Kindern beendet Hausbesuche: 3291 durch Familienhabammen 703 durch Kinderkrankenschwester: (2011) Betreuungsdauer: 43% bis 3 Monate, 25 % 4-6 Monate, 20% 7-9 Monate. Direkt weitergeleitet an andere Hilfen wurden 63 Familien Nach Abschluss der Betreuung wurden an 114 Familien an andere Stellen weitergeleitet. Meldende an die Koordinierungsstellen Frühe Hilfen 642 Kinder Zusammenfassung Vernachlässigung, Missbrauch und Misshandlung findet sich gehäuft in belasteten Familien Frühe Hilfen sind ein niedrigschwelliges präventives Angebot für belastete Familien Im Saarland sind in den Landkreisen und im Regionalverband Ärztinnen und Sozialarbeiterinnen in den Koordinierungsstellen Ansprechpartner für Ärztinnen und Ärzte, für die Eltern und andere Akteure Regionale Netzwerktreffen fördern die Kooperation mit anderen Diensten und Institutionen und zeigen deren Möglichkeiten und Grenzen (2011) Die Kinderuntersuchungen werden um ein psychosoziales Screening ergänzt. Als Ärztinnen und Ärzte sehen Sie Säuglinge und Kleinkinder bei unterschiedlichen Anlässen. Erkennen und fragen Sie nach psychosozialen Belastungen. Motivieren Sie Eltern, Beratung und Hilfen anzunehmen Arbeiten Sie mit den Frühen Hilfen zusammen Frühe Hilfen im Saarland www.fruehe-hilfen.saarland.de (2011)
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