Ausbildung |3 ZEIG DICH! „Je mehr Vergnügen du an deiner Arbeit hast, desto besser wird sie bezahlt.“ Mark Twain, Schriftsteller Wer nächstes Jahr mit der Ausbildung, dem Studium oder sogar Beidem beginnt, überlegt sich am besten heute schon, was ihm Spaß macht. Zwar werden sich im Laufe einer Karriere immer wieder Türen öffnen, mit d enen so heute nicht zu rechnen ist – trotzdem sollte der erste Schritt gerade bei Lehrberufen Sinn machen. Das Abschlusszeugnis, das Gespräch mit Eltern, Freunden und Lehrern, seine Träume und das eigene Bauchgefühl sind die Zutaten für die richtige Wahl. Um Antworten zu finden, ist es aber ebenso wichtig zu wissen, welche Möglichkeiten es gibt. Das Magazin ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung ZEIGT DIR!, was Dich in der Arbeits- und Studienwelt erwartet. Und wer Dir helfen kann, Deinen Traum-Beruf zu finden. In Nordrhein-Westfalen sind die Möglichkeiten zu studieren oder sich ausbilden zu lassen übrigens hervorragend. Die Hochschulen genießen bundesweites Renommee. Traditionelles Handwerk und Schwerindustrie gibt es ebenso wie internationale Konzerne und innovative Weltmarktführer in Familienhand. Und viele davon suchen Auszubildende. Einige Firmen ZEIGEN sich hier sogar direkt im Heft. ZEIG DU Individualität, Selbstbewusstsein und Motivation! Viel Erfolg bei der Suche nach dem richtigen Ausbildungs- oder Studienplatz Constanze von Gerkan, Christian Leetz, Sven Schneider Danke an Zeus für die Unterstützung des Magazins. IMPRESSUM INHALT FUNKE Mediengruppe NRW WAZ | NRZ | WR | WP | IKZ Die Top Ten der Ausbildungsberufe in NRW 4 Lebenslauf: Das ganze Leben auf einer Seite 6 Kaffee kochen war gestern: Warum ein Praktikum sinnvoll ist 8 Jahresplanung: Wann welcher Bewerbungsschritt Sinn macht 10 Wissen ist Macht: Was man über einen Arbeitgeber wissen sollte 12 Die letzte Hürde: Das Bewerbungsgespräch 14 Redaktion Sven Schneider, 0201 - 804 16 58 Interview: Im Gespräch mit Thomas Birkner 16 Grafik und Illustration Nane Weber, blickheben.de Die Fallen von Facebook & Co. 18 Ausbildungsmigranten: Warum sich Pendeln lohnt 20 Keine Angst vor der Arbeitsagentur: Wie Experten helfen 22 Verlag FUNKE Medien NRW GmbH | Friedrichstraße 34–38, 45128 Essen, Sitz Düsseldorf | Registergericht Düsseldorf HRB 68934 Telefon +49 (0)201 - 80 40 | Fax +49 (0)201 - 804-23 52 Geschäftsführer Manfred Braun, Michael Wüller Verantwortlich für Anzeigen Markus Röder (V.i.S.d.P.) | Telefon 0201 - 804 63 95 [email protected] | www.derwesten.de | www.westseller.de Produktmanagement & Konzeption Constanze von Gerkan, 0201 - 804 24 86 Objektleitung Content & Realisation Christian Leetz, 0201 - 804 29 18 Kooperationspartner ZeusMedienwelten | Harald Heuer Druck Griebsch & Rochol Druck GmbH 4| ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung Wo die Zukunft wartet Die Top Ten der Ausbildungsberufe und Studiengänge im Jahr 2014 Ausbildungsberufe Mädchen 1. Kauffrau für Büromanagement 2. Medizinische Fachangestellte 3. Industriekauffrau 4. Zahnmedizinische Fachangestellte 5. Kauffrau im Einzelhandel 6. Verkäuferin 7. Friseurin 8. Bankkauffrau 9. Kauffrau im GroSS- und Einzelhandel 10. Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk Von Sven Schneider Jungs 1. Kraftfahrzeugmechatroniker 2. Industriemechaniker 3. Elektroniker 4. Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik 5. Fachinformatiker 6. Kaufmann im Einzelhandel 7. Industriekaufmann 8. Kaufmann im GroSS- und Einzelhandel 9. Elektroniker für Betriebstechnik 10. Kaufmann für Büromanagement Quelle: Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen Die Frage nach der richtigen und passenden Ausbildung ist immens wichtig, denn sie bestimmt mitunter die nächsten mehr als vierzig Jahre des Lebens. Deswegen sollte man auch besonders kritisch sein. Wo liegen die persönlichen Neigungen, Stärken und Interessen? Dabei muss jeder beachten, dass sich Berufe immer wieder wandeln, alte Berufsbilder wegfallen und neue hinzukommen. Gab es 1971 noch 606 anerkannte Ausbildungsberufe, lag diese Zahl im Jahr 2014 bei 330. Dies ist vor allem der Technisierung und damit einhergehenden neuen Aufgaben geschuldet: Konnte sich vor 40 Jahren ein Kraftfahrzeugmechaniker noch ausschließlich auf das Schrauben an Autos im ölverschmierten Blaumann konzentrieren, müssen heute allerlei digitale Diagnosegeräte vor einer Reparatur bedient werden können. Auch die Sekretärin rückt nicht mehr nur noch zum Diktat aus, sondern muss nahezu alle Dinge im Büro regeln und organisieren können. Darüber hinaus bietet sich in vielen Berufen die Möglichkeit, das in der Ausbildung erlernte Fachwissen noch über Weiterbildungen zu spezialisieren und weitere Nischen zu besetzen. So werden Fotografen mittlerweile oftmals in den Schwer- punkten Porträt-, Produkt-, Industrie- oder Modefotografie eingesetzt – entsprechende Kenntnisse und Fortbildungen vorausgesetzt. An den Hochschulen geht es noch ein wenig differenzierter zu. Deutschlandweit werden rund 13 400 unterschiedliche Studiengänge angeboten. Ebenso wie bei den Ausbildungs berufen gibt es allerdings einige Fächer, die entweder bei Mädchen oder Jungs beliebter und begehrter sind als andere – wie folgende Auflistung verdeutlicht. Studiengänge Mädchen 1. Betriebswirtschaftslehre 2. Germanistik 3. Medizin 4. Rechtswissenschaften 5. Pädagogik 6. Anglistik 7. Biologie 8. Wirtschaftswissenschaften 9. Psychologie 10. Mathematik Jungs 1. Betriebswirtschaftslehre 2. Maschinenbau 3. Informatik 4. Elektrotechnik 5. Rechtswissenschaften 6. Wirtschaftsingenieurwesen 7. Wirtschaftswissenschaften 8. Medizin 9. Wirtschaftsinformatik 10. Physik Quelle: StudyCheck |5 6| ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung |7 Türöffner fürs Berufsleben Warum ein Praktikum sinnvoll ist Startschuss fällt in der Schule Erste Bekanntschaft mit dem Praktikanten-Dasein macht man meist im Rahmen von zwei- oder dreiwöchigen „Schülerbetriebspraktika“, die im Unterricht vor- und nachbereitet werden sollten. So lästig sie für den ein oder anderen auch sein mögen – sie können durchaus sinnvoll sein, um außerhalb des geschützten Raums Schule den Arbeitsalltag kennenzulernen. Kaffee kochen und Dokumente kopieren – so stellen sich noch immer viele den Alltag von Praktikanten vor. Doch ein gutes Praktikum fordert mehr von Schülern und Studenten. Und bietet so echte Orientierung fürs Berufsleben. VON SVEN SCHNEIDER Es gibt keine schlechten Praktika Praktischer Nebeneffekt: Man findet seine Vorstellungen vom Traumberuf entweder bestätigt oder stellt fest, dass man sich ein völlig falsches Bild gemacht hat. Das ist dann allerdings kein Grund zur Panik: „Auch ein Praktikum, bei dem ich danach weiß, dass ich diesen Beruf später auf keinen Fall ausüben möchte, war ein erfolgreiches Praktikum“, sagt Christine Bömken, die für das konzernweite Personalmarketing bei Evonik zuständig ist. Schließlich lassen sich so gravierende Fehlentscheidungen vermeiden und man hat die Möglichkeit, sich rechtzeitig noch einmal neu zu orientieren. Kopieren sollte die Ausnahme bleiben Leider wissen manche Betriebe mit den ungelernten, oft minderjährigen Praktikanten nicht allzu viel anzufangen. Dennoch sollte sich auch ein Schüler nicht scheuen, den Arbeitgeber um ordentliche Betreuung zu bitten. Je nach Branche sollte es zumindest möglich sein, bei verschiedenen Arbeiten zuzusehen und unter Aufsicht selbst kleinere Tätigkeiten zu verrichten. „Drei Wochen mit Kopieren, Kaffee kochen und Ähnlichem zu verbringen ist frustrierend und für beide Seiten wenig sinnvoll“, sagt auch Bömken: „Praktikanten sollten nach einer gewissen Einarbeitungszeit auf jeden Fall eigene Aufgaben und Verantwortung übernehmen, um sich in dem Berufsfeld tatsächlich erproben zu können.“ Dass da auch mal die eine oder andere Seite kopiert werden muss, ist in Ordnung, so lange das Arbeitsspektrum dem Praktikanten noch andere Dinge zu bieten hat. Netzwerke helfen beim Karrierestart Auch nach dem Schulabschluss können Praktika wichtige Orientierungshilfen bieten oder die Chance, Erfahrungen in einem bereits bekannten Bereich zu vertiefen, zumal oft noch Zeit bis zum Studien- oder Ausbildungsbeginn überbrückt werden muss. Gerade für Schulabsolventen, die einen Ausbildungsplatz suchen, stehen die Chancen gut, eine Stelle in dem Betrieb zu bekommen, in dem sie zuvor durch ein Praktikum einen guten Eindruck hinterlassen konnten. Die Sache mit dem Mindestlohn Auch wenn ein Praktikum nicht in erster Linie dafür da ist, Geld zu verdienen, nimmt man eine Vergütung natürlich gerne mit. Hier spielt auch das neue Mindestlohngesetz eine Rolle. Absolviert man das Praktikum freiwillig und dauert es länger als drei Monate, wird die Arbeit mit dem Mindestlohn vergütet. Absolvieren Studenten allerdings ein Pflichtpraktikum oder hat es gar keinen Bezug zum Studium, gehen sie leer aus. Bezahlte Praktika sind meist ergiebiger Bieten Unternehmen dennoch von sich aus eine Vergütung an, spricht das in der Regel auch für die Qualität des Praktikums. Für Daniel Schütt, einen der Gründer des Internetportals meinpraktikum.de, gibt es jedenfalls einen direkten Zusammenhang zwischen dem gezahlten Praktikantengehalt und den anfallenden Tätigkeiten. Dies habe eine große Praktikantenstudie in der Vergangenheit gezeigt, so Schütt: „Wir denken schon, dass jemand, der mehr zahlt, den Praktikanten auch vernünftige Aufgaben gibt. Da stelle ich jemanden nicht den ganzen Tag an den Kopierer.“ Foto: Fotolia Weg zum Praktikum Die Bundesagentur für Arbeit informiert auf der Seite www.planet-beruf.de umfangreich über das Thema Praktikum. Über den Link der Jobbörse finden sich Praktikumsstellen – und ein Test verrät, für welche Art Praktikum man sich bewerben sollte. Bundesweite Angebote zu Praktika jeder Art finden sich auch auf der Internetseite www.stellenanzeigen.de. Über Filter lässt sich die Suche eingrenzen. Um zu sehen, welche Erfahrungen andere mit einem bestimmten Praktikumsplatz gemacht haben, lohnt ein Blick auf die Seite www.praktikum.de. Und die angebotenen Stellen sind vielfältig: Neben Betrieben und großen Konzernen finden sich auch Vereine und Verbände. Weitere Highlights sind Angebote für Auslandspraktika, Infos zu Honorierung und Bezahlung sowie zahlreiche Bewerbungstipps. ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung LETZTE RUNDE JULI JUNI MAI APRIL 2017 MÄRZ FEBRUAR JANUAR Nach den letzten Weihnachtsferien sollten die ersten Zusagen ins Haus flattern. Wenn aber nur Absagen im Briefkasten landen, ist spätestens jetzt der Zeitpunkt für eine Berufsberatung. Vielleicht ist es notwendig, den ursprünglich gefassten Berufswunsch zu überdenken – und noch einmal Alternativen ins Auge zu fassen. Schließlich müssen die Bewerbungen für diese Stellen auch raus. DEZEMBER AUGUST JULI JUNI MAI APRIL 2016 Mehr Infos zum richtigen Timing und Tipps rund um den Weg zur Ausbildung: PROST NEUJAHR NOVEMBER Wenn der Hase die Eier liefert, ist die beste Zeit, sich um das Anschreiben, den wichtigsten Teil und Türöffner, zu kümmern. Dafür sucht man sich die Firmen heraus, bei denen man sich bewerben will. Um die Zeit bis zum Absenden der Bewerbung und eventuelle Antworten zu überbrücken, lohnt die Vorbereitung auf kommende Auswahltests – aber auch ein Praktikum für die Sommerferien könnte jetzt angegangen werden. Danach gehen die Bewerbungen raus. Sobald man das Sommerzeugnis in der Hand hält und bevor das letzte Schuljahr anbricht, beginnt die Bewerbungsphase für schulische Ausbildungen sowie für kleine und mittlere Betriebe. Spätestens jetzt sollte man sich auf Vorstellungsgespräche vorbereiten. Wichtig: Wer einen Beruf erlernen will, für den nur an einer Berufsfachschule ausgebildet wird, informiert sich jetzt beim Arbeitsamt über Adressen, Ansprechpartner und Termine. Und zu guter Letzt: Vielleicht zweifelt man an seinen ursprünglichen Zielen – dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich Alternativen zu überlegen. SEPTEMBER OSTERFERIEN MÄRZ FEBRUAR Der Frühling nach den vorletzten Weihnachtsferien hat es in sich: Je nach Branche, beispielsweise bei Versicherungen, Banken oder großen Firmen, startet der Bewerbungs beginn – und zwar für eine Ausbildung ab Sommer des nächsten Jahres. Auch wer sich bei Ämtern oder im öffentlichen Dienst – also der Stadtverwaltung oder Bundesbehörden – für eine Ausbildung bewerben will, sollte jetzt die erste Stufe zünden. Wer sich noch unsicher ist, welchen Beruf er ergreifen will, schaut sich Jobbeschreibungen an, spricht mit Eltern, Freunden und auch Lehrern oder informiert sich bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur. Deren Feedback gleicht man dann mit den eigenen Wünschen ab. Zuerst ein Bewerbungstraining machen, und dann die Unterlagen zusammenstellen. Zeugnisse, Bescheinigungen natürlich sowieso – aber auf jeden Fall schon einmal den Lebenslauf schreiben und für das Bewerbungsbild zum Foto grafen gehen. |9 kein stress WANN WELCHER BEWERBUNGSSCHRITT SINN MACHT IM FRÜHJAHR ZU WERKE OKTOBER 8| 10 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung Pimp your Profile Fallen bei Facebook & Co. Soziale Netzwerke sind für viele Nutzer eine Art virtuelles Wohnzimmer: Hier teilen sie Fotos, posten Videos und tauschen sich mit Freunden aus – bestes Material für Personalchefs, um sich einen ersten Eindruck vom Bewerber zu machen. Worauf man bei seiner virtuellen Visitenkarte achten sollte. TIPPS FÜR EINEN LUPENREINEN AUFTRITT IM INTERNET Seriöser Auftritt Wie bei der eigentlichen Bewerbung gilt auch hier: Der erste Eindruck prägt. Was sofort auffällt, ist das Profilbild – und wenn dort ein Mensch mit wirrer Frisur, Grimassen oder in unvorteilhafter Pose dem Betrachter entgegen springt, ist das ein schlechter Einstieg. Ein sympathisches und ordentliches Profilbild ist allemal besser. Auch der Profilname ist bedeutend: Bezeichnungen wie „HullaTrulla83“ oder „Glücksbärchen“ wirken unseriöser und unreifer als ein Klarname. EGO-GOOGELN Einfach mal nach dem eigenen Namen suchen und kontrollieren, welche Fußspuren man im Netz hinterlässt. So mancher wird erstaunt sein, was er da findet. Gute Umgangsformen auch online MASKIEREN Personaler achten auch darauf, wie jemand kommuniziert. Wer also in seinen Profil-Beiträgen oft flucht oder die Fäkalsprache benutzt, stellt sich in kein gutes Licht. Generell sollte auch im Netz eine gewisse Art von Respekt vorherrschen. Wer also auf die Beiträge anderer Nutzer antwortet, sollte dies wenigstens neutral tun, wenn nicht sogar höflich. Die Privatsphäre-Funktionen der Netzwerke nutzen und klar definieren, wer was sehen darf und was nicht – sowohl Bilder als auch Einträge. SÄUBERN Die eigene Facebook-Seite untersuchen, ob kritische Likes getätigt wurden und somit auch auf dem Profil auftauchen. Der lokale Kaninchenzüchterverein oder die Pfadfinder sind generell unproblematisch – ganz im Gegensatz zum neuesten Ego-Shooter, einem Splatter-Film oder dem Lieblings-Skandal-Rapper. Generell sollten Inhalte mit Sex und Gewalt nicht auf der Seite zu sehen sein. Partyfotos einkassieren ANPASSEN Vorsicht bei Kommentaren Wer sich über ehemalige Lehrer oder die Eltern ärgert, sollte seinen Frust nicht auf der eigenen Facebook-Seite auslassen – und wenn, dann nicht in abwertender Weise. Auch politische Äußerungen sind heikel: Schließlich weiß man nie, wo der Personalchef bei einer Wahl sein Kreuzchen macht und wie er mit anderen Einstellungen umgeht. Ein weiterer Kardinalfehler: Oft teilen Bewerber ihren Facebook-Freunden die Eindrücke Fotos: istockphoto Mag ja sein, dass die Party vom vergangenen Wochenende ausschweifend war – doch Bilder davon gehören im Sinne eines seriösen Auftritts nicht auf die eigene Profilseite. Ebenso wenig Schnappschüsse aus dem Urlaub oder eventuell sogar Fotos von Drogenkonsum. Kein Personalchef steht darauf, wenn der Bewerber ihn mit blutunterlaufenen Augen scheel angrinst. Deswegen sollten im Vorfeld einer Bewerbung diese Motive vom eigenen Profil verschwinden. Wer solche Bilder besitzt und diese aber Partout nicht von seiner Profilseite löschen will, kann über die Privatsphäreeinstellungen festlegen, wer sie zu sehen bekommt – auf keinen Fall die breite Öffentlichkeit. Wurde man auf solchen Bildern von Freunden auf deren Profilseiten markiert und abgebildet, sollte man sie auffordern, diese zu entfernen. Dabei kann man sich auf das Recht am eigenen Bild berufen, denn Fotos, auf denen eine Person abgebildet ist, dürfen nicht ohne Zustimmung dieser verbreitet oder genutzt werden. | 11 von einem Bewerbungsgespräch brühwarm mit. Aber sollte ein Personaler nach einem Gespräch noch einmal auf das Profil des Bewerbers klicken und dann Dinge lesen wie: „Der fette Chef hat echt beschissene Fragen gestellt“ oder „Ich hab‘ denen die Tasche voll gelogen“, dürften die Chancen enorm sinken, den Ausbildungsplatz zu bekommen. Für positive Retouren oder Lob allerdings gilt das nicht: Welcher Chef hört nicht gern, dass die Gesprächssituation eine angenehme war? Falls vorhanden, den Lebenslauf im Profil auf den der Bewerbung abstimmen. Wenn in der schriftlichen Bewerbung für den kommenden Arbeitgeber Stationen fehlen oder andere stehen als im Netz, ist das ein klarer Makel. GEGENLESEN Auch wenn man es nicht mag: Die eigenen Eltern sind geeignete Ratgeber, was das eigene Profil anbetrifft. Was ihnen schräg vorkommt, sehen Personalchefs ähnlich. Eltern sollten vor der Bewerbung noch mal draufschauen. 12 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 13 Geht gar nicht! Wer sich zu benehmen weiß, erspart sich viele Fettnäpfchen. Tipps für Azubis in den ersten Tagen. Von Lea Sibbel Die Schule ist geschafft, die Lehrstelle gefunden und der Vertrag unterschrieben: Eigentlich ist das Schlimmste damit überstanden. Aber Achtung: Auf Azubis warten am Anfang der Lehre jede Menge Fettnäpfchen. Dabei sind gerade die ersten Tage und Wochen wichtig. Denn hier gilt das Sprichwort: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Eine Liste der häufigsten Stolperfallen: Die Vorstellung: „Moin, ich bin der Tobi.“ So eine Begrüßung geht gar nicht. Ein „Guten Tag“ sollte es schon sein, dann folgt der volle Name, kein Spitzname. Eine formelle Vorstellung falle vielen jungen Leuten schwer, weil sie sich dann als uralt und spießig wahrnehmen, hat Regina Schäfer beobachtet. Sie hat ein Buch über die sozialen Spielregeln für Azubis geschrieben. Nach der Begrüßung folgen am besten Sätze wie „Ich bin der neue Auszubildende in der Abteilung XY“ und „Ich habe heute meinen ersten Tag, es freut mich, Sie kennenzulernen“. Geschafft. Im Idealfall nimmt der Chef den Neuling an die Hand und führt ihn durch die Büros, um ihn vorzustellen. Manchmal passiert das aber nicht. Dann trifft der Azubi trifft im Aufzug oder in der Kaffeeküche auf einen unbekannten Kollegen. Dann muss fix die richtige Vorstellung her. Aber Vorsicht beim Händeschütteln: „Die Initiative zum Handschlag geht immer vom Ranghöheren aus“, sagt Etikette-Trainerin Agnes Jarosch. Also nicht einfach die Pranke ausstrecken. Abwarten ist die richtige Devise. Foto: istockphoto Die Kommunikation: Gerade am neuen Schreibtisch Platz genommen, schon klingelt das Telefon. Was nun? Schlechteste Antwort auf eine Kundenanfrage: „Ich habe keine Ahnung, ich bin neu“. Auch wenn das wahrscheinlich die ehrlichste Reaktion wäre. Besser ist: „Ich kläre das gerne für Sie.“ Und dann bloß nicht vergessen, Namen, Nummer und Anliegen zu notieren, sonst wirkt man als Azubi schnell inkompetent, wenn man die Anfrage an den Chef weiterleitet. Apropos weiterleiten: Bei E-Mails kann auch allerlei schiefgehen. „Junge Menschen sind gewöhnt, sehr schnell und ohne zwingende Form zu kommunizieren“, sagt Jarosch. Bei Facebook und Co. spielt Rechtschreibung eine untergeordnete Rolle, und die vielen schönen Emoticons wollen auch benutzt werden. In eine berufliche E-Mail gehört aber kein Smiley! Und die richtige Groß- und Kleinschreibung ist ebenso ein Muss wie eine formelle Anrede wie „Sehr geehrter Herr oder Frau…“. Weiteres Fettnäpfchen: Finger weg vom Handy! „Arbeitszeit ist Arbeitszeit“, sagt Jarosch. Auf die neuesten Updates der Freunde muss der Azubi wohl oder übel bis zur nächsten Pause verzichten. Das Büroleben: Wer den letzten Kaffee nimmt, muss neuen kochen, wer das fehlende Papier im Drucker bemerkt, füllt neues nach: Das ist das Einmaleins für ein harmonisches Büroleben. Schwieriger wird es beim Thema Reviere, sagt Schäfer. Wenn man sich als Azubi an einen fremden Schreibtisch setzt, um dort auf den Kollegen zu warten, oder die Kaffeetasse auf einer fremden Werkbank abstellt, könne das schon zum Problem werden. Denn Kollege Platzhirsch empfindet das womöglich als Eindringen in sein Revier. Also: besser immer vorher fragen. Lästige Aufgaben: Kopieren, Briefe verschicken, den Frisör salon fegen. Nervige Aufgaben gibt es beim Berufseinstieg viele. Falsch wäre aber, darüber zu jammern. Gerade am Anfang kann man als Neuling Pluspunkte sammeln, wenn man die Augen offenhält und solche Aufgaben freiwillig übernimmt, sagt Schäfer. „Man muss am Anfang erst einmal kleine Brötchen backen“, findet auch der Karriereberater Jürgen Hesse. Dauerhaft zum Laufburschen machen muss sich der Azubi aber nicht. Er kann sich zum Beispiel höflich für mehr anbieten. Etwa so: „Ich habe mitbekommen, dass Sie morgen eine Tür schreinern, darf ich da zuschauen?“ Die Azubi-Clique: Die Versuchung ist groß, sich mit den anderen Azubis abzuschotten. Nur kann dadurch der Kontakt zu den anderen Kollegen leiden. „Es ist wichtiger, sich in das Team zu integrieren, mit dem man zusammenarbeitet“, erklärt Schäfer. Das heißt: eine Einladung zum Mittagessen von der älteren Kollegin nicht ausschlagen, sondern annehmen!“ Oder in der Kantine selbst mal auf die Kollegen zugehen und fragen: „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, anstatt gleich den Azubi-Tisch anzusteuern. Feedback und Kritik: Falls doch etwas schiefgelaufen ist, ist ein Feedback-Gespräch nach der ersten Woche eine gute Lösung. Doch Vorsicht: Gibt es Kritik, ist es völlig falsch, diese gleich abzuwehren. Stattdessen gilt: einstecken, entschuldigen und für die Kritik bedanken. 14 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung Wenn der Job nervt Wo Azubis Hilfe bekommen | 15 Agentur für Arbeit Ein Besuch bei der Arbeitsagentur ist vielen Menschen noch immer unangenehm. Dabei lohnt der Weg dorthin nicht nur, wenn man gerade ohne Job dasteht, sondern auch, wenn man schon längst einen gefunden hat – der aber Probleme macht. Speziell für Azubis gibt es in so einem Fall sogenannte ausbildungsbegleitende Hilfen. Wer Schwierigkeiten mit dem Stoff in der Berufsschule hat, noch nicht gut genug Deutsch spricht oder unter Prüfungsangst leidet, kann über eine Teilnahme nachdenken. „In der Regel hat man drei Stunden pro Woche berufsbegleitenden Unterricht bei einem Bildungsträger“, sagt Hubert Kathage, Teamleiter Berufsberatung bei der Arbeitsagentur Duisburg. Neben diesem Nachhilfeunterricht können aber auch andere berufliche oder private Probleme angesprochen werden. Ob man für dieses kostenfreie Angebot infrage kommt, klärt man am besten mit seinem Berufsberater. Bei größeren Defiziten greift die neue Fördermaßnahme Assistierte Ausbildung. „Die ist intensiver. Man ist mehr Stunden beim Bildungsträger“, sagt Kathage. Stress mit dem Chef, unbezahlte Überstunden, Angst vor den Prüfungen – es gibt viele Dinge, die Auszubildenden Sorgen bereiten. Statt diese Probleme mit sich selbst auszumachen, sollten sich die Lehrlinge kompetente Hilfe suchen. Denn an Angeboten mangelt es nicht. VON Christina Holthoff Industrie- und Handelskammer Schnelle Hilfe gibt es auch bei den Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern. Diese Einrichtungen beschäftigen Ausbildungsberater, an die sich Azubis mit beruflichen Fragen wenden können. „Das geht ganz einfach telefonisch oder per Mail. Die Kontaktdaten stehen auf unserer Homepage“, sagt Franz Roggemann, stellvertretender Geschäftsführer im Bereich Aus- und Weiterbildung der IHK Essen. Häufig reiche ein erstes Gespräch, um Missverständnisse auszuräumen. Eine der häufigsten Fragen sei zum Beispiel die nach der Rechtmäßigkeit von Überstunden. „Die sind nämlich nicht verboten, sie müssen nur ausgeglichen werden“, erläutert Roggemann. Gibt es größeren Knatsch, bietet der Berufsberater an, in den Betrieb zu kommen und zu schlichten. „Oft hilft es ja schon, wenn sich ein neutraler Dritter einschaltet.“ Weitere Unterstützung gibt es, wenn das Gehalt ausbleibt. Dann muss sich der Azubi an den Schlichtungsausschuss wenden – der Berufsberater hilft, den Antrag zu stellen. Initiative VerA Foto: Fotolia Persönlicher ist die Unterstützung, die die Initiative VerA anbietet. VerA steht für „Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen“ und ist ein Angebot an alle Jugendlichen, die in der Ausbildung auf Schwierigkeiten stoßen. Wer dort Hilfe sucht, dem wird ein berufserfahrener Experte als Mentor zur Seite gestellt. Neben Problemen in der Berufsschule oder im Betrieb können auch persönliche Schwierigkeiten angesprochen werden. „Dies wäre bei einem Sprachkurs oder in einer größeren Gruppe nicht möglich“, sagt Brigitte Luckhardt, Referentin für Kommunikation bei VerA. Das Angebot steht jungen Menschen in allen Ausbildungsberufen offen: in dualen Ausbildungen im Betrieb, in schulischen Ausbildungen wie in der Altenpflege, Logopädie oder Physiotherapie, in Umschulungen oder Maßnahmen der Berufsvorbereitung. Etwa 840 Azubis in Nordrhein-Westfalen haben sich bisher auf diese Weise begleiten lassen. „Die Begleitung findet im Tandem statt und ist zunächst für 12 Monate vorgesehen. Wie genau die Ausbildungsbegleitung abläuft, welche Themen im Mittelpunkt stehen und wie oft Termine vereinbart werden, legen die Auszubildenden und die Ausbildungsbegleiter individuell fest“, erläutert Luckhardt. vera.ses-bonn.de Betriebsrat Dr. Azubi Wer seine Ausbildung in größeren Unternehmen macht, darf darauf bauen, dass es einen Betriebsrat oder eine Jugend- und Ausbildungsvertretung gibt. Auch dort finden Azubis Hilfe, wenn der Schuh drückt. Und weil beide Organisationen in den Betrieb integriert sind, oft sogar unmittelbarer. Wer es lieber anonym mag, kann seine Sorgen auch online loswerden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat mit „Dr. Azubi“ ein Onlineportal aufgebaut, bei dem man kostenlos und unbürokratisch seine Probleme schildern kann. Eine Antwort soll man innerhalb von 48 Stunden erhalten. jugend.dgb.de/ausbildung/ beratung/dr-azubi 16 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 17 Wissen macht den Unterschied Womit man im Vorstellungsgespräch punktet VON Sven Schneider Es gibt viele Fragen, vor denen es Bewerbern im Vorstellungsgespräch graut. Was sind Ihre Schwächen? Warum sollten wir uns nicht für Sie entscheiden? Was möchten Sie verdienen? Diese Fragen sind zwar fies, man kann sie aber auch spontan beantworten. Nicht möglich ist das bei Fragen zum Arbeitgeber selbst. Wer hier nicht vorbereitet ist, ist bei seinem Gegenüber schnell unten durch. Dabei ist es gar nicht so schwierig, sich das nötige Wissen anzueignen. Interesse zeigen mit Basiswissen „Man sollte sich vorab ein paar allgemeine Informationen anlesen“, sagt Nicole Venn, Karriereberaterin bei der Bundeswehr. „Natürlich muss man nicht alles auswendig wissen, aber der Personaler sollte merken: 'Da hat sich jemand mit dem Unternehmen auseinander gesetzt'.“ Wobei sich das Prozedere bei der Bundeswehr im Vergleich zu dem von anderen Arbeitgebern noch etwas unterscheidet: Wer sich zu einem Beratungsgespräch anmeldet, wird zunächst einmal als Interessent, noch nicht als klassischer Bewerber gehandelt – daher dürfen hier ruhig noch Wissenslücken bestehen. „Man sollte lediglich wissen, ob man sich eher auf der zivilen oder der militärischen Seite sieht“, sagt Nicole Venn. Die Details würden dann im Beratungsgespräch geklärt. Erst wenn es für die Anwärter auf militärische Stellen zum Assessment Center mit seinen Tests bzw. für Bewerber auf Stellen im zivilen Bereich zum normalen Vorstellungsgespräch geht, sollte wiederum genug Wissen über Arbeitgeber und gewählten Arbeitsbereich vorhanden sein. Damit kann man glänzen Grundsätzlich gilt: Je mehr man über das Unternehmen, bei dem man sich bewirbt, weiß, desto besser. Schließlich sollte Interesse an genau diesem Arbeitgeber auch schon im Bewerbungsschreiben geäußert worden sein. Je nach Unternehmensgröße ist es oft aber gar nicht möglich, sich bis ins kleinste Detail zu informieren. Wichtig ist, dass man weiß, wie groß das Unternehmen ist, wie es sich entwickelt hat und womit man dort Geld verdient. Die Namen der Gründer und ein paar Eckdaten zu kennen, schadet auch nicht. Hat die Firma eine Philosophie, kann man sich darauf beziehen. Wer sich bei einer international agierenden Firma mit Tausenden von Mitarbeitern bewirbt, muss andere Schwerpunkte setzen als der Bewerber, der in einem kleinen Familienunternehmen anfangen möchte. Die Chance auf eine Zusage erhöhen Kaum ein Personaler wird das Vorstellungsgespräch zum Unternehmens-Quiz machen, doch mit einzelnen Fragen zu Struktur, Geschichte und Leitung sollte man immer rechnen – wer dabei versagt, gerade wenn sie am Anfang des Gesprächs auf den Tisch kommen und eher im Plauderton vorgebracht werden, bleibt negativ im Gedächtnis. Das muss nicht zwangsläufig auch eine Absage nach sich ziehen, doch wer hier souverän bleibt, wird seine Chancen auf eine Zusage deutlich erhöhen. Wo man Infos zu Unternehmen findet Die meisten Firmen haben eigene Homepages, FacebookAuftritte oder Firmenblogs, wo man in Ruhe stöbern kann. Ebenfalls können Darstellungen in Werbebroschüren und anderem Informationsmaterial helfen. Es schadet außerdem nie, mehr als eine Sicht auf den potenziellen Arbeitgeber zu kennen, also nach Presseberichten, Kundenmeinungen und anderen externen Informationen zu suchen. Wer schon einen Mitarbeiter der Firma über Freunde oder Verwandte persönlich kennt, sollte sich die wichtigsten Details von ihm mit auf den Weg geben lassen. Lässt sich gar nichts über die Firma in Erfahrung bringen, kann immer noch ein direkter Anruf helfen, bei dem man Interesse an einer Stelle bekundet und gezielt einige Fragen stellt. Keine Angst vor den Personalchefs Ein Vorstellungsgespräch ist eine nervenaufreibende Angelegenheit. Dagegen kann auch die beste Vorbereitung nicht immer etwas ausrichten. Wer sich jedoch gut informiert, Notizen gemacht und Fragen überlegt hat, ist vielen Kandidaten, die alles einfach mal auf sich zukommen lassen, um Längen voraus. Die meisten Personalchefs sind keine bewerberfressenden Ungeheuer. Die Nervosität zur Not offen ansprechen Im Zweifel lohnt sich die Flucht nach vorn. Wer einen Blackout hat, sollte ehrlich zugeben, dass er nervös ist. Schließlich gibt es einen Grund dafür – man will unbedingt für das Unternehmen arbeiten. So lässt sich Zeit gewinnen, um sich zu sammeln und einmal tief durchzuatmen. Auch immer gut: Wenn es die Situation erlaubt, kann man gerne ein paar Gegenfragen stellen. Denn letztendlich wirkt ein nervöser, aber interessierter Bewerber immer noch besser als ein nervöser Bewerber, der betreten auf seine Schuhe starrt und schweigt. 18 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 19 DIE Arbeitsagentur, dein Freund und Helfer Wie junge Menschen gemeinsam mit Experten den richtigen Beruf finden VON Sven Schneider Nein, der Tag, an dem Sophie aufwacht und genau weiß, was sie einmal werden will, wird wohl nie kommen. Während anderen seit Kindertagen klar ist, dass sie auf jeden Fall Arzt, Anwalt oder Lehrer werden wollen, rätselt die 18-jährige Schülerin noch über den Job, der sie glücklich machen würde. Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten Mit solchen Problemen ist Sophie nicht alleine. Viele junge Leute stehen heutzutage ratlos vor dem großen Berg an Möglichkeiten, vor all den unterschiedlichen Berufen, von denen man sich für einen entscheiden soll. 330 anerkannte Ausbildungsberufe gibt es derzeit in Deutschland; hinzu kommen Hunderte weitere, für die man studieren muss – da kann einem schon mal schwindelig werden. In sich selbst hineinhorchen Gut, dass es Menschen gibt, die Unentschlossenen wie Sophie zur Seite stehen. Eine von ihnen ist Gabriele Angst. Sie ist Beraterin für akademische Berufe bei der Arbeitsagentur Duisburg und unterstützt dort junge Menschen auf dem Weg in den Beruf. Dafür schaut sie nicht einfach ein Zeugnis an und empfiehlt dann irgendeine Ausbildung – bevor sie jemandem Ratschläge gibt, möchte sie ihn erst einmal kennenlernen. „Zuerst erarbeiten wir zusammen ein Profil des Jugendlichen. Welche Ziele er hat, was er schon gemacht, was er für Hobbys hat. So finden wir heraus, was Kriterien für die Berufswahl sind und welche Berufe dazu passen könnten“, sagt Gabriele Angst. Bewerbungsmappe auf dem Prüfstand Sollten die Vorstellungen doch schon etwas konkreter sein, werden im ersten Beratungsgespräch bereits offene Ausbildungsstellen sondiert oder Angst hilft bei der Wahl des passenden Studienortes. Und auch im nächsten Schritt leistet die Arbeitsagentur Hilfestellung: „Wir freuen uns immer, wenn die Jugendlichen Bewerbungsunterlagen mitbringen.“ Die Berufsberater prüfen diese dann auf Vollständigkeit und geben wertvolle Tipps, wie die Bewerbung noch besser wird. Bewerbungscheck nennt sich dieser Service, den jede Arbeitsagentur standardmäßig anbietet. Außerdem werden mehrmals im Jahr Seminare zum Thema durchgeführt. Nicht blind den Eltern nacheifern Auch wenn sich der Gang zur Arbeitsagentur vielleicht erst einmal komisch anfühlt – sich von einem Fachmann oder einer Fachfrau beraten zu lassen, ist immer eine gute Idee. Schließlich wird man, wenn alles gut läuft, einen Großteil seines Lebens in diesem Job verbringen. Eines sollte man daher auf keinen Fall tun: aus Bequemlichkeit das lernen, was auch Mama oder Papa schon gelernt haben. Es sei denn, man erkennt, dass genau dieser Job perfekt zu einem passt. Nach einem Gespräch mit Gabriele Angst zum Beispiel. Beratungsgespräch ist nur ein erster Schritt Anschließend sind die Jugendlichen selbst gefragt. Niemand sollte erwarten, dass er mit einem fertigen Lebensplan aus dem Beratungsgespräch herausspaziert und sich um nichts mehr zu kümmern braucht. Nach dem Termin bei der Arbeitsagentur sollte das „Kümmern“ erst so richtig losgehen. „Wir vereinbaren eine Liste von Berufen, die infrage kommen. Dann geben wir den Jugendlichen Links an die Hand, wo sie Informationen dazu finden, und legen einen neuen Gesprächstermin fest“, so Angst. Top-Adressen www.planet-beruf.de: Eine gute Informationsquelle zu möglichen Ausbildungsberufen. www.stellenanzeigen.de: Hier findet man neben Azubi-Stellen viele wertvolle Tipps und Hilfen für die Bewerbung. Foto: Fotolia www.berufe.tv: Auszubildende stellen in kurzen Filmporträts ihren jeweiligen Beruf vor. www.arbeitsagentur.de: Internetportal des Arbeitsamtes mit den Seiten des Berufsinformationszentrums: Rund 3200 Berufe werden in Texten und Bildern vorgestellt, dazu gibt es viele nützliche Links. 20 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 21 Was Neues, aber woanders Den Top-Job gibt es heute nicht unbedingt in der nahen Umgebung. Ausbildungspendeln kann eine Lösung sein – auch, wenn mit den Vor- ein paar Nachteile einhergehen. Für Studenten oft normal, für die meisten Azubis undenkbar, aber für viele absolut notwendig: das Pendeln. Wer in seiner eigenen Stadt keinen Ausbildungsplatz findet, sucht seine Chance in der Nachbargemeinde, einem anderen Landkreis oder sogar in einem anderen Bundesland. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung lassen sich alleine im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen rund 6,9 Prozent der Azubis in einem anderen Bundesland ausbilden, rund ein Drittel hat seine Lehrstelle in einer anderen Kreisstadt als dem Wohnort. Was für junge Auszubildende möglicherweise eine ungewohnte Situation darstellt, ist für Erwerbstätige längst Realität: Laut Statistischem Bundesamt legen allein in NRW rund vier Millionen Menschen Entfernungen von mindestens 25 Kilometern zurück, um zu ihrer Arbeitsstelle zu kommen – Tendenz steigend. Von Björn Wentz und Sven Schneider Eine derjenigen, die sich von größeren Entfernungen nicht abschrecken lassen, ist Vanessa Mayer aus Oberhausen. Für ihren Traumberuf als Mediengestalterin pendelt sie seit zwei Jahren aus dem Ruhrgebiet nach Düsseldorf, wo sie in einer kleinen PR-Agentur auf das Berufsleben vorbereitet wird. „Das ist mitunter ganz schön zeit- und nervenaufreibend“, weiß die 20-Jährige. Jeden Morgen und jeden Abend legt sie rund 60 Kilometer zurück – doch die gute Verkehrsanbindung in Deutschlands Westen kommt ihr dabei zupass. Knapp eine Stunde ist sie für jeden Dienstweg mit Bus und Bahn unterwegs – zusätzlich zu den acht bis neun Stunden Arbeitszeit geht somit fast der halbe Tag für ihren Traumjob drauf. Aber sie hat sich längst daran gewöhnt. „Es hört sich schlimmer an, als es tatsächlich ist“, sagt sie. „Das Pendeln gehört irgendwie dazu – und man erlebt auch eine Menge.“ Dass sie dadurch viel weniger Zeit für Hobbys, Freunde und Familie hat, nimmt sie dabei in Kauf – schließlich hat sie es sich so ausgesucht. Sie wollte eine Ausbildung machen, die ihr Spaß bereitet, und nicht etwas lernen, mit dem sie nichts anfangen kann – und da es in Oberhausen kein entsprechendes Angebot gab, zog es sie also in die Landeshauptstadt. Dabei hat sie noch Glück gehabt: Viele müssen sich aufgrund der Entfernung im Ausbildungsort ein Zimmer oder eine Wohnung nehmen, denn: „Auch wenn die Bahn noch recht günstig ist, reißen die Ausgaben ein ganz schönes Loch ins Konto“, wie Mayer weiß, deren Eltern sie allerdings stark unterstützen und bei denen sie auch noch wohnt. Neben der finanziellen Unterstützung schätzt sie besonders die seelische: Von Anfang an seien Vater und Mutter in die Entscheidung eingebunden gewesen und hätten sie immer bei ihrem Lebensweg unterstützt. Und auch von staatlicher Seite kommt Hilfe: Ein Urteil des Bundesfinanzhofs besagt, dass alle Fahrtkosten in voller Höhe von der Steuer absetzbar sind (siehe Kasten). Auch die Kosten für einen Zweitwohnsitz am Ausbildungsort sind unter Umständen absetzungsfähig, mitsamt den Ausgaben für die Einrichtung, Kfz-Stellplätze und noch mehr. Zudem gibt es für die ersten drei Monate am neuen Wohnort eine Verpflegungspauschale für jeden Tag, den man dort verbringt. Unabhängig von Zuschüssen und Steuererleichterungen hat lohnt sich für Vanessa Mayer das tägliche Pendeln. Eine Übernahme durch den Ausbildungsbetrieb winkt. Ziel erreicht. Fotos: istockphoto Pendeln füllt die Kasse auf Eine einfache Fahrt zur Ausbildungsstätte kann über die Pendlerpauschale abgesetzt werden – das sind 30 Cent pro Kilometer. Ist der Betrieb 50 Kilometer vom Wohnort entfernt und man ist 140 Tage im Jahr dort, rechnet man wie folgt: 140 Tage x 50 Kilometer x 0,3 Euro. Das Ergebnis ist die Summe, die du von der Steuer absetzen kannst, nämlich 2100 Euro. Für den Weg zur Berufsschule können sogar Hin- und Rückfahrt abgesetzt werden. Ist die Berufsschule 35 Kilometer vom Zuhause entfernt, sieht die Beispielrechnung so aus: 60 Tage x 70 Kilometer x 0,3 Euro. Somit sind 1260 Euro von der Steuer absetzbar. 22 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung Das ganze Leben auf einer Seite „Musik“ alleine ist zu wenig. Einfach nur hören oder selbst spielen? Ein durchaus wichtiger Unterschied. Zumal es gerade die Hobbys und Interessen sind, die einen Bewerber „menschlich“ darstellen und auch verraten, ob er zur Firmenphilosophie oder ins Team passt. Aber Vorsicht: Mit Hobbys wie „chillen“ oder „feiern“ rennt man keine offenen Türen ein. Ob man es nun Curriculum Vitae, CV oder schlicht Lebenslauf nennt: Diese Seite ist einer der wichtigsten Punkte in der Bewerbung. Man stellt sich vor und sollte dies logisch, durchdacht und lückenlos tun. Es lauern allerdings viele Fehler, die man ganz einfach vermeidet. Die Formatierung ist viel zu unübersichtlich. Überschrift und Zwischenüberschriften sollten sich klar vom Rest des Textes abheben, und die besonderen Kenntnisse wie PC- und Sprachkenntnisse werden keiner eigenen Rubrik zugeordnet. Auch wenn man sich für einen Bürojob bewirbt – das Bewerbungsfoto mit einer Büroklammer anzuheften, geht gar nicht. Zum einen sieht es schlecht und unprofessionell aus, und zum anderen könnte es verloren gehen. Lieber den Namen auf die Rückseite des Fotos schreiben und mit einem Klebestift festkleben. Das Foto selbst ist schlecht gewählt: Für eine überzeugende Bewerbung sollte man zum professionellen Fotografen gehen. Auch Bilder aus dem Urlaub, von Partys oder privaten Events sind oft unvorteilhaft und schlecht belichtet. Lebenslauf Bei der Auflistung der bisherigen Jobs sollte man durchaus präzise sein. Je genauer der Text, desto mehr erfährt der Leser des Lebenslaufs über den Bewerber und kann beurteilen, ob er zur ausgeschriebenen Stelle passt. Der Begriff „Jobs“ klingt zu flapsig und leicht abwertend. „Praktische Erfahrungen“ liest sich viel besser – zumal so auch der Fotokurs oder der Wettbewerb besser in die Rubrik passen. Vor- und Zuname: Adresse: Ines Salbei Schillerweg 12a 45156 Essen Geburtsdatum: Eltern: 12. Mai 1997 Veronika Salbei, Radiologieassistentin Ingo Salbei, Kraftfahrer Persönliche Daten geboren am 12. Mai 1998 Eltern: Veronika Salbei, Radiologieassistentin Ingo Salbei, Kraftfahrer Schulausbildung 2004 bis 2008 Grundschule Fibelsberg, Bochum Mustergymnasium, Essen Schulausbildung Aug. 2004 bis Juli 2008: Grundschule Fibelsberg, Bochum Jobs und Sonstiges Fruhling 2012 Fotowettbewerb der WAZ Sommer 2013 Fotokurs Sommer 2014 Praktikum bei Foto Lichtblicke in Essen Seit Sept. 2008: Mustergymnasium, Essen Voraussichtlicher Schulabschluss: Abitur 2016 Aktueller Notendurchschnitt: 2,1 Lieblingsfächer: Kunst, Physik Interessen Fotografie, Musik, Basketball Interessen PC-Kenntnisse Sprachen: Englisch (gute Kenntnisse); Französisch (Grundkenntnisse) Die Zeitangaben müssen präzise sein. Die genauen Monate sollte man aufführen. August 2014: zweiwöchiges Schulpraktikum im Fotoatelier Lichtblicke in Essen (Assistenz, Passfotos) Juli 2013: Erfolgreiche Teilnahme am dreiwöchigen VHS-Fotoseminar (Einführung in Beleuchtungstechniken) Februar 2012: Teilnahme am Fotowettbewerb der WAZ Thema „Gute Nachbarschaft“ (2. Preis in der Kategorie bis 16. Jahre) Besondere Kenntnisse PC: MS-Office, Photoshop Musik (Gitarre, Bühnenerfahrung) Sprachen: Englisch (gute Kenntnisse); Französisch (Grundkenntnisse) Essen, den 27. Februar 2015 I�e� S����� Fotos: Fotolia Praktische Erfahrungen Fotografie Basketball (Bezirksliga) PC-Kenntnisse hat jeder – und gibt sie auch an. Aber die bloße Erwähnung ist viel zu ungenau. Dann lieber die Programme auflisten, mit denen man bereits gearbeitet hat. Weitere Informationen zu Aufbau und Inhalten eines Lebenslaufes unter www.stellenanzeigen.de Lebenslauf von Ines Salbei Schillerweg 12a | 45156 Essen | [email protected] | Tel.: 0201 / 12 13 14 Persönliche Daten seit 2008 Nett, dass die bislang besuchten Schulen aufgeführt wurden – aber Personaler interessiert auch die Abschlussnote. Die darf nicht fehlen. Wer mit der Schule noch nicht fertig ist, schreibt: „Voraussichtlicher Abschluss: Abitur (oder Hauptschul abschluss, Mittlere Reife, etc.) 2015. Jeder Lebenslauf muss am Ende mit Ort, Datum und Unterschrift versehen werden. Immer darauf achten, dass das Datum mit dem im Bewerbungsschreiben übereinstimmt. | 23 24 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung Das Bewerbungsgespräch Zeig dich! von deiner besten Seite Anschreiben und Lebenslauf wussten zu gefallen, jetzt muss der Bewerber nur noch eine Hürde meistern: Im Vorstellungsgespräch möchte der Arbeitgeber ihn persönlich kennenlernen. Hier ist sicheres Auftreten gefragt – und mit den folgenden Tipps gelingt das auch. Erscheinungsbild Was gar nicht geht Zu auffälliges Make-up Zu auffälliges Styling Zu viel Schmuck: Wer aussieht wie ein Weihnachtsbaum, hat schlechte Karten. Keine zu extravaganten Frisuren wie Irokesenschnitt oder Dreadlocks für kaufmännische Berufe. Gut gewählt Dezente Farben beim Outfit Gewaschene, geschnittene und gepflegte Haare Make-up: Die Grundierung muss zum Typ passen. Generell lieber hell als dunkel – auch beim Lidschatten. Dezentes Rouge verleiht Frische. Outfit Mit der passenden Kleidung kann man gleich zu Beginn punkten. Generell gilt: Das Outfit orientiert sich an der Position, auf die man sich bewirbt. Trotzdem gibt es einige No-Gos, die (fast) immer gelten. Nein Auftreten Pünktlichkeit ist das Allerwichtigste. Besser, man plant von Vornherein ein ordentliches Zeitfenster wegen verspäteter Busse und Bahnen oder Staus ein. Nicht reden wie im Freundeskreis. Der Chef mag zwar älter sein – die Bezeichnung „Alter“ ist aber nicht die passende Ansprache. Jugendsprache vermeiden. Lieber seriös und höflich, aber so natürlich wie möglich reden. Wer sich toller darstellt als er ist und mit Leistungen prahlt, die er nicht erbracht hat, fliegt schnell auf. Personaler wittern diese Art von Über höhung sofort. ✘ Freizeitklamotten wie Sneaker, Sweater oder T-Shirts ✘ Sichtbare Tattoos und Piercings (es sei denn, man bewirbt sich als Tätowierer) ✘ Lederkutten und Kleidung im Gothic-Style ✘ Bauchfreie Tops und Miniröcke ✘ Wenn Krawatte, dann eine andere als auf dem Bewerbungsbild Ja ✔ Sakko für die Jungs, Blazer für die Mädels ✔ Stoffhose oder Rock (mindestens Knielänge) für die Mädels ✔ Saubere und knitterfreie Hemden und Blusen ✔ Gepflegte Schuhe ✔ Bei Banken oder Versicherungen gehört ein gut sitzender Anzug zum Dresscode | 25 Selbstdarstellung des Bewerbers Bevor es mit den Fragen losgeht, darf sich der Bewerber zu Beginn des Gesprächs häufig selbst vorstellen. Hierbei geht es darum, seinen Werdegang anschaulich zu schildern. Wichtig: nicht nur die Daten aus dem Lebenslauf herunterrattern, sondern lebendig erzählen. Die Schwerpunkte sollte man bei jenen Stationen setzen, die für die angestrebte Stelle entscheidend sind. Körpersprache Nicht zu lässig im Sessel lümmeln – das wirkt gelangweilt und desinteressiert. Das Gleiche gilt für eine zu breitbeinige Sitzposition. Vor der Brust verschränkte Arme signalisieren eine Abwehrhaltung. Und nicht irgendwo in der Gegend herumschauen: Das vermittelt dem Gegenüber eine Unsicherheit, die man vermeiden sollte. Stattdessen lieber dem Gesprächspartner in die Augen schauen. Und nicht hektisch in der Gegend herumfuchteln: Das zeigt, dass man der Situation nicht gewachsen ist. Vorbereitung Ob Mitarbeitergröße oder Geschäfts felder, Firmenphilosophie, eventuell auch der Umsatz: Wer sich auf der Internetseite des Betriebes oder Konzerns bereits über den künftigen Arbeitgeber informiert, hat im Gespräch bessere Karten. Den Lebenslauf nach eventuellen Lücken durchforsten. Nach ihnen wird gefragt: Also lieber schon einmal ein paar Antworten oder plausible Gründe zurechtlegen. Fangfragen Fiese Fragen gehören zu einem Bewerbungsgespräch dazu: Sie sollen den Bewerber aus dem Konzept bringen. Dennoch muss man sie beantworten. Am besten ehrlich – aber so, dass man sich kein schlechtes Zeugnis ausstellt. Dass man daheim keinen Nagel in die Wand kriegt, ist beispielsweise bei Handwerksberufen eine denkbar schlechte Antwort auf die Frage nach persönlichen Schwächen. Dann lieber mit Dingen antworten, die nichts mit dem Jobprofil zu tun haben. Schlagfertigkeit kommt immer gut an: Wer also auf die Frage nach dem eigenen Wert für das Unternehmen nicht herumstammelt, sondern die eigene Jugend und damit verbundene Kreativität in den Vordergrund schiebt, hat die Hürde gut genommen. Der Schluss Am Ende eines Gesprächs wird es noch einmal haarig. Oft werden die Bewerber gefragt, ob sie noch etwas über das Unternehmen oder die Stelle wissen wollen. Jetzt bloß nicht mit „Nein“ antworten. Das bedeutet, dass man einfach nur froh ist, das Gespräch endlich überstanden zu haben. Besser: Nach den Zielen der Firma fragen oder die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten im Betrieb ausloten, sich vielleicht auch nach zusätzlichen Kursen oder Seminaren erkundigen. Das zeigt Engagement und Interesse – was bei einer engeren Auswahl zwischen mehreren Bewerbern den Ausschlag geben kann. Auch wichtig: sich beim Abschied für die Einladung und das Gespräch bedanken. Wissen ist Macht Wer sich im Vorfeld mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hat, zeigt dem Personaler, dass er es ernst meint. Diese Dinge sollte man wissen: Besonders wichtig ist, dass man eine Vorstellung hat von der Größe und Entwicklung des Unternehmens, seinen Produkten oder Dienstleistungen und seiner Zielgruppe, inklusive ein paar Namen und Eckdaten. Auch einige Gedanken zur Firmenphilosophie, so sie denn existiert, kann man sich vorab zurechtlegen. Womit man rechnen muss: Es kann vorkommen, dass Personaler Fragen zu Struktur, Geschichte und Leitung des Unternehmens stellen. Wer bei solch simplen Dingen versagt, hinterlässt keinen guten ersten Eindruck. Infos leicht gemacht: Der einfachste Weg, um an Informationen zur Firma zu kommen, ist ein Blick auf die Homepage oder den Facebook-Auftritt. Außerdem kann man in Werbebroschüren und Presseberichten recherchieren. Wer schon einen Mitarbeiter der Firma persönlich kennt, sollte ihn ausgiebig erzählen lassen. Falls man trotz aller Vorbereitung mal auf dem Schlauch steht: Ehrlich sagen, dass man nervös ist, weil man sehr gern für das Unternehmen arbeiten möchte, dass man gerade einen Moment braucht, um sich zu sammeln. Notfalls auch gerne Fragen stellen und die Nervosität so mit Interesse ausgleichen. 26 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 27 „Da geht es mehr ums Bauchgefühl als ums Zeugnis.“ Nicht nur von den Auszubildenden wird viel erwartet – auch auf den Chef kommt es an. Wir sprachen mit Uwe Bienemann, Leiter von drei Edeka-Filialen in Dinslaken, über Mitarbeiterführung, die Erwartungshaltung an Azubis und welchen Sinn ein Praktikum wirklich macht. VON Sven schneider Herr Bienemann, es heißt, ein guter Chef sollte ein guter Gärtner sein, der für sein Saatgut optimale Bedingungen schafft. Wie sieht es mit Ihrem grünen Daumen aus? Ganz gut. Wobei ich mich mehr als Psychologen sehe, der jeden Tag sein Personal an die Hand nimmt, um auf Sorgen und Nöte einzugehen. Einfühlungsvermögen ist das Wichtigste – dem Personal muss es gut gehen. Denn ohne gutes Personal könnte ein Geschäftsführer nicht lange am Markt bleiben. Sinn und Zweck dieses Praktikums, und zwar für beide Seiten. Man darf nicht vergessen, dass wir es mit 16-, 17- oder 18-Jährigen zu tun haben, die erst einmal von dem Unternehmen, bei dem sie sich bewerben, keine Ahnung haben. Mit dem Praktikum können sie testen, ob sie Spaß an dieser Arbeit haben und ob es sich tatsächlich um ihren Wunschberuf handelt. Und wir können schauen, ob der Bewerber als Auszubildender eine Verstärkung für unser Team sein kann. Welche Bedingungen muss man dafür schaffen? Wir setzen unsere Mitarbeiter, besonders die Azubis, nicht mit irgendwelchen Zahlenwerten unter Druck. Sie sollen sich im Unternehmen wohlfühlen, weswegen wir auch nicht allzuviel von ihnen verlangen. Die fachliche Qualifikation bringen wir ihnen ja erst bei. Wichtig sind die sogenannten weichen Faktoren, Freundlichkeit beispielsweise. Die ist im Einzelhandel von enormer Bedeutung. Im Berufsleben muss man Verantwortung übernehmen. Ab wann sollte man einem Auszubildenden Verantwortung übertragen? Sofort, ab dem ersten Tag. Sie durchlaufen ja immer die unterschiedlichen Fachabteilungen, wo sie vom ersten Tag an gefordert werden. Natürlich gibt es auch immer einen Vorgesetzten, der sie anfangs anleitet und korrigiert. Aber wenn in den nächsten Jahren die älteren Angestellten in Rente gehen, brauche ich Mitarbeiter, die eine Abteilung auch eigenverantwortlich übernehmen können. Also werden sie bereits in der Lehre ab dem ersten Tag gefordert und gefördert. In einer Bewerbungssituation sind viele hypernervös. Wie erkennen Sie, ob jemand vom Charakter her zu Ihren Anforderungen passt oder nicht? Das ist ein langjähriger Prozess, das bekommt man nicht von heute auf morgen. Aber wenn Sie wissen, was für Ihr Unternehmen wichtig ist, hilft das schon sehr. Wir bewegen uns im Einzelhandel, da gibt es viel Kundenkontakt und dem Kunden muss höflich und kompetent begegnet werden, damit er wieder kommt. Ein Bewerber muss also gut auftreten und ich beobachte, wie er mit uns spricht und welches Benehmen er an den Tag legt. Da geht es mehr ums Bauchgefühl als ums perfekte Zeugnis. Eine Fünf in Mathe ist für Sie kein Hindernisgrund? Das ist tatsächlich eher schlecht, aber wichtiger ist die praktische Arbeit. Bevor ich jemanden als Auszubildenden einstelle, macht er bei uns ein einwöchiges Praktikum. Dort durchläuft er dann an jedem Tag eine andere Abteilung und wir können ihn bei der Arbeit beobachten. Foto: istockphoto Eine Woche ist sehr kurz. Wie aussagekräftig ist das bei einem jungen Menschen, der vielleicht zum ersten Mal arbeitet? Man erkennt schon eine ganze Menge. Am wichtigsten ist uns zu sehen, wie er sich bei der Arbeit gibt. Wie interessiert ist er an dem, was er macht. Das ist der ausschlaggebende Punkt, den man in einem Bewerbungsgespräch nicht herausfindet. Und wenn er diesen Schritt nicht besteht? Dann sollte er sich nach einer anderen Branche umsehen. Aber das ist ja auch der Dürfen Auszubildende denn Fehler machen? Sicher, wir alle machen Fehler, und zwar ständig. Das ist nur menschlich. Aber klar ist, dass niemandem der Kopf abgerissen wird. Dabei kann ein Fehler mitunter teuer für das Unternehmen werden. Ja, schon, aber sie müssen es auch nicht allein ausbaden. Dafür haben wir ja die verschiedenen Ausbildungsbeauftragten in jeder Abteilung. Viele fragen zu oft, was sie tun sollen. Aber das ist falsch! Auszubildende sollten vielmehr nach links und rechts schauen, was zu tun ist. Das hat vielleicht nicht jeder auf Anhieb – aber wir versuchen, sie dahin zu führen. Die Kommunikation ist in einem Unternehmen immens wichtig. Wie gelingt das bei 310 Mitarbeitern? Sind Sie ein greifbarer Chef? Ja, ich sehe mich nicht als Büromenschen, der über den Dingen steht. Ich bin für alle da, so muss das auch sein. Zwischen mir und den Azubis besteht eine enge Bindung. Wie schaffen Sie das? Wir haben mehrere Highlights im Jahr, die für alle Angestellten verpflichtend sind. Beispielsweise der City-Lauf in Dinslaken, da laufen alle mit, auch ich. Oder ein gemeinsamer Schlemmerabend, wo die Familien der Mitarbeiter zusammenkommen, und man sich untereinander näher kennenlernt. Das schafft eine Gruppendynamik und Gemeinschaftssinn, die über den Job hinausgeht. 28 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 29 Steuer frei Wer seine Ausbildung anfängt, bekommt auch Kontakt mit dem Finanzamt. Gut, wenn man dann zumindest weiß, dass man eine Steuernummer hat. Und wer schlau ist, kann sich mit einer Steuererklärung sogar Geld vom Finanzamt zurückholen. Von Sabine Meuter auch der Erhaltung der Einnahmen dienen, dürfen diese Kosten bei der Steuerberechnung vom Lohn oder Gehalt abgesetzt werden“, erläutert Peter Mönkediek vom Finanzministerium NRW in Düsseldorf. Nach seinen Angaben zieht das Finanzamt von sich aus für Werbungskosten einen Pauschbetrag von 1000 Euro jährlich ab – egal, ob Aufwendungen in dieser Höhe angefallen sind oder nicht. Grundsätzlich gilt: Azubis müssen nicht selbst Steuern zahlen. Darum kümmert sich der Arbeitgeber. Er zieht die Abgaben vom Bruttogehalt ab und überweist den Betrag ans Finanzamt. Wer im Monat als lediger Azubi nicht mehr als 950 Euro verdient, zahlt übrigens gar keine Steuer. Wichtig zu wissen: Jeder Steuerzahler hat eine eigene Nummer. Diese sogenannte Steueridentifikationsnummer ist eine elfstellige Zahl, die per Post vom Bundeszentralamt für Steuern zugeschickt wird. Sie gilt ein Leben lang. Wie viel Steuern fällig werden, hängt von der Steuerklasse ab. Normalerweise sind Azubis, die erstmals eine Lehre absolvieren, aufgrund ihres Alters ledig und kinderlos. Sie gehören also in die Steuerklasse I. Wer als Azubi schon verheiratet ist und Nachwuchs hat, erhält eine Steuerklasse für Verheiratete, zum Beispiel die Steuerklasse III, IV oder V. Eine Steuerklärung müssen Azubis normalerweise nicht abgeben. Sie können das aber auf freiwilliger Basis tun. Eine Steuererklärung lohnt sich nämlich, wenn Lehrlinge ausbildungsbedingt hohe Ausgaben hatten – zum Beispiel für Fach literatur, Arbeitskleidung oder Fahrten zur Berufsschule. Aufwendungen wie Fahrtkosten sind steuerlich gesehen Werbungskosten. „Weil sie dem Erwerb, der Sicherung oder Foto: istockphoto Schulzeit ade, bald beginnt die Ausbildung – und damit wird auch in Kürze das erste selbst verdiente Geld aufs Konto überwiesen. Höchste Zeit also für Azubis, sich einen ersten Überblick zum Thema Steuern zu verschaffen. Abgesetzt werden können auch die Kosten für die Bewerbungsfotos oder für die amtliche Beglaubigung von Zeugnissen. „Auch geschenkte Arbeitsmittel wie der Computer zu Weihnachten sind absetzbar“, sagt Mönkediek. Deshalb ganz wichtig: Kassenzettel sammeln. Sie müssen dem Finanzamt im Zweifel vorgelegt werden können. Für den Weg zwischen Wohnung und Ausbildungsbetrieb erkennt das Finanzamt eine Entfernungspauschale von 0,30 Euro je Kilometer an. Welches Verkehrsmittel dabei genutzt wird, ist unerheblich. Allerdings gilt die Entfernungspauschale nur für die einfache Strecke, also nicht für hin und zurück. Fährt der Azubi zu einer anderen Betriebsstätte als üblich – zum Beispiel zu einer Filiale des Arbeitgebers oder zur Berufsschule – so können 0,30 Euro je mit dem privaten Pkw gefahrenen Kilometer abgesetzt werden. „Es gibt aber Fälle, in denen die Abgabe einer Steuerklärung auch für Azubis gesetzlich vorgeschrieben ist“, sagt Isabel Klocke vom Bund der Steuerzahler. Das ist etwa der Fall, wenn Azubis Arbeitslohn von mehreren Arbeitgebern erhalten haben. Oder aber, der Lehrling ist verheiratet. Eine Steuererklärung sollten darüber hinaus alle einreichen, die vermögenswirksame Leistungen bekommen, um so die Arbeitnehmersparzulage zu erhalten. Wer einen PC besitzt, sollte die Steuererklärung online ausfüllen und ans Finanzamt senden. Die elektronische Übermittlung ist komfortabel. Und Belege müssen nur dann eingereicht werden, wenn es eine gesetzliche Verpflichtung gibt, wie zum Beispiel bei Spendenbescheinigungen. Um die Steuererklärung online ausfüllen zu können, benötigen Azubis ein Software-Produkt mit dem speziellen Elster-Modul. Neben kommerzieller Software gibt es auch kostenlose Programme. www.elster.de 30 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 31 Die Uni von A bis Z Bis man sich an der Hochschule zurechtgefunden hat, kann es eine Weile dauern. Einen ersten Einblick liefert unser Uni-ABC. VON Jennifer Neidhardt AStA Die offizielle Vertretung der Studierenden. Hier können sie sich an der Hochschulpolitik beteiligen, sich über Finanzierungs- und Wohnmöglichkeiten informieren und aktiv an Entscheidungen teilhaben, die den Studienalltag bestimmen. Bafög Die am häufigsten genutzte Studienförderung. Studenten aus einkommensschwächeren Familien erhalten nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz einen Zuschuss vom Staat – bis zu 735 Euro im Monat. Nach Abschluss des Studiums muss die Hälfte des Gesamtbetrags zurückgezahlt werden. Credit Points Die europaweite Anerkennung von Studienleistungen. Bis zum Studienabschluss muss eine bestimmte Anzahl von Credit Points gesammelt werden. Diese gibt es für den Besuch von Seminaren, Vorlesungen und Prüfungen, die während des Studiums absolviert werden müssen. Dozent Das Verhältnis zum Dozenten ist in den wenigsten Fällen mit dem zum Schullehrer zu vergleichen. Abgesehen von großen Vorlesungen fungiert dieser oft als persönlicher Berater, an den man sich auch bei Unsicherheiten im Studienalltag wenden kann. Foto: istockphoto Eignungsfeststellung Einige tudiengänge setzen einen Nachweis der beS sonderen Eignung voraus, beispielsweise ein gewisses Fremdsprachenlevel oder künstlerisches Talent. Daher ist es wichtig, sich rechtzeitig vor Studienbeginn über die studiengangsspezifischen Einschreibungsbedingungen zu informieren. Fachschaft Zu einem Fach gehört auch die Fachschaft – diese ist eine Anlaufstelle von und für Studierende. Die Mitglieder werden von den Studierenden selbst gewählt und stehen online und vor Ort für Beratungsgespräche zur Verfügung. Auch ein Großteil der Unipartys wird von den Fachschaften organisiert. Gasthörer Wer schon im Berufsleben steht, sich aber dennoch akademisch weiterbilden möchte, kann sich an der Universität als Gasthörer einzuschreiben. Insbesondere in großen Vorlesungen besteht so häufig die Möglichkeit, seine Fachkenntnisse zusätzlich aufzubessern. Hochschulsport Viele Universitäten bieten ein großes Angebot an sportlichen Aktivitäten. Diese sind meist sehr günstig, da sie von den Studien beiträgen mitfinanziert werden. Immatrikulationsbescheinigung Der Nachweis für den Studentenstatus. Er ist beispielsweise wichtig für offizielle Ämter, zur Beantragung des BAföG und bei der Aufnahme eines studentischen Nebenjobs. Jobsuche Im Idealfall sollte bereits während des Studiums erste Berufserfahrung gesammelt werden. Das kann durch Minijobs, die Arbeit als Werkstudent, Praktika oder ehrenamtliche Arbeit geschehen. Viele Universitäten bieten eine große Auswahl an Plattformen zur Orientierung. Klausuren Leider kein Studium ohne Klausuren. Damit diese auch erfolgreich laufen, bietet es sich an, schon während des Semesters den Lernstoff zu sammeln. Damit ist man nicht nur besser organisiert, man vermeidet auch die ein oder andere durchgemachte Nacht und verbessert so die eigene Konzentration und Lernfähigkeit. 32 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 33 Und dann? Lehramt Einige Studiengänge bieten die Option des Lehramtsstudiums. Dieses qualifiziert Absolventen für den Unterricht an den gängigen Schulformen. Mensa Die Kantine der Hochschule und eine günstige Alternative zum Selbstkochen. Sie liegt direkt am Campus und ist somit leicht zwischen den Unterrichtsstunden zu erreichen – und nach einer Weile weiß man auch, welche Gerichte lecker sind. Numerus Clausus Manche Studiengänge setzen bei der Bewerbung einen gewissen Notenschnitt voraus. Dieser ist entweder bundesweit festgelegt oder abhängig von der jeweiligen Uni und dem Fach. Übrigens: Sollte dieser knapp nicht erreicht sein, kann eine Bewerbung dennoch nicht schaden. Denn auch Bewerber mit einem schlechteren Notendurchschnitt können im Nachrückverfahren noch zugelassen werden. Orientierung Kann in den ersten Semestern manch- mal noch etwas schwer fallen. Oft fühlt man sich am Anfang etwas verloren. Hier gilt die Devise: einfach nachfragen. Und die Orientierungstutorien besuchen. So findet man sich nicht nur besser zurecht, man lernt auch schnell andere Studierende kennen, denen es vielleicht ähnlich geht. Prüfungsordnung Ein Überblick über die zu absol- vierenden Prüfungen, Seminare und den allgemeinen Studienverlauf. Vor der Bewerbung an einer Hochschule kann ein Blick in die Prüfungsordnung nicht schaden, um sich bereits ein Bild vom anstehenden Studienverlauf zu machen. Qualitätsverbesserung Nach jeder Veranstaltung besteht die Möglichkeit, dem verantwortlichen Dozenten in der Form von Umfragen Feedback zu geben. Rückmeldung Nach jedem Semester sind Studierende dazu verpflichtet, sich bei der Studierendenverwaltung zurückzumelden, um eine Fortsetzung des Studiums zu gewährleisten. Job, Ausland, Studium: Bei jedem geht es nach der Schule anders weiter. Eine Umfrage an der Goethe-Schule in Essen. von Emma von Haeseler Jasper Schmitz, 16 Letzter Schnitt: 1,8 Semesterbeitrag Trotz der Abschaffung der Studiengebühren muss jeder Studierende pro Semester einen festgelegten Beitrag zahlen (in NRW beträgt dieser momentan rund 250 Euro). Dieser fließt in das Semesterticket sowie diverse Einrichtungen wie den Hochschulsport. Tutorium Zu vielen Veranstaltungen finden zusätzliche Tutorien statt, um den Lernstoff aufzubereiten und die Studierenden besser auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Insbesondere in den ersten Semestern empfiehlt sich der Besuch eines Tutoriums, um eine bessere Orientierung im neuen Studiengang zu gewährleisten. Unichor Wer sich musikalisch betätigen möchte, hat in vielen Universitäten die Möglichkeit, in Chor und Orchester mitzuwirken. Immerhin sollen auch während des Studiums die eigenen Hobbys nicht zu kurz kommen. Klark Dammeyer, 17 Abi-Schnitt: 1,8 Was hast du nach der Schule vor? Ich möchte Medizin in Richtung Humanmedizin studieren, mein Ziel ist es, Radiologe zu werden. Glücklicherweise habe ich den Medizinertest ziemlich gut bestanden, deswegen verbessert sich mein Schnitt bei manchen Unis um 0,8. Wie bist du darauf gekommen? Mein Vater ist Radiologe, ich war oft bei der Arbeit dabei und fand es immer faszinierend im Krankenhaus zu sein. Mein Interesse für die Medizin ist seit früher Kindheit da und hat sich seitdem immer verstärkt. Lina Passlick, 17 Letzter Schnitt: 2,0 Vorlesung Im Gegensatz zum stark verschulten Seminar nehmen klassische Vorlesungen immer mehr ab. Für viele Basismodule sind diese dennoch notwendig, um allen neuen Studierenden eines Jahrgangs einen guten Einblick in ihr Fachgebiet zu gewähren. Wohnheim Viele Studierende bevorzugen das Leben im Studentenwohnheim, da es nicht nur günstig ist, sondern auch Campusnähe verspricht. Zusatzqualifikationen Diese werden bei Stellenausschreibungen immer häufiger gefordert. Fremdsprachen- und Softwarekenntnisse zählen etwa als Zusatzqualifikation – man kann sie in Workshops und Seminaren erwerben. Was hast du nach der Schule vor? Ich möchte zur Polizei und dort zum Mobilen Einsatzkommando (MEK). Der Aufnahmetest ist mehrtägig und sehr streng, er besteht aus einem Gesundheitscheck, einem Rechtschreib-, Mathe- und Stresstest. Als Plan B überlege ich, Sport auf Lehramt zu studieren. Ich kann mir also keinen Bürojob für mich vorstellen. Wie bist du darauf gekommen? Ich bin ziemlich sportlich und es hat mich schon immer interessiert. Ich habe auch vor eineinhalb Jahren ein Praktikum bei der Polizei gemacht, das ist ziemlich gut gelaufen. Was hast du nach der Schule vor? Das weiß ich noch nicht genau. Ich möchte nicht direkt studieren, weil ich erst 17 bin, wenn ich Abi habe. Deswegen möchte ich erst reisen oder Praktika machen, über die Richtung bin ich mir aber noch nicht im Klaren. Yared Schneider, 17 Letzter Schnitt: 2,2 Was hast du nach der Schule vor? Ich möchte entweder in den Filmbereich oder den Journalismus gehen oder als selbstständiger Autor arbeiten. Wie bist du darauf gekommen? Ich bin ein ziemlicher „Filmfreak“. Ich produziere momentan auch einen Kurzfilm mit Freunden, den wir bei den Kurzfilmtagen einreichen wollen. Daneben habe ich mit 14 angefangen Gedichte zu schreiben und auch schon ein eigenes Buch fertiggestellt. Neben der Schule arbeite ich im Katakomben Theater in Essen und helfe dort bei den Proben, schreibe kleine Texte, mache Fotos usw. Linda Stachowiak, 18 Abi-Schnitt: 2,1 Was hast du nach der Schule vor? Ich werde Musik im Fachbereich Geige an der Folkwang Uni in Essen studieren. Danach mache ich vielleicht eine Fortbildung in der Musiktherapie. Das ist ein ganz neues, unerforschtes Gebiet, in dem es darum geht, die psychische und körperliche Gesundheit einer Person mithilfe von Musik zu heilen. Wie bist du darauf gekommen? Ich spiele seit elf Jahren Geige und habe letztes Jahr bei Professor M. Mintchev von der Folkwang Uni einen Meisterkurs gemacht. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mein Hobby zum Beruf machen wollte. Mein Plan B wäre Logopädie gewesen, grob beschrieben ist das die Behandlung von Sprachfehlern. 34 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung Keine leichte Wahl: Uni oder FH? | 35 Lange Zeit galt die Fachhochschule als kleine Schwester der Universität. So genossen ihre Absolventen zwar eine Ausbildung mit Praxisbezug, hatten später allerdings wegen mangelnden Fachwissens im Berufsleben schlechtere Chancen. Die Universität sollte hingegen rein theoretische Inhalte vermitteln – dass dem allerdings längst nicht mehr so ist, zeigen zahlreiche Studien. Die Grenzen zwischen universitärem und Fachhochschulabschluss verschwimmen zunehmend, manche Betriebe bevorzugen sogar FH-Absolventen aufgrund ihrer praktischen Erfahrung, die den Studierenden der Universität oft noch fehlt. Doch man setzt auch inzwischen häufiger auf Praktika und Workshops neben dem regulären Studienplan. Doris Hermann, Geschäftsführerin der Akkreditierungsagentur AQAS in Bonn sagt: „Vor allem in den Geisteswissenschaften ist eine Veränderung deutlich spürbar. Praktika werden stärker in die Stundenpläne integriert.“ Macht es also überhaupt noch einen Unterschied, ob man an der Universität oder einer Fachhochschule studiert? Ein Überblick. Früher vermittelten Universitäten nur Theorie, Fachhochschulen vor allem Praxis. So einfach ist es heute nicht mehr. Worin sich die Hochschulformen wirklich unterscheiden Von Jennifer NEidhardt Universitäten sind nach wie vor die beliebtesten weiterführenden Bildungseinrichtungen. Im Vergleich zu anderen Hochschulen besteht hier ein breites Angebot in allen Fachrichtungen. Mehr Freiheit beim Stundenplan Seit der Einführung des Bachelor- und Mastersystems ist die Studiengestaltung um einiges straffer geworden, damit mehr Lernstoff in kürzerer Zeit vermittelt wird. Allerdings genießen die Studenten eine größere Freiheit in der Gestaltung ihres Stundenplans: Anders als in der stark verschulten Fachhochschule können Studierende an der Universität ihre Zeit selbstständiger einteilen und ihren Studienfokus abgesehen von allgemeinen Grundkursen selbst bestimmen. Während des Masterstudiums kann dieser Fokus noch vertieft werden. Praxisbezug ist noch ausbaufähig Allerdings haben viele Studenten trotz der Zunahme an praktischen Angeboten immer noch Bedarf an weiteren berufspraktischen Erfahrungen. „Der Praxisbezug ist erst da, wenn man sich selbstständig darum kümmert“, beschwert sich Sylvana Hiltrop, Studentin der Medienwissenschaft: „Der größte Teil der Studenten wird bei uns nicht genügend in die vorhandenen Angebote eingebunden.“ Auch Sandra Caris, Masterstudentin im Bereich Japanologie, fehlt oft der praktische Bezug in ihrem Studium: „Im Bachelor gab es keinerlei praktische Angebote. Im Master gab es endlich etwas Praxisbezug im Bereich der Übersetzung, aber es ist immer noch viel zu wenig.“ Lernen aus eigenem Antrieb Wer also beschließt, an einer Universität zu studieren, sollte sich vorher darüber bewusst sein, dass für ein solches Studium vor allem die persönliche Motivation und das Interesse am besseren Kennenlernen eines Fachgebietes im Vordergrund stehen muss. Fachhochschulen sind im Vergleich zu Universitäten auch heute noch praxisbezogener. Wer eine akademische Karriere anstrebt oder in Erwägung zieht, einen Doktortitel zu machen, wird dort schlecht aufgehoben sein. Wem jedoch das praktische Arbeiten mehr liegt als das stundenlange Schmökern in der Bibliothek, für den bietet sich ein solches Studium an. Verschultes Lehrprogramm Für ein Studium an der Fachhochschule ist keine allgemeine Hochschulreife nötig, das Fachabitur oder eine Ausbildung mit genug Berufserfahrung sind hier in der Regel ausreichend. Im Gegensatz zur Universität ist der Studienablauf streng verschult, mit festen Stundenplänen und einem vorgegebenen Lehrbetrieb. So lernen die Studenten zwar weniger selbstbestimmt, allerdings wird ihnen auch der Druck genommen, das gesamte Studium und zusätzliche Praktika selbst zu organisieren. Ob dies nun als Vor- oder Nachteil anzusehen ist, ist ganz von den persönlichen Präferenzen abhängig. Gute Vernetzung mit Unternehmen Oft besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachhochschulen und ortsansässigen Unternehmen, sodass eine spätere Übernahme leichter fällt. Auch Praktika sind ein fester Bestandteil des Studienplans. Die Auswahl der Fachbereiche ist hier allerdings um einiges eingeschränkter. Angehende Lehrer, Juristen und Ärzte haben beispielsweise keine Möglichkeit, die Grundlagen für diese Berufe außerhalb einer universitären Einrichtung zu lernen. Foto: Fotolia Beraten lassen! Die Frage, ob sich ein Studium an der Universität oder Fachhochschule lohnt, ist also vor allem abhängig von persönlichen Idealen und Zielen. Wer sich immer noch nicht sicher ist, was für ihn die richtige Wahl ist, hat die Möglichkeit, diverse Beratungsgespräche in Anspruch zu nehmen – beispielsweise am Tag der offenen Tür oder bei der Studierendenberatung der jeweiligen Einrichtung. 36 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 37 So klappt es mit der Studienfinanzierung Ein Studium kann ganz schön ins Geld gehen. Was auf einen zukommt und welche Hilfen es gibt. Obwohl die Studiengebühren im vergangenen Jahr bundesweit abgeschafft wurden, müssen angehende Studenten noch immer einiges an Kosten stemmen. Ein Großteil der Ausgaben entsteht durch Ausgaben für Strom, Miete und Lebensunterhalt. Doch auch ohne eigene Wohnung müssen ein Studienbeitrag (unter anderem zur Finanzierung des Semestertickets) und weitere Ausgaben für Lehrmittel berücksichtigt werden. Allerdings müssen diese Kosten nicht alleine getragen werden – es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung. Dabei ist es wichtig, sich schon im Voraus ein Bild von den anstehenden Kosten zu machen, um die richtige Methode zu finden. VON Jennifer Neidhardt Welche Kosten fallen an? Im Schnitt zahlen Studenten rund 300 Euro Miete, 165 für Ernährung, 82 Euro für Verkehrsmittel und 65 Euro für Freizeitaktivitäten. Das hat die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks ergeben. So werden im Schnitt mehr als 600 Euro pro Monat fällig. Sollte man diese nicht aus eigener Tasche bezahlen können, darf man darauf hoffen, dass der Staat einspringt. Arbeiten als Werkstudent Es kann jedoch passieren, dass die bewilligte Unterstützung per BAföG nicht ausreicht oder der Antrag von vornherein abgelehnt wird. Im ersten Fall kann man sich zusätzlich einen studentischen Nebenjob zulegen. Verdient man dabei monatlich nicht mehr als 450 Euro, kann dieser ohne Probleme mit der BAföG-Auszahlung kombiniert werden. Wurde der Antrag generell abgelehnt, darf man sich auch einen lukrativeren Nebenjob suchen – zum Beispiel per Werkstudentenvertrag. Allerdings gibt es auch hier Regeln: Studenten dürfen nicht mehr als 20 Arbeitsstunden pro Woche arbeiten, damit das Studium nicht darunter leidet. Für Stipendium bewerben Gerade in den ersten Semestern haben viele Studenten allerdings kaum Zeit, um die Hälfte der Woche auf der Arbeit zu verbringen. In diesem Fall gibt es in Deutschland über 800 verschiedene Anlaufstellen zur Stipendienvergabe, die nicht nur von Hochbegabten genutzt werden können, so wie etwa das Mawista-Studienprogramm. Klassische Finanzspritze Bafög Die geläufigste Art der finanziellen Unterstützung ist nach wie vor das BAföG. Bis zu 670 Euro pro Monat können nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz angefordert werden – ab dem Wintersemester 2016/17 steigt der Betrag sogar auf 735 Euro. Seine Höhe ist abhängig von diversen Faktoren wie etwa privaten Ersparnissen, dem Einkommen der Eltern oder zusätzlichen Verdiensten wie studentischen Nebenjobs. Der größte Vorteil des BAföG ist der staatliche Zuschuss – so muss nur die Hälfte des geliehenen Betrags nach Abschluss des Studiums zurückgezahlt werden. Wichtig ist hier zu beachten, dass für einen Antrag eine große Anzahl an Unterlagen benötigt wird, unter anderem die Lohnsteuerabrechnung der Eltern und der Ausbildungsnachweis möglicher Geschwister. Es ist daher ratsam, den Antrag so früh wie möglich einzureichen. Kredit aufnehmen per Bildungsfonds Foto: istockphoto Eine relativ neue Alternative zum BAföG sind sogenannte Bildungsfonds. Auch hier handelt es sich um einen Kredit, allerdings ist dieser unabhängig vom Einkommen der Eltern und es werden keine Zinsen berechnet. Außerdem wird die Rückzahlung erst nach einer Festanstellung fällig. Allerdings muss man sich für diese Art der Studienförderung bewerben und sie ist nicht in allen Studiengängen möglich. Als Student an Kunsthochschulen oder bei Bachelor-Abschlüssen mit Ausbildungsschwerpunkt geht man leer aus. Weitere Informationen gibt es im Internet unter bildungsfonds.de. Weitere Informationen unter www.studentenwerke.de www.karrierebibel.de Kindergeld Für volljährige Kinder wird bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres Kindergeld gezahlt, solange sie für einen Beruf ausgebildet werden. Dazu zählt auch ein Erststudium. Die Zahlung endet spätestens in dem Monat, in dem das Kind offiziell schriftlich das Gesamtergebnis der Abschlussprüfung erhält. Vorsicht bei Nebenjobs: Die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit darf nicht mehr als 20 Stunden betragen. 38 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 39 Immer locker bleiben Turbo-Abi, Auslandssemester, Berufserfahrung: Immer mehr Heranwachsende stehen unter Stress, dabei hat das Arbeitsleben noch gar nicht begonnen. Wir sagen: Druck raus aus der Karriereplanung. Von Achim Faust Immer diese Stimmen im Kopf, die man einfach nicht los wird. Von den Eltern beispielsweise: Die werden nicht müde zu betonen, wie schwierig es doch heutzutage ist, einen guten Job zu bekommen. Dass man fleißig sein muss. Mindestens. Tatsächlich scheint es so: Wer im Leben was erreichen will, muss sich mächtig ins Zeug legen. Abitur, natürlich im Turbomodus – mit einem Terminkalender, der dem eines Erwachsenen gleicht. Bestnoten an Schule und Uni. Auslandssemester und Berufserfahrung in einem Beruf, den man nach all der Plackerei einmal ergreifen will. Gott sei Dank gibt es Praktika. Für die zwischen 1977 und 1998 geborene sogenannte „Generation Y“, die gerne als leistungsorientiert, technikbegeistert und ich-bezogen beschrieben wird, hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert – und das macht ihr zu schaffen. Die Vielzahl an Möglichkeiten, die sich an der Schwelle zum Berufsleben eröffnen, sagte beispielsweise Steffi Burkhart der Deutschen Presse-Agentur. Die Bloggerin berät Unternehmen im Umgang mit jungen Mitarbeitern. Die Tatsache, dass die Social-Media-geübte Generation viel mehr über die Lebenswege der Freunde und Bekannten erfahre, führe darüber hinaus zu Selbstzweifeln. „Da bekommt man schnell den Eindruck, dass die Freunde die tolleren Jobs oder die cooleren Partner haben, und zweifelt an den eigenen Entscheidungen.“ Die Mittzwanziger „sind schwer mit dem Projekt beschäftigt, das eigene Leben zu managen“, meint auch Hans-Werner Rückert, Leiter der Zentraleinrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung der Freien Universität Berlin. Selbst optimierung sei ein wichtiges Thema, jeder scheine seines Glückes Schmied zu sein. „Doch das bedeutet im Umkehrschluss: Wenn etwas schiefgeht, bin ich dafür verantwortlich – und das macht vielen Angst“, sagt der Diplom-Psychologe. Und so bleibt kaum mehr etwas übrig von der Aufbruchstimmung, die immer aufkam, lernte man auf eigenen Beinen zu stehen. Höher, schneller, weiter. Warum eigentlich? Wo bleibt da die Jugend? Eine Zeit, in der sich eigentlich Identität entfalten soll. Eine Zeit, die Zeit für Freunde bereithalten sollte, und dafür, um über die Welt und sich selbst nachzudenken. Es gibt gute Gründe, einfach mal Geschwindigkeit rauszunehmen, die man zu Schulzeiten hat aufnehmen müssen, denn die Welt steht motivierten jungen Menschen mit einer guten (schulischen) Ausbildung offen. Auch – oder gerade in Zeiten des „Demografischen Wandels“, den junge Erwachsene laut einer repräsentativen Umfrage von 2014 noch immer mit steigenden Belastungen in Verbindung bringen. Längere Arbeitszeiten, private Altersvorsorge, das sind in diesem Zusammenhang die Stichworte. Nur 23 Prozent der Befragten erwarteten bessere Berufschancen, nur 19 Prozent einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Zahlen, die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig auf dem Berliner Demografie Forum vorgestellt hatte. Stichwort Turbo-Abitur: Wer einmal darüber nachdenkt, was der schnellere Abschluss bedeutet, kann auch zu dem Schluss kommen, dass es ein gewonnenes Jahr ist. Ein gewonnens Jahr, nicht, um schneller in Beruf oder Studium einzusteigen, sondern ein Jahr mehr, sich darüber klarzuwerden, was man will. „Was will ich überhaupt werden?“ 6000 Studiengänge stehen zur Auswahl, 800 davon dual. Oder unzählige Ausbildungen – klassisch oder dual. Oder ins Ausland? Ein Freiwilliges Soziales Jahr? Oder, oder, oder. Die Generation der Großeltern mag davon geträumt haben – für viele junge Menschen bedeutet dies zusätzlicher Stress. Bloggerin Burkhart setzt vor allem auf den Rat von Mentoren, um das Angebot zu kanalisieren. „Mir Vorbilder zu suchen und ihnen möglichst viele Fragen zu stellen, hat mir geholfen, die Fülle an Ideen und Optionen zu sortieren.“ Roswitha Nussinger, Abiturientenberaterin bei der Agentur für Arbeit in Nürnberg, empfiehlt gegenüber dem Magazin Unicum Abi, auf die Bremse zu treten: „Ich rate den jungen Leuten, die nach dem Abitur nicht wissen, wofür sie sich entscheiden sollen: Schafft euch eine Überbrückung, wie beispielsweise einen Auslandsaufenthalt. Und vor allem – entschleunigt mal ein wenig!“ 40 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 41 Endlich raus von zuHause Wer bei den Eltern auszieht, muss vorher einiges bedenken. Wie man sich auf die erste eigene Wohnung vorbereitet. Von Jennifer Neidhardt Zu studieren bedeutet für viele, zum ersten Mal das Elternhaus zu verlassen und auf eigenen Füßen zu stehen. Doch der Weg in die Selbstständigkeit kann sich schnell als steinig erweisen, und oft kann es passieren, dass unüberlegte Entscheidungen getroffen werden – etwa versteht man sich nicht mit dem WGPartner, fühlt sich in der neuen Umgebung unwohl, oder stellt erst einige Wochen nach dem Einzug Mängel in der Wohnung fest. Daher ist es wichtig, sich bereits vor dem Auszug bewusst zu machen, welche Vor- und Nachteile eine eigene Wohnung mit sich bringt. Diese Fragen sollte man im Vorfeld klären. Bin ich überhaupt schon bereit für den Auszug? Zuerst sollte sich jeder überlegen, ob man es sich wirklich zutraut, auszuziehen. Immerhin ist das Verlassen des Elternhauses ein großer Schritt im Leben eines jungen Erwachsenen. Dazu gehört eine ordentliche Portion Organisationstalent – und Geld. Vorsicht vor versteckten Kosten Viele bemerken erst im Nachhinein, welche Kosten die eigene Wohnung mit sich bringt – daher ist es wichtig, sich bereits im Voraus über die anstehenden Notwendigkeiten Gedanken zu machen. Oft fallen bei der ersten eigenen Wohnung neben den Standardkosten wie Kaution und Miete nämlich noch zusätzliche Investitionen an, beispielsweise für Möbel, Küchengeräte und andere Haushaltsgegenstände. Wohnungssuchende sollten deshalb nicht nur ihre Finanzen richtig einschätzen, sondern auch alle Klauseln im Mietvertrag. Fotos: istockphoto, Fotolia Plötzlich alles selbst managen Auch die Selbsteinschätzung spielt beim Auszug eine große Rolle. Bin ich bereit, neben Studium und eventuellem Nebenjob zusätzlich die Arbeiten im Haushalt zu übernehmen? Kann ich meine Finanzen richtig kalkulieren? Was mache ich im Falle von Krankheit oder Unfällen? Nicht selten passiert es, dass sich junge Studenten übereifrig in die eigene Wohnung stürzen und nach wenigen Wochen feststellen, dass sie dem Leben alleine noch nicht gewachsen sind. Dann gilt es, sich mit Kündigungsfristen herumzuschlagen, einen Nachmieter zu organisieren und sich um die Rückzahlung der Kaution zu kümmern. Wer seine Fähigkeiten realistisch einschätzt, kann diese zusätzlichen Belastungen vermeiden. Was ist der Vorteil einer eigenen Wohnung? Trotz der Verantwortung, die das Leben ohne Eltern mit sich bringt, ist der Auszug doch ein wichtiger Bestandteil im Leben eines jungen Erwachsenen. Eine eigene Wohnung fördert die Selbstständigkeit – oft gilt hier das Motto „Learning by Doing“. „Zu Beginn war für mich das große Problem, dass ich weit weg von meiner Familie und auf mich allein gestellt war“, erinnert sich Masterstudentin Julia Renner an ihre erste Zeit im Studentenwohnheim zurück. „Ich habe zwar finanzielle Unterstützung von ihnen bekommen, war aber plötzlich gezwungen, auf eigenen Beinen zu stehen, meine Zeit selbst einzuteilen und mich um organisatorische Sachen zu kümmern, von denen ich gar nicht wusste, dass sie existieren. Das kann gleichzeitig ein Vor- und Nachteil sein, aber man lernt daraus.“ Oft nimmt man so also viele Arbeiten, die einem zu Hause von den Eltern abgenommen wurden, viel bewusster wahr. Auch lernt man, mit seinem Geld auszukommen: Das beginnt bei Miete und Strom, geht weiter bei den alltäglichen Kosten für Lebensmittel und Extras wie Kleidung oder Ausgaben in der Freizeit. Neue soziale Kontakte Erst wenn man auf sich alleine gestellt ist, ist es möglich, wirklich Verantwortung zu übernehmen – und dabei sollte man keine Angst haben, auch mal Fehler zu machen. Im Gegenteil: Das Leben abseits von zu Hause bietet die Chance für neue soziale Kontakte innerhalb und außerhalb der Uni. Im Austausch mit anderen stellen Studierende schnell fest, dass man nicht alleine mit seiner anfänglichen Unsicherheit ist. Für viele werden ihre Kommilitonen so zu einer Art Ersatzfamilie, in der man sich gegenseitig unterstützt. Auch Julia kann von ähnlichen Erfahrungen berichten: „Ich musste mir hier über die Uni ein komplett neues Umfeld aufbauen, mit neuen Gesichtern, und deren Einstellung und geistige Reife hat mir sehr geholfen. Das sind dann die Leute, die einem auch mal in den Allerwertesten treten, wenn man alleine vor sich hinvegetiert, und das ist manchmal auch nötig.“ Studentenwerk hilft weiter Die erste eigene Wohnung bringt eine große Verantwortung, aber auch genauso viele wertvolle Erfahrungen mit sich. Im Falle von Unsicherheiten können sich allein lebende Studierende jederzeit an ihr örtliches Studentenwerk wenden – dort gibt es spezielle Beratungsstellen zum studentischen Wohnen, die bei Fragen gerne bereit stehen. 42 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 43 Mathematik Guide mit welchem studium man was machen kann Es gibt mehr als 800 unterschiedliche Studienfächer in Deutschland. Trotzdem entscheiden sich die meisten Studienanfänger seit Jahren für BWL, Jura oder Medizin. Welche Fachbereiche sonst noch besonders beliebt sind und was man mit ihnen machen kann, zeigt die Übersicht. Anglistik Studenten der Anglistik beschäftigen sich mit der englischen Sprache und Kultur. Das größte Arbeitsfeld für Anglisten ist anschließend das Lehramt. Dank des interkulturellen Fachwissens und der Fremdsprachenkenntnisse, über die die Absolventen verfügen, kommen aber auch Jobs im Journalismus, in Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Marketing, bei Buchverlagen und Bibliotheken, Theatern und Museen oder in Therapieeinrichtungen zur Behandlung von Sprachstörungen infrage. Bei der Orientierung helfen Praktika und Auslandsaufenthalte während des Studiums. Beste Uni*: FU Berlin (Bachelor), Uni Freiburg (Bachelor, Lehramt), Uni Mannheim (Bachelor, Lehramt), Uni Heidelberg (Lehramt) Einstiegsgehalt**: 31.720 € (Bachelor) / 36.457 € (Lehramt) Von Mona Contzen Informatik Germanistik Biologie Die Einsatzbereiche für Biologen, die sich in Botanik, Zoologie und Biochemie auskennen, sind vielfältig. Sie reichen von Naturparks und Naturschutzgebieten über Zoos bis hin zur Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie. Die meisten Biologen schließen ein Master-Studium und eine Promotion an den Bachelor an und arbeiten später für Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Daneben gibt es aber auch die Möglichkeit, Behörden oder Umweltschutzorganisationen zu beraten, für Fachzeitschriften oder Naturkundemuseen tätig zu sein oder sein Geld in der Landwirtschaft oder Umweltbiologie zu verdienen. Beste Uni*: keine Angabe Einstiegsgehalt**: 46.677 € Das Studium der deutschen Sprache und Literatur belegt bei den Frauen in Deutschland den zweiten Platz auf der Beliebtheitsskala. Etwa die Hälfte der Germanistikstudenten will später Lehrer werden, Stellen gibt es aber auch in den Bereichen Medien, Kultur und Verlagswesen. Hierzu gehören zum Beispiel die Tätigkeit als Journalist, Lektor, Berater in einer PR-Agentur oder Texter in einer Werbeagentur. Da das Studium nicht gezielt auf einen bestimmten Beruf vorbereitet, ist es wichtig, schon während der Uni-Zeit Praktika zu absolvieren. Beste Uni*: Uni Freiburg (Bachelor), Uni Mannheim (Lehramt) Einstiegsgehalt**: 31.720 € (Bachelor) / 36.457 € (Lehramt) Wirtschaftswissenschaften Die allgemeinen Kenntnisse in der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre können im Studium durch eine gezielte Spezialisierung und Praktika vertieft werden. Je nach Schwerpunkt bieten sich dann Jobs in öffentlichen Einrichtungen, Industrie- oder Dienstleistungsunternehmen an. Tätigkeitsfelder sind zum Beispiel das Controlling, Finanz- und Rechnungswesen, Konjunktur- und Finanzmarktanalyse, Unternehmens- und Vermögensberatung, Marketing und Vertrieb. Beste Uni*: Zeppelin Universität Friedrichshafen Einstiegsgehalt**: 41.279 € Psychologie Psychologen, die eine eigene Praxis eröffnen möchten, brauchen einen MasterAbschluss. Dieser eröffnet aber auch Möglichkeiten in anderen Bereichen. Soziale Einrichtungen wie Jugendberatungsstellen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen, Kliniken, Wirtschaftsunternehmen und die Verwaltung sind potenzielle Arbeitgeber. Auch hier gilt: Der gewählte Schwerpunkt bestimmt den Einsatzort. Arbeits- und Organisationspsychologen beispielsweise wählen im Auftrag der Personalabteilung neue Mitarbeiter aus und entwickeln Motivationsprogramme für die Kollegen. Pädagogische Psychologen dagegen arbeiten eher in Schulen, sozialen Einrichtungen oder der Erwachsenenbildung. Beste Uni*: Jacobs Universität Bremen, Uni Mann- heim, TU Dresden Einstiegsgehalt**: 41.491 € Pädagogik Die Erziehungs- und Bildungswissenschaft ist vor allem bei Frauen beliebt. Sie arbeiten später überall dort, wo es um Erziehung, Wissensvermittlung oder Aus- und Weiterbildung geht. Hierzu gehören natürlich die Kinder- und Jugendhilfe, Kindergärten und –heime, aber auch Justizvollzugsanstalten, Familienberatungen, Integrationshilfe, Erwachsenenbildung sowie Wissenschaft und Forschung. Außerdem bieten auch Unternehmen immer häufiger Anstellungen für die Planung, Durchführung und Evaluierung ihrer Weiterbildungsmaßnahmen. Beste Uni*: Uni Tübingen Einstiegsgehalt**: 32.440 € Informatik ist eine Männerdomäne und rangiert auf Platz drei der beliebtesten Studiengänge. Da heute kaum ein Wirtschaftszweig ohne Informatiker auskommt, sind die Berufsfelder breit gefächert. Insbesondere im Bereich IT-Dienstleistungen und in der Automobilindustrie gibt es einen hohen Bedarf. Bachelor-Absolventen arbeiten auch oft in der Unternehmensführung, im Großhandel oder in Behörden. Dort sind sie unter anderem mit Systemanalysen, Projektplanungen, Software-Engineering, Prozessautomatisierung, Programmierung oder Beratungstätigkeiten beschäftigt. Beste Uni*: RWTH Aachen, Uni Augsburg, Jacobs Universität Bremen, Uni Magdeburg Einstiegsgehalt**: 43.852 € Mathematiker sind fast überall gefragt, wo komplexe Probleme gelöst werden müssen – in der IT-Branche ebenso wie in Telekommunikationsunternehmen, in Forschungsinstituten und Lehranstalten, bei Banken und Versicherungen oder in der Unternehmensberatung. Die Aufgabenfelder reichen dabei von der Prototypenentwicklung über die Analyse und Bewertung von Kursentwicklungen bis hin zur Auswertung von Forschungsergebnissen. Beste Uni*: Uni Bonn, Uni Göt tingen, Uni Magdeburg Einstiegsgehalt**: 43.852 € Physik Physiker haben gute Karriereaussichten, weil sie nicht nur schwierige Probleme lösen können, sondern sich auch mit Mathe und EDV auskennen. Viele Physiker arbeiten in den Laboren von Instituten und Hochschulen. Aber auch in der freien Wirtschaft finden sich zahlreiche Arbeitgeber, zum Beispiel bei Technologie- und IT-Firmen, in der Pharmazie, bei Unternehmensberatungen, Banken oder Versicherungen. Ein MasterAbschluss erleichtert den Einstieg ins Berufsleben. Beste Uni*: Uni Duisburg-Essen Einstiegsgehalt**: 46.677 € Betriebswirtschaftslehre BWL ist seit Jahren die unangefochtene Nummer eins auf der Beliebtheitsskala – bei Männern und bei Frauen. Das Bachelor-Studium vermittelt den Studenten betriebswirtschaftliche Grundlagenkenntnisse, allgemeine Managementfähigkeiten, aber auch Mathematik und Fremdsprachen. Damit können die Absolventen dann Jobs in der Unternehmensberatung, der Personalarbeit, in Finanzwesen und Logistik oder Marketing und Projektplanung ausüben. Rund zwei Drittel der Studenten spezialisieren sich durch einen Master auf einen dieser Bereiche. Beste Uni*: EBS Universität Oestrich-Winkel, WHU Vallendar Einstiegsgehalt**: 41.279 € MINT-Fächer Die Abkürzung MINT steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Lange hat die Industrie in diesen Bereichen einen Nachwuchsmangel beklagt, inzwischen gibt es aber wieder einen deutlichen Zustrom bei diesen Studienfächern. Die Universität Duisburg-Essen bietet mit „MINTroduce“ ein umfassendes Kursprogramm für alle, die sich für das Studium eines der MINT-Fächer interessieren und sich fit dafür machen wollen. An der Fachhochschule Dortmund können Schüler im Rahmen des Angebots „doMINT“ vorab entdecken, wie ein technischer und naturwissenschaftlicher Studiengang funktioniert. * nach CHE-Hochschulranking 2015 | ** durchschnittliches Bruttojahresgehalt nach dem StepStone Gehaltsreport für Absolventen 2014 44 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 45 Orientierungsjahr FSJ und Co. Freiwilligendienste erweitern den Horizont und fördern die Karriere. Aber welcher Dienst passt zu mir? Von Mona Contzen Hilfe, die Schule ist aus! Manch einer steht dann vor einem großen Fragezeichen, andere fürchten den schlechten Schnitt im Abschlusszeugnis oder wollen einfach mal etwas anderes machen als direkt vom Klassenzimmer in den Hörsaal der Uni zu wechseln. Eine lohnenswerte Wahl ist in diesen Fällen ein Freiwilligendienst. Bild: Freepik.com Das Freiwillige Soziale bzw. Ökologische Jahr (FSJ/FÖJ) und der Bundesfreiwilligendienst (BFD) bieten den Rahmen für soziales, kulturelles und ökologisches Engagement in Deutschland. Aktuell nehmen über 40.000 junge Menschen an einem FSJ und knapp 20.000 an einem BFD teil. Die meisten von ihnen sind laut einer Umfrage mit dem Freiwilligendienst zufrieden und würden ihn weiterempfehlen. Wer trotzdem lieber ins Ausland möchte, hat auch hier die Wahl zwischen verschiedenen Programmen, die den freiwilligen Einsatz auf der ganzen Welt fördern – für einige Monate oder sogar ein ganzes Jahr. Natürlich bekommt man für all diese freiwilligen Dienste kein richtiges Gehalt, trotzdem kann die „Auszeit“ viele Vorteile haben. Wer sich bei seiner Berufswahl zum Beispiel noch nicht sicher ist, kann die Zeit zur beruflichen Orientierung nutzen, ein Berufsfeld im sozialen, sportlichen, politischen oder kulturellen Bereich kennenlernen und praktische Erfahrungen sammeln. Auch lässt sich über einen Freiwilligendienst soziales Engagement wirkungsvoll belegen, Kompetenzen wie Teamund Kommunikationsfähigkeit, Selbstorganisation und Disziplin werden trainiert – das schindet Eindruck bei zukünftigen Arbeitgebern. Gleichzeitig ist der Freiwilligendienst – wenn der Schnitt im Abschlusszeugnis nicht fürs Traumstudium reicht oder es mit dem Ausbildungsplatz nicht sofort klappt – ein sinnvolles Wartesemester. Denn bei der Bewerbung um einen Studienplatz zählen FSJ und Co. nicht nur als Wartezeit, vor allem in sozialen Studiengängen wird das Engagement bei der Bewerbung oft zusätzlich positiv bewertet. Bei entsprechender Eignung wird der Freiwilligendienst auch häufig als Praktikum oder Vorpraktikum für ein Studium (z.B. Medizin) oder eine Ausbildung anerkannt. 46 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung Freiwilligendienst im Ausland Internationaler Jugendfreiwilligendienst (IJFD) Weltwärts Start: oft 1. September Start: Sommer Dauer: 6 bis 18 Monate Dauer: 6 bis 14 Monate Bewerbung: möglichst 1 Jahr vor Abreise direkt beim Träger Bewerbung: möglichst 1 Jahr vor Abreise direkt beim Träger Vergütung: Taschengeld, Unterkunft und Verpflegung, Versicherung Voraussetzung: Teilnehmer müssen im Alter zwischen 18 und 28 Jahren sein, bei Haupt- oder Realschulabschluss wird eine Berufsausbildung oder vergleichbare Erfahrung (z.B. Praktikum) gefordert Vergütung: Taschengeld (in der Regel 150 Euro pro Monat), Unterkunft und Verpflegung Voraussetzung: Erfüllung der Vollschulzeitpflicht, Teilnehmer dürfen bei Dienstende das 27. Lebensjahr noch nicht vollendet haben Einsatzbereich: sozialer und ökologischer Bereich sowie die Friedens- und Versöhnungs- arbeit hauptsächlich in Europa und Nordamerika Freiwilligendienst im Inland Infos und Kontakt: www.bmfsfj.de Start: in der Regel am 1. August oder 1. September Dauer: 1 Jahr, mindestens jedoch 6, maximal 18 Monate Bewerbung: frühzeitig direkt bei der Einsatzstelle oder dem Träger Vergütung: Taschengeld von maximal 363 Euro im Monat, Beiträge zur Sozialversicherung, ggf. kostenlose Unterkunft und Verpflegung Voraussetzung: Erfüllung der Vollschulzeitpflicht (unabhängig vom Schulabschluss), Teilnehmer dürfen noch keine 27 Jahre alt sein Einsatzbereich: sozialer (z.B. Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen) und ökologischer Bereich (z.B. Forstamt, Nationalpark), Kultur (z.B. Museum, Theaterprojekt), Bildung (z.B. offene Ganztagsschule), Sport (z.B. Vereine), Integration Infos und Kontakt: www.bmfsfj.de, www.bafza.de Bundesfreiwilligendienst (BDF) Start: in der Regel am 1. August oder 1. September Dauer: 1 Jahr, mindestens jedoch 6 Monate, maximal zwei Jahre Bewerbung: frühzeitig direkt bei der Einsatzstelle oder dem Träger Vergütung: Taschengeld von maximal 363 Euro im Monat, Beiträge zur Sozialversicherung, ggf. kostenlose Unterkunft und Verpflegung Voraussetzung: Erfüllung der Vollschulzeitpflicht (unabhängig vom Schulabschluss) Einsatzbereich: sozialer (z.B. Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen) und ökologischer Bereich (z.B. Forstamt, Nationalpark), Kultur (z.B. Museum, Theaterprojekt), Bildung (z.B. offene Ganztagsschule), Sport (z.B. Vereine), Integration Infos und Kontakt: www.bafza.de, www.bundesfreiwilligendienst.de Infos und Kontakt: www.weltwaerts.de Europäischer Freiwilligendienst (EFD) kulturweit Start: Frühjahr und Herbst Start: nach Absprache Dauer: 6 oder 12 Monate Dauer: 2 bis 12 Monate, in Sonderfällen auch ab 2 Wochen Bewerbung: mindestens 8 Monate vor Abreise direkt bei der Entsendeorganisation Bewerbung: April (bei Ausreise im Frühjahr des Folgejahres) bzw. November (bei Ausreise im Herbst des Folgejahres) online unter kulturweit.de Vergütung: Taschengeld in Höhe von 150 Euro monatlich, Zuschuss zu Unterkunft und Verpflegung in Höhe von 200 Euro monatlich, Beiträge zur Sozialversicherung, Bezuschussung internationaler Reisekosten, Bezuschussung des im Gastland zu absolvierenden Sprachkurses mit maximal 300 Euro Voraussetzung: Teilnehmer müssen im Alter zwischen 18 und 26 Jahren sein, abgeschlossenes Abitur oder abgeschlossene Ausbildung Einsatzbereich: Kultur- und Bildungsarbeit in Afrika, Asien, Lateinamerika sowie in Mittelund Osteuropa Vergütung: Taschengeld, Unterkunft und Verpflegung, Möglichkeiten zum Spracherwerb, ggf. Beitrag zu Reisekosten Fotos: Fotolia, dpa Freiwilliges Soziales/Ökologisches Jahr (FSJ/FÖJ) Einsatzbereich: Entwicklungszusammenarbeit, vor allem in Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa Voraussetzung: Teilnehmer müssen im Alter zwischen 17 und 30 Jahren sein Einsatzbereich: Umweltschutz, sozialer und Gesundheitsbereich, Jugendarbeit, Kunst- und Kulturprojekte, Medienarbeit, Tierschutz, Sport- und Bildungsprojekte, meist innerhalb der EU Infos und Kontakt: www.go4europe.de Infos und Kontakt: www.kulturweit.de | 47 48 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 49 Abenteuer Auslandssemester: Was man wissen muss Eine andere Kultur erleben, Menschen verschiedenster Herkunft begegnen, sich in einer fremden Sprache behaupten – ein Auslandssemester hat viele Reize. Von Christine Holhoff Wann ist der beste Zeitpunkt? Wann man ins Ausland gehen sollte, hängt vor allem vom Studiengang ab. Wen es während des Bachelors in die Ferne zieht, für den kommen in der Regel das fünfte oder sechste Semester infrage, bei Diplomstudiengängen eignen sich das siebte oder achte Semester. Auch im Master kann man einen Auslandsaufenthalt einschieben – seit kurzem sogar selbst dann mit dem Programm „Erasmus“, wenn man ebenjenes schon im Bachelor genutzt hat. Die große Mehrheit der Studenten verbringt nicht mehr als ein Semester im Ausland. Man kann aber auch doppelt so lange bleiben – und dort zum Beispiel noch seine Bachelorarbeit schreiben. Wer nur ein Semester plant, sollte sich entscheiden: entweder wissenschaftlich arbeiten oder Veranstaltungen besuchen. Etwa jeder dritte Student verbringt einen Teil seiner Hochschulzeit in der Ferne. Was manchem zunächst als Zeitverlust erscheinen mag, ist in Wirklichkeit ein doppelter Gewinn. Denn ein Auslandssemester bringt einen nicht nur persönlich weiter, sondern macht sich auch gut im Lebenslauf. Bevor es losgehen kann, gibt es jedoch einiges zu beachten. Wo soll es hingehen? Vielleicht hat der ein oder andere schon ein Land im Hinterkopf, weil man sich ohnehin für eine bestimmte Sprache oder Kultur begeistert, vielleicht auch nur den diffusen Wunsch, einfach mal etwas Neues zu erleben. Bevor letztendlich die Entscheidung für eine Hochschule fällt, sollte man sich jedoch eines klarmachen: Was erwartet man eigentlich von seinem Auslandsaufenthalt? Soll das Fächerangebot möglichst ähnlich sein, damit man sich viele Kurse anrechnen lassen kann? Oder möchte man lieber über den Tellerrand schauen und etwas für den Wahlpflichtbereich tun? Sollen auch Prüfungen angerechnet werden? Oder gibt es irgendwo sogar die Möglichkeit, Zusatzqualifikationen zu erwerben? Wer diese Fragen beantwortet hat, kann sich auf die Suche nach einer Hochschule machen, die den eigenen Ansprüchen genügt – zum Beispiel, indem man Erfahrungsberichte anderer Studenten liest, Rankings konsultiert oder sich von der eigenen Auslandsstudienberatung helfen lässt. Die Vorbereitung sollte etwa ein Jahr vor der großen Reise beginnen. Mit einem Programm oder auf eigene Faust? Der bequemste Weg ins Ausland führt über ein Austauschprogramm. Am bekanntesten ist „Erasmus“, ein Programm der Europäischen Union, das Aufenthalte ab drei Monaten in der EU sowie in Island, Liechtenstein, Norwegen, der Schweiz und der Türkei fördert. Mit „Erasmus Mundus“ kommen Masterstudenten und Doktoranden zudem auch in Länder außerhalb Europas. Die Teilnahme am Erasmus-Programm ist nicht nur deshalb komfortabel, weil die organisatorischen Abläufe zwischen der eigenen Hochschule und jener im Ausland eingespielt sind. Ein wichtiger Bestandteil des Programms ist es auch, dass Studienleistungen im Ausland anerkannt werden. Die meisten Hochschulen verfügen darüber hinaus über weitere eigene Austauschprogramme. Wer im Angebot der Hochschule nicht das passende Ziel findet, kann auch als sogenannter Free Mover im Ausland studieren. Hierbei sucht man sich frei eine Uni irgendwo auf der Welt aus, muss aber auch entsprechend mehr Eigeninitiative zeigen. Wer den größeren organisatorischen Aufwand nicht scheut, kann auf diese Weise zu seinem Traumaufenthalt kommen. Wie finanziere ich das Studium im Ausland? Die Kosten für ein Semester im Ausland variieren stark je nach Zielland. Doch selbst wer kein Vermögen angespart hat oder nicht auf Unterstützung durch die Eltern hoffen darf, braucht nicht zu verzweifeln. Denn finanzielle Hilfen gibt es viele. Eine der wichtigsten ist das Auslands-Bafög: Es wird für Aufenthalte vergeben, die mindestens sechs Monate dauern; die Höhe hängt unter anderem vom Land und vom Einkommen der Eltern ab. Übrigens: Auch wer beim herkömmlichen BAföG leer ausgeht, sollte die Förderung fürs Ausland beantragen – die Chance, sie zu bekommen, ist deutlich größer. Und: AuslandsBafög muss nicht zurückgezahlt werden. Ist man mit dem Erasmus-Programm unterwegs, erhält man ein Stipendium von bis zu 500 Euro pro Monat sowie eine Reisekostenpauschale. Auch hier ist die Höhe abhängig vom Land, in dem man studiert. Das Erasmus-Stipendium wird nicht auf das Auslands-Bafög angerechnet. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Stipendien – etwa von der eigenen Hochschule, den Partneruniversitäten, den Zielländern oder von Stiftungen, die Studenten bestimmter Fachrichtungen unterstützen. Auch der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) vergibt eine Reihe von Stipendien, unter anderem das Promos-Stipendium für Auslandssemester ab sechs Monaten, bei dem der Aufenthalt mit etwas über 300 Euro pro Monat und einer Reisekostenpauschale bezuschusst wird. Eine Förderung speziell für die USA mit ihren hohen Studiengebühren vergibt die Fulbright-Kommission. Wie sieht es mit Versicherungen aus? Wer in einem anderen EU-Land studiert, muss sich wenig Gedanken machen. Die normale Krankenversicherungskarte wird auch dort akzeptiert. Eine gesonderte Auslandsversicherung würde allerdings noch weitere Leistungen abdecken – wie zum Beispiel einen medizinisch notwendigen Rücktransport. Für Länder außerhalb Europas ist die Auslandsreise-Krankenversicherung hingegen angeraten, da die heimischen Krankenkassen dort keine Kosten für Behandlungen übernehmen. Ausgenommen sind hier Tunesien und die Türkei, wo man einen Auslandskrankenschein verwenden kann. Wer nach Asien, Afrika oder Lateinamerika reist, sollte sich zudem informieren, welche Impfungen nötig werden. Einen guten Überblick dazu bietet die Webseite des Auswärtigen Amtes: www.auswaertiges-amt.de 50 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung Gut zu wissen Berufsmessen in NRW 18. bis 19.9: „Azubi- und Studientage“, Bottrop, Movie Park. Unternehmen, Verbände, Hoch- und Berufsschulen informieren über Ausbildungen, Studiengänge und alternative Möglichkeiten des Berufseinstieges. Noch offene Plätze nicht zu kritisch sehen Nach dem Beginn des Lehrjahrs immer noch freie Stellen sollte man nicht zu kritisch sehen, rät die Arbeitsagentur. Denn es handele sich nicht wie viele meinen um die unbeliebten Stellen, vielmehr sei es so, dass die Ausbildungsplätze schon einmal besetzt gewesen sind, der ausgewählte Bewerber aber kurzfristig abgesprungen ist. Außerdem schreiben vor allem kleinere Betriebe im Handwerk ihre freien Lehrstellen nicht selten erst spät aus. Das liegt daran, dass viele Betriebe erst im Juli wissen, ob ihre bisherigen Azubis ihre Gesellenprüfung bestanden haben. Ist das nicht der Fall, bleiben sie bis zur Nachholprüfung im Betrieb – und es gibt möglicherweise keinen Platz für einen neuen Lehrling. 21.9.: „International College Days“, Düsseldorf. Universitäten und Colleges stellen ihre Studienangebote vor und beantworten Fragen zu Sprachvoraussetzungen und Abschlüssen in zwölf Ländern. 23.9.: „AusbildungsMesse“, Lüdenscheid. Bietet die Möglichkeit, sich in Gesprächen mit regionalen Unternehmen über den Wunschberuf zu informieren. 23. bis 24.9.: „DASA-Jugendkongress“, Dortmund. Aussteller präsentieren neben Workshops neue Berufsbilder und Ausbildungsmöglichkeiten. 7.11.: „parentum Ruhrgebiet“, Essen. Ist ein Eltern- und Schülertag für Beratungsgespräche mit Unternehmen, (Fach-)Hochschulen und Institutionen. Mehr Messen auf www.messen.de Das gefällt mir: Apps und Tools zur Orientierung Die App „BERUFE Entdecker“ hilft bei der ersten Berufsorientierung. Fotos von typischen Arbeitsbereichen und Tätigkeiten werden mit „likes“ bewertet, dann nennt die App, die für Android-Handys bei Google Play und für iOS im App Store kostenfrei erhältlich ist, passende Ausbildungsberufe. Bei der Suche nach dem geeigneten Studiengang ist der „StudiFinder“ (www.studifinder.de) nützlich: Vier Orientierungstests grenzen Interesse und persönliche Eignung ein. Am Ende zeigt das Tool, welche Studienfelder passen und wo diese in NRW angeboten werden. Wer schon genauer weiß, was er studieren will, kann auch gezielt nach einer Hochschule in der näheren Umgebung suchen. Freie Zeit sinnvoll nutzen: das Wartesemester Von „sehr gut“ bis „mangelhaft“: Bewertungsportale Weil viele Studiengänge so beliebt sind, dass nicht alle Bewerber angenommen werden können, wählen Hochschulen anhand des „Numerus clausus“ (NC) aus, der Abi-Schnitt ist dafür das wichtigste Kriterium. Aber auch Wartesemester verbessern die Chancen: Zwar wird die Wartezeit nicht direkt auf die Note angerechnet, aber die Hochschulen müssen eine bestimmte Anzahl von Studienplätzen (meist 20 Prozent) nach Wartezeit vergeben. Wer dann mehr Wartesemester als andere Bewerber hat, bekommt auch mit schlechterem Abi-Schnitt einen Studienplatz. www.nach-dem-abitur.de Wenn die Wunschausbildung klar ist, fehlt nur noch der richtige Betrieb. Die beliebtesten Ausbildungsbetriebe Deutschlands hat die Jobbewertungsplattform kununu (www.kununu.com) nach einer Umfrage unter Azubis zusammengestellt. Außerdem können angehende Azubis die Suchfunktion nutzen, um aktuelle Stellenangebote und ausführliche Bewertungen zum Unternehmen ihrer Wahl zu finden. Von ihren Erfahrungen an Hochschulen berichten Studierende auf www.studycheck.de. Die Unis werden nach Studiengängen in Kriterien wie Studieninhalte, Dozenten, Ausstattung und Campusleben bewertet. | 51 52 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung | 53 Praxisluft schnuppern Gerade in Studiengängen, die nicht auf einen bestimmten Beruf ausgerichtet sind, sind praktische Erfahrungen wichtig. Wie man es richtig macht. Von Jennifer NEidhardt „Und, was willst du mit deinem Studium einmal machen?“ Diese und ähnliche Fragen dürften die meisten Studenten schon einmal gehört haben. Der Sprung vom Studium in den Beruf ist für viele eine große Herausforderung. Insbesondere der erste Einstieg in die Arbeitswelt durch Praktika und studentische Nebenjobs erweist sich oft schwieriger als erwartet. „Wie soll ich praktische Erfahrung sammeln, wenn diese immer schon vorausgesetzt werden?“, hört man Studierende immer wieder klagen. Dabei kann gerade die Studienzeit genutzt werden, um sich Kernkompetenzen anzueignen. Mediziner und Juristen haben es leichter Das größte Problem bei der Berufswahl ist für viele Studenten die mangelnde Orientierung. „Man kann Tendenzen für die einzelnen Fakultäten und Fächer diagnostizieren“, sagt Ilke Kaymak, Beraterin beim Career Service der Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf. „Ich sehe zum Beispiel, dass in der medizinischen und juristischen Fakultät das Problem weniger besteht, weil dort von Anfang an deutliche Berufsbilder bestehen. In den anderen Fakultäten ist das schon anders. Gerade in der philosophischen Fakultät ist das etwas schwieriger, weil dort nur sehr schwer klare Berufsbilder zu finden sind.“ Dieser Nachteil kann jedoch auch zu einem Vorteil werden: So haben Studierende die Möglichkeit, sich nicht von Anfang an auf ein spezifisches Berufsbild festzulegen, sondern sich ausführlich während ihrer Studienzeit zu orientieren und verschiedene Berufsgruppen kennenzulernen. Das funktioniert nicht nur über Praktika. Foto: Fotolia Nebenjob passend zum Studium suchen Eine gute Alternative sind studentische Nebenjobs. Wer hier geschickt auswählt, kann damit nicht nur seine Miete finanzieren, sondern tut auch noch etwas für seinen Lebenslauf. Damit man also nicht gleich den erstbesten Job annimmt, der sich einem bietet, sollte man nicht planlos vorgehen. „Man sollte sich erst mal informieren, was es überhaupt alles für Tätigkeiten gibt und was in den einzelnen Berufen von einem verlangt wird“, rät Ilke Kaymak. Über die Websites der potenziellen Arbeitgeber erfährt man bereits viel über die ausgeschriebene Stelle. Auch ein Anruf vor der Bewerbung kann klären, ob der Job zum Studiengangprofil passt. „Auch in den Unibibliotheken gibt es Informationen zu spezifischen Berufsbildern“, so Kaymak. Erfahrung sammeln und Gutes tun Wer nicht darauf angewiesen ist, mit praktischer Erfahrung Geld zu verdienen – etwa weil das Studium per BAföG oder Stipendium finanziert wird – kann über ehrenamtliche Arbeit nachdenken. Die Bandbreite der Jobs ist riesig: von der Mitarbeit in sozialen Einrichtungen, über mehrmonatige Arbeit als Englischlehrer in Südamerika bis zum Nachhilfeunterricht im Kinderheim vor Ort. „Viele berufspraktische Aktivitäten kann man auch mit Organisationen auf dem Campus verbinden, zum Beispiel in der Fachschaft, dem AStA, oder Zeitungs- und Radiogruppen der Hochschule. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man sich frühzeitig Gedanken macht und sich frühzeitig engagiert. Ideal wäre es natürlich, das Gelernte aus dem Studium auf irgendeine Art in der Praxis anwenden zu können“, sagt Kaymak. Eigene Stärken und Schwächen kennenlernen Die praktische Erfahrung kann als eine Schlüsselqualifikation im Lebenslauf gelten. Denn längst werden dort auch Nebenjobs, ehrenamtliche Aktivitäten und Schlüsselkompetenzen wie etwa Sprach- oder Softwarekenntnisse aufgelistet. Auch Workshops und berufspraktische Seminare an der eigenen Hochschule können unter dem Punkt „Weiterbildung“ angeführt werden. Wichtig ist nur, sich rechtzeitig über diese Möglichkeiten bewusst zu werden. „Man muss seine eigenen Stärken und Schwächen herausfinden“, rät Kaymak: „Da geht es vor allem auch darum, wie man sein Wissen und Können am besten in der Praxis umsetzen kann. Man sollte eine Tätigkeit finden, bei der man gerne seine ganze Tatkraft einsetzen möchte. Immerhin verbringt man auch viel Zeit auf der Arbeit und diese sollte man auch genießen.“ 54 | ZEIG DICH! Arbeitgeber Ausbildung Gut zu wissen Handwerk sucht Nachwuchs Vor allem in den naturwissenschaftlich geprägten Sparten – wie Elektroniker oder Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik – fehlen den Betrieben in Nordrhein-Westfalen junge Leute für eine Ausbildung. Lehrstellen seien in diesem Jahr sogar in beliebten Berufen wie Tischler unbesetzt geblieben, sagt Andreas Oehme, Geschäftsführer des Westdeutscher Handwerkskammertags. Die Entwicklung könnte dazu führen, dass am Ende auch Führungskräfte und Betriebsnachfolger fehlen, fürchtet der Handwerkskammertag. NordrheinWestfalen hat etwa 186 000 Handwerksbetriebe, die jährlich etwa 30 000 Ausbildungsverträge abschließen. 94 Handwerksberufe gibt es in NRW. Azubis oft über Eltern versichert Urlaub für Azubis Auch Azubis haben ein Recht auf bezahlten Urlaub. Unter 18 Jahren bekommen sie laut Gesetz sogar mehr freie Tage als Erwachsene. Mindestens 30 Werktage pro Jahr muss ein Betrieb Jugendlichen freigeben, die zu Beginn des Kalenderjahres jünger sind als 16 Jahre. So schreibt es das Jugendarbeitsschutzgesetz vor. Azubis über 16, aber unter 17 Jahren haben Anspruch auf 27 Tage. Nicht weniger als 25 Erholungstage dürfen Azubis über 17, aber unter 18 bekommen, so die Industrieund Handelskammer (IHK). Für Azubis ab 18 gilt das Bundesurlaubsgesetz. Sie müssen bei einer Fünf-Tage-Woche wenigstens 20 Tage Urlaub bekommen. Grundsätzlich muss im Ausbildungsvertrag die Dauer des Urlaubs stehen. Mehr freie Tage als der gesetzliche Mindesturlaub sind möglich. Wann die Auszubildenden Urlaub bekommen, entscheidet der Betrieb – auch wenn der ihre Wünsche berücksichtigen soll. Zum Ausbildungsstart herrscht Hochkonjunktur für Versicherungsvertreter. Auszubildende sollten sich aber nicht die erstbeste Versicherung aufschwatzen lassen. Denn nicht jeder Vertrag ist sinnvoll. Zudem sind Auszubildende in vielen Fällen noch über die Eltern abgesichert. Das trifft zum Beispiel für die besonders wichtige Haftpflichtversicherung zu. Hier besteht Versicherungsschutz für die Dauer der ersten Ausbildung – und meist bis zum 25. Lebensjahr. Wer ins Berufsleben einsteigt, sollte sich aber möglichst frühGedanken um eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) machen. Der Verlust der eigenen Arbeitskraft aufgrund von Erkrankungen, Arbeitsunfällen oder Burnout kann jeden treffen. Und über die staatliche Erwerbsminderungsrente ist man in den ersten Jahren kaum abgesichert. Policen gibt es ab 30 Euro im Monat. Nur jeder zwölfte Azubi fällt durch die Prüfung Die Mehrheit der Auszubildenden (91,8 Prozent) besteht die Abschlussprüfung gleich im ersten Anlauf. Rund jeder Zwölfte (8,2 Prozent) fällt durch. Das meldet das Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Etwas häufiger als der Schnitt brauchen Prüflinge aus dem Bereich Handwerk und Landwirtschaft einen zweiten Anlauf. Kaum jemand zieht weg Auch wenn es in einem anderen Bundesland noch freie Lehrstellen im Traumberuf gibt: Kaum jemand zieht für die Ausbildung weit weg. Das zeigt eine repräsentative Azubi-Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Die Mehrheit (84,9 Prozent) bleibt mit Lehrbeginn am alten Wohnort. Jeder Zwölfte (8,6 Prozent) zieht maximal innerhalb des Landkreises um. Nur 3,2 Prozent wechseln an einen anderen Ort innerhalb des Bundeslands, noch weniger innerhalb Deutschlands (2,9 Prozent). Der DGB bedauert, dass Jugendliche durch ihre fehlende Flexibilität durchaus Chancen liegen lassen. | 55
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