STADT SIGMARINGEN G u y - P a s c a l D o r n e r Wir sind Hohenzollern SIGMARINGEN. „Gütiger Gott, bewahre mich vor allen Dingen vor Hunger, Durst und Sigmaringen“, soll die in Paris aufgewachsene Amalie Zephyrine von Anhalt-Zerbst ausgerufen haben, als sie 1782 den Fürsten Anton Alois von Hohenzollern-Sigmaringen ehelichte. Zwischen Schwäbische Alb und Oberschwaben gelegen, ist die frühere Residenz- und heutige Verwaltungs- und Beamtenstadt Sigmaringen, an der Donau gelegen, immer noch etwas Eigenständiges: hohenzollerisch.Zeitweise sogar Landeshauptstadt eines eigenen Kleinstaates, sind die knapp 16.000 Einwohner stolz auf ihre Vergangenheit. Und das Fürstenhaus Hohenzollern prägt die Kreisstadt bis heute. Auch wenn einige der heutigen Ortsteile Sigmaringens schon wesentlich früher besiedelt waren, findet sich 1077 die erste urkundliche Erwähnung einer Burg auf dem das Donautal abriegelnden Felsen, dort wo heute das Hohenzollernschloss Sigmaringen thront. 1250 erfolgte die Stadtgründung. Seit 1325 im Besitz der Grafen von Württemberg, gelangte Sigmaringen über die Grafen von Werdenberg den Fürstentümer fielen 1850 an Preußen. Preußen in Oberschwaben? Ja, tatsächlich! Nicht nur, dass die brandenburgisch-preußische Hohenzollern-Linie schwäbische Wurzeln hat, von 1850 bis zur Gründung des Landes Württemberg-Hohenzollern (Sitz: Tübingen) 1947 war Sigmaringen Sitz der Hohenzollernschen Lande, eine Art Regierungsbezirk innerhalb Preußens, bestehend aus den beiden Das Hohenzollern-Schloss ist das Wahrzeichen der Stadt Sigmaringen. 1535/1540 an das Haus Hohenzollern. Wenige Jahre zuvor war die Burg zum Schloss umgebaut worden.1623 wurde Hohenzollern-Sigmaringen zum Fürstentum erhoben. Der oben erwähnten Amalie Zephyrine von Anhalt-Zerbst und ihrer guten Beziehungen zu Napoleon I. Bonaparte ist es zu verdanken gewesen, dass das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen von der Mediatisierung verschont blieb. Von 1806 bis 1849 war Sigmaringen Hauptstadt des souveränen Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen und nach wie vor Residenz der Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. In dieser Zeit wurde die Stadt in prägnanter Form zur Residenzstadt ausgebaut. In Folge der 1848er-Revolution verzichteten 1849 die Fürsten von Hechingen und Sigmaringen auf ihre Herrschaft. Die bei22 Foto: Mende ehemaligen Fürstentümern HohenzollernHechingen und Hohenzollern-Sigmaringen. 1873 wurde der Landeskommunalverband der Hohenzollernschen Lande gegründet -- eine Art Selbstverwaltung der Angelegenheiten der Hohenzollernschen Lande angesichts des fernen preußischen Landtages in Berlin. Der Landeskommunalverband wurde erst 1973 (!) aufgelöst und tagte im Landeshaus in Sigmaringen. Also auch nach der Bildung des Landes Württemberg-Hohenzollern 1947 und Gründung des Landes Baden-Württemberg 1952 bis zur Kreisreform 1973 gab es eine Art hohenzollerisches Regionalparlament in Sigmaringen. Von Oktober 1944 bis April 1945 war Sigmaringen Sitz der geflohenen französischen VichyRegierung unter Staatschef Marschall Philip- pe Pétain und Ministerpräsident Pierre Laval. Regierungssitz wurde das Sigmaringer Schloss - die Fürsten wurden ausgelagert und wohnen seitdem nicht mehr ständig dort. Auch die Botschaften Deutschlands, Japans und Italiens der Vichy-Regierung waren in Sigmaringen. Am 22. April 1945 flohen Pétain und Laval aus Sigmaringen, das in der Folge eine französische Besatzungsmacht und einen Zustrom an Heimatvertriebenen erlebte. Bei Gründung des Landes Baden-Württemberg 1952 ging der Name „Hohenzollern“ als dritter Landesteil verloren. Bei der Kreisreform 1973 wurde Sigmaringen Kreisstadt des neu zugeschnittenen Landkreises Sigmaringen, in dem der Landkreis Saulgau aufging. Wie ehedem, gilt Sigmaringen auch heute noch als Verwaltungs- und Beamtenstadt. Amts- und Verwaltungsgericht, die Chemische Landesuntersuchungsanstalt, das Staatsarchiv sowie seit 1972 das Bildungszentrum der Bundesfinanzverwaltung (Zollschule) prägen nebst der 1971 gegründeten Hochschule Albstadt-Sigmaringen das Stadtbild, das ansonsten lange Zeit auch Soldaten kannte. Aktuell ist Sigmaringen mit der Mammutaufgabe der Konversion der ehemaligen Graf-Stauffenberg-Kaserne betraut. Im Rahmen der „kleinen Landesgartenschau“ 2013 hat nicht nur Sigmaringens „grünes Herz“, der Prinzengarten, eine Aufwertung erfahren, sondern vor allem auch die Uferpromenade entlang der Donau. Kultur wartet in Sigmaringen nur darauf, entdeckt zu werden. Das Kulturzentrum „Alter Schlachthof“, das Zündapp-Museum, das ehemalige Siechenhaus in Laiz mit Henselmann-Sammlung sollen hier nur beispielhaft erwähnt sein. Und auch Sigmaringens markantes Wahrzeichen, das Hohenzollernschloss, birgt Museales - so unter anderem die größte private Waffensammlung Europas. Chef des Hauses Hohenzollern ist Karl Friedrich von Hohenzollern, in Sigmaringen auch als Jazzmusiker bekannt. Wenn wundert es, dass die Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern - die Zollern-Werke sind ein Tochterunternehmen davon - zu den größten Arbeitgebern der Stadt zählt. Ferner sind die SRH-Kliniken, die Schwörer Haus KG und Steidle zu nennen. Eine Modefachschule (dreijähriges Berufskolleg) sorgt für modische Akzente im ansonsten von Anzugträgern bestimmten Stadtbild. Sigmaringen kann aber auch prominent: Der Heilige Fidelis, der hier geboren sein soll, ist vielleicht nicht mehr so populär - dass aber Gustl Bayrhammer (1922-1993), Pumuckls „Meister Eder“, 1945 seine Schauspielkarriere am Sigmaringer Theater begann, ist schon eine Notiz wert. Und natürlich: We have the Landesvater! Ministerpräsident Winfried Kretschmann wohnt zusammen mit seiner lange Zeit kommunalpolitisch engagierten Frau Gerlinde in Laiz. STADT SIGMARINGEN H o c h s c h u l e A l b s t a dt - Sigm a r i n g e n Chancen steigern SIGMARINGEN. Am Mittwoch, den 11. November, findet die 14. Karrierebörse der Hochschule Albstadt-Sigmaringen auf dem Sigmaringer Campus statt. Mehr als 60 renommierte Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen kommen nach Sigmaringen, um hier ihre Nachwuchskräfte von morgen kennenzulernen. Von 9.30 Uhr bis 15 Uhr können Studierende und Absolventen aller Hochschulen sowie berufstätige Akademiker auf Stellensuche an den Messeständen der Aussteller Gespräche mit Personalverantwortlichen führen und wichtige Kontakte knüpfen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wer gut informiert ist, steigert seine Chancen. Daher lohnt es sich, vor dem Besuch der Jobmesse die Veranstaltungshomepage www.karriereboerse-albsig.de sind ausführzu besuchen. Unter liche Ausstellerprofile aller teilnehmenden Unternehmen verfügbar. Wer sich auf die Karrierebörse gut vorbereitet und direkt in den Kontakt mit den Firmen vor Ort tritt, erhöht seine Chancen auf einen Arbeitsplatz. Neben den grundlegenden Informationen zu den Unternehmen, deren Produkten oder Dienstleistungen erfährt man, welche Qualifikationen Bewerber mitbringen sollten, welche Studiengänge passen und ob Praxissemester, Stellen für Abschlussarbeiten oder Jobs angeboten werden. Der erste Eindruck ist entscheidend. Wer konkrete Fragen stellt, zeigt echtes Interesse und bleibt bei den Personalverantwortlichen in positiver Erinnerung. Empfehlenswert ist daher, sich vorab gut zu informieren und Unterlagen wie ein Kurzprofil mit den wichtigsten Daten, einen Lebenslauf oder eine komplette Bewerbungsmappe vorzubereiten. Ab 12 Uhr startet parallel zur Messe ein Vortragsprogramm mit zwölf Unternehmenspräsentationen. Insbesondere wer Interesse an einem konkreten Unternehmen hat, sollte sich im Vorfeld über die Termine informieren. Weitere Informationen und den genauen Terminplan finden www.karriereboerse-albsig.de. Im Anschluss an Interessierte unter die Messe findet ab 15 Uhr der Career Pitch der Hochschule statt. Beim Career Pitch haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit Jury und Publikum in nur drei Minuten von ihrer Bewerbung oder ihrer Geschäftsidee zu begeistern. Wann: Mittwoch, 11. November 9.30 Uhr bis 15 Uhr Wo: Campus Sigmaringen, Anton-Günther-Str. 51, 72488 Sigmaringen 23 STADT SIGMARINGEN G u y - P a s c a l D o r n e r „Wir respektieren uns sehr“ SIGMARINGEN. Über Flüchtlinge, Konversion und das besondere Verhältnis zwischen Kommunalpolitik und dem Haus Hohenzollern in Sigmaringen spricht Bürgermeister Thomas Schärer im BLIXInterview. Dass Sigmaringen keinen kommunalpolitischen Vorteil davon hat, Wohnort des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann zu sein, verriet Schärer ebenso, wie dass Sigmaringen weiterhin seinem Ruf als Verwaltungs- und Beamtenstadt gerecht wird. Sigmaringen preist sich gerne als hohenzollerische Verwaltungs- und Beamtenstadt. Was macht das Besondere der einstigen Landeshauptstadt Hohenzollerns aus? Und was ist eigentlich Ihr persönlicher Lieblingsort/-platz in Sigmaringen, nebst dem Schloss natürlich? Das Schloss auf dem Fels über der Donau ist das Wahrzeichen dieser Residenzstadt. Seit dem Sommermärchen, der Gartenschau Sigmaringen 2013, hat Sigmaringen weiter an Lebensqualität gewonnen. Das Kriegerdenkmal oberhalb Sigmaringens ist für mich ein besonderer Ort, denn wenn man als stehender Betrachter den Blickwinkel des dort verewigten, liegenden Soldaten einnimmt, liegen der Turm des Hohenzollernschlosses sowie der oktogonale Kuppelbau der Josefskapelle voll auf einer Linie. Ja, eine wunderbar gelungene Inszenierung von Architektur. Ein Thema bewegt Sigmaringen wie kein zweites: die Konversion, also die weitere Nutzung des Areals der einstigen Graf-Stauffenberg-Kaserne. Was wurde bereits umgesetzt und was ist noch geplant? Inwieweit wird das Sigmaringen ohne Soldaten ein anderes sein? Die Soldaten haben Sigmaringens Entwicklung in der Neuzeit maßgeblich beeinflusst. Ohne Zweifel bedeutet daher der Abzug der Soldaten eine Zäsur in der Stadtentwicklung. Wir sind seit Ende 2011 dabei, für das Areal der Graf-Stauffenberg-Kaserne eine Nachfolgenutzung zu entwickeln. So sollen sich im südlichen Bereich Thomas Schärer ist seit 2010 Bürgermeister in Sigmaringen. B I L D UN G SA K A D E M I E S I G M AR I N G EN Im Handwerk Karriere machen Sigmaringen. Wer beruflich am Ball bleiben will, investiert in seine Qualifikation. Die Bildungsakademie Sigmaringen der Handwerkskammer Reutlingen hat sich neben der klassischen Meisterausbildung auf betriebswirtschaftliche und kaufmännische Lehrgänge für Fach- und Führungskräfte spezialisiert. Rund 750 Teilnehmer besuchen jedes Jahr eine Weiterbildungsveranstaltung der Bildungsakademie in Sigmaringen. Ihnen steht ein umfangreiches Angebot an Lehrgängen zur Verfügung, zum Beispiel wird betriebswirtschaftliches Wissen für jedes Qualifizierungsniveau vermittelt. Meister/innen setzen den „Betriebswirt/in“ obenauf. Und wer noch nicht so weit ist, holt zunächst seinen Abschluss nach oder macht eine Umschulung zur Kauffrau/mann für Büromanagement. Auch technisch-orientierte Kurse fehlen in der Palette nicht. Solide Schweißkenntnisse mit Schweißerpass und Prüfung werden von Betrieben stark nachgefragt und die Umschulung zum/zur Feinwerkmechaniker/in erfreut sich großer Beliebtheit. Die Lehrkräfte sind durchweg erfahrene Praktiker und bringen den Blick für die spezifischen Belange kleiner und mittlerer Betriebe mit. „In der beruflichen Bildung müssen Dozenten und Teilnehmer dieselbe Sprache sprechen“, betont Akademieleiter Alfred Nosch. Zertifiziert nach DIN EN ISO 2001 und AZAV nimmt die Bildungsakademie Bildungsgutscheine der Arbeitsagentur an. Sie informiert Sie gerne dazu und über weitere Fördermöglichkeiten wie das Meisterbafög, das auch für den Betriebswirtlehrgang gewährt wird. Wer sich zum Meister oder Techniker qualifiziert, hat nicht nur gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, sondern kann im Anschluss ohne Einschränkungen ein Studium seiner Wahl aufnehmen – auch ohne Abitur. Alfred Nosch wünscht sich, dass mehr Eltern diese Chancen erkennen und nicht ausschließlich auf das Abitur setzen: „Wer in jungen Jahren einen Beruf erlernt, dem stehen alle Wege offen.“ www.bildungsakademie-sig.de 24 STADT SIGMARINGEN des Areals Gewerbebetriebe mit 24-StundenBetrieb bzw. produzierende Betriebe ansiedeln. Im nördlichen Bereich ist nebst Studenten- und Mehrgenerationenwohnen vor allem Freizeit und Sport sowie Bauten für Gesundheits- und Sozialwesen vorgesehen. Im Südwesten des Geländes wächst ein Innovationscampus heran: eine Modellfabrik, in der Produktionsprozesse und Verfahrenstechniken unter realen Bedingungen entwickelt bzw. optimiert werden, ein Informations-/Technologiezentrum und eine Weiterbildungsakademie. Derzeit dient das einstige Kasernenareal als Erstaufnahme für Flüchtlinge; das erschwert die Umsetzung unserer Konversionspläne beträchtlich. Sie haben soeben die Flüchtlinge angesprochen: eine Herkulesaufgabe für alle Kommunen, auch für Sigmaringen? Sigmaringen hat schon seit Jahren für den gesamten Landkreis die vorläufige Unterbringung von Asylbewerbern sichergestellt. Jetzt beherbergt die einstige Graf-Stauffenberg-Kaserne die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Die Logistik ist also weniger das Problem. In der Tat geht es in erster Linie ums soziale Miteinander. Die Flüchtlinge müssen Respekt vor unserer Lebensweise sowie Verständnis für unsere Gesetze und Rechtsauffassung entwickeln. Und die Sigmaringer Bürger müssen sich auf das sich rasant verändernde, bunter werdende Stadtbild mit einer gewissen Toleranz einlassen. Dass dabei bei manchen auch Ängste entstehen, kann man verstehen. Sigmaringen als Verwaltungs- und Beamtenstadt beherbergt nebst Polizei, Notariat, Amtsund Verwaltungsgericht auch das Bildungs-/ Wissenschaftszentrum des Zolls („Zollschule“), die Chemische Landesuntersuchungsanstalt sowie ein Staatsarchiv. Sigmaringen ist auch Hochschulstadt (die Hochschule Albstadt-Sigmaringen): eine besondere Herausforderung? Zunächst einmal sei erwähnt, dass uns in Sigmaringen sämtliche von Ihnen angesprochenen Behörden und öffentlichen Einrichtungen erhalten bleiben werden. Was die Hochschule anbelangt, profitiert der Doppelstandort Albstadt-Sigmaringen von der Tatsache, dass wir keine Metropole sind: Die Studierenden können sich voll aufs Studium konzentrieren; wir haben überdurchschnittlich viele sehr gute Absolventen. Was die Infrastruktur anbelangt, ist die Hochschule top. Wir von der Stadt unterstützen die Studierenden mit einem Stadtbus zur Hochschule und durch schnelle Genehmigun- gen beim Bau von Studentenwohnungen wie zuletzt bei einem Boarding House in der Nähe des Hochschule-Areals. Wie sieht es mit der Kindergarten- und Schulentwicklung in Sigmaringen samt Teilorten angesichts durch den demografischen Wandel bedingter sinkender Schülerzahlen aus? Ob angesichts der aktuellen Flüchtlinge der demografische Wandel derart stark ausfallen wird, wie dereinst prognostiziert, wird sich zeigen. Jedenfalls bietet Sigmaringen sämtliche Schularten an und steht in absehbarer Zeit vor keiner Schulschließung, auch nicht in den Ortsteilen. Zudem sind die städtischen Kindergärten auf Jahre hin gesichert. Sigmaringen ist als Wirtschaftsstandort verkehrsmäßig eher im Windschatten. Wie sieht‘s denn derzeit mit (interkommunalen) Gewerbegebieten aus; genug vorhanden? Es sind noch ausreichend kommunale Gewerbeflächen bei uns vorhanden. Mittelfristig wird man freilich über interkommunale Lösungen nachdenken. Das haben wir auch im KEKProzess deutlich gemacht, wo vorgeschlagen wird, auch in der Raumschaft Sigmaringen ein interkommunales Gewerbegebiet auszuwei- 25 STADT SIGMARINGEN sen. Ich will Ihnen hinsichtlich ‚Windschatten‘ widersprechen: Sigmaringen ist Knotenpunkt der Eisenbahnlinien Tübingen - Aulendorf und Ulm - Donaueschingen. Unsere Bundesstraßen sind leistungsfähig. Staus wie im Ballungsraum Stuttgart alltäglich, sind bei uns unbekannt. Was ist mit Wohnbauplätzen? Gibt es da in der Kernstadt bzw. in den Teilorten genügend? Speziell in der Kernstadt und in unserem größten Ortsteil, Laiz, ist eine rege Nachfrage nach Bauplätzen, die wir mit dem vorhandenen Angebot bisher abdecken konnten. In anderen Ortsteilen ist es eher ruhig. Die Bahn bringt Berufspendler und Touristen nach Sigmaringen. Was ist mit dem Bahnhof? Leider ist der Bahnhof Sigmaringen immer noch nicht barrierefrei. Die Deutsche Bahn ignoriert geflissentlich unsere Anfragen. Dabei wohnen in Sigmaringen deutlich mehr Menschen der Generation 60plus als im Landesdurchschnitt. Und für die ist ein barrierefreier Bahnhof wichtig. Der Bahnhof ist Teil eines Denkmalensembles und die Eigentümerin Deutsche Bahn plant nach meinem Wissen keine Veränderungen. Das Hohenzollernschloss ist das markanteste Gebäude der Stadt. Welche Bedeutung hat heute das Zusammenspiel der Stadtverwaltung mit dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen für die Stadt Sigmaringen? Ohne Schloss, ursprünglich ja eine Burg, würde es Sigmaringen vermutlich gar nicht geben. Der Fürst [Karl Friedrich Prinz von Hohenzollern, Anm. d. Red.] und ich, wir respektieren uns gegenseitig sehr. Dies erlaubt uns, Gespräche miteinander zu führen, die für die Entwicklung Sigmaringens gut sind. Denn ohne den Fürsten lässt sich in Sigmaringen kommunalpolitisch an vielen Stellen nichts bewegen, so auch bei der nun geplanten Erneuerung des Karlsplatzes. Sigmaringen hat durch ihn an Bekanntheit gewonnen. Ob beim Laizer Gartenfest oder bei der Brunnenbergfasnet: Da ist er einer von uns, ein ganz gewöhnlicher Bürger. Die Polizeipräsenz vor seinem Laizer Wohnhaus hat freilich zugenommen. Und was Sigmaringen anbelangt, werden wir von der Landesregierung in keinster Weise bevorzugt. Im Gegenteil: Der Ministerpräsident achtet zu Recht sehr darauf, dass Sigmaringen keine Sonderbehandlung erfährt. Mit dem Sigmaringer Schloss aufs Engste verbunden ist die Historie Vichy-Frankreichs. Wie geht man in Sigmaringen heutzutage mit diesem ‚dunklen Kapitel‘ Heimatgeschichte um? Es ist eher die Frage, ob man in Sigmaringen darob großes Aufsehen macht. Klar war man für ein paar Wochen die französische Regierungszentrale eines untergehenden Regimes. Das war es aber auch. Bei der Schlossführung ist Vichy eher am Rande ein Thema. Freilich hat Sigmaringen auch abseits des Schlosses kulturell einiges zu bieten, so das Kulturzentrum Alte Schule, der Alte Schlachthof, die Henselmann-Sammlung im Laizer Siechenhaus, Mattes ZündappMuseum sowie das Staatsarchiv als historisches Gedächtnis Hohenzollerns. Inwiefern ist Sigmaringen heute noch hohenzollerisch – wenn man mal vom Schloss und dem Haus Hohenzollern-Sigmaringen absieht? Beißt sich das Image der weltoffenen Beamten-, Studenten- und Soldatenstadt nicht mit dem „alten“ Hohenzollern-Flair? An Hohenzollern kommt man in Sigmaringen nicht vorbei. Nicht nur zur Fasnet wird das ‚alte‘ Hohenzollern groß gefeiert. Auch wenn unser Bundesland nur die beiden anderen Landesteile - Baden und Württemberg - im Namen trägt, ist man hier, in der ehemaligen Landeshauptstadt Hohenzollerns, stolz auf diese Vergangenheit. Werte bewahren und sich Neuem gegenüber nicht verschließen: Das ist kein Widerspruch. Nur wenn man weiß, woher man kommt, kann man sich Neuem gegenüber öffnen. Diese gesunde Weltoffenheit beweist Sigmaringen aktuell auch in der Flüchtlingsfrage. Sigmaringen, genauer gesagt Laiz, ist der Wohnort von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Freude oder Verdruss, den Landesvater und seine Frau Gerlinde zu beherbergen? Aus Liebe zur Heimat: Das Sigmaringer Schloss ist für diesen Mann mehr als nur ein Gebäude und offensichtlich das perfekte Motiv für ein Tattoo. Foto: Sandbiller 26 Rathaus und Fürst in Harmonie und Wertschätzung: Bürgermeister Thomas Schärer (links) und Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern respektieren sich gegenseitig sehr.
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