Hochwertige Präzisionsteile rasch verfügbar

DOSSIER
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Dossier Medizinaltechnik | Zulieferer
Technische Rundschau 5/2012
Hochwertige Präzisionsteile
rasch verfügbar
Der Schweizerische Fachverband metallverarbeitender Zulieferer hatte zur Firma Ypsotec
nach Grenchen eingeladen, und zahlreiche Vertreter von Mitgliedsunternehmen waren
gekommen, um im Rahmen einer Betriebsbesichtigung die «Erfolgsrezepte» des versierten
Medizinaltechnikzulieferers kennenzulernen.
Einsatzbereich von
Knochenschrauben
und Klingen zur
Fixation bei Hüftoperationen. (Bild: Synthes)
Wie schafft es der Grenchner Zulieferbetrieb Ypsotec, im schwierigen
Markt der Medizinaltechnik – mit
seiner heiklen Kundschaft – er-
folgreich
zu bestehen?
Die Antwort auf
diese Frage interessierte mehr als 60
Vertreter von Mitgliedsunternehmen
des SMZ, des Schweizerischen Fachverbandes metallverarbeitender
Zulieferer, der im Rahmen
der ersten Etappe seiner
«Tour de Suisse 2012» durch
Schweizer Vorzeigebetriebe
zu der Informationsveranstaltung eingeladen hatte.
Die Ypsotec AG gehört
zur Ypsomed-Gruppe, einem
international führenden Unternehmen der Medizinaltechnik, und zählt heute zu den
bedeutendsten Schweizer
Herstellern von komplexen
mechanischen Präzisionskomponenten sowie Instrumenten
und Implantaten für die Medizinindustrie. Die Losgrössen liegen
zwischen 500 und 500 000, Standard sind 5000 bis 50 000. Zum
Kundenstamm des 1916 gegründeten 130-Mitarbeiter-Unternehmens
gehören diverse marktführende
Unternehmen aus dem In- und
Ausland.
«Als Komplettanbieter tragen
wir zum Erfolg unserer Kunden bei
durch rasche Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger Produkte», weihte
Geschäftsführer Maurice Meytre
die Besucher in die Philosophie
seines Unternehmens ein. Basis
dessen sind integrierte Fertigungsmöglichkeiten in den Bereichen
Drehen (kurz und lang), Fräsen,
Schleifen und Honen.
Das breite Leistungsspektrum
der Grenchner reicht von der Eva-
luierung bis zur Realisierung, von
der Produktentwicklung in enger
Zusammenarbeit mit dem Kunden
über die Herstellung bis zur Lieferung einbaufertigen Serienteile und
kompletter Baugruppen.
Zum vielfältigen Dienstleistungsangebot gehören auch nachgelagerte Prozesse wie Laserschweissen und -beschriften, Reinigung
mittels Ultraschall, thermische Behandlung und Oberflächenveredelung, unter anderem durch Strahlen/Entgraten, E-Polieren oder
Gleitschleifen. «Es ist unser grosser
Vorteil, dass wir einschliesslich
hochstehender Qualitätssicherung
und Just-in-time-Anlieferung alles
aus einer Hand anbieten können»,
fasste Maurice Meytre zusammen.
Den Maschinenpark von Ypsotec mit den Standorten Grenchen
Blick in die Fertigung des Medizinaltechnikzulieferers Ypsotec. (Bilder: Ypsotec)
und Tabor (CZ) bilden rund 75
moderne CNC-Maschinen mit
bis zu 13 gesteuerten Achsen, die
im Zweischichtbetrieb plus Geisterschicht arbeiten. «Durch den
Einsatz moderner Dreh- und Fräszentren in Verbindung mit innovativer Programmierung können wir
technisch hochstehende Präzisionskomponenten herstellen», führte
der Ypsotec-Chef aus. «Und dank
permanenter Investitionen in den
Maschinenpark und in die Weiterbildung unserer ausgewiesenen
Fachkräfte sind wir in der Lage, die
hohen spezifischen Anforderungen
der Kunden jederzeit zu erfüllen.»
Rückverfolgbarkeit
garantiert
Im Bereich Laserbearbeitung setzt
Ypsotec auf die jüngste Entwicklung
der
YAG-Laserschweisstechnik
und die entsprechende Methodik.
Zulieferer | Dossier Medizinaltechnik
«Oft
machen
die Vorzüge der Lasertechnik neue und kosteneffizientere Produktionsverfahren erst
möglich», erklärte Maurice Meytre.
«Hinzu kommt, dass das Laserbeschriften weitere Vorteile der optischen Aufwertung und Kennzeichnung der einzelnen Komponenten
bietet.»
Die Flexibilität des Unternehmens zeigt sich nicht nur in Bezug auf die eingesetzten Verfahren, sondern auch in der Vielfalt
der verwendeten Materialien. Für
Produkte wie orthopädische Implantate, chirurgische Instrumente, Endoskope und dergleichen
werden sämtliche rost- und säurebeständigen Stähle, Aluminium-,
Titan- sowie Kobalt-Legierungen
und Kunststoffe wie POM, PPSU
und PEEK verarbeitet. Dabei liegt
der Drehdurchmesser zwischen
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DOSSIER
Technische Rundschau 5/2012
Das chirurgische Instrument für Knieoperationen zeigt
die Fertigungstiefe von Ypsotec mit
Drehen, Fräsen, Montage,
Laserschweissen und Oberflächenfinish
sowie Laserbeschriften.
2 und 65 mm, während das Werkstückvolumen beim Fräsen von 2
bis 1500 cm3 reicht.
Durch konsequente Umsetzung
der Normen will Ypsotec eine
gleichbleibend hohe Qualität sicherstellen. Das nach ISO 9001,
Der Kühlschmierstoff.
Ihre Produktivität zu steigern
ist unser Ziel.
www.blaser.com
Blaser Swisslube AG
3415 Hasle-Rüegsau Tel. 034 460 01 01 [email protected]
Dossier Medizinaltechnik | Zulieferer
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Auf einer Langdrehmaschine in einer
Aufspannung komplett gefertigt:
Grundkörper für den Endoskopiebereich.
13485 und 14001 zertifizierte
Unternehmen dokumentiert kundenspezifisch von der Warenein-
Technische Rundschau 5/2012
gangsprüfung über die einzelnen Prozessschritte. Auf Wunsch
werden Erstmusterprüfberichte
oder Prüfprotokolle erstellt. «Wir
garantieren vollständige Rückverfolgbarkeit sowie qualifizierte
und validierte Fertigungsprozesse
gemäss den Norm- und Kundenanforderungen», merkte Maurice
Meytre an. «Qualität setzt nicht nur
den Massstab bei der Fertigung der
Produkte, sie umfasst auch die einwandfreie Ausführung sämtlicher
Dienstleistungen – von der Offertstellung bis zur Auslieferung.»
In Zeiten eines immer härter
werdenden Wettbewerbs und eines starken Frankens wirkt sich
ein weiterer Aspekt positiv auf die
wirtschaftliche Situation des Unternehmens aus: Neben dem Produktionsstandort in Grenchen mit
100 Mitarbeitern verfügt Ypsotec
seit 2005 noch über einen weiteren Standort in Tabor (CZ) mit 30
Mitarbeitern. «Dort werden viele
lohnintensive Arbeiten ausgeführt,
so dass wir unseren Kunden stets
wirtschaftliche Lösungen anbieten
können», erklärte Maurice Meytre
den Besuchern der Betriebsbesichtigung.
■
Bernhard Reichenbach
Ypsotec AG
Grenchen, Tel. 032 654 97 11
[email protected]
Vier Fragen an Maurice Meytre, Geschäftsführer der Ypsotec AG in Grenchen
Herr Meytre, wie sehen Sie die derzeitige Situation von Ypsotec und die des
Medizinaltechnikmarktes?
Die Situation von Ypsotec hat sich
in den vergangenen Jahren stetig
verbessert. Weshalb sprechen wir
von stetiger Verbesserung? Der mit
weitem Abstand grösste Kunde war
unsere Muttergesellschaft Ypsomed.
Heute ist Ypsomed ein Kunde von
vielen. Wir haben jetzt ein ausgeglichenes Kundenportfolio mit doppelt
so vielen interessanten Medizinaltechnikkunden wie noch vor vier
Jahren. Ypsotec gilt als fundierter
Partner in der Medizinaltechnik. Die
gesetzlichen und regulatorischen
Anforderungen sind uns bestens
bekannt, und die ISO-Norm 13485
wurde bereits 2002 umgesetzt.
Auf dem Medizinaltechnikmarkt
wird es in der Zukunft sehr eng.
Grundsätzlich gibt es immer noch
ein Wachstum von rund fünf bis sieben Prozent jährlich. Als Zulieferer
tritt man gegen interne Herstellkosten der OEMs an.
Wie sehen Sie die Wettbewerbssituation auf dem Medizinaltechnikmarkt?
Ypsotec hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der Top-
10-Zulieferanten des Schweizer
Medizinaltechnikmarktes in der
Metallverarbeitung
entwickelt.
Marktbegleiter kommen und gehen.
Die starken Wettbewerber fordern
uns täglich, sämtliche Prozesse zu
überdenken und wirtschaftliche Lösungen zu finden.
Was sind in Ihren Augen die Hauptfaktoren für den Erfolg Ihres Unternehmens?
Das Wichtigste sind unsere Mitarbeiter. Gute Ausbildung, gepaart
mit Einsatzbereitschaft und Flexibilität, ermöglichen uns, gezielt
auf die Kundenanforderungen zu
reagieren. Ein weiterer Vorteil ist,
dass wir alles aus einer Hand fertigen können und dem Kunden ein
«Sorglos-Paket» anbieten. Alles aus
einer Hand heisst: Drehen ab Stange
von Durchmesser 2 bis 65 Millimeter,
Fräsen kubischer Komponenten, die
Montage von Baugruppen sowie das
Laserschweissen und -beschriften.
Eine weitere Stärke ist das «Finish»
rotationsymmetrischer Teile. Dies
ermöglicht uns, Oberflächenrauheiten von N2 herzustellen. Hinzu
kommt, dass wir neben Grenchen
noch einen weiteren Standort in
Ypsotec-Chef
Maurice Meytre
bietet seinen
Kunden ein
«Sorglos-Paket» an.
Tabor (CZ) haben. Dort werden viele
lohnintensive Arbeiten ausgeführt,
sodass wir unseren Kunden stets
wirtschaftliche Lösungen anbieten
können.
Wo sehen Sie noch unerschlossene Potenziale für Ihr Unternehmen?
Stetige Verbesserung ist das Credo
in unserer Firma. Das heisst für uns:
Lean Production, 5S-Arbeitsmethodik sowie enge Zusammenarbeit mit
den Kunden und Lieferanten. Der
Implantatemarkt im Dentalbereich
wird sich bei uns in den kommenden Jahren sehr positiv entwickeln.
Neue Bereiche sehen wir im Markt
USA. Gerade dort ist unsere Stärke sehr gefragt: komplexe Teile in
Stückzahlen von 500 bis 50 000 in
hoher Präzision schnell fertigen und
liefern zu können.