Eidgenössisches Departement des Inneren EDI Bundesamt für Gesundheit BAG Direktionsbereich Öffentliche Gesundheit Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: Übersicht (Stand: November 2015) Erreger Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) ist eine beim Menschen sehr selten auftretende, tödlich verlaufende Krankheit. Sie gehört zu den Prionosen, denn sie wird durch falsch gefaltete Eiweisse (Prionen) verursacht. Es gibt zwei verschiedene Prion-Formen: das zelluläre PrionProtein, auch genannt PrPC, welches gesunde Menschen und Tiere haben, und das sogenannte PrPSc, die krankhafte Prion-Protein-Form, die Erkrankungen auslöst. Prionosen kommen nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren vor. Dazu gehören zum Beispiel die bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) bei Rindern, die Chronic Wasting Disease (CWD) bei Hirschen in Nordamerika und mit ihnen verwandten Tieren und die Traberkrankheit (Scrapie) bei Schafen und Ziegen. Die Ursache für die Entstehung der krankmachenden Prionen steht noch nicht abschliessend fest. Bisher wurde erst bei BSE ein Auslöser gefunden: Als Hauptursache gilt die Verfütterung von ungenügend erhitzten, mit PrPSc verunreinigten Tierkörpermehlen an Rinder. In den 1990er-Jahren kam es vereinzelt auch zu Übertragungen auf Menschen. Man spricht diesbezüglich von der varianten Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK). Bis heute ist vCJK in der Schweiz noch nie diagnostiziert worden (Stand: November 2015). Beim Menschen wird je nach Weg, auf dem die krankmachenden Prionen in seinen Körper gelangen, zwischen vier verschiedenen Formen der CJK unterschieden: Drei sind der klassischen CJK zugeordnet und eine der varianten. Klassische Formen: Sporadische Form der CJK (sCJK): Man nimmt an, dass sich die krank machenden Prionen – aus bisher ungeklärten Gründen – spontan im Gehirn bilden und ausbreiten. Familiäre Form der CJK (fCJK): Sie ist vererbbar. Verursacht wird sie durch eine Mutation im Erbgut für das körpereigene Prion-Eiweiss. Extrem seltene Sonderformen der familiären Creutzfeldt-Jakob-Krankheit sind die Gerstmann-Sträussler-ScheinkerErkrankung (GSS) und die tödlich verlaufende familiäre Insomnie (Schlaflosigkeit) (FFI). Latrogene Form der CJK (iCJK): Prionen können durch ärztliche Eingriffe unabsichtlich übertragen werden: z. B. durch die Übertragung von infektiösem Gewebe bei bestimmten Im- bzw. Transplantationen (etwa Hirnhautimplantationen), durch die Injektion von Hormonen oder durch die Weitergabe des CJK-Erregers beim Wiederverwenden von nicht ausreichend sterilisiertem Operationsbesteck. Die iatrogene Form der CJK tritt meist erst viele Jahre nach der Ansteckung auf. Variante Form: Die Ursache der varianten Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) sind krankmachende Prionen, welche einerseits durch den Verzehr von Fleisch von an BSE erkrankten Rindern auf den Menschen übertragen werden können. Andererseits gibt es auch die Weitergabe von Mensch zu Mensch (z. B. durch Bluttransfusionen, Organ- und Gewebetransplantationen). Die Krankheit bricht in der Regel erst viele Jahre nach der Ansteckung aus. 1/3 Epidemiologie Die klassischen Formen der CJK sind seit 1920 bekannt. Sie kommen sehr selten vor und befallen weltweit durchschnittlich 1 von 1 Million Menschen. Die meisten Personen erkranken im Alter von 65 bis 70 Jahren. In der Schweiz hat sich die jährliche Zahl der Betroffenen seit 2001 ungefähr verdoppelt, von einem Durchschnittswert von 9 bis 11 Fällen auf zirka 19 Fälle. Dabei handelt es sich aber vermutlich um keine echte Zunahme, sondern um die Folge davon, dass seit die Aufmerksamkeit der Ärzte seit der BSE-Krise erhöht ist und dadurch mehr Fälle erkannt werden. Am häufigsten wird die sporadische Form der CJK diagnostiziert. Die im Frühling 1996 erstmals beschriebene vCJK betrifft bis anhin weltweit rund 230 Personen (Stand: November 2015), in Europa in erster Linie in Grossbritannien, gefolgt von Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Italien und Portugal. Im Gegensatz zur klassischen CJK erkranken an der vCJK mehrheitlich junge Menschen (Durchschnittsalter: 27 Jahre). Übertragung Im alltäglichen Umgang mit CJK-Patientinnen und Patienten können krankmachende Prionen nicht auf andere Personen übertragen werden. Körperpflege und Intimkontakte stellen somit kein Risiko dar. Auch der tägliche Umgang mit an BSE, Scrapie oder CWD erkrankten Tieren birgt keine Gefahr. Es ist bekannt, dass sich Menschen durch den Verzehr von verseuchtem Gewebe anstecken können. Weltweite Studien wiesen jedoch nach, dass das Muskelfleisch von Rindern bedenkenlos gegessen werden kann. Die Hochrisikogewebe des Rindes sind Gehirn, Rückenmark, Augen, gewisse Nervenknoten, Mandeln und bestimmte Darmpartien. Die Schweiz hat am 26. Mai 2015 von der Weltorganisation für Tiergesundheit den Status „Land mit vernachlässigbarem BSE-Risiko“ verliehen bekommen. Spezifizierte BSE-Risikomaterialien werden in der Schweiz von allen geschlachteten Rindern ab einem bestimmten Alter entfernt und verbrannt, damit sie nicht in die Lebensmittelkette gelangen können. Es besteht demnach keine Gefahr, sich in der Schweiz beim Verzehr von Rindfleisch mit krankmachenden Prionen anzustecken. Zur Vermeidung der Übertragung der CJK durch Bluttransfusionen oder Organ- und Gewebetransplantationen bestehen umfangreiche Vorsichtsmassnahmen (z. B. Verbot von Übertragung von Hirnhaut, vorsichtige Auswahl der Spenderinnen und Spender). Zudem werden die Blut- und Organspenden von Spenderinnen und Spendern, welche später an CJK erkranken, zurückverfolgt und – sofern noch verfügbar – zurückgerufen und vernichtet. Übertragungen von krankmachenden Prionen der CJK sind auch bei Operationen möglich. Zu den wichtigen Gegenmassnahmen zählt die Prionen-sichere Reinigung und Sterilisierung von Instrumenten. In der Schweiz ist der Sicherheitsstandard in Spitälern sehr hoch und wird laufend den neusten Forschungserkenntnissen angepasst. Inkubationszeit Die Zeitspanne von der Aufnahme der Prionen bis zur Erkrankung beträgt meistens viele Jahre. Diagnostik Bisher gibt es keinen routinemässig einsetzbaren Test zum Nachweis von Prionosen beim Menschen. Lediglich eine fächerübergreifende Diagnostik kann zu einem Verdacht auf eine Prionose führen. Die sichere Diagnose lässt sich jedoch erst nach dem Tod im Rahmen einer Untersuchung von Gewebeproben der Leiche stellen. 2/3 Krankheitsbild Das Hauptmerkmal aller CJK-Formen ist eine rasch fortschreitende Zerstörung des Gehirns, verbunden mit einem Verlust des Erinnerungsvermögens. Als Folge davon treten verschiedene neurologische Symptome auf. Zu Letzteren gehören zum Beispiel Gleichgewichts- und Gangstörungen, aber auch unwillkürliche Körperbewegungen. Bei Patientinnen und Patienten mit der varianten CJK-Form kommt es früh zu psychischen Veränderungen. Nicht selten äussern sich diese in Angstzuständen, Depressionen oder schizophrenieartigen Psychosen. Eine CJK ist noch immer tödlich. Die mittlere Überlebenszeit nach der Diagnosestellung beträgt bei den drei klassischen CJK-Formen etwa 6 Monate, bei der varianten Form zirka 14 Monate. Behandlung Die Krankheit kann bis anhin nicht therapiert werden. Die Behandlung dient allein der Symptomlinderung. Vorbeugung Es gibt zurzeit weder Impfungen noch Medikamente, um Prionosen vorzubeugen. Inaktivierung des Erregers Krank machende Prionen, die eventuell chirurgische Instrumente verunreinigen, werden mit qualitativ hochstehenden Detergenzien oder Detergenzien-Desinfektionsmitteln inaktiviert. Zusätzlich müssen diese Instrumente bei hohen Temperaturen nach neuestem Wissenstand sterilisiert werden (gemäss der Verordnung 818.101.21 Art. 2 über die Prävention der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit bei chirurgischen und medizinischen Eingriffen). Weitere Informationen: Nationales Referenzzentrum für Prionenerkrankungen (NRPE/NHUP) http://www.neuropathologie.usz.ch/fachwissen/nationales-referenzzentrum-fuerprionenerkrankungen/seiten/default.aspx Robert-Koch-Institut (D) http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/C/CJK/CJK.html?cms_box=1&cms_current=CreutzfeldtJakob-Krankheit%2C+Variante+Creutzfeldt-Jakob-Krankheit&cms_lv2=2398606 European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) http://ecdc.europa.eu/en/healthtopics/variant_creutzfeldt-jakob_disease(vcjd)/pages/index.aspx Centers for Disease Control and Prevention (CDC) (USA) http://www.cdc.gov/prions/cjd/index.html Weltgesundheitsorganisation (WHO) http://www.who.int/topics/creutzfeldtjakob_syndrome/en/ 3/3
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