Sehr geehrter Herr Dr. Korger, verehrte Lehrerinnen und Lehrer

Sehr geehrter Herr Dr. Korger,
verehrte Lehrerinnen und Lehrer,
liebe Mitschüler,
Familien und Freunde,
das Zwitschern der Vögel, das Rascheln der Bäume, welche vom leichten Morgenwind durchdrungen
werden, ein Burgtor, das im Dunst des morgendlichen Nebels geradezu mystisch erscheint. All das
verleiht dem morgendlichen Gang zur Schule eine besonders wirkungsvolle Atmosphäre. Eine
Atmosphäre, die wir in ihrer Besonderheit wohl nie vergessen werden. Die Mauern der Burg schienen für
uns keine Schranken darzustellen, sondern offene Arme, die uns liebevoll auffingen, um uns auf das
weiterführende Leben vorzubereiten. So würde ein Romantiker wie beispielsweise Joseph von
Eichendorff den Zauber der Burg beschreiben.
Doch was macht diesen Zauber aus?
Gemeinschaft. Ein Zusammenspiel basierend auf gegenseitigem Vertrauen, Respekt und Wertschätzung,
das ist der Zauber der Burg. Doch dieser Zusammenhalt erfordert viel Mühe und Geduld seitens der
Schulleitung und der Lehrerschaft. Wir Schüler sind oft nicht ganz einfach und doch haben diese
Menschen es geschafft, uns auf den richtigen Weg zu führen. Deswegen möchten wir Ihnen, Herr Dr.
Korger, für das Koordinieren und Organisieren unseres kleinen Hofstaates danken. Es steckt sehr viel
Arbeit in dem Leiten eines Staates voller wissbegieriger Schüler, welche besonders, wenn es um
Hausaufgaben ging, des Öfteren auf ihr Selbstbestimmungsrecht verwiesen. Auch Ihnen, Herr Edinger,
verdanken wir viel, halten Sie doch immer im Hintergrund die Fäden zusammen.
Doch jeder Hofstaat braucht auch seine Gelehrten, nämlich Sie, liebe Lehrerinnen und Lehrer.
Sie eröffneten uns die Welt der analytischen Geometrie, linearen Algebra und Stochastik, die für die
schweren Fälle unter uns Schülern trotz aller Bemühungen ein Buch mit sieben Siegeln blieben. Sie
zeigten uns die zwei Seelen in unserer Brust, woraufhin wir uns ein wenig später in die Gestalt eines
ungeheuren kafkaesken Ungeziefers verwandelt sahen. Sie brachten allein durch die Ankündigung des
Coopertests schon viele von uns zum Schwitzen, andere nahmen hier wieder ihr
Selbstbestimmungsrecht in Anspruch. Sie waren es, die mit uns das Grundgesetz aufs Genaueste
analysierten, bis uns so manche Unterrichtsstunde vorkam wie die Heisenberg'sche Unschärferelation,
schwer verständlich aber eigentlich ganz einfach.
Im Großen und Ganzen hatten Sie es schon nicht immer leicht mit uns. Wir danken Ihnen für Ihr
Engagement, Ihre Unterstützung und Hilfe. Sie hatten stets ein offenes Ohr für uns, opferten Ihre
Freizeit, um uns die Angst vor dem Abitur zu nehmen und uns perfekt darauf vorzubereiten. Ohne Ihre
Leistung und Ihren bedingungslosen Einsatz wären wir wohl nie so weit gekommen. Doch gab es fernab
der Schule auch noch Menschen, die uns immer unterstützten, unsere Familien und Freunde. Sie
ertrugen unser launenhaftes Wesen in stressigen Klausurenwochen, hielten uns manchmal bewusst vom
marathonartigen Lernen ab und versorgten uns mit ausreichend Schokolade, Traubenzucker und Kaffee
während des Abiturs. Liebe Eltern, Geschwister und Freunde, ihr ward, seid und bleibt unser Rückhalt,
unsere Heimat. Auch wenn wir jetzt in ein selbstbestimmtes Leben aufbrechen, werden wir immer
wieder in die Heimat zurückkehren, so auch in die Burg, die mit der Zeit ein Stück Heimat wurde. Nur
betreten wir diese nicht mehr als Schüler sondern als Besucher eines Ortes, mit dem wir viele schöne
Erinnerungen verbinden, wie beispielsweise das morgendliche Schreiten durchs Burgtor. Innerhalb
unserer Schulzeit sind viele Freundschaften entstanden. Diesen Freundschaften verdanken wir eine
entspannte Lernatmosphäre, viele unterhaltsame Freistunden und gesellige Abende.
Leider trennen sich die Wege hier, weil nun jeder in eine andere Richtung geht. Einige unserer Wege
werden sich eventuell treffen. Andere beschreiten einen Weg vielleicht sogar gemeinsam. An einer Stelle
jedoch laufen alle Wege zusammen, an derselben, wo wir einst den ersten Schritt in unsere Zukunft
setzten, an der Burg.
Die Autorinnen und Rednerinnen sind
Annika Gallisch und Karoline Wiegand