Turnvereinsreise 2015, Emmentaltour Dem ungeschickten Griff in die Biberlitüte der Reiseleitung ist es zu verdanken, dass ich euch über unsere diesjährige Vereinsreise berichte. Mein Biberli hatte einen schwarzen „Tupf“ und schadenfreudig wurde dies sofort durch die anderen Reisenden beobachtet noch bevor ich die manipulierte Verpackung hätte verschwinden lassen können. Also… unsere Gruppe startete traditionsgemäss am Bahnhof Kleindietwil. Am Lokalbahnhof waren noch nicht so viele Reisende anwesend. Bis Herzogenbuchsee stiessen an etlichen Haltestellen noch Leute dazu bis wir etwa 25 Nasen zählten. Für einige junge Vereinsmitglieder war dies die erste Reise. Am Gewicht und am gläsernen Klirren der Rucksäcke nach waren sie bereits im Vorfeld mit den Gepflogenheiten einer Turnerreise vertraut gemacht worden. In Burgdorf nahmen wir eine Flotte Flyer entgegen mit denen wir die folgenden zwei Tage das Emmental mit seinen Hügeln bezwingen wollten. Diese Übergabe fand strikte organisiert und geregelt statt. So wurden wir aufgefordert zu zweit miteinander durch die Türe das Gebäude zu betreten und später die Fahrräder stossend hintereinander das Gebäude durch das Tor nebenan zu verlassen. Dass dies bei unserer illusteren Gruppe nicht reibungslos funktionierte, erstaunt nicht. Nach einer kurzen Instruktion drehte man eine Übungsrunde auf den Bahnhofgelände und dann verliessen wir Burgdorf über die Altstadt in Richtung Signau. Am Markt in der Burgdorfer Altstadt deckte man sich am Stand einer politischen Partei reichlich mit Bonbons ein. Den Abstimmungsresultaten zufolge war die Menge der geschenkten Süssigkeiten zu gering um unsere Stimmgunst zu gewinnen. Kurz vor der Mänziwilegg wurde ein Halt eingelegt um die Aussicht, Sandwiches oder erste edle Tropfen zu geniessen. Lastwagenfahrer, Lehrer, Sanitärmeister, angehende Ärztinnen und viele andere zeigten in die Ferne und trumpften mit Geografiekenntnissen. Welche von all den Namensgebungen der Wahrheit entsprachen, wurde nicht verifiziert. Beim Rüttihubelbad in Walkringen tauschten wir die langsam entleerten Batterien gegen neu geladene –nicht unsere sondern die, der Velos- und führten die hügelige Tour weiter indem wir ostwärts wieder steil aufwärts radelten. Ohne die Elektrounterstützung wären dort wahrscheinlich alle abgestiegen. Ein Teilnehmer musste schmerzhaft feststellen - zum Glück ohne grössere Schäden - , dass ein Rucksack eigentlich auf den Rücken und nicht auf den Gepäckträger gehört. Kurz vor Würzbrunnen – wir sahen bereits auf das Würzbrunner „Chili“- sahen wir eben auch eine Beiz. Jetzt war es an der Zeit Halt zu machen und Durst zu löschen. Gleichzeitig konnten wir dem kurzen Regen in die warme Gaststube entfliehen. Dort war es nicht nötig anhand der Kleidung die Berufsgattung der Kunden am Stamm zu erraten. Mit anderen Sinnen wurde des Rätsels Lösung schneller gefunden. Dort entstand eine lustige Foto. Den kurzen Regenschauern, dem deshalb übergestülpten roten Overall und vor allem dem verzerrten Gesichtsausdruck hat ein Reiseteilnehmer den Übernamen „Muggestutzzwärg“ zu verdanken. Unsere Reiseleitung hat noch einen kleinen Umweg in die Route bis zum Bären in Süderen eingeplant. Dies war unser finales Ziel dieses Tages und die Unterkunft für die Nacht. Eine Gruppe, wohl der Navigationsgeräte auf ihren Hanys mächtig oder mit guten Geografiekenntnissen, täuschte am Fuss eines steilen Aufstieges eine Panne vor. Als dann die vorderen Radler mitsamt der Reiseleitung am Berg im Wald verschwunden waren, wählte diese Gruppe die Route entlang der Hauptstrasse und auf etwa der selben Höhenlinie, während dem der Rest noch etliche Kilometer und vor allem Höhenmeter hinter sich liess. Einige Elektrospeicher sorgten bei Steigungen um gefühlte 30% für nervöse Minuten der Hoffnung. Denn ohne Unterstützung macht das Pedalen auf einem Flyer nicht mehr viel Spass. Im Gasthof Bären in Süderen wurden wir warm empfangen. Mit dem Personal wurde über Hockey gesprochen und nach ein paar Bieren sank das Niveau der Kommunikation bis das Nachtessen willkommene Abwechslung für Gäste und Bedienung bot. Auf dem Reiseprogramm wurde mit einer Kegelbahn im Gasthof geworben. Als diese dann nach dem Nachtessen um etwa 22 Uhr noch genutzt werden wollte, brachte die Serviertochter negativen Bescheid. Dies enttäuschte einige junge Turner - seien sie doch mehr oder weniger nur deswegen mitgekommen- liessen sie verlauten. Nach Essen, Fussballmatch am Fernsehen, Gesprächen, Spielen und Witzen am Tisch begab man sich langsam zu Bett. Ein Logikrätsel raubte einigen Teilnehmenden etliche Stunden Schlaf in dieser Nacht. Es gab Leute, die bis spät in der Nacht die Lösung des Rätsels am Gaststubentisch suchten, während andere vom Bett zurück in die Gaststube kamen, um ihre Lösung (es war eine falsche Lösung) kontrollieren zu lassen. Dies führte natürlich zu Diskussionen, die lange – ja sehr lange – andauerten. Ein anderer Teilnehmer suchte nicht des Rätsels Lösung etwa um 2 Uhr am Morgen am Gaststubentisch sondern sein Natel und Portemonnaie. Er war wohl vorher schon in etlichen Räumen des grossen Hauses auf der Suche nach seinen Wertgegenständen. Der Alkoholpegel war wohl für die Effizienz in dieser Angelegenheit verantwortlich, durchstreifte er doch zweimal ziemlich planlos die Gaststube. Am Morgen stärkte sich die ganze Gruppe am reichhaltigen Frühstücksbuffet. Dann ging es los in Richtung Eriz. Bei einem kleinen Schulhäuschen wurden wieder Akkus gewechselt. Während sich dort einige des Gewichtes der Weinflaschen in ihren Rucksäcken entledigten, spielten andere Fussball auf dem Pausenplatz. Nach weiteren Kilometern auf dem Sattel und einer erfolglosen Jagd eines Rehs rastete man für den Mittagslunch hoch über dem Thunersee. In der grünen Wiese genoss man was noch übrig war im Rucksack aber vor allem das herrliche Wetter und die wärmende Sonne. Übrigens hätte man vom Rehverfolger ein bisschen mehr erwarten können. Wohnt er doch im Oeschenbach nahe am Wald und sollte diesbezüglich etwas Erfahrung haben. Das flinke Reh verliess nämlich die Wiese unter einem Elektrozaun durch während dem unser Verfolger auf seinem Flyer abrupt bremsen musste, diesen Weg nicht wählen konnte und zurück musste wo er in die Wiese hineingefahren war. In Sigriswil wurden dann bei einer Abfahrt unsere Flyerbremsen auf die Probe gestellt und richtig heiss. Die Steigung dieser Strasse übertraf alles was wir in den letzten zwei Tagen bereits gemeistert hatten und alle waren froh jene Strasse abwärts zu befahren. Hier bezahlten wir dann auch einen Brückenzoll und gingen neben unseren Velos her während dem wir die schöne, neue Hängebrücke überquerten. Am Thunerseeufer entlang fuhren wir anschliessend in die Stadt wo die Flyer am Bahnhof zurückgenommen wurden. Hier waren wir erstaunt über die (fehlende) Kontrolle der Fahrzeuge. Der nette ältere Herr hat weder die Fahrräder gezählt noch irgendetwas anderes kontrolliert. Halb vergessen rief er uns noch hinterher ob es vielleicht ein Problem gegeben habe, damit man, falls nötig, etwas reparieren könne. Wir müssen als Gruppe absolut vertrauenswürdig ausgesehen haben! Die Zeit bis der reservierte Zug abfuhr, vertrieb man sich unterschiedlich in Thun. Einige besuchten das Schloss Schadau, andere das Bahnhofbuffet und wieder andere bestaunten die Surfer auf der Flusswelle Thun. Ebenfalls war ein Anlass der Stand-up-Paddler Thun zu bestaunen. Um auf die Szene aufmerksam zu machen, spielten dort Leute auf dem Wasser eine Art Intercross, indem sie mit den Paddels den Ball spielten und so Tore zu erzielen versuchten. Auf der Rückreise trafen wir auf viele andere Reisegruppen, unter anderem in den für uns reservierten Zugabteilen der SBB! Es wurde noch gejasst, gelacht, gedöst und etwa ab Herzogenbuchsee verabschiedete man sich allmählich voneinander. Um sieben Uhr erreichten auch die letzten ihren Zielbahnhof in Kleindietwil. Wir danken Doris für die Organisation der gelungenen Reise. Möge im nächsten Jahr jemand anderes den markierten Biber erwischen ;-) Philipp Leuenberger
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