Liebherr-Magazin 2015/2016

2015 / 2016
DE I EN I IT
MAGAZIN
Verzahntechnik und Automationssysteme
Verzahntechnik:
Vorteil durch Asymmetrie // S. 4
Automationssysteme:
Der Prozess gibt den Takt an // S. 22
Praxis:
Anwenderberichte // S. 27
Dr. Christian Lang verstärkt seit Oktober 2014 die Geschäftsführung der Liebherr-Verzahntechnik GmbH
Verehrte Leserinnen
und Leser,
in der dritten Ausgabe unseres Magazins befassen wir uns mit Extremen: von Technologien, die sich im Nanobereich bewegen, bis zur Automation im Schwerlastbereich. Wenn es zum Beispiel um die Topologie von Zahnflanken geht, können wir die
Verbesserungen mit dem bloßen Auge nicht mehr erkennen. Wir haben uns daher
intensiv mit der Mikrogeometrie von Zahnflankenmodifikationen beschäftigt und mit
Hilfe topologischer Messungen den Effekt der Verzerrung bei verschränkungsfreien
Verzahnungen aufgezeigt. Diese Abweichung beeinflusst die Tragfähigkeit und Geräuschentwicklung. Als Problemlösung hat Liebherr das verzerrungsfreie Wälzschleifen entwickelt und zum Patent angemeldet. Kleinste Veränderungen zeigen mitunter
größte Effekte!
Eher riesig sind dagegen die Dimensionen im Schwerlastbereich: Hier werden sehr
große Werkstücke bewegt, die oft Einzelanfertigungen sind. Dennoch kann sich
auch für die Losgröße eins eine Automation lohnen. Denn gerade die schweren Teile
bieten sich für maschinengestütztes Handling an.
Derweil hat es Veränderungen im Kreis der Geschäftsführer der Liebherr-Verzahntechnik
GmbH gegeben. Seit Oktober 2014 verstärkt Dr. Christian Lang das Team. Er übernahm den Bereich Vertrieb von Dr. Alois Mundt.
So soll sich künftig die Innovationskraft des Unternehmens weiter erhöhen, während
gleichzeitig neue Vertriebskanäle für die entstehenden Produkte erschlossen werden können. Das ist wichtig, denn in globalisierten Märkten muss Technologieführerschaft mit intelligenten Vertriebsstrategien Hand in Hand gehen – Liebherr stellt sich
dieser Herausforderung.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen uns auf Ihre Anregungen!
Dr. Klaus Finkenwirth, Friedrich Hesemann und Dr. Christian Lang
Geschäftsführer der Liebherr-Verzahntechnik GmbH
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Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
Inhalt
Verzahntechnik
Praxis
Vorteil durch Asymmetrie
Englands ganzer Stolz
Einseitige Belastung von Zahnrädern macht unterschiedlich
geformte Profilseiten sinnvoll Liebherr automatisiert Jaguar 27
4
Kooperation mit beiderseitigem Nutzen
Die perfekte Flankenlinie
Variable Getriebe nach dem Baukastensystem sind
die Spezialität von SEW Die elektronische Schrägführung auf der LSE 200 – 500
bietet neue Möglichkeiten bei der Herstellung von
Flankenlinienmodifikationen 8
Hervorragende Kommunikation als Erfolgsfaktor
Liebherr-Hausgeräte: Neue Verpackungsanlage vermindert
Belastung der Mitarbeiter Mikrogeometrie erweitert Möglichkeiten
Liebherr entwickelt verzerrungsfreies Wälzschleifen für
Flanken­linienmodifikationen 12
29
32
Wenn Zylinder Masken tragen
Eine besondere Automation für eine preisgekrönte Technologie 34
Fasen nach Maß
Eine optimale Ergänzung zu Verzahnungsmaschinen:
Liebherr-ChamferCut-Maschinen im Stand-alone-Betrieb 17
Drei Marken, eine Qualität
Della Ferrera-, Lorenz- und U.S.P.I.T.-Verzahnwerkzeuge
kommen aus Italien 19
Automationssysteme
Große Effizienz für kleine Serien
Lohnfertiger Berger erhöht die Reaktionsfähigkeit
mit Liebherr-Rotationsladesystem (RLS) Ersatzteile erster Güte made in Italy
Euroricambi versorgt den Markt der Lastkraftwagen mit
erstklassigen Getrieben und Ersatzteilen Der Prozess gibt den Takt an
Liebherr-Welt
Effektive Automation für kleine Losgrößen 22
100 Jahre Hans Liebherr
Unternehmer, Erfinder, Visionär Aus alt mach neu
Retrofit ist die Frischzellenkur für Automationssysteme 24
Intuitive Steuerung für Roboterzellen 26
38
40
„Sieger“ der Rallye Dakar 2015
Liebherr-Motoren überzeugen in Kamaz-Trucks Der Bediener im Mittelpunkt
36
41
Liebherr eröffnet neues Logistik­zentrum in
Oberopfingen
Ersatzteilversorgung für die Sparte Erdbewegung
erfolgt künftig von einem neuen zentralen Standort aus
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Impressum
Herausgeber / Verantwortlich für den Inhalt:
Liebherr-Verzahntechnik GmbH
Kaufbeurer Straße 141
87437 Kempten / Allgäu, Deutschland
Redakteure:
Giovanni Della Ferrera, Dr.-Ing. Hansjörg Geiser, Stefan Jehle, Thomas Mattern,
Dr.-Ing. Andreas Mehr, Uwe Radigk, Stefan Sattelmeyer, Thomas Weber,
Ronja Wildberger, Dr.-Ing. Oliver Winkel, Robert Würfel
Ausgabe:
2015 / 2016
Layout / Gestaltung:
C&G: Strategische Kommunikation GmbH, Overath, Deutschland
© Liebherr-Verzahntechnik GmbH
Die Inhalte dürfen ohne Genehmigung des Herausgebers nicht kopiert und weiter
veröffentlicht werden.
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
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Verzahntechnik
4
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
Verzahntechnik
Vorteil durch
Asymmetrie
Einseitige Belastung
von Zahnrädern macht
unterschiedlich geformte
Profilseiten sinnvoll
Oft drehen sich Zahnräder ihr gesamtes Betriebsleben hindurch nur in eine Richtung. Insbesondere bei Kraftfahrzeugen,
Nutzfahrzeugen, Schiffen, Hebezeugen oder Generatoren ist
dies der Fall. Bei diesen Zahnradgetrieben ist in der Regel
die Belastung der einen Flanke erheblich höher als die der
gegenüberliegenden. So werden die Rückflanken während einer relativ kurzen Arbeitsphase gar nicht oder nur leicht belastet. Eine asymmetrisch geformte Verzahnung spiegelt diesen
funktionalen Unterschied wider.
Ungleiche Lastverteilung fordert ungleiche Profile
„Eines der Konstruktionsziele von asymmetrischer Verzahnung ist es, die Leistung des im Hauptbetrieb belasteten Profils auf Kosten der Leistung der gegenüberliegenden Profile zu
verbessern“, erläutert Dr. Alexander Kapelevich, Vorstand von
AKGears. Er ist Spezialist für die Berechnung des Werkzeugprofils und weiterer Parameter für asymmetrische Verzahnungen. „Asymmetrische Zahnprofile ermöglichen eine Erhöhung
des Traganteils und des Betriebseingriffswinkels, die über die
mit konventionellen, symmetrischen Getrieben erreichbaren
Grenzwerte hinausgehen.“ Durch die Verteilung über Breitenund Stirnlast sowie über die Dynamik kann die Verzahnungssteifigkeit deutlich verbessert werden. Auch die Zahnflankentragfähigkeit profitiert von einem erhöhten Eingriffswinkel an
der belasteten Zahnflanke. Zudem verbessert sich auch die
Zahnfußtragfähigkeit.
Der größte Vorteil einer asymmetrischen Verzahnung ist die
reduzierte Hertz‘sche Pressung auf den Antriebsflanken. Das
führt zu einer höheren Leistungsdichte – also der Tragfähigkeit im Verhältnis zur Zahnradgröße – bei der Kraftübertragung im Getriebe. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist die Möglichkeit, die Rückflanken der Verzahnung unabhängig von der
Antriebszahnflanke zu gestalten. Damit wird quasi ein Einstellen der Zahnsteifigkeit ermöglicht, während gleichzeitig der
gewünschte Eingriffswinkel und der Traganteil der Antriebsflanken beibehalten werden. Dies erlaubt eine höhere Zahn-
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
5
Verzahntechnik
„Eines der Konstruktionsziele asymmetrischer
Verzahnung ist es, die Leistung des im Haupt­
betrieb belasteten Profils auf Kosten der Leistung
der gegenüberliegenden Profile zu verbessern.“
Dr. Alexander Kapelevich, Vorstand von AKGears
Angepasste Werkzeuge nötig
Alexander Kapelevich definiert die asymmetrische Zahnfußgeometrie unabhängig vom Modell der Zahnstange, was
kopfbiegung, was den Zahneingriffsstoß
dämpft und zu einer Verringerung der
Getriebegeräusche und der Schwingungen führt.
Vorteile großer Eingriffswinkel
Fbn
α
d
d
ρmin
S 30°
db, klein
db, klein
• Größerer Zahnfußquerschnitt
• Große Krümmungsradien in Fußformkreisnähe
Vorteile kleiner Eingriffswinkel
SK
Δh
db, groß
db, groß
• Große Zahnkopfdicke
• Größere Zahnhöhe
Kombination der Vorteile
S K, res
• Günstige Krümmungsverhältnisse der Flanken
• Großer Zahnfußquerschnitt
• Ausreichende Zahnkopfdicke
• Größere Zahnhöhe
Fbn
d
S 30°
ρmin
db, klein
6
db, groß
Konturführung mit Köpfchen
Die Herstellung von asymmetrischen
Verzahnungen durch Vorfräsen, Härten
und einer anschließenden Hartfeinbearbeitung durch Schälwälzfräsen oder
Profilschleifen ist seit Jahren Stand der
Technik. Das Schälwälzfräsen ist produktiv, unterliegt aber in der zu erzielenden Verzahnungsqualität gewissen
Einschränkungen (DIN 6 bis DIN 7). Das
Profilschleifen bietet hier einen deutlich höheren Qualitätsstandard, ist aber einem
kontinuierlich wälzenden Verzahnverfahren
zeitlich unterlegen. Auf Kundenwunsch
entwickelte die Liebherr-Verzahntechnik
GmbH das Wälzschleifen von asymmetrischen Verzahnungen. Dieses Verfahren vereint die höchste Produktivität mit
hoher Qualität.
d
d
α
ihn von anderen Forschern der Getriebe­
technik unterscheidet. Die Vorgehensweise
Direct Gear Design® von Kapelevich erlaubt eine Optimierung der asymmetrischen Verzahnung und ermöglicht, dass
die Fußausrundung bei besonderen
Getriebeanwendungen eine maximierte
Leistung erzielt. Ein solcher Ansatz erfordert selbstverständlich spezielle Werk­
zeuge. Nachdem die Optimierung der
Zahnfußgeometrie abgeschlossen ist,
de­finiert Direct Gear Design® auch das
Werkzeugprofil und weitere Parameter.
Bildquelle: WZL, RWTH Aachen
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
An das Wälzschleifen stellen asymmetrische Verzahnungen jedoch höhere
Ansprüche als an den Schleifprozess
selbst sowie an die Schleif- und Abrichtwerkzeuge. Für die Entwicklung
des neuartigen Schleifverfahrens stellten sich gleich mehrere Fragen. „Wir
standen vor einer doppelten Herausforderung“, erklärt Dr.-Ing. Andreas Mehr,
Technologieentwicklung und -beratung
Schleifen und Stoßen bei der LiebherrVerzahntechnik. „Zum einen brauchten
wir die Abrichttechnik zur Herstellung
einer asymmetrischen Schleifschnecke.
Zum anderen mussten wir den gesamten
Schleifprozess inklusive des Einmittens
der Schleifschnecke in die Zahnlücke
entwickeln.“
Verzahntechnik
Modifiziertes Einmitten
•Verschobene Werkzeug- / Werkstückmitte η über der radialen
Zustellung X
•Ausgleich der unterschiedlichen Aufmaße Δs auf Links- und
Rechtsflanken
•Einstellbar im Einrüstprozess
Asymmetrische
Schleifschnecke
η
ΔSLF
ΔSRF
Vorteile asymmetrischer Verzahnungen
in einem Getriebe
•Reduzierte Zahnfußspannungen und Hertz‘sche Flanken­
pressungen
•Verbessertes spezifisches Gleiten
•Erhöhung der Grübchen- und Zahnfußtragfähigkeit
•Gesteigerte Leistungsdichte (Tragfähigkeit im Verhältnis
zur Zahnradgröße)
•Längere Lebensdauer
•Erhöhter Wirkungsgrad
•Reduzierte Geräusch- und Schwingungsanregung
•Höhere Betriebssicherheit
X
Asymmetrisches
Zahnrad
Profilwinkelkorrektur beim Abrichten
Für das Abrichten entwickelten die Experten ein Softwarepaket, das sowohl mit asymmetrischen als auch symmetrischen
Abrichtern arbeiten kann. „Ein asymmetrischer Abrichter ist
für die Produktion ideal. Im Prototypenbau kann auch ein
symmetrischer Abrichter entsprechend geschwenkt werden“,
stellt Andreas Mehr die jeweiligen Vorteile dar. Die Maschine bietet einen Schwenkbereich bis 7,5 Grad an. Eine große
Heraus­forderung beim Abrichten war die komplexe mathematische Berechnung der notwendigen Schwenkbewegung des
Abrichters. Durch das Abrichten verkleinert sich der Durchmesser der Schleifschnecke, was wiederum eine Profilwinkelkorrektur nach sich zieht – nach jedem Abrichtvorgang.
Im Schleifprozess selbst tritt eine ganz andere Dynamik im
Zahnflankenkontakt zwischen Schleifschnecke und Werkstück
auf als bei herkömmlichen, symmetrischen Schleifprozessen.
Da sich beim Schleifen asymmetrischer Zahnräder entsprechend den unterschiedlichen Eingriffswinkeln das Aufmaß auf
der rechten und linken Zahnflanke ändert, ist eine elektronische
Korrektur nötig. Diese wird durch ein modifiziertes Einmitten im
Einrüstvorgang ermittelt. Das sogenannte Einmitten, also der
mittige Eingriff der Schleifschnecke in die Zahnradlücke, muss
bei asymmetrischen Verzahnungen leicht versetzt erfolgen und
im Schleifprozess durch eine präzise Steuerungs- und Regelungstechnik eingehalten werden.
Zeit für Asymmetrie gekommen
Dank der neuen Schleiftechnik werden asymmetrische Zahnräder künftig häufiger zum Einsatz kommen. „Ihre Vorteile liegen auf der Hand und sind längst bekannt“, weiß Andreas
Mehr. „Durch die Berechnungen von Dr. Kapelevich ist eine
einfache Auslegung der Makrogeometrie möglich geworden.
Jetzt lässt sich auch der Wälzschleifprozess sicher beherrschen. Gleichzeitig können unsere Kunden ohne großen Aufwand den Wälzschleifprozess an ersten Prototypen anwenden, dazu reicht das Softwarepaket. Erst für die Produktion ist
dann die Investition in einen asymmetrischen Abrichter notwendig.“ Die Zeit für asymmetrische Zahnräder scheint damit
endlich gekommen zu sein.
Dr.-Ing. Andreas Mehr
Technologieentwicklung und -beratung
Schleifen und Stoßen
Kaufbeurer Straße 141,
87437 Kempten, Deutschland
Tel.: +49 831 786-1998
[email protected]
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Verzahntechnik
Beispiele von Verzahnungen, die per Wälzstoßmethode gefertigt werden
Die perfekte Flankenlinie
Die elektronische Schrägführung auf der LSE 200 bis
500 bietet neue Möglichkeiten bei der Herstellung von
Flankenlinienmodifikationen
Eine leichte und kompakte Getriebebauweise führt häufig zu
schwer zugänglichen Bearbeitungsstellen. Dies sind beispielsweise Stufenwellen, Innenverzahnungen oder Außenverzahnungen gegen einen Bund, die konstruktionsbedingt nur einen
sehr geringen Werkzeugauslauf von oftmals weniger als fünf
Milli­metern bieten. Solche Verzahnungen sind dem Wälzstoßen
vorbehalten.
Forderung nach Flankenlinienmodifikationen
In den vergangenen Jahren hat der Wunsch von Getriebekonstrukteuren zugenommen, an diesen Verzahnungen lastbedingte
Flankenlinienmodifikationen zu erzeugen. Solche Modifikationen,
wie zum Beispiel Breitenballigkeit c β, Flankenlinienwinkel f hβ bzw.
Konizität und Endenrücknahmen, konnten bislang nur unter Verwendung eines speziell ausgelegten Abhebenockens erzeugt
werden (B4-Achse, siehe Abbildung Seite 9 oben). Bei größeren
Konizitäten im Gradbereich muss der gesamte Maschinenständer (B5-Achse) während des sogenannten Hinterstoßens in eine
Schräglage gebracht werden. Aufgrund des zweiflankigen Stoßprozesses sind die genannten Modifikationen auf beiden Zahn-
8
flanken symmetrisch. Damit kann keine Optimierung hinsichtlich
der unterschiedlichen Anforderungen erfolgen, die an eine Zugund Schubflanke gestellt werden.
Mehr Flexibilität bei Flankenlinienmodifikationen
Durch die elektronische Schrägführung auf der LSE-Wälzstoß­
maschine in Kombination mit dem einflankigen Wälzstoßen können sowohl symmetrische als auch asymmetrische Flankenlinienmodifikationen erzeugt werden. Auch die Kombination mehrerer
Flankenlinienmodifikationen ist durch Superposition der verschiedenen Erzeugungsbewegungen realisierbar.
Noch bessere Verzahnungsqualität
Die gewonnene Flexibilität durch die einflankige Wälzstoßbearbeitung führt dazu, dass die Bearbeitungszeit gegenüber dem konventionellen, zweiflankigen Wälzstoßen geringfügig steigt. Je nach
Anwendungsfall liegt die Erhöhung aber nur zwischen fünf und 20
Prozent. Dieser geringe Anteil wird dadurch erzielt, dass der von
Liebherr entwickelte Prozessablauf nicht über alle Schnitte einflankig erfolgen muss. So werden der Schrupp- und Egalisierschnitt
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Verzahntechnik
Notwendige CNC-Achsen
•Z3-Achse: Hubbewegung des Werkzeugs zur Erzeugung der
Schnittgeschwindigkeit
•B4-Achse: Abhebung des Werkzeugs im Rückhub, um die Beschädigung der Schneidkante zu vermeiden
•Z2-Achse: Bewegung des Bearbeitungskopfes parallel zur Hub­
achse, um diesen auf die Aufspannsituation einzustellen
•C1-Achse: Abwälzbewegung des Werkzeugs zur Erzeugung der
Verzahnung und als Vorschubachse
•X1-Achse: Radiale Zustellung
•C2-Achse: Maschinentisch mit der Werkstückdrehung
Optionale CNC-Achsen
•Z1-Achse: Positionieren des Stoßkopfschlittens bei Mehrfach­
verzahnungen
•Y1-Achse: Ständerseitenversatz zur Vermeidung von Rückhubkollisionen, insbesondere bei Innenverzahnungen
•B5-Achse: Schwenkständer zum Hinterstoßen oder zur Anwendung des SGA-Verfahrens bei Kurbelwellen
•C3- und Z6-Achse: Automation
•Z4-Achse: Gegenhalter für Wellenbearbeitung
CNC-Achsen einer modernen Wälzstoßmaschine
Va 500 :1
+
Vb 4 :1
Materialseite
Mögliche Modifikationen der Flankenlinien auf einer LSE-Maschine
-
f h β0 µm 0 µm
c β15 µm 15 µm
Va 500 :1
+
-
+
Symmetrische Breitenballigkeit
•2-flankig mit Abhebenocken möglich
•1-flankig mit CNC-Bewegung möglich
+
Symmetrische Konizität
•2-flankig mit Abhebenocken im µ-Bereich möglich
•2-flankig mit Schwenkständer im Gradbereich möglich
•1-flankig mit CNC-Bewegung möglich
+
Asymmetrische Breitenballigkeit und Flankenwinkelmodifikation
•Nur 1-flankig möglich
•Spezielle Auslegung der CNC-Bewegung
Vb 4 :1
f h β
+ 10 µm -10 µm
c β
0 µm 0 µm
Va 500 :1
+
-
Vb 4 :1
f h β
0 µm -10 µm
c β
15 µm 5 µm
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
9
Verzahntechnik
Umsetzung der Modifikationen am Realbauteil auf einer LSE-Maschine
Zahnradprofil / Bearbeitungsbeispiel
Zähnezahl
Modul
10
28
4 mm
Eingriffswinkel
20°
Schrägungswinkel
-12°
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Verzahntechnik
Wälzstoßen von Flankenlinienmodifikationen
1-flankig, elektronische Schrägführung
2-flankig, konventionell
Pro
•Modifikationen sind einfach programmierbar
•Symmetrische und asymmetrische Modifikationen möglich
•Exzellente Flankenlinienqualität durch die µm-genaue
Korrekturmöglichkeit (DIN 1 bis 3)
•Günstige Spanbildung führt zu sehr guter Profilqualität (S-Schlag)
Pro
•Sehr effektive, beidseitige Spanabnahme
•Hohe Hubzahlen [DH / min] möglich
•Hinterstoßen der Verzahnungen im Gradbereich durch
einen Schwenkständer möglich
•Symmetrische Modifikation
•Sehr gute Flankenlinienqualität (DIN 1 bis 4)
Contra
•Geringfügig längere Bearbeitungszeit
•Reduzierter Hubzahlbereich [DH / min]
Contra
•Speziell ausgelegter Abhebenocken notwendig
•Keine asymmetrischen Modifikationen möglich
•Die Profilqualität (S-Schlag) kann durch Eingriffsstörungen
beeinflusst werden
sowie das Schlichten der ersten Zahnflanke zweiflankig durchgeführt. Erst das Schlichten der zweiten Zahnflanke erfolgt einflankig, indem das Schneidrad rotatorisch zugestellt wird.
Ein weiterer positiver Effekt der abschließenden einflankigen
Bearbeitung ist, dass mögliche Eingriffsstörungen zwischen
Schneidrad- und Werkstückflanke bei der Spanabnahme reduziert werden und die Verzahnungsqualität noch besser wird.
Insbesondere der beim Wälzstoßen bekannte S-förmige Profilformfehler, der durch unterschiedliche Spanungsdicken auf der
ein- und auslaufenden Flanke verursacht wird, kann dadurch
deutlich reduziert oder sogar ganz vermieden werden.
Korrekturmöglichkeiten im μm-Bereich
Flankenlinienmodifikationen sind durch eine einfache Eingabe der Solldaten in die Steuerung herstellbar – zum Beispiel
fünf µm Breitenballigkeit für die linke und rechte Zahnflanke.
Alle notwendigen Berechnungen zur Erzeugung der Modifikation werden von der Maschinensteuerung übernommen.
Nach der Bearbeitung und Verzahnungsprüfung des ersten
Werkstücks bietet die Maschinen­steuerung die Möglichkeit
zur µm-genauen Korrektur der Messkriterien, zum Beispiel der Breitenballigkeit cβ. Dazu können die jeweiligen
Messwerte direkt vom Verzahnungsdiagramm in einem speziellen Korrekturfenster in die Steuerung eingegeben werden.
Wer braucht was?
Die elektronische Schrägführung der LSE-Maschinen ermöglicht auf eine einfache Weise die flexible Herstellung von
Flankenlinienmodifikationen. Bei geringen Losgrößen und
bei der Herstellung von Prototypen bzw. in der Einzelteilfertigung kann die längere Bearbeitungszeit sicherlich in Kauf genommen werden. Dafür entfallen die Zusatzkosten für einen
Spezial­nocken und dessen Lieferzeit. Bei hohen Losgrößen
wird letztendlich der Taktzeitunterschied maßgebend dafür
sein, wie wirtschaftlich die gewünschte Modifikation erzeugt
werden kann.
Dr.-Ing. Andreas Mehr
Technologieentwicklung und -beratung
Schleifen und Stoßen
Kaufbeurer Straße 141,
87437 Kempten, Deutschland
Tel.: +49 831 786-1988
[email protected]
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
11
Verzahntechnik
Mikrogeometrie erweitert
Möglichkeiten
A
Liebherr entwickelt verzerrungsfreies Wälzschleifen für
Flankenlinienmodifikationen
B
B
B
A
A
Zeichnung aus dem Patent von 1987
Verschränkungsfreies Wälzschleifen hat
sich als Produktionsmethode bewährt:
Bereits 1987 meldete die Liebherr-Verzahntechnik GmbH die Erfindung von
Dr. Gerd Sulzer zum Patent an. Seitdem können Schleifschnecken mit über
die Länge verändertem Profilwinkel so
eingesetzt werden, dass die natürliche
12
Verschränkung beim Wälzschleifen von
Verzahnungen mit Flankenlinienmodifikationen korrigiert wird. Dazu wird die
Schleifschnecke in einer axialen Bewegung am Werkstück vorbeigeführt, so
dass sukzessiv jeder Schneckenbereich
mit dem Werkstück in Kontakt kommt.
Damit wird die Verschränkung eliminiert.
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
„Was bei diesem Verfahren jedoch
nicht eliminiert wird, sind Formfehler“,
erläutert Dipl.-Phys. Robert Würfel. In
Abbildung 3 ist erkennbar, dass die
Verschränkung zwar korrigiert wird, im
Profil jedoch eine ungewünschte Hohlballigkeit entsteht (Ab­bildungen 1 bis 3).
An einem Praxisbeispiel (Abbildungen 5
Verzahntechnik
8
10
bis 7) mit gerundeter Endrücknahme veranschaulicht Dr.-Ing.
Hansjörg Geiser die Verzerrungsproblematik bei Schrägverzahnungen.
Wälzweg [mm]
12
14
16
0
-5
-10
-15
5
Verschränkungsarmes Schleifen löst das Problem nicht
Einfaches, verschränkungsarmes Wälzschleifen löst dieses
Problem nur teilweise. Es existieren weiterhin Formabweichungen (siehe Abbildung 8), und die Modifikation wird ledig­
lich auf dem Messkreisdurchmesser exakt erreicht.
0
Breite [mm]
-5
Abbildung 1: Vorgabe verschränkungsfreie Flankenlinienballigkeit
8
10
Wälzweg [mm]
12
14
16
0
-5
-10
-15
5
10
„Wir haben das Wälzschleifen
nicht neu erfunden, aber wir
haben es verstanden.“
Das verzerrungsfreie Wälzschleifen von Liebherr
Mit dem neuen Verfahren ermöglicht Liebherr ein absolut verzerrungsfreies Wälzschleifen von Flankenlinienmodifikationen.
„Wir haben das Wälzschleifen zwar nicht neu erfunden, aber
wir haben es verstanden“, betont Hansjörg Geiser. Das Ergebnis nach der neuen Methode entspricht eins zu eins der Vorgabe (Abbildung 9).
Abbildung 2: Natürlich verschränkt
8
Eine Möglichkeit, solche Verzerrungen zu korrigieren, bestünde
im topologischen Abrichten der Schleifschnecke. Diese würde
Zeile für Zeile abgerichtet, was aber die Abrichtzeit um ein Vielfaches verlängern würde. Ein wirtschaftlicher Prozess wäre so
unmöglich. Robert Würfel hat eine Alternative entwickelt: „Diesem Dilemma kann Liebherr mit einem neuen Schleifverfahren
vorbeugen.“
Dr.-Ing. Hansjörg Geiser, Leiter der
Entwicklung & Konstruktion Verzahnmaschinen
0
Breite [mm]
-5
Exakt werde die Modifikation nur auf dem Messkreisdurchmesser erreicht. „Bei der topologischen Verzahnungsmessung
zeigen sich deutliche Verzerrungen. In zwei Eckbereichen wird
zu viel Material abgeschliffen, in zwei anderen zu wenig. Dies
hat Auswirkungen auf die Tragfähigkeit und das Geräusch der
Verzahnung“, betont Hansjörg Geiser.
Wälzweg [mm]
12
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16
0
-5
-10
-15
5
-5
Abbildung 3: Verschränkungskorrigiert
0
Breite [mm]
„Durch das neue mathematische Verfahren wird die Modifikation auf allen Durchmessern exakt erreicht“, erläutert Robert
Würfel. Gleichzeitig entsprechen sowohl die Schleif- als auch
die Abrichtzeit der des verschränkungsarmen Schleifens. Dazu
werden keine speziellen Werkzeuge benötigt, der StandardAbrichter genügt. „Wir haben damit einen wirtschaftlichen Prozess für die Serienfertigung entwickelt. Unser Verfahren kann
für jede freie Flankenlinienmodifikation genutzt werden.“
Das zum Patent angemeldete Verfahren ist aus Gründen der
Tragfähigkeit für Getriebe sehr interessant. Bislang gab es hierfür keine wirtschaftlich sinnvolle Schleifmethode.
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
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Verzahntechnik
Abbildung 4: Verzerrungsfreies Wälzschleifen ist auf allen Liebherr-Wälzschleifmaschinen möglich
8
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Wälzweg [mm]
8
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Wälzweg [mm]
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0
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-20
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5
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Abbildung 5: Vorgabe gerundete Endrücknahme
14
5
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Breite [mm]
-5
0
Breite [mm]
Abbildung 6: Das Ergebnis nach einfachem Wälzschleifen
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Verzahntechnik
8
10
8
Wälzweg [mm]
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Wälzweg [mm]
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0
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-10
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-20
5
-5
5
0
Breite [mm]
0
Breite [mm]
-5
Abbildung 7: Verdeutlichung der zu geringen Rücknahme / Verzerrung
Abbildung 8: Auch im einfach verschränkungsarmen Wälzschleifen
kommt es zu Abweichungen
Gewälzte Modifikationen (GER)
Das Verfahren kann so angepasst werden, dass es neben freien
Flankenlinienmodifikaktionen auch gewälzte Modifikationen schleifen kann. Die Vorteile solcher dreiecksförmigen Endrücknahmen
(Generated End Relief) bezüglich der Tragfähigkeit werden in der
Verzahnungswelt bereits seit vielen Jahren diskutiert. Der Einsatz in
der Praxis scheiterte bisher aber daran, dass kein wirtschaftliches
Fertigungsverfahren zur Verfügung stand. Liebherr hat somit auch
die letzte Hürde aus dem Weg geräumt (Abbildungen 11 und 12).
8
10
Wälzweg [mm]
12
14
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0
-10
-20
Anregungsoptimierte Modifikationen
Ein weiterer Anwendungsbereich sind anregungsoptimierte
Modifikationen. Aufgrund der zeitlich veränderlichen Verzahnungssteifigkeit ergibt sich zwischen zwei gepaarten Zahn­
rädern eine periodische Drehwegabweichung mit sehr kleinen
Amplituden, welche jedoch einen großen Einfluss auf den Geräuschpegel hat. An der Forschungsstelle für Zahnräder und
Getriebebau (FZG) am Lehrstuhl für Maschinen­elemente der
5
-5
0
Breite [mm]
Abbildung 9: Ergebnis mit dem verzerrungsfreien Wälzschleifen von
Liebherr
Die Möglichkeit gewälzter Modifikationen (Generated End Relief) erlaubt eine gezieltere
Auslegung der Pressungsverteilung im Zahneingriff. Dadurch kann die maximal auf­tretende Hertzsche Pressung beeinflusst werden. In diesem Beispiel kann so bei gleich­
bleibenden übertragenem Drehmoment durch Nutzung von GER und unter Anpassung
der Kopf- und Fußrücknahmen die Verzahnungsbreite reduziert werden.
Prof. Dr.-Ing. Karsten Stahl
(Ordinarius)
Praxisähnliche Auslegung CA + CF + CB
Angepasste Auslegung
GER + CA‘ + CF‘ + CB
CA/CF – Betrag Kopf-/Fußrücknahme
GER – Betrag gewälzte Modifikationen
CB – Betrag Breitenballigkeit
Angepasste Auslegung
mit reduzierter Breite
GER + CA‘ + CF‘ + CB
Lehrstuhl für Maschinenelemente
Technische Universität München
85748 Garching, Deutschland
Tel.: +49 89 289-15805
[email protected]
Lehrstuhl für Maschinenelemente
Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebebau
Prof. Dr.-Ing. K. Stahl
Technische Universität München
Abbildung 10: Wirtschaftliche Fertigung von gewälzten Modifikationen
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
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Verzahntechnik
Breite [mm]
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Breite [mm]
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20
Wälzweg [mm]
15
Abbildung 11: Vorgabe dreiecksförmige Endrücknahme
Breite [mm]
0
10
-40
30
15
Abbildung 12: Messergebnis dreiecksförmige Endrücknahme
-10
10
2
2
0
0
-2
30
-2
25
Wälzweg [mm]
Vorteile (Abbildungen 11 bis 14)
• Schleif- und Abrichtzeit entsprechen dem verschränkungsarmen
Schleifen
•Standard-Abrichter einsetzbar (Profilrolle)
•Standardmodifikationen können überlagert werden
Technischen Universität München wurde in den vergangenen
Jahren erfolgreich der Einsatz sinusförmiger Modifikationen
zur Reduzierung dieser Abweichungen untersucht. Diese
gezielte Welligkeit, welche typischerweise eine Amplitude
im µm-Bereich hat, hat dabei keinen Einfluss auf die Lastverteilung
(Abbildungen 13 und 14).
Fazit
Auch Flankenlinienmodifikationen mit relativ markanten Anpassungen über kurze Verzahnungsbreiten können durch das verzerrungsfreie Wälzschleifen von Liebherr gefertigt werden – ohne Abweichungen und Verzerrungen. Dabei entspricht die Schleifund Abrichtzeit der des verschränkungsarmen Schleifens.
Damit ermöglichen Liebherr-Schleifmaschinen die wirtschaftliche Produktion von gewälzten Modifikationen in großer Serie,
Gleiches gilt für anregungsoptimierte Modifikationen. Weitere
Anwendungsbereiche sind bereits in der Entwicklung.
16
30
20
Abbildung 13: Vorgabe gezielte Welligkeit
25
20
Wälzweg [mm]
Breite [mm]
0
25
Wälzweg [mm]
-10
20
Abbildung 14: Messergebnis gezielte Welligkeit
Dr.-Ing. Hansjörg Geiser
Leiter Entwicklung & Konstruktion
Verzahnmaschinen
Kaufbeurer Straße 141,
87437 Kempten, Deutschland
Tel.: +49 831 786-1210
[email protected]
Dipl.-Phys. Robert Würfel
Technologische Mathematik
Kaufbeurer Straße 141,
87437 Kempten, Deutschland
Tel.: +49 831 786-3162
[email protected]
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
30
Verzahntechnik
Fasen nach Maß
Eine optimale Ergänzung zu Verzahnmaschinen:
Liebherr-ChamferCut-Maschinen im Stand-alone-Betrieb
Gerade in der Automobilindustrie ist der Trend zu effizienteren
und leiseren Getrieben ungebrochen. Damit steigen die Anforderungen an die einzelnen Bauteile. Speziell Zahnräder be­
nötigen eine saubere Kantenbearbeitung. Durch Anfasen können
Beschädigungen beim Werkstücktransport, Härterisse und Ge­triebeverschleiß durch scharfe Kanten vermieden werden. Zudem
erleichtert die Anfasung den Montageprozess und verbessert die
Werkzeugstandzeit beim Finishprozess, speziell beim Honen.
Mit der LCD 300 ChamferCut bietet Liebherr jetzt eine Standalone-Lösung für das Anfasen mit dem immer stärker nach­­
gefragten ChamferCut-Verfahren. Auf der EMO 2013 präsentierte Liebherr erstmals eine integrierte Maschine, die sich
an die Automotive-Industrie richtete und hauptzeitparalleles
Wälzfräsen und Anfasen im ChamferCut-Verfahren bot. 2014
wurde das Portfolio um die LC 300 ChamferCut für Bauteile bis 300 Millimeter Durchmesser erweitert. Schnell kristallisierte sich auch der Wunsch nach einer reinen Anfasmaschine heraus. Für diese Anforderungen entwickelte Liebherr
nun die eigenständige ChamferCut-Maschine. Die LCD 300
ChamferCut kann eingesetzt werden, um einen bestehenden
Maschinen­park zu ergänzen, existierende Anfasmaschinen zu
ersetzen oder neue Linien aufzubauen.
Grundidee: schnell und einfach
Die Grundidee für die Lösung war eindeutig: „Diese Maschine
sollte einfach zu bedienen sein und so schnell wie möglich
arbeiten“, erläutert Dr.-Ing. Hansjörg Geiser, Leiter der Entwicklung & Konstruktion Verzahnmaschinen bei der LiebherrVerzahntechnik GmbH. Durch den Einsatz der Anfasmaschine
LCD 300 ChamferCut kann die Zahnradaufspannung für das
Anfasen geometrisch optimiert und kleinere Werkzeuge eingesetzt werden. Das schafft zusätzliche Freiheitsgrade und
erweitert den Anwendungsbereich. Durch diese Technologie
und die schnellen Rüstzeiten kann eine ChamferCut-Maschine
LCD 300 die Zahnräder von etwa zwei bis drei Fräsmaschinen
nachbearbeiten.
Entstanden ist so eine Maschine mit extrem schnellen Rüstzeiten
und einer optimierten Werkstückspannung. Über CNC-Achsen
kann der Bediener die Daten für den ChamferCut-Prozess einfach
einstellen und korrigieren. Für die Bedieneroberfläche wurde
Gute Gründe für das Anfasen mit
Liebherr-ChamferCut-Einheiten
•Hohe Geschwindigkeit beim Anfasen (kurze Taktzeiten)
•Keine Reduzierung der Fräserlänge
•Geometrie von Wälzfräser und ChamferCut unabhängig wählbar
•Steife Vorrichtung beim Wälzfräsen, angepasste Vorrichtung
beim ChamferCut
•Sehr kleine Durchmesser möglich (>30 mm) mit breiterer Anwendbarkeit
•Hohe Qualität und präzise Fasenformen
•Problemloses Anfasen des Zahnfußes
•Sehr hohe Standzeiten auch bei Trockenbearbeitung
•Keine Nadelspäne
•Einstellung über CNC-Achsen mit einfachem Rüsten
•Niedrigste Werkzeugkosten beim Anfasen im Vergleich
•Werkzeuge einfach nachschleifbar
•Bedienerfreundliche Dateneingabe
LCD 300 ChamferCut
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
17
Verzahntechnik
„Diese Maschine sollte einfach zu bedienen
sein und so schnell wie möglich arbeiten.“
Dr.-Ing. Hansjörg Geiser, Leiter der Entwicklung & Konstruktion
Verzahnmaschinen
eine neue Software entwickelt. Diese orientiert sich an den
Einstellblättern der FETTE-ChamferCut-Werkzeuge. Mit einer
grafischen Unterstützung und Beispielen für Einstellkorrekturen
kann der Bediener sich schnell orientieren. Eine intuitive Führung
erleichtert die Maschinenführung. Beladen wird die Maschine
automatisch im bewährten Ringlader-Prinzip, möglich sind
alter­nativ auch der Einsatz von Robotern oder eines Portals.
Dadurch ist auch die Einbindung in den Automationsprozess
flexibel, zum Beispiel über ein Kunststoffkettenband.
Kostengünstige und hervorragende Ergebnisse
Anfasen mit ChamferCut wird im Vergleich zum Drück­
entgraten und Anfasen mit Fingerfräsern immer beliebter, da
bei diesem Verfahren die geringsten Anfaskosten anfallen. Die
Spezialwerkzeuge sind sehr langlebig und einfach nachzuschleifen. Präzise und wiederholgenaue Fasen kombiniert mit
hohen Standzeiten sprechen für den ChamferCut-Prozess.
Kein Wunder also, dass Anfasen mit ChamferCut in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Besonders
beliebt ist Chamfern aufgrund der hohen Qualität bei PKWund Nutzfahr­zeugherstellern sowie im Getriebe- und Motoren­
bau: „In diesen Branchen sind die Ansprüche naturgemäß
sehr hoch“, erklärt Hansjörg Geiser. „Die immer kompaktere
Konstruktion von Getrieben stellt besondere Anforderungen
an die Fasenqualität, die man mit dem ChamferCut-Verfahren
auf den Liebherr-Maschinen besonders gut erfüllen kann.“
Werkzeugkosten pro Werkstück (Anfasen)
Fasenausbildung im Vergleich: ChamferCut
Fasenausbildung im Vergleich: Drückentgraten
Dr.-Ing. Hansjörg Geiser
Leiter Entwicklung & Konstruktion
Verzahnmaschinen
8
Werkzeugkosten [Cent / St.]
7
6
Kaufbeurer Straße 141,
87437 Kempten, Deutschland
Tel.: +49 831 786-1210
[email protected]
6,7
5
4,6
4
3
Dr.-Ing. Oliver Winkel
2
Leiter Anwendungstechnik /
Technologieentwicklung Verzahnungsfräsen
1
1,3
0
Drück / Glättrad
Gratomat
ChamferCut
Beispiel: m 2,7 / z 41, Trockenfräsen, Vorfräsen zum Honen
18
Kaufbeurer Straße 141,
87437 Kempten, Deutschland
Tel.: +49 831 786-1998
[email protected]
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
Verzahntechnik
Drei Marken, eine Qualität
Della Ferrera-, Lorenz- und U.S.P.I.T.-Verzahnwerkzeuge
kommen aus Italien
2004 investierte Liebherr in eine neue Fertigungshalle
Werkzeuge für Liebherr-Maschinen entstehen nicht nur in Ettlingen (Deutschland). In Collegno in der Nähe von
Turin hat die Produktion von Werkzeugen für Verzahnungsmaschinen eine
lange Tradition: Das Familienunternehmen Della Ferrera fertigt dort bereits seit 1956 Werkzeuge. Nachdem
Della Ferrera 1990 von der Maschinenfabrik Lorenz übernommen wurde, die wiederum 1993 von Liebherr
gekauft wurde, produziert das italienische Werk Verzahnwerkzeuge unter drei verschiedenen Marken: Della
Ferrera, Lorenz – und seit 1997 auch
U.S.P.I.T., das von Della Ferrera übernommen wurde. „Diese Markennamen
sind auf dem italienischen Markt eingeführt und für ihre ausgezeichnete
Qualität bekannt“, erklärt Giovanni Della
Ferrera, Geschäftsführer von LiebherrUtensili. „Diesen Vorteil wollen wir natür­
lich keinesfalls aufgeben.“
2004 baute Liebherr in Collegno ein neues Werk, in dem Schneidräder, Schab­­
räder, Wälzräder, Drückräder, Lehrzahnräder, Walzstangen, Hobelkämme,
Hohlglocken­schneidräder, Wafer, SolidWafer, Spann- und Stützringe produziert werden. Auf 6.000 Quadrat­metern
Hallenfläche steht der Maschinen­park,
in den auch künftig stark investiert wird.
„Ein wichtiges Projekt der geplanten Investitionen ist ein Bearbeitungszentrum.
Hier wollen wir in der Weichbearbeitung den Prozess optimieren und auch
stärker auto­matisieren“, zählt Giovanni
Della Ferrera auf. Dabei ist auch die Installation weiterer Liebherr-Maschinen
geplant.
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
19
Verzahntechnik
Ziel: höchste Qualität
Werkzeuge von Liebherr-Utensili sollen
von höchster Qualität sein, daher sind
verschiedene Bearbeitungsschritte nötig.
Nach dem Fräsen und Härten kommen
anschließend Schleifmaschinen zum Ein­satz, die eine höhere Qualität erreichen.
Dabei setzen die Italiener je nach Werkstück auf unterschiedliche Schleif­techniken
und Schleifmittel. Alle Werkzeuge werden
vor und nach dem Beschichten einzeln
geprüft, denn die Schneidkanten müssen vor diesem Arbeits­schritt perfekt sein.
Dazu werden sowohl messtechnische als
auch optische Verfahren eingesetzt. Für
alle Schneidräder, dem umsatzstärksten
Produkt der Italiener, wird eine Endqualität von AAA (Güteklassen nach LiebherrNormen) bis A nach Din 1829 angestrebt.
„Für unsere Kunden entscheiden Qualität,
Service und schnelle Liefertermine“, erklärt
Giovanni Della Ferrera. Für eine Expresslieferung liegen in den Standardgrößen von
vier und fünf Zoll stets gehärtete Rohlinge ohne Verzahnung bereit, sodass
Module mit Größen zwischen zwei und
sechs Zoll sehr schnell nach Wunsch
angefertigt werden können. „Viele Kunden
verwenden diesen Service für die Proto­
typenherstellung.“ Ein weiterer Service ist
der Schärfdienst mit Wiederbeschichtung, der von vielen Kunden gern genutzt wird.
Italien ist der zweitgrößte Markt für Verzahnmaschinen in Europa. Gerade in
der Region zwischen Turin und Bologna
schlägt das Herz der italienischen Verzahnungsindustrie, insbesondere im Auto­
motivebereich. Fiat, Bugatti, Iveco, Lamborghini, Ferrari und viele andere Marken
sind hier zu Hause. Viele Zulieferer gruppieren sich in der Nähe. Liebherr bedient
von hier aus auch den französischen
Markt, denn Liebherr-Utensili ist die einzige Tochtergesellschaft in Südeuropa.
Peugeot PSA gehört dort zu den größten
Kunden.
Die Liebherr-Vertretung in Italien
Seit 2013 verantwortet Liebherr-Utensili
einen weiteren Bereich: den Vertrieb von
Liebherr-Verzahnmaschinen in Italien.
Das Team von Liebherr-Utensili S.r.l.
20
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
Ein vierköpfiges Team betreut die Kunden: Luca Lanzetti und Marco Rausa im
Außendienst, Luisa D’Alto und Francesca
Fatiga im Innendienst. „Italienische Fertiger sind sehr treue Kunden“, berichtet
Giovanni Della Ferrera. Liebherr genießt
in Italien einen ausgezeichneten Ruf. In
diesem extrem zersplitterten Markt dominieren kleine und mittelgroße Betriebe mit teilweise enormem Innovationsstau. „Aufgrund der steigenden Qualitätsansprüche rechnen wir damit, dass
viele kleine Unternehmen investieren
müssen, wenn sie weiterhin bestehen
wollen. Viele arbeiten mit umgebauten
alten Maschinen, die den modernen
Anforderungen kaum noch gerecht
werden.“
Liebherr bietet den Kunden den kompletten Lieferservice und Kundendienst.
Die italienischen Unternehmen schätzen es sehr, dass sie einen Ansprechpartner im eigenen Land haben. „Die
direkte Kommunikation vermittelt dem
Kunden ein gutes Gefühl“, bestätigt Luisa
D’Alto, die für Reparaturen und Service
Verzahntechnik
Qualitätskontrolle auf höchstem Niveau
verantwortlich ist. Sie organisiert den Kundendienst in Italien
und übernimmt die Absprachen mit dem Werk in Kempten,
wie zum Beispiel die Bestellung von Ersatzteilen, während
Francesca Fatiga die gesamte Korrespondenz mit den Kunden bezüglich der kaufmännischen Organisation der Maschinen verwaltet.
Lorenzo Gambino
Ansprechpartner für den Verkauf von
Verzahnwerkzeugen
Via Nazioni Unite 18,
10093 Collegno TO, Italien
Tel.: +39 011 4248 702
[email protected]
Luca Lanzetti
Ansprechpartner für den Verkauf von Verzahn­maschinen
in Norditalien und das Piemont
Tel.: +39 360 10 45 269
[email protected]
Liebherr-Utensili S.r.l.
Marco Rausa
Ansprechpartner für den Verkauf von Verzahn­maschinen
in Bologna und Umgebung (Emilia Romagna)
Firmengröße:
90 Beschäftigte
Gegründet:
2004
Firmensitz:
Collegno, Italien
Gesamtfläche:
12.000 Quadratmeter
Überbaute Fläche:
7.200 Quadratmeter
Website:www.liebherr.com
Tel.: +39 366 65 31 629
[email protected]
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
21
Das neue Liebherr PHS 10.000 – für den Schwerlastbereich
Der Prozess gibt den Takt an
Effektive Automation für kleine Losgrößen –
auch im Schwerlastbereich mit dem PHS 10.000
Hersteller von kleinen Losgrößen kennen
das Dilemma: Wenn Rüst- und Lauf­zeiten
nicht gut harmonieren, steigen die Still­
stand­zeiten von Maschinen. Hin­zu kommen Laufwege bei Umrüstungen, die
er­heblichen Zeit- und Logistikaufwand
bedeuten. Doch dieses Problem ist lösbar:
durch eine Trennung von Rüstplatz und
Maschine. Eingebettet ist dieser Rüstplatz
in das bewährte Palettenhandhabungs­
system PHS von Liebherr, in dem sich die
Werkstücke und Vorrichtungen befinden.
Das Prinzip dabei spitzt Stefan Jehle, Leiter Vertrieb Automations­
systeme, so zu:
„Der Mensch muss weg von der Maschine. Im Moment ist oft die Maschine der
Dirigent, der den Takt angibt. Mit einer klugen Automation bestimmt der Prozess den
Rhythmus, der die Maschine auslastet.
Das Dirigentenpult ist am Rüstplatz, den
der Mensch koordiniert.“
22
Konkret sieht das dann so aus: Auf einem unabhängigen Rüstplatz kann ein
Mitarbeiter mithilfe einer Ressourcen­
steuerung schon Stunden vor der
eigent­lichen Bearbeitung abfragen, ob
Werkzeuge, Software und sonstige Teile vor Ort sind. Während der Beschaffung und Vorbereitung können andere
Werkstücke bearbeitet werden. Sind
genug Werkstücke vorbereitet und im
zwischengeschalteten Speicher­system
platziert, kann sogar eine Schicht
mannlos gearbeitet werden. Eine Auto­
mation mit unabhängigem Rüstplatz
kann so intelligent gesteuert werden,
dass zwei Maschinen die Arbeit von
dreien erledigen können – und das alles
durch eine bessere Auslastung. „Unterstützt von einer intelligenten Zellsteuerung, die die Auftragsplanung und das
Ressourcenmanagement übernimmt,
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
können die Stückkosten um mehr als
20 Prozent reduziert werden“, errechnet
Stefan Jehle.
Sichere und einfache Logistik
Besonders interessant ist das System
für den Bereich der Schwerlast. Mit
dem PHS 10.000 hat Liebherr eine
Geräte­klasse mit einer Traglast bis zu
13 Tonnen entwickelt, in Sonderanwendungen sind sogar 16 Tonnen möglich.
Gerade in diesem Segment steigt der
Bedarf an Anlagen weltweit, insbesondere in der Energieerzeugung mit Windkraftanlagen, Diesel- oder Gasturbinen,
Wasserkraftanlagen und Pumpen für
die Erdöl- oder Gasindustrie. Die hier
verbauten Teile werden immer schwerer
und größer. An einer Automation führt
damit kein Weg vorbei.
Automationssysteme
Fahrwagen PHS 10.000
Durch den Einsatz einer Automation wird zusätzlich der Warenverkehr mit diesen sehr großen Teilen dramatisch vereinfacht.
Die teils über zehn Tonnen schweren Paletten mit Vorrichtungen
müssen jeweils der Maschine zu- und abgeführt werden.
Dazu ist bei einer konventionellen Fertigung ohne Paletten­
handhabungssystem eine umfangreiche Logistik erforderlich.
Wenn sämtliche Teile in ein solches System integriert sind,
entfallen Transportwege mit Kran und Stapler. Somit bietet
das System Sicherheit für den Anwender und die Teile. Zudem benötigen viele Werkstücke aufgrund ihrer Komplexität
mehrere unterschiedliche Aufspannungen, was die erforderlichen Transportaufgaben nochmals verschärft. Die gleichen
Vorteile können auch für die Werkstücke genutzt werden. Wird
das System durch eine Werkstücklogistik ergänzt, gilt auch
hier: Die Werkstücke werden sicher transportiert, es besteht
weniger Gefahr für den Anwender und die Logistik kann auf
kleinerem Raum erfolgen.
Bewährte Technik von Liebherr
„Liebherr-Palettenhandhabungssysteme greifen gerade im
Schwer­lastbereich auf Kompetenzen aus der Firmengruppe
zurück“, erläutert Stefan Jehle. Die Seiltechnik und die einzel-
nen Komponenten sind langjährig erprobt und schnell verfügbar. Gerade die Seilzugkräfte ermöglichen über den Flaschenzugeffekt einen sehr effizienten Betrieb des Hubsystems des
Fahrwagens. Die Motorgröße kann im Vergleich zu beispielsweise Kettenantrieben stark reduziert werden, so dass ein
sehr belastbares und verschleißarmes Hubsystem mit Standard-Motoren zum Einsatz kommt. Die Synchronisation der
beiden Antriebsseiten übernehmen Siemens-Servomotoren
im Gantrybetrieb in Kombination mit einem unabhängigen
Wegmess-System. „Damit ist neben einem synchronen Lauf
beider Hubmotoren auch eine auto­matische Kompensation
der Seildehnung verbunden“, erklärt Jehle.
Stefan Jehle
Leiter Vertrieb Automationssysteme
Kaufbeurer Straße 141,
87437 Kempten, Deutschland
Tel.: +49 831 786-1326
[email protected]
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
23
Automationssysteme
Aus alt mach neu
Retrofit ist die Frischzellen­kur für Automationssysteme
In Anlagen altern die unterschiedlichen Komponenten nicht im
gleichen Takt: Während mechanische Bauteile langlebig und
robust sind, kommen Steuerungselemente deutlich schneller
an das Ende ihrer Leistungszeit. Betreiber müssen rechtzeitig reagieren, sonst droht der Stillstand der gesamten Anlage. Liebherr bietet deshalb einen besonderen Service an: Mit
Retrofit laufen alte Anlagen mit neuer Steuerung – und allen
Vorteilen, die moderne Technik bietet.
Wenn Fertigungslinien ein, zwei Jahrzehnte laufen, fallen oft
einzelne Komponenten aus. Meist betrifft dies Computer oder
andere Steuerungseinheiten, die ohnehin nicht mehr auf dem
aktuellen Stand der Technik sind und für die es oft keinen
Ersatz mehr gibt. Da die mechanischen Bauteile in der Regel
noch einwandfrei laufen, ist es sowohl unter finanziellen als
auch unter nachhaltigen Gesichtspunkten sinnvoll, die Anlage
mit einer neuen Steuerungstechnik zu versehen.
„Die Folgen einer solchen Verjüngungskur
sind vielfältig.“
Uwe Radigk, Key-Account-Manager für Automationssysteme
Zwei Varianten möglich
„Liebherr bietet unter dem Label Retrofit zwei Vorgehensweisen
an“, differenziert Uwe Radigk, Key-Account-Manager für Automationssysteme. Entweder wird der komplette Schaltschrank
inklusive der Bedienelemente ausgetauscht. „Das funktioniert
wie Plug-and-Play am Computer“, beschreibt Radigk diese
Vorgehensweise. „In kürzester Zeit tauschen wir einfach die
komplette Steuerung aus. Dabei wird die Technik bei uns im
Werk konfiguriert und fertig angeliefert, so dass in der Regel
nach einem Wochenende die Produktion wieder aufgenommen werden kann.“ Diese Lösung ist sehr schnell realisierbar.
Oder der alte Schaltschrank wird nicht komplett ersetzt, sondern mithilfe einer vorbereiteten Platte um die neue Steuerung
ergänzt. Dies kann auch dann die beste Variante sein, wenn
aufgrund von Relais-Schaltungen der Schrank gar nicht komplett ersetzt werden kann. Da bei dieser Vorgehensweise der
Verdrahtungsaufwand jedoch deutlich höher ist, dauert der
Einbau entsprechend länger. Neben der Steuerung werden bei
beiden Varianten auch die Antriebselemente Motor und Getriebe ersetzt – fertig ist das Retrofit-Paket.
24
Vorher …
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
Automationssysteme
Vorteile auf einen Blick
•Neueste Steuerungstechnik
•Anbindung an aktuelle PC-Technik / IT-Peripherie
•Neue Möglichkeiten für Datensammlung und -transfers
•Austausch anfälliger Komponenten
•Komfortable, moderne Bedienelemente
•Erneuerte Garantie
•Verschiedene Varianten möglich
Positive Folgen für Produktivität und Qualität
„Die Folgen einer solchen Verjüngungskur sind vielfältig“, erläutert Uwe Radigk. „Zum einen erhöht sich die Verfügbarkeit
des Systems deutlich. Durch die jüngere Technik können oft
höhere Taktzahlen erreicht werden. Wir erreichen also einen
echten Wert- und Qualitätserhalt.“ Zudem geht mit dem Update ein neuer Bedienkomfort einher. Bediener erhalten die
aktuelle Benutzeroberfläche mit all ihren neuen Möglichkeiten und
Vorteilen und werden entsprechend darauf geschult. Auch
hinsichtlich des Datentransfers zeigt die Frischzellenkur Wirkung. Sie macht Datentransfers und Dokumentationen möglich, die vor 20 Jahren noch nicht darstellbar waren. Auch für
die Sicherheit der Anlage und der Bediener ergeben sich neue
Standards.
Liebherr setzt auf einen nachhaltigen Kundenservice, der
eine möglichst hohe Langlebigkeit der Automationslösung
mit einer ausgezeichneten Betreuung verknüpft. Daher bietet
das Unternehmen zum Retrofit einen zusätzlichen „WellnessCheck“ an. Ungefähr jeder zweite Retrofit-Kunde nutzt diese
zusätzliche Generalüberholung, bei der die gesamte Anlage
einmal auf Herz und Nieren geprüft wird, Verschleißteile ersetzt werden und eine neue Garantieurkunde am Ende steht.
„Das ist schon fast eine neuwertige Anlage“, beschreibt Radigk das Ergebnis. Gerade im Automobilbau wird dieses Angebot gerne genutzt.
Uwe Radigk
Key-Account-Manager für Automationssysteme
… nachher
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Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
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Automationssysteme
Der Bediener im
Mittelpunkt
Intuitive Steuerung für
Roboterzellen
Am Anfang und Ende der Produktionslinie steht oft die Roboterzelle. Bereits seit 2010 entwickelt Liebherr als Turn-key-Lieferant
für Automationstechnik Bin-Picking-Systeme. Durch ein patentiertes Acht-Achsen-System ist ein optimales Entleeren von
Transportbehältern möglich. Bislang erforderte die Bedienung
Kenntnisse in der Quellcode-Programmierung. Um die Gruppe
potenzieller Bediener möglichst groß zu gestalten, vereinfachte
Liebherr die Steuerung nun: „Unser neues Grafical User Interface ermöglicht die Dateneingabe in einer völlig neuen Qualität.
Das Einrichten der Anlage wird wesentlich vereinfacht und das
Einlernen von Werkstücken deutlich leichter“, erläutert Dipl.-Ing.
Thomas Mattern, Leiter Entwicklung Automationssysteme bei
der Liebherr-Verzahntechnik GmbH.
Auf einem Touchscreen sieht der Bediener „seine“ Werkstücke
und Transportbehälter und die einzustellenden Greifposen.
Ganz intuitiv wird er durch die möglichen und nötigen Einstellungen geführt, was die Eingabe noch sicherer und schneller
macht. Auch die Fehlerdiagnose ist umfangreicher gestaltet.
Übersichtliche Funktionen sorgen dafür, dass die Bediener
schneller mit dem System vertraut werden. Dadurch reduziert
sich der Schulungsaufwand.
Roboterzellen sind nur ein Teil der Liebherr-Automationswelt.
Auf Wunsch liefert das Unternehmen komplette Turn-keyAuto­mationssysteme, wie zum Beispiel Ein- und Ausgabe­
Roboterzellen entlasten den Menschen
Bis zum letzten Stück leert der Roboterarm den Behälter.
zellen, Laser­­
marker, Band- oder Schienenautomationen,
Portal­
systeme, Beladungssysteme, Speichersysteme, Zusatzstationen etc. Damit kann Liebherr die komplette Automationskette aus einer Hand anbieten.
Klare Tendenz zur Automation
„Der Griff in die Kiste ist in vielen Bereichen der letzte Schritt,
der noch nicht automatisiert ist“, erklärt Thomas Mattern.
„Doch auch hier ist schon aufgrund von Arbeitsschutzvorschriften eine klare Tendenz zu einem höheren Automatisierungsgrad gegeben. Die Dauerbelastung ist bei höherer Taktung für Menschen gar nicht mehr zumutbar.“ Roboterzellen
und Bin-Picking-Systeme stellen hier die Lösung dar: Automation von Anfang an.
Dipl.-Ing. Thomas Mattern
Leiter Entwicklung Automationssysteme
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Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
Englands ganzer Stolz
Liebherr automatisiert Jaguar
Jaguar Land Rover eröffnete im November 2014 sein Motorenwerk in Wolverhampton in England. Ein Meilenstein für die
britische Automobilindustrie: Nach einer Generation kehrte
die Motorenproduktion eines britischen Herstellers wieder zurück auf die Insel – mit einer Automation von Liebherr. Ingenieure von Jaguar hatten ganz klare Vorstellungen von den
einzelnen Fertigungsschritten und den einzusetzenden Maschinen. Aufgabe von Liebherr war es, diese Schritte zu verknüpfen, so dass am Ende vollautomatisch und in der gewünschten
Taktzahl produziert werden kann. Rund 500 Millionen Britische Pfund (umgerechnet rund 630 Millionen Euro) hat sich der Autokonzern das neue Werk kosten
lassen. Als erster Motor läuft ein 2-Liter-Diesel für die Mittelklasse-Limousine Jaguar XE vom Band.
„Jede zur Produktion eingesetzte Maschine hat andere Voraus­
setzungen, an die die Transportsysteme jeweils angepasst werden
müssen“, erläutert Stefan Sattelmayer, Vertrieb Automations­
systeme der Liebherr-Verzahntechnik, der das Projekt leitete.
Bei Zylinderkopf und -block bilden Maschinen von fünf bis sechs
Herstellern eine Reihe. Eine noch größere Herausforderung an
die Automation stellte die Produktion der Kurbelwelle dar, bei der
Maschinen von rund 20 Herstellern harmonisch in Reihe arbeiten
müssen – unter anderem auch eine Stoßmaschine von Liebherr,
die einen Zahnkranz der Nockenwelle stößt.
Verknüpfung der Herstellungsschritte
Für die Qualität der Motoren sorgen die eingesetzten Maschinen,
für die reibungslose Produktion der Automationsprozess von
Liebherr. Im neuen Werk werden der Zylinderblock, der Zylinderkopf und die Kurbelwelle produziert und zusammengefügt. Die
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
27
Praxis
Individuelle Kundenwünsche umgesetzt
„Jaguar Land Rover gab uns die Linie grob vor, wir haben dann
die Feinausrichtung und Zeichnung übernommen“, beschreibt
Stefan Sattelmayer die Aufgabenstellung. Liebherr plante die
Ladeportale, Ein- und Ausschleusstationen der Werkstücke,
Messstände und Prozessabläufe. „Auch wenn Produktionsreihen
von Motorteilen immer ähnlich aufgebaut sind, so unterscheiden
sie sich doch stark in den Details. Unsere Kunden haben sehr
spezifische Vorstellungen, was zum Beispiel das Ein- und Ausschleusen von Werkstücken zu Prüfzwecken angeht. Solche
Dinge sind schwierig umzusetzen und müssen immer individuell
entwickelt werden“, berichtet Stefan Sattelmayer. Liebherr hat inzwischen einen großen Erfahrungsschatz und
kann bei diesen Fragen kompetent beraten. Für die Konstruktion der Fertigungsreihe ist der vom Kunden vorgegebene
Takt ausschlaggebend. Wenn ein Teil sehr zügig von A nach
B gelangen soll, ist eine schnelle NC-Achse einer pneumatischen sicherlich vorzuziehen. Allerdings treibt das wiederum
die Kosten – daher müssen solche Detailfragen von Anfang
an beachtet und besprochen werden. Das Gleiche gilt für einfache Dinge wie Greiferformen, räumliche Gegebenheiten wie
die Position des Schaltschrankes und so weiter. „Bei so einer
Planung treffen viele unterschiedliche Interessen aufeinander“, sagt Projektleiter Sattelmayer. „Deshalb müssen wir von
Anfang an viele Gespräche führen und alle Beteiligten mit ins
Boot holen, vom Architekten über den Elektriker bis zum Ingenieur.“ Dass in diesem Fall eine ganz neue Halle mit großzügigem Platzangebot zur Verfügung stand, war ein großer Vorteil. Lagerportallösung im Einsatz
Zum Einsatz kamen in diesem Projekt die Lagerportal­lösungen
LP 20 für die beiden leichteren Teile und LP 200 für den Zylinder­
block – bei der Kurbelwellenproduktion zudem ein Friktions­
kettenband Marke Liebherr. So können die Werkstücke
schonend und sicher zwischen den Bearbeitungsstationen
transportiert werden. Lasermarkierstationen und andere Peripheriemodule von Liebherr sind ebenfalls im Einsatz. Jedes
Werkstück kann aufgrund seiner Lasermarkierung jederzeit
verfolgt werden. Zur Bearbeitung werden Zylinderblock und
-kopf auf einer Adapterplatte verschraubt, die ebenfalls eine
Referenznummer erhält und nachverfolgbar ist. Schnittstellen
und Datentransport gehören mit zum Komplettpaket. Im Fokus sind bei der Planung auch immer die Sicherheit und
der Ausschluss von Fehlbedienungen. Ideal sind Abläufe, die
dem Menschen „Abkürzungen“ verweigern. Wenn Bediener
versuchen, das System auszutricksen, führt das unweigerlich
zu Unwägbarkeiten und oft zu Schwierigkeiten. Schon in der Planung müssen daher solche Situationen antizipiert und möglichst ausgeschlossen werden.
Verwendete Komponenten
•Ladeportale LP 200 und LP 20
•Ausschleusstationen
•Einschleusstationen
•Drehstationen
•Visuelle Inspektionsstation
•Kamerastation
•Durchgangsschleuse
•Adaptermontagestation
•Lasermarkierungsstationen
•Roboterintegration
•Teileverfolgung
•Kunststoffkettenbänder
•Palletenhandhabungssystem
Jaguar XE
28
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
Praxis
Kooperation mit beiderseitigem Nutzen
Variable Getriebe nach dem Baukastensystem
sind die Spezialität von SEW
Leicht zu erkennen: SEW-Getriebe in typischer roter Farbe
Seit über 80 Jahren produziert SEW-EURODRIVE Antriebslösungen und ist zu einer der weltweiten Qualitätsmarken für
Antriebstechnik geworden. Seit rund 40 Jahren produziert
SEW-EURODRIVE mit Maschinen von Liebherr Zahnräder für
Getriebe. „Doch entscheidend ist nicht allein die Produktion“,
betont Otto Steinbach, Fertigungsleiter Zahnradfertigung
im Werk Graben. „Wir entwickeln in enger Kooperation gemeinsam die Maschinen weiter. Davon profitieren beide Seiten:
Liebherr kann Maschinen zur Anwendungsreife und damit zum
praktischen Einsatz bringen. Wir können unsere Bedürfnisse in
das Maschinenkonzept einfließen lassen.“ Die erste CBN-Wälzschleifmaschine, die in die Produktion aufgenommen wurde, war
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
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Praxis
von Liebherr – und deren Implementierung eines der ersten Projekte von Otto Steinbach. „Seit diesem Projekt kenne und schätze
ich Liebherr als innovativen Partner mit kreativen Lösungen.“
„Innovation ist die wichtigste Triebfeder der Produktion“, erklärt Stefan Rimmelspacher, Fertigungsleiter Großgetriebe.
„Für unsere Kunden ist eine kurze Lieferzeit ein wesentlicher
Faktor. Durch unsere Fertigungstiefe können wir besonders
bei der Schnelligkeit punkten. Wo andere Hersteller noch auf
einen Zulieferer warten, können wir bereits das komplette Getriebe liefern.“ SEW-EURODRIVE produziert Getriebe nach
einem Baukastensystem: Aus einem verhältnismäßig überschaubaren Bauteilesortiment können passgenau optimale
Getriebe in millionenfacher Varianz erstellt werden. Gerade
bei den Großgetrieben für die Industrie, die 2008 in die Produktion aufgenommen wurden, ist der Anteil der Sonderanfertigungen jedoch sehr hoch. Nur jedes fünfte Getriebe kann
aus dem reinen Baukasten gebaut werden, alle anderen benötigen extra angefertigte Einzelteile – oft mit der Losgröße
eins. Eine hochmoderne Produktion mit einem 20.000 Plätze
umfassenden Hoch­­regallager macht dennoch auch bei kleinsten Stückzahlen eine effiziente Fertigung möglich.
Besondere Anpassungen
Industriegetriebe sind – verglichen mit der 80-jährigen Tradition des Familienunternehmens SEW-EURODRIVE – noch
ein junger Geschäftszweig. Am Standort Bruchsal entstand
eine hochmoderne Fabrik für industrielle Großantriebe. Hafen­
kräne, Berg- oder Tagebaumaschinen werden mit diesen Getrieben ausgestattet. Zum Repertoire gehören Kegelradgetriebe, Stirnradgetriebe und Planetengetriebe. „Wir nutzen eine
LC 600 zum Wälzfräsen, eine LFS 700 und 800 zum Wälz­
stoßen sowie mehrere LCS 700 zum Verzahnungsschleifen“,
zählt Stefan Rimmelspacher auf. „Die Implementierung erforderte einige Anpassungen auf unsere außergewöhnlich
großen und durchaus schweren Werkstücke. Diese antriebstechnisch zu beherrschen, ist die große Herausforderung für
einen Werkzeugmaschinenhersteller. Mit der Verwendung
eines neuen Werkstücktisches für die Wälzschleifmaschine
LCS 700 konnten wir die Bearbeitungszeit halbieren.“ Hier
ging die Praxiserfahrung von SEW-EURODRIVE in die Entwicklung der Liebherr-Maschine ein. Zusätzlich wurde ein
Schwerlastförderband eingesetzt, was den Werkstücken besser standhalten konnte.
„Für kleine Losgrößen sind die Umrüstzeiten ganz entscheidend“,
betont Stefan Rimmelspacher. „Das berücksichtigt Liebherr stark.“
Ein anderer wesentlicher Faktor ist das gleichbleibend gute
Ergebnis. Bei einer Losgröße von eins und einem sehr teuren Werkstoff muss Ausschuss möglichst verhindert werden.
„Deshalb verwenden wir zum Schleifen Cubitron II. Das ermöglicht eine größere Unabhängigkeit von der Qualität der
vorangegangenen Schritte. Wir erhalten eine konstante Prozessqualität beim Verzahnungsschleifen.“ Auf einer LC 380
Großgetriebe sind immer Sonderanfertigungen
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Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
Praxis
fräst SEW Planeten und kleine Module
für Industriegetriebe. „Für uns macht das
modulare Liebherr-Spannkonzept den
Einsatz dieser Maschinen attraktiv.“ Im
Bereich Planetengetriebe kommen die
LC 380 und die LCS 380 zum Einsatz.
Zudem sind eine LFS 800 (handbeladen)
und eine LFS 700 (vollautomatisiert) im
Betrieb. Sie verwenden Stoßmesser mit
Wendeschneidplatten zum Schruppstoßen großer Hohlräder. „Durch die
Schruppmesser sparen wir 30 Prozent
Zeit“, so Rimmelspacher. Die LiebherrMaschinen bearbeiten Zahnkränze aus
ADI. „Das ist kein besonders angenehm
zu verarbeitendes Material, aber ein sehr
guter Werkstoff für Getriebe.“
Schulungen und Workshops
Am Standort Graben fertigt SEW Seriengetriebe in großer Stückzahl. Das Werk
produziert rund 200.000 Zahnräder im
Monat, dazu sind über 100 Maschinen
im Einsatz. Ritzel, Schnecken, Klauen
(Kupplungen), Ritzelwellen, Schneckenräder sowie kleine und große Zahnräder
laufen hier vom Band. In diesem Werk
kommen zum Beispiel Liebherr-Wälzschleifmaschinen zum Einsatz: Eine
LCS 380 schleift mit Cubitron II. An die
Wälzschleifmaschine ist eine Schleuder
mit SEW-Motor angeschlossen, die die
Werkstücke vom Bearbeitungsöl befreit. Die Liebherr-Maschine gibt je nach
Werkstück die Drehzahl für die Schleuder vor – so können rund 80 Prozent
des Öls zurückgewonnen und wiederverwendet werden. Eine Speziallösung
von Liebherr und SEW, die Umwelt und
Ressourcen schont.
Doch nicht nur Liebherr-Maschinen werden in Graben geschätzt, auch Schulungen und Service nutzt SEW-EURODRIVE
gerne. „Gerade in der Serie sind regelmäßige Schulungen wichtig“, betont
Otto Steinbach. Gerne nimmt er auch
die Möglichkeit produktionsbegleitender
Schulungen im Werk an. „Die Fertigung
soll permanent besser und schneller
werden, da müssen die Mitarbeiter am
Puls der Zeit bleiben“, ist sein Motto.
Auch der Liebherr-Service kommt gut
an. SEW-EURODRIVE selbst bietet ei-
Stefan Rimmelspacher (links), Fertigungsleiter Großgetriebe und Otto Steinbach,
Fertigungsleiter Zahnradfertigung im Werk Graben
nen 24-Stunden-Service in Landessprache und ist daher darauf angewiesen, seinerseits mit serviceorientierten
Unter­
nehmen zusammenzuarbeiten. „Mit
Liebherr haben wir in dieser Hinsicht nur
gute Erfahrungen gemacht“, berichtet
Otto Steinbach. „Wir können auf eine
schnelle Reaktionszeit bei Anfragen
vertrauen. Alle gemeinsamen Projekte
werden gut begleitet und auch über die
Maschinenmontage hinaus betreut.“
SEW
Branche:
Automobil-, Getränkeabfüll-, Transport- und
Logistik-, Baubranche, Nahrungsmittel-, Holzindustrie, Chemie- und Pharmaunternehmen sowie
weitere Bereiche.
16.000 Beschäftigte weltweit
Firmengröße:
Gegründet:
1931 von Christian Pähr
Firmensitz:
Bruchsal, Deutschland
Standorte:
Vier Werke in Deutschland, 79 Niederlassungen
weltweit
Geschäftsführer:
Jürgen Blickle (Vorsitzender), Johann Soder,
Dr. Jürgen Zanghellini
Website:www.sew-eurodrive.de
Liebherr-Maschinen im Einsatz:
Wälzfräs-, Wälzstoß- und Wälzschleifmaschinen
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
31
Praxis
Hervorragende Kommunikation
als Erfolgsfaktor
Liebherr-Hausgeräte: Neue Verpackungsanlage
vermindert Belastung der Mitarbeiter
Schon lange plante die Liebherr-Hausgeräte Ochsenhausen GmbH die Optimierung des Verpackungsbereichs.
Bauliche Veränderungen waren da der
willkommene Anlass, diese Pläne zu
verwirklichen. Dabei sollten drei Ziele erreicht werden: eine verbesserte
Qualität der Verpackung, Kostensenkungen und eine geringere Belastung
der Mitarbeiter. Denn unter ergonomischen Gesichtspunkten gehört das
Verpacken von Kühlschränken zu den
anspruchsvollen Aufgaben. In Ochsenhausen füllten bislang Mitarbeiter die
Lagerstätten für die Kartons von Hand
auf und stülpten auch die Kartons manuell über die Geräte – Tätig­keiten mit
hohen Belastungen, unter anderem für
Schulter- und Ellenbogengelenke. Um
die Gesundheit der Mitarbeiter – gerade
auch von älteren – stärker zu schützen,
war die Einführung eines entlastenden
Systems geboten.
Zudem wollte die Liebherr-Hausgeräte
Ochsenhausen GmbH den Verpackungsprozess selbst qualitativ optimieren. Seit
der Inbetriebnahme der neuen Linie
wird jedes Gerät vor der Umverpackung
in den Karton mit einer Staubschutzfolie versehen. Das präzise, automatisierte Überstülpen der Kartons schließt
menschliche Fehler beim Verpacken
aus. Auch der Kartonmantel bleibt unbeschädigt und die Produkte sind gut
gesichert für den Transport.
Bestehende Bausubstanz beachten
Bauliche Vorgaben und Einschränkungen limitierten die Planungsfreiheiten
für die Verpackungslinie. Schließlich
realisierte die Liebherr-Verzahntechnik
GmbH die Anlage in einem bestehenden
Gebäude, nicht auf der grünen Wiese.
„Insgesamt war der Platz sehr begrenzt.
So mussten wir beispielsweise bestimmte Elemente der Decken­
konstruktion
Hohe Taktzahl – große Vielfalt
Der vielfältige Output der Produktions­
linien in Ochsenhausen erforderte zudem
ein entsprechend flexibles System, das
die einzelnen Kühlschränke verpackt.
Benjamin Maucher, bei der LiebherrHausgeräte Ochsenhausen GmbH zuständig für das Projekt, erläutert: „Wir
produzieren hier am Standort sehr viele
Fertig montierte Geräte stehen zum Verpacken
bereit
Die Schrumpfhaube schützt vor Staub
Ein Roboter nimmt den Wellpappring auf
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Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
berücksichtigen. Es gab an einigen Stellen
Unterzüge, die den Hub des Portals einschränkten. Aber das ist unser Tagesgeschäft, denn Automationslösungen
entstehen nun ein­mal nicht in einem Vakuum“, erläutert Thomas Mattern, Leiter Entwicklung Automations­
systeme
bei der Liebherr-Verzahntechnik GmbH.
Das Problem der niedrigen Hallen­
höhe löste man für die Portale mit einer Zweifach-Teleskopkonstruktion. Diese
er­möglicht den erforderlichen Hub bei
deutlich geringerer Bauhöhe.
Praxis
unterschied­
liche Kühlgeräte. Darauf
muss die Verpackungsanlage vielseitig
reagieren können. Die Anlage hat unsere Erwartungen absolut erfüllt.“
Mit der hohen Produktionsleistung trägt
der Standort maßgeblich zur täglichen
Fertigung von weltweit über 7.000 Geräten bei. „An die Verfügbarkeit gab es besonders hohe Anforderungen“, berichtet
Thomas Mattern. „Da wir hier ja in der
laufenden Produktion sind, kann man sich
keinen Fehler erlauben, denn alle zwölf Sekunden erreicht der nächste Kühlschrank
die Verpackungseinheit. Wenn etwas ausfällt, steht die gesamte Produktion.“ Solche
Voraussetzung kennen die Spezialisten von
Anwendungen aus der Automobilindustrie.
In der fertigen Anlage lagern verschieden
große Verpackungskartons in gefalteter
Form in speziellen Garagen, die entlang
der 40 Meter langen Verpackungslinie
aufgestellt sind. Über diesen Garagen
bewegt sich ein Ladeportal, das von
oben jeweils den passenden Karton auswählt und zum Punkt der eigentlichen
Verpackung an ein Roboter-Handlings­
system übergibt. Dieses stülpt dann den
Karton über den jeweiligen Kühlschrank,
der bereits mit einer Staubschutzfolie
versehen ist. Es folgt die Etikettierung.
Zum Schluss fixiert und verschließt eine
Station die Kartons mit Umreifungsbändern. Fertig sind sie für den Versand.
Der Roboter stülpt den Wellpappring über das Gerät
Konstruktive Zusammenarbeit
Aufgrund der hohen Variantenvielfalt
ergeben sich automatisch verschiedene Kartongrößen, die abrufbereit und
schnell verfügbar sein müssen. „Daher
lag eine Portallösung nahe. Neben dem
wichtigen Punkt ‚Kosten‘ überzeugte die
Liebherr-Verzahntechnik GmbH beim
Thema Ge­
schwindigkeit“, beschreibt
Benjamin Maucher und ergänzt: „Die
ersten Ideen entstanden alle im Team
der Fertigungsplanung und wurden
dann mit den Lieferanten abgeglichen.
Ohne das Know-how der Lieferanten
und die gute Kommunikation untereinander hätten wir das niemals so realisieren können.“
Liebherr lieferte als Generalunternehmer
das Komplettprogramm, bestehend aus
eigenen Komponenten und solchen von
spezialisierten Partnern. „Für unseren
Kunden sind wir der zentrale Ansprechpartner“, so Thomas Mattern. „Zu unseren Aufgaben zählt auch die Abstimmung der Schnittstellen – gerade, wenn
verschiedene Lieferanten im Boot sind.“
Ein solcher Partner war die Ernst Friedrich
Heuer GmbH aus Schliebach. Sie entwickelte eine Schleusenfunktion für die
Übergabe der unterschiedlichen Kartons aus den Lagerboxen an das Portal,
abgestimmt auf die individuelle Einbau­
situation mit geringem Platzbedarf.
Saubere Schnittstellen
Insgesamt sind es in zweifacher Hinsicht
die gut funktionierenden Schnittstellen,
die den Erfolg dieses Projekts ausmachen. Zum einen sind es die Menschen,
die den Entwicklungs- und Implementierungsprozess begleiten, zum anderen die harmonisch zusammenarbeitenden Systeme der beteiligten Partner:
das Portal der Liebherr-Verzahntechnik,
die Speicherboxen von Heuer, die Roboterzelle der FPT Robotik GmbH & Co.
KG und die Greiftechnik für Kartonagen
der J. Schmalz GmbH.
Mit dem Ergebnis ist Benjamin Maucher
sehr zufrieden: „Die Kommunikation untereinander lief hervorragend. Die Bearbeitung war immer unkompliziert und
reaktionsschnell, wenn es mal etwas
zu klären gab. Für mich als Projektleiter
war es zudem wichtig, mit der LiebherrVerzahntechnik einen zentralen Ansprechpartner zu haben. Das erleichtert
die Kommunikation erheblich. Mit dieser
Lösung haben wir einen wirtschaftlichen
Weg gefunden, in die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu investieren.“
Fertig verpackte Geräte auf dem Weg in das
Logistikzentrum
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
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Praxis
Wenn Zylinder Masken tragen
Eine besondere Automation für eine preisgekrönte
Technologie
Technologieführerschaft ist ein Anspruch von Mercedes-Benz,
den das Unternehmen mit hohen Investitionen in Forschung
und Produktion unterstreicht. Die Erfolge bleiben nicht aus: Für
die Zylinderbeschichtung NANOSLIDE ® erhielt der Autobauer
zusammen mit der Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH aus
Nürtingen den „R&D 100 Award“ für eine der 100 bedeutendsten High-Tech-Innovationen des Jahres 2014. NANOSLIDE ®
ist ein innovatives Verfahren zur Reduzierung von Kraftstoffverbrauch und damit CO2-Emissionen von Verbrennungsmotoren. Für die Einführung dieser Technik in die Massenproduktion plante und lieferte Liebherr die Auto­mation.
In der von Liebherr bestückten Produktionsreihe in Untertürkheim werden Vier- und Sechszylinderdieselmotoren gefertigt.
Zu den Besonderheiten des Kurbelgehäuses gehört die thermische Beschichtung der Zylinderbohrung, durch die eine
längere und ruhigere Laufleistung erreicht wird. Mit Hilfe des
Lichtbogen-Draht-Spritzens werden die Zylinder­innenflächen
in Aluminium-Kurbelgehäusen mit einer extrem dünnen Be-
schichtung auf der Basis einer Eisen-Kohlenstoff-Legierung
versehen. Es entsteht ein nano- bis ultrafeines, sehr verschleißbeständiges Werkstoffgefüge mit Mikroporositäten. Diese stellen die Schmierung im Betrieb sicher. Dadurch können die
schweren, mehrere Millimeter starken Graugussbuchsen in
Aluminium-Zylinderblöcken ersetzt werden. Das Resultat ist
eine spiegelglatte Oberfläche mit bis zu 50 Prozent reduzierter
Reibung zwischen Kolben, Kolbenringen und Zylinderlaufbahn
sowie eine Gewichtseinsparung von mehreren Kilogramm.
Da insbesondere in Teillastbereichen bis zu einem Viertel der
Kraftstoff­energie zur Überwindung innermotorischer Reibung
genutzt wird, erzielt die neue Technologie Verbrauchseinsparungen von mehreren Prozent.
Sensibler Prozess
Gegenüber anderen eingesetzten thermischen Beschichtungsverfahren gilt diese Technologie als äußerst wirtschaftlich und
technologisch überlegen. Beim eigent­lichen Beschichtungsprozess müssen allerdings die qualitätsbestimmenden Parameter
Die aufgesetzte Napfmaske schützt die nicht zubeschichteten Teile
34
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
Praxis
wie Strom, Spannung, Drahtvorschub und
Prozessgasfluss optimal aufeinander und
auf den Beschichtungsablauf abgestimmt
werden, so die Experten von Heller. „Diese
Beschichtung verlangte uns in der Automation einiges ab“, berichtet Projektleiter
Stefan Sattelmayer, Vertrieb Automationssysteme der Liebherr-Verzahntechnik. Auf
einem Friktionsrollenband von Liebherr
werden die Werkstücke in den hochsensiblen und daher eingehausten Beschichtungsbereich eingeführt. Zunächst
wird die zu beschichtende Oberfläche
aufgeraut und anschließend mit Druckluft
gesäubert. Ab diesem Zeitpunkt ist der
Beschichtungsbereich so sensibel, dass
schon ein Fingerabdruck das Werkstück
unbrauchbar machen würde. Eine Messeinrichtung überprüft daher zunächst, ob
die Oberfläche den Anforderungen entspricht.
Im nächsten Schritt greift eine Roboter­
zelle von Liebherr das Werkstück und legt
es zur Erhitzung in einen Ofen. Danach
wird die erhitzte Komponente vom
Roboter zur Beschichtungsmaschine
von Heller transportiert. Vom Ladeportal wird aber zunächst eine sogenannte
Napfmaske aufgesetzt. Diese verhindert,
dass die Beschichtung auf die falschen
Stellen gesprüht wird. Eine kalte Maske
pro Zylinder muss dazu mit minimalem
Abstand zum heißen Zylinderrand präzise
eingefügt werden – ein Prozess, der in der
gewünschten Taktung für die Massen­
produktion eine echte Heraus­
forderung
darstellte. „In Kleinserien hatte sich das
Verfahren bewährt, doch für große Stückzahlen mussten wir sehr sorgfältig planen
und testen. Im Anschluss wurden dann
die Mitarbeiter an der Anlage geschult,
um dieses sensible, aber hocheffektive
Verfahren auch wirklich in Serienreife nutzen zu können.“
Friktionsrollenband zum Ausschleusen der schweren und empfindlichen Bauteile
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
35
Praxis
Große Effizienz für kleine Serien
Lohnfertiger Berger erhöht die Reaktionsfähigkeit
mit Liebherr-Rotationsladesystem (RLS)
Wird eine Kleinserienfertigung automatisiert, stellt dies spezielle Anforderungen
an den Arbeitsprozess, die Logistik und
Verfügbarkeit. Die Berger-Gruppe hat
auf die steigenden Anforderungen der
Märkte reagiert – mit der Einführung des
Liebherr-Rotationsladesystems (RLS)
am Standort Wertach. Damit ist der
Lohnfertiger in der Lage, die Bedürfnisse
der Kunden flexibler, schneller und wirtschaftlicher zu erfüllen.
Mit 24 möglichen Speicherplätzen verfügt
das System über eine besonders hohe
Speicherdichte pro Aufstellfläche – bei
geringem Platzbedarf. Zusätzlich erlaubt
die Form des Speicher­moduls das Andocken eines weiteren Bearbeitungszentrums. Das gewährleistet auch in
Zukunft das erforderliche Maß an Flexibilität. Dank des modularen Baukastensystems kann die Automatisierungsein-
richtung in kürzester Zeit auf die jeweils
aktuellen Bedürfnisse in der Produktion
angepasst werden. Dabei decken die
zwei Baugrößen RLS  800 / RLS  1500
ein großes Anwendungsspektrum ab.
Bei Berger im Speziellen kommt ein
RLS 800 zum Einsatz.
„Unser Fokus lag vor allem auf der Reduzierung kostspieliger Rüstzeiten. Maschi-
„Die Märkte sind schnelllebiger geworden“, erklärt Helmut Berger, der bei dem
gleichnamigen Unternehmen als Werksleiter tätig ist. „Des­halb müssen wir uns
im Sinne der Kunden immer kurzfristiger auf sich ändernde Marktsituationen
einstellen.“ Das in der Vergangenheit eingesetzte Konzept erfüllte seinen Zweck,
bot aber Optimierungspotenziale. Es stellte
sich die Frage nach einer passenden Automationslösung.
Ein entscheidender Grund hierfür: Die
zu fertigenden Bauteile – komplexe
Kom­po­­nenten für innovative Hydraulik­
aggregate – sind mit ihren unterschiedlichen Bohrungen und Gewindeaus­
legungen über­aus varianten­reich. Auch
der Fertigungsprozess selbst gestaltet
sich anspruchsvoll.
Flexibler dank Rotationsladesystem
Am überwiegend im Auftrag von
Maschinen­
bauern fertigenden Standort in Wertach (Allgäu) erkannte man
das Potenzial, das eine passende Automationslösung bietet. Das Unternehmen beschloss, bei der Produktion von
Kleinserien und Einzelstücken auf das
Rotationsladesystem (RLS) von Liebherr
zu setzen.
Der integrierte Rüstplatz gleich neben der Bedienerseite der Maschine
36
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
Praxis
nenseitig ging es um einen deut­lichen
Ausbau des Werkzeugmagazins“, erklärt Philipp Schneider, Abteilungsleiter
der Niederlassung. So wurde das Werkzeugmagazin auf Wunsch von 80 auf
insgesamt 320 Plätze erweitert. Darüber hinaus sollten es die modularen, je
nach Anforderung auslegbaren Regal­
spalten ermöglichen, selbst individuelle
Kunden­wünsche zeitnah zu bedienen.
Kooperation in beide Richtungen
Ausgewählte Liebherr-Spezialisten über­
nahmen alle Aufgaben für die Implementierung des Systems. Die Vorrichtung
wurde universell gestaltet, um möglichst
flexibel zu sein. Beim Anbinden an die
Bestandslösung arbeitete man intensiv
mit dem Fräsmaschinenhersteller Heckert
zusammen. Gemeinsam klärte man
so die Schnittstellen zwischen beiden
Systemen. Bis heute besteht ein enger
Kontakt zwischen dem Standort und dem
Liebherr-Team.
Für die Mitarbeiter war die Einführung
des RLS ein Meilenstein, denn die Bediener arbeiten gerne an ihrem neu gestalteten Arbeitsplatz. Weil der integrierte
Rüstplatz gleich neben der Bedienerseite der Maschine liegt, entfallen viele
unnötige Wege. Das spezielle Design
des Systems ermöglicht den Anwendern
eine gute Zugänglichkeit der Automation. In Verbindung mit der übersichtlichen
Bedienoberfläche erlauben die Fenster
rund um die Anlage einen Überblick des
Ist-Standes in und um die Automation.
Durch die intuitive Steuerung lassen sich
per Drag-and-Drop die gewünschten
Funktionen bequem aufrufen. Wie das
gesamte System ist auch die Software
modular aufgebaut. Auf dem Grund­paket
satteln verschiedene weitere Zusatzpakete
auf. Neue Anwendungsfälle kann Liebherr
daher prozesssicher realisieren – ohne besonderen Änderungsbedarf mit Blick auf
den bestehenden Rechner.
Rüstzeiten deutlich reduziert
Die Umstellung auf das RLS bei Kleinfertigungen zahlt sich für Berger besonders
in Sachen Effizienz, Kundenorientierung
und Lieferfähigkeit aus. So ist das Unter-
Das Rotationsladesystem RLS 800 für bis zu zwei Maschinen
nehmen aufgrund der neu gewonnenen
Flexibilität in der Lage, selbst auf sehr kurzfristige Nachfrageveränderungen direkt zu
regieren. Auftraggeber werden zeitnah
mit der exakt benötigten Modell­variante
in gewünschter Menge beliefert und sind
damit in sich ändernden Marktsituationen schneller handlungsfähig.
Das RLS hat zudem die Rüstzeiten
deutlich gesenkt. Die Optimierung der
Prozesskette erlaubt bessere Planbarkeit und damit einen gezielteren Einsatz
von Ressourcen. Der Bediener kann die
Laufzeit der Maschine für andere Aufgaben in der Produktion nutzen – die
Rüstkosten gehen daher nicht in den
Maschinenstundensatz ein. Sogar eine
mannlose dritte Schicht wäre fortan problemlos möglich. Ein weiterer Effekt der
geänderten
Produktionsphilosophie:
Berger konnte seine Lagerbestände
verringern. Unter dem Strich steht fest,
wie die Praxis andeutet: Die Anschaffung wird sich bereits in vergleichsweise
kurzer Zeit amortisiert haben.
Berger Gruppe
Branche:
Automobil-, Hydraulik-, Textil-, Elektro- und
Elek­tronikindustrie, Powertools sowie Maschinen- und Anlagenbau sowie weitere Bereiche.
2.400 Beschäftigte in zwölf Werken in fünf
Firmengröße:
Ländern
Gegründet:
1955 von Alois Berger
Firmensitz:
Memmingen im Allgäu, Deutschland
Standorte:
Deutschland, Polen, USA, Kanada und China
Geschäftsführer:
Karin Berger-Haggenmiller, Oswald Berger
Website:www.aberger.de
Maschinen im Einsatz: Hochmoderner Maschinenpark mit über
800 Maschinen / Anlagen
Firmengründer Alois Berger
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
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Praxis
Ersatzteile erster Güte made in Italy
Euroricambi versorgt den Markt der Lastkraftwagen
mit erstklassigen Getrieben und Ersatzteilen
Wenn ein LKW-Getriebe ausfällt, hat der
Besitzer die Qual der Wahl: Eine Vielzahl von Herstellern bietet Ersatzteile
an – zu unterschiedlichen Preisen und
sehr unterschiedlicher Qualität. Einer
der größten Anbieter auf diesem Markt
ist Euroricambi aus Bologna (Italien). Mit
rund 7.000 Einzelkomponenten, Getrieben und Differenzialen für fast alle euro­
päischen und viele US-amerikanische
Marken hat das Unternehmen das breiteste Angebot. Der eigene Anspruch ist
aber nicht Masse, sondern vor allem
Technologieführerschaft. „Unser Hauptziel ist ein exzellenter Kunden­service“,
betont der Geschäftsführer Pierluigi
Taddei, Sohn des Firmengründers Orazio
Taddei. „Wir sorgen für eine sofortige
Verfügbarkeit aus unserem Lager, eine
schnelle und effiziente Logistik, wettbewerbsfähige Preise und die Topqualität
auf dem Ersatzteilmarkt.“ Für die Quali­
tät investiert Euroricambi ständig in
neueste Technologie. „Unsere Strategie
war immer, kontinuierlich zu investieren
und auf der Höhe der Zeit zu bleiben.
Nur mit wirklich guten Produkten bleibt
man auf lange Sicht erfolgreich und behält zufriedene Kunden.“
Genau dieser Anspruch an Qualität und
technologische Führerschaft macht
Liebherr-Maschinen so interessant. Als
vor rund zehn Jahren Investitionen in
neue Wälzfräsmaschinen getätigt werden
sollten, fiel die Wahl erstmals auf Liebherr.
„Ausschlaggebend für uns waren damals zwei Kriterien“, sagt Pierluigi Taddei.
„Zum einen das Ringlade­
system, das
für uns große Vorteile bietet. Zum anderen konnten wir mit der LC 300 größere Werkstücke fräsen. Zusammen
ergab sich dadurch eine enorm erhöhte
Flexibilität.“ Aufgrund der hohen Zahl
38
unterschied­
licher Teile, die in kleinen
Auflagen von zumeist 50 bis 300 Stück
gefertigt werden, sind für den italienischen Hersteller gerade Rüst­­zeiten und
ein großer Spielraum bei der Werkstückgröße entscheidend. So kann schneller
und flexibler produziert werden. Die erste Liebherr-Maschine überzeugte so
sehr, dass inzwischen die 20. bestellt ist.
Insgesamt stehen elf Wälzfräsmaschinen,
sechs Schleifmaschinen und drei Stoß-
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
maschinen im vollautomatisierten Maschinenpark von Euroricambi.
Der letzte Einkauf bei Liebherr war eine
LSE 300 mit elektronischer Schrägführung des Stoßkopfes. Durch präzise
Korrekturen der Schrägwinkel im µmBereich können Flankenlinienballigkeiten auf Knopfdruck hergestellt werden.
So können Zahnräder von höchster
Qualität produziert werden.
Praxis
Lösungsorientierte Partnerschaft
Zusammen haben die Zahnradspezialisten eine neue Schleiftechnologie zur Feinbearbeitung entwickelt. „Wir müssen den
technologischen Entwicklungen des Markts folgen und brauchen dazu Partner, die uns dabei unterstützen. Mit Liebherr
haben wir einen solchen Partner, der lösungsorientiert arbeitet
und für uns passende Maschinen konstruiert“, erklärt Pierluigi
Taddei. Dazu gehört die Entwicklung spezieller Software genauso
wie passgenaue Werkzeuge und Seminare. Für die italienischen
Arbeiter organisiert Liebherr Seminare und Workshops vor Ort
und in italienischer Sprache. Unterstützung erhält Euroricambi
auch von der italienischen Liebherr-Utensili S.r.l.
Die Produktion von Euroricambi arbeitet mit einem automatisierten Zweischichtbetrieb. Eine Person bestückt und betreibt
drei bis vier Maschinen. Auch über die 14. Stunde hinaus fahren die Maschinen unbemannt weiter, da sie bevorratet werden können. Etwa zwei bis drei Stunden benötigt ein Arbeiter
für die Bestückung „seiner“ Maschinen. „Wir haben hier eine
sehr clevere Automation für kleine Stückzahlen von 50 bis
2.000 Teilen entwickelt“, erzählt der Geschäftsführer. Auch
zur Automation konnte Liebherr einen Beitrag leisten.
Giovanni Della Ferrera, Geschäftsführer von Liebherr-Utensili, mit dem
Firmengründer Orazio Taddei und dem Geschäftsführer von Euroricambi,
Pierluigi Taddei (von links nach rechts)
Euroricambi: eine italienische
Erfolgsgeschichte
Schon von Anfang an ist der Erfolg dieses Unternehmens über den
italienischen Markt hinausgegangen: 98 Prozent der Produkte werden
außerhalb von Italien ausgeliefert, 80 Prozent außerhalb von Europa.
Euroricambi ist Teil der FA.TA. Ricambi-Gruppe, die in Italien, Rumänien
und Polen beheimatet ist. Euroricambi ist die Keimzelle und bis heute
die größte Gesellschaft des Familienkonzerns.
Branche:
Automobilbranche
Firmengröße:
über 400 Beschäftigte
Gegründet:
1979 von Orazio Taddei
Standorte:
Italien, Rumänien und Polen
Geschäftsführer:
Pierluigi Taddei
Website:www.euroricambi.com
Vielseitig: die Wälz- und Profilschleifmaschinen LCS 300
Liebherr-Maschinen im Einsatz:
Wälzfräs-, Wälzstoß- und Wälzschleifmaschinen
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
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100 Jahre Hans Liebherr
Unternehmer, Erfinder, Visionär
Zu seinen bahnbrechenden Erfindungen zählten der mobile
Turmdrehkran und der erste Hydraulikbagger Europas. Er war
einer der großen Pioniere der deutschen Nachkriegswirtschaft:
Hans Liebherr. Am 1. April 2015 hätte er seinen 100. Geburtstag
gefeiert. Die Geschichte der Firmengruppe Liebherr ist untrennbar mit ihrem Gründer verbunden – einem gelernten Baumeister, unermüdlichen Tüftler, pragmatischen Geschäftsmann und erfolgreichen
Pionierunternehmer. Hans Liebherr, geboren am 1. April 1915 in
Kaufbeuren (Deutschland), hatte viele Talente. Eines davon war
sein ausgeprägtes Gespür für erfolgversprechende Produkte und
Zukunftsmärkte. Als weite Teile Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg im Wiederaufbau waren, erkannte Hans Liebherr den Bedarf an Werkzeugen und Maschinen für das Baugewerbe und den Wohnungsbau.
Gemeinsam mit Konstrukteuren und Handwerkern entwickelte
er 1949 den ersten mobilen Turmdrehkran. Der TK 10 ließ sich
leicht transportieren und einfach auf der Baustelle montieren. Er
beschleunigte und vereinfachte den Wiederaufbau Deutschlands
nach 1949 und legte den Grundstein für die heutige Firmengruppe. Ein Erfolg, der zunächst nicht abzusehen war. So verlief die
Vorstellung des Produkts auf der Frankfurter Herbstmesse 1949
enttäuschend. „Nach der Messe hätte ich eigentlich meine Fertigung im Kranbau wieder einstellen können“, erinnerte Hans
Liebherr sich später. Stattdessen bewies er einen langen Atem
und arbeitete zielstrebig an der Umsetzung seiner Pläne – bis
schließlich die ersten Aufträge eingingen und die Fertigung anlief. 40
Als Unternehmer setzte Hans Liebherr Schritt für Schritt auf Expansion. Dabei finanzierte er alle Vorhaben primär aus eigenem
Kapital. Gewinne blieben größtenteils im Unternehmen, um Forschung, Entwicklung, Produktion und Vertrieb weiter zu optimieren. Mitte der 1960er-Jahre hatte er die ehemals kleine Baufirma
längst als einen der weltweit führenden Baumaschinen-Hersteller
etabliert. Hans Liebherr zählte zu den großen deutschen Unternehmer-Persönlichkeiten – und blieb doch immer bescheiden. „Sie wissen ja,
ich bin eigentlich nur Maurermeister“, sagte er anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Technische Hochschule
Aachen im Jahr 1964. Nach wie vor kümmerte er sich persönlich
um seine Werke und blieb mit seiner bodenständigen Art nah an
den Bedürfnissen seiner Kunden. Nach seinem Tod im Jahr 1993 übernahmen drei der fünf Kinder von Hans Liebherr, der durch und durch Familienunternehmer
gewesen war, die Leitung. Bis heute sind alle Gesellschafter Familienmitglieder – und dies mittlerweile in der dritten Generation. Mit seinen Erfindungen hat Hans Liebherr die Firmengruppe
Liebherr aufgebaut und das Bauwesen nachhaltig geprägt. Sein
Werk bringt ihm heute noch Ehrungen ein. So nahm ihn das bedeutende deutsche Wirtschaftsmedium Handelsblatt Anfang 2015
posthum in die Hall of Fame der Familienunternehmen auf.
Liebherr-Magazin 2015 / 2016 – Verzahntechnik und Automationssysteme
Liebherr-Welt
„Sieger“ der Rallye Dakar 2015
Liebherr-Motoren überzeugen in Kamaz-Trucks
Die Rallye Dakar 2015 ist für das TruckRennteam Kamaz Master erstklassig
verlaufen. Die Fahrer der russischen
Mannschaft belegten in der Gesamtwertung die Plätze eins bis drei sowie Rang
fünf. Alle Trucks sind mit leistungsstarken V8-Dieselmotoren von Liebherr ausgerüstet, die sich einmal mehr im harten
Wüsteneinsatz bewiesen.
Sengende Hitze, staubige Luft, eine anspruchsvolle Streckenführung durch die
Anden und den weltgrößten Salzsee: Die
Rallye Dakar 2015 durch Argentinien,
Bolivien und Chile bedeutete extreme
Belastungen für Fahrer und Fahrzeuge.
Das Truck-Rennteam Kamaz Master
ging in diesem Jahr mit vier Fahrzeugen
an den Start – jedes davon ausgerüstet
mit einem Acht-Zylinder-Dieselmotor
D9508 A7 von Liebherr. Ayrat Mardeev
belegte nach 44:42:01 Stunden Rang
eins. Seine Rennstallkollegen Eduard
Nikolaev und Andrey Karginov folgten
auf den Plätzen zwei und drei.
„Der Rennerfolg hängt nicht nur mit der
Motorleistung zusammen, sondern auch
mit der Ausfallwahrscheinlichkeit und
den Reparaturzeiten. Hier vertrauen wir
auf die Motoren von Liebherr, die sich
täglich vor allem im Mining-Bereich bei
ähnlich extremen Bedingungen bewähren“, sagte Wladimir Guba, Technischer
Direktor des Kamaz-Rennteams.
Um die Komponenten für die speziellen
Bedingungen noch zuverlässiger und
dynamischer zu gestalten, entwickelte
Liebherr den Antrieb für die Rallye in enger Zusammenarbeit mit Kamaz. In der
Racing-Konfiguration wurde vor allem
die Aufladung angepasst, um höheren
Ladedruck zu ermöglichen. Bemerkenswert war, dass nichts an den tragenden
Strukturen des Motors geändert wurde.
Diese waren bereits in der Serienversion
robust genug ausgelegt.
Die Motoren, die bei der Liebherr Machines Bulle SA in der Schweiz gefertigt
werden, zeichnen sich durch eine maximale Leistung von 770 kW (1.047 PS)
und ein höchstmögliches Drehmoment
von 4.500 Nm aus. Innerhalb von zehn
Sekunden beschleunigen die Motoren
von 0 auf 100 km / h. Die 8.900 Kilogramm schweren Trucks erreichen im
Rennen eine Höchstgeschwindigkeit von
140 km / h.
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Liebherr-Welt
Liebherr eröffnet neues Logistik­zentrum
in Oberopfingen
Ersatzteilversorgung für die Sparte Erdbewegung erfolgt künftig von einem neuen zentralen Standort aus
Im Juni 2015 hat die Firmengruppe Liebherr die Eröffnung
ihres neuen Logistikzentrums in Ober­opfingen (Deutschland)
gefeiert. Von dem Ortsteil von Kirchdorf an der Iller aus versorgt das Familienunternehmen künftig Kunden in der ganzen
Welt mit Ersatzteilen für zum Beispiel Mobil- und Raupenbagger,
Radlader oder Planierraupen.
Bis 2013 war der Nachschub an Ersatzteilen eher dezentral
geprägt. Angesichts des wachsenden Produktportfolios und
der zunehmend komplexeren Materialströme entschloss sich
Liebherr damals für die Zentralisierung des Systems und organisierte dies zunächst von einem kleineren, bestehenden
Lager aus. Mitte 2013 begann das Unternehmen schließlich
mit dem Neubau des größeren und moderneren Logistikzentrums.
„Unsere Kunden erhalten ihre Ersatzteile nun noch professioneller“, erklärt Martin Barth, Geschäftsführer der Betreiber­
gesellschaft Liebherr-Logistics GmbH. „Dieser wichtige
Schritt sichert unsere Wettbewerbsfähigkeit auch in Zukunft.“
Die rund 1.000 Eröffnungsgäste – darunter auch die Familie
Liebherr – hatten die Möglichkeit, sich einen Überblick über
Technik, Ausmaße und Abläufe zu verschaffen. Der Landrat
des Landkreises Biberach, Dr. Heiko Schmid, betonte in seiner Festrede die Bedeutung der Firmengruppe Liebherr für
die Region und begrüßte die Entscheidung, das Engagement
mit dem neuen Logistikzentrum zukunftsträchtig zu stärken.
Vollautomatisierter Materialfluss
Das neue Zentrallager bietet auf 47.000 Quadratmetern – so
groß wie circa sechs Fußballfelder – Platz für etwa 100.000
unterschiedliche Ersatzteile der Sparte Erdbewegung. Die
Ein- und Auslagerung der Artikel aus den bis zu 36 Meter hohen automatischen Lagerbereichen übernehmen energieeffiziente Bediengeräte. Die Verantwortlichen der Liebherr-Logistics GmbH setzen auf extrem kurze Durchlaufzeiten: „Unsere
moderne Lagertechnik und Kommissionierung machen einen
Versand von 1.600 Einzelaufträgen in viele europäische Länder möglich – und das fast ausschließlich noch am Tag des
Auftragseingangs“, sagt Martin Barth. Redundant ausgelegte
Das neue Liebherr-Logistikzentrum in Oberopfingen bei Kirchdorf an der Iller
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Liebherr-Welt
Manueller Lagerbereich und Versand im neuen Liebherr-Logistikzentrum in Oberopfingen
IT-Systeme, die Möglichkeit, präventive Wartungsarbeiten im
laufenden Betrieb durchzuführen und moderne Brandschutztechniken garantieren dabei eine maximale Versorgungssicherheit.
Strategisch wichtige Lage, beste Verkehrsanbindung
Die Position in Oberopfingen wurde bewusst gewählt: Das
Gelände liegt nicht nur direkt an der Autobahn A7, sondern auch in unmittelbarer Nachbarschaft zum großen
Produktions­
standort für Liebherr-Erdbewegungsmaschinen
in Kirchdorf an der Iller. Weitere Werke aus dem Baumaschinen- und Komponentenbereich in Frankreich, Österreich und
der Schweiz sind ebenfalls nicht fern. „Wir haben unterschiedliche Orte für das Lager gedanklich durchgespielt, analysiert
und bewertet“, so Martin Barth. „Am Ende war Oberopfingen
der Favorit.“ In der Endausbaustufe in einigen Jahren sollen
auf dem insgesamt 360.000 Quadratmeter großen Areal, was
mehr als 50 Fußballfeldern entspricht, weitere Hallenflächen
entstehen, um die Logistikabläufe für die nächsten Jahrzehnte zu sichern. Langfristig plant die Firmengruppe Liebherr, die
Ersatzteillogistik weiterer Baumaschinen-Sparten in Oberopfingen zusammenzuführen.
Dr. Heiko Schmid, Jan Liebherr, Wolfgang Remlinger und Martin Barth
(von links nach rechts) eröffnen das neue Logistikzentrum
Martin Barth
Geschäftsführer Liebherr-Logistics GmbH
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88457 Kirchdorf, Deutschland
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