SonntagsBlick

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AKTUELL
7. Juni 2015
Wirtschaft
Werner Tschollar über Markus
Lehmann
Markus Lehmann
hat einen ausgeprägten Sinn für das
Wesentliche und
eine gute Nase für
Innovationen.
Deshalb ist er der
ideale CEO, um die
Marke Filabé im
Kosmetikmarkt zu
etablieren.»
Werner Tschollar (58) ist
CEO des Biotech-Unternehmens Amyra
Ein Schaffhauser
revolutioniert die
Kosmetik-Welt
Hightech für die
Haut: Mit einem
kleinen Tuch macht
Markus Lehmann den
Grossen im BeautyBusiness Konkurrenz.
VON MARTINA WACKER (TEXT)
UND MIRKO RIES (FOTO)
K
osmetik? Nein danke!» Vor
vier Jahren schlug der Unternehmensberater
Markus
Lehmann (47) das Angebot aus, die
auf Hautpflege spezialisierte Firma
Filag AG in Schaffhausen zu übernehmen. Sein Grund: «Ich hatte in
der Schule Chemie und weiss, dass
entgegen den Behauptungen der
Industrie in vielen kosmetischen
Produkten praktisch keine Wirkstoffe enthalten sind.» Die Branche
mit ihren überzogenen Werbeversprechen sei ihm immer etwas
suspekt vorgekommen.
Lehmanns Nein kümmerte die
Filag-Gründer wenig. Schliesslich
produzieren sie nicht irgendein Kosmetikprodukt, sondern ein Mikrofasertuch, das natürliche Wirkstoffe
für die Gesichtspflege abgibt. Klinische Tests bestätigten die Wirksamkeit. Doch das Geschäft harzte.
Verkauf und Marketing waren nicht
die Stärken der Gründer. Die Firma
stand kurz vor dem Konkurs.
Ein erfahrener Manager musste
her. Einer wie Markus Lehmann.
Die Filag-Gründer riefen ihn immer
wieder an, bis er sich endlich zu
einem Treffen überreden liess. Da
Mikrofaser
fürs Gesicht
hatte er sein Aha-Erlebnis: «Bei dem Gespräch
fuhren sie mir mit dem
Tuch über den Handrücken. Ich musste zugeben, dass sich meine
Haut danach irgendwie
sanfter anfühlte.»
Dennoch blieb er
skeptisch. Immerhin
behaupteten die Erfinder nicht weniger, als
dass man dank dieser
Tücher auf herkömmliche Cremes und Tonics
weitgehend verzichten
könne. Lehmann hielt dies für eine
weitere Übertreibung. Erst als er
die Studienresultate sah, war er
überzeugt. Zusammen mit einem
Freund kaufte er die Firma 2012
und kurbelte den Absatz an. Die
Das Filabé-Tuch wird
erst gewässert,
dann wird die Haut
massiert. Der Clou:
Anders als bei Cremes
sind die Wirkstoffe
nicht in Zusatzstoffen eingebunden,
sondern dringen
direkt in die Poren
der Haut ein.
Filabé-Monatspackung kostet mehr
als 50 Franken – eine schöne
Stange Geld. Doch Lehmann
schwört: Die Wirkung und der Produktionsstandort Schweiz rechtfertigen diesen stolzen Preis.