SECOACH GmbH Seminarstrasse 10 6285 Hitzkirch Telefon: +41 41 919 63 43 Mobile: +41 79 305 04 35 E-Mail: [email protected] www.secoach.ch Referat / Workshop SBV Ort: Sursee Zeit: Dienstag, 03. November 2015 Thema: Gewaltprävention im beruflichen Alltag Ausgangslage In diversen Lebensbereichen sind wir heute mit einer wachsenden Gewaltbereitschaft konfrontiert. Dies löst Verunsicherung und Angst aus. Wie kann ich darauf reagieren, was kann ich tun? Woran kann ich erkennen, wie ernst eine Drohung gemeint ist? Wir können (und müssen) in vielen Interaktionen durch eigenes Handeln selbst etwas dazu beitragen, unser Gefährdungspotenzial zu verringern. Indem wir aktiv werden, verhindern wir gleichzeitig, dass wir uns hilflos fühlen. Menschen wechseln nicht urplötzlich von Nichtgewalt zu Gewalt. Gewalt hat eine „Geschichte“, durchläuft verschiedene Phasen, die von vielen Warnzeichen gekennzeichnet ist. Es ist deshalb wichtig, diese Zeichen zu erkennen und einordnen zu können. Bei Interaktionen mit gewaltbereiten Personen ist keineswegs immer von Anfang an Gewalt vorhanden. Viel eher ist die Gewalt absichtlich in die Handlung eingebaut. „Eingebaut“ bedeutet, dass die Art und Weise der zwischenmenschlichen Handlungen in eine bestimmte Richtung gehen, aber durch geeignete Massnahmen in Richtung Frieden gelenkt werden können. Phasen der Eskalation Auslösephase Die Auslösephase ist der Punkt, an dem eine einzelne Person anzeigt, dass sie sich von einer normalen Handlungsweise wegbewegt. Solche Veränderungen zeigen sich im verbalen oder nonverbalen Verhalten. Beispiele dafür sind die Weigerung sich zu setzen, die Unfähigkeit zu warten, bis das Gegenüber seinen Satz beendet hat, die Beantwortung einer Frage, bevor sie zu Ende formuliert wurde, die Vermeidung von Augenkontakt usw. Eskalationsphase Diese Phase führt direkt zu gewaltsamem Verhalten. Die Handlungen der gewaltbereiten Person weichen immer mehr von ihrem normalen Grundverhalten ab. Interveniert niemand, wird die Abweichung immer offensichtlicher und eine gewaltfreie Konfliktlösung wird immer schwieriger. 1 In dieser Phase geht die gewaltbereite Person zum Beispiel unruhig hin und her, Sprechgeschwindigkeit und Volumen erhöhen sich stetig, und Fragen werden vollständig ignoriert. Die Person neigt dazu, sich übermässig auf ein einzelnes Thema zu fixieren (Problemverlagerung). Daher ist es wichtig, in der Eskalationsphase so früh wie möglich zu intervenieren. Krise Während die gewaltbereite Person mehr und mehr körperlich, gefühlsmässig und psychisch erregt wird, verringert sich ihre Kontrolle über aggressive Impulse. Eigentliches gewalttätiges Verhalten wird immer wahrscheinlicher. Häufig sind in der Krisenphase beispielsweise das Treten gegen Möbel oder das Umwerfen von Stühlen, das Stossen oder Schlagen (Sachgewalt). In dieser Phase ist die Anwendung einer Strategie, die davon ausgeht, dass sich die Person beruhigt oder rational reagieren kann, ungeeignet. Jeder Versuch, verbal zu argumentieren, kann die Erregung des Täters noch erhöhen. Erholungsphase / Abkühlungsphase Nach dem Gewaltakt kehrt die Person in der Regel mehr und mehr zu ihrem normalen Grundverhalten zurück. Der hohe Grad an geistiger und körperlicher Erregung kann über eine Zeitspanne von bis zu 2 Stunden nach dem eigentlichen Zwischenfall bestehen bleiben. Handelt das Gegenüber in dieser Phase unüberlegt, kann dies zu einer Wiederholung des gewaltsamen Übergriffs durch den Aggressor führen. Es scheint tatsächlich der Fall zu sein, dass der Aggressor in der Erholungsphase besonders empfindlich auf die Auslösefaktoren reagiert. Depression nach der Krise In der Regel treten geistige und körperliche Erschöpfung auf. Die Person bricht nach dem Übergriff in Tränen aus, empfindet Reue, Schuld, Scham, ist verstört oder verzweifelt. Die Krise ist vorüber. 3-D-Strategie Dialog – Deeskalation – Distanz Alleine schon das aktive TUN erhöht die eigenen Chancen, unbeschadet aus einer kritischen Situation herauszukommen. Wenn das potenzielle Opfer unerwartet (jedoch geplant) reagiert, zerreisst es gewissermassen das „Drehbuch“ des Täters (Täterfantasie) und bringt dessen geplanten Handlungsablauf durcheinander. Es findet ein Rollenwechsel statt. Aus dem hilflosen Opfer wird derjenige, der plötzlich die Situation kontrolliert. Das erwartet der Angreifer nicht, es verwirrt ihn, und er weiss nicht, wie er sich verhalten soll. 2 TIT FOR TAT – Kommunikationsstrategie Das TIT-FOR-TAT-Prinzip zeigt auf, dass man Gewalt alleine dadurch vermeiden kann, indem man dem anderen sprachlich oder nichtsprachlich (Körpersprache) signalisiert, dass man sich feindseliges Verhalten nicht gefallen lässt. Die Grundlage für die TIT-FOR-TAT-Strategie ist der gegenseitige Respekt. Ich respektiere mein Gegenüber, fordere gleichzeitig aber auch den notwendigen Respekt für mich selber ein. Viele Menschen handeln nach dem Motto: "Nur nicht auffallen, keinen Ärger hervorrufen, lieber den Mund halten". Oder sie verschanzen sich hinter positiven gesellschaftlichen Normen: „Man muss doch nett, freundlich, höflich zueinander sein." Damit haben sie eine positive Rechtfertigung dafür, dass sie bei Ungerechtigkeiten nichts TUN müssen. Dies erspart natürlich Zeit und Mühe, man muss sich nicht mit dem anderen auseinandersetzen. Distanz Zur nonverbalen Kompetenz (Körpersprache) gehört die Fähigkeit, Distanz- und Raumzonen zu kennen, interpretieren zu können sowie diese gezielt einzusetzen. Welchen Abstand wir zu einem Gesprächspartner einnehmen, ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Körpersprache. Unbewusst drücken wir damit aus, ob wir jemandem "nahe stehen", Distanz halten oder "auf die Pelle rücken" wollen. Soziale Zone: ca. 1.20 m bis 3.60 m Der klassische Abstand zu Fremden Persönliche Zone: ca. 0.6 m bis 1,20 m Sie ist guten Freunden oder Kollegen vorbehalten. Es ist zugleich die Zone, in die jemand beim Händeschütteln eindringt. Deshalb sollten sich Fremde dieser Zone nur langsam nähern, wenn sie nicht gleich Ablehnung hervorrufen wollen. Die intime Zone: ca. 60 cm Diese Zone ist eindeutig nur engsten Freunden, der Familie oder Partnern vorbehalten. Gefahrenradar / Aufmerksamkeit Eine sorgfältige Beobachtung der Situation ist die Voraussetzung dafür, dass der Gefahrenradar funktioniert. Hinter dem Begriff Gefahrenradar steckt aber auch eine bestimmte Philosophie. Man sollte nicht gedankenlos in eine Situation gehen, die gefährlich werden könnte. Das bedeutet nicht, dass man ständig verängstigt durch die Gegend läuft oder immer mit dem Schlimmsten rechnet. Es geht vielmehr darum, die Existenz von Gefahren anzuerkennen und die Wahrnehmung für gefährliche Situationen zu schärfen. Eine gute Gefahrenwahrnehmung erfordert, dass man die Situation unbeeinflusst durch Emotionen wahrnimmt. 3 Drohungen Jemand wird leicht zum Opfer, wenn er seine Verletzbarkeit zeigt. Dies gilt auch im Zusammenhang mit vielen Drohungen. Denn Drohungen werden selten aus einer Position der Macht ausgesprochen. Die einzige Macht, über die der Drohende verfügt, beruht auf der Verunsicherung und Angst, die er bei seinem Opfer auslöst. Deshalb bestimmt die Reaktion des Opfers, wie mächtig und wirkungsvoll die Drohung ist. Bleibt der Adressat ungerührt und zeigt keine Angst, bleiben die Drohungen leere Worte. Wird der Adressat blass, beginnt er zu zittern oder bittet er um Vergebung, hat der Drohende maximale Macht. Deshalb ist es selbst dann, wenn Drohungen ernst zu nehmen sind, wichtig, niemals Angst zu zeigen und niemals dem Drohenden zu signalisieren, dass man seinen Worten grosse Bedeutung einräumt. Verhalten nach dem Ereignis Aussergewöhnliche Ereignisse rufen bei vielen Menschen starke Reaktionen und Gefühle hervor. Es handelt sich dabei um normale Auswirkungen eines aussergewöhnlichen Ereignisses. Die persönliche Stressbewältigung in Form von Gesprächen, Entspannung und Sport ist deshalb sehr wichtig. Nach dem Ereignis ist es wichtig, Gefühle zuzulassen und zu akzeptieren. Der Austausch mit anderen (Kollegen, Freunde, Partner usw.) ist ein nächster Schritt. Es ist wichtig, dass man zur Ruhe kommt. Mentale Bereitschaft / Stress Mentale Stärke spielt bei der Steuerung des idealen Leistungszustandes eine wichtige Rolle. Sie besteht aus erlernten Fertigkeiten in positivem Denken, Humor, Problemlösung, entschlossenem Denken, Visualisieren und fester Überzeugung. Durch nervliche und physische Überlastung sinkt die Belastbarkeit und an Stelle professionellen Handelns treten allzu leicht riskante Verhaltensmuster, die gefahrvolle Situationen nur noch verschärfen können. 4
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