Konfliktbewaeltigung Textlaut_Roland Hodel

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Referat / Workshop SBV
Ort:
Sursee
Zeit:
Dienstag, 03. November 2015
Thema:
Gewaltprävention im beruflichen Alltag
Ausgangslage
In diversen Lebensbereichen sind wir heute mit einer wachsenden Gewaltbereitschaft
konfrontiert. Dies löst Verunsicherung und Angst aus. Wie kann ich darauf reagieren,
was kann ich tun? Woran kann ich erkennen, wie ernst eine Drohung gemeint ist?
Wir können (und müssen) in vielen Interaktionen durch eigenes Handeln selbst etwas
dazu beitragen, unser Gefährdungspotenzial zu verringern. Indem wir aktiv werden,
verhindern wir gleichzeitig, dass wir uns hilflos fühlen.
Menschen wechseln nicht urplötzlich von Nichtgewalt zu Gewalt. Gewalt hat eine
„Geschichte“, durchläuft verschiedene Phasen, die von vielen Warnzeichen
gekennzeichnet ist. Es ist deshalb wichtig, diese Zeichen zu erkennen und einordnen zu
können.
Bei Interaktionen mit gewaltbereiten Personen ist keineswegs immer von Anfang an
Gewalt vorhanden. Viel eher ist die Gewalt absichtlich in die Handlung eingebaut.
„Eingebaut“ bedeutet, dass die Art und Weise der zwischenmenschlichen Handlungen
in eine bestimmte Richtung gehen, aber durch geeignete Massnahmen in Richtung
Frieden gelenkt werden können.
Phasen der Eskalation
Auslösephase
Die Auslösephase ist der Punkt, an dem eine einzelne Person anzeigt, dass sie sich
von einer normalen Handlungsweise wegbewegt. Solche Veränderungen zeigen sich im
verbalen oder nonverbalen Verhalten.
Beispiele dafür sind die Weigerung sich zu setzen, die Unfähigkeit zu warten, bis das
Gegenüber seinen Satz beendet hat, die Beantwortung einer Frage, bevor sie zu Ende
formuliert wurde, die Vermeidung von Augenkontakt usw.
Eskalationsphase
Diese Phase führt direkt zu gewaltsamem Verhalten. Die Handlungen der
gewaltbereiten Person weichen immer mehr von ihrem normalen Grundverhalten ab.
Interveniert niemand, wird die Abweichung immer offensichtlicher und eine gewaltfreie
Konfliktlösung wird immer schwieriger.
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In dieser Phase geht die gewaltbereite Person zum Beispiel unruhig hin und her,
Sprechgeschwindigkeit und Volumen erhöhen sich stetig, und Fragen werden
vollständig ignoriert.
Die Person neigt dazu, sich übermässig auf ein einzelnes Thema zu fixieren
(Problemverlagerung). Daher ist es wichtig, in der Eskalationsphase so früh wie möglich
zu intervenieren.
Krise
Während die gewaltbereite Person mehr und mehr körperlich, gefühlsmässig und
psychisch erregt wird, verringert sich ihre Kontrolle über aggressive Impulse.
Eigentliches gewalttätiges Verhalten wird immer wahrscheinlicher.
Häufig sind in der Krisenphase beispielsweise das Treten gegen Möbel oder das
Umwerfen von Stühlen, das Stossen oder Schlagen (Sachgewalt). In dieser Phase ist
die Anwendung einer Strategie, die davon ausgeht, dass sich die Person beruhigt oder
rational reagieren kann, ungeeignet. Jeder Versuch, verbal zu argumentieren, kann die
Erregung des Täters noch erhöhen.
Erholungsphase / Abkühlungsphase
Nach dem Gewaltakt kehrt die Person in der Regel mehr und mehr zu ihrem normalen
Grundverhalten zurück. Der hohe Grad an geistiger und körperlicher Erregung kann
über eine Zeitspanne von bis zu 2 Stunden nach dem eigentlichen Zwischenfall
bestehen bleiben.
Handelt das Gegenüber in dieser Phase unüberlegt, kann dies zu einer Wiederholung
des gewaltsamen Übergriffs durch den Aggressor führen. Es scheint tatsächlich der Fall
zu sein, dass der Aggressor in der Erholungsphase besonders empfindlich auf die
Auslösefaktoren reagiert.
Depression nach der Krise
In der Regel treten geistige und körperliche Erschöpfung auf. Die Person bricht nach
dem Übergriff in Tränen aus, empfindet Reue, Schuld, Scham, ist verstört oder
verzweifelt. Die Krise ist vorüber.
3-D-Strategie
Dialog – Deeskalation – Distanz
Alleine schon das aktive TUN erhöht die eigenen Chancen, unbeschadet aus einer
kritischen Situation herauszukommen. Wenn das potenzielle Opfer unerwartet (jedoch
geplant) reagiert, zerreisst es gewissermassen das „Drehbuch“ des Täters
(Täterfantasie) und bringt dessen geplanten Handlungsablauf durcheinander. Es findet
ein Rollenwechsel statt. Aus dem hilflosen Opfer wird derjenige, der plötzlich die
Situation kontrolliert. Das erwartet der Angreifer nicht, es verwirrt ihn, und er weiss
nicht, wie er sich verhalten soll.
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TIT FOR TAT – Kommunikationsstrategie
Das TIT-FOR-TAT-Prinzip zeigt auf, dass man Gewalt alleine dadurch vermeiden kann,
indem man dem anderen sprachlich oder nichtsprachlich (Körpersprache) signalisiert,
dass man sich feindseliges Verhalten nicht gefallen lässt.
Die Grundlage für die TIT-FOR-TAT-Strategie ist der gegenseitige Respekt. Ich
respektiere mein Gegenüber, fordere gleichzeitig aber auch den notwendigen Respekt
für mich selber ein.
Viele Menschen handeln nach dem Motto: "Nur nicht auffallen, keinen Ärger
hervorrufen, lieber den Mund halten". Oder sie verschanzen sich hinter positiven
gesellschaftlichen Normen: „Man muss doch nett, freundlich, höflich zueinander sein."
Damit haben sie eine positive Rechtfertigung dafür, dass sie bei Ungerechtigkeiten
nichts TUN müssen. Dies erspart natürlich Zeit und Mühe, man muss sich nicht mit dem
anderen auseinandersetzen.
Distanz
Zur nonverbalen Kompetenz (Körpersprache) gehört die Fähigkeit, Distanz- und
Raumzonen zu kennen, interpretieren zu können sowie diese gezielt einzusetzen.
Welchen Abstand wir zu einem Gesprächspartner einnehmen, ist ein wesentlicher
Bestandteil unserer Körpersprache. Unbewusst drücken wir damit aus, ob wir
jemandem "nahe stehen", Distanz halten oder "auf die Pelle rücken" wollen.
Soziale Zone: ca. 1.20 m bis 3.60 m
Der klassische Abstand zu Fremden
Persönliche Zone: ca. 0.6 m bis 1,20 m
Sie ist guten Freunden oder Kollegen vorbehalten. Es ist zugleich die Zone, in die
jemand beim Händeschütteln eindringt. Deshalb sollten sich Fremde dieser Zone nur
langsam nähern, wenn sie nicht gleich Ablehnung hervorrufen wollen.
Die intime Zone: ca. 60 cm
Diese Zone ist eindeutig nur engsten Freunden, der Familie oder Partnern vorbehalten.
Gefahrenradar / Aufmerksamkeit
Eine sorgfältige Beobachtung der Situation ist die Voraussetzung dafür, dass der
Gefahrenradar funktioniert.
Hinter dem Begriff Gefahrenradar steckt aber auch eine bestimmte Philosophie. Man
sollte nicht gedankenlos in eine Situation gehen, die gefährlich werden könnte. Das
bedeutet nicht, dass man ständig verängstigt durch die Gegend läuft oder immer mit
dem Schlimmsten rechnet. Es geht vielmehr darum, die Existenz von Gefahren
anzuerkennen und die Wahrnehmung für gefährliche Situationen zu schärfen. Eine gute
Gefahrenwahrnehmung erfordert, dass man die Situation unbeeinflusst durch
Emotionen wahrnimmt.
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Drohungen
Jemand wird leicht zum Opfer, wenn er seine Verletzbarkeit zeigt. Dies gilt auch im
Zusammenhang mit vielen Drohungen. Denn Drohungen werden selten aus einer
Position der Macht ausgesprochen. Die einzige Macht, über die der Drohende verfügt,
beruht auf der Verunsicherung und Angst, die er bei seinem Opfer auslöst. Deshalb
bestimmt die Reaktion des Opfers, wie mächtig und wirkungsvoll die Drohung ist.
Bleibt der Adressat ungerührt und zeigt keine Angst, bleiben die Drohungen leere
Worte. Wird der Adressat blass, beginnt er zu zittern oder bittet er um Vergebung, hat
der Drohende maximale Macht. Deshalb ist es selbst dann, wenn Drohungen ernst zu
nehmen sind, wichtig, niemals Angst zu zeigen und niemals dem Drohenden zu
signalisieren, dass man seinen Worten grosse Bedeutung einräumt.
Verhalten nach dem Ereignis
Aussergewöhnliche Ereignisse rufen bei vielen Menschen starke Reaktionen und
Gefühle hervor. Es handelt sich dabei um normale Auswirkungen eines
aussergewöhnlichen Ereignisses. Die persönliche Stressbewältigung in Form von
Gesprächen, Entspannung und Sport ist deshalb sehr wichtig.
Nach dem Ereignis ist es wichtig, Gefühle zuzulassen und zu akzeptieren. Der
Austausch mit anderen (Kollegen, Freunde, Partner usw.) ist ein nächster Schritt.
Es ist wichtig, dass man zur Ruhe kommt.
Mentale Bereitschaft / Stress
Mentale Stärke spielt bei der Steuerung des idealen Leistungszustandes eine wichtige
Rolle. Sie besteht aus erlernten Fertigkeiten in positivem Denken, Humor,
Problemlösung, entschlossenem Denken, Visualisieren und fester Überzeugung.
Durch nervliche und physische Überlastung sinkt die Belastbarkeit und an Stelle
professionellen Handelns treten allzu leicht riskante Verhaltensmuster, die gefahrvolle
Situationen nur noch verschärfen können.
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