„Onkel, ich habe meine Spardose geleert“!

„Onkel, ich habe meine Spardose geleert“!
Vor vielen Jahren malte der
Kirchhainer Künstler Egon
Dürfeldt (auf dem Foto
während des Prokjektes
KUNSTnetzPARK des St.
Elisabeth-Vereins in Aktion)
vom Kaiser-Wilhelm-Turm
aus eine Marburger Skizze.
Einem 10-jährigen Jungen
gefiel die Skizze so gut, dass
er seine Spardose leerte um
die Skizze abzukaufen. Die
beiden verloren sich aus den
Augen und nun steht das
Gemälde zum Ersteigern in
der Sparkassenhauptstelle,
Universitätsstraße 10 in Marburg. In der Bildbeschreibung heißt es: „Vor Ort gemalt
nach Original-Aquarell-Skizze Juni 1969 in moderner Art - Holzkeil-SpachtelGemälde“.
Dieses Gemälde von Egon Dürfeldt, das einen Blick auf Marburg vom KaiserWilhelm-Turm aus zeigt, wird vom 9. bis 20. November in der Hauptgeschäftsstelle
der Sparkasse Marburg-Biedenkopf, Universitätsstraße 10 in Marburg, während der
Öffnungszeiten ausgestellt.
Mit der Abgabe eines verbindlichen Gebotes, entsprechende Vordrucke liegen in der
Sparkassenhauptstelle aus, kann dieses Bild
ersteigert werden.
Der Kirchhainer Künstler hat es im Zuge seines Engagements für das Kunstprojekt
„KUNSTnetzPARK“ dem St. Elisabeth-Verein Marburg vermacht. Der wiederum soll
das tun, was Egon Dürfeldt vor 46 Jahren mit der Skizze, die als Vorlage für das
Gemälde diente, nicht konnte: für Geld aus der Hand geben - Geld, das der sozialdiakonischen Arbeit des Vereins zugute kommen soll.
Und Egon Dürfeldt hofft, über diese Aktion jenen Jungen wiederzutreffen, der ihm
damals die Skizze abkaufen wollte: „Onkel, ich habe meine Spardose geleert“! „Hatte
sich der Junge doch einfach nicht abwimmeln lassen und war mit dem Rad noch
einmal nach Hause gefahren, um sein Erspartes zusammenzukratzen“. Er hätte sie
ihm gegeben, wenn sie nicht wichtig für seine Arbeit gewesen wäre: „Junge, ich kann
Dir die Skizze nicht geben, ich brauche es doch als Vorlage, um zu Hause ein großes
Bild malen zu können“, habe er ihm damals gesagt.
Das große Bild - das hat Egon Dürfeldt seinerzeit für einen Wettbewerb der
Stadtsparkasse Marburg gemalt - „Maler sehen Marburg“. Heute tut es Egon Dürfeldt
leid, dass er sich nicht den Namen des Jungen aufgeschrieben hat, dessen
damaliges Alter er auf zehn Jahre schätzt. Denn heute würde der Maler die DIN-A3große Studie gerne abgeben. So wie er das Holzkeil-Spachtel-Gemälde nun dem St.
Elisabeth-Verein Marburg vermacht hat.
Im Porträt: Egon Dürfeldt
Egon Dürfeldt wurde 1930 in Wanne-Eickel (Nordrhein-Westfalen) geboren. 1948
wurde sein Arbeitgeber, ein Bundesoberrat der Bundesbahn, in besonderer Weise
auf ihn aufmerksam: Ob Aktenbände oder Dienstpläne, seine Handschrift und
Zeichnungen waren außergewöhnlich künstlerisch gestaltet. Fortan war Dürfeldt
zuständig für das Erstellen der Kursbuchblätter und Fahrpläne, die zu dieser Zeit
bildlich und schriftlich künstlerisch gestaltet wurden. Außerdem wurde sein
Einsatzgebiet durch die Bemalung und Beschriftung von
Sonderreisezügen erweitert.
1961 sollte Egon Dürfeldt beruflich zur Oberbetriebsleitung nach Essen wechseln
und sich ausschließlich der Gestaltung von Zeichnungen widmen. Die Deutsche
Bundesbahn sagte ihm eine steile Karriere in der Werbung voraus. Doch Dürfeldt
entschied sich für die Familie - er war bereits dabei, sich in Kirchhain niederzulassen.
Im Jahre 1986 tritt Dürfeldt als Pensionär in den Ruhestand und widmet sich bis
heute ausschließlich der Kunst und dem sozialen Engagement. Zu diesem Zeitpunkt
war Dürfeldt bereits mit seiner Malerei, den verschiedenen Techniken und
Materialien, Restaurierungen, Lüftlmalereien (Fassadenmalerei) und Kalligraphie in
Urkundenform oder als Banner beschäftigt und überregional bekannt. 1975 gründete
er mit
Herrn Helmut Dräger den Kirchhainer Künstlerkreis, dessen Vorsitzender er 40 Jahre
lang war. Sein Motto, seine Devise, „mit der Kunst Brücken bauen“, beherzigen die
Mitglieder des Kirchhainer Künstlerkreises bis heute. 1996 wurde Dürfeldt mit dem
Otto-Ubbelohde-Preis des
Landkreises Marburg-Biedenkopf ausgezeichnet.