Frieden mit Gott. Predigt zu Römerbrief 5, 1-11

 Frieden mit Gott Römerbrief Kapitel 5, Verse 1-­‐11 Predigt von Pfarrerin Theresa Rieder 21. Februar 2016 Alte reformierte Kirche Pfarrerin Theresa Rieder Im Baurenacker 9, 8902 Urdorf, 043 540 74 94, theresa.rieder@kirche-­‐urdorf.ch
BILD zur Predigt Flammendes Herz -­‐2-­‐ Frieden mit Gott LESUNG: Römerbrief Kapitel 5, Verse 1-­‐5 (und 6-­‐11): Versöhnung mit Gott 51Sind wir nun aus Glauben gerecht gesprochen, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus. 2Durch ihn haben wir im Glauben auch Zutritt erhalten zu der Gnade, in der wir jetzt stehen, und seinetwegen rühmen wir uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. 3
Aber nicht nur dies: Wir sind auch stolz auf jegliche Bedrängnis, da wir wissen: Bedrängnis schafft Ausdauer, 4Ausdauer aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung. 5
Die Hoffnung aber stellt uns nicht bloss, ist doch die Liebe Gottes ausgegossen in unsere Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben wurde. 6
Denn Christus ist, als wir noch schwach waren, für die damals noch Gottlosen gestorben. 7Nicht einmal für einen Gerechten will einer sterben -­‐ für eine gute Sache allenfalls mag einer sogar sein Leben aufs Spiel setzen -­‐, 8Gott jedoch zeigt seine Liebe zu uns gerade dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. 9Nun, da wir gerecht gemacht sind durch sein Blut, werden wir durch ihn erst recht bewahrt werden vor dem Zorn. 10Denn wenn wir, als wir noch Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, dann werden wir jetzt, da wir mit ihm versöhnt sind, erst recht gerettet werden durch seine Lebensmacht. 11Aber nicht nur dies: Wir sind sogar stolz auf Gott durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben. Wort der Heiligen Schrift. Frieden mit Gott -­‐3-­‐ Predigt zum Thema „Frieden mit Gott“ Inhalt 1. Sündenvergebung. Anknüpfen an die letzte Predigt ............................ 5 Gott vergibt – wie auch wir vergeben ......................................................... 5 2. Frieden mit Gott. Bibel nacherzählt ...................................................... 6 Paulus‘ Erläuterungen ................................................................................. 6 3. Frieden mit Gott. Paulinische Lehre ..................................................... 7 Frieden mit Gott geht dem Frieden unter Menschen voraus ...................... 7 4. Frieden im Herzen. Meditation ............................................................. 9 Bemühen stärkt die Liebe im Herzen .......................................................... 9 5. Träger des Friedens sein ..................................................................... 10 Heute, morgen und jeden Tag .................................................................. 10 Segen ........................................................................................................ 11 -­‐4-­‐ Frieden mit Gott 1. Sündenvergebung. Anknüpfen an die letzte Predigt Gott vergibt – wie auch wir vergeben Liebe Gemeinde, letzten Sonntag haben wir über die Sündenvergebung gesprochen: Gott vergibt uns unsere Sünden, wie auch wir vergeben unseren Sündigern. …und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern… So beten wir auf der ganzen Welt das Herrengebet. Ziel der Vergebung von Sünde ist die Versöhnung mit Gott und die Versöhnung unter uns Menschen. Letzen Sonntag haben wir gehört, wir sollen einander immer wieder aufs Neue vergeben, so wie uns Gott immer wieder aufs Neue vergibt. Das Ziel ist: Versöhnung. Versöhnung mit Gott und unter uns Menschen. Letzen Sonntag haben wir beleuchtet, was es denn alles an Sünden so gibt und was mit dem Begriff Sünde gemeint ist. Alles auf einen Satz gebracht kann man sagen: Gott liebt seine Sünder, nicht aber unsere sündigen Gedanken, Worte und Taten; ohne unsere Fehlverhalten und Sünden gäbe es aber auch keine Vergebung. Es gäbe keine Versöhnung. Und: liebe Gemeinde, was gibt es Schöneres als die Versöhnung? Versöhnung untereinander und Versöhnung mit sich selber und mit Gott. Versöhnung – ein Wort wie FRIEDEN. Frieden mit Gott -­‐5-­‐ Was wir vor Gott sind und was wir einander antun, ist zu unterscheiden. Nur mit diesem Unterschied können wir immer wieder aufs Neue beginnen. Die Fehler einsehen, bereuen und in Zukunft nicht mehr begehen. Uns untereinander versöhnen eben. Einander immer wieder eine Chance geben zur Versöhnung; nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal (Matthäus 18, Vers 21-­‐22) einander vergeben und sich versöhnen. Frieden schaffen. 2. Frieden mit Gott. Bibel nacherzählt Paulus‘ Erläuterungen Paulus ist ein klarer Bekenner zum Frieden hin, zur Versöhnung mit Gott hin, das haben wir soeben in der Lesung aus dem 5. Kapitel des Römerbriefes gehört: 51Sind wir nun aus Glauben gerecht gesprochen, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus. Liebe Gemeinde, wenn wir heute diese Worte des Paulus hören, dann haben wir alle schon einen ordentlich langen Lebensweg hinter uns, und können ganz im Sinne des Paulus auch stolz [sein] auf jegliche Bedrängnis, [die wir in unserem Leben erfahren haben,] da wir wissen: Bedrängnis schafft Ausdauer, 4Ausdauer aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung. Ja, stolz dürfen wir sein, sagt Paulus zu uns, zu seinen Schwestern und Brüdern. Stolz – nicht bequem – stolz, denn wir haben Frieden mit Gott durch unseren Herrn, Jesus Christus. Paulus war, etwas salopp gesagt, „ein Peitschenhieb und Zuckerbrot-­‐
Theologe“. Das ist nicht gerade die Pädagogik, die wir heute gewohnt sind, aber das soll uns nicht beirren, seine Erkenntnisse im Glaubens-­‐
leben eines frommen Christen ernst zu nehmen. -­‐6-­‐ Frieden mit Gott Paulus treibt uns an, diesen Frieden mit Gott durch unseren Glauben aufrecht zu erhalten, indem er auf den Gegenpol des Friedens zu sprechen kommt, den Zorn Gottes: 9Nun, da wir gerecht gemacht sind durch Christi Blut, werden wir durch ihn erst recht bewahrt werden vor dem Zorn. Wir bekommen Zutritt zu der Gnade und Herrlichkeit Gottes, indem wir an Jesus Christus festhalten und auf ihn hoffen. Diese Hoffnung stellt uns nicht bloss, sagt Paulus weiter, an Christus glauben ist nicht peinlich. Ganz im Gegenteil: Gottes Liebe giesst sich durch den heiligen Geist in unsere Herzen aus. Friede mit Gott erfahren wir in unseren Herzen. Stimmen Sie dem zu? 3. Frieden mit Gott. Paulinische Lehre Frieden mit Gott geht dem Frieden unter Menschen voraus Wenn ich mich mit all meinen Sinnen auf das Wort „Frieden“ konzentriere, dann ist es bloss ein Klang aus zwei Vokalen und ein paar Konsonanten dabei: ein langes I und ein stumpfes E: Frieden. Dieser Doppelklang weckt in mir viel mehr, nämlich ein Gefühl, einen Wunsch, ein Versprechen, eine Sehnsucht, ein Paradies. Ich komme kaum zu Ende mit der Aufzählung wunderbarer Verhältnisse über dieses blosse Wort hinaus. F r i e d e n. So ist das mit der Sprache und mit der Realität: es ist etwas Unwirkliches, Gewünschtes und Erhofftes und es ist, wenn Frieden gelingt, etwas Handfestes, Robustes und Wunderbares. Es ist Wirklichkeit und dazwischen liegt Bemühen, einander Vergeben, Bemühen, Bemühen und nochmals Bemühen; Ausdauer und Willen: Frieden mit Gott -­‐7-­‐ Bedrängnis schafft Ausdauer, 4Ausdauer aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung. So ist es bei uns Menschen. Ist das auch so bei Gott? Das Wort „Frieden“ ist zeitweise ein Kampfbegriff im Bereich der „Friedensbewegung“, während die klein geschriebenen Wörter wie friedlich, friedevoll oder friedfertig eher als gemütlich gelten, obwohl sie in unserem Bemühen sehr wichtig sind. Wie meinte Paulus das genau: Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus? Ohne den einen Frieden mit Gott, kann kein anderer Frieden sein. Das schrieb Paulus in einer Zeit, in der man stolz auf die pax romana war, den politischen Frieden des römischen Weltreiches. Stimmt das so: zuerst Frieden mit Gott und dann erst Frieden unter den Menschen? Ich gehe davon aus, dass für alle unter uns der menschliche Friede, Frieden unter Menschen, ein grundsätzlich erstrebenswerter Zustand ist. Frieden mit Gott zu haben, ist für viele moderne Gläubige schon etwas abstrakt oder dogmatisch. Dann aber, liebe Gemeinde, verstehen wir Paulus nicht wirklich. Paulus will, dass wir mit Gott im Reinen sind. Wenn Gott nicht ganz in unserer Nähe und in unserem Herzen ist, dann hängt all unser Bemühen irgendwie schief. Eine deutsche Redewendung beschreibt das Fehlen unserer Mitte anschaulich: Wenn die Mitte, die Nabe fehlt, dann eiert das ganze Rad. -­‐8-­‐ Frieden mit Gott 4. Frieden im Herzen. Meditation Bemühen stärkt die Liebe im Herzen Paulus hier verstehen heisst: zuerst im eigenen Herzen nachschauen! Bin ich selber etwa ohne Frieden, rastlos, zänkisch, hadernd, verängstigt oder aufgewühlt, aggressiv, ‚hässig‘ oder ‚rumpelsurrig‘, dann wird auch alles andere nichts. Bin ich selber friedlich, friedevoll oder friedfertig? Jetzt? Auch im Moment einer hitzigen Auseinandersetzung? Bin ich in meinem Herzen friedlich? Ist da immer noch die Liebe ausgegossen, jetzt? Liebe Gemeinde, von mir kann ich sagen, so ganz absolut friedlich, friedvoll und friedfertig bin ich nicht, aber: ich bemühe mich darum, immer wieder, immer wieder aufs Neue. Ich bemühe mich so gut ich kann. Paulus spricht vom Frieden mit Gott. Gott lebt in unseren Herzen, Gott ist immer da – wir lassen Gott nicht immer zu. Frieden mit Gott im Herzen erfahren ist eine tiefe grosse Erfahrung, die uns stärkt, die uns orientiert. Paulus zählt die Früchte dieses Friedens mit Gott in meinem Herzen auf: die Geduld, die Bewährung, die Hoffnung, den Bestand, der nicht zuschanden geht. Frieden im Herzen, das ist wortwörtlich gemeint. Stellen Sie sich vor, dass im Herzen eine kleine Flamme brennt, die immer mit Atem genährt werden will. Unsere Nonnen und Mönche kennen diese Meditation, sie sprechen das Wort Jesus und atmen Jesus zum Herzen ein. Die kleine Flamme nährt sich am Wort Jesus und gibt eine kleine Wärme ab, die mit dem Ausatmen unsere Luft hier im Raum etwas mit wärmt. Jesus ist mit jedem Atemzug in unserer Luft. Frieden mit Gott -­‐9-­‐ Dies ist eine Übung, eine Atemübung, die andere religiöse Menschen mit anderen Gottesnamen ebenso praktizieren. Diese Übung ist sehr effektiv, sie lässt uns sofort an Gottes Geist in unserem Herz denken. Allein der Gedanke an Gottes Funke in unserem Herzen bewegt uns hin zu einer neuen Haltung: etwas friedlicher, etwas friedvoller etwas liebevoller. 5. Träger des Friedens sein Heute, morgen und jeden Tag Zum Schluss noch einmal: Ist die Liebe Gottes in mein Herz ausgegossen? Finde ich in meinem Herzen Gott selbst? Habe ich Frieden mit Gott und mit mir selbst? Für mein Herz bin ich selber verantwortlich. Für meine Beziehung zu Gott bin ich verantwortlich. Was Gott mir in meinem Leben gibt oder nimmt, wie viele Jahre er mir schenkt, das ist Schicksal, darüber bestimme nicht ich. Aber wie es in meinem Herzen aussieht, da rede ich mit, dafür bemühe ich mich Tag um Tag, Stunde um Stunde. Wenn ich im Herzen in Frieden mit Gott bin, dann kann ich auf jeden Menschen zugehen, sei er oder sie aggressiv, freundlich oder geschäftstüchtig mir irgendeinen Unsinn andrehend. Mit Frieden im Herzen spreche ich ohne Angst. Ich getraue mich, mich auf Unbekanntes und auf unbekannte Menschen einzulassen, denn ich habe eine Mitte; mein Herz eiert nicht wie ein Rad ohne Nabe. In meinem Herzen flammt die Kraft der Liebe Gottes. Jede Begegnung ist dann eine Chance zum Frieden hin. Uns allen ist Gottes Liebe in die Herzen gegossen, jetzt können wir andere Menschen daran Teil haben lassen. Wir. Sie. Ich. Du. Heute, morgen und jeden Tag. AMEN. -­‐10-­‐ Frieden mit Gott Segen Segen aus dem Römerbrief 1,7 an alle, die von Gott geliebt und zu Heiligen berufen sind: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Bibeltext: Zürcher Bibel Bildnachweis: Flammendes Herz von Lukas Riebling. Wikimedia Commons Aufbereitung für Druck und Web: Daniel Suter Frieden mit Gott -­‐11-­‐