Langes Warten, zu langes Warten

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SPORT
Walliser Bote
Montag, 14. März 2016
Fussball auf Mittelallalin | Schweiz siegt
Fussball | FC Oberwallis gibt 1:0 noch aus der Hand. Ärger nach dem Spiel.
Hoch hinaus
Langes Warten,
zu langes Warten
Der Schlusspfiff wollte und wollte einfach nicht erfolgen. Deshalb hat der FC Oberwallis Naters einen idealen Rückrundenstart um ein Haar verpasst.
ROMAN LAREIDA
Auf 3500 m ü.M. Schweiz besiegt Italien 3:0.
In einem Gletscherspiel
auf Mittelallalin besiegte
die vom FC Gspon gebildete Schweizer BergdorfNati Italien 3:0.
Das ungewöhnliche Duell auf
3500 m ü. M. war ein öffentlichkeitswirksamer Auftakt zu den
Bergdorf-Europameisterschaften, die Anfang Juni in den
französischen Alpen in Morzine-Avoriaz stattfinden werden. Die Oberwalliser mit
Trainer Sebastian Furrer wurden vom Schweizer Ex-Bundesliga-Trainer Martin Andermatt
FOTOS KEYSTONE
gecoacht. Dieser wird die
Schweiz auch an der EM betreuen. Im Aufgalopp auf dem
Gletscher obsiegte die Bergdorf-Nati schon mal das ItalienTeam aus Piedimulera.
Der Ankick erfolgte
durch den früheren belgischen
Weltklassegoalie Jean-Marie
Pfaff, der oft in seinem Haus in
Crans-Montana weilt. Mit dabei
auch die Oberwalliser Vize-Miss
Schweiz Chiara Kummer. Dazu
verschenkte der Innerschweizer Panini-König Markus Stadelmann Fussball-Bildchen (siehe
Interview). | wb
Wer ein paar Minuten nach dem Spielende einen Blick in die Kabine des Oberwalliser 1.-Ligisten hineingeworfen hätte, der wäre unweigerlich zum sicheren
Schluss gelangt, hier sei ein Verlierer am
Wundenlecken.
Das mit den Wunden stimmt, aber
es war kein Verlierer im eigentlichen
Sinne. Der FCO ist nach dem 1:1 gegen
Yverdon mit einem guten Punkt in die
zweite Saisonhälfte gestiegen, was überhaupt nicht einer schlechten Ausbeute
gleichkommt.
Aber es fühlte sich wie eine Niederlage an.
Nicht, dass Naters seinem Widersacher aus der Waadt überlegen und ein
Vollerfolg die zwingende Folge dessen
gewesen wäre. Weder spielerisch noch
chancenmässig besass das Heimteam offensichtliche Vorteile. Die Niedergeschlagenheit hatte damit zu tun, weil
der Schiedsrichter beim vorläufigen 1:0
lange, sehr lange nachspielen liess, sodass Yverdon doch noch zum Ausgleich
kam. Es war ein letzter verzweifelter langer Ball, es war ein letztes verzweifeltes
Querzuspiel in den Strafraum, es war
ein letztes verzweifeltes Bemühen im
Chaos vor dem Naters-Tor, und es war
sozusagen mit dem Schlusspfiff eben
doch noch ein erfolgreiches Unterfangen daraus geworden. Das lange Warten
auf das Ende brachte das Malheur.
Stipe Matic und Hans Ritz
Abwehrchef Stipe Matic unterhielt sich
nach Spielschluss verständlicherweise
hörbar enerviert mit dem Unpar-
AUFGEFALLEN
teiischen. Womöglich spielte auch
etwas Frust mit, denn Matic war es, der
die fatale Flanke in den Strafraum nicht
zu verhindern vermochte. Auch Präsident Hans Ritz versuchte im Nachgang
des Unglücks beschwörend einzuwirken, als wolle er das Unumkehrbare
umkehren.
Bei objektiver Betrachtung kann
man die vielen Minuten, die die Partie
über die reguläre Spielzeit hinaus dauerte, jedoch verstehen. Es hatte tatsächlich zahlreiche Unterbrüche gegeben.
Letztlich kam eine gerechte Punkteteilung zustande. Die beiden Mannschaften lieferten mehrheitlich gleichwertige Leistungen ab, die sich ineinander zu verzahnen schienen und deshalb nicht viele Torchancen zuliessen.
Es war ein enges, sehr intensives und
trotz weniger spannender Strafraumszenen gleichwohl unterhaltendes
Aufeinandertreffen.
Dämliches Verhalten beim
vermeintlichen 0:1
Oberwallis Naters gelang es, nach der
Pause etwas mehr Druck zu erzeugen
und Yverdon zuweilen zurückzudrängen. In der 75. Minute leitete Spahiu eine Flanke per Kopf an Nsiala weiter, dieser setzte sich in bester Goalgetter-Manier durch und schoss zum 1:0 ein. Darin erkannte man den Wert Nsialas, der
aus dem Nichts Tore zu erzielen vermag.
Grosses Glück bekundete der Gastgeber kurz vor der Pause. In der 41. Minute wurstelten sich drei Waadtländer
durch und standen alleine vor Kurmann. Doch sie stellten sich derart dämlich an, dass sie sich in ein Offside hineinmanövrierten. Das Trio schien die
Welt nicht mehr zu verstehen. Selbst
der Stadionspeaker schien verwirrt,
denn an der Anzeige hatte er bereits auf
0:1 geschaltet.
DIE FAKTEN
FC Oberwallis Naters - Yverdon1:1 (0:0)
Sports
Stapfen. –150 Zuschauer. –Sr. Morais. –
Tore: 75. Nsiala 1:0. 95. El Allaoui 1:1.
Oberwallis: Kurmann; De Oliveira,
Schalbetter, Matic, Feldner; Mvondo,
Borter, Amacker (77. Ryser); Spahiu,
Mustafi (85. Indermitte), Nsiala.
Yverdon: Zwahlen; Lauper, Rossé, Dia,
Samandjeu; Gudit, Morina; Begzadic
(79.Toure), Eleouet, Traoré (76. Isabella); El Allaoui.
Bemerkungen: Oberwallis Naters ohne Chihadeh und Hill (beide gesperrt)
sowie Schwery (krank) und Ritz (im
Aufbau). 41. Tor Yverdon wegen Abseits
aberkannt. – Verwarnungen: 14. Spahiu. 33. Eleouet. 87. Lauper. 88. Rossé.
90. Borter. 92. Mvondo.
Resultate und Tabelle Seite 22
DIE STIMMEN
«Es gab viele
Unterbrüche
wegen
Verletzungen»
Schiedsrichter Filipe Morais:
«Die fünf Minuten Nachspielzeit waren korrekt. Keine Frage.
Es gab viele Unterbrüche wegen verletzter Spieler.»
FCO-Trainer Christian Zermatten: «Die Partie hätte auf
beide Seiten kippen können.
Am Schluss hatte der Gegner
einfach Glück. Wichtig ist jetzt,
dass wir keine negativen Gedanken zulassen, schliesslich
haben wir am Mittwoch die
nächste Partie und schliesslich
haben wir gegen einen guten
Der Panini-König
benes Gesetz: Wenn ich jemandem helfe, das Album voll zu
machen, bekomme ich dafür alle seine doppelten Sticker.»
Weit über 200 000 Bildchen.
Markus Stadelmann.
FOTO ZVG
WB: Markus Stadelmann
(49), Sie gelten als der König
der Panini-Fussballbildchen. Woher diese Ehre?
«Ich habe weit über 200 000
Bildchen in meinem Archiv.
Von der letzten Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien habe
ich noch gegen 25 000. Ich wurde einmal von Panini nach Modena eingeladen, da sagten sie
mir, es gebe tatsächlich viele Panini-Freaks auf der ganzen
Welt, aber von so einem wie mir
hätten sie noch nie gehört.»
Wie hat alles angefangen?
«Ich konnte nicht zusehen, wie
mein Sohn sein ganzes Taschengeld für die Fussball-Bildli verprasste. Also dachte ich, allen
Sammlern helfen zu wollen.»
Und jetzt geben Sie eine Unmenge Geld aus?
«Nein. Mit einem Stock von
1000 Bildchen begann ich zu
dealen. Es gibt ein ungeschrie-
Es gibt Alben, für die werden über 500 Euro hingeblättert. Ganze Sammlungen wurden auf eBay auch
schon für 15 000 Euro gesucht.
«Das gilt vor allem für alte Alben, etwa in Deutschland von
der WM 1974. Ich begann erst
2004. Geld spielt bei mir keine
Rolle. Das interessiert mich
nicht. In einem Kinder- und Behindertenheim habe ich 6000
Sticker verschenkt.»
Stimmt es, dass die allerbesten Fussballer weniger in
Umlauf sind?
«Panini sagte mir, dass alle
gleich viel gedruckt würden.
Ich traf mal auf einen zehnjährigen Knaben, dem vervollständigte ich das Album mit 38 Bildchen. Er aber wollte sein Geheimpaket um nichts in der
Welt herausrücken. Darin enthalten waren jeweils über
zwanzigmal Neymar, Ronaldo,
Messi und das Portugal-Wappen. Mit Ach und Krach und viel
Diskussion rückte er dann ein
paar heraus.»
Was ist bei Kindern gefragt?
«Die Wappen. Für ein Wappen
gibts fünf Fussballer.»
Interview: rlr
Gleichschritt. Naters’ eingewechselter Nils Ryser (rechts) gegen Yverdons Lianel Lauper.
FOTO WB