7 Zeugnis Kathrin Reusser, Fokolarin- In der Nachfolge Jesu Eucharistie u. Abendmahl als Geheimnis einer neuen Einheit Als Reformierte im Kanton Bern aufgewachsen, lernte ich katholische Glaubensformen und ‐inhalte erst als 18‐jährige im Kontakt mit der Fokolar‐Bewegung kennen. Ich war damals auf der Suche nach meinem – einem radikalen ‐ Weg mit Gott und fand ihn In der Spiritualität der Einheit der Fokolare. Seit 34 Jahren lebe ich als Reformierte in einer solchen Lebensgemeinschaft, aktuell im Fokolar Adliswil bei ZH. In all unserer Verschiedenheit verbindet uns in der Gemeinschaft das Leben der Worte Jesu: insbesondere Sein Gebet: Vater gib, dass ALLE eins seien, wie wir (Joh. 17, 23), sein neues Gebot: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“ und die damit verbundene Gegenwart von Jesus in Mitten von 2 oder 3, die in seinem Namen zusammen sind, und schliesslich Sein Schrei am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – durch den ER für uns zum SCHLÜSSEL der Einheit mit Gott und auch zwischen uns Menschen geworden ist. Es geht um eine dynamische Einheit, die in barmherziger Liebe jeden Tag neu wachsen kann. In ihr entdecken wir auch unsere unterschiedlichen Wurzeln in neuem Licht. Schmerzlich Trennendes wandelt sich zu einem gegenseitigen Lernprozess, zur Bereicherung und Herzerweiterung für alle. Als Reformierte habe ich z.B. durch die Erfahrung unserer Gründerin, Chiara Lubich, Bedeutung und Wert der Eucharistie für die Einheit neu entdeckt. Denn wie für viele Reformierte, auch Pfarrpersonen, hatte dieses Sakrament für mich bisher wenig Bedeutung. Ich bat Jesus, mir eine neue Beziehung zum reformierten Abendmahl zu schenken. Auf meinem Weg dazu half mir der „Pakt der gegenseitigen Liebe“, wie er für die Fokolare vor der Eucharistiefeier wichtig geworden war. Wenn wir uns nun ‐ im Halbkreis um den Abendmahlstisch versammelt ‐ Brot und Kelch mit einem Segenszuspruch übergaben und uns in die Augen schauten, wurde mir plötzlich die untrennbare Verbindung zwischen dem Neuen Gebot und dem Abendmahl Jesu bewusst. Ich prüfte nun auch, wo meine Beziehungen verletzt waren und schaute mich bewusst im Halbkreis um. Das Versprechen Jesu: „Wo 2 oder 3 in meinem Namen (in meiner Liebe) versammelt sind, da bin ICH mitten unter ihnen“ erhielt eine neue Bedeutung: „ER selber ‐ als Gekreuzigter und Auferstandener – wollte unter uns Sein Abendmahl vergegenwärtigen, sich allen Gemeindegliedern ‐ auch den zuständigen Pfarrpersonen ‐ vorbehaltlos schenken, um uns als Seine Gemeinde in all unseren Beziehungen neu zu machen.“ Das reformierte Abendmahl ist so für mich ZUM ORT DER EINHEIT geworden, wo Christus alle meine Beziehungen ordnet, heilt und mich als Teil Seines EINEN Leibes sendet, damit ich meinerseits Brot für andere werde. Erstaunt und erfreut stellte ich fest, dass diese Erfahrung mich dem Reformator Zwingli und seinem gemeinschaft‐ lichen Abendmahlsverständnis sehr nahe bringt1 und dass sie auch für andere Reformierte hilfreich geworden ist, um einen lebensnahen Zugang zu diesem Sakrament zu finden. Fürbitte „Vater, gib dass alle EINS seien, damit die Welt glauben kann!“ Im Vertrauen, dass du auf unser gemeinsames Beten in deinem Namen hörst, rufen wir: lass alle Menschen, besonders die am meisten danach hungern und dürsten, deine heilende Gegenwart und Fürsorge erfahren und den Frieden unter allen wachsen – auch durch uns. Lied: „Dann wenn du bei uns bist“ ‐ je 1 Strophe in 3 Sprachen (Audio MP3 und Noten folgen) 1 Inzwischen hatte ich einiges über Zwinglis Abendmahlsverständnis erfahren und dabei mit Erstaunen festgestellt, dass – so viel ich verstand – es auch für ihn beim Abendmahl primär um die Gemeinde der Gläubigen als solche ging, die durch das Wirken des Geistes im Mahl in ihrer Ganzheit im Mystischen Leib Christi erneuert und aufgebaut wird; berufen, dem auferstandenen Christus durch die gegenseitige Liebe Raum zu geben in ihrer Mitte. Eben dieses gemeinschaftliche Verständnis von Zwingli und seine Bedeutung für uns Reformierte heute wurde kurz darauf an einem Bildungsabend in Zürch vorgestellt. Im anschliessenden Plenum kam prompt eine kritische Rückfrage aus dem Publikum, wo denn in unseren reformierten Gemeinden heute so gefeiert und gelebt werde. Ich fühlte mich angesprochen, kurz etwas von meiner Suche und Sinnfindung durch das Leben des Neuen Gebotes zu sagen. War es Zufall, dass jener Dozent in den darauf folgenden Wochen regelmässig mit seiner Studentengruppe an eben dieser Abendmahlsfeier am Dienstag teilnahm? Diese Erfahrung, aus dem Leben der Fokolar‐Spiritualität auch neue Zugänge und tieferes Verständnis für meine eigenen Glaubenswurzeln in den Ansätzen der Reformatoren wie Zwingli für mich und für andere zu erschliessen, war und ist für mich grundlegend und hat mir eine neue Freiheit im Leben eben dieser Spiritualität geschenkt.
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