Ein Welpe zieht ein

Ein Welpe zieht ein!
Eine informative Broschüre nicht nur
für Ersthundbesitzer!
Ein Welpe kommt ins Haus
Aber…
… bevor das geschieht, solltest Du einmal ganz tief in Dich gehen und
Dich ehrlich fragen, ob es überhaupt für Dich und Deine Familie Sinn
macht Dein/Euer Leben mit dem Leben eines Hundes teilen zu wollen!
Natürlich ist es eine Bereicherung, aber da wir hier über ein Lebewesen
sprechen, muß uns und Dir von Anfang an klar sein, daß ein Hund
individuelle und zum Teil sehr spezielle Bedürfnisse hat, die es zu
erfüllen gilt. Diese Bedürfnisse sind nicht statisch, sondern werden sich
im Laufe seines Lebens verändern und Dich immer wieder aufs Neue
vor die Herausforderung stellen diesen respektvoll gerecht zu werden.
Folgende Fragen stelle Dir bitte möglichst vorher:
Willst und kannst Du Dich einlassen auf das Abenteuer
Hund, in guten wie in schlechten Tagen und das sein
Leben lang?
Willst und kannst Du über lange Zeit Verantwortung
tragen und damit auch Abstriche machen – egal in
welcher Richtung - von Deinem bisherigen Leben?
Nur wenn Du diese Frage ausnahmslos mit einem Ja beantworten
kannst, bist Du wirklich bereit für den nächsten Schritt!
Welcher Hund, Rassehund oder Mischling, letztendlich der Richtige für
Dich ist, entscheidest Du ganz allein. Ebenso liegt es überwiegend an
Dir, wie Dein Hund sich entwickelt. Mit der Adoption eines Welpen
verpflichtest Du Dich für ihn zu sorgen, immer für ihn da zu sein, ihn vor
Belästigungen zu schützen, Dich aber auch darum zu kümmern, daß
Dein Hund niemanden belästigt, das ganze Hundeleben lang!
Um einen kleinen Einblick zu geben, was Du alles bedenken solltest
und wie vielschichtig die Auseinandersetzung mit der Spezies Hund
schon ganz am Anfang tatsächlich ist, sind hier folgende Anregungen
zusammen getragen:
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Die Ankunft:
Bei der Ankunft des Welpen in seinem neuen Zuhause in Deiner
Familie sind alle Mitglieder des Haushaltes anwesend. Bereits
vorhandene Hunde dürfen den Kleinen zuerst begrüßen, während sich
die Menschen ruhig (Kinder sitzen) im Hintergrund halten. Bei seiner
Erkundung der näheren Umgebung nimmt der Neuankömmling Kontakt
zu den menschlichen Familienmitgliedern auf. Erwidert dies freundlich!
Wichtig dabei ist, dass Kinder den Welpen auf keinen Fall hochheben
dürfen.
Beachte: Die Aufregung des gegenseitigen Kennenlernens bleibt in
der Regel nicht folgenlos. Die erste „Pfütze“ wird kommentarlos
entsorgt (ebenso wie die folgenden), der Welpe wird nicht im Anschluss
zu dem für das Geschäft vorgesehenen Ort (Garten oder anders)
getragen, weil er dadurch lernt „ich muss mich aufregen, um hinaus zu
kommen“!
Ein Welpe ist ein Lebewesen, keine Trophäe zum überall
Herumzeigen und für jedermann zum Angrapschen!
Die menschenfreie Ruhezone:
Ein Hundekorb, eine Decke oder
anderes stell Deinem Welpen zur
Verfügung! ER wird entscheiden,
ob, zu welchem Zeitpunkt oder an
welchem Ort der Wohnung/Haus er
seine
„menschenfreie
Zone“
annehmen wird. Das bedeutet, hier
ist sein Reich, hier darf er sich zu
jeder Zeit ungestört zurückziehen!
Dein Hund hat das Recht
auf seine Ruhezone, niemand
darf ihn dort stören!
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Die artgerechte Fütterung:
Bei der Auswahl des Futters bedenke bitte, dass je nach Alter des
Welpen unterschiedlich lange Verdauungszeiten vorliegen. Mit 8
Wochen ist der Kleine, direkt von der Milchbar der Mutter kommend,
gewohnt steten Zugang zur Futterquelle zu haben. Dies berücksichtigst Du bei der Anzahl und Menge der Futtergaben. Bei in Wasser
eingeweichtem Trockenfutter (zu Beginn bitte das beim Züchter
verwendete Trockenfutter geben, später mit der eigenen Wahl
ausgewogenem Welpenfutter vermischen!) sind ca. 5, beim BARFen
(Biologische Artgerechte Rohfütterung) ca. 7-8 Fütterungen pro Tag
nötig. Dies reduzierst Du ab einem Welpenalter von 10 Wochen auf 3
(eingeweichtes Trockenfutter)
bzw. 5-6 beim BARFen. Die
Verdauung Deines Kleinen
benötigt ca.12 Stunden für die
Trockenfutterration und ist um
die Hälfte schneller bei
Rohfutter. Der Welpe darf in
der ersten Zeit stets so viel
fressen wie er möchte und
das
möglichst
ungestört.
Frisches Wasser bitte IMMER bereit stellen!
Ein Welpe/der Hund ist ein Raubtier! Fleisch ergänzt mit
Früchten und Gemüse ist daher artgemäße Nahrung!
Das große und kleine Geschäft:
Schläft der Welpe ein, erschöpft von den vielen Eindrücken, trägst Du
ihn sofort nach dem Aufwachen hinaus, um ihn sein Geschäft machen
zu lassen!
Auch nach dem Fressen gilt – RAUSBRINGEN, damit der Kleine sein
Geschäft erledigen kann. Sollte er nach dem Fressen spielen wollen,
achte unbedingt darauf, dass er nicht rennt oder springt, weil es zu
einer gefährlichen und unter Umständen tödlichen Magendrehung
kommen kann. Alternativ kannst Du ihm alle bodennahe Spiele (Zerr-,
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Such- und Kontaktspiele) anbieten. Auch die Gabe von rohen nicht
splitternden Rinderknochen ist zum Beispiel als Beschäftigung erlaubt.
Ein ca. 8 Wochen alter Welpe muss etwa alle 3 Stunden, ein ca. 10
Wochen alter ca. alle 4 Stunden hinaus, um sein Geschäft zu
erledigen, auch in der Nacht! Das heißt für Dich: Wecker stellen!
Beachte: Der Garten ist während
des ersten halben Jahres der ideale
Gassiplatz. Steht Euch dafür kein
Garten zur Verfügung gilt die Regel:
Geschäft erledigt (und per Beutel
entsorgt!), zurück nach Haus!
Beobachte Deinen Welpen, nach
einiger Zeit erkennst Du die
Zeichen, die Dir sagen, dass er mal
wohin muss!
Einen Welpen mit der Nase in sein Malheur/ seine
Pfütze zu drücken ist rohe üble Gewalt!
Gesundheit und Pflege:
Hat Dein Kleiner sein großes Geschäft erledigt, wirf immer einen Blick
darauf! Ist der „Haufen“ ziemlich fest, bröckelig und von weißer
Konsistenz kann es sein, dass Dein Hund zu viel Knochen/
Knochenmehl bekommt! Zu dünner Kot ist ein Zeichen für ein
Unwohlsein des Welpen. Das kann verschiedene nicht zu
unterschätzende Ursachen haben. Beispielsweise Spul- und
Hakenwürmer, die der Kleine immer wieder bei der Erkundung seiner
neuen Umgebung aufnehmen kann, könnten der Grund sein. Ein
Tierarzt des Vertrauens möglichst aus Deiner Umgebung hält für die
regelmäßige Entwurmung geeignete Präparate bereit. Ebenso berät er
Dich bei den notwendigen Impfungen und bei der vorbeugenden
Behandlung gegen weitere Parasiten wie Flöhe, Zecken u.a. oder wenn
Dein Kleiner mal krank ist!
Zur Pflege Deines Hundes gehört das Bürsten (und/oder Trimmen) des
Felles, die Kontrolle und bei Bedarf das Reinigen der Ohren, der Augen
und der Pfoten/Krallen. Das Fell des Hundes reinigt sich in der Regel
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selbst und bedarf eigentlich nur im arg riechenden oder stark
modderigen Notfall eines warmen Bades.
Beachte: Das Tragen des Welpen ist besonders auf Treppen aus
gesundheitlichen Gründen notwendig.
Beachte: Wenn Dein Hund winselt, weint oder sich anders als sonst
verhält, dann ist etwas nicht in Ordnung – es hat immer einen Grund!
Es liegt in Deiner Verantwortung, die Ursachen herauszufinden, notfalls
mit Hilfe eines Tierarztes!
Einige Hundehalter sind der Meinung, dass ihr Hund sie nur ärgern
wolle. Das ist eine rein menschliche Annahme, anderen böse
Absichten zu unterstellen! Hunde wollen ihren Menschen stets gefallen!
Sie leben im Hier und Jetzt, denken weder an die Zukunft noch leben
sie in der Vergangenheit – noch hegen sie böse Absichten.
Eine wohl dosierte Mischung aus Bewegung und Spiel,
genügend Schlaf, gesunder Ernährung und vor allem
ausreichend liebevollen Kontakt zu seinen Menschen
sorgen primär dafür, dass es Deinem Kleinen gut geht!
Die Zähne:
Der Welpe hat wie kleine Kinder auch
ein Milchgebiss, welches er mit 4-6
Monaten Stück für Stück in ein
bleibendes Gebiss wechselt. Während
des
Zahnwechsels
nimmt
seine
Kauaktivität zu, geeignetes Spielzeug
erleichtert dem Kleinen das Ganze.
Fütterst Du Deinen Hund mit Fertigfutter
dann achte bitte darauf, dass er sich regelmäßig an einem Knochen die
Zähne „sauber kauen“ kann! Passende Spielzeuge, wie Taue aus
besonderem Material, helfen ebenfalls bei der Zahnreinigung. Du
kannst Deinen Hund natürlich auch daran gewöhnen, dass Du ihm
regelmäßig die Zähne putzt!
Beachte:
Schuhe sind als Kauersatz nicht nur während des
Zahnwechsels bei Welpen beliebt! Also, die guten Schuhe wegräumen!
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Der Alltag:
Es ist für alle im Haushalt lebenden Mitglieder wichtig, bald zum Alltag
über zu gehen und dabei aber stets Rücksicht auf den kleinen
Vierbeiner zu nehmen. Auf diese Weise wird der Welpe nach und nach
mit der alltäglichen Geräuschkulisse (TV, Staubsauger, Waschmaschine, etc.) vertraut gemacht. Kinder und Welpen verstehen sich
normalerweise gut, dennoch sollten Kinder angehalten werden, ruhiger
zu sein, besonders in Lautstärke und Spiel und dies selbstverständlich
unter Aufsicht Erwachsener. Natürlich muss der Welpe UNGESTÖRT
ausschlafen dürfen. Nachts darf der Kleine in Deiner Nähe schlafen.
Dies schließt idealerweise Dein Bett mit ein.
Beachte: Dein kleiner Hund spielt wie jedes andere Baby auch die
Hauptrolle in Deiner Familie! Sprich/ruf ihn ab der ersten Minute immer
liebevoll mit Namen an. Auch Höflichkeit und Respekt ihm gegenüber
sollen nicht vergessen werden! Dazu gehört ein ehrliches
„Entschuldigung“ genauso wie „Bitte“ und „Danke“!
Prinzipiell sollte der Welpe in den ersten vier Wochen in dem neuen
Zuhause
- nie alleine gelassen werden, danach erst Schritt für Schritt ans
Alleinsein herangeführt werden
- keinen Kontakt zu unbekannten Hunden haben sowie
- keinen Kontakt zu fremden Personen haben. (z.B. Familienfeierlichkeiten im eigenen Haus werden verschoben)
Dies ist wichtig, um das Vertrauen des Kleinen zu SEINER
Bezugsperson oder -personen aufzubauen und zu festigen.
Ignoriere nie Deinen Welpen und seine Bedürfnisse! Er ist
gerne nah bei Dir, da fühlt er sich sicher und geborgen!
Geschirr und Leine:
Nach der häuslichen Eingewöhnungsphase von ca. 1 bis 2 Wochen
kannst Du mit dem Anlegen von Geschirr und Leine beginnen. Mach
Deinen Kleinen erst einige Tage minutenweise mit dem Geschirr
vertraut, bis er es wie selbstverständlich trägt! Der Handel hält
passende gepolsterte Geschirre in allen Größen bereit! Achte beim
Kauf auf die Größenverstellbarkeit, denn Dein Kleiner wächst ja noch!
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Beachte: Ein Halsband ist ungeeignet, da der Welpe (wie übrigens
ein großer Hund auch) sich durch Ziehen an der Leine und dem damit
verbundenen Druck auf den Hals und die Nackenwirbelsäule
Schädigungen zuziehen kann. Ebenso
ungeeignet ist eine s.g. Flexizugleine, an
der ein Hund permanent nach vorne
ziehen muss, um Raum zu gewinnen
und die somit immer auf Spannung
steht.
Das allererste Leinentraining ist immens
wichtig, damit der Hund später ruhig an
der Leine geht.
Hier eine etwas
ausführlichere Anleitung:
Beginne damit an einem Ort, wo keine Hindernisse im Weg
herumstehen (z.B. Garten, Flur)! Der Welpe wird entweder
a) sofort anfangen, sich gegen das Festhalten (Leine, Geschirr) zu
wehren, er wird sich ins Geschirr werfen, herum hüpfen und alles daran
setzten, dieses Ding, das ihn hält, loszuwerden. Du hockst Dich nieder,
hältst das Ende der Leine (denke daran, 2 m!) fest und lockst Deinen
Welpen mit süßer Stimme (leise sprechen, ruhig bleiben, nicht
übertrieben quietschen) zu Dir heran. Er wird zunächst evtl. nicht
reagieren. Du verharrst in dieser Position, hältst die Leine fest, gibst
weder nach noch ziehst Du den Kleinen zu Dir heran, du hältst einfach
nur fest und begrenzt dadurch den „Spielraum“. Das ist sehr wichtig für
jedes künftige „an der Leine gehen“. Wenn Dein Welpe auf Dein
Locken reagiert und zu Dir kommt, lässt Du die Leine in ihrer vollen
Länge, Du holst die Leine nicht ein, sondern lässt sie einfach liegen,
tröstest Deinen Kleinen. Du wartest so lange ab, bis der Kleine ruhig
bleibt und nicht mehr gegen die Leine und das Geschirr kämpft. Das
kann u. U. eine ganze Weile dauern. Wann immer Dein Hund dabei zu
Dir kommt, lobst Du ihn (verbal und leise), streichelst ihn und lässt ihn
wieder gehen. Es ist von enormer Wichtigkeit, dass Du gehockt bleibst
und absolut passiv! Wenn Du hier falsch reagierst, kann es bereits jetzt
zu einem Vertrauensbruch kommen, noch bevor Du Gelegenheit
hattest, eine Beziehung zu Deinem Hund aufzubauen. Das wäre nicht
nur schade, sondern für die weitere Entwicklung mehr als schädlich!
Wenn Dein Hund jetzt also gelernt hat, dass er nicht weiter als 2 m von
Dir weg kann, sich aber innerhalb dieser Begrenzung frei bewegen
kann, stehst Du auf und gehst – Deinen Hund leise lockend, ein paar
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Schritte vorwärts. Auch jetzt hältst Du lediglich das äußerste Ende der
Leine fest. Sobald der Welpe wieder anfängt, sich aufzulehnen, bleibst
Du stehen und tust gar nichts, außer ihn wieder zu Dir zu locken. Die
ganze Übung sollte nicht länger als 3 Minuten dauern, nachdem Dein
Hund aufgehört hat, sich aufzulehnen. Dann nimmst Du ihm das
Geschirr ab, lobst ihn (wieder mit Kraulen, Spielen – nicht mit Leckerli)
und Schluss! Einige Stunden später wiederholst Du das Ganze,
niemals länger als 3 Minuten! Oder:
b) er bleibt stocksteif stehen und bewegt sich gar nicht mehr. In diesem
Fall lockst Du ihn zu Dir, ganz vorsichtig und gehst, wenn er bei Dir ist
und Du ihn kurz gestreichelt hast, ein oder zwei Schritte rückwärts und
lockst ihn wieder. Das wiederholst Du so lange, bis er sich an die
Sache gewöhnt hat. Wenn Du das nicht innerhalb von 5 Minuten
hinbekommst, hörst Du trotzdem auf wie oben beschrieben (Geschirr
ablegen, spielen oder kraulen und Schluss) Auch dann wiederholst Du
das einige Stunden später. Meist ist es mit höchstens 4
Wiederholungen getan und der Kleine hat begriffen, dass die Leine ihn
begrenzt.
Zieh bitte niemals aktiv an der Leine! Nimm niemals die
Leine kürzer! Und vor allem, werde niemals ungeduldig!
Selbstverständlich ist für Welpen
ohne direkten Zugang zu einem
gesicherten Garten das Anlegen
eines Geschirrs mit Leine beim
Verrichten des Geschäfts PFLICHT
– Safety first (Sicherheit an erster
Stelle) - nicht zu verwechseln mit
dem Gehen an der Leine!
Beachte: Der Folgetrieb wird beim Welpen bis zur 8. Woche von der
Mutter gelernt. Diesen kann man sich sehr gut bis zur 10. Woche zu
Nutze machen. Sollte der Welpe diese Lernphase aus welchen
Gründen auch immer (von Mutter verstoßen, zu früh von der Mutter
getrennt worden, etc.) verpasst haben, kennt er keinen Folgetrieb! Das
bedeutet, dass Du nicht automatisch davon ausgehen kannst, dass der
Welpe Dir, seinem Menschen, unbedingt folgt.
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Wie der Wolf zum Hund wurde:
An dieser Stelle bietet sich ein kleiner Exkurs in die Geschichte des
Haushundes und das Leben seiner Vorfahren an, die jeder
Hundebesitzer kennen sollte.
Hunde stammen eindeutig vom Wolf ab. Man nennt diesen Vorgang
auch Domestizierung.
Wissenschaftler vermuten, daß die Domestizierung des Hundes vor ca.
19000 bis 40000 Jahren begann.
Wissenschaftler stellten sich auch die Frage, warum sich ausgerechnet
Wölfe den Menschen anschlossen, es hätten ja auch Füchse oder
andere Tiere sein können. Sie kamen zu folgendem Schluß:
Der Wolf schloss sich dem Menschen an und wurde zum
Hund, weil er in der menschlichen Familie ähnliche
Sozialstrukturen vorfand wie in der Wolfsfamilie.
Das
Zusammenleben
von freilebenden Wölfen
in einem Rudel, so der
biologische Begriff einer
Wolfsfamilie, wird heute
wie
damals
durch
komplexe
soziale
Regeln bestimmt.
Eine Familie besteht aus dem Elternpaar, welches meist ein Leben
lang zusammen bleibt, und Welpen aus dem aktuellen Wurf des
Jahres. Oft gehören auch Wölfe aus den Würfen der Vorjahre dazu,
vereinzelt auch Alttiere. Die Arbeit wird geteilt, es gibt Jäger, Wächter
und Kindergärtner. Die FÜRSORGE des Rudels gilt allen, auch älteren
und kranken Tieren.
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Dieser soziale Zusammenhalt und die Zuverlässigkeit der Familie
ermöglicht den Wölfen die Anpassung und somit ein Überleben in den
verschiedensten Gebieten der Erde.
Wie geht die Erziehung des Nachwuchses in einer Wolfsfamilie von
statten? Die gesamte Familie ist daran beteiligt.
Die Wolfseltern tragen die Verantwortung!
Alle gemeinsam sorgen für Futter, Sicherheit, Schutz und dafür, dass
die Wolfskinder all das lernen, was sie für ihr zukünftiges Wolfsleben
benötigen, damit sie in der Wildnis überleben können. Bis zu einem
bestimmten Alter genießt der Wolfsnachwuchs beinahe sämtliche
Freiheiten. Er tanzt den Alttieren sprichwörtlich auf der Nase herum.
Benimmt ein Wolfskind sich daneben, insbesondere, wenn es um seine
eigene Sicherheit geht, dann wird es zur Ordnung gerufen. Dabei
kommen auch mal kurzzeitig die Zähne, knurrende Laute und teilweise
der Körper zum Einsatz. Wölfe erziehen aus der Situation heraus, aber
niemals mit Vorsatz. Das heißt, kein Wolf schafft eine Situation, wo er
von vorn herein weiß, dass ein Welpe darauf hineinfällt und
anschließend dann vom Alttier bestraft wird
.
Instinktiv
werden
sämtliche seelischen
Grundbedürfnisse wie
Respekt, Neugierde,
Gefühle,
Erfahrungsräume,
Mitsprache, Intimität,
Bewegung
,
Sicherheit, Vertrauen,
Liebe,
Ruhe
und
Gewaltfreiheit erleben
und erfahren, in einer
Wolfsfamilie befriedigt!
Ein Wolfsrudel lebt nach individuellen Regeln. Die bestehen einerseits
aus den Verhaltensregeln der Natur, die unter anderem das Überleben
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des Rudels sichern und andererseits sind sie bedingt durch das
Umfeld, in dem das Rudel lebt.
Nach diesen Regeln werden Grenzen gesteckt, die in bestimmten
Situationen fließend sein können.
Eine Wolfsfamilie wohnt beispielsweise am Fluss. Dieser Fluss führt
im Frühjahr Hochwasser, während er zu den anderen Jahreszeiten
ein ganz flaches ruhiges Gewässer ist! Im Frühjahr ist der Aufenthalt
am Flussufer gefährlich, also werden die Welpen lernen, dass sie
dort zu der Zeit nichts zu suchen haben. Zu den anderen
Jahreszeiten wird diese Grenze gelockert, weil sie nicht mehr
lebensbedrohlich für die Kleinen ist. Das Setzen dieser Grenze
macht also einen Sinn für alle Beteiligten und gilt in erster Linie dem
Schutz des Nachwuchses!
Das Lernen, sich innerhalb von Grenzen zu bewegen,
die unter bestimmten Umständen fließend sein können,
ist Erziehung.
Die Wolfseltern bieten den Familienmitgliedern Sicherheit und eine
souveräne Führung ohne diese gravierend in ihrer persönlichen
Entwicklung und Entfaltung zu behindern! Das tun sie, weil sie auf
Grund ihres Alters
die
meiste
Erfahrung
besitzen
und
nicht, wie noch
häufig propagiert,
weil
sie
am
stärksten sind und
sich
durch
Machtkämpfe
diese
Stellung
eroberten!
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Einige überholte Erziehungsmethoden bedienen sich noch dieses
Irrglaubens.
Wissenschaftler haben schon seit einiger Zeit festgestellt, dass ein
freilebendes Wolfsrudel aus einer Familie besteht, in der keine
permanent zu verteidigende Rangordnung herrscht.
Durch die souveräne Führung der Alttiere kann sich ein
stabiler sozialer Familienverband entwickeln!
Dein Hund sieht Deine Familie als seinen sozialen Familienverband an.
Das wölfische Erbe Deines Hundes ist sozusagen die Fähigkeit, sich
freiwillig in Deine Familie einzubinden, ein Teil davon zu sein!
Das soziale Erbe:
Wie sieht es nun aus in der hoch entwickelten Familie Mensch der
westlichen Welt von heute, in der Mensch und Hund zu Hause sind?
Gibt es noch so viele Gemeinsamkeiten in den sozialen
Familienstrukturen wie damals, zu Zeiten der Domestikation?
Die menschlichen Familien sind heute deutlich kleiner als früher. Das
gesellschaftliche Leitbild ist eine ungebundene Lebensführung. Die
Kinder werden in eine scheinbar heile Welt geboren, wobei heile Welt
in erster Linie ein heiler materieller Status bedeutet - schicke Wohnung,
Familienauto und ein gesicherter
Job. Dieser Status erhält Vorrang
vor
einer
sozial
stabilen
Familienkonstellation.
Eltern
verbringen weniger Zeit mit ihren
Kindern (und Hunden!) und stehen
auch emotional weniger für sie zur
Verfügung.
Dazu kommt ein ungeheurer
Einfluss von Außen, dem sich der
Mensch
immer
bereitwilliger
ausliefert. Die Meinungen anderer
sind
wichtiger
als
Empathie,
Bauchgefühl
und
die
eigene
Intuition.
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Die Gesellschaft beherrscht ein konsum-medial bestimmtes Weltbild.
Mit dieser Beeinflussung leben Kinder wie Erwachsene jeden Tag.
Die Menschen reduzieren den Wert ihres Gegenübers oft nur auf die
Funktion. Dabei ist es egal, ob es sich um einen Gegenstand oder ein
Lebewesen handelt.
Der Hund vertraut auf seine Familie, so wie er es von seinen Ahnen in
die Wiege gelegt bekam. Allerdings ist die menschliche Familie längst
nicht mehr so zuverlässig und vertrauenswürdig.
Der Mensch versucht in der heutigen Zeit durch Kontrolle und Dressur
den einstigen Partner und Freund Hund zu einer funktionierenden
Marionette zu machen! Damit bringt der Mensch den Hund in schwere
körperliche und seelische Bedrängnis.
Der Hund ist ein fühlendes soziales Lebewesen mit
seelischen Grundbedürfnissen in Deiner intakten Familie!
Der Methodenwahnsinn in der Hundeerziehung
Sicherlich hast Du Dich als (zukünftiger) Welpenbesitzer mit den
verschiedenen Methoden der Hunderziehung befaßt.
Hinterfrage und prüfe kritisch jede dieser Methoden, welche Folgen sie
letztendlich für Dich und Deinen Hund haben kann!
Jede dieser Methoden
beansprucht für sich
die außergewöhnliche
Erziehungsmethode zu
sein, mit der der
Mensch seinen Hund
zu dem gesellschaftlich geforderten Musterhund macht, der zu
jeder Zeit kontrollierbar
ist!
Bilde Dir Deine eigene Meinung! Höre nicht auf alles, was
man Dir als „gut“ verkaufen will. Höre auf Dein Herz!
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Viele Erziehungsmethoden basieren auf dem Irrglauben, dass der
Hund den Menschen dominieren wolle! Der Mensch müsse dem Hund
permanent zeigen, wer der Herr im Hause ist. Darum wird der Hund
ständig gemaßregelt, kommandiert und kontrolliert.
Über Bestrafung (auch Ignorieren ist Strafe!), Ausgrenzung (keine
Teilhabe am Familienleben) und Einschränkung (von Ressourcen und
Bedürfnissen wie Fressen und Spielzeug, aber auch Sozialkontakten)
wird dem Hund seine soziale Kompetenz und somit seine Würde
genommen.
Ganz viele moderne Erziehungskonzepte werden als die guten
Supermethoden angepriesen, weil der Hund nur über die s.g. positive
Bestärkung trainiert wird. Diese Methoden verfolgen ebenfalls nur ein
Ziel: Der Hund soll mit Hilfe von Trainings kontrolliert werden und
funktionieren – mit denselben fatalen Folgen für den Hund: Den Verlust
seiner sozialen Kompetenz und seiner Würde.
Ob über Strafe erzwungen oder positiv belohnt:
Das Ziel, über Dressur einen funktionierenden Hund zu
erschaffen, ist und bleibt unsinnig!
Für über Gefühle und Emotionen agierende und kommunizierende
Lebewesen wie den Hund ist eine solche Gefühlskälte und die
Reduktion auf das „Funktionieren“ unverständlich und im höchsten
Maße verunsichernd. Als Ergebnis stellen sich entweder Probleme im
Zusammenleben mit seinen Menschen oder Artgenossen ein oder die
Hunde resignieren und fügen sich in ein „emotionsloses Leben“!
Sinnvolle Erziehung:
Erziehung findet immer dort
statt, wo eine Familie, ein
Mensch und Hund zusammen
lebt, wo man zusammen ist,
gemeinsam
aufsteht,
spazieren geht, spielt, usw.
keinesfalls
auf
einem
Hundeplatz
oder
einem
Trainingsgelände!
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Die Erziehung Deines Welpen ist also ganz alltäglich und
selbstverständlich und irgendwie unspektakulär.
Fünf Säulen einer guten Erziehung spielen bei der Förderung der
Entwicklung Deines Hundes eine bedeutende Rolle und können als
Grundsätze Eures guten Miteinanders angesehen werden:
Emotionale Wärme
Hierzu gehört, Deinem Welpen/Hund echte Anteilnahme zu zeigen und
sich ihm aufmerksam zuzuwenden. Dies kann sich in Körperkontakt –
wobei dieser nicht erzwungen werden darf, aber auch durch Lächeln,
Trost und Blickkontakt o.ä. zeigen.
Achtung und Respekt
Hunde verhalten sich aufgrund ihrer Art und auch aufgrund der
jeweiligen Entwicklungsstufe anders als Menschen.
Dies solltest Du Dir immer wieder bewusst machen und Deine volle
Aufmerksamkeit auf die gerade aktuelle Entwicklungsstufe sowie das
normale Verhalten des Hundes lenken. Dabei spielt auch Vertrauen in
die Fähigkeiten Deines Hundes und Respekt eine bedeutende Rolle.
Kooperation
Kooperation bedeutet, dass Du darauf achtet, das Wesen, die
Emotionen und den Entwicklungs- und Gemütszustand des Hundes in
Entscheidungen mit einzubeziehen. Es geht also um Euer Miteinander,
aber auch um das gegenseitige Verstehen und manchmal auch darum,
um das Verständnis des anderen zu kämpfen.
Struktur und Verbindlichkeit
Für Deinen Welpen ist es sehr wichtig, dass er Verlässlichkeit und
Kontinuität spürt und so für sich Handlungssicherheit gewinnt. Dazu ist
es wichtig, dass klare Regeln und Strukturen festgelegt und
kommuniziert werden und sich alle, auch die Menschen Eurer Familie,
daran halten.
Umfangreiche Förderung
Dein Hund sollte von Dir in allen Bereichen – also in
intellektuellen, motorischen und sinnlichen Bereichen – gefördert und
unterstützt werden. Dadurch lernt er, ebenso wie ein Kleinkind,
Zusammenhänge herzustellen und zu verstehen.
Für die Persönlichkeitsentwicklung Deines Hundes ist die Bindung zu
Dir und Deiner Familie, seinen Menschen, äußerst wichtig, wesentlich
wichtiger als die Bindung zu Artgenossen.
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Verstehe diese fünf Säulen als Deinen Richtungsweiser. Euer Alltag ist
natürlich deutlich vielschichtiger. Keiner ist fehlerfrei und Du als
(frischer) Hundehalter bist kein Erziehungsroboter.
Daher ist insbesondere Deine Selbstreflexion und Selbstakzeptanz
eigener Unzulänglichkeiten sowie Selbsterziehung der Schlüssel zum
Erfolg und weniger das fehlerfreie Erziehen.
Dazu gehört, Fehler zu erkennen und jeden Tag aufs Neue zu
korrigieren und so an sich zu arbeiten.
Beachte: So
genannte Erziehungshalsbänder mit Strom, Stacheln,
Zischen oder Wasser fügen dem Hund Schmerzen zu. Diese
„Hilfsmittel“ sind bösartige Folter – also Hände weg!
Beachte: Du und Deine Liebe sind die beste Motivation für
Deinen
Hund! Permanente Leckerlibelohnung und unnatürliche Lockrufe
hingegen stören Euren sozialen Kontakt zueinander. Der Hund tut nur
noch was für eine Belohnung. Du bist nur der Leckerliautomat, als
Mensch wirst Du so uninteressant für Deinen Hund! Möchtest Du das?
Beachte:
Die einzigartigen Umstände, wie Wohnung oder Haus,
Stadt oder Dorf, in der Deine Familie lebt, sowie Dein soziales Umfeld
privat wie auch arbeitsmäßig ist für den Kleinen maßgebend. Er wird in
diesem einmaligen Umfeld seinen Platz finden!
Beachte: Der Mensch und somit Du übernimmst die Rolle der Eltern
und bietest ihm Liebe, Vertrauen, Geborgenheit und Schutz. Dein Hund
ist ein Lebewesen, welches die gleichen (seelischen) Bedürfnisse hat
wie ein kleines Kind! Du trägst die Verantwortung, von Beginn an!
Nimmst Du Deinen Welpen nach den oben angeführten Säulen und
Regeln in Deine Familie auf, wird er Dir zukünftig vertrauensvoll folgen
und zu Dir stehen.
Gehorsamkeitsübungen, wie Sitz, Platz und Fuß sind
Dressur und haben nichts mit Erziehung zu tun!
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Der Rückruf:
Rufen und der Hund kommt – natürlich ist das der Wunsch eines jeden
Hundebesitzers.
Ab der 16. Woche beginnst Du beim Spielen den zuverlässigen
Rückruf einzubauen, dessen anfängliches Nichtbefolgen unbedingt
Konsequenzen haben muß, die sich wie folgt darstellen können:
Du rufst Deinen Welpen und er kommt nicht, dann wäre …
Beispiel eins: … Deine Konsequenz, daß Du Dich umdrehst und
weggehst. Dein Welpe lernt so, daß sein Mensch weg ist, wenn er nicht
auf den Ruf reagiert.
Beispiel zwei: … für
Deinen
Hund
die
Konsequenz, das er das
Gefühl bekommt, er hätte
etwas
Spannendes
verpaßt. Du beschäftigst
Dich dafür intensiv mit
einer Stelle auf dem
Boden, kommt nun Dein
Hund um zu sehen, was
es dort gibt, stehst Du
sofort auf und gehst, ohne
näher auf den Hund einzugehen … auch ohne sofortiges Lob!
Beachte: Das Loben (hier für
die Nähe zu seinem Halter) darf erst
erfolgen, wenn der Kleine etwa 3 Schritte mit Dir gelaufen ist.
Schimpfen und Maßregeln, wenn der Rückruf mal nicht
klappt, sind absolut fehl am Platz!
Genauso wenig ehrlich und bindend ist die permanente
Belohnung mit einem Leckerli!
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Spiel und Beschäftigung:
Spiel ist für Dich und Deinen Welpen eine super Gelegenheit, sich
kennen zu lernen und gemeinsam Spaß zu haben. Rennspiele,
Rumrangen, Verstecken – miteinander Lachen – probiere aus, was
Deinem Kleinen und Dir am Besten gefällt! Wenn Dein Hund Dich zum
Spiel auffordert, dann geh darauf ein! Achte auf einen angemessenen
Wechsel aus Spiel und Ruhezeiten! Beim Spiel kann es passieren, daß
Dein Hund Dich mit seinen Zähnen festhält. Wird es zu arg, zeig ihm
durch einen Schmerzlaut, daß es Dir weh tut. Er wird es verstehen!
Beachte:
Zu viel Beschäftigung (wie oft empfohlen) überfordert
Deinen Welpen. Die negativen Folgen sind stressabhängige
Verhaltensauffälligkeiten, beispielsweise permanentes Bellen, nervöses
Umherlaufen usw. Deshalb gilt unbedingt: Weniger ist Mehr!
Interessiert sich Dein Hund z.B. für Zerren, Suchen, Kontakt, Rennen
u.a.? Bietet Dein Kleiner solche Aktivitäten an – laß es zu! Dein Hund
darf dabei ganz selbstverständlich bei z.B. Zerrspielen gewinnen, dies
fördert sein Selbstbewußtsein. Er wird mit Sicherheit nicht gleich die
Weltherrschaft an sich reißen, wenn er es tut.
Der Welpe und auch später der erwachsene Hund
wollen keine Rangordnung festigen und somit auch keine
Dominanz klären.
Spielzeug:
Jedes Baby/Kind braucht Spielzeug!
Stell Deinem Hundebaby eine kleine
Auswahl (mindestens 5-10) zur
Verfügung und lass ihn sein
Lieblingsspielzeug selbst wählen!
Achte darauf, dass das Spielzeug
weder aus giftigem Material noch aus
kleinen Teilen besteht, die der Kleine
verschlucken könnte.
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Das Wegräumen des Spielzeuges in eine geeignete Kiste kannst Du
gemeinsam mit Deinem Hund als ein spannendes Spiel gestalten!
Der HUND fordert zum Spiel auf und beendet dieses auch, nicht der
Mensch!
Beachte:
Für kleine Hunde ist alles Neue interessant und wird
gerne untersucht. Achte darauf, dass Dein Welpe sich bei seinen
Erkundungen nicht verletzt bzw. Risiken aussetzt. Eine Steckdose und
lose Kabel beispielsweise können schon sehr gefährlich sein!
Der Kleine selbst ist kein Spielzeug für die Mitglieder
Deiner Familie und wird auch nicht als solches an
andere, Kinder wie Erwachsene, ausgeliehen!
Andere Hunde:
Ignoriere fremde Hunde bzw. verscheuche sie bei aufdringlichen
Annäherungsversuchen! So lernt Dein Hund, daß Du für ihn die
Sachen regelst, ihn beschützt und auf ihn acht gibst! Das stärkt das
Vertrauen des Kleinen zu Dir!
Beachte:
Der oft gepriesene Welpenschutz gilt nur innerhalb der
Hundefamilie, aus der der Welpe stammt.
Ein souveräner, bekannter Hund darf anfangs unter Aufsicht kurzzeitig
in Kontakt (z.B. spielend) mit Deinem Kleinen treten, sofern beide
Interesse zeigen.
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Die althergebrachte Aussage „Hunde regeln die Dinge
unter sich!“ überlässt den Hund sich selbst und ist daher
falsch! – Du beschützt doch auch Dein Kind vor Rüpeln!
Der Kleine bekommt mit Deiner Hilfe nach der Eingewöhnungsphase
die Möglichkeit, soweit sie im eigenen häuslichen Umfeld nicht besteht,
einige gute Hundefreundschaften zu schließen. Was jedoch keinesfalls
bedeutet, daß er mit jedem Hund Freund sein muß!
Das Spiel und der Kontakt mit einem Artgenossen
ersetzt in keinem Fall Dich, den Spielgefährten und
Sozialpartner Mensch!
Übrigens ist es für Dich und Deinen Welpen weder notwendig noch
empfehlenswert Welpenerziehungskurse (wie vielerorts angeboten) zu
besuchen! Den notwendigen Sozialkontakt sowie seine Erziehung
erhält er allein bei Dir und in Deiner Umgebung!
Fremde Menschen:
Welpen sind niedlich und es
liegt in der Natur der
Menschen, kleine putzige
Lebewesen streicheln zu
wollen. Gestatte nicht, daß
Dein Kleiner ständig von
Fremden angefaßt wird! So
beschützt Du Deinen Hund
mit dem Nebeneffekt, daß
er auch später nicht ständig
zu allen Leuten hinläuft, sie
anspringt usw.
Beachte:
Vermeide mit Deinem Welpen Menschenaufläufe bzw.
daß sich Menschen über ihn beugen. In einem Selbsttest, bei dem Du
Dich in die Situation Deines Kleinen versetzt, wirst Du erfahren, warum!
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Pubertät und andere Normalitäten:
Ein Welpe durchläuft ähnliche
Phasen wie unsere Kinder.
Dazu
gehört
auch
die
Pubertät. Zum Beispiel hört
der
halbwüchsige
Welpe
plötzlich gar nicht mehr,
macht Dummheiten wie in
„Kindertagen“!
Die jungen Rüden finden die
„Mädchen“ nicht nur wie
bisher als Spielkameraden
interessant und sie beginnen
beim pullern das Bein zu heben. Die heranwachsenden Hündinnen
steuern mit ca. 6-8 Monaten der ersten Läufigkeit entgegen.
Beachte:
Eine halbwüchsige Hündin kann schon bei der ersten
Läufigkeit gedeckt werden! Schütze Sie in dieser
Zeit besonders!
Sei verständnisvoll zu Deinem Teenie-Welpen
und verzeih ihm die eine oder andere
Ungezogenheit in dieser pubertären Zeit. So
wird er auch weiterhin Vertrauen zu Dir haben.
Der Welpe ist für 1-2 Jahre als Baby zu
betrachten, abhängig von der Rasse und vom
einzelnen Individuum.
Fakt ist, daß aus dem kleinen niedlichen Welpen in dieser kurzen Zeit
ein ausgewachsener Hund wird, der zumeist sein Aussehen verändert.
Fast immer zu unserem Leidwesen ist es normal, daß Welpen/Hunde
nach Mäusen buddeln und diese dann ganz flink verspeisen oder dass
sie Kot von anderen Tieren (Katzen, Schafe, Pferde u.a.) fressen! Eine
regelmäßige Entwurmung ist daher sehr wichtig! Bedenklich ist es
allerdings, wenn Hunde ihren eigenen Kot zu sich nehmen!
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Bellen und Knurren sind normale Lautäußerungen, mit denen Dein
Welpe Dir oder seiner Umwelt etwas sagen will. Beobachte Deinen
Hund und Du wirst bald herausfinden, wie die Hundesprache
funktioniert. Wenn Du mit Deinem Hund sprichst, kannst Du es in
Sätzen tun. Außerdem wirst Du bald feststellen, daß Dein Hund auf
Deine Stimmungen reagiert! So respektvoll, wie Du Dich in Deiner
Umwelt bewegst, wird sich auch Dein Hund bewegen. Verhalte Dich
immer fair, ehrlich und authentisch. Sei ein gutes Vorbild für Deinen
Hund, von Dir wird er eine ganze Menge lernen ...
… und nun - auf ins Welpenabenteuer!
Gerne stehe ich Dir für weitere Fragen und Anregungen mit Rat und
Tat zur Seite.
Herzliche Grüße von Kathrin Richter
E-Mail:
Homepage:
[email protected]
www.pfotenpenne.de
Diese Broschüre entstand in Zusammenarbeit mit dem Hundeguruteam!
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Texte/Gestaltung: (c) KaRi
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