Technologiemanagement - Universität des Saarlandes

Modul Technologiemanagement: Seminar
UdS
Technologiemanagement
Sven Heidenreich
Juniorprofessur für Technologie- und Innovationsmanagement
Universität des Saarlandes
Aufbau des Moduls Technologiemanagement
Technologiemanagement (4 SWS)
Vorlesung (2 SWS)
Inhalte:
1. Vermittlung eines allgemeinen Überblick über die Aufgaben und
kritischen Randbedingungen des Technologiemanagements.
2. Aufzeigen der zentralen Managementaufgaben zur Sicherung
und Ausbau der spezifischen Technologieposition von
Unternehmen
3. Erläuterung der wichtigsten Theorien und Instrumente entlang
der 6 Grundaktivitäten Technologiemanagements.
Lernziele:
Nach dem Besuch sollten Studenten in der Lage sein:
1. Technologieentwicklungen zu identifizieren und
Technologietendenzen zu evaluieren
2. Organisationsformen zur Realisierung neuer Technologien zu
entwickeln
3. Entwicklung und Einführung neuer Technologien zu steuern und
Risiken rechtzeitig zu erkennen.
Probeklausur
Übung (2 SWS)
Inhalte:
1. Die Inhalte der Übung richten sich nach den Inhalten der
Lehrveranstaltung "Technologiemanagement - Vorlesung".
2. Im Rahmen der Übung werden verschiedene Aspekte des
Vorlesungsteils vertieft und innerhalb von Übungsaufgaben,
Fallstudien, Kurzpräsentationen, Diskussionen und
Gruppenarbeiten praxisnah umgesetzt.
Lernziele:
1. Klausurvorbereitung
2. Aufbau methodischer und sozialer Kompetenzen im
Rahmen der Simulation beruflicher Teamarbeit
Besprechung der Probeklausur
Leistungsnachweis: Klausur 120 Minuten
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
1
Technologiemanagement
Agenda
1
Organisatorisches + Einleitung und Abgrenzung
2
Grundlagen des Technologiemanagements
3
Technologiestrategien
4
Technologiefrüherkennung
5
Technologieplanung
6
Technologieentwicklung
7
Technologieverwertung
8
Technologiebewertung
9
Technologieschutz
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
2
Technologiemanagement
Aufgabe 1.1
Q:
Grenzen Sie die Begriffe „Technik“ und
„Technologie“ voneinander ab.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
3
Technologiemanagement
(1) Definitionen „Technik“ und „Technologie“
Das integrative Begriffsverständnis ist weniger trennscharf, jedoch
realitätsnaher.
• Im integrativen Begriffsverständnis nach Binder und Kantowsky findet
eine Aufhebung der strikten Trennung zwischen Technik und
Technologie statt.
• Technologie wird verstanden als Wissen, Kenntnisse und Fertigkeiten
zur Lösung technischer Probleme sowie Anlagen und Verfahren zur
praktischen Umsetzung von Erkenntnissen.
• Technik wird als Untersystem der Technologie verstanden.
Ein „Erbe“ des traditionellen Begriffsverständnisses ist Technik als
Materialisierung von Technologie.
• Technologie ist somit ein übergeordneter Begriff.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
Beispiele?
4
Technologiemanagement
(1) Definition des Technologiemanagements
Technologie
Allgemein
wissenschaftlich
fundierte
Erkenntnisse
über
Ziel/Mittelbeziehungen, die bei der Lösung praktischer Probleme von
Unternehmen angewendet werden können.
Technik: Als in Produkten oder Verfahren materialisierte und auf die
Lösung bestimmter praktischer Probleme ausgerichtete Anwendung
von Technologien.
Erhaltende Technologien
Technologien, die sich entlang eines
bekannten Pfades der
Leistungsverbesserung in etablierten
Leistungskriterien bewegen.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
Disruptive Technologien
Technologien, die einen bekannten
Pfad der Leistungsverbesserung in
etablierten Leistungskriterien
unterbrechen und komplett neue
Leistungsdimensionen abdecken.
5
Technologiemanagement
Aufgabe 1.2
Q:
Sie sind CEO eines mittelständischen
Unternehmens.
Warum sollten Sie Technologiemanagement in
ihrem Unternehmen einführen.
Nennen Sie 2 Argumente und begründen Sie
diese.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
6
Technologiemanagement
(1) Definition des Technologiemanagements
Im Mittelpunkt des Technologiemanagements steht die Bereitstellung
von Technologien im Hinblick auf spezifische Rahmenbedingungen.
• Im technischen Fortschritt liegt ein erhebliches Potenzial zur Steigerung der
Wettbewerbsfähigkeit.
• Neue Technologien stellen einerseits
strategische Unternehmensressourcen
mit Entwicklungschancen dar.
• Gleichzeitig laufen Unternehmen, deren
Erfolgsposition auf veralteten
Technologien basieren, Gefahr, von
Wettbewerbern, die neue Technologien
schneller adaptieren, verdrängt zu werden.
Industrieroboter
• Innerhalb dieses Spannungsfeldes ist das Technologiemanagement verortet. Im
Fokus steht hierbei die gezielte Änderung einer Technologie, eines Produktes oder
der eingesetzten Produktionstechnologie.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
7
Technologiemanagement
Aufgabe 1.3
Q:
Welche Aufgaben würden Sie als CEO dem
Technologiemanagement zuordnen?
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
8
Technologiemanagement
(1) Definition des Technologiemanagements
Technologiemanagement liegt an der Schnittstelle zwischen
Unternehmensführung und Technologie
Technologiemanagement ist eine Querschnittsmanagementaufgabe und
nicht notwendigerweise eine spezialisierte organisatorische Einheit
Aufgabe des Technologiemanagements ist es:
1. für aktuelle und künftige Leistungen die benötigte Technologie (z.B. Produkt-,
Produktions-, Materialtechnologie)
2. zum richtigen Zeitpunkt und
3. zu angemessenen Kosten
zur Verfügung zu stellen.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
9
Technologiemanagement
Aufgabe 1.4
Q:
Beschreiben Sie die 6 Grundaktivitäten des
Technologiemanagements
(Grafik von Vorlesungschart).
Nennen Sie zu jeder Grundaktivität ein Beispiel.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
10
Technologiemanagement
(4) Grundaktivitäten des Technologiemanagements
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
11
Technologiemanagement
(4) Grundaktivitäten des Technologiemanagements
Technologiefrüherkennung:
•
Teil der Business Intelligence eines
Unternehmens
•
Fokus: Analyse und Prognose der
technologischen Potenziale neuer
Technologien
•
Bestimmung der Leistungsgrenzen
bestehender Technologien
•
Identifikation von Entwicklungen in
relevanten Technologiefeldern
Monitoring Radar zur Eingrenzung auf relevante Technologiefelder nach
Klappert (2011)
Quelle: Schuh et al. (2011), Wolfrum (2000)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
12
Technologiemanagement
Beispiel Tech.-Radar
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
13
Technologiemanagement
(4) Grundaktivitäten des Technologiemanagements
Technologieplanung:
•
Bei der Technologieplanung handelt es sich um die
Operationalisierung der Technologiestrategie, also
die Gestaltung des Weges hin zu den Zielen, die in
der Technologiestrategie formuliert wurden.
•
Ergebnis dieses Prozesses ist der Technologieplan,
der Antworten auf die folgenden Fragen bietet:
Einsatz:
Beschaffung:
•
Welcher Technologie?
•
Woher wird die Technologie bezogen?
•
Zu welchem Zeitpunkt?
•
•
Zu welchem Zweck?
Welche Vorgaben gelten für die
Ressourcenplanung?
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
14
Technologiemanagement
(4) Grundaktivitäten des Technologiemanagements
Technologieentwicklung:
•
Bei der Technologieentwicklung steht die Umsetzung der
Vorgaben aus der Technologieplanung im Mittelpunkt.
•
Technologieentwicklungsprozess
e können sowohl intern als auch
extern verortet sein.
•
Zielkonflikt der
Technologieentwicklung:
Notwendiger Formalismus zur
Erzeugung von Transparenz und
zur Erstellung der
Entscheidungsvorbereitung;
gleichzeitig soll der Prozess so
gestaltet werden, dass die
Kreativität der Mitarbeiter nicht
so stark eingeschränkt wird.
Technologieentwicklung im Labor (Oxaion AG)
Quelle: Schuh et al. (2011)
Bildquelle: www.pressebox.de
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
15
Technologiemanagement
(4) Grundaktivitäten des Technologiemanagements
Technologieverwertung:
•
Soll eine Technologie intern oder extern verwertet
werden?
•
Interne Verwertung: Einsatz von Technologien in
Produkten des eigenen Unternehmens mit dem
Ziel der Schaffung eines nachhaltigen
Wettbewerbsvorteils und der möglichst breiten
Nutzung von Technologien.
•
Externe Verwertung: Technologien werden
Dritten zur Nutzung übertragen mit dem Ziel, die
Rentabilität der Technologieinvestition zu
verstärken.
•
Bei dieser Entscheidung spielt jedoch nicht nur
die Rentabilität einer Investition, sondern vor
allem auch die strategische Dimension eine
wichtige Rolle (z.B. Hardware/Software-Märkte in
den frühen 1980er Jahren).
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
Quelle: Schuh et al. (2011), Birkenmeier (2003), Brodbeck (1999)
Bildquelle: WikiMedia Commons
16
Technologiemanagement
(4) Grundaktivitäten des Technologiemanagements
Technologiebewertung:
•
Dieser Prozess ergänzt alle vorher
beschriebenen Elemente, da die Bewertung von
Technologien in jedem Prozess eine zentrale
Rolle spielt.
•
Nach Schuh (2011) bezeichnet
Technologiebewertung „die Ermittlung und
Beurteilung des Erfüllungsgrades vorgegebener
Zielstellungen oder -zustände für ein bestimmtes
technologie-bezogenes Bewertungsobjekt, um
Entscheidungen bei der Entwicklung, Einführung
und Nutzung von Technologien treffen zu
können.“
•
Darüber hinaus sind auch Ideen,
Entwicklungsziele, Zwischen- oder
Endergebnisse von Technologieprojekten, u.a.
mögliche Bewertungsobjekte.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
Quelle: Schuh et al. (2011)
Bildquelle: Eigene Darstellung des McKinsey-Portfolio-Ansatzes
17
Technologiemanagement
(4) Grundaktivitäten des Technologiemanagements
Technologieschutz:
• Hauptaufgabe dieser Aktivität ist der Schutz
eigener technologischer Entwicklungen vor dem
Know-how-Übergang an Wettbewerber.
•
Mit Hilfe ausgefeilter Schutzmechanismen soll eine Imitation
von Technologien und Produkten verhindert werden.
•
Technische Lösungen wie z.B. die künstliche Erzeugung von
Komplexität schaffen.
•
Maßnahmen zur Wettbewerbsgestaltung: Erzeugung von
„closed ecosystems“ durch Erweiterung des
Wertschöpfungskettensegments; aber auch „Chinese Walls“,
exklusive Verpflichtung von Zulieferern, etc.
Quelle: Schuh et al. (2011)
Bildquelle: WikiMedia Commons
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
18
Technologiemanagement
Aufgabe 1.6
Q:
Grenzen Sie die Begriffe Technologiemanagement,
Innovationsmanagement und F&E voneinander ab.
Visualisieren sie zusätzlich ihre Argumentation.
(Grafik von Vorlesungschart)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
23
Technologiemanagement
(3) Abgrenzung Technologie-, Innovations- und
F&E-Management
Grundsätzliche Abgrenzung über die Dimensionen Bezugsobjekt
(Leistung, Technologien) und Aufgabenumfang (Entstehung,
Verwertung)
Binder, V., Kantowsky, J.: Technologiepotentiale: Neuausrichtung der Gestaltungsfelder des strategischen Technologiemanagements.(1996)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
24
Technologiemanagement
(3) Abgrenzung Technologie-, Innovations- und
F&E-Management
Technologiemanagement = Beschaffung, Speicherung und
Verwertung technologischen Wissens
Innovationsmanagement = Management aller Aktivitäten des
Produktentstehungs- und Markteinführungsprozesses
F&E = Erwerb neuer Erkenntnisse und deren erstmalige Konkrete
Anwendung und praktische Umsetzung
 Schnittmenge von Innovations- und Technologiemanagement
S. Klappert, 2011
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
25
Technologiemanagement
(3) Abgrenzung Technologie-, Innovations- und
F&E-Management
Brockhoff, K.: Forschung und Entwicklung, 5. Aufl. Oldenbourg, München (1999)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
26
Technologiemanagement
Aufgabe 1.7
Q:
Technologiemanagement lässt sich in
verschiedene (Technologie-)Klassen einteilen.
Zählen Sie diese Klassen auf und nennen Sie
jeweils ein Beispiel.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
27
Technologiemanagement
(2) Klassifizierung von Technologien
Ein naheliegendes Klassifizierungskriterium ist das Einsatzgebiet bzw.
die Funktion einer Technologie
ProduktTechnologien
Erfüllung einer
Aufgabenstellung eines
Endprodukts
ProduktionsTechnologien
Verfahrens- und
Prozesstechnologien
Einsatz bei der
Herstellung von
Produkten
MaterialTechnologien
Fokus liegt auf
Entwicklung neuer
Materialien
Bei der Unterscheidung muss auch die
Betrachtungsweise berücksichtigt werden.
(Sichtweise Hersteller vs. Anwender)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
Quelle: Schuh et al. (2003)
28
Technologiemanagement
Aufgabe 1.8
Q:
Welche Lebenszyklusmodelle kennen Sie?
Zählen Sie die in der Vorlesung genannten
LZM´s auf.
Beschreiben Sie in Stichpunkten deren
Unterscheidungsmerkmale.
Wählen Sie eine beliebige Technologie und
beschreiben Sie deren zeitlichen Verlauf mit
einem LZM.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
29
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Technologie-Lebenszyklus-Modelle stellen idealtypische (!)
Entwicklungsverläufe von Technologien dar
• Bei den dargestellten Verläufen handelt es sich um
Verallgemeinerungen.
• Die Modelle beschreiben in der Regel einen Zusammenhang
zwischen der unabhängigen Variable „Zeit“ und Parametern
der Technologieentwicklung.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
30
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Nach Tiefel (2007) können die Lebenszyklus-Modelle
unterschieden werden in:
1. nachfragebezogene Technologie-Lebenszyklus-Modelle:
Beschreiben, wie eine Technologie von den Nachfragern
angenommen wird.
2. leistungsbezogene Technologie-Lebenszyklus-Modelle:
Beschreiben die Veränderung der technologischen
Leistungsfähigkeit einer Technologie.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
31
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Das Hype
Cycle Modell
von Gartner,
Inc
S-KurvenKonzept von
McKinsey
TLZ-Modell
von Arthur D.
Little
Leistungsbezogen
Leistungsbezogen
6 Stufen
4 Technologien
4 Kategorien
Algorithmus
basiert
Grundannahme
Leistungsgrenze
Prognoseschwäche
TLZ-Model von
Ford und Ryan
TLZ-Modell
nach Ansoff
Perspektive
Nachfragebezogene
Tech. Verbreitung
über Zeit
Nachfragebezogene
Tech. Verbreitung
über Zeit
Nachfragebezogene
Tech. Verbreitung
über Zeit
Abhängig
Größe
Zeit –
Tech. Verbreitung
Zeit –
Tech. Verbreitung
Zeit „Nachfrageorientiert“
Aufbau
6 Stufen
3 Typen
Nachteil
Grenzen zwischen
Stufen
Strarke ex-post
Focus
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
32
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Nachfragebezogene
Leistungsbezogene
Technologielebenszyklus-Modelle
Technologielebenszyklus-Modelle
Mathematische
TechnologiediffusionsModelle
S-Kurven-Konzept von
McKinsey
TLZ-Model von Ford und
Ryan
TLZ-Modell von Arthur
D. Little
TLZ-Modell nach Ansoff
Das Hype Cycle Modell
von Gartner, Inc.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
33
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Ford und Ryan 1981 (I)
• Dieses nachfragebezogene Modell beschreibt, wie stark eine
Technologie im Zeitablauf verbreitet ist.
• Der Kurvenverlauf ist in 6 Phasen unterteilt:
Grad der
Technologieausbreitung
1
2
3
4
5
6
Zeit
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
34
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Ford und Ryan 1981 (II)
1.
Technologieentwicklung – Weiterentwicklung von Forschungsergebnissen
2.
Entwicklung zur Anwendungsreife – Entscheidung über Einsatz der
Technologie
3.
Anwendungsbeginn – Einsatz der Technologieausbreitung
4.
Anwendungswachstum – Steigende Zahl der Anwendungsbereiche
5.
Technologiereife – Breiter Einsatz, nur geringfügige
Verbesserungen möglich
6.
Technologiedegeneration – Rückgang der Anwendungsbreite und Substitution
Grad der
Technologieausbreitung
1
2
3
4
5
Zeit
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
35
Technologiemanagement
6
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Ford und Ryan 1981 (III)
Grenzen und Probleme:
•
Wie (anhand welcher qualitativer oder quantitativer Kriterien) lassen
sich die einzelnen Phasen klar voneinander abgrenzen?
•
Das Modell erklärt lediglich den fundamentalen Entwicklungsverlauf,
für detailliertere Aussagen (z.B. Entscheidungsempfehlungen) ist es
ungeeignet.
•
Das Modell taugt nicht zur Bewertung von Technologietransfers
(z.B. Zeitpunkt des Know-How-Verkaufs).
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
36
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Nachfragebezogene
Leistungsbezogene
Technologielebenszyklus-Modelle
Technologielebenszyklus-Modelle
Mathematische
TechnologiediffusionsModelle
S-Kurven-Konzept von
McKinsey
TLZ-Model von Ford und
Ryan
TLZ-Modell von Arthur
D. Little
TLZ-Modell nach Ansoff
Das Hype Cycle Modell
von Gartner, Inc.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
43
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Hype-Cycle-Modell von Gartner (I)
Gartner, Inc.:
• global agierendes Beratungs- und
Marktforschungsunternehmen
• bekannt für die Methoden „Hype
Cycles“ und „Magic Quadrants“
Quelle: Gartner, Inc. (2011)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
44
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Hype-Cycle-Modell von Gartner (II)
•
•
•
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
45
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Hype-Cycle-Modell von Gartner (III)
1. Innovationsauslöser (innovation trigger)
2. Gipfel der überhöhten Erwartungen (peak of inflated expectations)
3. Tal der Ernüchterung (trough of disillusionment)
4. Hang der Erleuchtung (slope of enlightenment)
5. Plateau der Produktivität (plateau of productivity)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
46
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Hype-Cycle-Modell von Gartner (IV)
Allgemeines Hype-Cycle Modell (Quelle: gartner.com)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
47
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Hype-Cycle-Modell von Gartner (V)
Fallbeispiel: Hype Cycle „Emerging Technologies 2011“ (gartner.com)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
48
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Hype-Cycle-Modell von Gartner (VI)
Ablauf:
•
Ein Ereignis löst Interesse an einer Technologie aus. Die Technologie erhält
daraufhin auch außerhalb eines Expertenkreises Aufmerksamkeit.
•
Oberflächliche Berichte führen zu überhöhten Erwartungen. Aber es gibt nur
wenig Projekte, in denen die Technologie erfolgreich eingesetzt wird.
•
Vor allem gibt es noch keine Produkte und keine kommerzielle Nutzbarkeit. Diese
Erkenntnis führt zu Ernüchterung.
•
Die kontinuierliche Weiterentwicklung führt zu allmählicher Beherrschung und
Bewertbarkeit der Technologie. Daraufhin nimmt das Interesse wieder zu, zumal
es mittlerweile auch konkrete Produkte und Anwendungen gibt.
•
Die Zahl der erfolgreichen, kommerziellen Anwendungen steigt weiter an und die
Technologie ist vielerorts im Produktivbetrieb.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
49
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Hype-Cycle-Modell von Gartner (VII)
Anwendung:
•
•
•
•
Bibliographic Coupling Network;
Quelle: RecSysTEL 2010
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
50
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Nachfragebezogene
Leistungsbezogene
Technologielebenszyklus-Modelle
Technologielebenszyklus-Modelle
Mathematische
TechnologiediffusionsModelle
S-Kurven-Konzept von
McKinsey
TLZ-Model von Ford und
Ryan
TLZ-Modell von Arthur
D. Little
TLZ-Modell nach Ansoff
Das Hype Cycle Modell
von Gartner, Inc.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
51
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
S-Kurven-Konzept von McKinsey (I)
•
•
•
Embryonische
Technologien
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
SchrittmacherTechnologien
BasisTechnologien
SchlüsselTechnologien
52
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
S-Kurven-Konzept von McKinsey (II)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
53
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
S-Kurven-Konzept von McKinsey (III)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
54
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
S-Kurven-Konzept von McKinsey (IV)
•
•
•
•
•
•
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
55
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
S-Kurven-Konzept von McKinsey (V)
•
•
•
Kriterien zur Bewertung der Leistungsfähigkeit einer Technologie sind
marktabhängig!
Beispiel: Aktueller Wandel in der IKT hin zu „Green IT“ – Parameter der Schnelligkeit
(Zugriffszeit, Datenübertragungsrate, etc.) verlieren an Bedeutung, Parameter der
Effizienz gewinnen an Bedeutung
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
56
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
S-Kurven-Konzept von McKinsey (VI)
Fallbeispiel ARM:
•
•
Gewinnsteigerung 2011
gegenüber 2010: „mehr
als ein Drittel“
Wichtigster Erfolgsfaktor:
„Architektur der Chips, die
aufgrund ihres niedrigen
Strombedarfs in nahezu
jedem Handy und Tablet
auf dem Markt anzutreffen
sind […].
Heutzutage stammen mehr
als 75 % aller eingebetteten
Hauptprozessoren
mit 32-Bit-Architektur von ARM.“
Quelle: http://www.londonpressservice.org.uk
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
57
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
S-Kurven-Konzept von McKinsey (VII)
Fallbeispiel ARM:
• „[ARM] setzte von Anfang an auf die Entwicklung kleiner und
energieeffizienter Prozessorarchitekturen […].
• 1990 […] beschäftigte sich die Konkurrenz […] damit, die Mikroprozessoren […] leistungsstärker und schneller zu machen. Der
Stromverbrauch spielte dabei keine Rolle.
• Selbst das US-Unternehmen Intel beißt sich an ARM die Zähne aus.
Lange Zeit standen eigene Entwicklungen zum Thema "Stromsparende
Prozessoren" nicht auf der Agenda […].
Erst 2008 brachte der Chiphersteller mit "Atom" eine eigene
Prozessorarchitektur für Netbooks auf den Markt. Und der erste AtomProzessor, der sich auch für Smartphones eignet, wurde erst zwei Jahre
später unter dem Codenamen "Moorestown" vorgestellt.“
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
58
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Nachfragebezogene
Leistungsbezogene
Technologielebenszyklus-Modelle
Technologielebenszyklus-Modelle
Mathematische
TechnologiediffusionsModelle
S-Kurven-Konzept von
McKinsey
TLZ-Model von Ford und
Ryan
TLZ-Modell von Arthur
D. Little
TLZ-Modell nach Ansoff
Das Hype Cycle Modell
von Gartner, Inc.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
59
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Arthur D. Little (I)
•
•
SchrittmacherTechnologien
SchlüsselTechnologien
BasisTechnologien
Verdrängte
Technologien
Entstehungsphase, hohes
Entwicklungspotenzial
Wettbewerbspotenzial zu
hohem Anteil
ausgeschöpft
Wettbewerbspotenzial nahezu
ausgeschöpft
Befinden sich in
der Substitutionsphase
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
60
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Arthur D. Little (II)
• Insbesondere Schlüsseltechnologien beeinflussen die Chancen
des Unternehmens im Wettbewerb
• Position auf der Kurve liefert Hinweise darüber, wie die
Technologie weiterverfolgt und genutzt werden kann
Grad der Ausschöpfung des
Wettbewerbspotenzials
Schlüsseltechnologie
Basistechnologie
Verdrängte
Technologie
Schrittmachertechnologie
Einführung
Wachstum
Reife
Alter
Zeit
Quelle: Schuh et al. (2011)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
61
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Arthur D. Little (III)
Indikator
Entstehung
Wachstum
Reife
Alter
Unsicherheit über technische
Leistungsfähigkeit
hoch
mittel
niedrig
sehr niedrig
Investition in Technologieentwicklung
niedrig
maximal
niedrig
vernachlässigbar
Breite der potentiellen Einsatzgebiete
unbekannt
groß
etabliert
abnehmend
Typ der Entwicklungsanforderungen
wissenschaftlich
anwendungsorientiert
anwendungsorientiert
kosten-orientiert
Auswirkung auf Kosten/Leistungsverhältnis
sekundär
maximal
marginal
marginal
Zahl der Patentanmeldungen
Zunehmend
Konzeptpatente
hoch, produktbezogen
Abnehmend,
verfahrensbezogen
Zugangsbarrieren
Wissenschaft.
Fähigkeiten
Personal
Lizenzen
Know-How
Verfügbarkeit
Sehr beschränkt
Restrukturierung
marktorientiert
hoch
Quelle: Schuh et al. (2011)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
62
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Arthur D. Little (IV)
“
Differenzierungspotenzial im
Wettbewerb
SchrittmacherTechnologien
Schlüsseltechnologien
Verdrängte
Technologien
Basistechnologien
Ausmaß der Durchdringung am Markt
Quelle: Schuh et al. (2011)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
63
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Allgemeine Schwächen der aufgeführten Modelle:
Fehlende Abgrenzung und Definition des Begriffs „Technologie“
Entweder die abhängige oder die unabhängige Variable ist
empirisch nicht erfassbar
Die zu Grunde gelegten Gesetzmäßigkeiten und Graphen sind
weder theoretisch noch empirisch ausreichend untermauert
Sind zur Prognose nur sehr begrenzt oder gar nicht geeignet
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
64
Technologiemanagement
(3) Technologie-Lebenszyklus-Modelle
Ford und Ryan
Ansoff
Hype Cycle
Modell
S-KurvenKonzept
Arthur D. Little
Perspektive
Nachfragebezogene
Tech. Verbreitung
über Zeit
Nachfragebezogene
Tech. Verbreitung
über Zeit
Nachfragebezogene
Tech. Verbreitung
über Zeit
Leistungs-bezogen
Leistungs-bezogen
Abhängig
Größe
Zeit –
Tech. Verbreitung
Zeit –
Tech. Verbreitung
Zeit „Nachfrageorientiert“
Aufbau
6 Stufen
3 Typen
6 Stufen
4 Technologien
4 Kategorien
Nachteil
Grenzen zwischen
Stufen
Strarke ex-post
Focus
Algorithmus
basiert
Grundannahme
Leistungsgrenze
Prognoseschwäche
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
65
Technologiemanagement
Aufgabe 1.9
Q:
Suchen Sie je eine komplementäre und eine
konkurrierende Technologie.
Diskutieren Sie in der Gruppe über die tech.
Beziehungen der Technologien und Präsentieren
sie ihre Ergebnisse vor den Kursteilnehmern
(15 min Gruppenarbeit - ca.2 min Präsentation)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
66
Technologiemanagement
(2) Klassifizierung von Technologien
Technologien lassen sich ebenfalls anhand ihrer Interdependenzen
klassifizieren.
Anzahl der
Technologien
Art der Beziehung
EinzelTechnologien
bestehen aus einer
losgelösten
Technologie
SystemTechnologien
beinhalten ein
Bündel von
Technologien
komplementäre
Technologien
gegenseitige
Ergänzung
konkurrierende
Technologien
rein technische
Alternative
Quelle: Schuh et al. (2003)
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
67
Technologiemanagement
(2) Klassifizierung von Technologien
Durch komplementäre Technologien erschließen sich oft neue
Anwendungsfelder (Technologiefusion).
Komplementäre Technologien
Beispiel:
BMW ActiveHybrid 7
Kombination aus
8-Zylinder Verbrennungsmotor
und Elektromotor
Loslösung von der Idee, dass der Elektromotor stark genug sein muss, um das Fahrzeug
allein anzutreiben wodurch sich das Problem der Akkulaufzeit und der Reichweite
erübrigt!
Bildquelle: www.bmw.de
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
68
Technologiemanagement
(2) Klassifizierung von Technologien
Hybrid-Technologien als Wachstumstreiber
Deutsche Hersteller entdecken den
Hybrid-Massenmarkt
Komplementäre Technologien
Hybridfahrzeuge deutscher Hersteller gibt es bisher
nur im Luxussegment. Nun stellen Mercedes und VW
endlich Hybride für den Massenmarkt vor.
Oft sind es Hybrid-Technologien, die
das Potenzial haben den
Massenmarkt zu erobern.
Beispiel: Mercedes E300 BlueTEC
Hybrid auf der Automesse Detroit,
Anfang 2012
Bildquelle: ZEIT Online
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
69
Technologiemanagement
(2) Klassifizierung von Technologien
Konkurrenztechnologien als rein technische Alternativen zur
Realisierung einer Funktion
Konkurrierende
Technologien
Beispiel:
Kleben vs. Schweißen
als verbindende Verfahren
Klebstoffroboter; Quelle: www.swp.de
Unter zusätzlicher Betrachtung ökonomischer Gesichtspunkte
können Konkurrenztechnologien zu Substitutions-technologien
werden.
Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich
70
Technologiemanagement