Gott kennen im Alltag

Gott kennen im Alltag
Eine Ortung von Hindernissen mit praktischen Gegenmitteln
Gedanken von Janine Wyss
www.heimkehren.ch
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
1/33
Inhaltsverzeichnis
Worum es wirklich geht ............................................................................ 3
Tue nur das, was du aus Liebe tust ............................................................ 4
Gott möchte gesucht werden .................................................................... 5
Mein Ziel: Gott im Alltag begegnen ............................................................ 6
Haupthindernis: Nicht im „Jetzt“ sein ......................................................... 7
Nicht bei sich selbst sein .......................................................................... 8
Innerer Unfriede ...................................................................................... 9
Unzufrieden. Vergleichen ........................................................................ 10
Zu beschäftigt ....................................................................................... 11
Die Flut der Möglichkeiten....................................................................... 13
„Abgestumpft“ / Unglaube ...................................................................... 16
Zusammenfassung ................................................................................ 19
Nachwort: Im Geist leben ....................................................................... 20
Anhang ................................................................................................ 21
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
2/33
Worum es wirklich geht
Mir ist in den letzten Tagen bewusst geworden, dass es besser wäre alles „falsch“
zu wissen, aber mit Gott Gemeinschaft zu haben. Dass es besser wäre alles
„falsch“ zu entscheiden, aber Gott in jeden Lebensbereich hineinsprechen zu
lassen. Es wäre besser, keine geistliche Selbstdisziplin zu besitzen, aber im Alltag
ständig mit Gott verbunden zu sein.
Auch wenn Erkenntnis, gute Entscheidungen und Selbstdisziplin erstrebenswert
sind, so ist eine BEGEGNUNG mit Gott doch viel mehr wert. Gott zu kennen ist
das Beste, was wir in unserem Leben erreichen können.
So oft umgehen wir den direkten Kontakt mit Gott! Einige hören viele Inputs und
Predigten, setzen sich inbrünstig mit der Bibel auseinander, rennen von einem
Gottesmann zum Nächsten, um von ihm zu erfahren, wie er um Heilung betet
und wie er zu so vielen Wunderlebnissen kommt. Doch sie verpassen es,
direkt mit Gott Kontakt aufzunehmen. Womöglich steckt dahinter ein
falsches Gottesbild (z.B. Gott möchte nicht mit mir reden), oder die Ungeduld auf
Ihn zu warten. Doch es lohnt sich, dies zu überwinden und zu beginnen mit Gott
zu leben. Gott ist ein Gott, der persönlich an jedem einzelnen Leben interessiert
ist!
Es ist ein Unterschied, ob ich über Gott rede oder mit Gott rede. Es ist ein
Unterschied, ob ich über Gott singe im theoretischen Sinne von „Er ist gross“
oder im erlebten Sinne: „Du bist gross!“. Es ist ein Unterschied, ob ich mich mit
Fragen über Gott auseinandersetze, oder ob ich direkt mit Gott meine Fragen
bespreche. Es ist ein Unterschied, ob ich für Gott arbeite oder mit Gott arbeite.
In 1. Mose 3,8a steht: „Als es am Abend kühl wurde, hörten sie (Adam und Eva)
Gott, den Herrn, im Garten umhergehen.“
Du bist aus derselben Essenz wie Adam und Eva erschaffen. Und Gott möchte
ebenfalls mit dir umhergehen und sich in vertrauter Gemeinschaft mit dir
unterhalten! Pflege Gemeinschaft mit ihm, so wie Adam und Eva ganz am Anfang
es taten: Keine Bücher, keine Bibel, keine Predigt, kein Ritual, keine
Erwartungen, keine bestimmte Absichten. Einfach da sein und Zeit miteinander
verbringen (vgl. Du bist gesegnet. Tag 63).
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
3/33
Tue nur das, was du aus Liebe tust
Zum Nachdenken zwei Bibelstellen:
Johannes 5, 39-40: „Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige
Leben darin; und sie ist’s, die von mir zeugt; aber ihr wollt nicht zu mir (Jesus)
kommen, dass ihr das Leben hättet.“
Matthäus 7, 22-23: „An jenem Tag des Gerichts werden viele zu mir sagen:
‘Herr, haben wir nicht mit deinem Namen geweissagt? Herr, haben wir nicht mit
deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen Wunder getan?’
Doch dann werde ich ihnen unmissverständlich erklären: ‘Ich habe euch nie
gekannt! Macht euch fort, ihr Schufte!'”
In beiden Bibelstellen geht es darum, dass wir Gott kennen müssen. Es nützt
nichts, möglichst viel über Ihn zu wissen, wenn wir dabei nicht Ihm begegnen. Es
ist wunderbar, immer mehr von Ihm zu erkennen, so wie es schön ist, sich in
einer Liebesbeziehung immer besser zu kennen. Aber wenn das Wissen keine
Beziehung auslöst, dann nützt es uns wenig. Sicher weiss auch der Teufel viel
über Gott. Wissen allein genügt aber nicht.
Auch ist Gott dienen ohne Beziehung ohne Wert. In 1. Korinther 13, 1-3 steht:
Wenn ich die Sprachen von Menschen und Engeln sprechen könnte, aber keine
Liebe hätte, wäre ich ein schepperndes Blech, eine lärmende Klingel. Und wenn
ich weissagen könnte und alle Geheimnisse wüsste und jede Erkenntnis besäße;
und wenn ich alle Glaubenskraft hätte und Berge versetzte, aber keine Liebe
hätte, wäre ich nichts. Und wenn ich meinen ganzen Besitz zur Armenspeisung
verwendete, ja wenn ich mich selbst aufopferte, um verbrannt zu werden, aber
keine Liebe hätte, nützte es mir nichts.
Also das wäre ja echt krass, wenn ich jede Erkenntnis besässe, wenn ich mein
Leben für die Armen aufgäbe, wenn ich die Glaubenskraft hätte, die Berge
versetzt. Und trotzdem wäre das vor Gott NICHTS(!), wenn ich es nicht aus Liebe
täte.
Natürlich. Die Bibel sagt auch, dass der Glaube ohne Werke tot ist. Dies ist kein
Freipass von guten und liebevollen Taten! Wenn wir Gott lieben und mit Gott
verbunden sind, dann werden wir automatisch auch Seine vorbereiteten Werke
tun. Aber das Dienen abgekoppelt von Gott (er ist die Liebe) ist vor Ihm ohne
Bestand.
Die Schrift verzeichnet die Verweigerung der Hingabe an Gott als die
schwerste Schuld und Lebensverfehlung. Es geht nicht in erster Linie darum
für Gott zu arbeiten, die Bibel zu lesen etc., sondern es geht darum, Ihn zu
lieben.
Jesus nannte uns das wichtigste Gebot: Liebe Gott mit ganzer Seele, mit ganzem
Verstand und mit ganzer Kraft (siehe Markus 12, 28-31).
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
4/33
Diese Bibelverse sollen keinen Druck oder gar Angst auslösen. Auf mich wirken
sie viel mehr entlastend. Ich habe mich irgendwann ganz bewusst von den
meisten geistlichen Übungen und Ritualen (“Ich muss Stille Zeit machen”, “ich
muss vor Gott täglich auf die Knie”, “ich muss Busse tun”, “ich muss mehr
lieben”, “ich muss mich unterordnen”, “ich sollte evangelisieren” etc.) distanziert
und bewusst nur noch das gemacht, was ich aus Liebe tat. Natürlich fand ich es
nicht ok, dass ich x oder y nicht mehr tat. Aber mir war bewusst, dass wenn ich
z.B. nur Bibel lese, weil ich das Gefühl habe es tun zu müssen, dann tue ich es
nicht aus Liebe und daher hat es vor Gott sowieso keinen Bestand! Anfangs hatte
ich Angst: Würde ich mich dadurch von Gott entfernen? Stattdessen bin ich Ihm
näher gekommen. Die Wahrheit kam ans Licht. Ich wusste nun, dass ich zum
Beispiel keine Lust mehr habe Bibel zu lesen. Und so hatte ich nun die
Möglichkeit, Gott um mehr Liebe für sein Wort zu bitten.
Das ist eine Einladung: Ich muss Gott nichts vorspielen! Er weiss, wie es in
meinem Herzen aussieht. Und Er ist mir dabei wohlgesinnt! Lies mal Lukas 18, 914. Natürlich habe ich Verantwortung. Natürlich möchte ich mich ändern. Aber
nicht aus mir heraus, sondern aus der Änderung heraus, die Er in meinem
Herzen bewirkt. Und diese Änderung suche ich von ganzem Herzen.
Siehe zur Vertiefung auch Blogeintrag:
 „Glaube im Gleichgewicht“ http://www.heimkehren.ch/?p=373
Gott möchte gesucht werden
Gott zu begegnen ist manchmal gar nicht so einfach. Nicht alle erleben Gott
sogleich. Ich glaube, dass Gott von ganzem Herzen und inbrünstig gesucht
werden möchte. Siehe zum Beispiel das Gleichnis der kostbaren Perle (Matthäus
13, 45-46). Ich erlebe manchmal, dass Er sehen möchte, ob ich Seine Nähe auch
wirklich über alles will. Meine Suche nach Ihm dauert nun schon mehrere Jahre!
Noch immer ist meine Sehnsucht in gewissen Bereichen ungestillt. Aber ich
bleibe auf der Suche. Gott hat versprochen: “Wenn ihr mich sucht, werdet ihr
mich finden. Ja, wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, will ich mich von euch
finden lassen. Das verspreche ich euch.” Jeremia 29, 13-14
Ich glaube, dass Gott ein suchendes Herz ehrt und wertschätzt und auch
belohnen wird. Darum müssen wir uns auch nicht mit anderen vergleichen.
Wenn jemand Gott in einem Bereich mehr erlebt als wir, dann soll uns das als
Verheissung dienen und nicht als Entmutigung. Gott wird sich auch uns auf ganz
persönlicher Art und Weise zeigen. Vielleicht sind wir einfach immer noch im
Prozess des Suchens.
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
5/33
Mein Ziel: Gott im Alltag begegnen
Ich möchte Gott wirklich von ganzem Herzen kennen. Ich möchte Ihn erkennen
als meinen Schöpfer, meinen Freund, meinen Vater (Römer 8, 15) und sogar als
meinen Ehemann (Jesaja 54, 5)! Es soll eine wechselseitige Beziehung sein: Ich
lade Gott in meinem Leben ein. Ich teile mit Ihm alles, was ich fühle, bin und
habe. Und Er dasselbe mit mir. Ich kenne Seine Pläne, Seine Wünsche und Sein
Herz. Er hat den Schlüssel zu meinem Herzen und ich den Seinen.
Ich glaube, dass ich Gott am besten kenne, wenn ich Ihn nicht nur punktuell
suche wie z.B. in einem Gottesdienst oder in einem Raum der Stille, sondern
wenn ich meinen ganzen Alltag mit Ihm verbringe. Und wie das Wort „Alltag“
schon sagt: das geht jederzeit und überall. Ich kann mit Gott zusammen bügeln,
abwaschen, Kinder erziehen. Ich kann mit Gott meine Pause verbringen und
meinen Arbeitsweg und ich kann Ihn an schwierige Sitzungen mitnehmen. Ich
kann mir bewusst sein, dass Er gerade jetzt neben mir ist, während ich einen
nervigen Zugnachbarn habe und ich kann Seine Gegenwart spüren, während ich
mit meinem Nachbarn austausche. Ich kann mit Gott meine tiefste Gefühlswelt
teilen und mit Ihm alle meine Pläne schmieden. Und wenn ich das tue, dann ist
Gott keine „Idee“ mehr oder lediglich eine „Glaubenssache“, sondern ich kenne
Ihn. Und Er kennt mich. Ich lebe mit Ihm. Und ich habe die intimste
Beziehung mit Ihm, die ich haben kann.
Als Teenager war ich eigentlich die meiste Zeit in Kontakt mit Gott. Bei allem,
was ich tat, redete ich mit Ihm und spürte Seine Gegenwart. Das habe ich leider
zu einem grossen Teil verloren. Dazumal fürchtete ich es sehr, anders, sprich
„nicht von dieser Welt“ zu sein. Mir war aber nicht klar, dass ich mit meiner
Anpassung an die Welt den Lebenssinn verlieren würde. Seit Jahren suche ich
zurück nach dieser Nähe zu Ihm. Ich bin älter – zum Teil auch reifer geworden.
Merke aber auch, wieviel Ballast ich wegwerfen muss, um neu in diese kindliche
Beziehung hineinkommen zu können.
Auf meiner Suche zurück zu dieser Nähe habe ich einige Hindernisse erkannt.
Gerne möchte ich diese aufzeigen, mit möglichen praktischen Gegenmitteln. Das
sind sehr praktische Übungen und ich möchte dich ermutigen diese
auszuprobieren, auch wenn sie dir zuerst mal fremd vorkommen.
Vielleicht kommen dir diese Übungen zu menschlich und zu wenig fromm vor.
Aber glaube mir, erst wenn du mit dir selbst wieder im Reinen bist, hast du die
Grundlage mit Gott zu leben.
Siehe zur Vertiefung auch Blogeintrag:

„Dialog mit Gott“ http://www.heimkehren.ch/?p=457#more-457
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
6/33
Haupthindernis: Nicht im „Jetzt“ sein
Dieses Hindernis ist eigentlich der Überbegriff und Ursache fast aller
nachfolgenden Hindernisse. Gott ist ein Gott der Gegenwart. Sein Name ist
Jahwe – „Ich bin“. Ich muss Gott im „Jetzt“ suchen und auch selber im „Jetzt“
sein, damit eine Begegnung mit Ihm möglich ist. Gott war zwar in der
Vergangenheit da und Er wird auch in der Zukunft da sein. Aber Er ist immer nur
„jetzt“ erfahrbar. Du kannst es nicht auf morgen oder einen anderen Zeitpunkt
verschieben. Im Alltag driften wir immer wieder vom „Jetzt“ ab. Das ist auf ganz
viele verschiedene Weisen möglich und teilweise geschieht es bewusst, oftmals
unbewusst. Sind wir die ganze Zeit am Planen, dann sind wir in Gedanken beim
„Morgen“ oder „Nachher“. Trauern wir etwas nach oder sind in Unvergebenheit,
dann sind wir in Gedanken im „Gestern“. Sind wir unzufrieden mit dem „Jetzt“
und driften ab im Tagträumen, dann sind wir ebenfalls nicht bei uns. Vergleichen
wir uns, sind wir unzufrieden mit dem, was wir haben, verpassen wir auch das
Jetzt. Auch das vielgerühmte Multitasking verhindert das bewusste Erleben der
ausgeführten Tätigkeit. Füllen wir unsere Pausen mit Fernseher und Zeitung,
zücken gleich die Kamera statt den schönen Moment einfach zu geniessen oder
schwärmen wir über „die gute alte Zeit“, verpassen wir auf gewisse Weise auch
den Moment. Wir kosten das „Jetzt“ nicht aus.
Natürlich ist Planen wichtig und Multitasking bringt viele Vorteile. Von den „guten
alten Zeiten“ schwärmen ist etwas Wunderbares und mal zu tagträumen ist sehr
entspannend. Nicht immer im „Jetzt“ zu sein ist also nichts Schlechtes. Nimmt es
aber überhand, verlernen wir das Sein. Und ich glaube, dass wir im „Sein“ Gott
am Schnellsten und Besten erleben können.
Gegenmittel 1: Oftmals erkennen wir, dass wir die Gegenwart verpassen
dadurch, dass wir die Sinne „abgeschaltet“ haben. Wir treten dem entgegen,
indem wir wieder ganz bewusst unsere Sinne aktivieren. Wir holen uns schnell
„in die Gegenwart zurück“, wenn wir bewusst etwas anfassen und dessen
Beschaffenheit erfühlen. Ich streichle zum Beispiel einen Baumstamm oder ein
Blatt etc. Oder ich versuche meine Ohren wieder für alle Geräusche zu öffnen
(auch für die der Kaffeemaschine, des Druckers, des Tastaturschreibers etc.)
Hilfreich ist auch die Übung im Anhang: „Sinneswahrnehmungen“.
Gegenmittel 2: Beschreibe das Hier & Jetzt
Wenn du merkst, dass du vom „Jetzt“ abdriftest, hilft es, wenn du laut
beschreibst, wo du bist und was du machst. Es geht darum, dass du das Hier &
Jetzt wieder in seinen wirklichen Relationen wahrnimmst. Sage das Datum, den
Wochentag, die Uhrzeit. Wo befindest du dich? Wie bewegst du dich? Was
beobachtest du? Nimm wahr (siehe Übung „Sinneswahrnehmungen“), beschreibe
und nimm danach wieder bewusst teil in deinem „Jetzt“. Dies mag dir anfangs
komisch vorkommen. Mache weiter. Du wirst schnell wieder im Alltag zurück
sein.
Siehe zur Vertiefung auch Blogeintrag:
 „Gott findest du nur im jetzt“
http://www.heimkehren.ch/?p=398#more-398

„Experiment: Sinne neu aktivieren“
http://www.heimkehren.ch/?p=278#more-278
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
7/33
Nicht bei sich selbst sein
Um Gott begegnen zu können, muss ich erst einmal bei mir selbst sein. Und das
bin ich oftmals nicht. Oftmals nehme ich mir nicht die Zeit, um mir zu überlegen,
wie es mir wirklich geht. Ich nehme meine Bedürfnisse nicht als wichtig genug,
um sie durchzudenken oder auszuformulieren. Gewisse Gefühle und Wünsche
sind mir peinlich, so dass ich sie verdränge. Und oftmals kontrolliere ich meine
Gefühle und Gedanken, d.h. ich unterdrücke sie, um weniger verwundbar zu
sein. Dabei verliere ich nicht selten den Zugang zu mir selber.
Doch wie soll Gott mich – bildlich gesprochen – in meinem Herzen besuchen,
wenn ich selbst nicht Zuhause bin? Ich muss wieder mit mir selbst in Berührung
kommen.
Gegenmittel: Teile mit Gott deine tiefsten Gefühle und Sehnsüchte. Ich lasse
Gott auch in meine Mängel und Abgründe schauen, in das Verdrängte, auch in
die Bedürfnisse und Wünsche, die unter der Oberfläche liegen und gar die
Sünden und das Falsche und Dunkle in meinem Herzen. Ich teile mit Gott alle
Stimmungen und Gefühle, sogar die, die ich mir selbst nicht erklären kann. Ich
lege selbst das bloss, was meine Ehre oder mein Idealbild von mir selber
ankratzt. Es gibt kein Tabu. Zwischen uns gibt es nichts „Frommes“,
sondern nur Ehrliches. Alles darf sein, wenn ich es in Beziehung mit Gott
bringe. Denn von allem, was ich vor Gott hinhalte, kann Er mich befreien. Was
ich von der Begegnung mit Gott ausschliesse, das wird mir an meiner
Lebendigkeit fehlen. Ich werde intim mit Gott. Das heisst, ich sage Ihm
wirklich ALLE Gefühle, alles was in meinem Herzen an Sehnsucht,
Ahnung, an Wünschen und Wunden ist.
Amsel Grün schreibt es in Seinem Buch „Dem Alltag eine Seele geben“ auf S.43f
so: „Intim werden mit Gott, das heisst, ihm wirklich alle Gefühle auszudrücken,
die in mir sind, oft genug verschüttet, weil ich selber Angst vor ihnen habe. Da
kommen vielleicht sehr kindliche Gefühle hoch, wie die Sehnsucht nach
Geborgenheit und Liebe, Gefühle, die ich vor mir selbst verberge, weil sie mir
peinlich sind, weil ich meine, als Erwachsener sei ich doch darüber hinweg. Das
Gebet will mir Mut machen, wirklich alles auszudrücken, nichts zurückzuhalten,
meine tiefsten Sehnsüchte und alle Defizite meines Lebens, meine Liebe und das
Angerührtsein in meinem Herzen. Dabei werde ich mit meinen Worten an
Grenzen stossen. Gebärden können mir helfen, meine intimsten Gefühle
auszudrücken. So könnte ich die Hände über der Brust kreuzen und Gott meine
Sehnsucht nach Intimität hinhalten. Ein Mitbruder erzählte, dass er manchmal
unter die Decke krieche und Gott all das sage, was er sich sonst nicht traue, dass
er all die Gefühle Gott hinhalte, die eben nur unter der warmen Decke am Abend
aufsteigen, und dass er manchmal ein Kissen an die Brust drücke und so bete,
um Gott sein Bedürfnis nach Liebe und Zärtlichkeit zu zeigen. Wenn wir den Mut
haben, das vor Gott anzusprechen und auszudrücken, was wir vor uns selbst
verbergen, was wir nur in der intimsten Liebe zu einem Partner sagen würden,
dann wird unser Leben tiefer und lebendiger. Es verliert alle Langweiligkeit und
Durchschnittlichkeit. Wir werden echter und freier. Wir haben keine Angst mehr
vor unserem eigenen Herzen. Das Herz beginnt zu schlagen. Wir fühlen: Wir sind
wirklich da, wir leben. Es ist schön zu leben. Zugleich ist es natürlich auch
schmerzlich. Es gibt keine Intimität ohne Verwundbarkeit. Aber gerade das macht
uns lebendig und echt.“
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
8/33
Innerer Unfriede
Kennst du das auch? Du hast eigentlich keinen Grund dazu, aber du fühlst dich
irgendwie gestresst. Du spürst eine innere Hektik, eine Unruhe, ein
Gefühlswirrwarr, was aber nicht von den äusseren Umständen abhängen muss.
Es ist, als ob dich etwas antreiben würde.
Gegenmittel 1: Pausen einplanen
Beginne, dir wieder Pausen einzuplanen. Gott ruhte am 7. Tag von seinen
Werken. Ruhst du auch von deinen Werken? Es birgt einen grossen Segen darin
ruhig zu werden und sich nicht treiben zu lassen. Mal ein bewusstes Stopp
einzulegen und sich zu erholen. Ein gutes Zitat besagt: „Man sollte auch an
Wochentagen ein paar Augenblicke Sonntag sein lassen.“
Gegenmittel 2: Bewusst geniessen
Beginne, wieder zu geniessen. Es gibt ein Sprichwort: „Wer nicht mehr geniessen
kann, wird ungeniessbar.“ Frage dich: „Wo lebe ich auf?“, „Welche Düfte, Töne,
Berührungen, Geschmäcker etc. machen mein Herz lebendig?“ Sorge dafür, dass
du dir täglich solche Geniessmomente einplanst. Diese können nur ein paar
Sekunden dauern, wenn du z.B. dein Lieblingsparfüm aufträgst und es bewusst
riechst. Ich rieche zum Beispiel sehr gerne Benzin. Es reicht, wenn ich beim
Tanken einfach kurz die Türe öffne, es einatme und dabei lächle. Oder ich habe
laaaange überlegt, welche meine Lieblingsblume ist. Das ist die rote, wilde
Mohnblume. Jetzt muss ich jedes Mal lächeln, wenn ich eine sehe. Und wenn ich
mit dem Auto am Strassenrand an einer grossen Anzahl solcher Blumen
vorbeifahre, nehme ich es als Liebesgruss Gottes in meinen Alltag mit.
Nimm deine Bedürfnisse ernst und gönn dir dies.
Siehe auch Übung im Anhang: „Was lässt mein Herz aufleben?“
Gegenmittel 3: Bei Ihm sein
Gott hat mich mal gelehrt, dass der Weg des inneren Friedens nicht bedeutet,
seine eigenen Gefühle „ruhig zu stellen“, sondern mit allen Gefühlen bei Ihm zu
sein. Beginne, Gott täglich deine Gefühle zu erzählen. Sage ihm: „Ich fühle mich
gerade ausgenutzt.“, „Es macht mich wütend, dass…“, „Ich fühle mich gerade so
alleine.“ Erzähle deine Gefühle, sobald du sie fühlst. Und höre, ob Er allenfalls
etwas dazu sagt. Teile „deine Welt“ mit Gott. Sie interessiert Ihn!
Siehe zur Vertiefung auch Blogeintrag:
 „Innerer Frieden finden“ http://www.heimkehren.ch/?p=215#more-215
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
9/33
Unzufrieden. Vergleichen
Manchmal habe ich wie eine innere Unzufriedenheit mit meinem Alltag.
Früher, als ich noch arbeitstätig war, fühlte ich mich teilweise wie in einem Rad,
das nicht zu stoppen ist. Jeden Tag dasselbe: Arbeiten und Schlafen.
Jetzt, als Mutter, habe ich zwar bezüglich meines Tagesablaufes volle Freiheit,
dafür „opfere“ ich meine Bedürfnisse ständig für jene meiner Kinder. Und für das,
was ich tue, kriege ich von aussen nur sehr wenig Anerkennung. Manchmal
bekomme ich dadurch das starke Gefühl, selber zu kurz zu kommen.
Und so spüre ich manchmal eine – eher unbewusste – Unzufriedenheit in mir. Ich
bin nicht zufrieden mit dem „Jetzt“. In der Arbeitswelt verlor ich oftmals den Sinn
und die Beziehung zu dem, was ich tat und zu den Menschen, mit denen ich
zusammen war. Als Mutter hingegen sehne ich mich öfters nach einem
„besseren“ Moment (wenn die Kinder besser schlafen, wenn die Kinder
selbstständiger spielen, wenn wir Ferien haben etc.) oder plane und denke
darüber nach, was ich alles in der kommenden Woche tun könnte, um besser
voranzukommen. Dabei verliere ich wieder das „Jetzt“.
Gegenmittel 1: „Ja“ zum Jetzt finden
Ich habe gemerkt, dass das Gegenmittel dafür ist, ein „Ja“ für mein „Jetzt“ zu
finden. „Ja“ zu sagen zu dem Moment, wenn z.B. meine Kinder einfach nicht
schlafen wollen, „ja“ zu sagen, dass meine Kinder die Grenzen an mir austesten,
„ja“ zu sagen, dass mein Mann und ich momentan eher wenig Zeit füreinander
haben etc.
Und in diesem Moment lade ich Gott dazu ein. Ich bitte Ihn, mir in diesem
Moment Kraft zu geben, oder ich frage Ihn, wie ich auf die Grenztesterei meines
Sohnes reagieren soll. Ich lade Ihn dazu ein, Teil „meiner Welt“ zu sein. Ich lade
Ihn dazu ein, in den Moment eingreifen zu dürfen – sei es in meiner Gedankenoder Gefühlswelt oder sogar in die Umstände. Und ich teile mit Ihm meine
tiefsten Gefühle.
Siehe auch Blogeintrag „Dialog mit Gott“
http://www.heimkehren.ch/?p=457#more-457
Gegenmittel 2: Dankbar sein
Ein dankbares Herz ist Heilmittel für vieles. Ich lerne meinen Fokus auf das Tolle
zu richten, was ich habe. Ich habe so viel Grund zu danken. Ich bin Gott von
Herzen dankbar und auch Menschen, die es gut mit mir meinen. Selbst in einer
schwierigen Situation hat es immer auch ein paar Lichtblicke (und sollte ich
selbst diese im Moment nicht sehen, kann ich Gott fragen: „Wo bist Du, gerade
in diesem Moment? Zeige mir, wo Du stehst und was Du tust“). Worauf
fokussiert mein Herz? Was ist mein Referenzpunkt? Und wenn ich erkenne, dass
nicht „die ganze Welt gegen mich ist“, sondern ganz viele Personen für mich,
dass Gott immer noch neben/unter/über mir steht, dass ich immer noch – für
mich – die „beste Familie der Welt“ habe etc., dann kann ich von Herzen danken
und mich über das freuen, was ich habe.
Siehe auch Übung im Anhang: „Danke“
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
10/33
Gegenmittel 3: Vergeben
Und in gewissen Fällen ist es sicher notwendig zu vergeben. Wer hat mir
wehgetan? Was hat mich verletzt? Ich muss es nicht gutheissen, aber ich darf es
bei Gott loslassen. Ich entlaste mich damit am meisten. Ich muss mich nicht
länger damit beschäftigen. Stattdessen konzentriere ich mich lieber wieder auf
das, was gut in meinem Leben ist. In gewissen Situationen ist es auch sehr
befreiend, wenn du der betreffenden Person die Vergebung laut aussprichst.
Siehe zur Vertiefung auch Blogeintrag:

„Dankbarkeit als Gegenmittel negativer Gefühle“
http://www.heimkehren.ch/?p=202#more-202
Zu beschäftigt
Oftmals verpasse ich Gott, weil ich gar keine Zeit habe für Ihn. Meine Agenda ist
übervoll, ich eile von einem Termin zum anderen und in der Zwischenzeit hänge
ich mit meinen Gedanken schon beim nächsten Termin. Dadurch verpasse ich
wieder das „Jetzt“. Ich könnte die Zeit am Bahnhof – wo ich auf meinen nächsten
Anschluss warte – nutzen, um mit Gott ins Gespräch zu kommen oder Ihn zu
lobpreisen. Stattdessen plane ich in meinem Kopf, was ich für den nächsten
Termin einpacken möchte, was ich sagen möchte etc. Würde Gott zu mir reden
und mir sagen, dass Er eine Begegnung mit jemandem für mich geplant hätte,
dann müsste ich sagen: „Sorry, keine Zeit."
Die Fülle an Terminen ist das Eine. Das andere sind meine Ideen, Wünsche,
Hoffnungen, Ziele und Visionen. Auch was mich begeistert, motiviert und
vorwärts schauen lässt, bedarf einer Entschleunigung. Ich erlebe oftmals einen
inneren Drang, Ideen nachzurennen oder eine Idee umzusetzen – schliesslich
habe ich noch ein bisschen Zeit etwas zu machen. Doch ich verpasse damit die
„Sabbatruhe“. Ich bin ständig beschäftigt (mache Fotoalbum, backe Zopf, lerne
ein neues Instrument, bastle, mache ab etc.) und mache mich damit sehr müde.
Ich merke erst später, dass ich mich eigentlich damit nur um mich selber drehe.
Gott ist ein kreativer Gott und Kreativität ist auch gesegnet. Doch es birgt einen
grossen Segen darin ruhig zu werden und mal zu warten, bevor ich ein neues
„Projektli“ beginne. Es liegt viel Frieden darin, sich nicht von seinen eigenen
Zielen treiben zu lassen. Gott hat uns den Sabbat angeordnet. Ohne die
Sabbatruhe Gottes kommen wir immer wieder zu Fall. Mit ihr dürfen wir aber
ruhen von unseren Werken, anstatt sie anzubeten. Wir dürfen lernen, auf die
Pläne des Herrn zu warten.
Gegenmittel 1: Weniger ist mehr
Ich glaube, dass Gott möchte, dass wir uns erst freischaufeln, bevor ER uns
Seine vorbereiteten Werke anvertraut. Überprüfe mal deine Agenda: Wie
verplant bist du? Welche Termine sind zwingend? Welche kannst du
streichen/verschieben? Ich habe mir selber ein paar Regeln gegeben: z.B. nur
noch eine bestimmte Anzahl Termine und nur noch eine realistische Anzahl Ziele
pro Tag, geplante Ruhepausen.
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
11/33
Mein „Hauptproblem“ (ist aber auch eine meiner grossen Stärken) aber sind
meine vielen Ideen. Als Gegenmittel habe ich mich zum Beispiel dafür
entschieden, jedes abgeschlossene Projektli erst bewusst zu feiern, bevor ich das
Nächste beginne. Ich freue mich über das, was ich gemacht habe und pausiere
eine Weile, bevor ich das Nächste starte.
Da ich aber so immer noch viel zu viel machte, „verordnete“ ich mir eine
Entschleunigungsphase. Für ein paar Monate wollte ich meinen Tagesablauf
massiv entschleunigen. Zum Beispiel entschied ich mich, das „Abmachen“ zu
reduzieren, weniger externe Aktivitäten vorzunehmen, auf den naheliegendsten
Spielplatz zu gehen etc. Ich möchte nicht einen anderen Typ werden. Ich schätze
meine Kreativität. Und doch merke ich, dass es mir – und auch den Kids! – gut
tut, mal einen Gang runter zu schalten und im Alltag etwas zu ruhen.
Siehe auch Übung im Anhang: „Entschleunigung“.
Gegenmittel 2: Langeweile zulassen
Langeweile kenne ich eigentlich nicht und wenn doch, dann ist sie für mich kaum
auszuhalten, was mir den Anlass gibt, etwas Neues zu machen. Eigentlich schön
und gleichzeitig gefährlich. Ich habe gemerkt, dass ich Gott oftmals in der
„Langeweile“ finde. Dann, wenn nichts läuft, wenn ich keine Optionen habe. Ich
glaube, es liegt ein grosser Segen darin, in die Ruhe einzukehren. In Momenten
vom „Nichts“ rede ich mit Gott und ich bin nicht abgelenkt, Ihn zu hören. In
Momenten, in denen nichts läuft, habe ich Zeit, meine Gefühle anzusehen und
diese mit Gott zu teilen. Ich habe Zeit, mir von Gott „reinreden“ zu lassen und
ich habe auch Zeit, Kurskorrekturen vorzunehmen. Es gibt Leute, die gehen
bewusst 1x im Jahr in eine Alphütte oder in ein Kloster, um herunterzufahren
und in der Stille Gott zu suchen. Ich habe das noch nie gemacht. Aber mir hilft es
bereits, bewusst in einen Raum der Stille zu gehen. Wo dieser Raum ist (im
Wald, im Keller, auf dem Liegestuhl…) spielt eigentlich keine Rolle. Es ist aber ein
Raum, wo du möglichst nicht abgelenkt wirst, wo kein Telefon klingelt und kein
Baby schreit. Im Alltag kann das auch nur eine halbe Stunde sein. Aber es ist ein
Ort, wo du ganz bewusst Gott begegnest und dich Ihm hingibst.
Siehe zur Vertiefung auch Blogeintrag:

„Übervoll… …mit dem Richtigen?“
http://www.heimkehren.ch/?p=363#more-363

„Soaking – Gottes Gegenwart aufsaugen“
http://www.heimkehren.ch/?p=236#more-236
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
12/33
Die Flut der Möglichkeiten
Multitasking, die Vielzahl an Möglichkeiten, die Mobilität: das sind Vorteile
unserer Gesellschaft, aber auch Nachteile. Oftmals sind wir dadurch überfordert,
gestresst und finden nicht mehr zur inneren Ruhe – was aber eine wichtige Basis
dafür ist, Gott zu hören und um mit Ihm durch den Alltag zu gehen.
Multitasking
Multitasking und Effizienz ist in unserer Gesellschaft sehr hoch geschrieben. Und
in vielen Bereichen ist dies unverzichtbar: bei der Arbeit, aber auch im Privaten.
Ich kann zum Beispiel bügeln und gleichzeitig fernsehen, kochen und
telefonieren, auf der Toilette lesen, fernsehen und gleichzeitig surfen, diskutieren
und gleichzeitig mit dem Handy spielen. Mit Multitasking sind wir schnell und
machen mehrere Dinge gleichzeitig. Aber es verhindert auch, dass wir eine
Sache ganz bewusst durchführen. Ich schenke der einen Sache auch nicht länger
meine volle Aufmerksamkeit. Ich entziehe ihr dadurch ein stückweit meine Liebe.
Davon abgesehen fülle ich mich so sehr mit Gedanken und Eindrücken, dass ich
bei meinen Tätigkeiten auch nicht mehr ausruhen kann. Dadurch verliere ich
wieder das „Jetzt“ – die Grundlage, um mit Gott in Beziehung zu treten. Während
dem Bügeln hätte ich wunderbar Zeit, mit Gott ins Gespräch zu kommen.
Während dem Kochen könnte ich mich über die Duftentfaltung erfreuen und mir
Gedanken machen, wie ich das Essen liebevoll anrichten könnte und während
dem Gang auf die Toilette könnte ich einfach einen Moment der
Abgeschiedenheit und Stille geniessen. Dies um nur ein paar Beispiele zu
nennen.
Tempo
Früher war es normal, dass man vielleicht eine Stunde zur Schule laufen musste.
Oder dass man zuhause ein Feuer machen musste, damit es nicht zu kalt würde.
Da dies seine Zeit brauchte, war viel vom Tagesablauf schon vorgegeben. Und
darunter waren auch viele „langweilige“ Dinge, welche die Möglichkeit zur
Selbstwahrnehmung, Ruhe und Meditation boten. Heute können wir vieles
spontan und schnell tun. Und wir sind dabei mobil. Mit dem Auto oder den ÖV
kommen wir schnell von A nach B und wieder zurück.
Aber achte dich mal, wie viel du – wenn du an einem Ort stehen bleibst – mit
deinen Sinnen (sehen, riechen, hören etc.) wahrnimmst und wie viel du davon
wahrnimmst, wenn du Velo fährst oder gar Zug? Die Schnelligkeit „stielt“ viel
mehr, als wir im ersten Moment meinen.
Ich möchte Mobilität, Spontanität und Flexibilität keineswegs verteufeln! Das hat
uns super Möglichkeiten gegeben. Aber sie gefährden auch, dass wir nicht mehr
ruhen und einfach sind. Wieder verpassen wir durch das Eilen die Gegenwart und
damit auch Gott.
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
13/33
Qual der Wahl
In unserer Gesellschaft ist kaum noch etwas vorgegeben. Wir haben überall die
Möglichkeit, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen. Das ist zum einen eine
grosse Errungenschaft der heutigen Zeit, zum anderen für viele auch eine
Überforderung. Berufswahl, Kleidungsstil, Hobby, Wohnort, Partnerwahl,
Lebensform, Ernährung, Versicherungen etc. Überall – in jedem Lebensbereich müssen wir x Entscheidungen treffen. Täglich sind es unbewusst tausende
Entscheidungen! Und wenn wir sie nicht treffen, treffen sie andere für uns. Selbst
bei schönen Dingen wie Ferien können wir uns stark den Kopf zerbrechen. Und
wenn wir uns mal für etwas entschieden haben, liebäugeln wir mit der
Alternative und überlegen uns, ob wir nicht doch besser anders entschieden
hätten.
Damit driften wir ebenfalls vom „Jetzt“ ab. Wir zerbrechen uns den Kopf über
Möglichkeiten, sichern uns für die Zukunft ab statt im Jetzt zu leben und einfach
zu sein, zu geniessen und Gott zu vertrauen, dass Er uns mit all dem versorgt,
was wir brauchen.
Gegenmittel 1: Verlangsamen
Wir suchen ständig nach Möglichkeiten, unsere Tagesabläufe zu vereinfachen.
Das an sich wäre ja schön, aber häufig erliegen wir dann der Falle, dass wir es
uns vereinfacht haben, nur um dadurch noch mehr machen zu können. Es lohnt
sich entweder zu vereinfachen, um danach bewusst auch Pause zu machen –
siehe Kapitel „Entschleunigen“ - oder stattdessen mal bewusst etwas
komplizierter sein zu lassen. Beispielsweise ist es sehr entspannend, einen
Brotteig zu kneten (statt die Küchenmaschine laufen zu lassen), oder zum
Bahnhof zu gehen, statt ihn eilends mit dem Velo zu erreichen. Einen Brief von
Hand zu schreiben ist viel persönlicher, oder an einem Abend mal bewusst zu
Hause bleiben und ein Tee trinken.
Gegenmittel 2: Aufräumen
Es gibt ein Sprichwort, das besagt, dass so wie es in deinem Zimmer aussieht, es
auch in deinem Herz aussieht. Das ist sicher nicht immer richtig. Und doch habe
ich oftmals die Erfahrung gemacht, dass wenn es bei mir aufgeräumt ist, es auch
in meinem Herzen ruhiger wird. Oder wenn Gott in meinem Herzen wirkt und
innerlich aufräumt, ich plötzlich das Bedürfnis erhalte, auch in meiner Wohnung
aufzuräumen.
Gegenmittel 3: Entrümpeln
Unsere Unruhe rührt zum Teil auch davon her, dass wir zu viel in unseren
Häusern haben. Anselm Grün schreibt in seinem Buch „Dem Alltag eine Seele
geben“ Folgendes: „Vieles, was wir im Haushalt haben, was wir in unserem
Wohnzimmer, in unserem Büro, in unserem Keller aufbewahrt haben, verwenden
wir kaum einmal. Es ist einfach nur ein Ballast, den wir mit uns herumschleppen.
Aus Angst, wir könnten das oder jenes Haushaltsgerät doch einmal brauchen,
kaufen wir es, um dann nach einiger Zeit festzustellen, dass wir es höchstens
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
14/33
dreimal gebraucht haben. Seit Jahren steht es nutzlos herum. Aber all das Viele,
was wir angesammelt haben, macht uns nicht gesammelt, sondern es belastet
uns nur noch. … Überall erinnern uns Gegenstände, was wir noch eigentlich
gebrauchen könnten, was wir damit anfangen müssten, damit es nicht umsonst
herumsteht. So setzt uns das Gekaufte oft genug unter Zugzwang. Damit es
nicht umsonst gekauft ist, müssen wir damit etwas tun. Wir müssen uns
beschäftigen, anstatt einfach zu geniessen, dass wir freie Zeit haben, dass uns
die Zeit geschenkt ist.“
„Ein Weg, zur inneren und äusseren Ruhe zu kommen, ist, all das, was wir nicht
wirklich brauchen, zu entrümpeln, damit wir wieder genügend Raum bekommen
um zu leben.“
„Unter dem Stichwort „Das Leben vereinfachen“ erscheinen heute viele Bücher.
Es ist letztlich das Thema, das früher mit dem Wort „Askese“ bezeichnet wurde.
Askese hat immer auch mit Selbstbeschränkung und Verzicht zu tun.“ (Grün
2004: 60f)
Verzicht kann sehr befreiend sein. Vielleicht ist es für dich undenkbar, nur ein
Auto zu haben oder gar keines. Ja, viele Möglichkeiten fallen damit weg. Wäre
das schlimm? Für die einen ja, für die anderen nein. Überlege dir ganz allgemein,
was du beseitigen kannst, was du entbehren kannst und was du dadurch
womöglich wieder neu gewinnen könntest?
Gegenmittel 3: Fokussieren
Überlege dir, was du mit deinem Leben wirklich willst. Deine Zeit reicht nicht für
die Pflege von 100 Kollegschaften und gleichzeitig für die Investition von tiefen
Freundschaften. Deine Kraft reicht nicht aus, um überall wirklich „gut“ zu
werden, im Sport, Instrument spielen, Malen, Helfen etc. Worauf setzt du dein
Fokus? Was ist dein Lebensziel? Was willst du mit deinem Leben
erreichen/bewirken? Habe den Mut zur Lücke. „Ja“ zu etwas zu sagen,
bedeutet oftmals auch zu vielen Dingen „Nein“ zu sagen. Und das ist in
Ordnung. Selbst Jesus hat nicht primär gegen die Sklaverei gekämpft, gegen die
ungerechte Verteilung von Nahrung, für den Umweltschutz, für die
Gleichstellung, gegen die Prostitution etc. Selbst Er hatte einen Fokus.
Treffe selbstbestimmt Entscheidungen und finde heraus, wie Gott dich
gebrauchen möchte.
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
15/33
„Abgestumpft“ / Unglaube
Du kennst es sicher aus der Tagesschau. Du siehst tragische Bilder, doch du
hältst sie in dir unbewusst fern – sie berühren dein Herz nicht. Du bist etwas
abgestumpft. Es wäre zu viel. Also lässt du es spurlos an dir vorbeiziehen. Ich
denke zu einem Teil ist dies gesund. Doch dasselbe Phänomen beobachte ich
auch im Glauben. Nicht bei „tragischen Bildern“, sondern bei der frohen
Botschaft. Ich lese die gute Nachricht, lese, dass Gott mich liebt, für mich
gestorben ist, nun in mir wohnt, dass ich alle geistlichen Segnungen besitze etc.
und es lässt mich beinahe kalt! Wie ist das möglich?!?
In der Vergangenheit hatte ich oft wie eine Blockade im Glauben. Ganz tief in mir
– oftmals nicht mal bewusst – blieb ein kleiner Zweifel bestehen, ob es Gott
wirklich gibt. Andere haben vielleicht den Zweifel, ob Gott es wirklich gut mit
ihnen meint oder der Zweifel, ob Gott mit ihm reden möchte. Ich wollte es
glauben. Aber egal, wie ich es versuchte, diesen Restzweifel konnte ich nicht aus
dem Weg schaffen. Der Verstand weiss es zwar, aber es rutscht nicht runter bis
ins Herz.
Ursachen davon können mehrere Dinge sein, u.a. falsche Lehre, schlechte
Vorbilder, falsche Schlüsse aus dem Erlebten und ein falsches Gottesbild. Es
lohnt sich sicher, diesen Dingen auf den Grund zu gehen. Das ist aber oftmals
eher ein schwieriger und längerer Prozess.
Gegenmittel 1: Halleluja-Rutschbahn
Ein gutes Gegenmittel gehen Unglaube ist die „Halleluja-Rutschbahn“. Diese hilft,
dass das, was im Kopf verstanden ist, aber nicht ins Herz übergehen möchte,
nun ins Herz „runterrutscht“. Sag nicht länger: „Aber Gott, wieso?“, oder „Ich
verstehe nicht, wieso…“ Sage stattdessen: „In deinem Wort schreibst du, dass du
mich bedingungslos liebst. In deinem Wort schreibst du, dass ich gerechtfertigt
bin.“ Und sage dafür Danke.
Es ist wie wenn du einen Blumenstrauss entgegengestreckt bekommst. Indem,
dass du dankst, nimmst du ihn auch an.
Wir dürfen es annehmen und beginnen dafür zu danken. Und dann passiert die
Halleluja-Rutschbahn – die Worte rutschen vom Verstand ins Herz und können
sich da entfalten.
Dankbarkeit ist auch ein wunderbares Gegenmittel gegen viele Formen von
Verletzungen. Siehe auch Gegenmittel 2 unter „Unfrieden“.
Siehe zur Vertiefung auch Blogeintrag:

„Dankbarkeit als Gegenmittel negativer Gefühle“
http://www.heimkehren.ch/?p=202#more-202
 „Wie Glaube fest wird“ http://www.heimkehren.ch/?p=580
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
16/33
Gegenmittel 2: Sich von Gott lieben lassen
Ein gutes und effektives Gegenmittel ist, sich mal vor allem von Gott lieben zu
lassen. Wieder und wieder, bis Seine Liebe und Gegenwart bis in unser Herz
durchsickert.
Teile Gott deine Gefühle mit. Teile mit Ihm deine Sehnsüchte und beginne jeden
Morgen mit dem Gebet: „Vater, zeige mir heute, dass Du mich liebst.“ Schreibe
alles auf, was du erlebst, auch wenn es nur etwas Kleines ist. Eröffne dein „Ichbin-geliebt-Tagebuch“. Gott kann sich dir auf so vielfältige Weise zeigen. Öffne
deine Sinne (siehe Übung „Sinneswahrnehmungen“). Flüstert dir Gott etwas über
das Gezwitscher der Vögel? Zeigt Er dir seine Gegenwart durch den Wind? Zeigt
Er dir seine Kraft über das Gewitter? Oder schenkt Er dir einen besonders
schönen Sonnenaufgang? Schenkt Er dir eine „zufällige“ Begegnung mit einem
lieben Menschen? Oder schickt Er dir jemanden vor, der dich in deiner
Entmutigung wieder aufbaut? Spricht Er womöglich direkt in deine Situation
hinein?
Siehe auch Blogeintrag: „Streicheleinheiten Gottes“
http://www.heimkehren.ch/?p=160#more-160
Gegenmittel 3: Vaterbild überprüfen
Gott ist unser „Vater im Himmel“. Oftmals aber betrachten wir Gott durch die
Brille unserer Erfahrungen mit unserem leiblichen Vater. War dein Vater z.B.
distanziert, leicht zu enttäuschen, schwer zufrieden zu stellen, schwer
einzuschätzen etc., dann übertragen wir dies oftmals – wenn auch unbewusst –
auf unser Gottesbild und sehen Gott genauso. Gerne möchte ich dich dazu
ermutigen, dein „Abba“ Papi im Himmel (vgl. Römer 8, 15) kennenzulernen.
Hilfreich dafür ist, dass du mal gründlicher mit deinem irdischen Vater
beschäftigst. Wer war er wirklich? Was dachte er wirklich über dich? Woran
kannst du dich erinnern? Führe Gott zu diesen – vielleicht noch wunden – Plätzen
deines Herzens hinein. Lass dir darin von Gott Heilung geben und lasse dich von
seiner starken und zärtlichen Liebe erfüllen. John und Stacy Eldredge schreiben
im Buch „Weisst du nicht, wie schön du bist?“ auf S. 147: „Es gibt einen
zentralen Raum in unserem Herzen, der für Papa (Gott) reserviert war. Für seine
starke und zärtliche Liebe. Dieser Raum ist immer noch da und er ist voller
Sehnsucht. Öffnen Sie ihn für Gott, Ihren Vater. Bitten Sie ihn, diesen Raum
auszufüllen und Ihnen dort mit seiner Liebe zu begegnen. Wir haben alle so
angestrengt versucht, diese Liebe in anderen Menschen zu finden, aber das kann
nicht funktionieren. Wir sollten diesen Raum dem Einen übereignen, der uns am
besten lieben kann.“
Siehe auch auf meinem Blog Übung 2 unter „Rückblick 1. November“
http://www.heimkehren.ch/?p=521#more-521
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
17/33
Gegenmittel 4: Gott in persönlicher Geschichte finden
Jede Geschichte hat ihren Bösewicht und ihren Helden – auch in deiner
persönlichen Lebensgeschichte. Du hast in deinem Leben sicher schon viele
Angriffe auf dein Herz erlebt. Den Bösewicht und seine Taten sind oftmals
unschwer festzustellen. Aber das ist nur die Hälfte der Wahrheit. Gott aber hat
ebenfalls von Anfang an um dein Herz geworben. Suche deine „Romanze“ mit
Gott, in deinem Leben. Gott war in jedem Moment deines Lebens dabei. Wenn du
dich auf den Gedanken einlässt, dass Gott dich von deinem ersten Lebenstag an
geliebt hat, dann wirst du auch erkennen, dass Er dich von Anfang an
„umworben“ hat. Sein Werben war persönlich. Gott weiss, was dir den Atem
raubt und was dein Herz schneller schlagen lässt. Wir haben viele seiner
Liebesbriefe nur deshalb nicht wahrgenommen, weil wir unser Herz weggesperrt
haben, um den Schmerz des Lebens erträglicher zu machen. Nun gilt es, unser
Herz wieder zu öffnen und es offen zu halten. Natürlich nicht für alles und jeden.
Aber wir werden Gottes Flüstern nur hören und spüren, wenn wir Ihm unser Herz
wieder geöffnet haben. (vgl. Eldredge 2006: S. 155ff)
Versuche deine Liebesgeschichte mit Gott aufzuschreiben. Und wenn du ihn in
gewissen Jahren deines Lebens wirklich nicht siehst, bitte Ihn dir aufzuzeigen, wo
Er in diesem Moment war. Was Er getan hat.
Siehe zur Vertiefung auch Blogeintrag:

„Erlebt: Das Herz des Vaters“.
http://www.heimkehren.ch/?p=465#more-465

„Mauern“ http://www.heimkehren.ch/?p=426#more-426

„Mauern aus Angst vor Ablehnung“
http://www.heimkehren.ch/?p=436#more-436

„Eine Definition von Glauben“ http://www.heimkehren.ch/?paged=2

„Das Phänomen mit dem Glauben“
http://www.heimkehren.ch/?p=23#more-23
Oder auch das Gedicht „Spuren im Sand“ von Margaret Fishback Powers unter
http://www.life-is-more.at/life/gedichte/spuren_im_sand.php
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
18/33
Zusammenfassung
Nicht im „Jetzt“ zu leben hat viele Gesichter. Hier eine kleine Auflistung, die
selbstverständlich nicht abschliessend ist:












Sorgen
Multitasking
Qual der Wahl
Vorausplanen und Organisieren
Stress
Tagträumerei
Unzufriedenen Gedanken nachhängen
Unvergebenheit
Vergleichen
Sich mit Medien berieseln
Statt den Moment zu geniessen, gleich die Kamera zücken
Schwärmerei über „die gute alte Zeit“
Hinter einigen dieser Begriffe stecken positive Eigenschaften wie Effizienz,
Vorausschauen oder Ausruhen, doch vielfach stecken dahinter auch Ängste,
falsche Gottesbilder, Sorgen etc.
Wir dürfen mit Freude mal einen Film schauen oder Zeitungen lesen. Wir dürfen
durch Multitasking Höchstleistung erbringen, usw. Aber wir sollten überprüfen,
ob wir noch sind, oder ob wir nur noch tun.
Auch das „ständig mit Gott verbunden sein“ soll keine krampfhafte Übung sein,
sondern eine schöne Gemeinschaft. Ich meistere meinen Alltag auch mit meinem
Ehemann nicht ständig Hand in Hand. Aber wir sind uns vertraut. Was mich
beschäftigt, weiss er. Fragen gehen wir gemeinsam an. In Momenten der
Unsicherheit rufe ich ihn womöglich an und ich „plaudere“ mit ihm aus meinem
Herzen. Mit Gott wünsche ich mir mindestens diese Verbundenheit. Ich strebe
gar eine noch intimere Beziehung an. Mein himmlischer Vater, Freund und Mann
soll Einblick in meine tiefsten Gefühle und meine heimlichsten Wünsche haben.
Vor ihm gibt es keinen „Selbstschutz“ und kein Misstrauen oder Angst vor
Verletzung. In Ihm bin ich jederzeit Zuhause. Das ist mein Ziel.
Ich kann in diesem Büchlein nicht auf alle Hindernisse bis ins Detail eingehen.
Aber es lohnt sich, nach den Wurzeln zu suchen, die uns hindern, täglich mit Gott
verbunden zu sein. Und wir dürfen diese bewusst schwächen oder gar beseitigen.
Hindernisse- so haben wir gesehen – haben viele Gesichter. Bist du jemand, der
oft Sorgen hat, dann suche in der Bibel, was Jesus über den Umgang mit Sorgen
sagt und tue es! Bist du ein Tagträumer, dann fliehst du womöglich von der
Realität. Warum? Bring es vor Gott und sag „ja“ zu deinem „Jetzt“. Bist du in
einer Sucht? Dann hast du vermutlich eine Sehnsucht verdrängt. Welche ist es?
Könnte Gott diese ausfüllen?
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
19/33
Das Lesen dieses Büchleins hat dir nichts gebracht, wenn du nur denkst: „Ja, da
hatte es ein paar interessante Aspekte drin“. Wenn deine Erkenntnisse keine
Relevanz für deinen Alltag erhalten, dann waren sie nichts wert.
Sag deinen Hindernissen den Kampf an! Und du gewinnst gleich doppelt! Du
wirst es danach nicht nur einfacher haben, Gott zu sehen und zu begegnen, du
wirst zudem auch automatisch „schöner“ werden. Denn wenn du lernst, dein
Herz neu zu öffnen und zu dir selber „ja“ zu sagen, kommst du automatisch zu
einer Ruhe, die deine innere Schönheit zum Vorschein kommen lässt.
Nachwort: Im Geist leben
Lilo Keller sagte an der Frauenkonferez vom 21.-23.08.2009 in der Reithalle
Winterthur bei ihrem Input „Das Leben gewinnen“:
Wir dürfen lernen im Geist zu leben – das ist eine lebenslange Metamorphose. Es
ist ein Umwandlungsprozess, sowie eine Raupe sich zum Schmetterling
entwickelt. Und dazu müssen wir „ja“ sagen.
Die Bibel sagt in Markus 6, 33: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach
Seiner Gerechtigkeit. So wird euch alles andere zufallen.“
Dieser Satz kann alles umdrehen. Dieser Satz kann allen „Hindernissen“
entgegentreten. Doch dafür muss ich geistlich „sterben“. Jeden Tag aufs Neue.
Geistliches Leben hat jeden Tag aufs Neue einen Anfang. Dazu muss ich
mich jeden Tag entschliessen.
Es gibt in meinem Leben eine Priorität: Ich möchte mit Gott Beziehung leben
inmitten des Alltags. Wo ist mein Herz? Es geht nicht bei den
Sorgen/Arbeit/Langeweile/Ärger/Geld etc. zu sein und gleichzeitig bei Ihm. Das
geht nicht. Und so kommen wir wieder zum Anfang dieses Büchleins. Wir wollen
lernen, jeden Tag zu jeder Zeit mit Gott zu leben. Und das ist das Beste, was uns
passieren kann.
Ich hoffe du bist ermutigt und ich freue mich auch über persönliche Zeugnisse 
Gott mit uns
Janine
Quellen:
- Eldredge Stacy und John 2006: „Weisst du nicht wie schön du bist. Was
passiert, wenn Frauen das Geheimnis ihres Herzens entdecken.“ Brunnen
Verlag
- Anselm Grün 2004: „Dem Alltag eine Seele geben“ Herder Verlag
- Gunter Sylvia 2013: „Du bist gesegnet. Segnungen im Namen des Vaters
im Himmel“ Schleife-Verlag
- Blog von Janine Wyss: www.heimkehren.ch
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
20/33
Anhang
Übungen:
 Sinneswahrnehmungen
 Was lässt mein Herz aufleben?
 Danke
 Entschleunigen, Vereinfachen
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
21/33
Sinneswahrnehmungen
Gehe alleine auf einen Spaziergang – möglichst in die Natur, in den Wald.
Schalte eine Sinne ein, und wechsle die Sinne alle 10 Minuten. Versuche dich
ausschliesslich auf diesen einen Sinn zu konzentrieren und nicht an andere Dinge
zu denken.
a. Versuche Details zu sehen. Du kannst wie einen fotographischen Blick
aufsetzen. Wo hat es ein Loch in einer Baumrinde? Wo ist ein spezielles
Gras? Wo hat es Fussspuren? Achte insbesondere auf Bewegungen,
Farben, Formen, Strukturen, Etc. Beachte die Details. Du kannst auch
zuerst nur auf Bewegungen achten, danach nur auf Formen, usw.
b. Versuche nun nur noch zu hören. Welche Geräusche hörst du? Hörst du
Tiere? Hörst du Maschinen? Hörst du einen Ast knacken? Hörst du deine
Schritte? Etc.
c. Versuche nun zu fühlen. Was spürst du? Spürst du die Sonne auf
deiner Haut? Spürst du den Wind? Spürst du, wie du dich im Freien
entspannst? Spürst du, wie sich deine Muskeln spannen und entspannen
bei jedem Schritt, den du tust?
Du kannst auch Dinge ertasten. Wie fühlt sich die Baumrinde an? Wie
das Blatt oder die Blüte? Wie fühlt sich die Erde an? Ist sie gerade
feucht, oder trocken?
d. Versuche nun zu riechen. Was riechst du? Riechst du die Bäume?
Riechst du den Boden? Welchen Geruch bringt der Wind? Riechst du das
Wetter?
e. Kannst du auch etwas schmecken? Nimm ein Gänseblümchen oder ein
anderes ungiftiges Blümchen in den Mund. Wie schmeckt es? Oder
findest du Nüsse am Boden? (Buchennüsse, Haselnüsse, …) Wie
schmecken diese?
 Ev. Fällt dir der Wechsel zwischen den Sinnen schwer. Dann kannst du
auch ruhig mehrere Spaziergänge machen, wo du dich jeweils nur auf eine
Sinne konzentrierst.
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
22/33
Was lässt mein Herz aufleben?
Das Ziel dieser Übung ist obige Frage zu beantworten. Warum?  siehe letzte Seite.
Folgende Fragen werden dir helfen, die Titelfrage zu beantworten. Es lohnt sich ein bisschen dran zu
bleiben. Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass es Sinn macht, ein Blatt an einem zentralen Ort
aufzuhängen (oder eine Liste auf dem Handy eröffnen, etc.) und immer wenn dir wieder etwas in den
Sinn kommt, die Liste zu ergänzen. Unser Herz braucht Zeit, sich an Dinge zu erinnern, das es liebt…
Hilfreiche Fragen:
-
-
-
Ich liebe es, …. / das geniesse ich…
Orientiere dich an deine 5 Sinne:
o Was rieche ich besonders gerne?
Denke an Esswaren, an (künstliche) Düfte, an Blumen, Orte, Wetter, etc.
o Was schmecke ich besonders gerne?
Denke an Esswaren, Getränke, Naturprodukte, etc.
o Was fühle ich besonders gerne?
Denke an Wetter, Elemente, an Berührungen (aktives (z.B. Beschaffenheit von einem
Gegenstand) und passives berührt werden)
o Was sehe ich besonders gerne?
Denke an Schöpfung, an Dekorationen, an Stimmungen, an Kunst, etc.
o Was höre ich besonders gerne?
Denke an Natur- und Tiergeräusche, an Instrumente, Musik, Körpergeräusche, etc.
Womit / Worin fühle ich mich besonders wohl? So fühle ich mich gut: …
Denke an Gegenstände / Kleidung / Schmuck, etc.
-
Was tue ich sehr gerne, tue es aber viel zu selten?
-
Was würde ich insgeheim gerne tun/lernen?
-
-
Denke an schöne Kindheitserinnerungen & Traditionen.
Was hast du früher sehr gerne gemacht?
-
Wo fühle ich mich besonders wohl?
Welche „Stimmungen“ habe ich am Liebsten?
-
Wie ist es mir besonders angenehm? Und mit wem?
-
-
-
Was würde ich insgeheim gerne tun, wenn ich überraschender Weise mal einen halben Tag
freie Zeit für mich geschenkt bekäme (und auch genug Energie dazu?)?
Was würde ich insgeheim gerne „tünterle“ (kaufen), wenn ich ein grösseres Trinkgeld für
mich bekommen würde?
Was ist mein Lieblings…
o …tier
o
o …blume
o
o …gewürz
o
o …saison
o
Gott kennen im Alltag
…wetter
…landschaft
…element
…thema
© Janine Wyss-Lüscher
…farbe
23/33
So fühlt sich mein Herz lebendig…
Düfte (Riechen)
Geräusche (Hören)
Geschmäcker (Schmecken)
Schönheiten (Sehen)
Diverses
Berührungen (Fühlen)
Orte / Stimmungen
Womit?
Entspannung / Aktivitäten
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
24/33
Wo kannst du mehr davon in deinen normalen Alltag einplanen?
 Deine Bedürfnisse sind wichtig (auch für Gott). Nimm sie ernst.
 Gönne dir Pausen und Entspannung. Gott hat uns die Sabbatruhe sogar verordnet! Ein Zitat
besagt: „Man sollte auch an Wochentagen ein paar Augenblicke Sonntag sein lassen.“
 Wenn du dich besser kennst und besser weisst was du liebst, wirst du auch Gottes
„Streicheleinheiten“ besser erkennen können. Gott wirbt um dein Herz. Er weiss, was dein
Herz belebt. Wenn du es auch weisst, wirst du öfters erkennen können, dass Er dir gerade
wieder deinen „Lieblingsduft“ geschenkt hat, oder „deine Lieblingsblume“ ins Sichtfeld
gebracht hat, etc.
 Du hast ja mit dieser Übung gesucht, was dein Herz lebendig macht. Du kannst also nur
gewinnen, wenn du mehr davon einplanst. Ein Zitat besagt: „Wer nicht mehr geniessen kann,
wird ungeniessbar.“ Toller Nebeneffekt: Wenn du beginnst dein Herz zu öffnen, wirst du
automatisch noch schöner .
Das mache ich, für „mehr Herz im Alltag“:
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
25/33
Danke
Ein dankbares Herz ist Heilmittel für vieles.
Fülle dieses A4-Blatt mit Danksagungen. Beschreibe es mit sehr kleiner Schrift. Am Anfang fällt dir
vielleicht nur wenig ein. Du wirst aber sehen, wenn du dies überwunden hast, beginnt es plötzlich zu
fliessen! Du kannst auch die Rückseite benutzen . Sag auch bewusst „ja“ zu deinem „jetzt“.
Und, wie fühlst du dich jetzt?
Danke,
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
26/33
Entschleunigen / Vereinfachen
Wo machst du Multitasking, wo eine „Verlangsamung“ vorteilhafter wäre?
(Beispiel: Statt beim Bügeln sich nicht noch mit Fernseher zu „berieseln“, einfach mit sich
und seinen Gedanken alleine sein; Jemandem die volle Aufmerksamkeit geben, und nicht
noch parallel mit Handy spielen, etc.)
Welche Projekte und Aufgaben könnten vereinfacht / reduziert werden?
(z.B: Entrümpeln (gibt weniger zum Aufräumen und Verwalten), Wocheneinkauf, statt
mehrmals wöchentlich oder auf Le Shop Drive umstellen; den grössten Teil des
Freundeskreises auf nahen Umkreis beschränken; am Sonntag auf Fertigmenüs umstellen,
damit nicht gekocht werden muss; ein Auto verkaufen (wenn du nicht mehr so mobil bist,
wirst du automatisch einfacher), auf den Spielplatz im Quartier gehen, statt auf den viel
entfernter liegenden, etc.)
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
27/33
Welche Projekt können gestrichen / reduziert werden?
(z.B. 1x Besuch in der Woche, statt 3x; aus den Verein aussteigen, der schon länger keine
Befriedigung mehr schenkt; z.B. nur noch im Winter in den Turnverein; z.B. für einen Monat
mit einem Projekt aussetzen, etc.)
Achtung: Wenn du entschleunigst / vereinfacht hast, musst du dringend darauf achten, dass
du die „freie Zeit“ nicht gleich wieder verplanst. Besonders wenn du gefährdet bist, dich
immer wieder mit Ideen und „Projektli“ zu beschäftigen. To do’s erledigen ist keine
Entspannung! Nähen z.B. kann Entspannung bedeuten. Wenn du aber z.B. die Hose nähst,
damit sie endlich fertig ist, dann ist es nicht mehr entspannen. Nutze die freie Zeit mit dem,
was dir gerade am Meisten Lust macht, und es soll bewusst etwas Ruhiges, ohne Druck
sein. Entspannung muss nichts Nützliches / Sinnvolles sein, sondern darf auch
„verschwenderisch“ sein.
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
28/33
Was ist für dich Entspannung?
(z.B. ein Schaumbad, in einen Hängesessel sitzen und Tee trinken, Lesen, Malen,
Musizieren, etc.)
-
Ich beginne meine Entschleunigung damit:
(gewisse Dinge können auch nur temporär bis z.B. Ende Jahr sein)
Gott kennen im Alltag
© Janine Wyss-Lüscher
29/33