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ECCE LIBER
- die Gedichte des Grenzgängers -
März 2016
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Inhalt:
mein gedicht ......................................................................... 10
Sommertag ........................................................................... 11
elastic heart .......................................................................... 12
Über die Jahre ...................................................................... 13
Wechselwesen ...................................................................... 14
Rette mich!............................................................................ 15
im leben ................................................................................ 16
Schäfers Weile ...................................................................... 17
ohne Titel (3)......................................................................... 18
Der Mensch vergisst ............................................................. 19
Es bleibt dabei (Teil1) ........................................................... 20
Es bleibt dabei (Teil 2) .......................................................... 21
Es bleibt dabei (Teil 3) .......................................................... 22
Es bleibt dabei (Teil 4) .......................................................... 23
Konverter-Tier ....................................................................... 24
Glaube, Liebe, Hoffnung ....................................................... 25
Schicksal .............................................................................. 26
es täuscht ............................................................................. 27
Du riechst so gut ................................................................... 28
Frühling................................................................................. 29
Leben.................................................................................... 30
Reiz ...................................................................................... 31
Du (1).................................................................................... 32
Zuspruch ............................................................................... 33
Fragen .................................................................................. 34
Wirrungen ............................................................................. 35
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Traum (1) .............................................................................. 36
Einsamkeit ............................................................................ 37
Traum (2) .............................................................................. 38
Haltung ................................................................................. 39
L I E B E ............................................................................... 40
Du (2).................................................................................... 41
Entgegen .............................................................................. 42
Leidenschaft ......................................................................... 43
Zeit ....................................................................................... 44
Zueignung ............................................................................. 45
Leere .................................................................................... 46
Verbindungsbrückendichtung ................................................ 47
Maxime ................................................................................. 48
Kind ...................................................................................... 49
Verlassen .............................................................................. 50
Warten (1) ............................................................................. 51
Angst .................................................................................... 52
Schönheit .............................................................................. 53
Nacht .................................................................................... 54
Geburtstagsgedicht ............................................................... 55
Überzeugungen .................................................................... 56
liebesLeben .......................................................................... 57
Zeilen .................................................................................... 58
Wanderung ........................................................................... 59
Schatten ............................................................................... 60
Hoffnung ............................................................................... 61
So ......................................................................................... 62
Unentschlossen .................................................................... 63
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Verfehlung ............................................................................ 64
Grenzenlos ........................................................................... 65
Flucht .................................................................................... 66
Fatum ................................................................................... 67
Stille ...................................................................................... 68
Hundeleben .......................................................................... 69
Noch ..................................................................................... 70
Glück .................................................................................... 71
Insel ...................................................................................... 72
Wohl ..................................................................................... 73
Sternengeflüster ................................................................... 74
Ode an den großen Stinker ................................................... 75
See ....................................................................................... 77
Tiere ..................................................................................... 78
Fahrt ..................................................................................... 80
Tod ....................................................................................... 81
Geborgenheit ........................................................................ 82
Weltenschmerz ..................................................................... 83
Jagd ...................................................................................... 84
Prüfung ................................................................................. 85
Entscheidung ........................................................................ 86
Bahnreise ............................................................................. 87
Dunkelheit ............................................................................. 89
Brie-Apps-Berg ..................................................................... 90
Eifersucht .............................................................................. 92
Narr....................................................................................... 93
Nachtigall .............................................................................. 94
Warten (2) ............................................................................. 95
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Die große WiederUmkehr ..................................................... 96
Schmerz ............................................................................... 98
Zeit-Kreis .............................................................................. 99
Mädchen ............................................................................. 100
Zimmer ............................................................................... 101
Liebesqual .......................................................................... 102
Erinnerungen ...................................................................... 103
Unvollendet ......................................................................... 104
ohne Titel (1)....................................................................... 105
Weltenschlag (Kosmologiegedicht 1) .................................. 106
Des Lebens Güte ................................................................ 108
Wenn wir lieben... ............................................................... 109
Brief an mein Herz .............................................................. 111
Touring the Grenzgänger (Notizen einer Reise) .................. 112
In der Nacht (mit allen Sinnen) ............................................ 114
Elendig ................................................................................ 116
Vom Suchen und Entdecken ............................................... 117
Meine Zeilen... .................................................................... 118
Schmetterling ...................................................................... 119
LEBEN GEBEN .................................................................. 120
Dauerregen ......................................................................... 121
Zack, zack, zack ................................................................. 122
Federfelsen ......................................................................... 123
11 ....................................................................................... 124
meine träume ...................................................................... 125
endlich ................................................................................ 126
leben. .................................................................................. 127
Wider und Wieder ............................................................... 128
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Neun Monate ...................................................................... 129
Kleiner Mann ....................................................................... 131
Du ....................................................................................... 132
Die Wickelkommode ........................................................... 133
leere Leere.......................................................................... 134
09 ....................................................................................... 135
ohne Titel (2)....................................................................... 136
wicht dicht GE licht sicht ..................................................... 137
Irgendwie Entropie (Kosmologiegedicht 2) .......................... 138
warten (3) ........................................................................... 139
der mensch allein ................................................................ 140
VerGehen ........................................................................... 141
Sternengriff (Kosmologiegedicht 3) ..................................... 142
Ich sitze vor dem Internet .................................................... 143
gefügig ................................................................................ 145
so (1) .................................................................................. 146
so (2) .................................................................................. 147
100 Gedichte ...................................................................... 148
Lied ..................................................................................... 149
Seele .................................................................................. 150
Pendel ................................................................................ 151
Und... .................................................................................. 152
Wehmut .............................................................................. 153
Fensterscheiben ................................................................. 154
Stimmungen........................................................................ 155
Herbst ................................................................................. 156
Macher-Land....................................................................... 157
Krumm ................................................................................ 158
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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ECCE LIBER ...................................................................... 159
Gründe................................................................................ 160
Ablenkung ........................................................................... 161
Religionen ........................................................................... 162
Persönlichkeit ..................................................................... 164
Versuchung......................................................................... 165
Getrenntverbindung ............................................................ 166
Leb wohl! ............................................................................ 167
Auf Wiedersehen! ............................................................... 169
Begehren ............................................................................ 170
Betrug ................................................................................. 171
Was das Leben ist! ............................................................. 172
Punkte... ............................................................................. 174
Der aufgeklärte Mensch ...................................................... 175
Beständigkeit ...................................................................... 176
Der allgemeine Mensch ...................................................... 177
Der müde Mensch............................................................... 178
Dein Lachen........................................................................ 179
Mit HotSpot ......................................................................... 180
Der perfekte Mensch ........................................................... 181
Der verliebte Mensch .......................................................... 182
Augen-Blicke....................................................................... 183
Kosmologiegedicht 4........................................................... 184
In der Kneipe ...................................................................... 185
Freitod ................................................................................ 186
Einfach Liebe (in liebe mit dir) ............................................. 187
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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mein gedicht
mein gedicht
so fein
so rein
so klein
ganz mein
mein gedicht
verwischt
in augenzarte zeichen
in ohrenschmeichelnd beichten
in fingerfeine füße
in mündersame süße
mein Gedicht erlischt
-einfach
-so
- 10 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Sommertag
Mit dir in der großen Garten-Schaukel liegend
in den blauen Himmel sehen
Flugzeuge betrachten
wie sie dort hoch oben
ihre weißen Streifen ziehen
hin und her
Sonnenstrahlen auf meiner Haut
deine Augen leuchten mich frech an
du singst ein Lied
ich kitzle dich
du krabbelst auf mir wild herum
hin und her
wir lachen
du fragst mich etwas
ich erkläre es dir
ein Schmetterling tanzt
über unseren Nasen schöner Blumenduft
hin und her
Mama ruft zu Kaffee und Kuchen…
Ach so schön sind Hier und Jetzt!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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elastic heart
Von allen klein - und großen Sinnen
- wohin wir GEHEN befreit,
bleibt STEHEN
die Beschaulichkeit.
Befreit von allen Sinnen,
ist wirklich Alles zähes Rinnen.
Befreit von allem Sinn,
gehn wir dahin.
Befreit.
Bereit.
Leid.
Weit.
So weit,
meine Beschaulichkeit...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Über die Jahre
„Meine Pflicht heißt mich bleiben und dulden.“
es flieht alles von mir fort was Bedeutung war
in Gänze verlassen werde ich vom Außen
von allem was mir wichtig schien
das Wesentliche, die Essens grenzt sich ab
zieht sich in sich, zu sich zusammen
ein Konzentrat meiner selbst
in Ruhe GELASSEN werden
sich sinnen auf sich
fällt schwer
und doch einzig Weg
zur Dauer
für mich
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Wechselwesen
Und also trug es sich zu
das der Grenzgänger
Pfeil und Bogen eintauschte
gegen Schild und Zaun
und sich fortan nannte
„Der Schäfer“.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Rette mich!
Du sitzt neben mir
spielst mit deinem Haar
und ich verbrenne
Du läufst vor mir her
mit deinem Körper
und ich verbrenne
Du stehst neben mir
mit deinen Worten
und ich verbrenne
Du isst und trinkst mit mir
mit deiner Nähe
und ich verbrenne
Du fährst neben mir
mit deinen Liedern
und ich verbrenne
Du gehst hinter mir
mit deinem Lachen
und ich verbrenne
Du liegst neben mir
in Gedanken
und ich verbrenne
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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im leben
Diese Beschränktheit in der Zeit, im Raum, im Denken...,
diese Unfähigkeit das Große und Ganze
in seiner Gesamtheit erfassen zu können,
das einfach nicht in der Lage dazu sein....
und dabei diese Endlichkeit des Lebens Schönheit
erleiden zu dürfen,
stets das Vergehen vor Augen habend,
kurz: aus einem Ozean voller Freude nur kosten zu dürfen
und dann auf immer gehen zu müssen,
das ist mein täglich während großer Schmerz!
- doch ich trage gern und schwer...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Schäfers Weile
Des Schäfers Heimat ist die Lichtung
Rings um ihn, 360 Grad, die Richtung.
Was dem Grenzer strebt entgegen
ist des Schäfers tollstes Leben.
Alle sind ihm untertan
ihn wirft nichts aus seiner Bahn
denn diese ja ist gar nicht existent
der Schäfer nur die Wiese kennt.
Allein er lebt im Jetzt und Hier
die Tageskrone ist ein Bier
und manchmal muss er herzlich lachen
denn Schäfchen machen lustig Sachen!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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ohne Titel (3)
Also ertrinke ich ganz leis und ohne Wehr
in Farben, Töne, Düfte - wunderschwer
ganz langsam sinke ich hernieder
des Lebens Frohsinn allzu wider.
Hinab zum Grunde, tiefer, weiter
nur Religion die stimmt mich heiter
Zweifel, Zweifel, doch ich trage
ach so schwer wiegt mir die Waage.
Das Dunkel zieht und zieht und zieht
wer in der Sonne stand, der flieht
lebe einzig, weil ich muss
amor fati bis zum Schluss...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Der Mensch vergisst
Der Mensch vergisst
das ist die List
die die Natur einst angelegt
damit ihr Versuch stets weitergeht.
So ist denn alles rings Verblassen
Leben, Sterben, Lieben, Hassen
stets aufs Neue der Mensch sich findet
und sich an sich selber bindet...
Kleinlich bleibt er, müd und fad
plappert den lieben langen Tag
glaubt an irgendwelche Götter
liebt große Gesten, kleine Spötter.
Huldigt seinen Emotionen
der Moment soll ihn belohnen
Brot und Spiele für die Massen
Macht und Luxus für die Klassen.
Mit Adrenalin und anderen Drogen
wird er so wunderbar belogen
lenkt sich ab und will dies auch
das Denken ist ihm enger Schlauch.
Der Mensch vergisst
das ist die List
die die Natur einst angelegt
damit er nie zum Grunde geht.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Es bleibt dabei (Teil1)
wenn man für nichts wirklich brennen will
langsam geht, gelassen ist und freudsam still
nur schaut wie alles rings um strebt
alle Wahrheit stets am Menschlein klebt
ihn ahnt, den hellen dunklen Kern
Alpha-Omega so nah, so fern
ALLES ABLENKUNG UND MIR ZU WIDER!
- senke meine Augenlider...
bis es endet
alles blendet
nichts mehr wagen
besser tragen
erkannt
enttarnt
Welt
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Es bleibt dabei (Teil 2)
Mir geht es immer ums Ver-Stehen
der Welt jedoch ums Weiter-Gehen
ist diese auch von mir erkannt
bin ich zum Scheitern doch verdammt
denn sie dreht sich einfach weiter
wirft um mir meine kleine Leiter
es interessiert sie nicht einmal
es ist ihr einfach sch***egal.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Es bleibt dabei (Teil 3)
was steht
vergeht, verweht
wird bewegt
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Es bleibt dabei (Teil 4)
Es bleibt dabei:
Der Versuch, der Welt Bestand abzuringen,
muss mein Sinn sein.
Im Denken wie im Handeln, im Kleinen wie im Großen.
Ein Scheitern daran ist konsequent.
Welt:
Ich halte dich schon aus!
Denn nur:
Im Bestand liegt das Gewahrwerden.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Konverter-Tier
Kennst du das Konverter-Tier?
Steckt es wohl gerade grad in dir?
Ein Fuchs zum Beispiel fraß die Maus,
da kam der Wolf und Fuchs war aus.
Der Wolf dabei die Maus nie sah,
der Fuchs somit Konverter war!
Gleich nimmst auch du was auf
im Lebenslauf,
es in dir ist,
sein Fähnchen hisst.
Hast Gold und Kröte mitgeschluckt,
nur weil Konverter lieb geguckt!
Gestern Nacht erschien es mir,
mein lieb Konverter-Tier,
nach ein paar Bier,
voll von Gier,
zehn vor vier,
war‘s hier.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Menschen, die über einen längeren Zeitraum eine Passion haben,
sind mir suspekt. Ich beneide sie.
Glaube, Liebe, Hoffnung
ich glaube
ich liebe
ich hoffe
das Ergebnis, das Ziel immer unkonkret
irgendwo unbestimmt in der Zukunft liegend
nicht selber in der Hand habend
im Kleinen, im Alltag
unterhaltsam, nützlich
sozial
im Großen, im Sinn
ablenkend, irreführend
unsozial
Ausdruck von
Abhängigkeit und Schwäche
von Dummheit und Ignoranz
vom Prinzip her
lebensausweichend
lebensverachtend
Was sind Glaube
Liebe
Hoffnung?
Halt. Antrieb. Falsche Sinnstifter.
leichte und schnelle Antworten in einer unbestimmten Welt
Überlebensstrategieunterstützer der Herde
Der Preis?
Das schöne Leben.
Dein Leben.
- 25 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Schicksal
Starke Naturen wählen den Weg als Ziel.
Bestimmt durch den Zufall
prallen ihre Wege aufeinander.
Hammer und Amboss; Schicksal --Sie erkennen sich - unausweichlich,
sind überströmend vor Zweisamkeit,
unerschöpflich in der Kraft, im Willen;
überglücklich, der Einsamkeit Leid entsprungen zu sein,
überwissend, der Einsamkeit Stärke nachgegeben zu haben.
- Wohlwollend -
Sie atmen sich ein, nehmen auf,
nehmen einander auf,
nehmen und geben;
überzufrieden vor reinem Glück,
übertraurig vor ehrlichem Wissen.
- Wohlwollend -
Sie spielen und kämpfen,
reiben sich gegen - reiben sich miteinander,
im Kreis der Entblößung, der Verkleidung.
Starke Naturen wählen den Weg als Ziel.
Bestimmt durch die Notwendigkeit
gleiten ihre Wege auseinander.
Hammer und Amboss; Schicksal—
- Wohlwollend - 26 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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es täuscht
ein jedes Ding hat seine Zeit
warten, warten - es ist soweit
meist allein, manchmal zu zweit
warten, warten - es ist so weit
mal mit Freude, mal mit Leid
warten, warten - es ist so weit
mal hoch mal tief, mal schmal mal breit
warten, warten - es ist so weit
ein Gedicht mit ohne Heiterkeit
warten, warten - es ist soweit
- 27 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Du riechst so gut
Du riechst so gut,
will mich in dir vergraben.
Duftest, strömst - trotz heisser Glut,
möcht' ich dich ohne Abstand haben.
Du bist so voller Interesse,
das was du sagst und wie.
Springst direkt mir in mein Herz,
gleich wundersamer Melodie.
So überlegt, doch herzenswarm,
tief möcht ich in dich hinein.
Schaust unabwendbar für mich aus,
schließ dich nun weg in meinem Schrein...
- 28 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Frühling
Ich laufe in dich hinein, dir entgegen.
Nur geben muss man wollen,
immer neu sich überwinden,
immer wieder neu empfinden!
Ich sauge dich ein, atme deine Luft;
diese satte und doch so seichte Luft;
angefüllt mit Erinnerungen.
Jeder winzigste Lufthauch eine große Erinnerung,
und zugleich eine noch größere Hoffnung.
Hoffnung auf Befriedigung Hoffnung auf neue Nahrung Gier nach Leben...
Du wirfst dich mir entgegen, nimmst mich auf.
Nur nehmen muss man wollen,
immer wieder neu empfinden,
immer neu sich überwinden!
Ich spüre deine Kraft, Inbegriff der Macht;
diese starke und doch so sanfte Kraft deiner Strahlen;
oh, wie ich sie liebe, wie ich sie vermisst habe.
Aller Trübsal verfliegt,
du erhebst zu großen Hoffnungen.
Hoffnung auf ewige Veränderung Hoffnung auf kurzes Glück Gier nach Leben...
Wir werden eins, ich bin du, du bist ich.
Nur wollen muss man wollen,
immer wieder neu empfinden,
immer wieder neu-es finden!
Ich umgarne deine Farben mit meinen Blicken;
dieses frische Grün, dieses leuchtende Blau;
wieder und wieder beginnt die Ewigkeit.
Der Kreislauf schließt sich,
jede Knospe, jeder Blick zum Himmel eine Hoffnung.
Hoffnung auf weniger Hoffnung auf mehr Gier nach Leben...
- 29 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Leben
erschließen
bewusst vorerschließen
bewusst nacherschließen
bewusst beschließen
triebhaft erschließen
triebhaft leben
erschließend leben
empfinden
triebhaft vorfinden
triebhaft nachempfinden
triebhaft befinden
bewusst empfinden
bewusst leben
empfindend leben
mensch sein
beschließend erschließen
befindend empfinden
erschließend empfinden
empfindend erschließen
empfindend und erschließend leben
bewusst und triebhaft leben
- denken –
- 30 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Reiz
Klar der Blick
frech, erwartend
ohne Resignation, ohne Arglist
traurig oder glücklich
niemals falsch, niemals wertend
immer nur neugierig, selten verschlossen.
Sinnlich der Mund
gierig, erwartend
ohne Schroffheit, ohne Routine
lächelnd oder schmollend
niemals verbissen, niemals arrogant
immer nur leise, selten fragend.
Samtweich die Haut
sich öffnend, erwartend
ohne Zeit, ohne Erfahrung
sich gebend oder sich verwehrend
niemals willig, niemals widerwillig
immer nur haltend, selten fordernd.
Lasziv der Gang
anstößig, erwartend
ohne Angst, ohne Rücksicht
naiv oder aufreizend
niemals endgültig, niemals absolut
immer nur provokativ, selten graziös.
Rein der Gedanke
erfrischend, erwartend
ohne Weisheit, ohne Dummheit
entweder - oder
niemals bewusst, niemals eindeutig
immer hoffend, selten klagend.
- Unschuld der Jugend - 31 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Du (1)
Wie ist mir ohne dich,
wie ist mir mit dir?
Ich weiß es nicht!
Du fehlst so sehr und bist doch ständig da,
verwirrst mich vollendend - alles wird klar.
Warum nur? Ich kann es nicht sagen muss mich wohl immer weiter wagen.
Muss mich in deine Welt begeben,
um das: „So ist mir“, zu erstreben.
Bleibt‘s Liebe oder wird sie zum Gewicht?
Ich brauche Hilfe, ein Zeichen, ein Licht!
Wie ist dir ohne mich,
wie ist dir mit mir?
Das weiß ich noch weniger als nicht!
Zu gerne würde ich einmal tief in dich blicken,
doch viel lieber noch lass ich mich von dir erquicken.
Das Dunkel deiner Klarheit, es bringt mich fast um,
doch dein Blick, deine Lippen - sie machen mich stumm.
Du bist so verschlossen und doch so weit offen,
was darf ich mir noch Gutes von dir erhoffen?
Was weißt du? Wie weit geht deine Leidenschaft?
Bist du Licht, so gib mir die nötige Kraft!
Wie ist uns ohne dich,
wie ist uns ohne mich?
Das weiß ich zu sagen: Es gäbe uns nicht!
Darum ist‘s egal, was d‘raus wird, egal wie uns ist,
voran, immer weiter - wir sind, was du und ich bist.
Nur im Gehen des Weges liegt sein eigentliches Ziel,
der schönen Momente dabei gibt es unzählig viel.
Solange wir noch nicht mit uns - in uns - stehen bleiben,
sich unsere Körper, Geister aneinander reiben solange wirst du, solange werd‘ ich leben,
solange können wir uns unsagbar viel geben!
- 32 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Zuspruch
Liebe gefunden,
Liebe erhalten
- hab‘ mich lange geschunden,
ging durch viele Gewalten.
Nun herrscht die Empfindung,
die Vernunft flieht von dannen.
Bin endlich in „Bindung“,
kann die Trübsal verbannen.
Den Stolz verloren,
des Denkens beraubt
- wurde wieder neu geboren,
hab‘ in lichte Höhen geschaut.
Nun herrscht die Gefahr,
der Einsamkeit Stärke flieht von dannen.
Nichts ist mehr ganz klar,
jedoch: - Liebe kann ich nicht verbannen!
- 33 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Fragen
Wohin soll ich mit Welchen Emotionen?
Wo ist der Maßstab für diese Relationen?
Bist du nur Akzidens, nur Substanz
oder gar das Ende vom: „Mehr!“?
Ich weiß es nicht, doch dass du Maßstab bist,
das hoffe ich für mich sehr!
- 34 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Wirrungen
L-iebe?
L-IEBE!
L-iebe ich Dich!
I-ch liebe Dich?
E-igne ich Mich!
B-itte liebe Mich?
E-WIG!?
- 35 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Traum (1)
langes Haar, blau(e) Augen - Blick, Geruch(s)-Duft
Knochen Busen Po Bauch Beine Hände Scham
temporäre Distanz (stetig?) - örtliche Distanz (gut?)
ruhige Ekstase - ekstatische Ruhe, VerTriebNunft
GROSSE[S] Liebe-s[ding] !? / Liebe Et-was?!
Versehnung --- Erfluchung --- Ver-Ge-wöhnung
(k)ein (da)nach? (wo)nach? Angst! Hoffnung!
Entwicklung Schönheit Inhalt Form Dummheit ?
Sinnliche(r) Kitsch - Tiefe LiebesDeutungen
Bett Telefon Haus Auto Briefe Geld notwendig
Eigenarten Körper(kontrolle) -Akzeptanz!?
Ver((ein)ge)ständnis (Eltern?)
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Einsamkeit
So still in mir in Gedanken nur bei dir.
So leer in mir in Gedanken nur bei dir.
MEIN HERZ SCHMERZT!
Tiefe Sehnsucht in mir in Gedanken nur bei dir.
Tiefes Leiden in mir in Gedanken nur bei dir.
MEIN HERZ SCHMERZT!
Zärtliche Berührungen, geflüsterte Worte von dir ich vermisse es unsagbar bei mir.
Inniges Ineinander, geistige Verschmelzung mit dir ich vermisse es unsagbar bei mir.
MEIN HERZ SCHMERZT UNSAGBAR SEHR!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Traum (2)
Liebe die Liebe wie den Tag und die Nacht,
sie allein ist‘s, die über dein Leben wacht.
Sie hebt dich empor und stößt dich hernieder,
ist Kraft der Bewegung - wieder und wieder.
Liebe die Liebe wie eine Ewigkeit,
sie allein dich von der Daseins-Qual befreit.
Sie verhilft dir zur Ruhe, verhilft dir zur Rast,
lässt dich genießen - weit ohne jegliche Last.
Liebe die Liebe wie einen guten, ehrwürdigen Wein,
in der Ruhe verändert er sich, um geschmackvoll zu sein.
Dieses Rätsel zu lösen - versuche es nie!
Es wäre der Untergang der Harmonie!
Ich liebe dich so, wie ich die Liebe liebe,
du bist Stein aus Granit und Stahl in der Schmiede.
Du bist fließende Zeit, beständiger Raum,
bist Harmonie, bist wahrgewordener Traum.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Haltung
Des Lebens Weh bin ich mir so bewusst,
suche ich noch jede Lust…
Des Lebens Weh bin ich mir so bewusst,
meide ich doch jede Lust…
Denn:
Was ich fand am Rand
war Wand, Bestand,
- kein neues Land…
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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LIEBE
verstehen - was man nicht verstehen kann
musik in der haut - duftende namen
erklärungen einfordern - die keine sein können
aneinandergereihte augenblicke ohne sinn
raum - der immer auch zu weit ist
hinabsteigen in tiefen ungeahnter weltlichkeit
licht durch schatten - nähe durch distanz
nicht denken wollen - immer mehr wollen
herausragender schmerz des glückes
zärtlicher sein als die eigene phantasie
trunkenheit der sinne - wohlwollende gütige blicke
ständiges warten auf perfekte gelegenheiten
sehnsucht - erinnerungen - lachen - leiden - - Mensch sein
feuchtes lächeln - sprechende augen
empfindungen in jeder pore - wunderschöne wärme
berührungen - die worte sind - worte - die berührungen sind
gerne abhängig sein in seiner freiheit
du - als wirksamste droge gegen den alltag
lustverschmelzung der geheimnisse
innige vertrautheit von schönen neuen
zeit - fließende ewigkeit von zu kurzer dauer
atmende nacht - harrender tag
sprache - die nur stammelt
der sieg der musik über die vernunft
genommene angst bei jedem sich verstehen
Kein Mensch, der nicht weiß, was gemeint!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Du (2)
Alles Denken will zu dir eine Forderung, die einzuhalten nicht geht!
Das Ich, es wird zum wilden Stier,
das Leben bist du, nichts vorheriges mehr steht!
Und doch bist du nur Frau und ich bloß Mann,
ich zerstöre mich durch dich, weil ich es kann!
Meine einzige wahre Bedeutung, das bist nun du will mit aller Erfahrung in Geist und Körper von dir kriechen.
Ein Immer sollst du für mich werden - eine ewig‘ Ruh‘,
auch wenn dies ist mein Untergang, besser denn als siechen.
Denn ich bin bloß Mann und du bist nur Weib,
stell‘ zur Schau an dir meine Eitelkeit!
Du nimmst gefangen, kann der Leidenschaft nicht entkommen
Angst vor Enttäuschung, Neid, Eifersucht fressen mich auf.
Aber auch nie gekannte Gipfel hab‘ ich erklommen
- eine Stunde mit dir... - was nehm‘ ich nicht dafür in Kauf!?
Ich Männlein, du Weiblein - jenes gerade ist es ja...
Ich liebe dich. Jetzt, hier - egal die Zukunft, egal das: „Es war“!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Entgegen
Ein Wunder gleich, dass ich noch bin
zieh‘n alle Tage auch so hin
dergleichen viele sind im Schluss
erst, weil ich sie erkämpfen muss!
Entgegen Kirche, Religion und Glauben
all der Häßlichkeiten Hauben
Entgegen Technik, Dummheit und Gewalt
all deren Sinnlichkeiten Halt
Entgegen Beliebig-, und -langlosigkeiten
Geschwätz und Süchten und Krankheiten
Entgegen Handlungen die dem Lebensunterhalte dienen
Entgegen Pflichten und Routinen die den Alltag schienen
Entgegen dem Zerfall und dem Vergehen
dem in der Mitte der leeren Leere Stehen
Dafür Momente, Augenblicke nur, Sekunden
die das Schöne mit der Lust verbunden
halten gegen das Vergehen und die Leere
wiegen auf den Schmerz der Schwere
halten gegen all die dunklen Stunden
indem sie sich stets neu erfunden
entgegen allen alten Wunden
beständig weiter, weiter
dafür
geschunden
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Leidenschaft
Am Leben leiden, man verlernt es schnell,
allzu rasch ist es und ebenso zu grell.
Am Lieben leiden, man tut es nicht kund,
allzu schnell ist es und ebenso zu bunt.
Man weicht aus - stellt sich keinerlei Fragen,
Leidenschaft kann sich nicht selber tragen.
Der Mensch, welcher nicht vermag zu leiden,
diesen werden Glück als auch Stärke meiden.
Der Mensch, welcher sein Schicksal nicht erträgt,
diesen werden straffe Fesseln angelegt.
Man lenkt sich ab - hört keinerlei Klagen,
Leidenschaft kann sich nicht selber tragen.
Die Leidenschaft ist, was uns menschlich nennt,
allzu oft man sie weit aus dem Leben drängt.
Die Leidenschaft ist, was uns werden lässt,
allzu oft hält man sie nicht genügend fest.
Und doch, es gibt sie - die etwas wagen,
Menschen die es vermögen, zu tragen.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Zeit
Hier sitz‘ ich - zähle all‘ die vielen Stunden,
hier sitz‘ ich - ertrage all‘ meine Wunden.
Mühsam bette ich mein Haupt zur Ruh‘,
denk‘ an dich und mach‘ die Äuglein zu.
Hier sitz‘ ich - dämm‘re leidend vor mich hin,
hier sitz‘ ich - taste schwankend nach mehr Sinn.
Mühsam bette ich mein Haupt zur Ruh‘,
denk‘ an dich und mach‘ die Äuglein zu.
Hier sitz‘ ich - weiß nicht, was Kann, was Soll,
hier sitz‘ ich - bin benommen, bin toll.
Mühsam bette ich mein Haupt zur Ruh‘,
denk‘ an dich und mach‘ die Äuglein zu.
Hier sitz‘ ich - schreibe dies‘ Gedicht,
hier sitz‘ ich - alles wird Gewicht.
Mühsam bette ich mein Haupt zur Ruh‘,
denk‘ an dich und mach‘ die Äuglein zu.
Ich bin bei dir - wann waren sie noch, die langen Stunden?
Ich bin bei dir - wo waren sie noch, die vielen Wunden?
Freudsam bette ich mein Haupt, neben deiniges zur Ruh‘!
Dich in den Armen haltend, mach‘ ich meine Äuglein zu!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Zueignung
18 Jahr‘ - eines konnt‘ ich teilen,
zu gerne würd‘ ich ewig weilen.
Dich mit Gold aufzuwiegen ist wahrlich vergebens,
ich suchte und suche dich noch, Zeit meines Lebens.
Für mich bist du von unschätzbarem Wert,
dich hergeben zu müssen - das entehrt.
Jahr und Tag - sie zieh‘n vorüber,
was bleibt, ist das Gewesene.
Doch die Zeit macht nicht nur klüger,
sie nimmt auch das Erlesene.
Dich zu vergöttern ist wahrlich nicht vermessen,
beständig schwebst du durch mein ewig Vergessen.
Erhellst mir mein Gemüt mit jedem Wort,
tust Gutes, auch durch Böses - immerfort.
Haus und Hof - sie kommen und gehen,
von Dauer sind nur die Gedanken.
Bleibt die Erde im Kleinen auch steh‘n,
im Großen kennt sie keine Schranken.
Dich nur möglich zu nennen ist wahrlich verhüllend,
Wünsche in der Phantasie sind immer erfüllend.
Lange Zeit warst du mir nicht gegeben,
warst nur Illusion - nun bist du Leben.
Schatz und Engel - vereint im schönsten Traum
- jenes bist du für mich!
Relativ - in der Zeit, im Raum
- darum liebe ich dich!
Die Synthesis von Substanz und Idee in einer realen Fiktion,
dass es so etwas Wunderbares gibt, das hoffte ich schon.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Leere
Mein Herz - so grau,
mein Kopf - so flau...
Der Himmel dunkle Bilder weint,
und schwere Wolken mich durchzieh‘n.
Bin leidend nur mit mir geeint;
die Zeit - sie friert, lässt mich nicht flieh‘n.
Komm her! Und still mir mein Gemüt
- tu es mit deiner warmen Haut,
damit mein Blut mir wieder blüht,
damit mein Hirn mir nicht mehr graut.
Doch zu weit weg ist deine Nähe...
- und so bleibt mein Herz mir schwer im Geiste hängen.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Verbindungsbrückendichtung
Ein paar Reime müssen her,
jenes fällt mir gar nicht schwer,
liest man bereits die ersten Zeilen,
denn keine Mühsal will ich meiden,
fortzuführen, was ich einst begann,
nimmt es Gestalt schon langsam an,
gleichwohl ein Wort das nächste jagt,
dieses Gedicht es nimmer wagt,
mit seinem Zwecke rauszurücken,
es lebt von seinen Deutungstücken,
die da bringen den Gewinn,
liegt im Schreiben gar sein Sinn?
Und so füllt sich dieses Blatt Papier,
indem du es liest, bin ich bei dir!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Maxime
Dem Leben ganz und gar ergeben auf guten - wie auf schlechten Wegen,
in der Freude - gleichsam in der Not
das soll sein: Mein oberstes Gebot!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Kind
Kind wird man aufgrund der Empfindung
- aber was ist schon nicht Triebhaft?
Kind werden heißt Fatum
- aber auch Schicksale wollen geliebt werden.
Kind werden ist Nichts.
Kind ist man von Natur aus
- aber was ist schon das Paradies?
Kind sein heißt Unschuld
- aber auch diese will getragen werden.
Kind sein ist unerträglich leicht.
Kind bleibt man aufgrund der Vernunft
- aber was ist schon nicht Bewusstseinswürdig?
Kind bleiben heißt Arbeit
- aber auch Paradoxe wollen verhöhnt werden.
Kind bleiben ist fast schon eine Unmöglichkeit...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Verlassen
WARUM?
Und Nichts...
Danach?
Und Nichts...
Weiter?
Und Nichts...
Fragen?
Und Nichts...
Suchen?
Und Nichts...
Und immer Nichts...
Und nichts weiter?
Und immer Weiter?
Und Weiter...
WEITER!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Warten (1)
Nichts Lohnendes ringsum in Sicht,
selbst die Natur - so trist, so fad,
der Blick schon an sich selber bricht,
und ohne Ziel des Fußes Tat.
Kein Buch, kein Stift, kein Blatt Papier,
gar das Gedächtnis ist nur Stein,
welch eine Qual das Jetzt und Hier,
allein die Hoffnung ist noch mein.
Ganz langsam fließt die Zeit dahin,
zähe Leere will nicht weichen,
unendlich schwer ist aller Sinn,
ein Gedanke würd‘ schon reichen.
Kein Wein, kein Rauch, kein gutes Lied,
- wo sind die Drogen für die Nacht?
Bin selber es, der vor mir flieht,
mein Freund der Schatten hämisch lacht!
„Oh, Zeit - vergeh!“, so schreit‘s hinaus,
denn diese Lust kennt keine Stille,
„Muss weg von Allem! Muss hier raus!“
- „Muss warten noch!“, mahnt leis der Wille.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Angst
zögernder Schritt - hallende Stille
endloser Fall - wehrloser Wille
zitternde Hand - brüchiges Morgen
schwärzestes Nichts - brennende Sorgen
trockener Mund - krampfendes Lächeln
schweigendes Wort - schnürendes Hecheln
irrender Blick - drückende Enge
sinnloses Jetzt - ekelnde Menge
spannendes Ohr - schmerzende Räume
nervender Ton - tötende Träume
schwitzende Haut - tragisches Denken
dauernde Nacht - zweifelndes Lenken
rasendes Blut - heimliches Lästern
einsames Selbst - nutzloses Gestern
lähmender Geist - panisches Leben
reißende Zeit - manisches Streben
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Schönheit
Das Holz als Baum
- empfindsam, unauffallend,
Schönheit im Natürlichen
- positiv, warm, innen.
Der Baum als Linie
- bedeutsam, abhebend,
Schönheit in der Kunst
- relativ, vermittelnd.
Die Linie als Kreis
- bewusstsam, auffallend,
Schönheit im Abstrakten
- fiktiv, kalt, außen.
Zusammen: Einfachheit, Klarheit, Liebenswürdig,
auch: Schwer, Verworren, Todbringend,
aber immer: Gut im Grundsatz.
Form oder Inhalt
- vollkommen im Und der Kunst,
Empfindsam oder Bewusstsam
- vollkommen im Bedenken der Kunst,
Selten oder Kurzweilig
- vollkommen in der Ewigkeit der Kunst.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Nacht
Der Atem geht schwer in drückender Luft,
lautes Gebälk will leis‘ auf mich fallen,
der Boden teilt sich zur endlosen Kluft,
die Wände um mich scheinen zu wallen.
[Und draußen stürmt es dunkel...]
Eisige Fratzen springen auf‘s Kissen,
zwängen sich schmerzend in Kopf und Magen,
unnütz zur Stunde ist all mein Wissen,
einzig mein Wille lässt mich nicht klagen.
[Und leise sterben die Tränen...]
Ewig schon lieg‘ ich, die Augen offen,
das Laken getränkt mit frostigem Schweiß,
nun naht der Morgen und ich darf hoffen,
der Sonne Strahl verjagt das Seeleneis.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Geburtstagsgedicht
Dein Geburtstag jährt sich heute,
alle kommen nur zu dir,
sie nur all die vielen Leute
- freuen sich, sind gerne hier!
Was ganz besond‘res musst du sein,
die Natur schmückt sich mit Farben,
ein jeder macht sich für dich fein,
keiner zeigt hier seine Narben!
Die Sonne scheint mit ganzer Kraft,
taucht ein den Himmel - macht ihn blau,
hat nur für dich es heut‘ geschafft,
ganz abzustellen alles Grau!
Gerad‘ genug ist mir das Beste,
um es dir zu überreichen,
tue kund auf deinem Feste:
„Soll das Glück dir niemals weichen!“
Auch Gesundheit immer dar,
und ein langes, langes Leben,
sollen werden für dich wahr,
- leider kann ich‘s dir nicht geben.
Hab‘ überlegt, was mir am meisten wert,
was dir ewig kann im Herzen weilen,
will schenken dir, was dich denn bestens ehrt:
Ich schenke dir die meinigen Zeilen!
Der Schampus fließt, die Lieder klingen,
selbst die Sterne funkeln extra hell,
ein jeder will ‚nen Toast ausbringen,
die Zeit - sie vergeht heut‘ viel zu schnell!
Diese Nacht gehört nur dir allein,
nichts soll dir dein Lächeln trüben,
hebt hoch eu‘re Gläser, schwingt das Bein,
auf! ihr Lahmen; auf! ihr Müden.
Und wenn dann doch der Morgen graut,
und alle Gäste sind hinfort,
wenn einer nur noch zu dir schaut,
dann träum dich an den schönsten Ort...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Überzeugungen
Der Mensch ist selten ganz alleine,
doch wozu hat er seine Beine,
die ihm erlauben wegzugehen,
um für sich selber nur zu stehen.
Weg von allen Menschen, allen Dingen,
sollte er vorerst in sich eindringen,
sollte denken, schöpfen, zeichnen, dichten,
anstatt über anderes zu richten.
Schnell würde er sein Ja und Nein verlieren,
all seine Zweifel müssten nun regieren,
die Milde täte Einzug halten,
die Weisheit würde gütig walten.
Drum nehmt die Beine in die Hand
und macht euch mit euch selbst bekannt!
Wählt ab und an die Einsamkeit
und macht euch für euch selbst bereit!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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liebesLeben
Manchmal, ganz selten, für einen kurzen Augenblick nur...
bin ich ganz, ganz dicht dran an dich, du Leben...
Wir umarmen, wir lieben uns.
.... - in meiner großkleinen, feinen Einbildung.
Egal.
Manchmal braucht der Grenzgänger
das Licht in all seinen Farben.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Zeilen
Zeilen
meiden
die beeilen
Zeilen
teilen
welche weilen
Zeilen
schneiden
und erleiden
Zeilen
weiden
wenn sie heilen
Zeilen
reiben
die verkleiden
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Wanderung
Das Leben - betrachtet als eine Reise,
gleicht oftmals es nur einer schmalen Schneise,
die ringsum das Dunkel kaum erahnen lässt,
hält man den Horizont mit beiden Augen fest.
Doch wie bekannt verschiebt sich der von Schritt zu Schritt,
nimmt so das letzte Glück auf seinen Fluchtweg mit,
das Menschenkind läuft immer hinterdrein,
wird stetig mit sich unzufrieden sein.
Kein letztes Ziel! Kein großes Licht!
Das WANDERN selbst ist von Gewicht!
Um Breschen in das Grün zu schlagen,
aus dem heraus Gedanken ragen.
So ist denn alles Denken auch nur Lichtung,
umhüllt vom Dunkeln kennt es nicht DIE Richtung,
alles Gerade, alles Starre uns nur scheint,
nach dem Gehen das Dickicht sich auf‘s neue eint.
AM Leben bleiben und es zu bedenken,
wird all unsere Schritte quer oft lenken,
am Ende steht nicht das: „Ich weiß!“,
am Ende steht der alte, neue Kreis!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Schatten
Mein Freund der Schatten ist gar schändlich,
kriecht leis‘ auf dem Fensterbrett entlang,
flüstert böse: So spring‘ doch endlich!
Milde lächelnd nur schau‘ ich ihn an...
Sag‘ zu ihm fordernd: Mach dich hinfort!
Bist Schmarotzer nur vom Lampenlicht!
Schalte ich es aus, bist du bloß Wort,
- und die Einsamkeit würd‘ mir zur Pflicht...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Hoffnung
Ein Tag - so schön, so licht, so rein,
ein Tag - an dem sich alles geben will.
Ein Tag - so gut, so mild, so fein,
dass jeder Augenblick steht für mich still.
Ein Tag - so voller Kraft und Pracht,
ein Tag - der vollends sich vor mir enthüllt.
Ein Tag - der nur für mich gemacht,
der alles ringsum mit Liebe erfüllt.
Solch Tag erst macht die Zeit vollkommen,
der Tag - der alle hat erklommen
- der alles Werden hat erschlossen
- der selbst das Gehen noch genossen.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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So
Des Feuers Leben ist nährender Hauch.
So liebe ich...
Der Erde Leben ist labender Quell.
So liebe ich...
Der Lüfte Leben ist himmlischer Strahl.
So liebe ich...
Des Wassers Leben ist haltender Grund.
So liebe ich...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Unentschlossen
unentschlossen - oder ja
unentschlossen - Zeit verrinnt
unentschlossen - falsch und wahr
unentschlossen - eins gewinnt
unentschlossen - Zweifel nagt
unentschlossen - Trägheit grämt
unentschlossen - Wissen plagt
unentschlossen - Arbeit lähmt
unentschlossen - oder nein
unentschlossen - Zeit verrinnt
unentschlossen - Nichts und Sein
unentschlossen - keins gewinnt
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Verfehlung
Du begrenzt dein Denken
- spezialisierst es, reduzierst es.
Du erjagst nicht mehr das Ganze
- die dich erschaffene Natur.
Du verlorst die Horizonte deiner Kindheit
- durch Neid, durch zu frühe Verantwortung.
Du hast dich blenden lassen
- falsche Wertvorstellungen sind dir zu Eigen.
Du begrenzt dein Denken
- verfällst dem Wahn der Machbarkeit.
Du erkennst nicht das rechte Maß
- wie solltest du auch!
Du zweifelst fast nie
- die Zwischentöne sind dir fremd.
Du setzt die Muße der Faulheit gleich
- und weißt nichts mit ihr anzufangen.
Du begrenzt dein Denken
- weißt du, was Denken ist?
Du bist ein gebundener Geist
- oder sollte man sagen ein toter?
Du hältst dem Leben nicht mehr die Treue
- Maschinen und Medien sind deine Herren.
Du erschaffst dich nicht mehr selber
- dein ungenannter Gott heißt „Technik“.
Du tätest mir leid, wenn es von Nutzen wäre.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Grenzenlos
grenzenloser Spaß
Spiel als Ablenkung
grenzenlose Information
Denken als Wissensansammlung
grenzenlose Leistung
Arbeit als Selbstentfremdung
grenzenloser Mut
Extreme als Normalität
grenzenlose Kulturen
Mannigfaltigkeit als Einerlei
grenzenlose Mobilität
Veränderung als Imperativ
grenzenlose Kunst
Kultur als Betrieb
grenzenlose Freizeit
Muße als Faulheit
grenzenlose Fitness
Gesundheit als Wahn
grenzenlose Schönheit
Relation als Ideal
grenzenlose Kommunikation
Worte als Konvention
grenzenlose Machbarkeit
Beschränkung als Rückschritt
grenzenlose Freiheit
Zweck als Mittel
...
grenzenlose Menschheit
grenzenloser Niedergang
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Flucht
Narrenzeit - helau, helau,
einmal sich verkleiden,
einmal jemand anders sein,
einmal nichts vermeiden.
Narrenzeit - helau, helau,
einmal alles machen,
einmal jemand anders sein,
einmal auf nichts wachen.
Narrenzeit - helau, helau,
einmal an nichts denken,
einmal jemand anders sein,
einmal sich verschenken...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Fatum
Und so bricht es mir das Herz,
doch mag es mir nur brechen,
und so rächt es sich mit Schmerz,
doch mag es sich nur rächen:
Dort hinweg geht‘s allemal,
glaub‘ schon lange keiner Wahl!
Denn so spür‘ ich all den Tod,
doch mag ich ihn nur spüren,
denn so führt mich all die Not,
doch mag sie mich nur führen:
Dort hinweg geht‘s allemal,
glaub‘ schon lange keiner Wahl!
Und so weine ich ganz leis‘,
denn wer will schon, was ich weiß,
und so lache ich ganz still,
denn wer weiß schon, was ich will:
Dort hinweg geht‘s allemal,
muss gut leben mit der Qual!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Stille
Ganz leis‘ verführt der Sternenglanz,
Stille - hat sich rar gemacht,
ganz leis‘ umgarnt der Düfte Tanz,
Stille - unser Schlaf bewacht.
Ganz leis‘ so ruht der tiefe See,
Stille - ist kaum mehr gefragt,
ganz leis‘ so fällt der erste Schnee,
Stille - unser Leid beklagt.
Ganz leis‘ gebärt man die Gedanken,
Stille - wird zu oft verhöhnt,
ganz leis‘ verliert man seine Schranken,
Stille - unser Ohr verwöhnt.
Ganz leis‘ so fließt zumeist das Leben,
führt den großen Reigen an,
ganz leis‘ so sollte man sich geben,
lausche, wer noch lauschen kann!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Hundeleben
Das Hundedasein ist gar schändlich,
auf immer muss er Sklave sein,
doch letztlich ist sein Leben endlich,
der Tod nur bringt ihm Würde ein.
Zum Haustier ist der Mensch verkommen,
hat selber sich als Hund genommen!
Ganz Puppe taumelt er ins Leere,
sind erst die Götzen ihm entzogen,
als ob das Werden Leiter wäre,
hat immer er sich stets betrogen.
Mal kläfft, mal bettelt er im Leben,
hat längst verlernt, sich scheu zu geben!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Noch
Noch gehe ich mit Würde,
noch kriech‘ ich nicht am Boden,
noch nehm‘ ich jede Hürde,
noch trag‘ den Kopf ich oben.
Noch stehe ich, noch fall‘ ich nicht.
Noch bau‘ ich neue Brücken,
noch halten meine Stege,
noch brauch‘ ich keine Krücken,
noch such‘ ich andre Wege.
Noch stehe ich, noch fall‘ ich nicht.
Noch fliegen die Gedanken,
noch lass‘ ich Schweres schweben,
noch brech‘ ich alle Schranken,
noch habe ich zu geben.
Noch stehe ich, noch fall‘ ich nicht.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Glück
Jahre des Mühens und des Ringens,
Jahre des Suchens und des Zweifelns,
verbinden sich in einem Augenblick der feuchten Augen,
entladen sich in einer alles reinigenden Eruption,
verdichten sich in einer einzigen Sekunde der höchsten Lust,
potenzieren sich in einem alles ausfüllenden Gefühl.
Auch dafür lebt man wohl!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Insel
der rauhen Realität entflohen
auf einer einsamen Insel geträumt
für einander da sein, Geborgenheit und Wärme gebend
fern ab von allen Besserwissern
von allen Dummköpfen
schützender Sand, wohlwollende Wellen
klingende Luft, wärmender Strahl - betörendes Grün
selbst die Tiere sind hier weise
im Einklang mit der Natur - mit uns
vollkommene Harmonie
kommst du Schatz? ja Liebling!
lass uns ein wenig das Leben genießen
lass uns unsere Zweisamkeit feiern
lass mich dir Wein und köstlich‘ Speise sein
lass mich auch aus dir werden, was ich bin
kein Böses findet hier Zuflucht
das Denken siegt über alle Gegensätze
erhabene Gefühle wehen durch unsere Herzen
die Vögel besingen die Liebe
die Sterne tanzen einen Reigen
Was braucht der Mensch schon wirklich zum Glück?
Unsere Insel - das sind WIR!
plötzlich dunkle Wolken aus dem Nichts
fremde Schiffe mit kalten Gesellen
du winkst - sie ziehen weiter
Glück gehabt
Gib acht auf unsere Insel!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Wohl
wann hat das warum gewonnen
wie wertvoll ist uns kunst ist geld
wann ist der mensch zum tier verkommen
wie die natur zur technik gestellt
was ist der letzte grund des seins
wem glückt es wahr von falsch zu scheiden
was von den welten ist meins ist deins
wem sei es vergönnt kämpfe zu meiden
wer legt fest was gut ist was schlecht
wen bestraft man mit welcher strenge
wer bestimmt welches handeln gerecht
wen nennt man freigeist wen teil der menge
wo kommt die zeit her wo der raum
wessen glück gilt uns als richtig
wo ist die weisheit nicht nur ein traum
wessen leid ist inwiefern wichtig
warum wohl etwas lebt
warum der mensch wohl ist
warum wohl alles strebt
warum wohl mensch du bist
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Sternengeflüster
Einen einzigen Moment sei alles Leben dir vergönnt!
Einen wagen Augenblick fließt alles Sein in dir zurück!
Würdest vieles neu ertasten,
würdest vieles anders tun!
Würdest wohl kaum eher rasten,
würdest wohl kaum früher ruh‘n,
bis du die Sterne hast erhört,
bis du die Götzen hast zerstört!
Mensch! bedenke, wie du handelst!
Töricht du auf Erden wandelst!
Sieh‘, was wahre Größe ist!
Werde endlich, der du bist!
- 74 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Ode an den großen Stinker
Du warst immer für uns da
Tag für Tag und Jahr um Jahr
warst leise zwar und doch stets munter
schlucktest vieles einfach runter
immer hilfsbereit, wenn‘s wirklich brannte
und jeder aus dem Zimmer rannte
stets bereit für große Sachen
bei denen mir verging das Lachen.
Nur einmal, da hast du enttäuscht
als mir schon die Hände (von was eigentlich?) feucht
Mama weg, die Kinder schrien
keine Möglichkeit zu flieh‘n
in dir drinn die Billigvariante ich erfasste
- ein paar Cent gespart, wie ich das hasste klemmtest du, die Tüte riss
ach, was war das für‘n Geschi**…
Doch messen lassen kann sich an dir fast keiner
du warst ein wahrhaft frequentierter Eimer
warst unser bestes Mittel der Optionen
konnten dich nie wirklich schonen
deswegen hier die kleine „Pseudo-Ode“
Ehr‘ deinem Platze bei der Kommode
und selbst wenn Papa mal verreiste
du hattest immer deine Sch****
>>>
- 75 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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So rufe ich dir dennoch zu:
Bitte, lass uns nun in Ruh!
Weiche fort von diesem Ort
komm nie wieder zu uns nieder!
Keine Träne
keine Häme
keinen Winker
- alter Stinker!
- 76 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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See
Umarmt von alten elementen
schreite ich barfüßig auf sandiger linie,
fundstücke und wandernde spuren
vor gänzlich entzückten augen habend:
Sehnende möwenschreie
durchschneiden salziges rauschen
zauselnde gedanken formen sich
inmitten einer stürmenden brise,
immerwährender wellenschlag GEHT
im ewigen spiel der gezeiten
brodelndes vergehen WIRD
auf unendlichem naß,
glutroter feuerball
verzehrt sich am flachen horizont
beschenkt die sinnlichkeit
mit betörendem verlangen.
Ich bin an der see!
Verstehe die spuren, verstehe die möwen...
Ich bin an der see!
Verstehe die wellen, verstehe die sonne...
DOCH:
Gibt es wirklich neue Ufer?
- 77 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Tiere
Ein Mensch der will und jenes auch noch weiß,
ein Mensch der geraden Schrittes geht,
ein Mensch der immer laut ist und nie leis‘,
solch Mensch sich über mich erhebt!
Rasch gehe ich die Büchse holen,
um zu erlegen diesen Tropf,
hat er mir doch die Freud‘ gestohlen,
- ist doch nur Tier in seinem Kopf!
Fast alles nehme ich in Kauf,
ertrage vieles, seh‘ nicht hin,
doch drängt er mir sein Leben auf,
bringt mich noch um mit seinem Sinn!
Immer kennt er einen Grund,
hat stetig Ziele vor den Augen,
jedes Ding malt er sich bunt,
nimmt sich nur Menschen, die was "taugen"!
Streben, streben, hasten, hasten,
selbst die Erholung wird zum Soll,
nur im Geiste tut er fasten,
hat ja den Kopf mit Zahlen voll!
Schätzt die Natur als Attraktion,
betet doch die Technik an,
Denken ist ihm nur Funktion,
alles macht er, was er kann!
>>>
- 78 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Feste Ansichten - die sind sein Brot
- doch diese haben Affen auch,
Überzeugungen – trotz jeder Not...
Hoch lebe ihm sein eigner Brauch!
Dreht sich nicht um, schaut nie zum Rand,
Recht und Regeln sind sein Schwert,
nennt Konvention sein fruchtbar Land,
freier Geist wird zu geteert!
Kennt nicht Muße oder Stille,
jedwede Tiefe ist ihm fremd,
Oberfläche will sein Wille,
Medienmeinung heißt sein Hemd!
Muss mich schützen vor der Larve,
muss bewahren mir mein Maß,
wenn ich wache, wenn ich schlafe
- viel zu schnell werd ich sein Aas!
Rasch nehme ich ihn ins Visier,
ein Knall – es zuckt der Bösewicht!
Doch nein – er grinst, das zähe Tier,
Gedichte töten leider nicht!
Ach – es werden immer mehr,
bewerfen mich mit ihrem Glück,
doch ich trage gern und schwer,
stolz fange ich noch jedes Stück!
- 79 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Fahrt
Mit meinen Augen tiefsten Schmerz
der Leben Nacht in mir geeint,
klar, ganz klar ist mir dein Sinn
zerstöre falsche Offenheit!
Durchschaue alle Heiterkeiten
- Vermittlung strebt dem Narr zuwider,
klar, ganz klar ist mir mein Sinn
gehöre einer toten Zeit!
Rausch der Küsse aus Berechnung
aufgesetztes Wissen blüht,
klar, ganz klar ist mir der Sinn
betöre noch das letzte Leid!
Kann nicht reden, will es nicht
viel zu viel steht schon geschrieben,
klar, ganz klar – es gibt kein Sinn
beschwöre dunkle Einsamkeit!
Ich rase durch die Angst der Nacht,
des Lebens Wahn mich wohl bewacht!
- 80 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Tod
Wenn die Hülle nur noch Qual
nicht mehr willig, müd‘ und krank,
wenn der Geist im dunklen Tal
nicht mehr Freude kennt noch Dank,
wenn das Dasein nur noch Dämmern,
wenn der Blick erstarrt im Leid,
wenn die Schmerzen endlos hämmern,
dann liegt im Abschied Leichtigkeit!
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Geborgenheit
Des Morgens lieg‘ ich unter unsrer Decke
- alle Sorgen sind weit weg,
zwei mal zwei Meter Geborgenheit
wehren erfolgreich jeden Gedanken ab.
Weiche anschmiegsame Haut wird eines mit den
einfallenden wohligen Sonnenstrahlen,
mit dem erwachenden Gesang der Vögel.
Vorfreude auf ein ausgedehntes Frühstück
breitet sich langsam und genüsslich aus
- aber noch ist Zeit, unendlich viel Zeit,
welche nur wir uns teilen werden!
Unsre Decke gestaltet den Moment so einfach!
Zwei mal zwei Meter Glück – das ist gesichertes Gebiet,
ist wünschenswerte Ewigkeit,
ist Jetzt und Hier ganz ohne Angst!
Nur du und ich – so, wie wir wirklich sind,
vertraut bis in die kleinste Regung,
hebt sie uns auf ganz ohne Worte.
Rekeln, strecken – liegt jedes Körperteil bequem?
Was für eine große Aufgabe!
Fast scheint es so, als könne man
das Wachstum der Haare beobachten!
Unsre Decke – das ist unser Unser,
behütet uns vor Schmutz und Kälte!
Bin ich allein,
so schenkt sie mir doch dich!
- durch ihren Duft,
- durch ihr Vorhandensein!
Sind wir geeint,
gibt sie mir meine Ruhe
- und verschafft die Gewissheit,
dass ich sie nimmer
genug zu schätzen weiß!
Wer wohl heute Frühstück macht...?
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Weltenschmerz
Den Weltenschmerz in mir geeint
geh ich stolz noch in der Not,
hab' noch nie mein Leid beweint
- bin ein schweres, letztes Lot.
Muss konzentrieren meine Kraft,
darf mich nicht nach Zwecken richten,
muss verbergen, was geschafft,
will mich nicht an Mitteln schlichten.
Darf nicht jeden Preis bezahlen,
bewahre mir den meinen Grund,
muss mit Dornen ihn bemalen,
auf das ich werde niemals bunt.
Muss täuschen, tricksen, mich verbergen,
nie und nimmer werd' ich weichen,
Höflichkeit hält ab die Schergen,
lasse mir den Neid nicht reichen.
Darf nicht euer Leben führen,
will nicht haben euer Sinn,
muss mein Sein mir selber schüren,
muss doch werden, der ich bin.
Und geh ich unter, so mit Würde,
grinsend wird mich niemand sehn,
der Tod - des Lebens konsequente Hürde,
aufrecht will ich mit ihm geh'n.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Jagd
Grau die Zeit
und Augen trüb
seh' das Leid
doch Hatz macht müd.
Grau das Sein
und Ohren taub
hör' den Keim
doch ist schon Laub.
Grau die Welt
und Füße lahm
such' als Held
doch bin im Wahn.
Grau der Geist
und Stimme bricht
weiß, was beißt
doch täuscht das Licht.
Grau das Hier
und Hände schwer
hab' dich Tier
doch Lauf ist leer.
Grau das Blut
und rot der Wald
fühl die Wut
doch sie verhallt.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Prüfung
Mensch bin ich schon lang nicht mehr
- muss mich zähmen, das ist schwer.
Des Wissens satt, des Denkens leer
- muss zur Prüfung, das ist schwer.
Bin ganz müd' und ohne Kraft,
doch kurze Zeit noch muss ich ringen,
dann endlich, endlich ist's geschafft,
- will es gut zu Ende bringen.
Doch mehr als Hoffnung wag' ich nicht,
kann die Zukunft ja nicht lesen,
das Jetzt und Hier ist nur Gewicht,
- doch bald schon ist es nur gewesen...
Ob man wohl besteht?
Obwohl man aufrecht geht!
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Entscheidung
Rasend schnell die Welt sich dreht,
angepeitscht durch Geld und Macht,
kalter Wind durch Herzen weht,
zynisch nur der Mensch noch lacht.
Dabeisein oder untergehn,
jenes ist die große Wahl,
niemand kann dazwischen stehn,
es gibt nur Spitze oder Tal.
Entscheiden muss auch ich mich nun,
doch alles sträubt sich mir entgegen,
will menschlich sein in meinem Tun,
- werd' denkend mich am Hang ablegen.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Bahnreise
Ich seh' dem Gleise hinterher
- endlos Stahl und ohne Schluss,
liegt es müde, trägt es schwer,
von fremder Hand bestimmt im Fluss.
Unter Schienen liegt das Bett,
sieht nie zur Seite, nur gerad'aus,
kahl an sich - vom Müll nur fett,
ist es den Schwellen ihr Zuhaus.
Jene eine folgt der andern,
kennt nur die Welt vom Weitersagen,
wenn es Nacht wird, geht sie wandern,
doch bleibt ihr Traum ans Gleis geschlagen.
Schätzt sie noch ihr hölzern Ahn?
Weiß sie um Himmel, gar vom Meer?
Ihr Schicksal ist der Schienenbahn
und in der Masse wiegt's nicht schwer!
Über Flüsse, Täler, steile Hänge,
durch laute Städte, grüne Stille
winden sich die beiden Stränge
- jeder ist des andern Wille.
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- 87 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Gleißend harren sie dem Zug,
der Schwelle über, doch voll Leid,
denn jeder Bahnhof nimmt den Mut
auf Einsam- oder Zweisamkeit!
Doch da im Grünen - ganz vergessen,
schimmert eine rostig Spur,
will sich an langen Zügen messen,
wartet auf die große Tour!
Ahnt nicht den täglich Kampf der Großen
gegen Dreck und schwere Last,
muss sich nicht an Kahlheit stoßen,
und sehnt sich noch nach Bahnhofs-Hast!
Die Züge erst - doch hier hört's auf,
bin für heute angekommen,
bestimme selber meinen Lauf,
hab' mich selber mitgenommen.
Bin weder Bett noch Binde-Stück
- dann schon eher rostig Stahl,
doch ohne Hast und Linien-Glück
und immer auch mit einer Wahl!
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Dunkelheit
Der Glanz deiner Augen weist mir den Weg durch die Menge
und der Duft deiner Haare führt mich durch endlosen Raum!
Der Klang deines Schrittes weist mir den Gang aus der Enge
und die Wärme deiner Haut führt mich aus bösem Traum!
Der Geschmack deiner Küsse bestimmt mir mein Ziel
Dein Dasein ist Feuer - ist fast schon zu viel!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Brie-Apps-Berg
Etwas schaffen mit der Hand,
ein Versteck soll's sein zum Denken,
Erde satt auf flachem Land,
um das herum sich Zeiten lenken.
Ist schon alt - der gute Hügel,
der da harrt an grauer Mauer,
schon als Kind gab er mir Flügel,
schenk' seinem Namen wieder Dauer.
Erde hochgekarrt und gut,
fühle meinen Körper wieder,
Sonne senkt mit ihrer Glut,
wuchte Steine auf und nieder.
Große Brocken - alt, mit Moos,
keine glatten, keine leichten,
lassen Boden kaum mehr los,
ihnen kann man schweres beichten.
Schienen-Eisen eingetrieben,
starkes Weidenholz geschlagen
- nun kann die Hand am Lauf sich schmiegen,
kann jeder seinen Aufstieg wagen.
Am Abhang noch ein stählern Zaun,
- fest verankert mit dem Grund,
vom In-der-Zeit-sein rostig braun
tut er von seinem Meister kund.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Vier Stufen führen schon empor,
hinein ins Grün - ganz eng, ganz dicht,
Natur bewacht ihr eig'nesTor,
selbst die Schatten sind hier Licht.
Holunder, Haselnuß und Rosen,
wehren jeder Großstadthast,
nur der Wind, der darf hier tosen,
nur der Himmel ist hier Last.
Oben blickt man über Flur,
Gedanken springen in die Weiten,
rechts gräbt der Bach die seine Spur,
auf ihm alte Träume gleiten.
Manchmal hört man Blätter raunen,
von vergang'nen Liebesstunden,
als die Sterne waren Daunen,
lindert er noch alte Wunden.
Genug für heute ist geschafft,
überlasse ihn den Ranken,
gab und gibt er mir doch Kraft,
wollt‘ ihm doch nur mal Danken!
Unscheinbar? – doch nicht für mich!
Winzig klein? – ich seh‘ ihn groß!
- unabdingbar wesentlich,
feste Inseln sind mein Los!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Eifersucht
Frage, die ungestellt bleiben sollte
- könnt' ich nur machen, was ich doch wollte!
Neugier, die ungestillt bleiben sollte
- könnt' ich verstehen, was ich doch wollte!
Kontrolle, die wissentlich tödlich ist,
hat heute mein Herz nur selten vermisst!
Im Innern trag ich das schneidende Feuer
- mein langsam wachsendes Ungeheuer!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Narr
Des Denkers Werkzeug ist die Dichtung,
sie entbehrt der geraden Richtung!
Des Denkers Form ist die des Narren,
er vermag es auszuharren!
Nur Narr, nur Dichter - so sein Sein,
das Hakenschlagen macht ihn klein!
Nur Narr, nur Dichter – so sein Los,
im Verstellen wirklich groß...
Ein Los, das so er nie gewählt,
doch lieber Maske, denn gequält!
Ein Sein, das so er nie gesucht,
doch lieber Narr sein, denn verflucht!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Nachtigall
Oh Nachtigall, du holde
besingst so schön den Abend!
Mit klaren Tönen in die Dunkelheit!?
So grau dein Kleid, so bunt ist deine Stimme!
Fast möchte man dir Antwort geben,
- wenn man nur verstehen könnte,
was dir an dunklen Wolken liegt,
- wenn man doch nur Tier wäre!
Doch Fragen dürften dich kaum interessieren.
Ist das dein Reiz, deine Überlegenheit?
Du singst für dich allein - so scheint's.
Frohen Mutes in die schwarze Nacht?
Oder verhält es sich gänzlich anders?
Besingst du gar den nächsten Morgen?
Ist's die Freude auf den ersten Sonnenstrahl?
So möcht' ich gerne einstimmen
in deinen betörenden Gesang!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Warten (2)
Ich stehe am Fenster und warte auf die wehenden Haare,
trinke die Reste und rauche...
Alte Lieder stiften Wärme...
Hat sie einen schönen Tag?
Meiner gerade ist bescheiden!
Lacht sie gerade in die Sonne?
Traurigkeit zeichnet mir mein Antlitz!
Was sie wohl gerade machen mögen?
Liegen sie im Gras oder essen sie Eis?
Berühren sich gerade ihre Hände?
Bespricht sie gerade Dinge mit ihm,
die sie doch mit mir bereden sollte?
Und ich grüble, grüble, grüble...
Klinkt ihre Stimme hell zu seiner?
Mir bleibt nur das dunkle Schreiben!
Treffen sich gerade ihre Blicke?
Meiner bleibt in der Leere hängen!
Jede Überlegung ein Stich ins blutende Herz!
Jeder trübe Gedanke Anlass für zehn neue!
Jeder stumme Schrei ein Zweifel der Verzweiflung!
Jedes Nicht-Verstehen-Können,
jedes Verstehen-Wollen ein tiefer Fall!
Vermag ich es noch, sie zu erreichen...?
Ich stehe am Fenster und warte auf die wehenden Haare,
trinke die Reste und rauche...
Alte Lieder sind so deprimierend...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Die große WiederUmkehr
und so geh ich meine Kreise
auf die mir eigene Art und Weise
---Rezept für ein leichtes Leben, die Grundzutaten:
ein wenig Psychologie
regelmäßig Sport, gesundes Essen, Gesundheitsvorsorge
falls erforderlich ein paar regulierende Medikamente
darüber hinaus:
ein Beruf als Berufung, zumindest ein Job als Gelddrucker
ein kleiner Glaube oder ähnliches
ein paar nette Leidenschaften (Freizeitaktivitäten, Hobbys etc.)
für das Topping:
frische Medien und sonstige Technik
mindestens ein Kind, Freunde, lose Bekanntschaften
ein paar Adrenalinkicks oder andere Drogen in Maßen
alle Zutaten vermengen und ca. 80 Jahre warm halten
voilá, fertig ist das leichte Leben…
wem es schmecken mag…
mir nicht!
ich will tragen
erleiden
die volle Last
mit all meinem Sinn
>>>
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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will mich daran zu Grunde richten
ihm all meine Aufmerksamkeit widmen
mit ihm ringen
ihm Bestand abkaufen
ich zahle gerne
in Kompromissen und Versuchen
immer Schönheit suchend
mühe mich dabei zu behalten
dreh den Regler weit auf
über die Grenze hinaus
schau was passiert
wann und wo immer es geht
wie?
im Denken
das Leben darf MICH ausHalten
es hat mich verdient
- 97 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Schmerz
Bist nur noch Schmerz
mein edles Herz,
bist einzig Qual
im tiefen Tal.
Bist schwere Last
dir selbst als Gast,
bist nur noch Müh
mit jeder Früh'.
Bist nur noch Schmerz
mein reines Herz,
bist arg in Not
du schweres Lot.
Bist voll von Leid
in dunkler Zeit,
bist nur noch Schmerz
mein sehnend Herz.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Zeit-Kreis
Die Zeit in der wir leben
sie scheint an uns zu kleben.
Doch eigentlich betrachtet
läuft sie uns gänzlich ungeachtet.
Doch schon allein dies Eigentlich
bin doch nur wieder immer ich.
So hängt die Zeit denn doch an mir
und wenn an mir, so auch an dir.
Dann aber gibt es tausend Zeiten
tausend eigentliche Weiten.
Die Zeit in der wir leben
sie scheint an uns zu kleben.
Doch eigentlich betrachtet
bist du es, der sie achtet...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Mädchen
Das Mädchen mit den schönen Haaren
- würde ich gerne verstehen lernen.
Das Mädchen, das so anders ist
- so vollkommen außergewöhnlich...
Das Mädchen an dem ich mich so gerne berausche
- weil es dann dieses Leuchten in den Augen hat...
Das Mädchen, das mir Hoffnung gibt
- die lange Zeit verborgen lag...
Das Mädchen, das so bedingungslos liebt
- so unschuldig verletzt sein kann...
Das Mädchen, dessen Duft ich mit mir trage
würde ich gerne... würde ich gerne...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Zimmer
Allein im Zimmer,
Abend für Abend.
Der Fernseher läuft,
das Telefon wartet.
Ich esse,
ich rauche,
ich trinke,
ich rauche.
Ein kurzes Gespräch,
der Fernseher läuft.
Und wieder und wieder,
und Tag um Tag.
Ich trinke,
ich rauche,
ich gehe ins Bad,
ich gehe zu Bett.
Worauf ich nur warte? Warte ich...?
Was soll schon passieren...
Alles ist möglich –
Immer!
Überall!
- 101 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Liebesqual
Der Morgen erwacht und mit ihm das Du,
der Tag wächst heran und mit ihm die Qual…
Jede Minute nimmt mir die Ruh’,
jede Minute fordert die Wahl!
Der Abend, er naht und mit ihm der Schmerz,
die Nacht bricht herein und die Nacht – sie bricht mich!
Jede Minute sehnt sich mein Herz,
jede Minute denk ich nur dich!
- 102 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Erinnerungen
Düfte, Lieder, große Worte,
- jedes "Für immer" ist immer nur Moment.
Vergessene Andenken, vergessene Briefe,
- jedes "Vergessen" war immer nur Moment.
Gesichter, Namen, blasse Bilder,
- jedes "Für immer" ist immer nur Moment.
Wieder entdeckte Orte, wieder erfahrene Begebenheiten,
- jedes "Wieder" war immer nur Moment.
Glück, Freude, tiefe Schuld,
- jedes "Für immer" ist immer nur Moment.
Alte Zeiten, alte Träume,
- jedes "Alte" war immer nur Moment.
Manches Alte IST immer für immer!
Manches Wieder IST immer für immer!
Manches Vergessen IST immer für immer!
MANCHER MOMENT WAR IMMER - FÜR IMMER...
- 103 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Unvollendet
meine Gedanken...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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ohne Titel (1)
Das Sein
Das Leben
Der Mensch
zwingen mich, sie als das zu nehmen, was sie sind
Unsinn!
Denn all dies BIN ich!
Denn all dies bin ICH...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Weltenschlag (Kosmologiegedicht 1)
Der Himmel fängt an...
Alles Blau läuft dem Horizont entgegen,
satte Ströme rinnen
an der Himmelsleinwand Bächen gleich hinab
- bis alles Blaue fehlt...
Dann die Wolken tropfen zäh
vom Himmel abwärts
gleich glutroten, fallenden Bändern
- mit wehenden, sengenden Feuerrändern...
So lastet der Weltengang
so manches Mal
auf meinem mutig, kleinen Herzen.
Dennoch schlägt es immer gegen an,
um nicht zerdrückt zu werden
- so scheint's...
Schlag für Schlag
Schlag auf Schlag
Sekunde um Sekunde
ein Leben lang-es Rinnen
verrinnen, dahinrinnen
klopf, klopf
klopf, klopf
seiner Bestimmung Folge leistend
für dich!
für dich!
Die Erde wird schwammig,
dann flüssig...
Die Berge strömen in die Breite,
Meere verdunsten zu pulvrigem Salz.
>>>
- 106 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Die Natur gibt ihre bekannte Form auf.
Sterne laufen aus ins Dunkel...
Das Licht selber versprüht zu abertausend Zeiten,
in abertausend Räumlichkeiten...
So lasten die Welten all
so manches Mal
auf meinem mutig, kleinen Herzen.
Dennoch schlägt es immer gegen an,
um sich heraus zu schlagen
- so scheint's...
Schlag auf Schlag
verlieren sich in der Menge
der Kampf um Einzigartigkeit, um Gehör
- ein Sinnen, ein Begehren
ohne Aussicht auf Erfolg
klopf, klopf - zuviel
klopf, klopf - zuviel
und muss doch, kann nicht anders
für mich!
für mich!
Aus! Stillstand!
So endet das kleine Menschenleben,
der Mensch ist nichts
- ohne sich
Ein heißer Wind: das war das Menschenkind!
Ein lauter Knall: das war der Erdenball!
Dem Gipfel entgegen, des Lebens Sonne gewonnen
und wieder zerronnen...
- in irgendwas...
- 107 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Des Lebens Güte
Warum sollte das Leben schön sein,
wenn doch alle Schönheit im Auge des Betrachters liegt?
Warum sollte das Leben gut sein,
wenn das, was gut ist, von Menschen selber festgelegt?
Warum sollte das Leben sinnvoll sein,
wenn jeder Sinn von Menschen selber gesetzt?
Warum sollte das Leben liebenswert sein,
wenn die Liebe und den Wert der Mensch allein nur kennt?
Warum sollte überhaupt etwas an sich so und so sein,
wenn es doch immer auch anders sein kann?
Nur, weil es die Wissenschaft erklärt, verständlich macht?
Mein "Wissen" ist mir mehr Fluch als Freud,
mehr Lebenslast als Lebenshilfe.
Nur, weil man es glaubt?
Mein Leben ist ein langsames daran zu Grunde gehen,
weil jeder Schritt mir einen Glauben nimmt!
Nur, weil man es sich so erhofft?
Meine Erfahrung widerlegte mir noch jede Hoffnung!
Ich bin der Hoffnungen müde...
Kann dann aber mein Leben schön und
gut und sinnvoll und liebenswert sein?
Kaum, - denn ich kenne andere...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Wenn wir lieben...
Wenn wir lieben, lieben wir dann nur den Anderen?
oder lieben wir uns dadurch auch ein Stück weit selber,
lieben wir uns gar ausschließlich selber - durch den Anderen?
Lieben wir den Anderen vielleicht,
weil er uns die Liebe überhaupt erst bringt?
- nach der wir uns doch so sehnen...
oder erhoffen wir dieses nicht zumindest?
Oder lieben wir gerade das Uns an der Liebe, in der Liebe?
Kann die Liebe erst durch zweier Liebe sein?
Gründet sie sich eigentlich erst im Wir?
Ist die Liebe ein Verb?
oder ein Substantiv?
Subjekt oder Prädikat?
oder Eigenschaft?
Wird also die Liebe an sich erst durch das Lieben?
oder ist die Liebe an uns?
Tragen wir die Liebe in uns oder wird sie durch uns?
Kann die Liebe ohne uns sein?
Lieben wir die Liebe
oder liebt die Liebe uns?
Gibt es eine Liebe nach dem Verliebtsein?
über das Verliebtsein hinaus?
Worauf beruht sie dann?
Auf Werte, auf Gemeinsamkeiten,
auf gemeinsame Erfahrungen, Ziele,
auch auf ein wenig Gewöhnung vielleicht?
Beruht sie auf Freude, geteilte Freude
oder auch auf geteilte Not, abgenommenes Leid?
Erleiden wir die Liebe - wenigstens manchmal?
Wie dem auch sei...
>>>
- 109 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Was also ist die Liebe, was das Lieben?
Ganz gleich - solange wir nur lieben...
Die Liebe hat viele Gesichter.
In der Liebe zu etwas Bestimmtem
liegt überhaupt die Fähigkeit, lieben zu können.
Und wenn wir die Liebe lieben,
liegt darin auch ein wenig die Liebe zu allen Menschen.
Die Liebe zum Menschen an sich...
Die Liebe mag viele Gesichter haben,
man selber blickt sie nur in wenigen vollkommen vereint...
...für sich!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Brief an mein Herz
Mein Herz ist so weit von mir
und Stille nur ist mein...
Wie mag es meinem Herz ergehen?
- in der ach so weiten Ferne?
Es liegt in deinen Händen.
Es lebt durch deine Worte.
Es schlägt gut durch deine Güte.
Es schlägt gern durch deine Liebe Taten und Gedanken.
Versuche es, zu fühlen...
fällt schwer!
Jeder Kilometer trübt die Sicht,
jeder Tag schwächt mein Vermögen...
So versuch ich deines zu erkunden!
es liegt hier bei mir, ich seh` es an...
- ist stark, gesund und voller Kraft,
ich nähre es mit diesen Zeilen!
Ich hüte es, den meinen Schatz
- so voller Wert und Tiefe...
Lass es niemals aus den Augen,
geb` es niemals aus dem Sinn!
Meine Liebe ist bei dir,
deine hab` ich hier bei mir!
Wie mag es meinem Herz ergehen?
Deines mag bei meinem stehen!
- 111 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Touring the Grenzgänger (Notizen einer Reise)
Der Grenzgänger bereist
an drei Tagen drei Welten
- die voneinander niemals hörten,
gleich drei eigenen Planeten...
Mit Warp 9 von A nach B,
über C zu D, und heim nach A;
mit einem neuen Album als Bande,
so schöner Musik...
Kennt sie gut, so gut,
dass es jeweils in die Tiefe geht,
über die Gastfreundschaft hinaus
genießt er ihre Offenheit!
Stellt fest gefügte Rahmen fest,
jeweils ganz eigene, unverrückbar,
und denkt so manches Mal:
Das darf doch nicht wahr sein!
So viel Erstaunen über so viel Eigentümlichkeit,
über so viel Unwissenheit, über so viel Intoleranz,
über so viel Kleingeisterei und öffentliche Meinung!
Dabei den eigenen Rahmen über alle stellend...
Denkt: All diese fest gewachsenen Strukturen
geben diesen Menschen so viel Halt und Kraft,
all diese Eingeschränktheit im Denken und Tun
verhilft diesen Menschen zu einem "guten Leben".
>>>
- 112 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Wo ist mein "gutes Leben"?
Der Grenzgänger versucht zu verstehen...,
hört zu und beobachtet schweigend,
und manchmal lügt er, weil ihm Angst wird...
Und manchmal mischt er sich ironisch ein,
ohne den Gegenüber all zu nahe zu treten!
Und manchmal wirkt seine Zurückhaltung und Ironie
arrogant und befremdlich...
Und manchmal lockt er, weil er neue Nahrung braucht...
Und manchmal?...
- und manchmal wissen die Menschen dann nicht,
was sie von ihm halten sollen...
Wo ist das "gute Leben" des Grenzgängers?
Drei Welten an drei Tagen...
Meine "gute Welt" liegt im (N)Irgendwo und im Dazwischen...
- so manches Mal nur in der Schönheit der Musik,
in einem Klang...
- 113 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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In der Nacht (mit allen Sinnen)
Du schläfst, ich wache...
Alles reduziert sich - auf das Wesentliche.
Meine fünf Sinne sind geschärft!
Was bleibt ist eine besondere Art der Wahrnehmung und der
Konzentration auf diese!
...
Und wenn einzig nur der Duft
deiner Haare bei mir mich umspielt,
so liegt doch auch darin,
der bunte Duft aller Blumen dieses Planeten...
Und wenn ich einzig nur ganz sanft
deinen Rücken bei mir küsse,
so schmeck ich doch auch mit,
all die 1000 Köstlichkeiten des Garten Eden...
Und wenn ich einzig nur
deinen leisen Atem bei mir lausche,
so hör ich doch auch darin,
der Herzen Ruf nach Liebe und Geborgenheit...
Und wenn ich einzig nur die Wärme
deines Körpers bei mir fühle,
so spür ich doch auch mit,
des Menschen Sehnen nach Zielen und Sinnhaftigkeit...
Ja wenn ich einzig nur deine Silhouette
bei mir ahne,
so seh ich doch,
was der Erde Zukunft und Vergangenheit zusammenhält...
>>>
- 114 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Ja wenn ich einzig nur dein Dasein
hier bei mir, jetzt, bedenke,
so bist du doch mein schönstes Tor,
meine tiefste Antwort zu der Menschen-Welt…
Durch dich nur meine Liebste,
durch deine treue, einzig, tiefe, wahre Liebe
wird mir die dunkle Nacht
zu einem strahlend Frühlingstage voller Sonne
- aller schönen, frohen Sinne gleich...
Durch dich nur meine Liebste,
durch deine treue, einzig, tiefe, wahre Liebe
wird mir die ganze Welt
zu einem lebenswerten Ort voll Sinn und Wonne
- ich denke dich und ich bin reich...
- 115 -
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Elendig
Und ich weine...
- gefangen unter diesem Marmeladenglase sitzend,
fast allem und jedem ausgesetzt sein,
stets versuchend diesem jämmerlichen Dasein
einen Sinn abzuringen
und dabei seinem eigenen Verfall zusehen zu müssen....
Was für ein Mut braucht es dazu
oder welch eine Feigheit?
Das Leben eine Farce,
jeder Sinn verliert sich im "Das war's".
Das Leben eine Farce,
such stetig noch das rechte Maß.
- 116 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Vom Suchen und Entdecken
Wenn man auf die Suche geht,
so muss man wissen was...,
... was einst verloren, in uns steht,
deutlich einst und heute blass.
Finden tust du immer nur,
was einst gewesen ist,
geblieben ist in dir die Spur,
das ist der Sehnsucht große List!
Doch du ahnst es irgendwie,
dass auf immer es gegangen...
und manchmal mühst du die Kopie!
- und bist in ihr, in dir gefangen.
Die Erfahrung gibt... - und nimmt...
Zeit kann man nicht verlieren!
- der Entdecker in uns, - er verschwimmt...
Willst du ein Darüberschmieren?
- 117 -
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Meine Zeilen...
Der Füllfederhalter, mein altes Ding,
- er schreibt und schreibt und schreibt...
Und manches Mal mir ein Gedanke hing,
den Gang der Worte er am kühnsten treibt!
Doch eher ist`s ein Fließen,
am besten einer Melodie gleich...,
die Zeichen manches Mal auch schießen,
doch landen letztlich immer weich!
- im tiefem Tintenschwarz auf hellem Grund
tun sie mir Jahr um Jahr noch kund,
was einst mich hat bewegt...
das ich für Wert befunden, dass es steht!
Von Kopf und Herz über Hand und Feder aufs Papier...
Mein Füllfederhalter befriedigt meine endlos Gier!
So, wie gute Lieder schreibt er sich in Fleisch und Blut,
schreib nur, schreib nur - immer Mut,
- bist der Rost für meine Glut!
- 118 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Schmetterling
Einst sah ich einen Schmetterling,
so schön und voller Lust am Leben...
Überlegte lang, bis ich ihn fing,
wollte gemeinsam mit ihm schweben…
Hielt ihn lang in meinem Glase,
studierte ihn, fing an zu schmieden…
Doch schmieden kann man keine Blase,
die Blase platze, ließ ihn fliegen…
- 119 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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LEBEN GEBEN
geboren
verloren
gewogen
erzogen
sehen
verstehen
reifen
begreifen
leben
vergeben
- 120 -
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Dauerregen
Es regnet immerfort ins Herz,
jeder Tropfen nährt der Ödnis Wüste,
Übersättigung als Mangelschmerz,
ich bin längst fertig, endlich, Büste.
Schöpfe nicht mehr, alles schon erschöpft,
nicht in Freuden, nicht in Leiden,
hab es versucht, hab selber mich bereits geköpft,
ließ mit Messern mir das Herz rauschneiden.
Wo ist der Schalter für den neuen Start,
wo eine neue Ebene, ein neuer Schatz?
Wenn man oben auf der Pyramidenspitze harrt
hat nicht einmal der Ausknopf Platz!
Nichts also bringt mich zurück,
nichts weiter,
alles weiß ich, fühl ich, jedes Stück,
ALLES - selbst das Ganze - stimmt mich heiter!
Mein Hirn, es ertrinkt im Lebensglück,
- selbst oben noch auf seiner Leiter!
- 121 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Zack, zack, zack
So kommt ihr schön im Doppelpack,
alles geht dann zack, zack, zack.
Jedes Zack ein Kindelein,
ei das wird wohl prächtig fein.
Keiner kommt mir schon zu kurz,
- andere Dinge? völlig schnurz!
Peter, Vorhut von euch zwei,
macht den Wickelweg schon frei.
Auch dies Gedicht hier ist ‘ne Übung,
Schnelligkeit heißt bald die Fügung,
geschrieben in ‘ner viertel Stunde
Mama klingelt – aus die Runde!
- 122 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Federfelsen
Das Leben wiegt für jeden anders.
Dem einen schwebt es, fast unmerklich nur, als Feder,
einem anderen lastet es als Felsbrocken auf seinem Rücken.
Warum?
Weil es für jeden seinen eigenen Grund bietet.
Das Leben wiegt gleich,
die Gründe stellen das Gewicht.
Untragbar ist es aber denen es selber Grund ist.
Einfach.
- 123 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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11
das komische Jahr
das Jahr der vielen Gedanken und Reflexionen
das Jahr der Erinnerungen
das Jahr von Freunden die Häuser bauen
das Jahr vom Unwort "Iller und Tissen"
das Jahr von Bildungsstätten, Hospitationen und Schulungen
das Jahr von Wagenkäufen
das Jahr von Kernschmelzen und Kirschkernen
das zweifache Jahr!
das Jahr der 40
- 124 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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meine träume
meine träume
sind meine träume
woher sie kommen
wohin sie gehen
weiß es nicht, kann sie nur sehen
meine träume
sind deine träume
woher sie kommen
wohin sie gehen
hilf du mir, zu verstehen
... das aber setzt voraus, dass du sie kennst
doch du liegst irgendwo und pennst...
- 125 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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endlich
diese tiefe, tiefe Traurigkeit
so schön
so rein
so rührend
- sie bleibt
diese tiefe, tiefe Sehnsucht
so schön
so rein
so rührend
- sie bleibt
diese tiefe, tiefe Schwermut
so schön
so rein
so rührend
- sie bleibt
diese tiefe, tiefe Liebe
so schön
so rein
so rührend
sie bleibt
alles unverändert
nur die Ablenkung wird perfektioniert
drängt sich mehr und mehr vor alles Tiefe
Zieh den Vorhang auf!
- so weinst du,
große Sonnenuntergangs-Wundertränen
und ziehst ihn wieder zu…
- 126 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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leben.
UND BLÜHEN MUSST DU TROTZDEM!
- 127 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Wider und Wieder
In uns die Düfte,
in uns die Lieder,
alles kommt wieder,
wider und wieder!
Es ist gänzlich gleich,
im Jetzt und im Hier,
ob hart oder weich:
Ich ruhe in mir!
- 128 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Neun Monate
1
wenn es wahr ist
wenn es nur hoffentlich wahr ist
wenn es uns nur letztlich gelungen ist
wenn es uns doch letztlich in der tat gelungen ist
2
solange warten wir
solange reden wir von dir
solange zweifeln wir auch ab und an
solange warten wir gespannt von woche zu woche...
3
dann wird es schon gut
dann wird vieles bunter werden
dann werden wir gewissheit über dich haben
dann wird das leben in die nächste runde streben
4
wenn du da bist
wenn du endlich da bist
wenn du endlich endlich bei uns bist
wenn du endlich endlich immerendlich bei uns bist
5
solange hoffen wir
solange sehnen wir uns
solange träumen und dichten wir
solange lieben wir einfach über uns hinaus...
>>>
- 129 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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6
dann wird es konkret
dann werden wir weiter sehen
dann werden wir wieder neu geboren
dann wird vieles nicht mehr so sein wie es war
7
wenn wir dich sehen
wenn wir dich halten werden
wenn wir dich spüren und hören können
wenn wir dich nur wohlbehalten bei uns wissen
8
solange wachen wir
solange bereiten wir uns vor
solange befragen wir unsere phantasie
solange ist es nun gar nicht mehr und doch...
9
dann wird es ein fest
dann wird es ein sonnenglückstag
dann werden wir wieder an Wunder glauben
dann werden wir die welt an dich messen und schätzen
- 130 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Kleiner Mann
Kleiner Mann, wie sieht's bei dir aus?
geht es dir gut? bedrückt dich was?
magst du denn überhaupt da raus
aus deinem warmen wohlig Nass?
Deine Füßchen schon mal treten
und die Fäuste heftig tollen
tust du Mamis Bäuchlein kneten
statt dich richtig rum zu rollen
Kleiner Mann, wir freuen uns sehr
dass du nun zu uns kommen magst
noch sind unsere Arme leer
so lange noch bis du es wagst
Unsere Gene sind dein Grund
doch bist noch völlig unbemalt
wir zeichnen dir dein Leben bunt
bis es dir ganz von selber strahlt
Kleiner Mann, wie steht es bei dir?
das Warten fällt uns gar nicht leicht
in ein paar Wochen bist du hier
dann hast du unser Licht erreicht
Du bist des Lebens größter Schwur
als alter Code total genial
du höchste Krone der Natur
der Erden-Schöpfung ihr Fanal
Kleiner Mann, die Welt sie wartet
voller Stolz auf dich Entdecker
bis dein Mühen endlich startet
sehn wir schützend auf den Wecker...
- 131 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Du
du sollst unser Bestes werden
all unsere Liebe aus der Vergangenheit
all unserer Glaube an die Realität
all unsere Hoffnung auf die Zukunft
du sollst unser Bestes werden
all unsere Hoffnung der Vergangenheit
all unsere Liebe zur Realität
all unserer Glaube an die Zukunft
du sollst unser Bestes werden
all unserer Glaube an die Vergangenheit
all unsere Hoffnung auf die Realität
all unsere Liebe zur Zukunft
du sollst unser Bestes sein
- 132 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Die Wickelkommode
Nun ist es vollbracht mein Sohn
sie steht vor mir, das gute Holz
meiner Hände fleißig Lohn
verweist auf dich mit großem Stolz!
Ihre Mühe das bist du
wenn du strampelst, aufgeweckt
wenn du kommst auf ihr zur Ruh
- meine Liebe in ihr steckt!
Gesägt, geschliffen und gestrichen
geschraubt, geklebt und schwer gehoben
dem Zweifel niemals ausgewichen
soll sie noch dein Erscheinen loben!
- 133 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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leere Leere
Du hast unser behütetes Paradies verlassen
um deine Welt dir letztlich zu verfassen
meine Welt - oh, sie fast zerbricht
und du, du bringst vorerst Wut
unser Feuer, es nun erlischt
doch ich, ich bin die Glut!
Und ich geh niemals aus
und ich strahl hinaus
scheine tief hinein
in das Lebenssein!
Wenn auch zu oft
getroffen bar
wenn auch gehofft
"Es wird, was es war"
wenn auch meine Liebe
betrunkene Wahrheit ist
wenn auch manchmal Diebe
meine stolze Fahne gehisst,
so wird es dich nicht erfüllen
es wird mit Leere dich umhüllen
die Leere dringt ganz in dich hinein
wirst letztlich selber leere Leere sein
und merkst es nicht, das ist der hohe Hohn
denn leere Leere ist der Leere einzig Lohn!
- 134 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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09
das jahr von
marlen, melanie, anja, susi, katrin
das jahr von
sounds of the uiniverse
das jahr von
spok und kirk
das jahr von
prüfungen und bewerbungen
das jahr von
ausgeschlagenen und neuen möglichkeiten
das jahr von
neuen gedichten und zeilen
das jahr von
autos und häusern
das jahr von
schlechten und guten zahlen
das jahr von
kleinen nichten
das jahr von
kommenden wahlen
das jahr von
gesundheit und krankheit
das Jahr von
niedergängen und aufstiegen
das jahr von dir
und von dir
und mir
das jahr von erst 5 monaten
und zeit
- 135 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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ohne Titel (2)
wir finden, was schön ist, doch Schönheit ist Licht
wir suchen, was wahr ist, doch Wahrheit ist Kunst
und Gedichte die strahlen, zerstäuben wie Gischt
und Zeilen die weisen, verschwimmen im Dunst
- 136 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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wicht dicht GE licht sicht
peterchen du kleiner mann,
strahlst uns mit großen äugelein an
peterchen du unser held
bestaunst noch ungelenk die welt
bringst so schnell, so schöne zeit
unser herz voll liebe weit
peter, unser helles licht
peter, peter - normgewicht
schenkst so tief, so tiefe sicht
peter, peter - helles ... licht
gibst so klar, so leichte sicht
peter, unser norm... gewicht
peter, wolln dir boden sein,
trauter stein und luftig heim
kannst auf uns sähen, bauen, pflanzen
durch unsre köpfe mutig tanzen
helfen, deinen weg zu finden
das leben ganz fest an dich binden
helfen, diesen dann zu gehen
und bei gründen bei dir stehen
peter, peter kleiner mann
bis du groß bist dann und wann...
sind wir immer, immer da
versprochen, hand drauf – klar und wahr!
- 137 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Irgendwie Entropie (Kosmologiegedicht 2)
DIE Galaxie mit der einen strahlend Sonne, mit dem einen warmen
Planeten
sie wurde dunkel, sie wurde kalt
nach und nach
nach
Und trotz Dunkelheit und trotz Kälte
und gerade deshalb:
SIE EXPLODIERTE
sie zerstob in abertausend
Räume
Träume
Weiten
Zeiten
Informationen
Emotionen
-Zeiten vergingen...
andere Sonnen waren entdeckt, andere Planeten...
neue Galaxien entstanden, einige vergingen...
und gleichsam unachtsam,
langsam, ganz langsam bewegen sich alle Teilchen
- gleich einem still innewohnenden Code wieder entgegen
Wollen ein neues Bild darstellen,
dieselben Puzzle-Teile!?
sie suchen sich
irgendwie
wider der
Entropie
- 138 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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warten (3)
(Des Lebens Schönheitswunder: Das schiere Vorhandensein der
Möglichkeit des Gestaltens stellt die Freude und das Glück, welches
der Beschaulichkeit zu Eigen sein kann, bei der Mehrheit der
Menschen zurück.)
ich bin ein Schwamm
ich sauge auf
lass den Dingen
den ihren Lauf
ich seh' nur zu
doch bin gespannt
in meiner Ruh
erwächst mein Land
ich fühl die Nacht
ich weiß den Tag
des Wartens Wacht
so gern ich mag
verstehe nicht:
manchmal Gewicht...
verstehe nicht:
zumeist doch Licht!
- 139 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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der mensch allein
zeit kommt zeit geht
DER mensch allein versteht
bestand ihr abzuringen
um sich zu sich selbst zu bringen
zeit kommt zeit geht
der MENSCH allein versteht
bestand ihr zu verleihen
um sich dadurch selbst zu weihen
zeit kommt zeit geht
der mensch ALLEIN verweht
- 140 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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VerGehen
auf dem Gipfel unserer Schönheit Fülle
der Perfektion am nächsten unsre Hülle
nehmen wir das Glück nicht wahr
zu jung der Geist, das Lebensjahr
ab da geht es bergab, bergab
langsam macht der Körper schlapp
den weitaus längsten Teil vom Leben
heißt es von nun an stetig geben
jahrzehntelanges Welken zieht
weg von dem, was so geliebt
Gegenmittel nur belehren
was einzig bleibt, ist das Begehren
und scheint alles doch so angelegt
kaum das es da ist, es schon geht
und ist also alles an mir schon Vergang:
Aufs Ende wart ich, wart ich - lebenslang
--(und geht‘s mal nicht von Neuem los
hakt das Leben, brauchts 'nen Stoß
und ist also alles immer noch Vergang:
Trickse ich: Ich lauf zurück, wo es begann!)
- 141 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Sternengriff (Kosmologiegedicht 3)
IN den Weiten des Alls
in der Leere des Schalls
bleibt nur die HOFFNUNG hier
auf ein wir
... schwebt im Raum ohne Wände
einer Dauer ohne Ende
endlos endlos
endlos groß
Gefühl einer Wahrheit
Wahnsinnigkeit
ist Formel Magie
ist Maßstab der schrie
KOSMOS! CHAOS! ORDNUNG! FREIHEIT!
alles bleibt anders - er schreit, er schreit!
... Klänge Bilder
gleißende Schilder
wir versuchen und suchen
die Mitte zu buchen...
PENG! - doch Musik sprengt
was engt!
BLITZ! - und kein Licht bliebe
ohne Liebe!
... HINTER den Weiten vom All
hinter dem Wissenshall
ist nur unser GLAUBE
ist Haube
ist Wall
ist Feuerspielweltenknallball
- 142 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Ich sitze vor dem Internet
Ich sitze vor dem Internet,
mein Geist, mein Hirn so groß, so fett.
Angereichert, aufgesogen
all die Informationen,
bin ich so schlau und super toll
mein Speicher ist noch längst nicht voll!
Ich sitze vor dem Internet,
mein Geist, mein Hirn so groß, so fett.
Offline sein, das wär mein Tod
du bist mein Wasser und mein Brot!
Fahr dich nimmer runter mehr
ohne dich bin ich doch leer?!
Vernetzt bis in die letzte Zelle
Input als globale Welle!
Will nur aus deinen Servern schöpfen,
was solln wir noch mit unseren Köpfen?
Mein Glaube und mein Liebesleben
solln durch deine Seiten schweben!
Datenschutz ist mir doch schnuppe,
anonym macht schon die Gruppe!
All die Bilder - Klick, klick, klick
heut bist du wieder extra schick !
Ich liebe dich und du mich, ohne Wahl,
nimmst mich schon, wenn ich nur zahl...
>>>
- 143 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Online sein, bis in den Tod,
du trägst mein Dasein, bist mein Boot!
Segle raus ins offne Meer,
du erleuchtest, nichts scheint schwer.
Deine Meinung macht mich helle,
als Freak leb ich von jeder Delle.
Will konsumieren aus deinen Töpfen,
darfst meinen Körper gerne schröpfen!
Dich Wunder will ich auf den Altar heben,
Bit um Bit werd ich an die Synapsen kleben!
Zweisamkeit ist mir doch schnuppe,
jeden Tag hol ich die Puppe!
All die Filme - fick, fick, fick
heut bin ich wieder extra schick !
Ich liebe mich und brauch die Qual,
zwischen den Gipfeln such ich das Tal...
Du sitzt vor dem Internet,
dein Geist, dein Hirn so weich, so fett.
Deine Sicht
ist blind vor Licht,
dein Verstand
ne Wabberwand,
aus der heraus nur Unsinn saftet
zu viel Glibber an ihm haftet...
- 144 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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gefügig
Wenn die Zukunft rückwärts schaut
der Vergangenheit der Morgen graut
die Gegen und die Wart verblassen
dann wird die Zeit die Form verlassen
wenn die Masse sich nach innen dehnt
die Weite sich nach Nähe sehnt
Groß und Klein sich nicht mehr scheiden
dann wird der Raum den Inhalt meiden
wenn Zeit und Raum sich so verDrücken
alles jederzeit und voll von Lücken,
wenn Form und Halt sich so verInnen
würden Prinzipien neu beginnen!
- 145 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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so (1)
so nah
im herz
im geist
so fern
in zeit
im raum
- 146 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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so (2)
so nah
in Zeit
im Raum
so fern
im Herz
im Geist
- 147 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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100 Gedichte
100 Gedichte
- sind eine Menge...
... Gedanken, Empfindungen, Zugfahrten,
Erfahrungen, Zigaretten, Buchstaben,
Hotelzimmer, Alkohol, Augenblicke,
Stunden, Vergangenheit, Eindrücke,
Freude, PC-Kenntnisse, Entdeckungen,
Personen, Gesuchtes, Gefundenes,
Zweifel, Bemühen, Erkenntnisse,
Erinnerungen, Liebe, Angst...
100 Gedichte
- sind eine Marke,
- eine Zahl...
und doch kommt noch jedes für sich
ganz alleine auf mich zu!
unerwartet...
100 Gedichte
- das sind 10 Jahre ich!
... und ein Glas Sekt.
Perfekt!
- 148 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Lied
wenn alles schon gesagt
wenn alles steht geschrieben
wenn alles oft gewagt
wenn alles schon verblieben
wenn alles schon gedacht
wenn alles doch versucht
wenn alles auch verlacht
wenn alles schon verflucht
dann bleibt mitunter nur ein Lied
als ewig-wahres Bindeglied
- 149 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Seele
Ein altes Haus
- es spricht die Sprache seiner Meister.
Ein altes Haus
- es zeigt dir seine Kostbarkeiten.
Ein altes Haus
- es lässt dich Jahre fühlen.
Ein altes Haus
- hat seinen eigenen Duft schon längst gefunden.
Ein altes Haus
- verlangt nach GESCHMACK!
Ist voller Würde, voller Stolz
- voll von Weisheit, voll von Zeit und Raum.
Ein altes Haus
- es ist so voller Hände Liebe.
- 150 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Pendel
Mein Herz, es springt - doch reißt es nicht,
eher ist's ein Spiel, ein Hin, ein Her.
Gleich einem Fels - hängend an des Sehnsuchts Faden,
schwingt es mühsam voller Schmerz.
Gerad' ist es links - da schreit es rechts!
Gerad' ist es rechts - da will es links!
Doch manchmal ist die Kraft so stark,
so voller Wucht, dass es bleibt hängen.
Und auch das Links, das Rechts - es zieht so an,
dass es kommt für kurze Zeit zur Ruh'.
- Bis seine Schwere, sein eigner tiefer, dunkler Grund
es zum Pendeln wieder zwingt...
- 151 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Und...
... und ich denke an dich, und ich denke an dich,
und ich denke an dich...
Eine Stimmung, ein Gedanke, ein Hauch...
... und ich denke an dich...
Eine Situation, ein Gegenstand, ein Ort...
... und ich denke an dich...
Eine Handlung, eine Vorstellung, ein Brauch...
... und ich denke an dich...
Ein Datum, eine Melodie, ein Wort...
... und ich denke an dich...
Eine Erinnerung, eine Sehnsucht, ein Bild...
... ein Moment aus dem Nichts...
...raubt jedes Schild
im Zentrum des Licht‘s.
...und ich denke an dich, und ich denke an dich,
und ich denke an dich...
- 152 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Wehmut
Oh Wehmut - du mein Tier,
mein kleiner Wurm.
Wärst du eine reißende Bestie
welche sich und mich zerfleischen würde wollen...
ich hätte mich gewehrt.
Dein Leid würde antreiben!
Aber Wehmut - du Kriech-Wurm...
dein Leid treibt nicht an, du hältst an...
Und doch...
Wie ich dich lieb gewonnen habe,
bei jeder Windung durch meine Gedärme...
Du hältst im Leben...
- 153 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Fensterscheiben
Wenn die Fensterscheiben weinen
- es tut mir leid, vergiss mich doch!
Wenn die Liebe Trauer trägt
- ein schwarzer See voll Deiner Tränen…
Wenn die Gedanken sich verstecken
- es ging doch gut, so geh denn weiter!
Wenn all die Lügen Lügen werden
- sich alles dreht und dreht und dreht…,
wenn das Schicksal fällt und fleht
- es den Atem engt, das Herz zersprengt...
Dann muss einer den Dolch aus der Wunde ziehen!
- 154 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Stimmungen
...kommen und gehen
mal so, mal so...
Ganz unverbindlich
auf leisen Sohlen schleichend
bestimmen sie mit aller Macht.
Sind einfach so da
überlagernd, zwingend
lähmen und fordern.
Stimmungen sind Stimmen
- jedes Wehr durchbrechend
singen sie sich in die Seele
klagen sich in jedes Haar
Wie bringt man Stimmungen zum Schweigen?
Wie lässt man sie im Gleichklang singen?
Und: Wo nur sind die Düfte der Kindheit geblieben?
...
Welch eine harte Strafe, nur von Ahnungen umweht zu sein...
- 155 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Herbst
Wenn die Blätter fallen
- schweigen alle Hoffnungen.
Wenn die Tage kürzer werden
- schwimmt die Traurigkeit ins offene Meer
... ist mir alle Endlichkeit zu nah.
Wenn alles grau und kahl und kalt,
der Nebel nass am Boden liegt,
die Sonne müd' und kraftlos zieht,
die Dämmerung so schwer mir wiegt
- dann spendet deine Nähe Trost...
- 156 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Macher-Land
Ich kenne nun das Land der Macher
- ein Monster ohne Angesicht!
Schäbig, tückisch frisst es Zeit,
gierig schlingt es Menschenfleisch.
Ist Droge einigen
und „Wirklichkeit“ der Masse.
Ein Land als Tier – dem Leben nah,
doch abgewandt der Menschenrasse...
Es lockt mit einem Schein aus Gold
- fast zwingt es als Notwendigkeit!
Der bittersüße Lohn:
Es dehnt den Geist mit Leere weit...
Dies Land beraubt sich der Personen,
gebärt den Schlamm der Einsamkeit.
Sein „War“ und „Wird“ heißt immer „Jetzt“!
sein „Hier“ und „Dort“ ist „Weit-und-breit“!
Es frisst den Sinn, den Ort, die Zeit!
Größer wird es, wuchert still...
Es nährt sich einzig durch sich selbst,
leidet den, der sagt: ICH will!
Das Macher-Land ist unbewohnt,
wer es betritt, sei auf der Hut,
EIN Tier – was nicht verschont!
... löscht es als Erstes deine Glut!
- 157 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Krumm
So will ich denn eckig bleiben
in meinem Grunde...
Denn alles Runde ist vollendet!
So will ich denn kantig bleiben
in meinem Grunde...
Denn alles Glatte ist langweilig!
So will ich denn krumm bleiben
in meinem Grunde!
Denn alles Gerade lügt...
- 158 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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ECCE LIBER
Für die Nichts so scheint, wie es für Andere ist
die sich jeden Tag erneut erkämpfen UND ergeben
die den suchenden Blick haben und ihre Gedanken in den Augen
tragen, weil sie zu schwer sind für die Zunge
die Kind sind, mit Horizonten hinter Schranken
die am Leben leiden, leiden, leiden
UND es dennoch tragend annehmen
die selbst noch am Zweifel zweifeln
die mehr Fragen STELLEN als Antworten GEBEN
UND auf alle Fragen doch nur eine Antwort HABEN
die offen sind durch ihre Geschlossenheit
die jeden Gedanken allein durch seine Existenz
gewähren lassen
die PERSONEN SIND, die das WERK
IHRER Geschichte WERDEN
die sich verständigen, aber kaum mitteilen können
die sich noch neu erfinden können
ohne sich dabei zu verlieren
also für INTER-ESSANTE Menschen
... für diese Menschen interessiere ich mich,
sind diese Zeilen geschrieben...
Also wohl für mich, für mich, für mich...?
Alle anderen nur Nahrung, - nur Ablenkung???...
- 159 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Gründe
Der Anfang...
- bedingungslose Liebe
- Zeit des Umbruchs
- Interesse an meinen Gedanken
- ich kann das auch
- so interessant, so geheimnisvoll...
Und dann...
- Leichtgläubigkeit der Anderen
- Nicht Schluss-Machen-Können
- Angst vor ihr Danach
- der 1. Kuss
- ihre Geschichte / unsere Geschichte
- DIE UNERTRÄGLICHE LEICHTIGKEIT DES SEINS...
- 160 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Ablenkung
Die Zigarette zum Glück
wenn man das Leben versteht
und doch Stück um Stück
es kraftlos vergeht,
reicht genau bis zum Feuer
weil das Da-Sein doch muss
weil der Weg ist zu teuer
und die Feigheit ein Kuss.
Die Zigarette zum Glück
wenn man Passion nur verlacht
und doch Stück für Stück
aus Trieben gemacht,
hemmt die Leere vom Werden
weil die Sprache kaum reicht
weil der Sinn fließt aus Herden
und das Nichtstun so leicht...
Epilog:
Der Wille ist des Menschen stärkste Waffe,
der Trieb jedoch der andere Affe!
- 161 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Religionen
Sprecher tritt vor geschlossenem
Vorhang auf die Bühne:
„Der Mensch erträgt das Chaos nicht,
drum rückt er Kosmos in sein Licht!“
Geht ab...
Der Vorhang öffnet sich langsam...
Aus dem Off:
„Der Glaube
ist Haube
übers Leben gezogen,
stellt sich das Werden selbst als Verschoben!“
Gott spricht zu Affengruppe:
„Im Schrei nach dem Sinn:
‚Stellt Götzen hin!’,
ward ich erschaffen
- Glaubt! - ihr Affen...
Glaubt nur an mich!
Gebt auf, euer ich!“
Der Vorhang schließt sich für eine lange Zeit...
Der Vorhang öffnet sich langsam...
Aus dem Off:
„Die Zeit verrann,
der Luxus begann...“
>>>
- 162 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Technik spricht zu Affengruppe:
„Was soll schon der Sinn...
Zum Handeln hin!
Genießt mich in Zügen,
und glaubt eure Lügen!“
Das Unterbewusstsein betritt die Bühne, flüsternd:
„Vom Denken weg!
Der Zweck sei der Zweck!
Will Brot und Spiele!
... und die Technik als Liebe!“
Der Vorhang schließ sich...
Der Sprecher betritt die Bühne:
„Der Mensch tat sich die Technik schenken,
um sich vom Lebens Leide abzulenken.
Gott ist tot, es lebe der Gott!
Asche zu Asche und Schrott zu Schrott!“
Lange Pause, dann:
"Der Gott die Alte,
damit der Mensch nicht verhallte,
die Technik die Neue
Vertreib nun, statt Reue!"
Chorus im Hintergrund:
„Zwei Religionen
- oh lasset uns schonen...“
- 163 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Persönlichkeit
(Wer hat mir die Welt zu Ende gedacht?
Wer hat mir sein Tiefstes selbst noch verlacht?)
---
Wenn man Geschichte nicht mehr teilen kann,
zwei Wege geht das Menschlein dann:
Weg 1 – es nennt sich Individuum,
fühlt sich schlau und ist soo dumm...
Weg 2 – es wird zum Herdentier,
das Ich, es wird ertränkt im Wir...
Persönlichkeit ist Zeit, ist Ort,
das Ich, es lebt im lebend Wort.
Als Person man langsam wächst heran,
mit Kultur, Vergangenheit, mit Wo und Wann...
Nun magst du selber tief entscheiden,
ob es persönlich ist – dein Leiden!
- 164 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Versuchung
Bis bald mein Freund,
bis bald in der Nacht
- wenn die Zeit stehen bleibt
bin ich es, der wacht...
... und in dir ist
und mit dir geht,
deine Träume liest
und zu dir steht...
... der Geheimnisse liebt
und nach Abgründen sucht,
der Schwächen versteht
und sich selber verflucht...
Bis bald mein Freund,
der Morgen naht,
verlasse dich jetzt
- bleib mir bewahrt!
- 165 -
ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Getrenntverbindung
Die Körper geschnitten in Zeit, im Raum,
die Herzen verschmolzen im gleichen Traum,
Mein Herz träumt deines und weiß den umgekehrten Fall,
so dass jeder Schlag ist, gleich des anderen Hall...
Beide durch dieselbe Narbe gezeichnet,
durch Bilder, die so sie sich nur selber gebeichtet,
sind sie verdammt, auf ewig einander auszutauschen,
über Welten hinweg ihren Ängsten zu lauschen...
Jedoch die Herzen können hoffen,
ist erst der Traum für Träume offen,
dass sie nicht nur geeint zur Nacht,
- ihnen auch die Sonne wacht...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Leb wohl!
Du hast mein Herz mir blutig gerissen,
die Wunde - so tief, so schmutzig, so weit...
- sie klafft noch ganz rot und schmerzt so in Bildern
trotz aller Zeit - als Narbe sie bleibt!
Eine neue Liebe, eine alte, eine andere
- sie hat und hätte mit all dem NICHTS gemein an Sinn!
Nichts im Guten, nichts im Bösen,
jede Liebe steht für sich, strebt zu sich selbst nur hin!
Du hast meine Welt mir ins Nirgends gebombt,
ohne Warnung, gleich einem atomaren Schlag!
Hast meine Zukunft den Flammen übergeben,
deren Bilder ich immer noch sehnend so mag.
Mit LUST hast du tausende Tage an einem erstickt,
den Fluss meiner Erinnerungen auf immer vergiftet...,
hast mich weggeworfen, abgelegt, fertig vernutzt,
hast mein Leben zerstört und damit deines geliftet.
Und jetzt erwartest du Nähe, gar Freundschaft?
Wie taub, wie blind kann ein Mensch wohl sein?
Wie gänzlich ohne Mitgefühl, verloren die Scham?
- DU bist der Grund für all meine Pein!
Du, - DU! schenkst mir einen edlen Tropfen?
Mit wem und wann soll ich diesen wohl trinken...?
Du spielst unsere Lieder und ICH bin dabei?
Du streust Salz in Wunden und ich soll noch winken...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Du wünscht mir Glück, nachdem du mich erschossen hast?
Mein Glück - das warst doch du...
Jede Information über dich, ein glühendes Eisen mir zur Last!
Gib ruh, gib ruh, gib endlich doch ruh...
Du willst GEFALLEN!?
Ich werde dir nicht auch noch deine letzte "List" erhellen...,
- darauf reinfallen, wie all die anderen Hunde,
die versuchen, den Schmetterling herbei zu bellen
Ach, hätte ich dich doch niemals gesehen,
mein Herz, meine Seele - sie wären noch heil...,
heiler als jetzt...Ich hasse und verachte dich so,
- so wie ich dich liebe...oder: Weil...?
Nie eine Chance zu erhalten, dir zu entkommen,
das ist überhaupt das schwerste Los mit!
Es ist an sich schlimmer als wärest du tot
denn der Tod, das wäre ein saubererer Schnitt!
Man ringt um Verständnis, wo es Verstand nicht geben darf!
Die Tränen der Zeit heilen die Wunden der Vergangenheit?
Dann also bist du der GRUND meines salzigen Sees...
versuche, meine neuen Segel zu setzten - für eine neue Zeit,
- aber ein Teil von mir ist auf immer gegangen...
Er ist bei dir...- auf immer, in Leid...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Auf Wiedersehen!
Nun bist du weg....
und doch noch immer hier!
- Tausend kleine Andenken hinterlassend,
ungewollte und gewollte...:
Deine Haare in der Bürste, die angebrochene Flasche Wein...,
das Tier aus Plüsch, das du mir hast vermacht...,
die Zeilen, die du mir geschrieben...
Dein Duft im Bett, dein Bild vor Augen
- so gleite ich ins Reich der Träume...
Deine Lieder hörend, deine Worte gebrauchend
- versuchend, die Welt mit deinen Augen wahrzunehmen...
Deine Andenken denkend und deine Gefühle fühlend
- so erhalte ich dich mir über die Woche...
- bis zu unserem Wiedersehen!
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Begehren
Gut' Nacht, gut' Nacht
und wohl bewacht,
schlaf ein du Held
in wirrer Welt...
Begehre nicht!
Leide nicht! Giere nicht!
Mäßige deine Phantasie!
Sie birgt nur Unheil!
Doch dieser Schwebezustand ist zu schön...
- diese Kostbarkeit - so rar, so vergänglich...,
ein wenig nur noch halte ich dich fest... für mich...
Wo nur kam plötzlich diese Zuneigung her?
Deine strahlenden Augen, dein biegsamer Körper,
deine anmutigen Bewegungen, deine Stimme,
dieser ungewisse Hoffnungs-Glaube,
diese Momente der offenen Blicke...
In meiner Vorstellung fühltest du wie ich...
doch keine Angst, ich denke es nur, ich tue es nicht...
Habe die Möglichkeiten ungenutzt verstreichen lassen,
die Realität - macht schon so vieles kaputt und schmutzig...
Wer will schon die lodernde Flamme?
- ein Feuer, welches nur verbrennen kann...
Glut und Funken sind bei weitem interessanter...
... und tun einfach gut durch ihre Wärme...
Diese Nacht, heute Nacht
seiest du nur von mir bewacht!
Ich bin dein Held
in meiner Welt...
... und du mein EIN, mein ALLES...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Betrug
Betrug, Verrat - Begriffe des Verstandes...
Wie unzureichend, wenn der Körper vor Verlangen brennt,
sich das Auge mutig sehnt...
Wie hinfällig, wenn jeder Gedanke nur dich zum Inhalt hat,
jedes Gefühl nur deine Nähe fühlen will...
Wie sinnlos, wenn die Umwelt nur noch Nebel ist,
mit dir als einzig strahlend Stern...
Wie leer, wenn jeder Atemzug
nur deinen Namen formen kann,
und man von Wein und Liedern einzig lebt,
alle Arbeit liegen lässt...
Wie...., wenn Gedanken sich verirren,
sich verlaufen in Gefühlen,
Bilder aneinander klirren,
Schneekristalle Lippen kühlen...
Was nützen da Begriffe des Verstandes...???
ALLES und NICHTS!!!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Was das Leben ist!
Das Leben ist Leid!
- weil jeder Sinn nur menschlich ist!
Das Leben ist Ablenkung!
- weil jeder Sinn nur menschlich ist!
Das Leben ist ein Hin, ein Her!
- weil dieser Kampf das Meer mir ist,
auf dem ich meine Segel setzte,
während neue ich bereits schon webe...
Das Leben ist mir Trieb und Vernunft!
- die sich im Kreise stetig jagen,
bestimmend sich zu Grunde liegend
in Relation von Zeit und Raum...
Was euch das Leben ist?
Ablenkung vom Am-Leben-leiden!
Ich bin mir sicher!
- mit Göttern, Götzen und Marotten!
Jeder ist für sich alleine blind,
um als sehend ja zu gelten!
Jeder nimmt sich Gründe,
statt sich selber Grund zu sein!
>>>
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Was das Leben ist?
Das Leben ist Musik, die traurig macht...
Jedes Leben eine bitter-süße Symphonie
und immer, immer rauscht es sehnend während allem...
... im Hintergrunde bis zum Schluss,
obgleich die Nächte immer länger währen...
Jede Tat, jeder Gedanke, jede Stunde frisst
vom dem, was Lebens-Nähe AUSgemacht!
Vielleicht nur, weil es sich nicht fangen lässt,
zerschellt früher oder später JEDER
auf seine eigene Art und Weise am Leben
als das, was es IST!
Denn:
Niemals geht das Leben an uns zu Grunde!
Immer:
Ist es selber Grund! Das Leben ist Grund!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Punkte...
Ich wünsche mir ein Leben ohne Punkte...
- ein Leben ohne Gedankenstriche...
- ohne Ausrufezeichen!
- ohne Fragen...
Ich wünsche mir ein Leben
in dem jeder Satz genau nur EINEN Punkt am Ende trägt,
in dem jeder Gedanke eineindeutig für sich selber steht,
in dem die Dinge sind, wie sie sich zeigen...
...
Manchmal - höre ich Musik so laut,
dass es mir jede Überlegung aus dem Körper fetz,
sich all mein Da-Sein bündelt - auf diese eine Emotion...
- dann werden Momente Punktelos...
Und manchmal - auf der Autobahn
- wenn ich richtig schnell bin,
da erhebt sich die Fahrspur für mich gen Himmel,
gleich einer Rampe zur Klarheit...
Und die Versuchung ist da, es auszuprobieren,
um all den Punkten zu entkommen...
- all den Gedankenstrichen, Frage- und Ausrufezeichen...
- Punkt...
...
Manchmal wünsche ich mir ein Leben
das einer geraden Linie gleich, vor meinen Augen liegt,
das keinen Irrtum, kein Bedenken, keine Konjunktive kennt,
das Gefühle malt, als wäre die Liebe eine Zahl...
ICH WÜNSCHE MIR KEIN LEBEN OHNE PUNKTE!!!
Zu viele kenne ich, die nur sich als einzig Punkt gewahr!
- und wissen nicht einmal woher...
Ich setzte Punkte! ...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Der aufgeklärte Mensch
Dem aufgeklärten Mensch
ist nichts mehr heilig,
nichts mehr persönlich,
nichts mehr wahrhaftig,
ehrenwert,
leidenschaftlich oder
von Bedeutung.
Der aufgeklärte Mensch
ist ohne Dauer in seinem Tun,
ohne Tiefe in seinem Denken.
Der aufgeklärte Mensch
ist der nackte Mensch,
ist der entzauberte,
der langweilige Mensch.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Beständigkeit
Wenn zwei so sicher stehen,
in tosend, wankend Welt
- gemeinsam stehen,
den anderen nie stehen lassend - im Regen
und doch ihn stehend lassen - als das was er ist...
dann! ...
Wenn zwei so aufrecht gehen
durch alle Irren dieses Lebens
- gemeinsam gehen,
den anderen nie gehen lassend - in der Nacht
und doch ihn gehend lassen - für sich selbst...
dann! ...
Wenn zwei so gut sich sehen
in dunklen Spiegelräumen
- gemeinsam sehen,
den anderen nie wegsehen lassend - in der Not
und doch ihn wegsehend lassen - ab und an...
dann! ...
Wenn also zwei beständig sind
im steten Fluss von Raum und Zeit
- gemeinsam sind,
den anderen ergänzend
und doch ihm unterschieden
- ... lieben!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Der allgemeine Mensch
Ich bin der allgemeine Mensch,
der "Alles-Ein- Bisschen-Und-Nichts-Richtig-Könner".
Der, der jede Passion verlacht,
der, der wissen will, WAS es ist
der, der wissen will, WIE es funktioniert
und der, der
- hat er es begriffen, durchschaut und verstanden,
von dannen zieht - zum nächsten Grund...
Ich bin der, der stets zwischen den Stühlen sitzt,
der, der überall sein kann und nie ankommt!
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Der müde Mensch
"Gut Nacht, gut Nacht
und wohl bewacht,
schlaf ein du Held,
in wirrer Welt.
Die Äuglein zu,
leg dich zur Ruh,
bis zum Morgen
ohne Sorgen.
Vergiss die Wahl
verdräng die Qual
von Mal zu Mal
von Berg zu Tal
Träum stattdessen
von Stewardessen ;-)
Er geht dir gut!
Bist müde: Blut..."
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Dein Lachen
... ist Inspiration!
- so voller Kraft, Liebe, Lust am Leben!
Und deine Augen, ja dein ganzer Körper,
sie lachen mit dir mit!
- gleich einem sonnenleichten Frühlingstag!
Mit dir gemeinsam lachen
das ist "Glücklich-Sein"!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Mit HotSpot
Das Glück fließt mir aus meinen Augen
mein Leben wünscht sich noch einmal.
Zeit und Ort und Mensch mir taugen
bewein ich doch der meisten Qual.
Du schwimmst nur in deiner Suppe
anderes, das interessiert dich nicht.
Vieles ist dir einfach schnuppe
der Spot nur, ist dein einzig‘ Licht.
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Der perfekte Mensch
Ja, du bist perfekt!
Dein Hemd ist perfekt, sitzt perfekt
und dein Haarschnitt ist perfekt, liegt perfekt.
Deine Sprache und Ausdrucksweise sind perfekt
und deine Schuhe und deine Haltung
und dein Equipment und die Zeitung die du list sind perfekt
und das Wasser was du trinkst
alles ist absolut perfekt!
Selbst deine Größe und dein Gesicht sind perfekt
dein Körper, deine Zähne sind es sowieso...
und die Uhr die du trägst,
ja selbst die Zeit, sie ist bei dir perfekt...
Deine Arbeitsweise, dein Haus und Hof,
deine Versicherungspolicen und Geldanlagen,
dein Weib und Kind - perfekt!
Wahrscheinlich sind selbst deine Gedanken noch perfekt
deine Gefühle...
Man kann mit Fug und Recht von dir festhalten:
du bist absolut defekt!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Der verliebte Mensch
Ich bin zutiefst in dir versunken
unerreicht, federleicht
bleiernschwer, vorsatzleer
Ich bin Riß, bin tiefe Kluft mit tiefem Grund
bin Tal, bin Gipfel
ohne Mund...
Weggerissen, verbrennend!
Einfach!
Alles!
Mein unsterbliches Gefühl!
Verliebtsein, dass die Liebe einfach wegwischt
- so absolut, das nur ein "TU ES!" gilt!
Geißelt mich!
verachtet, ja tötet mich!
Mein Begehren bleibt der Sieger!
Alles, alles sehnt zu dir - von mir!
Und ich schließe meine Augen,
mit den deinen in den meinen...
Das Leben lebt!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Augen-Blicke
Sehn-Sucht
hält AM Leben,
zerreißt!
- uns Frei-Geister...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Kosmologiegedicht 4
dreizehn Milliarden Jahre
- momentan sind wir dabei,
unsere Wiege unsere Bare,
vollkommen gänzlich einerlei
so rätselhaft, so groß, so weit,
Antimaterie, Lichtgeschwindigkeit,
warum, warum, warum
- es bringt mich um
meinen Verstand und meine Emotionen
welche Fragen sich für wen wohl lohnen:
Fußball: Wer schießt das nächste Tor?
dreizehn Milliarden Jahre, was war eigentlich davor?
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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In der Kneipe
Ich sitze hier mit Laura und der Silke
und reim so wunderschlecht wie Rilke.
Trink' dabei 'nen Kaffee Latte,
schreib diese Zeilen auf dies Blatte,
rauche meine Kippe runter...
Und? Und? Und?
…schiebe es dem Glase drunter...
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Freitod
Ich bin des Lebens satt.
Ich bin des Lebens müd', so müd'...
Vorbei die Zeit in der ich mit dir rang,
vorbei die Zeit in der ich mir dir sprang...
Vorbei die Zeit...
Kein Ort, der mich noch mal ergötzt,
kein Labsal, keine Spannung,
nichts regt, nichts legt...
Nichts, was mich noch gierig macht,
nichts, was neu mich fordert oder sucht...
Ja selbst die kleinen Freuden sind mir ach so fern,
zu nah bin ich dir wohl gewesen...
Ich habe dich durchschaut
zu sehr...
bin satt!
Du kannst mich nicht mehr locken!
Der Teller auf dem du liegst,
ist leer - für mich...
Ich habe dich durchschaut
- du Leben!
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ECCE LIBER – die Gedichte des Grenzgängers
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Einfach Liebe (in liebe mit dir)
in liebe mit dir
mit liebe in dir
mit dir in liebe
in dir mit liebe
verlangen verlaangsaaameeen
mein vernünftiges engelshaar
mein brausendes wasserauge
mein wechselwesen
da du bist hier
bei mir
mit liebe mit mir
in liebe in mir
leere leere
tiefe tiefe
schwere schwere
einfach liebe
endlich
immer endlich
endlich immer
mein trost mein ziel
meine hoffnung mein mut
meine zweifel meine angst
mein verstand mein grund
mein herz...
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