Lobpreis und Anbetung Ohne Frage: Lobpreis & Anbetung haben zurzeit Hochkonjunktur. Noch nie gab es so viele Angebote an Veranstaltungen und Materialien zu diesem Thema. Für die einen ein Modetrend, der aus verschiedenen Gründen kritisch hinterfragt werden sollte, für andere die Wiederentdeckung eines zentralen geistlichen Anliegens. Dieser Artikel will dabei helfen, sich dem Thema von der Bibel her zu nähern und einige Impulse für die Gemeindepraxis geben. Lobpreis und Anbetung in der Bibel Der Apostel Paulus beschreibt die Bestimmung unseres Lebens mit den Worten: „… damit wir etwas seien zum Lob seiner (Gottes) Herrlichkeit“ (Epheser 1,12). Sein oder nicht sein ist also die Frage. Diese Bibelstelle legt die Grundspur für alles Nachdenken über Lobpreis und Anbetung. Es geht um die Grundausrichtung unseres Lebens. Gefragt ist ein Lebensstil, der Gott Ehre macht. Das ist unser Lebensauftrag. Dazu gehört unser Reden, Schweigen, Arbeiten, Singen und vieles mehr. Konkrete Lob(preis)- und Anbetungszeiten können Ausdruck dieses Lebensstils sein und uns dazu helfen und ermutigen, auch im Alltag die richtige Haltung einzunehmen. Anhand beispielhafter Bibelstellen sollen einige Aspekte von Lobpreis und Anbetung näher beleuchtet werden: Anbetung „Ich will anbeten vor deinem heiligen Tempel und deinen Namen preisen für deine Güte und Treue; denn du hast deinen Namen und dein Wort herrlich gemacht über alles.“ (Psalm 38,2) „Ich aber darf zu dir kommen, denn in deiner großen Gnade hast du mich angenommen. Voller Ehrfurcht bete ich dich in deinem Heiligtum an.“ (Psalm 5,8) Anbetung ist Reaktion auf Gottes Handeln, ehrfürchtiges Staunen und Danken für Gottes Gnade. „Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem HERRN, der uns gemacht hat.“ (Psalm 95,6) Anbetung heißt: Das Geschöpf gibt dem Schöpfer Ehrerbietung. Die äußere Haltung kann dabei Ausdruck der inneren Haltung sein. „Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.«“ Matthäus 4,10 Anbetung steht nur Gott zu. „Ihn allein werden anbeten alle, die in der Erde schlafen; vor ihm werden die Knie beugen alle, die zum Staube hinabfuhren und ihr Leben nicht konnten erhalten.“ Psalm 22,30 Alle Menschen werden Gott einmal anbeten. Wer auf der Erde Gott anbetet, nimmt vorweg, was einmal alle tun werden. „Nun bringe ich die Erstlinge der Früchte des Landes, das du, HERR, mir gegeben hast. - Und du sollst sie niederlegen vor dem HERRN, deinem Gott, und anbeten vor dem HERRN, deinem Gott …“ (5. Mose 26,10) Anbetung ist Reaktion auf das, was Gott gibt und Ausdruck von Dankbarkeit. Anbetung zeugt von dem Wissen, das Gott der Geber aller guten Gaben ist. „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Johannes 4,24) Ohne Gottes Geist und die durch ihn geschenkte Offenbarung über Gott und unser Leben gibt es keine echte Anbetung. Wir können manches so aussehen lassen, als ob es Anbetung wäre. Echte Anbetung aber entsteht nur dort, wo Gottes Geist uns die Augen dafür öffnet, wie Gott ist und was er tut. Loben / Lobpreis „Alles, was Odem hat, lobe den HERRN! Halleluja!“ (Psalm 150,6) Wir sind gemeinsam mit allen Lebewesen dazu geschaffen, Gott zu loben. „Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat …“ (Psalm 103,1-2) Etliche Aufforderungen der Bibel sind Erinnerungen daran, Gott zu loben. Wir brauchen diese Erinnerung zur Überwindung von Vergesslichkeit und Gleichgültigkeit. „Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern …“ (Epheser 5,19) Loben ist keine einseitige Angelegenheit. Gott beschenkt den Lobenden. Der Blickwechsel hin zu Gott tut uns gut. Wir staunen über Gottes Größe, Macht und seine Möglichkeiten und werden dadurch auf dem Weg mit Gott ermutigt. Das gemeinsame Loben stärkt den Einzelnen und ist Ausdruck der gottgeschenkten Verbundenheit. Zusammenfassung: Lobpreis und Anbetung sind Auftrag an Gottes Geschöpfe und unsere Antwort / Reaktion auf das, was Gott ist, getan hat und tut. Lobpreis & Anbetung betrachten staunend und ehrfurchtsvoll die großen Taten Gottes und preisen ihn dafür. Lobpreis & Anbetung sollen unsere Herzenshaltung Gott gegenüber sichtbar machen mit dem, was wir sagen, singen, beten, leben ... Lobpreis & Anbetung sind somit Ausdruck der gelebten Gotteskindschaft. Wir geben Gott, was ihm zusteht und werden gleichzeitig beschenkt durch Ermutigung und Stärkung für unseren Glauben. Exkurs 1: Lobpreis in der Gemeinde Wenn wir gemeinsam mit anderen Christen Gott loben und anbeten, dann staunen wir miteinander über Gottes Größe und Macht und ermutigen uns auf diese Weise, mit seinen Möglichkeiten in unserem Alltag zu rechnen. Am Anfang der Woche geben wir unserem Alltag die richtige Blickrichtung. Zwei Gedanken zur konkreten Umsetzung. 1. Lobpreiszeiten dürfen kreativ sein. Gott hat uns als kreative Menschen geschaffen. Das darf sich in der Art des Lobens und der Anbetung wiederspiegeln. Vieles kann dabei helfen, den Blick auf Gott zu richten und Ausdruck von Lobpreis & Anbetung werden. Hier nur einige Beispiele: - Momente für persönliche Stille - Bilder, Texte, Gegenstände, Videos, die uns helfen beim Staunen über Gott - Musik & Lieder - freie Gebete - Psalmen - unsere äußere Haltung als Ausdruck der inneren Haltung (stehen, sitzen, knien ..) 2. Lobpreiszeiten sollen gut vorbereitet und angeleitet sein. Wer Lobpreiszeiten moderiert, lädt andere Menschen auf einen Weg ein und begleitet sie dabei. Er stellt sich dabei nicht selbst in den Mittelpunkt, sondern hilft dabei, dass andere zu Gott aufblicken. Alles, was davon ablenkt oder dabei behindern könnte, wird vermieden. Um diesen Weg vorzubereiten, können folgende Fragen hilfreich sein: - Was könnte den Teilnehmern dabei helfen, zur Ruhe zu kommen und Gott in den Blick zu nehmen? - Was könnte heute dabei helfen, über Gottes Größe und sein Tun ins Staunen zu kommen? - Welche Schwerpunkte möchte ich setzen? (z.B. Gott als Schöpfer, Gott als Vater, Gottes Allmacht). Welche Texte, Bilder oder andere Hilfsmittel helfen mir, diese Schwerpunkte zu vertiefen? Hier ist es sinnvoll, mit Konkordanz und Liederdatenbank zu arbeiten. - Wie möchte ich die einzelnen ausgesuchten Bausteine verbinden, damit ein roter Faden erkennbar wird? Beispiel: Bausteine für eine Lobpreiszeit zum Thema „Gott ist Schöpfer“ - Lieder: „Du bist der Schöpfer des Universums“, „Groß und wunderbar“, „Alle Schöpfung staunt und preist“ - Psalmlesung: Psalm 8, Psalm 19, Psalm 65 - Anschauliches aus Gottes Schöpfung mitbringen (Blume, Samenkorn für jeden) - Naturbilder als Präsentation Exkurs 2: Lobpreis & Gefühl Welche Bedeutung haben Gefühle beim Lobpreis? Hinter dieser schlichten Frage versteckt sich ein intensives Diskussionsthema von Befürwortern und Gegnern moderner Lobpreiszeiten. Die einen benennen Lobpreiszeiten als besonders wertvolle Zeiten, weil sie sich dort Gott besonders nahe fühlen, andere warnen vor der Fixierung und dem Suchen von bestimmten Gefühlen und weisen darauf hin, dass Gottes Nähe nicht von bestimmten Gefühlszuständen abhängig ist. Ich möchte als Anregung für diese Diskussion folgende Thesen benennen: 1. Gott hat uns mit der Fähigkeit geschaffen, Gefühle zu empfinden. Sie sind eine gute 2. 3. 4. 5. Erfindung und eine Gabe Gottes, die unser Leben bereichert. Gefühle stehen auch unter dem Einflussbereich der Sünde und können uns deshalb fehlleiten. Sie bedürfen, wie unser gesamtes Sein, der Prüfung vor Gott und wo nötig, der Korrektur. Gute Gefühle sind etwas Schönes, sie taugen aber aufgrund ihrer Sprunghaftigkeit, Schnelllebigkeit und ihrer Eigendynamik nicht als Grundlage oder Gradmesser für die Beziehung zu Gott. Wir wenden uns beim Lobpreis Gott zu und wollen offen sein für das, was er an uns tun will und suchen nicht ein bestimmtes Gefühlserlebnis. Wenn Gott uns mit ermutigenden Gefühlen beschenkt, nehmen wir sie als Zeichen seiner Liebe dankbar an.
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