Elke Schellenberg *geboren 1962 * Urostoma seit fast 48 Jahren * „Ein normales Leben ist auch mit Stoma möglich.“ Ihre positive Lebenseinstellung hat sich Elke Schellenberg immer bewahrt. „Ich bin nicht krank, ich bin nur anders“, lautet ihr Lebensmotto. Seit fast 48 Jahren lebt sie mit einem Urostoma, einer künstlichen Harnableitung. Lange Krankheitsgeschichte Elke Schellenberg kommt mit einer angeborenen Fehlbildung zur Welt. Die Ärzte müssen sie mehrfach operieren. Dabei wird ein Muskel aus dem Bein im Anus als Ringmuskel verpflanzt. Nach vielen Operationen stellen die Ärzte fest, dass die kleine Elke an einer Überlaufblase leidet und sich Wasser im Gewebe absetzt. Sie legen daraufhin einen künstlichen Harnausgang. Nach einigen Infekten wird ihr eine Niere entnommen. Später verliert sie die Gebärmutter und die Blase. Aufgrund eines Knicks im Harnleiter entnehmen ihr die Ärzte ein Stück des Dünndarms, den sie als neuen Harnleiter wieder einpflanzen. Daraus bilden die Spezialisten ein Ileum-Conduit. Diese Ersatzableitung ermöglicht es, den Urin auch ohne Blase ausscheiden zu können. Damit ist die Krankheitsgeschichte von Elke Schellenberg noch nicht beendet. Vor einigen Jahren erkrankt sie an Brustkrebs und hat erneut eine sehr schwere Zeit zu überstehen. Sie durchläuft das ganze Programm: Amputation, Chemo, Herceptin und Brustaufbau. Elke Schellenberg ist zum Glück nicht der Typ, der schnell aufgibt. Inzwischen geht es ihr auch wieder besser. „Ich hänge am Leben und deshalb kämpfe ich schon seit 53 Jahren“, sagt sie. Ein Leben ohne Einschränkungen Die Kindheit war nicht immer einfach, manche Freude bleibt ihr verwehrt: „Auf Klassenausflüge habe ich zum Beispiel verzichten müssen“, erinnert sich Elke Schellenberg. Heute lebt sie mit ihrem Stoma ohne große Einschränkungen. Die Möglichkeiten moderner Medizin empfindet sie als großen Segen. Sie geht Schwimmen, treibt Sport, verreist gerne und hat als gelernte Arzthelferin zehn Jahre im Krankenhaus gearbeitet. „Ich habe das Stoma akzeptiert. Die Versorgung ist mir längst in Fleisch und Blut übergegangen“, erklärt sie. Die 53-jährige war lange verheiratet. Sie erzählt von Höhen und Tiefen wie sie in jeder Ehe vorkommen können, doch letztlich habe man sich getrennt. „Das Stoma war aber keineswegs der Grund, weshalb meine Ehe in die Brüche ging“, erzählt sie. „Es ging vielmehr um zwischenmenschliche Differenzen, die dazu geführt haben, dass wir nicht zusammengeblieben sind.“ Die ILCO war eine große Hilfe Während der Kindheit erfahren ihre Eltern durch eine Stoma-Therapeutin von der ILCO und werden Mitglied. Dadurch lernt Elke Schellenberg, besser mit dem Stoma umzugehen. Das Wichtigste ist für sie der Zusammenhalt innerhalb der ILCO. Ihr gefällt, dass bei den verschiedenen Veranstaltungen nicht nur über Probleme gesprochen, sondern auch viel gelacht wird. Vor allem mit der Kindheit und der Zeit als Jugendliche verbindet sie viele schöne Erlebnisse. Heute unterstützt Elke Schellenberg die ILCO ehrenamtlich und gibt ihre Erfahrungen weiter. Sie leistet Besucherdienste in verschiedenen Krankenhäusern und Rehakliniken. Es liegt ihr viel daran, Menschen für die schönen Seiten des Lebens zu begeistern und sie zu motivieren, für die positiven Momente zu kämpfen. Elke Schellenberg plädiert für den offenen Umgang mit dem Stoma. Betroffene sollen sich nicht verstecken, sondern möglichst locker damit umgehen. „Trotz aller Einschränkungen ist es möglich, ein normales Leben mit Stoma führen“, fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. Dieses Lebensgefühl möchte sie gerne an andere Menschen weitergeben. (aufgezeichnet im August 2015)
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