Die Ölmalerei ist eine Maltechnik, bei der die Farbpigmente mit Öl

INFOBLATT ÖLMALEREI
Das Malmaterial und seine Verwendung im Bilde
Bildnerische Erziehung BE -
KB 5/6 M/F/V – Institut für Sozialpädagogik Stams
Lehrender: Mag. Johannes Schlack
Die Ölmalerei ist eine Maltechnik, bei der die Farbpigmente mit Öl (meist Leinöl, Mohnöl)
als Bindemittel verarbeitet werden. Als Malgrund eignet sich Holz, Leinwand, Metall oder
Pappe.
Die Ölmalerei zeichnet sich - im Gegensatz zur Temperamalerei - durch leuchtende Farben
aus, benötigt allerdings eine lange Trocknungszeit.
Man unterscheidet verschiedene Arten zu malen: Der Farbauftrag erfolgt entweder
lasierend, wobei mehrere durchscheinende Farbschichten übereinander gelegt werden,
oder deckend. Die Ölfarbe kann dabei so dick aufgetragen werden, dass reliefartige Effekte
erzielt werden (Impasto oder pastose Ölmalerei)
Das fertige Gemälde wird zum Schutz mit einem Luft abschließenden, durchsichtigen Firnis
(Lösung von Weichharzen wie Dammar, Mastix oder dergleichen in Balsam- Terpentinöl
überzogen).
Infolge von Alterungsprozessen überziehen sich viele Ölgemälde mit einem dichten Netz von
Rissen (Krakelüre).
Geschichte
Die ersten Erwähnungen vom maltechnischen Gebrauch eines Öles finden sich schon im 8
Jhd. n. Chr.
Spezielle Rezepturen für Ölfarben lassen sich erst viel später erfassen. In der europäischen
Malerei tauchen Ölfarben erstmals im Hochmittelalter auf, genauer gesagt in der Mitte des
13. Jahrhunderts. Die nach Vasari – dem berühmten Künstlerbiographen der Renaissance –
lange als Erfinder der Ölmalerei geltenden Brüder Jan van Eyck (um 1390 – 1441) und
Hubert van Eyck (1370? - 1426) haben vermutlich in den Niederlanden als eine der ersten
den Versuch gemacht, ihren bis dahin gebräuchlichen Ei-Temperafarben als Bindemittel Öl
oder Ölfirnis beizugeben. Neuere Forschung hat inzwischen herausgefunden, dass es sich
bei der van Eyck-Technik nicht um reine Ölmalerei, sondern um eine Mischtechnik handelt,
bei der Öl zwischen Temperaaufträgen liegen. Aber wenn auch die Gebrüder van Eyck nicht
als die Erfinder der Ölmalerei gelten, gebührt ihnen doch das Verdienst, die bereits
bekannte Technik verfeinert und vervollkommnet zu haben. Ohne jene feine glatte
Oberfläche wäre der Effekt der Bilder nie zu erzielen gewesen (Genter Altar von 1425-1435).
Der Maler Antonello da Messina (1430-1479), der die Ölmalerei bei einem Aufenthalt in
den Niederlanden kennenlernte, brachte dann wahrscheinlich um die Mitte des 15 Jhd. die
Ölmalerei nach Italien, wo diese neue Technik schnell Verbreitung fand und weiterentwickelt
wurde. In Venedig, wo die hohe Luftfeuchtigkeit die Freskomalerei erschwerte, bedeutete
die Vielseitigkeit der Ölfarbe und auch die Verdrängung der Holztafel zugunsten der leicht
transportfähigen Leinwand einen weiteren Fortschritt.
Zu höchster Vollendung gelangt die Technik erst im 17 Jh. Der flämische Maler Peter Paul
Rubens (1577- 1640) und der Holländer Rembrandt van Rijn (1606 – 1669) begründen das
barocke Zeitalter der goldenen Malerei. Detaillierte Vorzeichnungen fehlen, die Komposition
wurde direkt mit dünner Lasur aufgetragen und mit vielen Farbschichten überlagert.
So entstand das Gerüst für diese Gemälde, die Untermalungen fungieren als Grundsteine für
die unnachahmliche Plastizität und Verteilung des Lichtes in der Hell-Dunkelmalerei.
Später waren es die Impressionisten, die sich auferlegten, einen einzigen Augenblick
einzufangen. Diese Malerei der Flüchtigkeit bezieht den Betrachter direkt mit ein und die
Farben werden als Tupfer, Flecken oder Pinselstriche unvermischt auf die Leinwand
aufgetragen, wobei sich die Farben erst im Auge des Betrachter vermischen. Die allgemeine
Verbreitung von verfügbarer Leinwand, der Weiterentwicklung der Ölmalfarben in Tuben
(um 1850/60) und die Erweiterung der Farbpalette im 19.Jd. hatten eine nicht zu
unterschätzende Wirkung auf die bildende Kunst. „Schließlich erlaubten es die Zinktuben,
dass wir in freier Natur malen konnten“ schrieb Auguste Renoir.
Mit Malern wie Cezanne, van Gogh, Monet und Gauguin war der methodische Aufbau
eines Gemäldes unwiderruflich in Frage gestellt. Oftmals wurden dann auch ungrundierte
Leinwände benutzt, deren grobe Struktur durchscheint oder partiell unbemalt bleibt.
Im 20.Jd. beginnt dann eine rasante Entwicklung, die neben Maltechniken mit
verschiedenen Kunststofffarben (Acrylfarben) und Malmitteln auch die Verwendung aller
nur denkbaren Materialien in der Kunst ermöglicht.
Aber auch in einer Zeit, in der alles machbar ist, bleibt die Faszination der Ölmalerei
ungebrochen. Zeitgenössische Künstler jeder Stilrichtung malen wegen der hervorragenden
Eigenschaften und der besonderen Ausdruckskraft weiterhin mit Ölfarben.
Entscheidend für die Qualität einer Farbe sind die Rohstoffe. Dabei unterscheidet man
zwischen den färbenden Bestandteilen wie Pigment oder Farbstoff und dem Bindemittel, die
diese an den Untergrund binden.
Herstellung von Ölfarbe
Ölfarben bestehen aus Pigmenten, die in einem trocknenden Öl, in der Regel Leinöl
eingebettet sind. Ein Rezept zum Selber-Anreiben von Ölfarben zeigt die grundsätzliche
Zusammensetzung:
1
Teil Leinöl
1 - 3 Teile Pigmente
Das Öl wird langsam in das Pigment eingerührt und sorgsam mit diesem vermischt. Hierzu
nimmt man am besten einen gläsernen Anreiber und verreibt das Pigment und das Öl auf
einer Glasplatte. Wichtig ist vor allem eine innige Vermischung des Pigments mit dem Öl.
Das Anreiben einer Ölfarbe ist nicht so einfach wie es oft aussieht. Oft erhält man eine nach
richtiger Ölfarbe ausschauende Masse, die sich auch mit dem Pinsel aufnehmen lässt, aber
beim Auftragen auf die Leinwand bröselt sie sofort wieder ab und zerstäubt.
Neben den Pigmenten kann noch ein Füllstoff zugesetzt werden, falls ein teures oder stark
färbendes Pigment eingesetzt wird. Man verwendet hier zum Beispiel Weißpigmente oder
billige Caliumcarbonate zur Aufhellung des Tones oder zur Streckung des Pigmentes. Zusätze
wie Sikkative dienen dazu, das Trocknen des Öles zu beschleunigen.
Das Herstellen von eigenen Ölfarben mit Pigmenten und Ölen bietet die Vorteile, direkten
Einfluss auf Deckkraft und Pastosität der Farben zu haben. Dieses Verfahren verlangt aber
einige Erfahrung.
Grundtechnik - der perfekte Einstieg in die Ölmalerei
Für die Grundtechnik der Ölmalerei braucht man nur die Ölfarben. Auf Malmittel und
zusätzliches Öl verzichtet man bei dieser Technik. Da die Ölfarben sehr langsam trocknen hat
man als Maler alle Zeit, um die Farben ineinander zu vermalen. Bei dieser Maltechnik kann
man absolut nichts falsch machen. Das cremige Vermalen der Farbtöne macht unheimlich
Spaß. Alles ist erlaubt und unwissend benützt man automatisch andere Maltechniken der
Ölmalerei. Diese Grundtechnik ist der perfekte Einstieg in die Ölmalerei und jedem Anfänger
zu empfehlen. Beim Malen bekommt man ein Gespür für die Ölfarben und ihren
Farbauftrag.
Prima-Malerei, auch Alla-prima genannt – ital. „zur ersten“ - direkt
und deckend.
In der Primamalerei, der Malerei der Meister, malt man zügig und
spontan das Bild. Bei dieser Technik werden die Farben direkt und
deckend aufgetragen. Mit einem breiten Pinsel werden zunächst
großflächig die Farben, nicht zu pastos, nebeneinader gesetzt.
Im weitern Verlauf verfeinert man die Details. Die hellen
Bildstellen/Glanzlichter aber auch die Schatten setzt man als sogenannte Drucker zum Ende
hin auf. Die alten Meister malten die Primamalerei meist auf einer Untermalung, einem
ersten farbigen Bildentwurf. Die Ölfarben eignen sich wunderbar, um mit der Primamalerei
ein Bild in einem Nass-in-Nass zu modellieren.
Die Impasto-Technik (ital.:Teig), deckend und grob
Ist gekennzeichnet durch eine pastose Malweise. Der plastische
Farbauftrag ist deutlich sichtbar. Pastos aufgetragene Farbe reflektiert
das Licht anders, erzeugt Bildtiefe und Ausdruck. Nicht jede deckende
Malweise ist unbedingt pastos. Man kann auch ohne sichtbare
Pinselstrichen deckend malen. Die Ölfarben sind besonders für das
deckende und pastose Malen geeignet, da sie über eine hohe
Deckkraft verfügen. Grobe Leinwandstruktur und Pinselborsten passen
gut zu dieser ausdrucksstarken Technik.
Halbdeckende Maltechnik, der goldene Mittelweg
Die halbdeckende Maltechnik wirkt fein und meisterhaft. Sie ist
der goldenen Mittelweg zwischen der pastosen und lasierenden
Maltechnik. Die halbdeckende Maltechnik eignet sich perfekt für
die Schichtenmalerei. Der Maler kann sie aus der reinen
Grundtechnik entwickeln, in dem er nach Durchtrocknung neue
Farbschichten aufträgt. Den Deckungsgrad kann er mit dem Pinsel, mit Malmittel oder auch
mit dem Handballen dosieren.
Lasurtechnik, die lasierende Malweise, Transparenz und
Tiefe
Lasuren werden in der Ölmalerei aus Farben und Terpentin
(oder Malmittel) angerührt. Sie müssen nach der Regel fett
auf mager angelegt werden. Jede Lasur muss erst trocknen,
bevor die nächste Schicht/Lasur gemalt wird. Das lasierende Malen gibt dem Bild
Transparenz und Tiefe. Dabei scheinen die einzelnen Farbschichten durch. Eine Lasur
trocknet, da sehr dünn aufgetragen, verhältnismäßig rasch.
Nass-in-Nass-Technik, geschmeidig modellieren
Ölfarben eignen sich wunderbar für die Nass-in-Nass-Technik. In
der Ölmalerei bedeutet Nass-in- Nass die noch feuchte Ölfarbe in-,
mit- und übereinander zu vermalen. Die cremige Konsistenz der
Ölfarbe lässt sich geschmeidig modellieren. Besonders
Farbverläufe können fein in Öl gemalt werden. Man kann sowohl lasierend als auch pastos
nass malen. Um die Trocknungszeit der eh schon langsam trocknende Ölfarbe weiter zu
verzögern, kann man bestimmte trocknungsverzögernde Malmittel (Sikkative) verwenden.
Mit einem Zwischenfirnis kann man trocknend Farbschichten anfeuchten und auffrischen.
Struktur- & Spachteltechnik in Öl, mögliche Werkzeuge
Die Struktur- und Spachteltechnik in Öl ist mit der Impasto-Technik
identisch.
Dabei verwendet man am besten verschiedene Palettenmesser
oder Spachteln.
Spannende Strukturen mit fester Farbe zu granulieren, mit dem
Schwamm zu tupfen kann reizvoll sein und viel Spaß machen. Sinnvoll ist es auch mit der
Acryl-Strukturpaste den Malgrund zu strukturieren und nach der Trocknung darauf mit Öl zu
malen.
Mischtechniken: Eitempera-Technik, Acryl und Aquarell als Untermalung
Ölfarben eignen sich nur begrenzt für Mischtechniken, trotzdem gibt es einige
Kombinationsmöglichkeiten für die Ölmalerei mit anderen Maltechniken. Maltechnisch ist
die Ölmalerei aus einer Mischtechnik der Temperamalerei hervorgegangen, dennoch kann
man Ölfarben nur unter bestimmten Vorraussetzungen mit anderen Malfarben mischen. Da
die Binde- und Verdünnungsmittel der Ölfarben sich von denen der anderen Farben
abstoßen, besteht eine Mischtechnik meist durch nacheinander erfolgende Schichten der
Maltechniken. Die Malregel fett auf mager, die zu einem maltechnisch gesunden Bildaufbau
beiträgt, schreibt dabei vor, dass die wasserlöslichen Farben, wie Aquarell und Acryl, nur im
Untergrund eingesetzt werden.
Die Malgründe
Kein Bild ist haltbarer als Malgrund oder Bildträger. Diese handwerkliche Weisheit muß man
sich ins Gedächtnis rufen. Als Malgrund eignen sich zuerst einmal alle guten, malbereiten
Maltücher, Malleinen, Malpappen, Malpapiere wie sie der Handel anbietet. Man kann aber
auch auf Platten, wie z.B. auf festen Holz, Sperrholz, Tischlerplatten oder ähnlichem
Material (Glas, Kunststoffplatten etc.) malen. Hierfür kann man aber auch auf die
Grundierung verzichten und direkt auf den Bildträger malen.
Im Mittelalter verwendete man starke Holzbretter, die zu Tafeln zusammengefasst wurden,
dem sogenannten Tafelbild. In der Regel verwendete man hartes Eichenholz. Diese Tafeln
wurden mit einem Kreidegrund ausgrundiert, da die meisten Werke jener Zeit auch mit
Blattgold verziert wurden und somit alle Unebenheiten des Untergrundes ausgeglichen
werden konnten.
Dazu kochte man tierische Warm-Leime auf (Knochen, Haut, Hasen, Fisch-Leime), fügte
Kreide und Wasser hinzu und streicht in raschen Pinselstrichen den Malgrund auf.
(Verarbeitungstemperatur liegt bei ca. 60°C.
Die verschiedenen Leimsorten unterscheiden sich in Farbe, Trocknung und Klebefähigkeit.
Als Gelatine bezeichnet man eine besonders reine Leimsorte. Durch das Aufkommen der
Leinwände auf Rahmen im 15 Jd. wurde das Tafelbild zugunsten der leichten und
transportfähigen Handhabung verdrängt.
Rezept einer modernen Grundierung
Man verwendet Holzleim oder Dispersionsbinder (meist im Verhätnis 1 : 3 mit Wasser
verdünnt) und gießt diese Emulsion unter Rühren in das Kreidepulver ein, bis eine
streichfähige Masse erreicht ist.
Der Vorteil bei einer Grundierung ist, dass so gewährleistet ist, dass die Grundierung in alle
Fasern eindringt und die Poren vollständig verschließt. Außerdem wird die Ölfarbe vom
Untergrund nicht zu stark aufgesaugt und die Farben erscheinen leuchtender. Zur
Grundierung von Leinwänden wird heute gebrauchsfertige Acrylfarbe oder Dispersionsweiß
für Innen oder Außen aus dem Baumarkt verwendet.
Die Qualität der im Handel angebotenen fertigen Leinwände variiert je nach Preis sehr stark.
Es lohnt heute kaum noch, sich Leinwände selbst vorzubereiten, da sie in allen Formaten
und Größen preiswert zu bekommen sind.
Palette
Da Ölfarben eine lange Trockenzeit haben, verwendet man eine Holzpalette, die man vor
dem Gebrauch mit Öl bestreicht, damit nicht das Öl aus den Farben in die Palette zieht.
Auf der Palette sollte eine gewisse Ordnung herrschen. Zunächst werden Farben am Rand
der Palette sparsam angelegt. Dabei gilt es, den Farbkreis zu berücksichtigen.
Beginnen Sie mit Weiß, Gelb, Rot, Karminrot, darauf folgen die Erdtöne Ocker, Umbra, Grün
und abschließend Blau, Dunkelblau und Schwarz. Die Mitte der Palette bietet nun genügend
Platz für den Mischvorgang.
Pinsel
Für die Ölmalerei gibt es spezielle Künstlerpinsel. Von weichen Pinseln aus feinstem
Rotmarderhaar bis hin zu kräftigen Borstenpinseln aus Schweinehaar oder synthetischem
Material für pastose Aufträge. Die meisten Profipinsel sind handgemacht und verlieren
daher keine Haare. Für einen langen Erhalt dieses wichtigen Werkzeuges für die Malerei ist
stets auf eine sorgfältige Reinigung mit Terpentin und anschließend mit Seifenlauge und
heißem Wasser zu achten.
Für einige spezielle Darstellungen wie Blätter oder feine Gräser verwendet man den
Fächerpinsel.
Bei abstrakten oder groben Farbaufträgen verwendet man diverse Spachtel- oder
Palettenmesser. Auch mit den Fingern kann man Farbe auftragen.