Gute NoteN - Alice Salomon Hochschule Berlin

meinung
Gute Noten!?
Alice Salomon
Hochschule Berlin
zum Mitnehmen
Gute Noten !?
Leistungsbeurteilungen an der ASH Berlin
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Meinung zum Mitnehmen
meinung
zum Mitnehmen
Meinung zum Mitnehmen und Weitertragen
Mit dem Diskussionspapier „Meinung zum Mitnehmen“ möchten wir die
Meinungsbildung und Diskussionskultur an der ASH Berlin fördern.
Jede „Meinung zum Mitnehmen“ widmet sich einem aktuellen Thema,
das man dem alice Magazin entnehmen kann, um es beim Mittagessen in
der Mensa, auf dem gemeinsamen Nachhauseweg in der U-Bahn oder
zwischendurch in den Fluren der Hochschule zu debattieren.
Losgelöst vom Magazin kann so überall und zu jeder Zeit ein Thema
intensiv erörtert werden.
Wir freuen uns über Ihre Meinung an:
[email protected]
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Leistungsbeurteilungen an der
Alice Salomon Hochschule Berlin
mit ihren Auswirkungen auf die
Wahrnehmung sozialer Berufe
Heinz Cornel
S
eit vielen Jahren gibt es an der Alice Salomon
Hochschule Berlin und anderen Hochschulen
einen versteckten Diskurs über die Aussagekraft der Leistungsbeurteilungen. Man wird diesen
Diskurs nicht in Fachzeitschriften und Hochschulmagazinen finden und selten in den Gremien und
Festveranstaltungen im Audimax. Der Diskurs
über Noten mit geringer Aussagekraft wird mit
einem Tabu behängt und ist doch tagtäglich real.
Das Aussprechen der Tatsache, dass die Mehrzahl
der Leistungen von den Dozierenden als sehr gut
eingeschätzt, die Durchschnittsnote ‚befriedigend‘
als Abwertung gesehen wird und es an unserer
Hochschule praktisch keine Leistungen gibt, die
den Erwartungen nicht entsprechen, ist in vielen
Sprechstunden üblich, ist Thema in Pausengesprächen und während der U-Bahnfahrten nach
Hellersdorf sowie am Rande von Exkursionen
und Studienfahrten. Wer in offiziellen Gremien
der Hochschule darüber spricht, setzt sich dem
Verdacht aus, Leistungen abzuwerten, mehr Leistungsdruck aufbauen oder gar Studierende aus-
grenzen zu wollen. Andererseits beklagen sich aber
Hunderte Studierende in Einzelgesprächen gerade
darüber, dass ihre wirklich sehr guten Leistungen
dadurch abgewertet werden, dass auch mit wenig
Vorkenntnissen und geringem Aufwand erstellte
Hausarbeiten, Referate und Klausuren sehr gut
benotet werden. Alle Studierenden der höheren
Semester kennen Situationen, in denen 80 Prozent
der Anwesenden im Seminar die Augen verdrehen
angesichts eines wenig kenntnisreichen Referats
von Kommilitoninnen oder Kommilitonen, die
bisher nur selten anwesend waren und die kaum
fachliches Vokabular beherrschen, geschweige
denn den wissenschaftlichen Diskurs zum Thema
kennen. Meist gilt es in diesen Situationen als solidarisch, weder fachliche Fragen zu stellen noch
Kritik zu üben, was ganz nebenbei auch den didaktischen Nutzen solcher Referate für alle Anwesenden stark reduziert. Manchmal kommen
die Fragen und die Kritik in der nächsten Sitzung,
wenn die Referentin oder der Referent wieder einmal nicht anwesend ist.
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Meinung zum Mitnehmen
Eine Reihe von Fragen stellt sich in diesem Zusammenhang und sie werden immer wieder breit diskutiert – nur nicht hochschulöffentlich:
■ Wie ist unser Anspruch an den Kompetenzgewinn der Studierenden?
■ Die Modulbeschreibungen definieren meist recht
klar, über welche Kompetenzen die Studierenden
bei Abschluss des Moduls verfügen sollen. Ist das
wirklich der Maßstab, nach dem sehr gute Leistungen, von guten, befriedigenden oder ausreichenden Leistungen unterschieden werden?
■ Wie kann es dann sein, dass 95 Prozent der Studierenden erheblich über dem Durchschnitt liegen?
■ Ist dieses Notenniveau der ‚Gemeinschaft der
Lehrenden und Lernenden‘ geschuldet, der
Freundlichkeit, Rücksicht und Menschlichkeit
der Dozierenden oder eher deren Bequemlichkeit
und Konfliktscheu? Ganz nebenbei gewinnt man
auch den Eindruck, dass für Dozierende der Aufwand einer Korrektur mit Begründung deutlich
geringer ist, wenn die Arbeit pauschal ,sehr gut‘
genannt wird.
■ Was heißt das alles für den Wert des Studienabschlusses, für die Qualifizierung für berufliches
Handeln und möglicherweise auch das Niveau
der Bezahlung?
Bevor wir uns von allgemeinen Eindrücken den
Fakten zuwenden, soll klargestellt werden, worum
es hier nicht geht: Es geht weder um ein allgemeines
Beklagen des Leistungsniveaus noch um eine Vorlage zur Erhöhung der Leistungsanforderungen mit
generell mehr Kontrollen. Im Gegenteil – die meisten Studierenden sind an den Studieninhalten sehr
interessiert, studieren mit hoher Primärmotivation
und in vielen Lernsituationen gerade in den ersten
Semestern könnte man auf Leistungsbewertungen
durch Noten, die in das Abschlusszeugnis einfließen,
meines Erachtens durchaus verzichten. Eine ehrliche Rückmeldung und eine Bestätigung, dass der
bisherige Kompetenzgewinn ausreicht, um weiterstudieren zu können, würden völlig genügen. Aber
das Thema dieses Beitrags sind nicht die vielen sehr
guten Leistungen der motivierten Studierenden,
sondern die Beobachtung, dass auch Studierende,
die selten anwesend sind und den Leistungsanfor4
derungen nicht gerecht werden, dennoch gute oder
gar sehr gute Noten bekommen. Im Übrigen soll
diese Feststellung überhaupt nicht mit einem moralischen Urteil verbunden werden: Aus welchen
Gründen manche Studierende nur sehr unregelmäßig in Hellersdorf sind und warum die Leistungen
deutlich unterdurchschnittlich sind, sind wichtige
Fragen, denen wir uns als Lehrende und für die
Studiensituation Verantwortliche stellen müssen.
Soziale Problemlagen, fehlende Finanzierungen des
Studiums, Unklarheiten bezüglich des Teilzeitstudiums oder Seminarzeiten, die die Situation der Studierenden mit Kindern noch besser berücksichtigen
wären ja durchaus zu thematisieren. Dem geht aber
die Ehrlichkeit der Leistungsbewertung voran, denn
wer sich die Zeugnisse betrachtet, der sieht gar keine Probleme und der oder die kann offensichtlich
nur schwer vermitteln, warum man für ein Studium
an der ASH Berlin mehr als 20 Stunden pro Woche
Zeitaufwand benötigt. Viele Studierende sagen ganz
offen und immer wieder, dass sie sich vom Studium
unterfordert fühlen – Aussagen, die man von Studierenden der Mathematik, Psychologie, Medizin
oder Rechtswissenschaft eher selten hört.
Schauen wir uns die Fakten etwas genauer an:
In den fünf Bachelorstudiengängen der ASH Berlin lautete im Sommersemester 2014 das Gesamtprädikat in 100 Prozent der 296 Fälle mindestens
.gut‘ oder besser und das bedeutet mit den Worten
der Prüfungsordnung „eine Leistung, die erheblich
über den durchschnittlichen Anforderungen liegt“.
In den zwei konsekutiven Masterstudiengängen
war das in 98 Prozent der Fälle ebenso, so dass wir
nur eine einzige von 341 Gesamtleistungen dieser
Bachelor- und Masterstudiengänge befriedigend
nannten. Wenn das mathematisch möglich sein soll,
fordern wir wenig und sollten darüber diskutieren,
ob das im Hinblick auf die komplexen Anforderungen des Berufs zu verantworten ist.
Im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit wurden
insgesamt 71,7 Prozent der Leistungen in der Gesamtnote als ‚sehr gut‘ bewertet – im Bachelorstudiengang Gesundheits- und Pflegemanagement
waren das 71,4 Prozent und im Bachelorstudiengang Erziehung und Bildung im Kindesalter sogar
84,85 Prozent.
© flaticon.com
Die Gesamtnotendurchschnitte aller Studiengänge schwankten im Sommersemester sehr nah um
die 1,5 – nur im Studiengang Physiotherapie/Ergotherapie war er mit 1,82 deutlich niedriger. Im
Masterstudiengang Management und Qualitätsentwicklung war die schlechteste vergebene Abschlussnote eine 1,9.
Dies alles sind Gesamtabschlussnotendurchschnitte – einzelne Module wurden im Durchschnitt noch deutlich besser bewertet. In
Propädeutik wurden im Sommersemester 2014
95 Prozent der Leistungen ,sehr gut‘ genannt, im
Modul Praxisreflexion waren es 89,63 Prozent
und in Qualitative Forschungsmethoden 91,21
Prozent1. Man mag diese Beurteilungsunterschiede auf unterschiedliche Beliebtheiten und damit
verbundenes Interesse und Engagement zurückführen. Aber eigentlich soll es um Kompetenzen,
Qualifikationen und Beurteilungen im Verhältnis
zu den durchschnittlichen Anforderungen gehen.
Verwendet man die Beurteilungskategorien
umgangssprachlich, so können selbstverständlich
90 bis 100 Prozent der erbrachten Leistungen gut
oder sehr gut sein. Man wird dann aber einräumen
müssen, dass ein solches Notensystem kaum differenzierende Leistungsbeurteilungen zulässt und
auch nicht ausschließen können, dass von einer
solchen Praxis der Leistungsbeurteilung Schlussfolgerungen hinsichtlich des Niveaus der Anforderungen gezogen werden. Dies kann durchaus
nachteilige Folgen hinsichtlich der Gleichbewertung der Bachelor- und Masterabschlüsse von Universitäten und Fachhochschulen haben. Werden
die Begriffe der Leistungsbeurteilungen aber nicht
umgangssprachlich verwendet, sondern nach den
Definitionen der Prüfungsordnungen, so ergibt
sich durchaus ein Problem, wenn 90 Prozent der
Leistungen als erheblich über dem Durchschnitt
der Anforderungen liegend bezeichnet werden und
weniger als 5 Prozent als knapp unter dem Durchschnitt.
Wer das Problem benennt, hat es noch nicht gelöst. Eine Hürde auf dem Weg der Lösung stellen
Vergleiche zu anderen Hochschulen dar. Denn die
Benotungspraxis der ASH Berlin ist mitnichten
eine Eigenart unserer Hochschule. Vor einigen Jahren ergab ein Vergleich, dass die Durchschnittsnoten der konfessionellen Studiengänge der Sozialen
Arbeit noch deutlich besser waren, ohne dass es
auch nur das mindeste Indiz dafür gegeben hätte,
dass dies in irgendeiner Weise mit besseren Leistungen korrespondierte. Dieser Beitrag ist also
kein Plädoyer dafür, unsere Bewertungspraxis von
heute auf morgen ohne Diskussion der Konsequenzen zu ändern. Aber vielleicht können wir in der
Hochschule als dozierende und studierende Personen gemeinsam mit den fachkundigen erfahrenen
Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung unterschiedliche Strategien diskutieren, ohne zu verschweigen und zu leugnen, was offensichtlich ist.
Es geht hier übrigens nicht um die grundsätzlichen Probleme jeglicher Evaluation mit subjektiven Urteilen, die in starre scheinobjektive
Beurteilungssysteme gepresst werden. In aller
Regel gibt es nämlich gar keinen Dissens über die
Qualitätsstandards. Das macht sich spätestens
dann bemerkbar, wenn dieselben Lehrenden, die
durchschnittliche Leistungen ‚sehr gut‘ genannt
haben dann befragt werden, ob sie diese Person
als Studentische Beschäftigte einstellen wollen,
für ein Stipendium empfehlen oder als Doktorand
oder Doktorandin annehmen sollen.
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Meinung zum Mitnehmen
Versucht man die Ursachen dieses Phänomens zu
ergründen, dann findet man neben den subjektiven Interessen der einzelnen Studierenden an einer möglichst guten eigenen Leistungsbewertung
und dem Prüfungsaufwand der Dozierenden die
Doppelfunktion der Dozierenden als lehrende und
prüfende Personen. Könnten sich die Dozierenden
allein auf das Lehren im Sinne der Begleitung von
Lernprozessen konzentrieren, dann ginge es allein
um didaktische Fähigkeiten, fachliches Niveau und
auch die Schaffung von Primärmotivation zum
Studium. Kontrollaufgaben wären dann durch die
Dozierenden nicht zu erledigen und es bliebe völlig den Studierenden überlassen, wo und in welcher Art und Weise sie die Kompetenzen erhalten,
die sie für die Ausübung des Berufs benötigen. Es
bliebe den Studierenden auch völlig überlassen,
ob sie diese erworbenen Kompetenzen jemandem
präsentieren, um ein Zertifikat zu bekommen oder
nicht. Jede Person ist völlig frei, Lernangebote aufzugreifen oder eben nicht. Die Gesellschaft wird
sicherlich nicht darauf verzichten wollen, dass diejenigen, die einen spezifischen Beruf ausüben, zeigen, ob sie die dafür notwendigen Kompetenzen
erworben haben. Dies könnte ein Gremium prüfen, das mit der Lehre, der Hochschule und dem
Studium nichts zu tun hat. Ich befürworte dieses
Verfahren nicht, aber als Denkmodell ist es immerhin möglich und macht deutlich, dass unsere heutigen Prüfungsstrukturen nicht alternativlos sind.
Für nicht denkbar halte ich jedoch eine Variante,
in der Personen in einem Zertifikat bescheinigt
bekommen, dass sie spezifische Kompetenzen für
eine Berufsausübung als Arzt oder Ärztin, Apotheker oder Apothekerin, Ingenieur oder Ingenieurin, Sozialarbeiter oder Sozialarbeiterin haben,
ohne dass diese Kompetenzen dargelegt und von
fachkundigen Personen beurteilt werden müssen.
Schließlich ist das Zertifikat Ausdruck ebendieser
Beurteilung und Voraussetzung für eine Berufsausübung, die bei Unfähigkeit zu Schädigungen
bei den Klienten und Klientinnen oder sonstigen
Nutzern und Nutzerinnen führen kann. Schließlich haben sich auch alle Studierenden in ihrem
Bewerbungsverfahren um den Studienplatz auf
ein Zertifikat berufen, das ihnen eine Kompetenz
hinsichtlich der Studierfähigkeit bescheinigt, die
andere nicht haben.
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Im Studienreformprozess von Bologna gab es den
Vorschlag der sogenannten ECTS-Note als relative Note, die nicht die absolute Qualität der Leistung widerspiegeln sollte, sondern eine Reihung
der an einer Prüfung erfolgreich teilnehmenden
Studierenden herstellen sollte. Mit einem A sollten die besten 10 Prozent, einem B die nächsten
25 Prozent, als Mittelgruppe mit C die nächsten
30 Prozent, mit D die nächsten 25 Prozent und die
schlechtesten 10 Prozent, die gerade noch bestanden hatten, sollten mit E beurteilt werden. Dieses
System, das unter anderem mit dem Argument der
ansonsten eintretenden Notenentwertung propagiert wurde, wurde Anfang des Jahrhunderts überall in Deutschland diskutiert und zunächst bestand
auch an der ASH Berlin Unklarheit darüber, ob wir
zukünftig so verfahren müssen. Damals wurde bei
einer allgemeinen Skepsis auch ganz pragmatisch
darüber diskutiert, worauf sich diese relativen Noten beziehen sollen. Bei 400 Teilnehmerinnen und
Teilnehmern einer Klausur mag der Bezug unproblematisch sein, bei zwölf Referaten in einer Unit
wird man das nicht behaupten können. Als Zwischenlösung wurde damals sogar darüber diskutiert, beide Benotungssysteme nebeneinander zu
stellen. Davor schreckten aber schnell alle zurück,
denn eine Leistung, die mit der relativen Note D
und gleichzeitig ,gut‘ genannt worden wäre, wurde doch als etwas peinlich wahrgenommen. Die
ECTS-Noten werden seit 2009 von den Akkreditierungsagenturen nicht mehr empfohlen. Das Problem ist damit aber nicht gelöst.
Relative Noten wurden erneut diskutiert im Zusammenhang mit dem Deutschlandstipendium2,
dass 2010 eingeführt wurde. Wäre das Programm
so erfolgreich gewesen, wie man es damals angekündigt hatte und wäre es auch an der ASH Berlin
stark nachgefragt, wären auf die Lehrenden möglicherweise Hunderte Studierende zugekommen, um
bestätigt zu bekommen, dass sie zu den 10 Prozent
Besten gehören. Eine absolute Note ‚sehr gut‘ genügt
als Voraussetzung der Gewährung dieses Stipendiums nämlich nicht und man kann sich vorstellen,
in welche Richtung die Interessen potenzieller Antragstellerinnen und Antragsteller gehen würden.
Nimmt man aber die Reihung eines Studierenden
vor, so geht das nur, wenn eine Reihung unter allen Studierenden in allen Modulen vorgenommen
wird, denn man kann die 10 Prozent besten Leistungsbewertungen nur ermitteln, wenn man die
Position bei 100 Prozent der zu beurteilenden Leistungen bestimmt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass
sich die Sprengkraft dieses Deutschlandstipendiums mittelfristig noch zeigen wird und möglicherweise war genau dies vom Gesetzgeber gewünscht.
Wenn das Abschlusszeugnis des Studiums keine
oder nur geringe Informationen über die Qualifikationen der Absolventin oder des Absolventen
enthält, wird man sich über die Entwertung der Berufsqualifikation selbst in der Fremdwahrnehmung
nicht wundern dürfen. Wenn der Eindruck entsteht
oder vermittelt wird, man könne diese Studiengänge auch halbtags ohne Verlängerung der Studienzeit
absolvieren und das sehr gute bis gute Zeugnis werde hochkompetenten fast ebenso wie ahnungslosen
Absolventinnen und Absolventen ausgehändigt,
dann wird das Konsequenzen in der öffentlichen
Wahrnehmung haben, nicht zuletzt auch in der
gesellschaftlichen Achtung und möglicherweise in der Bezahlung, womit andere Ursachen der
schlechten Tarife nicht missachtet werden sollen.
Dieser Diskurs ist nötig und überfällig, weil es
nicht allein um die kurzfristigen Interessen von
Lehrenden und Studierenden geht, sondern um die
Qualität der Lehre und der Studienabschlüsse mit
Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Berufe
und die Qualität der Arbeit für die Klientinnen
und Klienten.
Was folgt aus all dem?
■ Wir brauchen eine hochschulöffentliche Diskussion und Verständigung, selbst wenn wir das
Problem nicht isoliert an unserer Hochschule allein lösen können.
■ Keineswegs geht es um weniger Empathie, Berücksichtigung besonderer individueller Belastungen und Benachteiligungen, die die Prüfungsordnungen durchaus vorsehen. Gute Vorbereitung auf Prüfungen, intensive Begleitungen und Beratungen sind durchaus gewünscht.
■ Wir könnten (zumindest zum Teil) durchaus andere Formen wertschätzender, verlässlicher
und inhaltlicher Rückmeldung installieren, die nicht in die Notenskalen gepresst werden oder
wir könnten zumindest teilweise darauf verzichten, Noten in die Endnote einfließen zu lassen.
■ Wir sollten uns darüber verständigen, dass wir Qualitätsstandards bei allen individuellen Interessen ernst nehmen wollen.
■ Viel wäre schon gewonnen, wenn wir Hochschulmitglieder alle die Formulierungen der Prüfungsordnung ernst nehmen würden, die der Akademische Senat als zuständiges Gremium der
demokratischen Hochschulselbstverwaltung vor 2 Jahren beschlossen hatte.
■ Darüber hinaus sollten wir auf Fachbereichstagen oder der Hochschulrektor/-innenkonferenz
diese Debatte ebenfalls führen, denn isoliert lassen sich Veränderungen des Gebrauchs der
Notenskala letztlich nicht vornehmen, ohne dass dies zu neuen Ungerechtigkeiten führt.
Heinz Cornel
Professor für Jugendrecht, Strafrecht und Kriminologie an der ASH Berlin.
Er war lange Zeit Mitglied des Prüfungsausschusses und Prorektor und ist Präsident des
DBH-Fachverbandes für Soziale Arbeit, Strafrecht und Kriminalpolitik
[email protected]
Berücksichtigt wurden hier nur Module mit mindestens 80 bewerteten Prüfungsleistungen.
Das Deutschlandstipendium wurde eingeführt durch das Gesetz zur Schaffung eines nationalen Stipendienprogramms
(Stipendienprogramm-Gesetz – StipG), das 2010 in Kraft getreten ist. Die Gesetzestexte und die ausführende Verordnung können hier
eingesehen und heruntergeladen werden: http://www.deutschlandstipendium.de/de/1879.php
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Meinung
zum Mitnehmen
und Weitertragen
Alice Salomon Hochschule Berlin
Hochschule für Soziale Arbeit,
Gesundheit, Erziehung und Bildung
Alice-Salomon-Platz 5, 12627 Berlin
www.ash-berlin.eu