Kurz-Zusammenfassung des Armuts- und Reichtumsberichts für den Hochtaunuskreis 2015 Reichtum: Zwischen 2011 und 2014 ist die Kaufkraft pro Einwohner im Hochtaunuskreis um 4,3 % gestiegen. Die Kaufkraft der privaten Haushalte lag damit im Hochtaunuskreis im Jahr 2014 durchschnittlich 40 % höher als in Hessen oder in der Bundesrepublik. Nirgendwo in Deutschland konnte eine größere Kaufkraft verzeichnet werden. Zwischen 2007 und 2010 – dies sind die aktuellsten Werte – hat sich im Landkreis auch die Zahl der Steuerpflichtigen mit einem Einkommen von mehr als 125.000 Euro pro Jahr erhöht. Waren es 2007 noch rund 8.700 Personen, lag die Zahl der Spitzenverdiener drei Jahre später bei circa 8.900 Personen (Wachstum von 2,4%). Fazit: Der Reichtum ist im Hochtaunuskreis weiter gestiegen. Armut: Zwischen 2011 und 2014 haben zunehmend mehr Personen Leistungen der Grundsicherung in Anspruch genommen. Waren es 2011 noch 11.317 Personen, so erhöhte sich diese Zahl in drei Jahren um 10 % auf 12.447 Leistungsempfänger. Bei einer Einwohnerzahl von 230.798 entsprach dies einer Armutsquote von 5,4 %. Empfänger/innen von Leistungen der sozialen Mindestsicherungssysteme im Hochtaunuskreis 2011 und 2014 Differenz 2011 2014 absolut in % Personen in SGB-II Bedarfsgemeinschaften 8.996 9.259 263 2,9 Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung 1.843 2.014 171 9,3 Empfänger/innen von Hilfe zum Lebensunterhalt 241 338 97 40,2 Empfänger/innen von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz 237 836 599 252,7 11.317 12.447 1.130 10,0 Insgesamt Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Hessisches Statisches Landesamt, Eigenerhebung des Hochtaunuskreises, eigene Berechnung Zu den offiziellen Statistiken muss man noch die „verdeckte Armut“ hinzurechnen. Die Gesamtzahl der im Hochtaunuskreis von Armut Betroffenen liegt demnach zwischen 16.000 und 21.000; die Armutsquote entsprechend zwischen 7 und 9 %. Die Herausforderungen für Personen, die von Armut betroffen sind, sind größer geworden. Dies lässt sich am Beispiel des Wohnraums zeigen. Im Juli 2015 waren auf dem freien Mietmarkt z. B. gerade einmal 18 Wohnungen verfügbar, die im Rahmen der neu erlassenen Mietobergrenzen für Ein-Personen-Haushalte lagen. Fazit: Die Armut im Hochtaunuskreis hat weiter zugenommen und die Herausforderungen für die von Armut Betroffenen sind größer geworden. Kurz-Zusammenfassung des Armuts- und Reichtumsberichts für den Hochtaunuskreis 2015 Personengruppen, die im Hochtaunuskreis besonders von Armut betroffen sind Kinder und Jugendliche (und ihre Familien) Bei den Empfängern von Arbeitslosengeld II hat sich zwischen 2011 und 2014 bei den unter 15-jährigen eine traurige Steigerung ergeben. Mit rund 2.800 Kindern waren es 2,8 % mehr Kinder im Hochtaunuskreis als in 2011, die von staatlichen Leistungen leben mussten. Erwerbstätige mit sehr niedrigem Lohn Ende 2014 waren im kaufkraftstärksten Landkreis Deutschlands beinahe 2.000 Personen gemeldet, die von ihrem Lohn nicht leben konnten und daher zusätzlich Arbeitslosengeld II bezogen. Mehr als die Hälfte von ihnen war dabei in sozialversicherungspflichtigen Anstellungsverhältnissen beschäftigt. Ältere Menschen Der Anteil der Bezieher von Grundsicherung im Alter ist im Hochtaunuskreis – gemessen an der Bevölkerungsgruppe, die 65 Jahre oder älter ist – von 2,0 % im Jahr 2011 auf 2,4 % oder rund 1.200 Personen im Jahr 2014 gestiegen. Auch die Zahl der Arbeitslosengeld II-Empfänger, die zwischen 50 und 65 Jahren alt sind ist im genannten Zeitraum gestiegen: um 9,3 % auf 1.735 im Jahr 2014. Asylbewerber Zwischen 2011 und 2014 ist die Zahl der Personen, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen, um mehr als 250 % gestiegen. Ende 2014 waren 836 Personen im Hochtaunuskreis registriert. Im Juni 2015 hatte sich diese Zahl bereits fast verdoppelt: Rund 1.580 Flüchtlinge waren im Kreis gemeldet. Folgen für Zivilgesellschaft, Kirche und Politik Klare Wahrnehmung der Personen, die von Armut betroffen sind, d.h. auch: Aufbruch der strukturellen Amnesie Beibehaltung, Intensivierung und Förderung des außerordentlichen bürgerschaftlichen Engagements im Landkreis Verbesserung der kulturellen Teilhabe von Personen, die von Armut betroffen sind, insbesondere von Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen Stärkung der Kirchengemeinden als Orte, an denen Teilhabe realisiert wird Intensivierung der Beschäftigung mit sozialpolitischen Fragestellungen und deren politischer Bearbeitung Optimierung der Arbeitsabläufe in der Kreisverwaltung des Hochtaunuskreises Schaffung von bezahlbarem Wohnraum im Hochtaunuskreis Achtung der Rechte der Schwächeren im politischen Alltagsgeschäft – gemäß der Maxime: Die Stärke einer Gesellschaft misst sich am Wohl der Schwächsten. Anerkennung und Respekt im Umgang miteinander: Wir können nur gemeinsam leben und für alle gilt gleichermaßen der Satz des Asylbewerbers: „Wir sind einfach Menschen wie ihr.“
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