Helga Rost-Haufe Zeichnungen

Helga Rost-Haufe
Zeichnungen
Allegorie
120 x 120 cm
ZUM Geleit
„Verwerft den Stil, ändert ihn jede Woche“, forderte die 2014 im Alter von 94 Jahren gestorbene große
österreichische Malerin Maria Lassnig von ihren Künstlerkollegen. Sie selbst hat fast alle Stilrichtungen der
Nachkriegszeit in ihren Bildwerken aufgegriffen. Dass ihre Künstlerschaft am Ende fast ausschließlich mit
ihren „Körperbewusstseinsbildern“ identifiziert wurde, entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Lassnig, die
sich in einer männerdominierten Kunstwelt durchsetzte, wenngleich erst jenseits der 60, hatte einfach viel
mehr drauf.
Auch Helga Rost-Haufe hat von Stiltreue noch nie viel gehalten. Sie malt, mit großer Erfahrung und das
heißt auch kontrolliert, wie sie spürt und wie sie sich fühlt, mal gegenständlich, ein andermal expressiv
oder surreal. Das verbindet sie mit der berühmten Österreicherin. Rost-Haufe hat, wie Lassnig, in ihrem
langen Leben viele Avantgarden an sich vorüberziehen gesehen. Doch welcher Ismus auch gerade angesagt
gewesen sein mochte, er genügte nicht, um die Ausdrucksbreite ihrer künstlerischen Vision vollständig zu
erfassen. Ihre Kunst kennt neben der Malerei auch die Skulptur, basierend oft genug auf recyceltem Material. Aber das klassische Tafelbild hat in ihrem Oeuvre Priorität. Es ist das Format, in dem und mit dem sie
ästhetische Möglichkeiten testet.
Und noch auf einem anderen Feld besteht eine gewisse Wahlverwandtschaft zwischen den beiden
Kolleginnen, die sich persönlich nie begegnet sind: Helga Rost-Haufe ist, wie Lassnig, eine Künstlerin ohne
Alterswerk. Sie ist eine junge Wilde geblieben. Experimentierwütig, nicht korrumpiert vom Zeitgeist (oder
vom Kunstmarkt), aber trotzdem fortschrittlich und zeitgenössisch. In ihrer Malerei, auch in der hier dokumentierten, einer Figuration ohne einfache realistische Abbildung, herrscht die ewige Jugend. Aber es
ist – umgekehrt – auch die Kunst, die sie jung hält.
Und noch eine letzte mutmaßliche Parallele, die sich aus den „Bildbotschaften“ dieses überschaubaren
Katalogs herauslesen lässt: Auch Rost-Haufe malt das Subjekt, nicht das Objekt. So gilt ihr erzählerisches
Herz auch immer wieder dem (verdeckten) Selbstporträt, angereichert mit einem surrealen, in dieser
Bilderfolge „dunklen“ Narrativ. Es gibt Figuren oder Elemente davon, etwa das ganze Arsenal an Köpfen,
die eine grüblerische Unheimlichkeit frei setzen. Sie erinnern (mich) an die phantastischen Traumvisionen,
Angst- und Zwangsvorstellungen von Folter, Qual, Übermacht und Ausgeliefertsein Alfred Kubins. Um die
Tradition dieser „Serie“ zu verdeutlichen: Kubin wurde für seine visionären und symbolhaften Werke, die
Einblicke geben in die geheimen Triebe und Ängste der modernen Seele, von Künstlern wie de Goya, Ensor,
Redon, Munch und Klinger angeregt… Muss erwähnt werden, dass Lassnig Kubin zu ihren Künstlervorbildern zählte?
Um nicht falsch verstanden zu werden. Es geht nicht um Epigonalität. Helga Rost-Haufe kennt die Kunstgeschichte und ihre großen Repräsentanten. Aber beim Verfertigen ihrer Bilder spielen diese Titanen keine
Rolle. Ihre Kunst ist etwas Eigenes.
Die früh verstorbene Konstanzer Kunsthistorikerin Andrea Hoffmann, die in der Region Spuren hinterlassen hat, erkannte in den Bilderwelten von Helga Rost-Haufe „unergründliche Räume“. So kann man das
sehen. Die Werke dieser Künstlerin sind – und das gilt ebenso für ihre bizarren, calderhaften Skulpturen – auf
Anhieb verständlich und doch gleichzeitig rätselhaft. Das macht ihre Spannung aus. Der halluzinatorische
Sog, der nach dem Betrachter greift, verliert sich daher nie.
Siegmund Kopitzki, Konstanz im September 2015
Deus ex machina
140 x 70 cm
Verklärung
180 x 70 cm
Unschuld
163 x 71 cm
Schemen
181 x 68 cm
Liebespaar
166 x 69 cm
Mare nostrum
150 x 58 cm
Inferno
155 x 50 cm
Frauen
130 x 80 cm
Crowd
142 x 72 cm
Wasserfall
126 x 145 cm
Triptychon
210 x 58 cm
210 x 43 cm
Reflektion
162 x 50 cm
Köpfe
125 x 39 cm
Rapunzel
249 x 44 cm
Weltenlauf
237 x 44 cm
Skurrile Figuren
180 x 45 cm
Dschungel
124 x 34 cm
Erotik
145 x 44 cm
Kavallerie
120 x 40 cm
Vögel
120 x 55 cm
Der Hahn
139 x 55 cm
Biographie
Geboren in Dresden, nach Kunst- und naturwissenschaftlicher Studien in Stuttgart, Karlsruhe und Tübingen. Zehn Jahre Forschungstätigkeit, Pharmakologie und Biochemie. Seit 1971 als bildende Künstlerin
freischaffend tätig. Einzel- und Gemeinschaftsausstelungen um In- und Ausland. Studienreise in die USA,
nach Mexiko, Guatemala, Chile und auf die Kanarischen Inseln. 1984-1987 Fachberaterin für Bildende
Kunst bei der GEDOK Hamburg, 1987-1992 Leiterin der Sektion Konstanz-Kreuzlingen der Fachgruppe
Bildende Kunst im Internationalen Bodensee-Club. Seit 1995 künstlerische Lehrtätigkeit an der Universität
Konstanz. Seit 1976 Organisation der Jahreausstellung der Stadt Tengen. Seit 1996 Organisation von Ausstellungen der Studenten der Universität Konstanz in der „Galerie auf der Empore“.
BetrachtungEN
Die in den Jahren 2012-2014 entstandenen Zeichnungen zeigen eine völlige andere, dunkle Seite von
Helga Rost-Haufe. Eine Aufschlüsselung dieser häufig verklärt und sinnlich wirkenden Bilder fällt zuweilen
schwer, wenn man verborgene biographische Eckpfeiler der Künstlerin nicht kennt. Die Werke laden den
Betrachter zur Spekulation über die primäre Intention der Künstlerin ein. Helga Rost-Haufe scheint sich
eine zusätzliche Ausdrucksebene geschaffen zu haben: die Bilder sind schlicht schön und geheimnisvoll. Ein
längeres Verweilen und Erforschen der Bildwelten der Malerin lohnt sich – wie auch ein Gespräch mit der
Künstlerin, um sie und ihre Zeichnungen zu verstehen.
Dr. Geoffrey Delmore
Je länger wir ein solches Gebilde betrachten, desto unheimlicher, sphinxhafter wird es, weil das Symbol,
griechisch ‚symballein‘ (zusammenwerfen), im Goetheschen Sinn das Allgemeine und das Besondere zusammenbringt. Eine Rose ist nichts weiter als eine Blume, kann aber die ganze Welt des Eros bedeuten.
Ob sie diese Bedeutung erlangt und zum Zeichen wird oder nicht, das hängt von der Könnerschaft des
Künstlers ab.
Hermann Burger
Mit dieser gegenseitigen Überlagerung und Durchdringung der Farbe versetzt sie unser Schauen in jene
beunruhigende Schwingung, die nicht zum Ende kommen kann, weil der einmal gewonnene Eindruck, die
Vor-Stellung stets als ein vom Betrachter selbst gemachtes, vorläufiges Ergebnis erfahren wird, ein momenthaftes Für-Wahr-Halten, ein Glauben, man sei bei etwas Eindeutigem angekommen, wo man doch
längst wieder unterwegs ist zu neuen Eindrücken, um letztlich das eine einzusehen: daß jedes gewonnene
Bild sich auch unserer Einbildungskraft verdankt.
Peter Renz
Blumenköpfe
110 x 35 cm
Die Bedeutsamkeit des Formlosen im Gegensatz zur festen Kompositionsregel, das freie Erfinden von
Zeichen und das unmittelbare Ausdrücken geistiger Impulse, führt zu Bildwelten, die sich als spontane
Gebärden, als malende Gesten, als Psychogramme innerer Vorstellungen lesen lassen. Sie zielen darauf, daß
die Imaginationen des Unbewußten ohne die Zensur des reflektierenden Intellekts sich direkt und ohne
gegenständliche Assoziation auf der Leinwand niederschlagen - die Leinwand als Ort und Aktionsfeld biographischer Befindlichkeiten.
Beatrix Ruf, Zürich
Ausstellungen (Auswahl)
Kunst am Bau
2015 Schloss Knonau, Schweiz
2002 Städtische Galerie Tuttlingen
2015Installation SchwabenGalerie Stuttgart
2015 Einzelausstellung Rathausgalerie Balingen
2001 Friedrichshafen Zeppelinmuseum
2014 16. Ausstellung im Schloss Blumenfeld 26.07.2014
2001TZ Schwartau
2012 Installation im Palmenhaus: Metallisches Säulenobjekt
im Fischteich
2014 VBKW Meersburg Rotes Haus
1998Galerie Hecht Geisingen
2013Galerie Wild Zürich
1997Universität Konstanz
2013 15. Jubiläumsausstellung im Schloss Blumenfeld
1997Galerie Mauro Palma de Mallorca
2009 Installation im Palmenhaus: Zartfarbiges Schwebeobjekt
über Fischteich Konstanz
2013 Monographie „Träume intensiv gelebt“
1996Galerie Mauro Palma de Mallorca
2002 Wandobjekt in der Friedhofskirche Oberlauchringen
2013 VBKW Offene Ateliers
1996 Moos Rathausgalerie
2002 Modelle für Straßen Kreisel
2013 VBKW Mühlheim an der Donau
1996Landratsamt Böblingen
2001 Glasarbeiten im St. Anna-Heim Tuttlingen
2012 Kunstnacht in der Niederburg
1996 Balingen Rathausgalerie
1996 Wandmalerei in der Gemeindehalle Unterlauchringen
2012 14. Ausstellung im Schloss Blumenfeld
„Kaleidoscopy of Contemporary Art“
1995Uttenhofen 800 Jahrfeier
1992 Mosaikarbeiten und Kreuz in Friedhofskapelle Tengen
1995Galerie Differente Hamburg
1991 Altar im Andachtsraum des Pflegeheims Blumenfeld
1995Torhaus Wellingsbüttel Hamburg
1990 Kreuz und Mosaikfenster für die Einsegnungshalle
Beuren
2012 Palmenhaus Konstanz
2012 Quellenhof Kreuzlingen/Schweiz
2012 VBKW Landratsamt Konstanz
2011 Schloss Blumenfeld „Alte Räume Neues Leben“
2011 Quellenhof Kreuzlingen/Schweiz
Helga Rost-Haufe und Schüler
2011 VBKW Mühlheim
2011 Palmenhaus, Konstanz
2011Neuwerkausstellung
1994 Schloss Kalteneck Stadt Böblingen
1994 Bonn Parlament. Gesellschaft
1994Galerie Nova Lisa Hamburg
1994Galerie Opfertshofen Rossstall Schweiz
1993Galerie Delphin Konstanz
1993 Kulturamt Singen „Polarisation“
1993 Ravensburg Berufsakademie
1992Transformation Umspannwerk Singen
2010 Installation im Palmenhaus: Weißes magisches
Hängeobjekt über Fischteich
1987 48 Glasmosaikfenster Friedhofshalle Unterlauchringen
1985 Sphärisches Objekt im Arbeitsamt Konstanz
1984 Raumobjekt Landratsamt Konstanz
1983 Sgraffito Gemeindezentrum Uttenhofen
1982 Gestaltung Festsaal DRK Konstanz
1980 Gestaltung eines Schmuckvorhangs in der
Stadthalle Balingen (3. Preis Wettbewerb)
1992 Art-Hamburg
1979 Gestaltung einer Aula Decke für die Gewerbeschule
in Konstanz (1. Preis und Ausführung)
2010 Palmenhaus, Konstanz
1991Art-Hamburg
1977 Glasarbeit für das Behinderten Zentrum Tuttlingen
2010 „Contemporary Art“ Stuttgart
1991 Schloss Meersburg Droste-Tage
2010HBK- Ausstellung Quellenhof Kreuzlingen/Schweiz
1990 Schloss Meersburg Droste-Tage
2009 VBKW Ausstellung Meersburg Rotes Haus
1990Goldschmiede Rose Ermatingen
2009 Palmenhaus, Konstanz
1990Tengener Kunstausstellung mit Hans Bach
2008 Deutsche Bank Konstanz
1989Gruppe 89 Wessenberghaus Konstanz
2008Neuwerk Konstanz
1988 Stadthalle Heide Schleswig-Holstein
2007 Schloss Blumenfeld Retrospektive
1988Haus der Landesvertretung Baden Württemberg
2007 VBKW Ausstellung Schloss Salem
1987 Objekt-Form-Farbe Leo Lippmann
Saal, Finanzbehörde Hamburg
2010 12. Ausstellung im Schloss Blumenfeld
„Kunst im Schloss“
2006Galerie Schloss Seeheim, Konstanz
2006 VBKW Ausstellung „Das Spiel“, Überlingen
2005 Kulturzentrum am Münster Konstanz
2005Galerie Tartanero in San Luchar / Spanien
2004Galerie am Festungsgraben Berlin
2004 VBKW Ausstellung Rathauskeller Überlingen
2003Galerie am Kurfürstendamm 46, Berlin
2002Galerie Kavaliershaus Langenargen
1986 Skulpturen im Amsinckpark Hamburg
1982 Stadthalle Balingen
1975 Palais Turn und Taxis Bregenz
1974 Puerto de la Cruz
1974Universität Konstanz
1971Guatemala City
Impressum
Autor:
© Helga Rost-Haufe
Atelier Neuwerk
Oberlohnstr. 3
78467 Konstanz
[email protected]
www.rosthaufe.de
Texte:
Siegmund Kopitzki
Helga Rost-Haufe
Fotos:
Ulrich Riebe
Gestaltung:
Monika Zimmermann-Trepulka
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Schwarze Dame
120 x 60 cm