Protokoll Runder Tisch - Energie-Eichkamp

Energetisches Quartierskonzept Siedlungen Eichkamp / Heerstraße
Protokoll zum Runden Tisch „Gebäudesanierung“ am 25. November 2015
Teilnehmer:
Herr Dr. Bogner, Siedlerverein Eichkamp
Herr Graf zu Lynar, BA Charlottenburg-Wilmersdorf
Herr Voigt, Frau Hoffmann, Frau Bock, DSK
Herr Dr. Elbing, Frau Berges, Herr Schabos, infas enermetric
ca. 60 BewohnerInnen der Siedlungen Heerstraße und Eichkamp
1.
Begrüßung
Die öffentliche Veranstaltung zum Runden Tisch „Gebäudesanierung“ wird von Herrn Dr. Bogner eröffnet.
Er erläutert einleitend, dass das langfristige Ziel für die Siedlungen eine energieeffiziente und soweit möglich
autarke dezentrale Versorgung mit regenerativ erzeugter Wärme ist. Die Prämisse des quartiersbezogenen
Energiekonzepts ist, entsprechend realisierbare Varianten einer nachhaltigen und unabhängigen Wärme- und
Stromerzeugung aufzuzeigen. Dies bedeutet den schrittweisen Verzicht auf fossile Energieträger und die
Kompensation durch den Einsatz regenerativer Energien. Gleichzeitig ist der Energiebedarf, d.h. die Nachfragesituation zu minimieren, um den CO2-Ausstoß insgesamt weiter zu verringern. Um die so erzeugte Wärme
optimal zu nutzen, muss der bisherige Verlust am Gebäude insbesondere über die Fenster, Fassade, Dach und
Keller verhindert werden. Gegenstand des heutigen Abends ist aus diesem Grund die Darstellung und Diskussion
von Maßnahmen zur Gebäudesanierung in den beiden Siedlungen.
2.
Präsentation
Herr Voigt (DSK) erläutert kurz den Ablauf des Abends. Frau Bock (DSK) und Herr Elbing (infas) stellen die
wichtigsten Erkenntnisse der städtebaulichen Analyse und der Fragebogenauswertung vor. Die wesentlichsten
Erkenntnisse:
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222 eingereichte Fragebögen, die Grundgesamtheit der erhobenen Daten ist repräsentativ
81 % haben Interesse an einem Anschluss an ein Nahwärmenetz
72% haben Interesse an einer Bürgerenergiegenossenschaft
in beiden Quartieren bestehen erhebliche energetische Sanierungspotentiale, dies zeigt sich in den
relevanten Gewerken Dach, Fassade, Fenster und Keller.
Des Weiteren wurden Wärmebildaufnahmen von Gebäuden in den Siedlungen gezeigt, um die energetischen
Sanierungspotenziale vor Ort zu verdeutlichen.
(Präsentation siehe Anlage)
3.
Rückmeldungen der Bewohnerinnen und Bewohner
Im Anschluss an die Präsentation erfolgen Rückmeldungen der BewohnerInnen zur Analyse der Fragebögen.
1. Es wird betont, dass nicht alle Fenster die vor 1995 installiert wurden, zwingend ausgetauscht werden
müssen. Insbesondere Doppelkastenfenster können tischlermäßig instand gesetzt und energetisch ertüchtigt
werden, um diese im Bestand zu erhalten aber auch energetisch zu ertüchtigen.
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2. Es haben sich ca. ¼ der BewohnerInnen an der Fragebogenaktion beteiligt. Kann davon ausgegangen
werden, dass sich die restlichen BewohnerInnen nicht am Projekt beteiligen werden? Wie viele
BewohnerInnen müssen sich beteiligen, damit sich eine autarke Energieversorgung rechnet?
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Den Rückschluss, dass sich nur diejenigen, die sich an der Fragebogen-Aktion beteiligt haben, auch an
ein Nahwärmenetz anschließen lassen wollen, kann man nicht ziehen. Die Gründe, sich an einem
Nahwärmenetz zu beteiligen sind vielseitig und individuell und können nicht pauschal mit der Motivation,
sich an einer Befragung zu beteiligen, gleichgesetzt werden.
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Der Rücklauf der Fragebögen ist statistisch repräsentativ, da die Grundgesamtheit an Daten groß genug
ist, so dass der Durchschnitt gut abgebildet wird und sich Verallgemeinerungen ableiten lassen.
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Es werden verschiedene Varianten für die Energieerzeugung und Verteilung über Nahwärmenetze
erarbeitet. Eine Möglichkeit ist, dass mit kleinen Nahwärmeinseln begonnen wird und diese sich im Laufe
der Zeit durch den Anschluss neuer Haushalte vergrößern. Die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft soll zudem auch die Motivation zur Beteiligung an einem Nahwärmenetz steigern.
4.
Runde Tische
Nach der Vorstellung der Analyseergebnisse teilten sich die BewohnerInnen entsprechend ihrer Interessen den
Runden Tischen zu. An den Runden Tischen erfolgt als Einstieg jeweils ein Impulsvortrag zu technischen Details
der Gebäudesanierung (infas) sowie ein Impulsvortrag durch einen Hauseigentümer zu bereits durchgeführten
Sanierungsmaßnahmen an typologisch jeweils unterschiedlichen Haustypen in den Siedlungen.
Die Diskussionsergebnisse der Runden Tische:
Einfamilienhaus
Im Rahmen des kurzen Vortrages durch Herrn Schabos (infas) werden Maßnahmen der energetischen
Sanierung insbesondere in Bezug auf unterschiedliche Dämmintensitäten gekoppelt mit Kostenansätzen in den
Bereichen Fenster, Fassade, Kellerdecke, Dach u.a. vorgestellt.
Im Anschluss erläutert Herr Dronsella (Kühler Weg 2a) seine Erfahrungen zu den durchgeführten Sanierungsmaßnahmen an seinem Haus. Schwerpunkt der Sanierungsmaßnahmen während der 5-jährigen Bauzeit war die
vollständige Kernsanierung des Gebäudes.
(Präsentationen in der Anlage)
Im Rahmen der allgemeinen Diskussion werden insbesondere Gründe diskutiert, warum (noch) nicht saniert
wurde:
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Unsicherheiten in der Machbarkeit und der Vielzahl an Möglichkeiten ein zentraler Ansprechpartner
fehlt
aufgrund des Denkmalschutzes ist eine Vielzahl an Möglichkeiten der energetischen Gebäudesanierung
nicht möglich (Austausch vs. Erhalt von Fenstern, Haustüren etc.)
in Teilen sind Maßnahmen zur Energieeinsparung bautechnisch nicht möglich (lichte Kellerhöhe zur
Dämmung der Kellerdecken zu niedrig)
Rückmeldung und Erfahrungsberichte aus der AG-Runde:
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Sanierte Gebäude begünstigen ein gutes Raumklima
für eine optimale Gebäude- und Raumklimabeschaffenheit ist eine 100 %ige Sanierung nicht zu
empfehlen (bewusstes Freihalten von „Lüftungsschlitzen“)
die Reihenfolge und die zeitliche Terminierung der Gebäudesanierung sind wichtige Faktoren für eine
erfolgreiche Umsetzung
Rahmenbedingungen für die Gebäudesanierung jenseits des eigenen Grundstücks beachten (bspw.
Zuwegung von Schwerkrafttransporten etc.)
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Nutzung von Synergieeffekten (Nutzung von Sonnenenergie durch Schaffung zusätzlicher Fenster,
Zusammenlegung von Mediensträngen, Vorhalten von technischen Voraussetzungen bei der Dachsanierung bspw. Anschluss für eine spätere Photovoltaik etc.)
Reihenmittelhaus
Die einleitende Präsentation wird durch Herrn Elbing (infas) vorgestellt. Er erläutert Maßnahmen der
energetischen Sanierung, Kostenansätze in den Bereichen Fenster, Fassade, Kellerdecke, Dach u.a.
Es folgen Erläuterungen von Herrn Dittmann zu durchgeführten Sanierungsmaßnahmen an seinem Haus im
Eichkatzweg 15 im Jahr 2014. Schwerpunkte der durchgeführten Maßnahmen waren eine umfassende
Sanierung (Dach, Fenster, Fassade, Fußboden, Kellerdecke) mit Installierung einer Gasbrennwert-Therme und
Solarthermie.
(Präsentationen in der Anlage).
Im Rahmen der allgemeinen Diskussion werden insbesondere Gründe diskutiert, warum (noch) nicht saniert
wurde:
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Fenster:
die alten Doppelkastenfenster bieten einen guten Standard, den man mit wenig
finanziellem Aufwand optisch und energetisch ertüchtigen kann
- Dach:
- die (Dicke der) Außendämmung lässt sich schwer mit den Nachbarhäusern bzw.
dem Denkmalschutz vereinbaren
- Fassade: - die (Dicke der) Außendämmung lässt sich schwer mit den Nachbarhäusern bzw.
dem Denkmalschutz vereinbaren
- im Verhältnis zu Fenster / Türen ist relativ wenig Fassade vorhanden
- Keller:
- es kommt auf die Nutzung des Kellers an, nicht immer ist eine Dämmung
gewünscht
Rückmeldung aus dem Plenum:
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Die Dachdämmung bzw. Dämmung des oberen Geschosses hat einen großen Effekt, es ist zum Teil kein
Heizen mehr notwendig.
Der Fensteraustausch hat einen großen Effekt
Eine energetische Sanierung hat große Auswirkungen auf den Wohlfühlfaktor
Die Wirtschaftlichkeit einiger Maßnahmen wurde in Frage gestellt, aber auch an die ökologische
Zielstellung einer Sanierung erinnert.
Das Nutzerverhalten ist unterschiedlich, beeinflusst stark den Energieverbrauch und lässt sich schwer
nach einer Sanierung „rausrechnen“.
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Besonderheiten des Gebäudetyps:
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Wenig Fassadenanteil im Vergleich zu anderen Gebäudetypen
Die Außenmauern wurden in unterschiedlichen Bauweisen errichtet.
Reihenendhaus / Doppelhaushälfte
Die einleitende Präsentation zu Maßnahmen der energetischen Sanierung wird von Frau Berges (infas) gehalten.
Maßnahmen mit unterschiedlichen Dämmintensitäten und Kostenansätzen in den Bereichen Fenster, Fassade,
Kellerdecke, Dach u.a. werden von ihr dargestellt und intensiv mit den TeilnehmerInnen diskutiert bzw. mit den
eigenen Sanierungserfahrungen abgeglichen.
Eine wichtige Diskussionsgrundlage bildet der illustrierte Erfahrungsbericht von Herrn Bröring (Neidenburger
Straße 53, Baujahr 1921) zu den von ihm und seiner Familie (mit Unterstützung von Fachfirmen) durchgeführten
Sanierung an seinem Haus in den Jahren 2001 – 2008. Schwerpunkte der durchgeführten Maßnahmen waren
hierbei eine umfassende Kernsanierung mit Austausch der Heizungsanlage, Innendämmung und Komplettumbau/-ausbau des Dachgeschosses.
(Präsentationen in der Anlage)
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Grundsätzliche Punkte, die in der Diskussion des Runden Tisches angesprochen werden:
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5.
Trotz der Typisierung in den beiden Siedlungen gibt es (insbesondere in der Siedlung Eichkamp) eine
Vielzahl von Unterschieden in den baulich-konstruktiven Ausgangssituationen der Häuser. Durch eine
Vielzahl von An- und Umbauten aus unterschiedlichen Entstehungszeiten aber auch durch die Wiederaufbaumaßnahmen der zahlreichen bombenzerstörten Häuser (Eichkamp) existiert eine Vielzahl von
verwendeten Materialien und Bautechniken. In der Folge ist also eine pauschalisierte Betrachtung der
hausbezogenen Sanierungserfordernisse sicherlich problematisch und eine Einzelfallbetrachtung
notwendig.
Die persönliche Motivation zur Umsetzung von energetischen Sanierungsmaßnahmen ist oftmals nicht
von Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen getragen. Vielfach ist erstmal der Wunsch zur Verbesserung des
„Raumklimas“ und der Wohnqualität ausschlaggebend, z.B. bei der Übernahme eines Wohnhauses. Die
Generationenverantwortung besitzt einen hohen Stellenwert, in Bezug auf die Umsetzung von
energetischer Gebäudesanierung wird das aber dann laut Aussage einiger Teilnehmer/innen von der
älteren Generation gerne der nachfolgenden Generation überlassen.
Grundsätzlich besteht ein hoher Informationsbedarf zu energetischen Sanierungsmaßnahmen.
Insbesondere in Bezug auf die Fassadendämmung ist das “Halbwissen“ ausgeprägt. Im Spannungsfeld
zwischen Innendämmung und Denkmalschutz, Umgang mit Klinkerfassaden, Fenstern, dem Anschluss an
das Nachbargebäude usw. sollten gezielte Informationsangebote, die durch den Vereine / AK Energie
getragen oder vorbereitet werden, ansetzen.
Weiteres Vorgehen
Im Anschluss an die Runden Tische stellen Vertreter der Arbeitsgruppen die Ergebnisse vor.
DSK / infas weisen in einer Präsentation auf Fördermöglichkeiten zu energetischen Gutachten sowie Gebäudesanierung hin. Abschließend werden die nächsten Schritte der Machbarkeitsuntersuchung erläutert:
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11/2015 :
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12/2015:
02/2016:
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03/2016:
04/2016:
Übermittlung der Ergebnisse zu Analyse von Bestand / Energieverbrauch an das
GeoForschungsZentrum Potsdam
Fertigstellung des Fortschrittsberichts
Entwicklung gebäudetypbezogener Maßnahmenpläne
Informationsveranstaltung
Runder Tisch zur dezentralen Energieversorgung
Szenarien zum Gesamtenergiebedarf
Um ca. 21:30 Uhr beendete Herr Dr. Bogner die Veranstaltung.
Bock/Hoffmann/Voigt (DSK), 09.12.2015
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