Beitrag von Meike Rothfritz als Vertreterin des Runden Tisches des Netzwerks Willkommen in Eidelstedt beim Stadtplanungsausschuss am 19.1.2016 Übersendung als E-Mail am 22.1.2016 ____________________________________________________________________________________________ Sehr geehrter Herr Nissen, ich wurde gebeten, meinen Beitrag noch einmal in schriftlicher Form einzureichen. Mein Name ist Meike Rothfritz. Beim vergangenen Stadtplanungsausschuss habe ich in Vertretung von Pastorin Melzer im Namen des runden Tisches gesprochen. Der runde Tisch ist das Vernetzungstreffen der sozialen Institutionen und ehrenamtlichen Helfergruppen für Unterstützung der Flüchtlinge in der Notunterkunft Hörgensweg und Ort für Absprachen mit dem Betreiber der Notunterkunft (fördern und wohnen). Bei der letzten Sitzung dieses runden Tisches wurde beschlossen, dass das Vernetzungstreffen nach Auflösung der Notunterkunft bestehen bleiben und sich der Integration der Bewohner der bestehenden und kommenden Folgeunterkünfte widmen soll. Um dies zu gewährleisten, wollen die für Flüchtlinge engagierten sozialen Einrichtungen und privaten Initiativen dieses regelmäßige Vernetzungstreffen beibehalten und so weit möglich auch mit den jeweils zuständigen Betreibern Kontakt halten. Da der bauliche Rahmen frühzeitig Integrationsmöglichkeiten festlegt, die später kaum zu verändern sind, wurde ich von diesem runden Tisch beauftragt, folgende Fragen an den Stadtplanungsausschuss zu stellen. 1. Haben Sie daran gedacht, dass ein Integration ermöglichender baulicher Rahmen neben der Errichtung äußerlich ausreichend ansprechender Wohngebäude, deren Innenausstattung den Bewohnern ein Leben ermöglichen, das üblichem Wohnheimstandard gleichkommt, auch Räume der sozialen Begegnung benötigt werden, die den Bewohnern soziales Miteinander erlauben sowie es auch ermöglichen, gelegentlich Gastgeber für ihre neuen Nachbarn sein zu können? 2. Planen Sie ausreichend geeignete Schulungsräume, Außenflächen mit Spiel-, Sport und Aufenthaltsmöglichkeiten? Ist an Dinge des alltäglichen Bedarfs wie ausreichend Fahrradstellfläche gedacht? 3. Nach Kenntnis der Teilnehmer des runden Tisches (zu dem auch vor Ort tätige, für Flüchtlinge engagierte Sport- und Bildungsanbieter gehören) gibt es keine freien baulichen Kapazitäten in den bestehenden Krippen, Kindertagesstätten und Schulen und auch die Sporthallenzeiten sind bereits jetzt komplett ausgelastet. Ich wurde daher beauftragt nachzufragen, ob Ihre Planung neben der Errichtung der Wohngebäude auch die erforderliche bauliche Ertüchtigung der Bildungs-, Kulturund Sportangebote erfasst, damit diese die Flüchtlinge räumlich aufnehmen können? Als Antwort habe ich erhalten, dass die Planung noch ganz am Anfang steht und die von mir angesprochenen Punkte in einem späteren Schritt erfolgen würden. Ergänzend habe ich angemerkt, dass am runden Tisch mehrfach geäußert wurde, dass eine frühzeitige Beteiligung der Eidelstedter Bürger sehr wünschenswert wäre. Mir wurde versichert, dass dies vorgesehen sei. Mit freundlichen Grüßen Meike Rothfritz 1 P.S. Da ich mich an meine Rolle als Sprecherin des runden Tisches gebunden fühlte, habe ich nicht gesagt, dass Großunterkünfte im Gegensatz zu kleinteiligen Lösungen auch dann Integration erschweren, selbst wenn sie an günstigen Standorten stehen. Am Hörgensweg ist bereits jetzt ein Gebiet, das auch mit jahrelanger RISE-Förderung nicht nachhaltig stabilisiert werden konnte. Wie es sinnvoll sein soll, dieses Gebiet zu erweitern, indem auf der anderen Straßenseite 2000 Menschen in 400 stark überbelegten Sozialwohnungen untergebracht werden, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Der Hinweis von Herrn Gätgens, den ich sehr schätze und dem ich zu seinem neuen Amt gratuliere, dass es zunächst sicher erst einmal schlechter werden würde, hat mir den letzten Boden unter den Füßen weggezogen. - Ich möchte inständig darum bitten, den Standort Hörgensweg noch einmal sehr genau zu überdenken. Zudem wünsche ich mir eine externe Moderation für die Bürgerbeteiligung, die nach meinem persönlichen Empfinden so früh wie möglich einsetzen sollte. Ich habe vier Jahre in den Vereinigten Arabischen Emiraten gelebt und dort zwischen Hochhäusern und vielen Muslimen sehr gute Erfahrungen gemacht, aber es gab auch Häuser, in denen die (extrem duldsamen, überwiegend indischen und pakistanischen) Arbeiter dicht gedrängt untergebracht waren. Das war nicht menschenwürdig, auch wenn diesen nach langer Arbeitszeit (unter gleichfalls beschämenden Bedingungen) nur wenig Freizeit blieb, zogen es viele vor, in Gruppen die wenigen grünen Flecken zu belagern. Auch Verkehrsinseln im stark fließenden Verkehr wurden den Behausungen vorgezogen, wenn das Wetter es erlaubte. Ich würde mich freuen, wenn Sie auch diese Gedanken an die Teilnehmer des Stadtplanungsausschusses weiterleiten können. 2
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