Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens Spielen & Gestalten Der Wächter auf dem Tor Erwartungen und Beobachtungen Eine Christmette von Christoph Ovesiek Der Wächter auf dem Tor Erwartungen und Beobachtungen Eine Christmette von Christoph Ovesiek K 122 Personen Der Wächter Drei Sprecher oder Sprecherinnen Ein Hirte Pfarrer oder Pfarrerin Maria Josef weitere Hirten als Statisten Orgelvorspiel Begrüßung und liturgischer Auftakt mit Gebet durch den Pfarrer oder die Pfarrerin. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Als alles still war und ruhte und eben Mitternacht war, fuhr dein mächtiges Wort vom Himmel herab, vom königlichen Thron. Ich grüße Sie alle herzlich zu unserer Christmette, die Sie gekommen sind noch spät in unsere Kirche, fast schon zur halben Nacht. Die Nacht – eine besondere Zeit, an die Nacht von Bethlehem zu erinnern und ihr nachzuspüren in unserem Leben. Wir beten: Wir sind hier in der Heiligen Nacht. Wir sind hier, dich anzuschauen in unserer Mitte, und aufzuschauen zu dir, der du die Welt und den Himmel zusammen hältst. Wir sind hier mit unserer Sehnsucht nach wahrer Weihnacht, nach erfülltem Leben, nach ewigem Leben. Doch dich wirklich fassen, Glauben das fällt uns oft so schwer. Weite uns, Gott, das Herz, mach es bereit, dich zu empfangen: das Größte so klein, das Kleinste so groß, das All in der Krippe, die Krippe von Allem. Amen. Gemeindelied EG 11, 4+5 Wie soll ich dich empfangen Der Wächter steht mit einem Fernglas auf dem Tor. Die Sprecher unten, neben dem Tor. 1. Sprecher Habt ihr’s gehört? Einer soll kommen. Noch diese Nacht. 2. Sprecher Es soll geschehen hier bei uns. 3. Sprecher Etwas Großes. 1. Sprecher Einer ist auf dem Weg. 2. Sprecher Er ist schon ganz nah. 3. Sprecher Schon ganz nah. Gemeindelied EG 11, 6+7 Wie soll ich dich empfangen 1. Sprecher Wächter am Tor, siehst du ihn kommen? Wächter Nur Wüste, Steppe und Dunkelheit wie an jedem Tag. Leer bis zum Horizont. Wer sollte so spät noch auf dem Weg zu uns sein? 2. Sprecher Du siehst ihn nicht? 3. Sprecher Sollte er doch nicht kommen? Wir bräuchten ihn sehr. 1. Sprecher Unsere Welt bräuchte ihn sehr. 2. Sprecher Das Unrecht, es ist ohne Zahl. 3. Sprecher So viele Tränen rufen nach ihm. 1. Sprecher So viel Gewalttat macht das Leben uns schwer. 2. Sprecher So viele Fragen, die Antwort bleibt stumm. 3. Sprecher Es scheint, wir warten vergeblich. 1. Sprecher Vielleicht ist alles nicht wahr? 2. Sprecher Ein leeres Versprechen. 3. Sprecher Verliert nicht die Hoffnung. Er wird kommen. 1. Sprecher Er muss einfach kommen. 2. Sprecher Vielleicht hilft ein Gebet, ein Psalm der Hoffnung aus alter Zeit. Pfarrer oder Pfarrerin Aus Psalm 102 Herr, höre mein Gebet und lass mein Schreien zu dir kommen in der Nacht. Verbirg dein Antlitz nicht vor mir in der Not, neige deine Ohren zu mir. Wenn ich dich anrufe, so erhöre mich bald. Ich wache auf und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache. Du wollest dich aufmachen und über Zion erbarmen. Denn es ist Zeit, dass du uns gnädig bist, und die Stunde ist gekommen. Du Herr baust Zion wieder auf und erscheinst in deiner Herrlichkeit. Amen. Instrumentalstück 3. Sprecher Wächter am Tor, wir warten so sehr. Siehst du ihn kommen? Wächter Ich sehe jetzt wirklich etwas, einen winzigen Punkt nur, am Horizont. Er kommt näher. Es sind zwei - zwei Menschen, nicht mehr. Eine Frau und ein Mann. Doch sie sehen nicht anders aus als wir. Sind müde und schauen voll Sorge. 1. Sprecher Kann er das sein? Zwei Menschen wie wir? 2. Sprecher Müde wie wir? Voll Sorgen wie wir? 3. Sprecher Wächter, was tun sie? Wächter Sie kommen in unsere Stadt. Sie stehen vor einem Haus. Man lässt sie nicht ein. Man schickt sie fort 1. Sprecher Man schickt sie fort? Das kann doch wohl kaum der Erwartete sein. 2. Sprecher Und jetzt Wächter, was jetzt? Wächter Sie irren umher. 3. Sprecher Sie irren umher? So wie wir, wenn wir unruhig sind in der Nacht? 1. Sprecher Sie wissen nicht weiter. So wie wir, wenn die schweren Gedanken kommen in der Nacht? 2. Sprecher Sie wissen nicht, wo sie Heimat finden können, wie wir? 3. Sprecher Kann er das sein? Wächter Sie stehen vorm nächsten, jetzt prächtig erleuchteten Haus. Ich kann sie genauer erkennen in diesem künstlichen Festtagslicht. Es scheint, die Frau erwartet ein Kind. Sie bitten, sie flehen. Doch wieder: Man schüttelt den Kopf, der Mund formt ein Nein. Man lässt sie nicht ein. 1. Sprecher Die Welt sagt nein? Und man lässt sie nirgendwo ein?
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