Lahme Aster muss Drüsen schuppen

PRÜFUNG ÜBUNGEN ZUR DROGENKUNDE
Lahme Aster muss
Drüsen schuppen
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Dieser einfache Merksatz soll Ihnen dabei helfen, sich etwas zu merken.
Nämlich, dass Lamiaceae und Asteraceae Drüsenschuppen bilden, durch
die Sie die Pflanzen unter dem Mikroskop identifizieren können.
N
ach der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) müssen alle
Ausgangsstoffe für
die Herstellung von Arzneimitteln
auf ihre Qualität geprüft werden. Die
Stoffe dürfen nur verwendet werden,
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wenn Identität, Reinheit und Gehalt
den Anforderungen, die die Arzneibücher vorschreiben, entsprechen.
Da aber die Reinheitsprüfungen und
die Gehaltsbestimmungen relativ
aufwendig sind, kann die Apotheke
bereits vorgeprüfte Ware beziehen,
die dann in der Regel mit einem
Prüfzertifikat geliefert wird. Sind die
Prüfergebnisse in Ordnung, muss in
der Apotheke trotzdem immer die
Identität der Substanz festgestellt
werden. Schließlich könnte ja mal
etwas falsch verpackt worden sein.
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Bei Feststoffen kann man die Identität sehr schnell und einfach anhand
des Schmelzpunktes bestimmen, bei
Flüssigkeiten macht man in der Regel
eine Dichtebestimmung oder misst
den Brechungsindex. Auch eine Identitätsprüfung mit Hilfe der Dünnschichtchromatographie (DC) ist
relativ einfach durchführbar. Bei Drogen bietet sich die Mikroskopie an.
Exkrete werden abgelagert
Pflanzen können Stoffwechselprodukte, die sie nicht für den Energie- oder Baustoffwechsel benötigen,
an verschiedenen Stellen ablagern.
Diese sekundären Pflanzenstoffe
dienen zum Beispiel dem Fraßschutz, der Infektionsabwehr oder
zum Anlocken von Tieren zwecks
Bestäubung oder Verbreitung der
Samen. Zu diesen sekundären Pflanzenstoffen zählen unter anderem die
ätherischen Öle. Die Pflanze kann sie
entweder auf der Epidermis in Form
von Drüsenhaaren oder Drüsenschuppen produzieren und ablagern
oder in den Zellen im Gewebe beziehungsweise in den Interzellularen,
also den Zellzwischenräumen. Als
Identifikationsmerkmal und zur Bestimmung der Reinheit eignen sich
besonders Drüsenhaare und Drüsenschuppen, da man sie sehr leicht
im Mikroskop, auch bei gepulverter
Droge, erkennen kann.
Auf der Epidermis Bei Lippen-
blütlern und Korbblütlern, also Lamiaceae und Asteraceae, geben die
sezernierenden Zellen das ätherische Öl durch die Zellwände in den
Subcuticularraum ab. Das ist der
Raum zwischen den Epidermiszellen
und der Cuticula. Diese wölbt sich
dadurch stark hervor. Die Drüsen-
schuppen von Lippenblütlern und
Korbblütlern unterscheiden sich
dabei charakteristisch. Bei den Lamiaceae findet man vier bis zwölf
förmig Man findet die röhrenförmige Variante zum Beispiel bei den
Apiaceae, also den Doldenblütlern,
wie Kümmel, Anis und Fenchel. Das
Drüsenepithel kleidet hier einen
Hohlraum aus und sezerniert das
Exkret in diesen hinein. Schizogen
bedeutet dabei, dass sich die Zellwände voneinander ablösen und
auseinanderweichen, wodurch eine
geräumige Interzellulare, der Hohlraum, entsteht. In den Fruchtschalen
der Zitrusgewächse entstehen die
Ölbehälter lysigen. Dabei lösen sich
MINDESTENS DIE IDENTITÄT
Ausgangsstoffe und damit auch Drogen dürfen nur dann in der Apotheke
abgegeben oder weiterverarbeitet werden, wenn Identität, Reinheit und
Gehalt den Anforderungen der Arzneibuchmonographien entsprechen.
Die Apotheke kann auch bereits vorgeprüfte Ware beziehen. Wird diese
mit einem Prüfzertifikat geliefert und entspricht das Ergebnis den Anforderungen, muss in der Apotheke nur noch die Identität überprüft werden.
sezernierende Zellen, die in einer
Ebene, eingesenkt in die Epidermis,
stehen und von einer Stielzelle getragen werden. Man erkennt sie sehr
gut in der Draufsicht und nennt sie
auch Drüsenhaar Typ B. Bei Pfefferminzblättern lässt sich gelegentlich
auskristallisiertes Menthol erkennen.
Die Drüsenschuppen der Asteraceae
bestehen in der Regel aus fünf Zellpaaren, die übereinander angeordnet sind. Dieweiter oben gelegenen
sezernieren das ätherische Öl und
scheiden es in den Subcuticularraum
ab. Darunter befinden sich Stielzellen. In der Draufsicht sieht diese
Drüsenschuppe eher rund aus. Man
nennt sie auch Drüsenhaar Typ A
oder Köpfchenhaar.
Im Gewebe Bei den internen Öl-
behältern unterscheidet man schizogene und lysigene Ölbehälter. Die
schizogenen sind kugel- oder röhren-
einige mit Öl gefüllte Zellen komplett auf, wodurch ebenfalls ein mit
ätherischem Öl gefüllter Hohlraum
entsteht.
Nicht zu verwechseln Viele Pflan-
zen bilden auch Haare aus, die man
mit Hilfe des Mikroskops aber sehr
leicht von Drüsenschuppen unterscheiden kann. Haare sind in der
Botanik Anhangsgebilde der Epidermis, die durch Auswachsen von Epidermiszellen entstanden sind. Haare
können ein- oder mehrzellig, unverzweigt oder verzweigt, ein- oder
mehrreihig und an den Haarenden
köpfchenförmig oder schildartig
verbreitert sein. Daneben gibt es sogenannte Emergenzen, bei deren Bildung auch Schichten unterhalb der
Epidermis beteiligt sind. Das Brennhaar der Brennnessel ist ein Beispiel
dafür. ■
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