Leichtes Spiel mit barer Münze im Stadtmuseum

Nr. 55 | 20. Oktober 2015
Termine
Führungen im Museum Lothar Fischer
Vernissageführung
So 25. 10. 2015, 15 Uhr
Museen in Neumarkt
09
„Malen bis zur Raserei“
Das Museum Lothar Fischer präsentiert 30 Werke des Deutschen Expressionismus
Rundgang und Gespräch
Do 12. 11. 2015, 19 Uhr
Silke Thomas, Galerie Thomas Modern
München, und Museumsleiterin Pia
Dornacher führen gemeinsam durch
die Ausstellung.
Vortrag „Gabriele Münter in Murnau“
Do 3. 12. 2015, 19 Uhr
Isabelle Jansen, Gabriele Münter- und
Johannes Eichner-Stiftung, Städtische
Galerie im Lenbachhaus München
Franz-Marc-Abend zum 100. Todesjahr
Film und anschließende Diskussion mit
Cathrin Klingsöhr-Leroy, Direktorin Franz
Marc Museum, Gabriele Moritz,
Vorstandsmitglied der Lothar & Christel
Fischer Stiftung, und Pia Dornacher,
Museums­leiterin
Do 14. 1. 2016, 19 Uhr
Finissageführung
So 24. 1. 2016, 15 Uhr
Stadtmuseum
Stadtmuseum
Leichtes Spiel mit barer Münze
Spielautomaten aus der historischen
Münzautomatensammlung Königer
bis 17. 1. 2016
Führungen durch die Sonderausstellung
So 8. 11. und So 6. 12., jeweils 15 Uhr
So 10. 1. 2016, 13.30 Uhr
Adventsmarkt im Stadtmuseum
HANDGEMACHT – kunsthandwerkliche
Unikate im Dialog mit historischen
Objekten
In der Schausammlung präsentieren
Kunsthandwerker Schönes, Nützliches und
Außergewöhnliches. Mit Lesungen, Work­
shops und praktischen Vorführungen.
Sa 5. 12. 2015, 11 – 18 Uhr
So 6. 12. 2015, 10 – 17 Uhr
In den 1970er Jahren zog das Spanische Mädchen,
das auf dem Titelbild zu sehen ist, von New York nach
Ravensburg um. Das Sammlerehepaar Peter und Gud­
run Selinka hatte von Alexej von Jawlenskys berühm­
tes Gemälde dem Banker und späteren Vizepräsiden­
ten der USA, Nelson Rockefeller, abgekauft. Seither
ist das Gemälde aus dem Jahr 1912 das Glanzstück
einer der prominentesten privaten ExpressionistenSammlungen in Süddeutschland. Vom 25. Oktober
2015 bis 24. Januar 2016 wird sie im Museum Lothar
Fischer in Neumarkt ausgestellt.
Neben Arbeiten der 1905 in Dresden gegründeten
Künstlergruppe Brücke mit Ernst Ludwig Kirchner,
Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Otto Mueller
zeigt die Sonderausstellung ausgewählte Gemälde,
Zeichnungen und Druckgrafiken von Alexej von
Jawlensky, Gabriele Münter und Wassily Kandinsky
sowie weiteren Malern aus dem Umkreis der Münch­
ner Künstlerbewegung Blauer Reiter (1911-1914).
Diese Werke des Expressionismus, die sich bewusst
vom Impressionismus, Naturalismus und Akademis­
mus abgrenzen, bezeugen die damals avantgardis­
tischen Bestrebungen, der Farbe durch ihren freien
Umgang neue Ausdrucksmöglichkeiten zu verleihen.
Formal ist eine Reduzierung der Form und die
Aufgabe der traditionellen Perspektive und aka­
demischen Proportion prägend. Nicht die naturge­
treue Wiedergabe des Gesehenen ist bildwürdig,
sondern die subjektive Empfindung. Gemalt hatten
alle Künstler expressiv, impulsiv und spontan. „Ma­
len bis zur Raserei“ war zum Beispiel das Credo von
Ernst Ludwig Kirchner.
Den Stil, den die Brücke-Künstler in Dresden und
später in Berlin, und der Blaue Reiter in München
und Umgebung entwickelt haben, ist als Expressio­
nismus in die Kunstgeschichte eingegangen. Seine
Bedeutung für die Klassische Moderne kann nicht
hoch genug eingeschätzt werden. So sind auch nach
wie vor diese Gemälde, Aquarelle und Druckgrafi­
ken weltweite Publikumsmagnete.
Dies legt auch die mit 30 Arbeiten konzentrierte,
aber vielfältige Ausstellung im Museum Lothar Fi­
scher überzeugend dar. Sie ist in Kooperation mit
dem 2013 eröffneten Kunstmuseum Ravensburg
umgesetzt worden, das heute wesentliche Samm­
lungsteile der Peter und Gudrun Selinka-Stiftung
besitzt. Nachdem das Schaffen des Bildhauers und
SPUR-Mitbegründers Lothar Fischer (1933–2004) bis
Juni 2015 in Ravensburg mit einer retrospektiv an­
gelegten Schau gewürdigt wurde, werden im Gegen­
zug jetzt ausgewählte Arbeiten der Expressionisten
in der Oberpfalz ausgestellt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass
die Sammelleidenschaft Peter Selinkas (1924–2006),
die 1952 mit dem Erwerb einer Kirchner-Radierung
begann, Ende der 70er Jahre um Bildwerke der
Künstlergruppen CoBrA (1948–1951) und SPUR
(1957–1965) erweitert wurde; letztere agierte eben­
falls in München und sah sich in der Nachfolge und
Tradition des Blauen Reiters. Folglich schließt sich
ein Kreis, wenn jetzt Werke des Expressionismus in
einem lebendigen Dialog mit Arbeiten der Gruppe
SPUR präsentiert werden.
Pia Dornacher
links: Gabriele Münter,
Villen am Hügel,
1910/1911
© VG Bild-Kunst Bonn
2015
rechts: Ernst Ludwig
Kirchner, Sitzende
Fränzi, um 1910,
© Wolfgang und Ingeborg Henze-Ketterer,
Wittrach/Bern
Fotos: Thomas Weiss
Werke des Deutschen Expressionismus
Sammlung Peter und Gudrun Selinka
25. 10. 2015 – 24. 1. 2016
Mi bis Fr 14–17 Uhr
Sa und So 11-17 Uhr
Für Gruppen auch außerhalb der regulären
Öffnungszeiten
Leichtes Spiel mit barer Münze im Stadtmuseum
Nicht nur heute haben Eltern
Schwierigkeiten, den Spieltrieb
ihrer Kleinen an elektronischen
Geräten – und damit auch die
anfallenden Kosten – in Grenzen
zu halten. Auch früher schon gab
es Gelegenheiten genug, sich das Geld
spielend aus der Tasche ziehen zu las­
sen. Das Stadtmuseum Neumarkt zeigt
80 Spiel- und Unterhaltungsautomaten
aus 70 Jahren vom 10. Oktober 2015 bis
zum 17. Januar 2016 in einer großen
Sonderausstellung.
Spielautomaten mit uns heute nicht
mehr geläufigen Namen wie „Bajazzo“,
„Lucky Dice“ oder „Jemoc“ zeugen vom
Nervenkitzel und der Faszination, die
diese Automaten schon vor etwa 100
Jahren ausübten: mit dem Einsatz von
ein paar Groschen einen Gewinn und
damit ein kleines Stück vom Glück zu
erhaschen.
Die Sache mit dem Glück war
aber nicht so einfach. Einerseits
schuf die Reichsgründung 1871 mit
der Einführung einer gemeinsamen
Währung die Grundvoraussetzung
für die Entwicklung der deutschen Au­
tomatenindustrie, andererseits galt
nun überall das Glücksspielverbot.
Daher ließen sich die Hersteller
der Geräte, die etwa seit 1900 den
Markt eroberten, allerlei Mittel
und Wege einfallen, um das Gesetz
zu umgehen. Man versah die Spielautomaten
mit einer Warenausgabe, ließ nach dem
Münzeinwurf Musik erklingen oder
ersann sich andere Attraktionen,
die über den Verdacht des Glücks­
spiels erhaben waren. Besonders
skurril erscheint uns heute die
Kombination mit einem soge­
nannten Elektrisierer. Dabei wurde
elektrischer Strom als neuartige
technische Errungenschaft durch
den menschlichen Körper geleitet,
in der Annahme, dass dieser der
Gesundheit förderlich sei.
„Mit Geschick hast du Glück“
wirbt der geradezu programma­
tische, zum Spiel animierende
Schriftzug des „Onkel Theodor“,
einem Münzschleuderspiel von
1905. „Geschicklichkeit“ war letzt­
lich das Zauberwort, mit dem die
Branche die strenge Prüfkommissi­
on davon zu überzeugen versuchte,
dass bei dem jeweiligen Gerät nicht
wie beim Glücksspiel der Zufall für
Gewinn oder Verlust verantwort­
lich war. Spielentscheidend sollte
allein die Reaktionsfähigkeit und
Behändigkeit des jeweiligen Spie­
lers sein. Zum Präzedenzfall wurde
der beliebteste Spielautomat der
Weimarer Republik, der „Bajazzo“.
Die Streitfrage, ob es sich dabei
um ein Glücks- oder Geschick­
lichkeitsspiel handelte, wurde
jahrelang vor Gericht ausgetragen,
bis schließlich 1928 der als Gutachter hinzugezo­
gene, weltberühmte Jongleur Enrico Rastelli es als
Geschicklichkeitsspiel deklarierte.
Neben den Prämienspielautomaten gab es auch
Geräte, die in Anlehnung an sportliche Aktivitäten
im Sinne des Wettkampfes gestaltet waren. Man
konnte Fußball spielen, kegeln, beim Pferderennen
mitfiebern, in den Boxring steigen oder auch am
Schießautomaten sein Können erproben – und das
unabhängig von den eigenen tatsächlichen körper­
lichen Kräften, denn auch hier kam es auf die Ge­
schicklichkeit an. Bis in die 1960er Jahre reicht der
faszinierende Einblick in die Vielfalt und Technik
dieser Spiel- und Unterhaltungsautomaten, die Teil
einer der größten Privatsammlungen historischer
Münzautomaten sind.
Zusammengetragen wurde diese seit mehr als
zwei Jahrzehnten von dem aus Neumarkt stammen­
den passionierten Sammler, Gernot Königer, der die
zum Teil in ruinösem Zustand vorgefundenen Ein­
zelobjekte mit großem technischen Sachverstand
wieder zum Leben erweckte. Viel Zeit verwendet
er darauf, die Funktionstüchtigkeit der Geräte wie­
derherzustellen und zu erhalten, so dass man auch
in der Sonderausstellung an einigen ausgewählten
Automaten selbst aktiv werden darf.
Petra Henseler
Leichtes Spiel mit barer Münze
Spielautomaten aus der historischen
Münzautomatensammlung Königer
10. 10. 2015 – 17. 01. 2016
Mi bis Fr und So 14–17 Uhr
für Gruppen auch außerhalb der regulären
Öffnungszeiten
Zu den ersten deutschen
Münzschleuderspielen
gehörte der „Onkel
Theodor“ von ca. 1905